Die freundschaft zwischen goethe und schiller
Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller
Goethe war durch seine italienische Reise in eine Art „geistige Abschließung“ geraten. Doch daraus sollte ihn die Bekanntschaft mit Friedrich Schiller befreien. Goethe betonte später immer wieder wie folgenreich und unerwartet diese Annäherung war. Durch sein Studium der Schriften Kants Anfang der 90er Jahre erlebte Schiller eine ähnliche innere Wandlung wie Goethe durch seine italienische Reise. Das zufällige Treffen Ende 1794 wurde durch das bei Beiden unabhängig einsetzende Bemühen um normative Kunstanschauung begünstigt. Nach einer Sitzung der Jenaer „Naturforschenden Gesellschaft“ unterhielten sie sich über die Urpflanze, worauf Goethe von Schiller in sein Haus eingeladen wurde, das Gespräch dort fortzusetzen.
Nach dieser ersten Begegnung machte Schiller den nächsten Schritt auf Goethe zu und schrieb ihm einen Brief, der nicht nur Goethes Lebensklugheit und Lebensart, sondern auch seine menschliche Größe bezeugte. Zu diesem Zeitpunkt war Schiller fünfunddreißig Jahre alt und Goethe fünfundvierzig. Damit war der Grundstein für die sich später entwickelnde Freundschaft gelegt. Seine Antwort voller dankbarer Annerkennung kam nur vier Tage später. Durch diese Annäherung entwickelte sich ein intensiver schriftlicher und verbaler Gedankenaustausch, der Beiden viel Freude und Nutzen brachte. Schillers Tendenz zu philosophischen Spekulationen sowie sein Hang zum Extremen wurden durch Goethe gebremst.
Im Gegenzug brachte Schiller ihn von seinen naturwissenschaftlichen Studien ab in Richtung dichterische Kunst. Schon 1794 schrieb Goethe für Schillers „Horen“ die „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. Er gab sogar einen Teil seiner „Römischen Elegien“ zur Veröffentlichung heraus. Die „Horen“ bekamen jedoch nur eine sehr schwache Resonanz. Daraufhin äußerten sie in fast tausend Epigrammen, den Xenien, ihren Unmut über das Publikum. Unter gegenseitiger Unterstützung schufen Goethe und Schiller ihre größten Balladen (Der Zauberlehrling, Der Taucher, Der Gott und die Bajadere).
Schiller arbeitete seit 1796 an der Trilogie „Wallenstein“. Goethe schloss „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ab und widmete sich wieder „Faust“. Sein Epos „Hermann und Dorothea“ lies ihn nach dem Erscheinen des „Werther“ wieder zu einem volkstümlichen Autor werden. Goethes sowie Schillers Dichtungen und Abhandlungen zeigen in dieser Zeit eine Tendenz zum Belehrenden, fast sogar Lehrhaften. Die Zusammenarbeit der Beiden wurde im Laufe der Jahre so tiefgreifend, dass Goethe glaubte in „einen neuen Frühling, in welchem alles froh nebeneinander keimte und aus aufgeschlossenen Samen und Zweigen hervorging“ zu sein. 1799 gab Schiller seine Professur in Jena auf und zog zu Goethe nach Weimar.
Durch seine Teilnahme erfuhr Goethes Arbeit für das Theater neuen, frischen Wind. Ihre gemeinsam entwickelten klassizistischen Stilisierungsprinzipien wurden in den Aufführungen erprobt („Maria Stuart“ 1800, „Braut von Messina“ 1803, „Wilhelm Tell“ 1804). Seit 1794 gab es nur wenige Ereignisse, die nicht in einem unmittelbaren Verhältnis zu Schiller standen. Das Jahr 1805 sollte dies alles ändern. Beide, Schiller und Goethe, waren seit Januar krank. Der gewohnte Gedankenaustausch war unterbrochen bzw.
unmöglich geworden. Goethe traf Schiller noch einmal während dieser Zeit, als dieser auf dem Weg zu einer Aufführung war, konnte seinen Freund aber leider nicht begleiten. Das war das letzte Mal, dass sie sich gesehen haben. Am 9.Mai 1805 starb Friedrich Schiller an Lungenentzündung. Von seinen Krankheiten und Schmerzen, die nach Schillers Tod noch zugenommen hatten, konnte sich Goethe erst nach einer Kur erholen.
An den Freund Karl Friedrich Zelter schrieb er über Schiller „…Ich dachte mich selbst zu verlieren, und verliere nun einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseins…“.
Guido Blankenberg
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