Seminar: qualitative methoden: beschreibung (inhaltsanalyse)
Seminar: Qualitative Methoden: Beschreibung (Inhaltsanalyse)
Dozent: Prof. Dr. N. Groeben
Semester: Sommersemester 1996
Die Inhaltsanalyse
Das Problem der Validität anhand von zwei Beispieluntersuchungen
Stephan Noller
Köln, im April 1997
Inhaltsverzeichnis
INHALTSANALYSE 3
1.1 Vorbemerkung 3
1.2.
Die Inhaltsanalyse zwischen quantitativer und qualitativer Methodik 5
1.3 Analyse zweier empirischer Untersuchungen 11
1.3.1. Zur sprachlichen Inszenierung von Geschlecht - doing gender in Kontaktanzeigen
(Gottburgsen 1995) 11
1.3.
1.1. Die Untersuchung 11
1.3.1.2.
Gültigkeit der Interpretation und Validität der Untersuchung 14
1.3.2. Die Geschichte liegt im Erzählen: Ein kooperativer Konversationsstil unter Frauen
(M.M. Jenkins) 15
1.
3.2.1. Die Untersuchung 15
1.3.2.
2. Kritik am methodischen Vorgehen, Problem der Validität 17
Literaturverzeichnis 21
Inhaltsanalyse
1.1 Vorbemerkung
Als 1955 Vladimir Nabokovs Roman “Lolita” in Paris erschien (in Amerika hatte er keinen Verlag finden können), ahnte der Autor wohl kaum, welche Diffamierungen und Repressalien ihm sein Werk einbringen würde. Die Gerichte verschiedenster Staaten setzten den Roman sogleich auf den Index, “banned as obscene”. Was war geschehen? Lolita handelt von einem klassischen Anti-Helden, Humbert Humbert, der von der erotischen Ausstrahlung junger Mädchen besessen ist. Er unternimmt nach dem mysteriösen Tod der Mutter des Mädchens Lolita mit dieser eine Reise durch Amerika, von Motel zu Motel.
In den erotischen Schilderungen, die häufig nur Phantasien von Humbert sind, werden die Grenzen zur Pornographie eigentlich nie auch nur annähernd überschritten, vielmehr gerät der Leser durch die faszinierende Poesie in Verbindung mit sittlicher Verwerflichkeit (die aber vom Leser überwiegend “hinzukonstruiert” werden muß...) in ungeheure moralische Konflikte.
“The neutral phrase used by Nabokov [zur Bezeichnung der Geschlechtsteile] prevents the intrusion of the Freudian tragic in the unfolding of the scene and induces a great complicity between the author, the narrator, the characters, and, naturally, the readers who are invited to fuse their desires with those of Humbert.” (Couturier, 1996).
Die Liste literarischer, also fiktiver Erzeugnisse, die aufgrund ihrer Konzeption als solcher mißverstanden wurden wie auch “Lolita”, ließe sich sicherlich endlos fortführen (1997 ist die Aktivierungsschwelle für staatliche Reaktionen nur eine andere, Oliver Stone’s “Natural Born Killers” setzt da sicher aktuelle Maßstäbe).
“The poetic element is not a simple alibi but the novel’s raison d’être” (Couturier, 1996).
Wenn also der Leser bereits in einem solchen Ausmaß an der Produktion der Bedeutung des Textes beteiligt ist, wird deutlich, daß zur Beurteilung dieser Bedeutung guter Wille allein niemals ausreichen kann. Die subjektive Verzerrung macht den Reiz einer solchen Literatur ja gerade aus, und intersubjektive Übereinstimmung mittels Lektüre zu erlangen, wäre an dieser Stelle ein gänzlich sinnloses Unterfangen. Nichtsdestotrotz ist es notwendig (z.B.
in einem Gerichtsverfahren), wissenschaftliche Kriterien zu entwickeln, um genau diese Beschreibungsebene zu erlangen, eine valide und intersubjektive Übereinstimmung in der Beurteilung eines Textes. Außerdem sprechen die Ergebnisse der Psychologie in der Rezeptionsforschung auch bei einfachen (also nicht-fiktionalen) Texten dafür, prinzipiell von der “kognitiven Konstruktivität” des Rezipienten auszugehen (Groeben & Rustemeyer, 1995).
Am Beispiel Nabokov wird aber auch deutlich, wie schwierig ein Rückschluß vom Text auf den Autor, vielmehr aber noch auf die Leser sein muß, wenn es schon ein halsbrecherisches Unterfangen zu sein scheint, sich auch nur in Ansätzen über die diversen Bedeutungsebenen des Textes zu einigen.
Vor allem aber die Rezeptionsgeschichte von “Lolita” zeigt, welche fatalen Folgen ein mißlingender Kommunikationsprozeß haben kann. Für derartige Texte verbietet sich “der Schluß auf die z.B kognitive oder auch motivationale Struktur des Autors” (Rustemeyer, 1992) eigentlich völlig.
Für den folgenden Schwerpunkt wissenschaftlicher Analyse nicht-fiktionaler Texte mag dieses Beispiel jedenfalls als Hinweis auf die ungeheuer komplexe Situation dienen, die sich ergibt, wenn der Mensch als fortwährend konstruierendes Subjekt aufzufassen ist. Im übrigen ist “Lolita” m.E. ein überwältigendes Zeugnis dafür, wie zwingend diese Annahme ist,- ohne individuelle kognitive Konstruktivität hätte dieses Buch nicht einen Bruchteil seiner Faszination.
1.2.
Die Inhaltsanalyse zwischen quantitativer und qualitativer Methodik
Da die Betrachtung der Validität einer Inhaltsanalyse am Ende der jeweiligen Untersuchung erfolgt, baut dieser Arbeitsschritt nicht nur chronologisch, sondern auch vor allem sachlogisch in erheblichem Maße auf die vorangehenden Schritte auf. Deshalb werde ich nach einem kurzen Abriß über die Inhaltsanalyse nach Rustemeyer auf die Details, die die Regelkonstanz (Groeben & Rustemeyer, 1995) der Inhaltsanalyse ausmachen, eingehen. Es sind dies Objektivität, Systematik und Quantifizierung, die in entsprechenden Teilschritten abgebildet werden.
Die Inhaltsanalyse, wie sie Rustemeyer (1992), und Groeben & Rustemeyer (1995) dargestellt haben, ist ein Instrument zur Systematisierung von Textverständnis. Dabei kann unter Text all das subsumiert werden, was der Kommunikationsprozeß “abwirft”, also auch nonverbale Inhalte und Filme, Bilder etc.,- das Verfahren ist nicht primär auf verschriftetes Material angewiesen, wenngleich zur Analyse ein Protokoll oder eine Transkription erforderlich sein dürfte (vgl.
Rustemeyer 1992; Groeben & Rustemeyer 1995).
Ausgehend von der prinzipiellen Konstruktivität des Subjekts, d.h. des Autors und der Rezipienten, fordert der wissenschaftliche Anspruch an den Umgang mit Texten ein derartiges Instrument, wenn es darum geht, diese intersubjektiv übereinstimmend zu beurteilen oder mehrere Texte miteinander zu vergleichen. Die Analyse kann dabei potentiell auf drei Ebenen abzielen: Textbedeutung, Merkmale des Autors und Merkmale der Rezipienten. Methodisch gesichert gilt die Analyse der Textbedeutung (Rustemeyer, 1992, 140), und zwar auch bei latenten Inhalten (vgl.
Groeben/Rustemeyer, 1995).
Ein interessanter und häufig angewandter Aspekt der inhaltsanalytischen Auswertung ist der Schluß auf die “kognitive oder auch motivationale Struktur des Autors dieser Texte” (Rustemeyer 1992, 140). Rustemeyer weist darauf hin, daß hierbei mit dem Instrumentarium der klassischen Methodenlehre und unter Bezugnahme auf parallel erhobene Daten die gewonnenen Aussagen über den Autor abgesichert werden müssen. Beim anfangs erwähnten Beispielfall wäre es deshalb zwingend notwendig gewesen, andere Texte, d.h. literarische Erzeugnisse, aber auch Interviews, Autobiographisches etc.
hinzuzuziehen, bevor anhand des fiktionalen Textes ein Rückschluß auf Merkmale des Autors hätten erfolgen dürfen.
Die dritte erwähnte Auswertungsmöglichkeit, der Versuch einer Analyse (oder Erhebung?) von Rezipientenmerkmalen wird von Rustemeyer deutlich zurückgewiesen. Bei der Generierung von Textverständnis entstehen unkalkulierbare Inferenzen durch die top down- Prozesse (Groeben & Rustemeyer 1995) auf der Seite der Leser. Außerdem kann der situative Kontext der Lektüre nicht miterhoben werden, wie dies bei Hypothesen über den Autor eines Textes zumindest annäherungsweise möglich ist.
Da es bei der Inhaltsanalyse darum geht, bestimmte Textteile bestimmten Bedeutungsaspekten zuzuordnen, um eine systematische Gesamtbeschreibung des Textes zu erreichen (vgl. Rustemeyer 1992), müssen ein Reihe von methodischen Schritten regelgeleitet vollzogen werden, damit unter Zuhilfenahme statistischer Methoden die Bedeutung des Textes erhoben werden kann.
Zu Beginn muß die Hypothesenexplikation erfolgen. Dies kann deduktiv geschehen, indem z.B. Forschungsmaterial zum Thema gesichtet wird, oder induktiv, indem bei der ersten Sichtung des Textmaterials intuitiv Hypothesen über dessen Bedeutung gebildet werden. Die deduktive Verfahrensweise hat den Vorteil methodischer Stringenz, außerdem werden “Meßwiederholungen” am gleichen Material vermieden. Nachteilig ist die oft zu geringe “Passung” der so gewonnenen Fragestellung im Hinblick auf das Untersuchungsmaterial.
Ein gravierender Nachteil beim induktiven
Generieren von Hypothesen besteht darin, daß am gleichen Material sowohl Hypothesen generiert als auch getestet werden. Die experimentelle Methodik gestattet ein solches Vorgehen aus guten Gründen nicht, denn die Gefahr, ein selbstreferentielles, und damit unbrauchbares Ergebnis zu erhalten, liegt auf der Hand (vgl. Rustemeyer 1992).
Dieser Konflikt verdeutlicht auch das Spannungsfeld zwischen hermeneutischer und streng-empirischer Betrachtungsweise, in dem diese Form der Inhaltsanalyse sich bewegt. Um material- und methodengerechtes Vorgehen zu vereinen, empfiehlt sich daher in der Regel ein (regelgeleiteter, d.h.
hier: dokumentierter) Mittelweg zwischen deduktivem und induktivem Vorgehen bei der Generierung von Hypothesen.
Die beiden folgenden Arbeitsschritte beziehen sich auf die Operationalisierung der so gewonnen Hypothesen am Material.
Da Textteile untersucht und zugeordnet werden sollen, muß definiert werden, welche Kriterien einen Textteil definieren. Außerdem muß eine “Stichprobe” gezogen werden, d.h. es muß in der Regel eine Auswahl des zu untersuchenden Materials stattfinden (bei Interviews durch die Auswahl der Versuchspersonen).
Bei der Festlegung der Analyseeinheit, also der Textteile, die zu betrachten sind, ist der Arbeitsaufwand stark von der jeweiligen Hypothese abhängig. Häufig beinhalten die Hypothesen bereits Aussagen über syntaktische Einheiten (z.B. Gebrauch von bestimmten Wörtern), die eine weitere Operationalisierung gar nicht erforderlich machen. Andere Hypothesen gestatten eine Operationalisierung auf formal-syntaktischer Ebene. Schwierig wird die Einheitenfestlegung allerdings, wenn die Analyseeinheit nicht formal, sondern inhaltlich definiert sein muß (vgl.
Rustemeyer 1992). Gilt es z.B., die Häufigkeit bestimmter Themen in einem Interviewtext festzustellen, kann sich die Analyseeinheit im Extremfall von einem Wort (einem Ausruf zum Beispiel) bis hin zu mehreren Seiten erstrecken. Außerdem können sich hier erhebliche Überschneidungen und Interferenzen zwischen verschiedenen Bedeutungsaspekten des Textes ergeben, die eine klare Zuordnung zu einer Kategorie erschweren. Probleme bei inhaltlich definierten Analyseeinheiten tauchen auch bei der Codierer-Übereinstimmung wieder auf.
Sind Auswahl- und Analyseeinheit ausreichend festgelegt, muß ein System von Kategorien erstellt werden, welches zur Zuordnung der Analyseeinheiten verwendet wird.
Dabei ist die Herleitung und Explikation des Kategoriensystems bisweilen eng mit den Definition der Analyseeinheit vernetzt, so daß hier evtl. gegenseitige Korrekturen notwendig sein können. Im Extremfall kann es bei einem derartigen Problem der “Passung” von Kategoriensystem und Analyseeinheit dazu kommen, daß die Analyseeinheit keiner Kategorie widerspruchsfrei zugeordnet werden kann (zu große Analyseeinheit), oder es kommt zu einer “artifiziellen Aufschwemmung von Daten” (Rustemeyer 1992, 86), wenn die Analyseeinheit zu klein gewählt wurde.
Des weiteren gibt es inhaltliche Probleme, wenn es z.B.
darum geht, redundante Äußerungen einer VP angemessen zuzuordnen, ohne eine Verzerrung der statistischen Auswertung in Kauf nehmen zu müssen.
Im nächsten Schritt muß das Kategoriensystem anhand des konkreten Materials expliziert werden. Dies geschieht mit dem Ziel, durch größtmögliche Transparenz der Kategorienexplikation eine möglichst große interindividuelle Übereinstimmung in der Anwendung des Systems zu erreichen. Rustemeyer schlägt dazu ein Verfahren in drei Teilschritten vor. Nach der theoriegeleiteten Kategoriendefinition sollten diese Kategorien in einem zweiten Schritt anhand des Materials expliziert werden. Danach ist es sinnvoll, die einzelnen Kategorien nochmals anhand von konkreten Beispielen (negativen und positiven) aus dem Text zu erläutern.
Im Rahmen dieses Prozesses kann es noch zu einer Modifikation des Kategoriensystems anhand von Ober- und Unterkategorien kommen, um z.B. paradigmatische Fälle in einer speziellen Unterkategorie einzeln zu erfassen. Dabei geht es allerdings nicht mehr darum, das System prinzipiell umzugestalten, sondern nur um eine Erhöhung der Meßgenauigkeit und Tiefe, wo es anhand des Materials geboten erscheint.
Ein Kriterium für die Qualität des gewählten Kategoriensystems ergibt sich rückblickend bei der Auswertung. Dabei kann festgestellt werden, ob annähernd alle Textteile in einer inhaltlichen Kategorie (also nicht der Kategorie “Rest” o.
ä.) sinnvoll zugeordnet werden konnten (erschöpfendes Kategoriensystem), und ob alle gewählten Kategorien besetzt wurden (Saturiertheit, vgl. Rustemeyer 1992).
Um das Ziel der interindividuellen Übereinstimmung zu erreichen, ist es wichtig, zuletzt die Codiererübereinstimmung zu betrachten und gegebenenfalls eine Codiererschulung durchzuführen, wenn die Ergebnisse der Übereinstimmung unbefriedigend sein sollten. Genauso kann dies aber auch ein Hinweis auf Schwächen bei der Kategorienexplikation oder der Einheitenfestlegung sein.
Nach der Wahl der statistischen Verfahren und der Durchführung der entsprechenden Analyse geht man zur Interpretation der Ergebnisse über, die eng mit der Fragestellung der Validität zusammenhängt.
Da Validität das eigentliche Thema dieser Arbeit darstellt, möchte ich noch kurz erläutern, weshalb den vorangehenden Auswertungsschritten hier ein solch großes Gewicht beigemessen wurde.
Die Frage nach der Validität der Untersuchung beinhaltet die Frage, ob wirklich das gemessen wurde, was gemessen werden sollte (vgl. Rustemeyer 1992, 140). Dies ist bei der Erhebung von Textbedeutung relativ unstrittig (ebd.), allerdings unter der Voraussetzung, daß die oben angeführten Teilschritte systematisch und regelgeleitet vollzogen wurden. Übertragen aus der experimentellen Versuchsplanung könnte hier ebenfalls von Ableitungsvalidität gesprochen werden bzw.
etwas weiter gefaßt von interner Validität. Dies betrifft hauptsächlich die Qualität der gewählten Operationalisierung, wie sie in der Inhaltsanalyse im Kategoriensystem vollzogen wird (“Herzstück einer Inhaltsanalyse aber ist (...) das Kategoriensystem”; Groeben & Rustemeyer 1995, 532).
Um noch einmal auf das Eingangbeispiel zurückzukommen: an der Frage der Validität wären sicherlich alle “Analysen” von Charaktereigenschaften des Autors Nabokov anhand seines Romans “Lolita” kläglich gescheitert.
Und tatsächlich muß bei dem Versuch, anhand einer Inhaltsanalyse Daten über den Autor zu erheben (wie es z.B. bei Interviews sicherlich sinnvoll ist), einiges beachtet werden, damit die Analyse nicht Opfer der prinzipiellen Konstruktivität des ganzen Vorganges wird.
Rustemeyer empfiehlt “die Analyse der Veränderung von Aussagen über den Interviewverlauf hinweg, wobei entsprechende Argumente dafür angeführt werden sollten, welche der zum Teil inkohärenten Äußerungen als die ‘eigentlicheren’, d.h. valideren angesehen werden können” (Rustemeyer 1992, 141).
Allerdings wird hier die Kohärenz der geäußerten Kognitionen einer Vp als Kriterium zur Bewertung von sich widersprechenden Aussagen eingeführt, was sicherlich zu diskutieren wäre. Legt man Kellys “Korollarium der Fragmentierung” (vgl. Kelly 1955/1986, 94) zugrunde, würde dieses von Rustemeyer eingeführte Kriterium eher ein Beispiel dafür abgeben, wie eine rigide Systematik die Bedeutungsvielfalt des Materials “overrulen” kann, und somit sicherlich kein probates Mittel darstellen, um die Validität zu erhöhen.
Weitere externe Kriterien zur Absicherung von textimmanent gewonnenen Aussagen über den Autor wären die Ergebnisse aus anderen Verfahren (z.B. projektive Tests) und Ergebnisse aus früheren Untersuchungen, falls diese verfügbar sind.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Frage nach der Validität im wesentlichen auf Schlüsse vom analysierten Text auf den Autor beschränkt werden kann. Die Erhebung der Textbedeutung kann bei korrektem Verfahren als valide angenommen werden (vgl. Rustemeyer 1992), und die potentielle Möglichkeit, Aussagen über Rezipienten anhand des Materials abzuleiten, muß aus den genannten Gründen abgelehnt werden. Infolgedessen werde ich mich bei der Analyse der folgenden empirischen Arbeiten auf diesen Aspekt der Validität beschränken.
1.3 Analyse zweier empirischer Untersuchungen
1.
3.1. Zur sprachlichen Inszenierung von Geschlecht - doing gender in Kontaktanzeigen (Gottburgsen 1995)
1.3.1.1.
Die Untersuchung
Die Autorin untersuchte Kontaktanzeigen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) mit dem Ziel, einen signifikanten Unterschied in der Art und Weise festzustellen, wie die Inserierenden ihre Selbstdarstellung, die Darstellung des gewünschten Partners/Partnerin, und den gewählten Kommunikationsstil entlang geläufiger Stereotype vom sozialen Geschlecht konstruierten.
Die Hypothesenbildung erfolgte also auf der Grundlage linguistischer Frauenforschung und dem Konstrukt des sozialen Geschlechts oder des “doing gender” (Gottburgsen 1995, 257), wie die Autorin es benennt. Dabei geht sie davon aus, daß Individuen ihre geschlechtsspezifische Rolle nicht anhand biologischer Tatsachen “in die Wiege gelegt bekommen”, sondern das zugrundeliegende Rollenverständnis ständig im sozialen Prozeß neu konstruieren. Diese Konstruktion erfolgt nicht bedingungslos, sondern in der Regel entlang sozialer Normen und gesellschaftlicher Standards. Deshalb wäre zu erwarten, daß Kontaktanzeigen genau diese Art der Rollenkonstruktion widerspiegeln. Da bei diesem “Herstellungsprozeß” (Gottburgsen 1995, 259) von einer determinierenden Funktion des Sprachgebrauchs für das Selbstkonzept der Sprecherinnen ausgegangen werden kann, ist es die “Aufgabe der linguistischen Frauenforschung (.
..) aufzudecken, ob und wie Geschlecht in konkreten Interaktionen als relevante Kategorie hergestellt wird, wie soziale Subjekte sich als Frauen und Männer konstituieren bzw. konstituiert werden.” (ebd., 260)
Dabei geht die Autorin davon aus, daß Männer eher in der Berufsrolle gesehen werden und mit Eigenschaften wie Kompetenz, Rationalität, Stärke und Aktivität bedacht werden.
Frauen hingegen sollten in ihrer familiären Identität und der Rolle als Sexualobjekt konstruiert werden. Dabei müßten Eigenschaften wie Wärme, Emotionalität, Attraktivität und Sozialität hervorstechend sein.
Angeblich sind Frauen geschwätzig und Männer eher schweigsam. Die entsprechende statistische Auswertung der Anzeigen erbrachte das Gegenteil. Männer geben über alle Anzeigentypen Texte mit durchschnittlich mehr Wörtern pro Anzeige auf (über die statistische Signifikanz schweigt die Autorin allerdings).
Auch beim Gebrauch von Abkürzungen wäre entsprechend obiger Hypothese bzgl.
des entsprechenden Rollenstereotyps zu erwarten gewesen, daß Frauen mehr Abkürzungen verwenden. Auch hier zeigte die Analyse das Gegenteil. “Im Gegenteil verfaßten Männer signifikant häufiger Anzeigen, die Abkürzungen enthielten (81% M vs. 69% F).” (ebd. 271).
Die Autorin mutmaßt, die Inszenierung von Geschlecht sei hier dem “kommunikativen Ziel ‘Lesbarkeit’” (ebd.) untergeordnet worden.
Es folgt die “qualitative Analyse”, wobei hier angemerkt werden sollte, daß diese Unterscheidung nach dem Konzept der Inhaltsanalyse von Rustemeyer (1992) und Groeben & Rustemeyer (1995), sowie Mayring (1990) als nicht sinnvoll angesehen werden kann. Die vorliegende Untersuchung belegt diese Behauptung auch in ihrem Verlauf, denn im Bereich der “qualitativen Analyse” werden auch nur Textelemente bestimmten Kategorien zugeordnet (z.B. Kategorie “Ausstrahlung”, “Ausdrücke und Lexeme, .
..” Gottburgsen 1995, 272). Dabei wird nicht einmal der Bereich manifester Textelemente verlassen.
Zusammenfassend kann hier gesagt werden, daß die Reihenfolge der Komponenten in der Selbstdarstellung bis auf eine Ausnahme (s.u.
) nicht zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden war. Die Besetzung der entsprechenden Kategorien zeigte allerdings den gewünschten Effekt: Männer bewerteten den Beruf deutlich höher als Frauen. Das Vermögen erschien bei den Männern an vierter Stelle, während bei der weiblichen Selbstdarstellung hier die Ausstrahlung wichtiger war. Bei der weiblichen Selbstdarstellung taucht das Vermögen erst an letzter Stelle auf (bei Männern die Ausstrahlung).
Bezüglich der Darstellung des/der gewünschten Partners/Partnerin waren auch die Abweichungen in der Reihenfolge der Kategorien deutlich. Männer orientierten sich in der Darstellung der Partnerin am Aussehen, der Ausstrahlung und dem Sozialverhalten, Frauen nannten an erster Stelle Sozialverhalten, dann Bildung und Emotionalität, an vierter Stelle erschien hier erst das Aussehen.
In der weiblichen Partnerdarstellung taucht erwartungsgemäß Beruf auf (an vierter Stelle), ebenso erwartungsgemäß in der männlichen Darstellung die Erotik (allerdings an sechster Stelle).
Die Autorin folgert, daß ihre Hypothese bzgl. der semantischen Bereiche “Aussehen”, “Beruf” und “Ausstrahlung” sowohl in der Selbst- als auch in der Partnerdarstellung empirisch belegt werden konnte. Nur in der Selbstdarstellung galt dies weiterhin für “Emotionalität” und “Vermögen”, in der Partnerdarstellung waren die Bereiche “Erotik” und “Bildung” angeblich von den Stereotypen “beeinflußt”. (ebd., 276)
Ein weiteres Stereotyp über das Kommunikationsverhalten, - Frauen wählen seltener als Männer die direkte Kommunikation -, konnte anhand des Materials ebenfalls bestätigt werden.
Bezüglich der Kategorie “stellvertretende Substantive” konnte die Autorin ebenfalls geschlechtsspezifische Konstruktion entlang des geltenden Stereotyps nachweisen. Frauen verwendeten Substantive aus dem Bereich “Geschlecht” (obwohl viele einen Beruf ausübten), Männer aus dem Bereich “Beruf”. Die gleiche Tendenz (wenn auch merklich abgeschwächt) konnte für die Beschreibung der Partner gezeigt werden.
1.3.1.
2. Gültigkeit der Interpretation und Validität der Untersuchung
Gottburgsen versuchte anhand der inhaltsanalytischen Untersuchung von Kontaktanzeigen die Konstruktion sozialer Rollen nach dem Muster gesellschaftlicher Stereotype nachzuweisen.
Dies beinhaltet einen Schluß vom Material auf die Autoren der Anzeigen und bedarf deshalb zusätzlicher Maßnahmen, um eine valide Aussage über Merkmale der Autoren machen zu können.
Zunächst ist festzustellen, daß sich die Kontaktanzeigen in einem wesentlichen Punkt von z.B. fiktionalen Texten unterscheiden,- es sind Texte aus einer privaten Kommunikation (im öffentlichen Raum) mit einer deutlich erkennbaren Absicht und relativ intimen Themen aus dem Bereich Selbstdarstellung, Zukunftsplanung, Wünsche etc.
Insofern eignet sich diese Textsorte a priori besser für einen Schluß auf die Autoren. Allerdings ergeben sich gerade aus der Textsorte Erwägungen, die die Validität bestimmter Teilaspekte der zu überprüfenden Hypothesen in Frage stellen müssen. Insbesondere das Konstrukt “weibliche Geschwätzigkeit” bezieht sich auf eine Kommunikationssituation, die sich in einigen wesentlichen Punkten von der einer Kontaktanzeige unterscheidet. Die “normale” Kommunikationssituation unterscheidet sich insofern, als hier dem Kommunikationsprozeß kein klares Ziel inhärent ist, für mehr Redezeit nicht mehr bezahlt werden muß und im “sozialen Gehalt” der Situation: Kontaktanzeigen werden in der Regel allein formuliert und in der Zeitung zugesandt, während die “normale” Kommunikation entscheidend von der Anwesenheit anderer (vertrauter) Personen geprägt ist. Für die Erwartung der Autorin bzgl. des Gebrauchs von Abkürzungen ist weiterhin einzuwenden, daß dieser nicht unbedingt ein Zeichen übertriebenen Mitteilungsdranges sein muß, sondern genausogut als Merkmal typisch männlicher Kommunikation definiert werden könnte, denn Abkürzungen werden häufig im technischen Bereich verwendet, und sie setzen nicht selten Expertenwissen voraus (d.
h. sie etablieren ein Kompetenzgefälle).
Gravierender ist allerdings der folgende Einwand: Um anhand der Untersuchung beurteilen zu können, ob die Autoren/Autorinnen ihre eigene Rolle anhand stereotyper Modelle konstruieren, wäre es notwendig gewesen, die gewonnenen Erkenntnisse durch anderes Material zu sichern. Denkbar wären hier z.B. Interviews mit den Autoren, evlt.
auch über die Ergebnisse und Hypothesen der Inhaltsanalyse (was einer “kommunikativen Validierung” nahe käme, vgl. Groeben et al. 1988, 27). Dies erscheint mir insbesondere deshalb sinnvoll, weil die Kontaktanzeige ein ziemlich artifizielles Modell von Kommunikation darstellt, welches unter Umständen mehr von Stereotypen geprägt ist als die Alltagskommunikation der Verfasser/innen (z.B. beim ersten Kennenlern-Gespräch).
1.3.2. Die Geschichte liegt im Erzählen: Ein kooperativer Konversationsstil unter Frauen (M.M. Jenkins) 1.
3.2.1. Die Untersuchung Ausgehend von einer prinzipiellen Unterschiedlichkeit in der Sprechweise von Frauen im Gegensatz zum Konversationsstil von Männern untereinander unternahm Mercilee Macintyre Jenkins 1979/80 die vorliegende Untersuchung.
Die Autorin nahm über 10 Wochen an einem Gesprächskreis einer Frauenselbsterfahrungsgruppe teil, der sich einmal wöchentlich in einer Kirche traf. Die Teilnehmerinnen waren “elf weiße Frauen zwischen 31 und 41 Jahren aus der Mittelschicht.
” (Jenkins 1994, 334).
Die Teilnehmerinnen waren dadurch verbunden, daß sie kleine Kinder hatten, deshalb nicht mehr arbeiteten, und indem sie alle mit Mitarbeitern/Lehrenden der Universität verheiratet waren. Dieser Gesprächskreis (Women’s Weekly Circle: WWC) hatte sich kein bestimmtes inhaltliches Ziel gesetzt, so daß zwanglos Gespräche zur Lebenssituation der beteiligten Frauen aufkommen konnten. Andererseits war der Rahmen offiziell genug, um eine teilnehmende Beobachterin dulden zu können, ebenso war die Zusammensetzung der Gruppe nicht auf die Selektionskriterien der Autorin zurückzuführen.
Die Erhebung der Daten erfolgt in vier Teilabschnitten über einen Zeitraum von 10 Monaten. In der Art der Datenerhebung ist ein linear ansteigendes Ausmaß an Intervention der Autorin festzustellen.
Im ersten Abschnitt nahm Jenkins an den Gesprächen teil und fertigte nach den jeweiligen Veranstaltungen aus dem Gedächtnis Notizen zu Gesprächsabschnitten an. Während der Treffen benahm sie sich in diesem Abschnitt der Untersuchung wie alle anderen Teilnehmerinnen, d.h. das Ausmaß der Intervention war minimal.
Im folgenden Abschnitt, der sich über fünf Monate erstreckte, wurden Bandaufnahmen der Sitzungen erstellt. Davon wählte die Autorin die ersten acht Sitzungen für intensivere Analysen aus.
Während dieser Phase versuchte Jenkins, die Abgrenzung einzelner Gesprächsblöcke aus den Bandmitschnitten, wie sie sie vorgenommen hatte, zu verifizieren. Dazu wurden jeder Teilnehmerin und einer Gruppe externer Personen jeweils ein Stück einer Aufzeichnung (45 Minuten) vorgespielt, wobei die Personen aufgefordert wurden, die Gesprächsabschnitte zu isolieren und zu benennen. Dabei stellte Jenkins eine relativ hohe Übereinstimmung in den angefallenen Einheiten fest. Aus den hoch-übereinstimmenden Geschichten wurde eine Arbeitsdefinition für “Geschichtenerzählen” aufgestellt. Unter Zuhilfenahme dieser Arbeitshypothese isolierte Jenkins dann aus den vorhandenen Aufzeichnungen 55 Geschichten und transkribierte 38 davon für die folgenden Analysen.
Im dritten und vierten Erhebungsabschnitt ging es darum, die “Eindrücke und Interpretationen der Gespräche und der Interaktionen in der Gruppe zu verifizieren” (o.
c., 337). Dazu führte die Autorin weitere Einzel-Interviews mit den Teilnehmerinnen durch. Hier wurden die Geschichten aus der Gruppe und die Eindrücke von der Gruppe thematisiert.
Im vierten Abschnitt schließlich erhielt jede Teilnehmerin eine Abschrift eines Gesprächsabschnittes und sollte sich zu ihren Gedanken während dieses Abschnittes äußern. Hierbei sollte der Zusammenhang zwischen dem Gedachten und dem Gesagten in diesen Veranstaltungen beleuchtet werden.
Die so erhobenen Geschichten unterzog die Autorin einer umfassenden Strukturanalyse, um “herauszufinden, wie die Frauen Geschichten erzählten (Strukturmerkmale) und warum sie gerade diese Geschichten erzählten (funktionale Aspekte)” (Jenkins 1994, 336).
Die Analyse der gewonnenen Gesprächsdaten wies darauf hin, “daß die kooperative und unterstützende Art der Gruppe sich in ihrer Weise, Geschichten zu erzählen, widerspiegelte”. (o.c., 337).
Auf die nähere Darstellung der Ergebnisse soll hier allerdings verzichtet werden.
1.3.2.2. Kritik am methodischen Vorgehen, Problem der Validität Wie auch die Untersuchung von Gottburgsen untersuchte Jenkins ihre Hypothese einer positiv zu modellierenden Unterschiedlichkeit weiblicher und männlicher Kommunikation anhand einer inhaltsanalytischen Untersuchung von schriftlichem Material (in diesem Falle Transkriptionen von Tonband-Mitschnitten). Ein bedeutsamer Unterschied besteht allerdings in der Textsorte, denn die Mitschnitte aus dem WWC waren durch eine vertraute “natürliche” Kommunikation im semiöffentlichen Bereich gekennzeichnet.
Auch hier gestattet das Material einen Versuch, Persönlichkeitsmerkmale der Autorinnen über die Texte zu erschließen.
Das methodische Vorgehen war hier allerdings der Validität der Ergebnisse weitaus stärker abträglich, als dies für die Untersuchung von Gottburgsen festgestellt werden konnte.
Die Festlegung der Auswahleinheit, also die Wahl der Stichprobe, fällt in der Inhaltsanalyse von Interviewtexten o.ä. in der Regel mit der Auswahl der Versuchspersonen zusammen. Jenkins weist selbst darauf hin, daß die Teilnehmerinnen des WWC einen ähnlichen persönlichen Hintergrund und ein gemeinsames Motiv für die Teilnahme an diesem Gesprächskreis verband.
Diese hochspezifische Stichprobe ist ein typisches Problem der Feldforschung, stellt aber eine erhebliche Einschränkung der internen Validität dieser Untersuchung dar. Konkret wäre es durchaus denkbar, daß die festgestellten Merkmale weiblicher Kommunikation durch die soziale Situation der Frauen determiniert waren, nicht aber durch ihr biologisches Geschlecht. So wäre der kooperative Stil in den Gesprächen ohne weiteres durch den explizit erläuterten Kooperationsgedanken der Zusammenkünfte zu erklären (“die WWC-Mitglieder hatten ein besonderes Bedürfnis nach Gesprächen um des Gesprächs willen, da sie sozial isoliert waren”, Jenkins 1994, 341), d.h. Männer in der gleichen Situation (sozial isoliert, quasi alleinerziehend) würden vielleicht ebenfalls nicht konkurrenz-orientiert, sondern kooperativ kommunizieren. Auch die nicht-selbstvergrößernde Art, Geschichten zu erzählen, ließe sich bündig aus der spezifischen Situation einer Mutter (also einer Erziehungsperson,- das kann ja auch der Vater
sein -) verstehen, die nunmal keine primär selbstvergrößernden Aspekte enthält, wie dies z.
B. bei einem beruflichen Aufstieg der Fall wäre.
Da aus dem transkribierten Material die Auswahleinheit im engeren Sinne, also die “Geschichten”, isoliert werden sollten, versuchte die Autorin ihre eigene Definition von einer “Geschichte” zu verifizieren, indem sie die Teilnehmerinnen und eine Gruppe unbeteiligter Personen an einem Teil des Materials Geschichten abgrenzen ließ und diese Abgrenzungen mit ihren eigenen verglich. Die aus der Übereinstimmung gewonnene Definition wurde schließlich zur Auswahl des zu untersuchenden Materials verwendet.
Diese Prozedur verdient deshalb besondere Erwähnung, weil sie nach meiner Kenntnis den einzigen methodischen Schritt der Auswertung darstellt, den die Autorin nicht alleine vornahm (es fanden noch nicht näher spezifizierte Interviews zur Verifikation der “Eindrücke und Interpretationen der Gespräche” (Jenkins 1994, 337) statt, deren Funktion für die inhaltsanalytische Auswertung allerdings nicht klar ist). Da aber die Inhaltsanalyse sich zum Ziel setzt, intersubjektives Textverständnis herzustellen, erscheint mir dieser Fehler äußerst gravierend, woraus sich wiederum eine erhebliche Einschränkung der internen Validiät ergibt.
Insbesondere die Zuweisung der Bedeutungseinheiten zu den Kategorien wurde von der Autorin allein vollzogen, was zwar die Frage nach einer Codierer-Schulung und der zugehörigen Reliabilität überflüssig macht, allerdings methodisch sicherlich nicht zu halten ist.
Um die Validität des Schlusses von der Textbedeutung (deren Erfassung aufgrund der brüchigen internen Validität fraglich ist) auf persönliche Merkmale der Autorinnen bzw. von Frauen überhaupt zu überprüfen, wäre es auch hier notwendig gewesen, Material aus anderen Situationen (z.B. Kommunikation der Frauen am Arbeitsplatz, mit den Kindern, in gemischtgeschlechtlichen Gruppen usw.) bzw.
einen Vergleich mit den Ergebnissen aus anderen Verfahren (z.B. projektive Tests, Fragebogen) beizubringen. Da diese externen Kriterien zur Absicherung der Validität von der Autorin nicht herangezogen wurden, kann auch dieser Aspekt der Ergebnisse aufgrund der nicht ausreichenden Überprüfung der Validität den methodischen Kriterien nicht standhalten.
In der Tat ist es so, daß der Autorin selbst diese Mängel nicht unbekannt gewesen sein dürften, denn sie formuliert die Schlußfolgerungen für eine Beurteilung des weiblichen Kommunikationsverhaltens nur im Konjunktiv (“..
.könnten für weiblich Gruppen im allgemeinen typisch sein.” Jenkins 1994, 352). Und die Kritik an der internen Validität würde mich zum Schluß führen, daß die vorliegende Untersuchung eher als Erkundungsstudie zur Generierung von Hypothesen verstanden werden kann. Auch hier muß konzediert werden, daß die Autorin auf den Bedarf nach weiteren Untersuchungen am Ende des Berichts hingewiesen hat.
Dabei bleibt allerdings die Frage offen, warum bei der Untersuchung eine intersubjektive Absicherung auf allen relevanten Stufen der Analyse unterblieben ist, zumal dieses Vorgehen im Ansatz (bei der Festlegung der Auswahleinheit) bereits praktiziert wurde.
Literaturverzeichnis Couturier, M. (1996): Novel and Censorship, or Eros’ Bad Faith. https://www.libraries.psu.edu/iasweb/nabokov/coutur1.
htm
Gottburgsen, A. (1995): Zur sprachlichen Inszenierung von Geschlecht - doing gender in Kontaktanzeigen.
Groeben et al. (1988): Forschungsprogramm Subjektive Theorien. Tübingen: Francke
Groeben, N. & Rustemeyer, R.
(1994): Inhaltsanalyse. In: König, E. & Zedler, P. (eds.): Bilanz qualitativer Forschung. Weinheim, 523-554
Jenkins, M.
M.(1994): Die Geschichte liegt im Erzählen: Ein kooperativer Konversationsstil unter Frauen. In: S. Trömel-Plötz (ed.): Gewalt durch Sprache. Die Vergewaltigung von Frauen in Gesprächen.
Frankfurt, 333-353
Kelly, G.A. (1955): The Psychology of Personal Constructs. In: Elke Danzinger-Tholen (Übers.; 1986): Die Psychologie der persönlichen Konstrukte. Paderborn: Junfermann
M u n t a d a s & R a n d o l p h S t r e e t G a l l e r y (1994): Nabokov’ Lolita.
https://fileroom.aaup.uic.edu/FileRoom/documents/Cases/267lolita.html
Mayring, P.(1990): Einführung in die qualitative Sozialforschung.
Berlin: Springer
Rustemeyer, R. (1992): Praktisch-methodische Schritte der Inhaltsanalyse. Münster: Aschendorff
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