Hermann Hesse - Leben und Werke
Kindheit und Heranwachsen (1877-1903)
1877 geboren am 2. Juli in Calw (Württemberg) als Sohn von Johannes (*1847) und Marie Hesse (*1842)
1881-86 Bern: Vater als Lehrer an Missionarsschule
1890-91 Lateinschule, Württembergisches Landexamen bestanden
1892 Klosterseminar Maulbronn, Flucht nach sieben Monaten („entweder Dichter oder gar nichts“)
Aufenthalt in verschiedenen Anstalten, Suizidversuch, kurzer Gymnasienbesuch
1894-98 Lehrling in Turmuhrenfabrik und Buchhändlerei
1899 Basel: Arbeit als Buchhändler und für Zeitungen und Zeitschriften
1901-03 2 Italienreisen, Tod der Mutter
Peter Camenzind, Unterm Rad und die Folgen (1904-1914)
1904 Peter Camenzind erscheint (1903 entstanden)
à Entwicklungsroman des literaturbegeisterten begabten Jünglings Peter Camenzind aus dörflichen
Verhältnissen
à Liebe zur Natur, Probleme der Überwindung individueller Isolation von Gesellschaft, Menschen-
/Nächstenliebe, Rückzug in Idylle
à Ähnlichkeiten zu G. Kellers „Der grüne Heinrich“, großer Widerhall in „Wandervogelbewegung“
Heirat mit Maria Bernoulli (Kinder: Bruno 1905, Heiner 1909, 1911 Martin) à finanzieller Erfolg des
am Bodensee als freier Schriftsteller und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen niedergelassen
1905 Gedicht Im Nebel entsteht
1906 Veröffentlichung Unterm Rad (1903 entstanden)
à Zerbrechen des begabten Jünglings Hans Giebenrath an kleinbürgerlich-pietistischer Erziehung,
Traditionen und autoritärem preußischen Schulwesen der Kaiserzeit
à konkretisierte Zivilisationskritik, tiefe Freundschaft zweier gegensätzlicher Charaktere (Strebsamer –
Dichter & Rebell), Krisen der (eigenen) Entwicklungsjahre, schmerzhafter Abschied von der Kindheit
1910-14 Entfremdung von Frau und bürgerlicher Existenz, Umzug nach Bern, Indienreise (1911)
I. Weltkrieg, Lebenskrise (1914-1919)
1914-19 Arbeit für „Deutsche Kriegsgefangenenfürsorge“, Politische Aufsätze und Mahnrufe (O Freunde,
nicht dieser Töne!)
1915 Knulp (Wandererroman, Abwendung von bürgerlich-häuslicher Idylle, Einsamkeit) veröffentlicht
1916 Tod seines Vaters, beginnend Schizophrenie seiner Frau und ernsthafte Erkrankung des jüngsten
Sohnes à Nervenzusammenbruch à Psychotherapie
Neuanfang im Tessin – Demian, Siddharta (1919-1924)
1919 Entlassung aus Kriegsfürsorgedienst
Trennung von Frau (Sanatorium) und Kindern (bei Freunden untergebracht)
Umzug nach Montagnola (im Tessin bei Lugano) à erste Malereiversuche
Demian unter Pseudonym Emil Sinclair veröffentlicht (1917 entstanden)
à Emil Sinclair entwickelt im Alter von 10 bis 18 Jahren reflektierend seine Persönlichkeit von kindlicher
Unschuld zu Reife und Selbsterkenntnis
à 2 Handlungsstränge: Außen (Lebensstationen) und Innen (Bewältigung von Konflikte mit Hilfe von
Freund Demian, Widersprüche zwischen Erkenntnissen und Norm-/Wertvorstellungen), Individuation
durch Selbstbesinnung, Reifung durch Sünde und Schuld, Psychische Projektionen, Traumdeutungen,
Einflüsse durch Psychoanalyse, Nietzsche, biblische Motive
à elektrisierende Wirkung auf Jugend, trifft ähnlich J.W. Goethes „Werther“ den Nerv der Zeit
1920 Gedichte des Malers und Klingsors letzter Sommer (Erzählung, leidenschaftlicher Künstler, Ähnlichkeit
zu van Gogh) erschienen
1921 Schreibkrise, erneute Psychoanalyse
1922 Siddharta veröffentlicht (1919-22 entstanden)
à Suche nach sich selbst am Beispiel des leicht veränderten Lebens von Siddharta Gautama und dessen
Lösung weltlicher und persönlicher Konflikte in Einheit und Liebe
à lyrische Sprache, Selbstfindung, Einheit in der Vielfalt, Vereinigung von Gegensätzlichem und
Symbolen zur Vollendung, Osten und Westen als Polaritäten eines Ganzen, beruht auf Hesses Liebe
und Kenntnis in chinesischer & indischer Mythologie & Philosophie
à eines der einflussreichsten Werke deutscher Literatur im 20.
Jahrhundert, weltweit mehr als 15
Millionen verkaufte Exemplare
1923-24 erster Kuraufenthalt bei Zürich(bis 1931 jeden Winter)
Scheidung von Maria Bernoulli, zweite Ehe mit Ruth Wenger
Goldene Zwanziger und Krisis – Der Steppenwolf (1925-1929)
1926 Aufnahme in die „Preußische Akademie der Künste“ (Austritt 1931)
1927 Scheidung von Ruth Wenger auf deren Wunsch (wegen Einsiedelei, Abneigung gegen Gesellschaft und
Reisen)
50. Geburtstag: gleichzeitiges Erscheinen von Hugo Balls Biografie über Hesse und
Der Steppenwolf
à individuelle Seelenkrankheit (Schizophrenie: Mensch – Wolf) des enttäuschten, verbitterten Gelehrten
Harry Haller und deren „Therapieversuch“
à analytischer Entwicklungsroman/Bekenntnisroman, eigentlich sollte Gedichtband Krisis vorangestellt
werden, Existenzgefährdung durch inneren Zwiespalt und Abscheu gegen (gelebten) Zeitgeist à
Rebellion & intensive Zeitkritik, Persönlichkeitsstruktur und -einheit,
à Ähnlichkeiten zu „Faust“, Ideen von C.G. Jung und S. Freud, schonungsloses Selbstbekenntnis Hesses
und Loslösung von Ästhetischem, am häufigsten missverstandenes Werk (1960-70 Fehlinterpretation
der Rauschszenen in USA, große Bekanntheit), bis heute über 1 Million verkaufte deutschsprachige
Exemplare, in über 30 Sprachen übersetzt
Ideen zu Deutschland- Narziß und Goldmund (1930-1932)
1930 Narziß und Goldmund veröffentlicht (1927-30 entstanden)
à Lebensgeschichte des wandernden Künstlers Goldmund
à Entwicklungsroman mit Novellen- und Legendenartigem, teils mittelalterliche Umgebung, tiefgehende
komplettierende Freundschaft zweier absolut gegensätzlicher Jungen/Männer,
Individualitätsproblematik/ Persönlichkeitswerdung durch Reflexion, Mutter-/Vaterrolle in Psyche,
Polarität der Existenz, Künstlerdasein unter dem Aspekt der Selbstfindung und Kunst als
Medium der Einheit, Toleranz, Hesses Verständnis vom „Deutschen“, Verbindung zur Dialektik in
Demian und Fausts Weg zur Vervollkommnung, Sexualität, „Casanova-/Don Juan-Motiv“
à kritisiert als trivial und revisionistische Rückbesinnung, bis 1978 meistverkauftes Werk in Deutschland
Dritte Ehe mit Ninon Dolbin, geborene Ausländer (Kunsthistorikerin) à Einzug in „Casa Hesse“ (Montagnola), von H.C.
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