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  "die physiker" von friedrich dürrenmatt

"Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt Der Autor Friedrich Dürrenmatt: Friedrich Dürrenmatt wurde am 5.Januar 1921 in Konolfingen im Kanton Bern als Sohn eines Pfarrers geboren. Er besuchte mit mässigem Erfolg ein Berner Gymnasium und studierte anschliessend von 1941-46 Theologie, Germanistik und Philosophie in Bern und Zürich, dies jedoch ohne jemals einen Abschluss zu machen. Er arbeitete zeitweise als Zeichner und Graphiker und wandte sich 1947 also während des 2.Weltkrieges ganz der Literatur zu. Er heiratete die Schauspielerin und Filmemacherin Charlotte Kerr und starb am 14.

Dezember 1990 im Alter von 69 Jahren in seinem Haus in Neuchâtel. Erste abendfüllende Dramen von Dürrenmatt erscheinen nach dem 2.Weltkrieg. Allen diesen Stücken ist eine grausame und machthungrige Hauptperson gemeinsam. Er versucht in diesen Stücken die noch keine 5 Jahre zurückliegende Vergangenheit aufzuarbeiten und dem Trauma, das der 2. Weltkrieg bei allen Menschen hinterlassen hat, ein Ende zu bereiten.

Der erste Kriminalroman Dürrenmatts trägt den Titel "Der Richter und sein Henker" und wird zu einem grossen Erfolg. Nach seinen Erfolgen als Kriminalautor beginnt sich Dürrenmatt mehr mit Gesellschaftsproblemen zu beschäftigen. So entstehen die wahrscheinlich wichtigsten Werke Dürrenmatts; "Der Besuch der alten Dame" und "Die Physiker", das zu seinem 2.Welterfolg führte. Unter Einfluss von Bertold Brecht schrieb er Stücke, die mit Stilmitteln der Verfremdung z.T.

mit eingelegten Songs, anstelle der Illusionsbühne effektvolles, häufig groteskes Theater bieten; dahinter steht die Kritik eines Moralisten an Widersprüchen und Selbsttäuschungen seiner Zeit; auch religiöse Motive greifen an. Nach seiner Auffassung entspricht der modernen Welt auf dem Theater nur noch die schaurig-groteske Komödie. Er war ein effektsicherer Theaterpraktiker, der die Komödie als die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen bevorzugte. Mit vitalem Temperament, das ihn sich über jede Konvention hinwegsetzen lässt, geisselt er mit beissendem Humor, Witz, Zynismus, bisweilen auch Sarkasmus, mit Ironie und Satire alle erstarrten Konventionen eines selbstgefälligen Spiessbürgertums. In seinen Werken geht es um Recht und Unrecht, Macht und Gewalt, Ohnmacht und Gnade. Dürrenmatt lehnte jede künstlerische, politische oder religiöse Fixierung ab, er bezeichnete es als seine Aufgabe, nicht Therapeut, sondern Diagnostiker, nicht Ideologe, sondern Opponent zu sein, dessen Literatur das Publikum zu Irritation und kritischer Reflexion bewegen soll.

Er zeichnet modellhaft die moderne Welt als eine von Verbrechern und Mitmachern beherrschte, vom Untergang bedrohte Wirklichkeit der Katastrophen, der nur noch der sich verweigernde, aber scheiternde mutige Mensch gegenübersteht. Charakteristische Merkmale seiner Komödien sind der als Ausgangspunkt gewählte "Einfall", frappierende Wendepunkte, Paradoxa, extreme Kontraste und karikierende Typisierung. Makabre Szenen und bittere Satire kennzeichnen seine desillusierenden Komödien. Er zweifelt an der Wirksamkeit von Parteien, Gruppen und Ideologien. Was übrig bleibt ist der Einzelne. Die auf sich selbst gestellte, nur für sich selbst verantwortliche Einzelpersönlichkeit.

Der Mensch ist seine eigene Instanz. Das Multitalent Dürrenmatt hat 19 Bühnenstücke geschrieben. Sein Weltruhm beruht aber auf den 4 Komödien: "Die Ehe des Herrn Mississippi", "Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker" und " Der Meteor". Besonders die 3 letzteren sind handfeste Theaterstücke, die auf allen Bühnen gespielt und von jedem Publikum verstanden werden können. Jedes dieser Stücke beruht auf einer höchst originellen Idee, die das Ergebnis von Theaterpraxis und Weltanschauung ist. In Dürrenmatts Theater steht die Welt auf dem Kopf.

Er führt seinem Publikum und seinen Lesern ihren suksessiven Zusammenbruch mit einem schaurigen Humor und Witz vor. Sein Werk: Untergangsvisionen in verschiedensten Abarten und Ausgestaltungen. Inhalt: Die Handlung des Stücks, das aus zwei Akten besteht spielt im Salon der Villa eines privaten Sanatoriums, oder besser gesagt eines Irrenhauses. Während im südlichen, neu gebauten teil des Sanatoriums prominente Gäste ihr Dasein zu horrenden Preisen fristen, leben in der schon etwas verlotternden Villa nur mehr drei als unheilbar geltende Patienten. Es sind dies drei Physiker. Sie nehmen gemeinsam ihr Essen ein, diskutieren über physikalische Probleme oder leben eingesponnen ihr eigenes Leben.


Ihre drei Zimmer grenzen direkt an den Salon an. Leiterin und Gründerin des Irrenhauses ist Fräulein Dr. Mathilde von Zahnd. Einzig noch lebender Spross einer einst angesehenen und mächtigen Industriellenfamilie. Sie geniesst einen Weltruf als Menschenfreund und Psychiater. Es ist kurz nach halb fünf Uhr nachmittags.

Aus einem der den Salon angrenzenden Zimmer dringt Geigenspiel mit Klavierbegleitung. Auf dem Boden des Salons liegt die Leiche einer Krankenschwester. Im Haus herrscht eine grässliche Unordnung. Um die Leiche bemühen sich mehrere Kriminalbeamte. Die Mordwaffe-eine Lampenschnur-wird sichergestellt. Inspektor Richard Voss befragt gerade die Oberschwester zur Person des Opfers und des Täters.

Über den Täter muss er erfahren, dass es sich um Ernst Heinrich Ernesti handelt. Ernesti ist einer der drei Physiker, er hält sich für Albert Einstein. Ihn kann die Justiz ebensowenig wie seinen Vorgänger-Newton genannt-, der vor drei Monaten auch eine Krankenschwester erdrosselt hat, belangen, da man ihn als Irren nicht für sein Handeln verantwortlich machen kann. Während der Inspektor auf die Leiterin des Hauses wartet, betritt Herbert Georg Beutler den Salon. Beutler, der sich für Isaac Newton ausgibt, erkundigt sich nach dem Lärm, der im Salon herrscht. Als Newton erfährt, dass Einstein seine Pflegerin erdrosselt hat, wundert sich Newton, wie man nur eine Krankenschwester erdrosseln kann.

Der Inspektor entgegnet ihm, dass auch er, Newton, seine Krankenschwester erdrosselt hat. Newton erklärt dem Inspektor, dass es bei ihm ganz anders gewesen sei. Seine Krankenschwester hatte sich in ihn verliebt, und er erwiderte diese Liebe. Dieses Dilemma sei nur noch mit einer Vorhangkordel zu lösen gewesen. Allein schon der Altersunterschied, er musste doch jetzt schon über 200 Jahre alt sein, wäre ein Hindernis gewesen. Ausserdem, so vertraut er dem Inspektor an, sei er gar nicht verrückt.

Er tut nur so, damit Ernesti nicht verwirrt ist, denn Ernesti ist in Wirklichkeit Newton und er ist Einstein. Nach diesem verwirrenden Zwiegespräch betritt die Leiterin des Hauses den Raum. Als ihr der Inspektor von seinem Gespräch mit Newton erzählt, meint sie , dass er das jedem erzähle, und dass er sich aber tatsächlich für Newton halte, denn sie bestimme in diesem Haus für wen sich ihre Patienten halten. Der Inspektor weist Frau Zahnd darauf hin, dass der Staatsanwalt nach diesem 2.Mord nun darauf besteht, dass starke männliche Pfleger die Betreuung der drei Physiker übernehmen müssen, um neuerlichen "Unfällen" vorzubeugen. Nach einigem Zögern gibt sie nach und sichert zu, dass sie von nun an männliche Pfleger einsetzen wird.

Nachdem der Inspektor verschwunden ist, erscheint Frau Rose mit ihrem Mann und ihren Kindern. Sie ist die ehemalige Frau von Johann Wilhelm Möbius, dem dritten Physiker, der seine Weisheit angeblich vom König Salomon bezieht. Er ist tatsächlich Physiker und lebt seit über 15 Jahren in der Anstalt. Frau Rose, die während dieser Zeit stets zu ihm gehalten hat und ihm auch den kostspieligen Aufenthalt ermöglichte, hat inzwischen den Missionar Rose geheiratet und will sich nun von Möbius verabschieden. Sie erkundigt sich nach dem Befinden, und fragt ihn, ob ihm König Salomo immer noch erscheine. Möbius kann sich nur schwach an seine Kinder erinnern, und beginnt den Irren zu spielen.

Er schüchtert seine Familie ein und wirft sie mit wüsten Beschimpfungen aus dem Raum. Nachdem die Familie den Raum verlassen hat, beruhigt Schwester Monika den aufgebrachten Möbius. Sie hat bemerkt, dass er gar nicht verrückt ist. Dabei gesteht sie ihm ihre Liebe und berichtet ihm, dass sie die Erlaubnis habe, mit ihm das Irrenhaus zu verlassen und in einem kleinen Dorf eine neue Existenz aufzubauen. Möbius hält dem Ansturm der Gefühle nicht stand und bekennt seinerseits ebenfalls seine Liebe. Diese sei aber unmöglich, da an den König Salomo zu glauben tödlich sei.

Er wolle nicht auch sie ins Unglück stürzen. Als sie dennoch nicht ablässt, greift Möbius zur Vorhangkordel und er erdrosselt sie. Nach diesem 3.Mord erscheinen nun riesenhafte Pfleger, die Türen werden abgeschlossen und die Fenster vergittert. Beim Abendessen überrascht Newton die beiden anderen Physiker mit einem Geständnis. Er gesteht, dass er Alec Jasper Kilton ist, der Begründer der Entsprechungslehre, und dass er sich sich in das Irrenhaus eingeschlichen hat, um hinter das Rätsel um Möbius Verrücktheit zu kommen.

Er sei Angehöriger eines Geheimdienstes der USA? und hat seine Krankenschwester nur deshalb umgebracht, weil sie seine wahre Identität erahnt hat. Er hält Möbius für den grössten Physiker aller Zeiten, hat alle seine Dissertationen gelesen und muss ihn nun bewachen und notfalls entführen, falls sich ein gewisser Verdacht bestätigt. Nach diesem Geständnis gibt Einstein ebenfalls zu, dass er nicht verrückt ist. In Wahrheit ist er Joseph Eissler, der Entdecker des Eissler-Effekts. Auch er arbeitet für ein Geheimdienst, dem entgegengesetzten aus der Sowjetunion?, und auch seine Aufgabe ist es, Möbius zu bewachen. Beide sind ihm ins Irrenhaus gefolgt, um seine Erkenntnisse für ihr Land zu sichern.

Nun bekennt auch Möbius, dass er eigentlich gar nicht verrückt ist. Weil er hinter das Geheimnis der Weltformel gekommen ist und nun fürchtet, dass seine Entdeckung für die Menschheit verheerende Folgen hätte, wenn sie bekannt würde, ist er ins Irrenhaus geflüchtet. Newton entgegnet Möbius, dass Physiker Pionierarbeit zu leisten hätten und dass die Erkenntnisse, die sie machen, der Menschheit zugeführt werden müssen. Ob die Menschen mit diesen Erkenntnissen richtig umgehen, sei nicht Sache der Physiker. Darauf meint Einstein, dass Verantwortung des Physikers nicht ausser acht gelassen werden darf, und dass nur der Physiker entscheiden darf, was mit seinen Erkenntnissen geschieht. Beide Agenten bemühen sich um Möbius und halten sich gegenseitig in Schach.

Doch sie müssen sich eingestehen, dass nur Möbius selbst entscheiden kann, welcher Seite er sein Wissen zur Verfügung stellt. Da gesteht Möbius, dass er seine Manuskripte bereits verbrannt hat. Er begründet dies damit, dass er nicht in die Abhängigkeit von Politikern kommen möchte. In der Freiheit, ausserhalb des Irrenhauses, wären seine Erkenntnisse Sprengstoff, geeignet die Welt zu vernichten. Es fällt der Kernsatz des Stückes: "Es gibt Risiken, die man nicht eingehen darf: Der Untergang der Menschheit ist ein solches." Er hat sich daher entschlossen, sein Wissen nicht zu veröffentlichen.

Die Menschheit ist nicht reif genug für sein Wissen. Möbius bleibt somit im Irrenhaus. Nach diesem Geständnis entschliessen sich auch Newton und Einstein, ebenfalls im Irrenhaus zu bleiben, als vermeintlich Irre wollen sie hier weiterleben. Würden sie zugeben, nicht verrückt zu sein, wären sie Mörder. Die Physiker kippen zusammen ein Glas und gedenken den ermordeten Schwestern, um ihren Entschluss zu bekräftigen, als Narren die Geheimnisse der Wissenschaft der Welt vorzuenthalten. Da erscheint die Leiterin des Irrenhauses mit ihren Pflegern im Salon.

Zur Überraschung der Physiker spricht sie sie mit ihrem richtigem Namen an. Aus ihrem Mund müssen die Physiker erfahren, dass sie ihr Bündnis umsonst geschlossen haben. Seit Jahren hat die Anstaltsleiterin alle Manuskripte von Möbius heimlich fotokopiert. In einem mächtigen, von ihr geschaffenen Trust wird sie auch das System aller möglichen Erfindungen für den Weg zur Weltherrschaft ausnutzen. Dies alles geschehe in Auftrage des goldenen Königs Salomo, der auch ihr erschienen sei. Es zeigt sich , dass die Irrenärztin selbst die einzig wirklich Geisteskranke ist.

Die Lage der Physiker ist aussichtslos geworden. Sie müssen, als gefährliche Geisteskranke zum Schweigen verurteilt, ihr Dasein weiterhin im Irrenhaus fristen. In kurzen Schlussmonologen geben sie ihrer tiefen Resignation Ausdruck. Personen: Die Irrenärztin Frl. Dr. Mathilde von Zahnd: Sie ist die Leiterin und Gründerin des Irrenhauses, der letzte bucklige Spross einer einst angesehenen und mächtigen Adels-und Industriellenfamilie.

Sie geniesst einen Weltruf als Menschenfreund und Psychiater. Ihren Patienten bringt sie viel Verständnis und Empathie entgegen; auch der Mord von Einstein wird ihm nicht angelastet. Ihre einzigen lebenden Verwandten behandelt sie in ihrem Sanatorium. Sie sagt: "Meine Familie ist so alt, dass es beinahe einem medizinischem Wunder gleichkommt, wenn ich für relativ normal gelten darf, ich meine, was meinen Geisteszustand betrifft." Dass dem nicht so ist, erfährt das Publikum im ersten Akt noch nicht. Hier wird noch das Bild einer heilen Welt gezeichnet.

Von Zahnd wird als tüchtige Geschäftsfrau, angesehene Ärztin und mildtätige Person beschrieben. Dennoch mischen sich schon hier Vorankündigungen ein, wie z.B. "für wen sich meine Patienten halten bestimme ich", die aber neben den vielen Freundlichkeiten der Ärztin nicht auffallen. Zu Beginn des 2.Aktes tritt ein völlig verändertes Fräulein Doktor vor das Publikum.

Nach dem 3.Schwesternmord fürchtet sie um ihre fachliche Kompetenz und versinkt in Düsternis. Nach der grossen Physikerszene entlarvt sich die Irrenärztin als irre Ärztin. Die vermeintlichen Entgleisungen sind ihr eigentliches Charakterbild. Als sie in feierlich schwülstigen Bildern von Salomos Erscheinen berichtet, wird endgültig klar, dass man es mit einer Geisteskranken zu tun hat. Ihre Entlarvung als Verrückte ist mit Ironie und eiskaltem Planen gemischt.

Sie kostet ihren Triumph aus und offenbart sich als skrupellos machtbesessen: "Nun werde ich mächtiger sein als meine Väter. Mein Trust wird herrschen, die Länder, die Kontinente erobern, das Sonnensystem ausbeuten, nach dem Andromedanebel fahren." Herbert Georg Beutler/Newton Der Physiker Alec Jasper Kilton wohnt unter dem Falschnamen im Irrenhaus und spielt einen Verrückten, der sich für Newton hält. Er ist aber keineswegs geisteskrank, sondern ein Wissenschaftler von Weltruf, der sich einem Geheimdienst angeschlossen hat und dessen Mission es ist Möbius' Verrücktheit auf die Spur zu kommen. Um seine Tarnung nicht zu riskieren tötete er vor 3 Monaten eine Krankenschwester: "es galt meinen Wahnsinn durch einen Mord endgültig zu beweisen." Newton will Möbius für sich gewinnen und ihn, so geht aus zahlreichen Anspielungen hervor, nach Amerika mitnehmen.

Er stellt ihm dafür Reichtum und Anerkennung, ja sogar den Nobelpreis in Aussicht. Ernst Heinrich Ernesti/Einstein Er ist der Konkurrent von Newton. Sein richtiger Name ist Joseph Eisler, doch auch er lebt unter einem Falschnamen, der Ernst Heinrich Ernesti lautet. Er gibt sich für Albert Einstein aus. Auch er lüftet in der Physikerszene seine wahre Identität und gibt sich als berühmter Wissenschaftler zu erkennen. Die Ziele, die er verfolgt sind die gleichen wie bei Newton, wenn auch im Auftrag eines anderen politischen Systems.

Wenn Dürrenmatt es auch nicht direkt anspricht, so spricht doch vieles dafür, Einstein dem russischen Geheimdienst zuzuordnen, quasi um die aktuelle Weltpolitik, das Stück entstand 1962, zu reflektieren. Newton und Einstein haben sich an die politische Macht verkauft, indem sie dem Geheimdienst beitraten. Unerheblich ob dies Idealismus oder Opportunismus geschah, nun sind sie korrupt und frei von moralischen Werten. Die Konsequenz daraus, sind ihre Morde, die sie im Dienste der Wissenschaft gemacht zu haben glauben. Johann Wilhelm Möbius Der dritte Physiker ist die zentrale Figur. Er stammt aus der sozialen Unterschicht.

Dürrenmatt lässt keinen Stereotyp aus, um das zu beschreiben, sei es nun das bitterarme Waisendasein oder die fleissige Frau, die ihn unterstützt. Seine Frau ist es auch, die Möbius über 15 Jahre hindurch den Aufenthalt ermöglicht hat. Möbius führt im Gegensatz zu Newton und Einstein nicht von vornherein eine Doppelexistenz. Er bleibt er selbst, ihm erscheint lediglich der König Salomo. Trotzdem spielt auch er Theater. Man denke nur an den inszenierten Wahnsinnsanfall bei der Verabschiedung seiner Frau und Kinder.

Wenn er in die Rolle des Irren schlüpft, wirkt er unsicher, nicht in der Lage etwas zu begreifen und nimmt anderen gegenüber eine hemmungslose, teilweise auch drohende Haltung ein. Während sich Newton und Einstein bei ihren Morden auf Befehlsnotstand berufen können, bedient sich Möbius auch hier König Salomos, er habe ihm die Tötung seiner Geliebten befohlen. Ein Tod, der zu verhindern gewesen wäre. Denn logisch wäre es, dass Möbius, der so nach moralischer Integrität strebt, eher an Selbstmord denken müsste, als eine junge Frau zu töten. Auch setzt er seine Arbeit im Irrenhaus fort, und produziert Formel um Formel, obwohl er weiss, wie gefährlich seine Ergebnisse sind. Die Nebenpersonen: Die Nebenpersonen lassen sich in 3 Gruppen einteilen: die Justizbeamten, das Pflegepersonal und die Familie Rose.

Alle drei Gruppen haben keinen entscheidenden Einfluss auf die Handlung. Den Justizbeamten sind die Grenzen des Strafvollzugs schnell gezeigt. Die ermordeten Schwestern sind am Ende nur Opfer und die erst später auftretenden Pfleger sind nur Werkzeuge von Frl. v. Zahnd. Die Mitglieder der Familie Rose haben auf das Geschehen überhaupt keinen Einfluss, im Gegenteil: Sie sind von der Idee der "heilen Welt" völlig geblendet und ahnen nicht einmal ansatzweise was vorgeht oder vorging.

  Interpretation: Die internationale Politik zur Zeit der Entstehung des Werkes war vom Koreakrieg, dem Mauerbau und der Kubakrise geprägt, d.h. in den Jahren 1961-62. Das Wettrüsten der Supermächte nahm stetig zu und das Verhältnis der beiden Blocks wurde immer angespannter. Ein Atomkrieg schien fast unvermeidbar. Die Welt hatte bis dahin die Explosionen der beiden Atombomben in Japan gesehen.

Die Frage war, ob es bei dem Kalten Krieg bleibe oder ob dieser wieder zu einer atomaren Auseinandersetzung führe. Es scheint, dass es für Dürrenmatt keinen Unterschied zwischen den Menschen in der UdSSR und den USA gibt. So stellt er auch seine Agenten im Buch dar. Er geht auch noch weiter: er behauptet, dass beide politischen Systeme die Wissenschaft nur als Diener benutzen, ihre Macht zu erweitern. Er stimmt dem Gut-und-Böse-Schema, in das die Staaten oft eingeteilt werden nicht zu. Ausserdem ist zu erkennen, dass er der Meinung ist, dass beide politischen Systeme nicht an die Folgen ihres Tuns für die Menschheit denken.

Dürrenmats Botschaft besteht darin, dass das Schicksal der Menschen nicht in den Händen eines Einzelnen liegt. Er hat in der heutigen Welt nicht mehr die Macht und die Möglichkeiten seinen Willen gegen die Allgemeinheit durchzusetzen. Für die wissenschaftlichen Errungenschaften sind alle verantwortlich. Die Tragik ist, dass die genialen Forscher diese Verantwortung vielleicht noch verspüren mögen, aber durch unvorhersehbare Zufälle ihr Wissen in den Besitz scheinbar normaler, tatsächlich aber verrückter Menschen geraten kann. Die Chefärztin der Klinik kann als Repräsentantin einer alten, überkommenden Weltordnung angesehen werden, die den Anforderungen der Zeit nicht mehr gerecht wird und die Welt unter Umständen dem Untergang entgegen führt. Dürrenmatts Ziel ist es, dem Zuschauer die Wirklichkeit nahe zu bringen indem er schockiert.

Ausserdem sagt er: "Das Wissen, das einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden." Vielleicht meint er damit: Wenn Möbius die Erfindung verheimlicht, wird sie kurze Zeit später ein anderer machen und die Problematik bleibt die selbe.   Wie bringt der Autor den Leser zum Lachen? Es sind z.B die gegenseitige Höflichkeit von Einstein und Newton, obwohl sie sich bedrohen, und das Verständnis von Möbius gegenüber dem Handeln von Einstein und der plötzliche Übergang auf das Essen, die einem zum lachen bringen sollten. Oder die diversen Kosenamen von Möbius, wie: "mein braver Möbius", "Mein liebes, liebes Johann Wilhelmlein" oder schlicht "Papi", die einem ein Schmunzeln entlocken. Zu erwähnen ist ausserdem die gespielte Erstauntheit und Verwirrtheit von Möbius gegenüber seiner Familie und der Irrenärztin.

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