Michael gerke 13.02.1998
Erörterung zum Thema Todesstrafe
Die Todesstrafe gebührt dem Mörder, dem Dieb wird die Hand abgeschlagen und dem Lauscher wird das Ohr abgeschnitten, so wurden im Mittelalter Verbrechen gesühnt. Keiner dieser Täter wird jemals wieder eine solche Straftat begehen können, selbst wenn er es wollte. All diese Strafen findet man in unserer zivilisierten Welt kaum noch an. Außer der Todesstrafe, die noch heute in den meisten Staaten der USA und Ländern, die dem Islam angehören, Gang und Gebe ist. Immerhin sind es fast 50 Menschen, die jährlich in den USA hingerichtet werden. Aber es stellt sich die Frage, ob die Todesstrafe eine gerechte Strafe sein kann?
Diese Frage kann sowohl subjektiv als auch objektiv beantwortet werden.
Subjektiv gesehen, erscheint die Todesstrafe für den Menschen der durch Mord einen Angehörigen verloren hat, immer als eine gerechte Strafe. Aber objektiv gesehen ist es schwer diese Frage richtig zu beantworten, darum stelle ich mir erst einmal die Frage, warum müssen wir überhaupt strafen? - Ich denke Strafen heißt nicht einem Menschen weh zu tun, sondern vielmehr ihn wieder auf den richtigen Weg in unserer Gesellschaft zu bringen. Ein Dieb muß nach unserem Rechtsempfinden die gestohlenen Dinge wieder zurückgeben und im schlimmsten Falle mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe rechnen, damit wollen wir den Menschen erfolgreich erziehen, ihm soll verdeutlicht werden, daß er einen Fehler begangen hat und es keinesfalls zu spät ist, sich zu ändern. Würden wir ihn selbst bestehlen, damit er nicht mehr stiehlt würde sich daraus ein Kreislauf ohne Ende ergeben und die Erziehungsmaßnahme wäre gleich null. Bei einem Mord sind diese Fragen weitaus schwieriger zu beantworten aber dennoch vergleichbar. Der Mensch soll für seine Tat wirksam bestraft werden und die Gesellschaft möchte sichergehen, daß er eine solche Tat nie wieder begeht.
Natürlich wird ein Mörder den die Gesellschaft hinrichtet nie wieder jemanden töten. Aber ich glaube damit machen wir es uns etwas zu einfach, bei einem Mörder stellt sich wie bei anderen Straftätern die Frage, warum hat er eine solche Tat begangen? - Es gilt weitere Fragen zu beantworten wie, in welchem sozialen Umfeld ist er groß geworden, wie und wo lebt er und bzw. oder ist er psychisch krank? Ich glaube ein psychisch gesunder Mensch begeht einfach keinen Mord. Ein Mörder sollte nicht nur wie ein Täter sondern auch wie ein kranker Mensch behandelt werden. Es ist selbstverständlich, daß wir die Umwelt vor diesen Menschen schützen müssen aber auch die Täter vor der Umwelt.
Es liegt auf der Hand, daß ein Mensch der durch Mord einen Angehörigen verloren hat sich mit diesem Urteil nicht abfinden wird.
Es ist nur zu verständlich, daß dieser Mensch in seiner Verzweiflung dem Mörder seines Angehörigen den Tod wünscht.
In dem Film „Dead Man Walking“ soll eine Nonne einen Mörder auf den schlimmsten Weg seines Lebens begleiten. Der Regisseur stellt die Gefühle beider Fronten dar. Auf der einen Seite zeigt er die Verzweiflung und den blinden Haß der Angehörigen und auf der anderen Seite den Mörder, dessen Gefühle sich erst allmählich zeigen. Zum einen ist er ein kaltblütiger Mörder, zum anderen kann er seine Tat auch bereuen. Wie auch der Film zeigt, gibt es in einem Mörder nicht nur eine Seite.
Wenn auch die schlechten Seiten überwiegen mögen, gibt es immer auch positive Eigenschaften. Der Tod des Mörders macht den Ermordeten nicht wieder lebendig. Es hilft keinem und lindert auch nicht den Schmerz der Trauernden. Es gilt die positiven Eigenschaften des Täters herauszufinden und diese für den Menschen selbst und der Allgemeinheit, wenn auch im Gefängnis, zu nutzen. Durch seinen Arbeitseinsatz hat der Verbrecher die Möglichkeit einen geringen Teil seiner Schuld wieder gut zu machen, wenn auch materielle Dinge und das Leben eines Menschen im Wert unendlich auseinander liegen. Da auch Statistiken in Amerika erwiesen haben, daß die Todesstrafe keine Senkung der Kriminalität bewirkt, kann man die Hinrichtung nicht als sinnvoll betrachten.
Nach dem deutschen Grundgesetz Artikel 1 „jeder Mensch hat das Recht auf Leben“ würde eine solche Strafe gegen das Gesetz verstoßen. Wenn schon ein Mörder dieses Gesetz verletzt hat, gibt es uns noch lange nicht das Recht, es ebenfalls zu ignorieren.
Ich betrachte die Todesstrafe als vom Staat angeordneten Mord. Kein Mensch hat das Recht über das Leben anderer Menschen zu entscheiden. Bei der Todesstrafe ist die Wartezeit bis zum Tag X die schlimmste Strafe, danach ist es nur noch die Erlösung. Mit Sicherheit wird man andere Möglichkeiten finden schrecklicher Verbrechen gerecht zu werden.
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