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  Dialektische erörterung zum thema "big brother"

Dialektische Erörterung zum Thema „Big Brother“ Im Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: „Die Würde des Menschen ist unan-tastbar.“ Seit einigen W ochen diskutieren Politiker, Medienbeauftragte und –wissenschaftler, Theologen und auch ein Teil der Zuschauer, ob das Fernsehprojekt „Big Brother“ gegen dieses Grundrecht verstößt. Kein anderes Fernsehprogramm hat die Gemüter dermaßen erregt und fand in den Medien eine derarte Beachtung. Selbst die konservativsten Zeitungen be- richten ausführlich über diese „Reality-Soap“, in der zehn Personen 100 Tage in einem von der Außenwelt isolierten Wohncontainer verbringen müssen, wobei sie unter ständiger Kameraüberwachung stehen. Alle zwei Wochen nominieren die Bewohner zwei ihrer Mitwohner, die dann das Haus verlassen müssen. Die Zuschauer sind dann aufgerufen, per Telefon abzustimmen, welche der beiden nominierten Personen aus dem Haus ausziehen muss.

Ob die gegen diese Sendung laut gewordenen Vorwürfe gerechtfertigt oder zurückzuweisen sind, möchte ich in dieser Erörterung untersuchen. Das meist geäußerste Argument der Gegner von „Big Brother“ besteht darin, dass die Bewohner sich nur wegen dem Preisgeld von einer ¼ Million DM für das Projekt beworben haben. Einige von den zehn „Auserwählten“ gaben das auch zu, für andere steht die persönliche Herausforderung im Mittelpunkt, auch wenn sie natürlich nichts gegen diese Gewinnsumme einzuwenden haben. Es heißt auch, dass die Personen extra von Psychologen ausgesucht und für „tauglich“ befunden worden sind. Kritiker mögen dies nicht so recht glauben und halten dagegen, dass die fünf Männer und fünf Frauen gerade deshalb auserwählt wurden, weil zwischen ihnen ein natürlich Streitpotenzial besteht. Diese Behauptung hat schon häufig ihre Bestätigung gefunden; gab es doch schon die größeren oder kleineren Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern.

Die Gegner haben nun zwar eine einstündige kamerafreie Zone erkämpft, doch wurde diese kaum in Anspruch genommen. Denn niemand möchte als Außenseiter dastehen. Außerdem könnte man sich beim Publikum unbeliebt machen, da dieses zu der Auffassung gelangen kann, dass jene Person etwas zu verbergen hat. Bei der nächsten Nominierung könnte man deshalb von den Zuschauern abgewählt werden. Im Haus entsteht natürlich ein enormer Stress, vor allem bei den Nominierungen. Daraus entwickelten sich schon mehrfach heftige Dispute.

Deshalb (und auch aus einigen anderen Gründen) kamen CDU-Politiker zu dem Schluss, dass die Mitbewohner zu reinen Objekten und die Zuschauer zu bloßen Voyeuren degradiert werden. Die meisten dieser Argumente lassen sich zweifellos entkräften. So erklärte die zuletzt vom Publikum Gewählte, dass „Big Brother“ keinesfalls schädlich, sondern eine wirklich tolle Erfindung ist, bei der sie viel über sich selbst und andere Menschen erfahren hat. Fast alle der zehn Personen, die völlig freiwillig und ungezwungen in das Haus gezogen sind, gaben den Reiz am Unbekannten und die Herausforderung als Grund für ihre Bewerbung an. Zusätzlich entschieden sich die Produzenten der Sendung für diese Männer und Frauen, weil sie angaben, bei Problemen auch freiwillig das Haus zu verlassen. Drei Frauen wählten schon diesen Weg zur Beendigung dieses Projekts.

In dieser Art des Zusammenlebens können auch mitunter tiefe Freundschaften entstehen. So verließ Kerstin, eine Mitbewohnerin, freiwillig das Haus, weil ihre neu gewonnene Freundin Manuela aus der Wohngemeinschaft ausziehen musste, und das obwohl sie dort eine Beziehung mit einem männlichen Bewohner begonnen hatte. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass, falls Probleme psychischer Art auftreten sollten, es sofort möglich ist, mit einem Psychologen zu sprechen. Bei solch einem Gespräch sind natürlich die Zuschauer, sei es nun über das Fernsehen oder das Internet, nicht in der Lage, dieses verfolgen zu können. Doch soweit ich weiß, ist ein solcher Fall noch nicht aufgetreten. Doch worin besteht nun der Reiz an „Big Brother“? Ist es die natürliche Neugier des Menschen, die bloße Lust, andere Personen in einer für sie ungewöhnlichen Umgebung zu beobachten und zu sehen, wer sich mit wem versteht und wer über wen lästert? Ich muss zugeben, dass einige dieser Gründe durchaus für mich zutreffen.

Ich selbst bin ein regelmäßiger Zuschauer des Programms, doch würde ich mich nicht als „eingefleischter Fan“ betrachten. Auf jeden Fall ist „Big Brother“ für mich eine interessante Sendung, deren Fortlaufen ich mit Spannung verfolge. Auch ist sie in meiner Familie und in meinem Bekanntenkreis zu einem wichtigen Gesprächsthema geworden. Ich halte es auch nicht für nötig, dieses Programm zu verbieten. Schließlich sind die Männer und Frauen völlig freiwillig in das Haus gezogen. Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob ihm diese Art der Unterhaltung gefällt und er es sich regelmäßig anschaut, oder ob er zu jener Zeit lieber einen anderen Fernsehsender einschaltet oder ein gutes Buch liest.


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