Sv: michael
Franz Kafka
Aus KAFKAS Tagebüchern:
„[...] nun las ich zu Hause ‚Die Verwandlung‘ und finde sie schlecht. Vielleicht bin ich wirklich verloren, die Traurigkeit von heute morgen wird wiederkommen, ich werde ihr nicht lange widerstehen können, sie nimmt mir jede Hoffnung. Ich habe nicht einmal Lust, ein Tagebuch zu führen, vielleicht weil darin schon zuviel fehlt, vielleicht weil ich immerfort nur halbe und allem Anschein nach notwendige Handlungsweisen beschreiben müßte, vielleicht weil selbst das schreiben zu meiner Traurigkeit beiträgt.
“
1.Leben und Werke:
3.Juni *als ältester Sohn des Kaufmanns Hermann und Frau Julie in
Prag
1889-93 „Deutsche Knabenschule“ (Volksschule)
1893-1901 „Altstädter Deutsches Gymnasium“ im Kinsky-Palais
13.Juni: Bar-Mizwah (jüdische Konfirmation)
Studium an Deutschen Uni in Prag (2 Wochen Chemie, dann Jura und Germanistik
Begegnung mit Max Brod (späterer Hrsg. seiner Werke)
18.Juni: Promotion zum Dr.
juris. Beim Landgericht Prag
Aushilfsbeamter bei der Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt
1908 Erste Veröffentlichung: Betrachtung(8 Prosastücke) in Zeitschrift „Hyperion“;
Ferienreisen nach Paris und Berlin. Viele Theaterbesuche bei ostjüdischer Schauspieltruppe. Freundschaft mit jüdischem Schauspieler Jizchak Löwy. Wachsendes Interesse an Judentum und Zionismus(nationalistische Bewegung im jüd. Bürgertum)
Ferien mit Max Brod nach Weimar
13.
Aug.: Felice Bauer aus Berlin kennen [BILD]
20.Sept.: beginnt Briefe an Felice
Dez.: Niederschrift der Verwandlung, Betrachtung(18 Prosastücke) erscheint
4.Dez.
: Kafka liest zum ersten Mal Das Urteil öffentlich
Ostern: Besuch bei Felice Bauer in Berlin
Der Heizer erscheint in expressionistischen Buchreihe „Der Jüngste Tag“
30.Mai: Reise nach Berlin mit Vater zu Verlobungsfeier mit Felice
12.Juli: Aussprache mit Felice in Berlin vor Zeugen und Lösung der Verlobung
Beginnt Die Strafkolonie und Der Prozeß
Wiederaufnahme Briefwechsels mit Felice
schreibt mehrere Werke gleichzeitig, gibt Der Prozeß auf;
wiedersehen mit Felice;
März: hat eigenes Zimmer (vorher bei Schwestern gewohnt)
Die Verwandlung erscheint
Carl Sternheim gibt den Fontane-Preis an Kafka weiter
Juli: Mit Felice Bauer in Marienbad
Nov.: mit Felice in München, liest Strafkolonie öffentlich vor
Bis April 1917 entstehen Erzählungen des Bandes Ein Landarzt
Franz beginnt Hebräisch
Juli: 2.Verlobung mit Felice
10.Aug.
: Blutsturz, wieder bei Eltern
4.Sept.: Diagnose Lungentuberkulose
Aphorismen entsteht
Weihnachten: Treff Franz und Felice und lösen Verlobung endgültig
Okt.: Erkrankung an Spanischer Grippe
1919 lernt aus tschechisch-jüdischen Handwerkerfamilie stammende Julie Wohryzeck à Verlobung
In der Strafkolonie erscheint
Nov.: Brief an Vater
Nach Dienstantritt wieder Austritt wegen krankheitsbedingter Unfähigkeit
Ein Landarzt erscheint
1920 Auflösung der Verlobung mit Julie Wohryzeck
Briefwechsel mit tschechischen Journalistin Milena Jesenskà
3 Monate Bürodienst
Kuraufenthalt in den Hohen Tauern
Erzählungen: Heimkehr, Kleine Fabel
2 Monate Bürodienst, ab Nov. dauernde Beurlaubung
übergibt Tagebücher von 1910-20 an Milena
Kafka erleidet wegen Schlaflosigkeit und Verzweiflung einen Nervenzusammenbruch.
Kuraufenthalt im Riesengebirge
Beginnt Roman Das Schloß
Erneuter Zusammenbruch, gibt Das Schloß auf
Erzählungen: Erstes Leid, Forschungen eines Hundes
1.Juli: Pensionierung
1923 Winter/Frühling: oft krank im Bett
intensiver Hebräischunterricht
Juni: letzte Begegnung mit Milena
Juli/August: mit Schwester Elli und Kindern an Ostsee; lernt Dora Diamant kennen
Umzug nach Berlin zu Dora
Erzählungen: Eine kleine Frau, Der Bau
Besucht „Hochschule für Wissenschaft des Judentums“
1924 Feb.: Gesundheit schlechter
17.März: Rückkehr nach Prag mit Max Brod
letzte Erzählung: Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse
Diagnose: Kehlkopftuberkulose
vom Sanatorium in Niederösterreich in Uniklinik Wien und dann am 19.April in „Sanatorium Dr.Hoffmann“ in Klosterneuburg
Versorgung von befreundetem Arzt Robert Klopstock und Dora Diamant
Korrigiert Druckfahnen seines letzten Werkes Der Hungerkünstler
3.
Nichts genügt ihm. Schwieriger war es mit ihm Umgang zu haben, gar mit ihm zusammen zu leben. Zweimal verlobte er sich mit Felice, einmal mit Julie; er scheiterte nicht nur in diesen Beziehungen sondern auch mit anderen Frauen hatte er kein Glück. Er wollte es ja auch nicht haben. Immer war ihm die körperliche Entfremdung lieber als die Berührung. Er selbst war er nur, wenn er in den Nächten seine Geschichten schrieb, schlimme Märchen und Tiergeschichten, das Nie-Ankommen-Können in Träumen und Räumen.
[...] Er hatte ein gespanntes Verhältnis zu seinem Vater. Der bezeichnete den Sohn als Schmarotzer und Nichtstuer, verbannte ihn somit aus der Gemeinschaft.
Erlösung scheint auf, als er Felice kennenlernt.
Diese Königin der Idealwelt, eine nahe und ferne Person, sie entspricht seinen Wünschen. Es entfaltet sich Kafkas dramatische, und zum Scheitern verurteilte Beziehung zu Frauen. In den Briefen, die er ihr schrieb scheint alles in Ordnung, selbst das Schlimmste scheint irgendwie erträglich. Aber die Nähe ist stets verräterisch, sie zerstört. Kafka, dessen Berufung die Literatur ist, fürchtet die Verbindung, den Verlust seiner Freiheit, die Familie ist ihm eine ewige Verschwörung der Erwachsenen gegen das Kind, die Liebe in Form von Gewalt.“
2.
Die Verwandlung
Inhaltsangabe:
- Gregor Samsa ist Reisender, Handlung mit Tuchwaren (muß ganze Familie damit versorgen)
überhört eines Morgens Wecker
wacht auf, merkt hat in Käfer verwandelt
Eltern und Schwester versuchen durch verschlossene Tür zu beruhigen
Prokurist kommt um wegen Verspätung zur Rede stellen
Gregor gelingen aufstehen und Tür öffnen
Prokurist sieht ihn àFlucht aus Haus
Vater treibt Gregor mit Stock zurück in Zimmer, verletzt liegen bleibt
– Gregor, der seit dem Zusammenbruch des väterlichen Geschäfts für den Lebensunterhalt der Familie gesorgt
muß in Zimmer von Schwester mit Nahrung versorgt
Vater besorgt sich Stelle àDiener in Bank
Gregor nach 2 Monaten neue Beschäftigung à krabbelt an Wänden
Mutter und Schwester Idee Möbel aus Zimmer holen àmehr Platz
will nicht, daß zuviel wegnehmen, weil nicht will, daß alles Menschliche aus Zimmer getragen
denkt, daß sich vielleicht eines Tages doch noch zurück verwandelt
Mutter und Schwester gehen in Zimmer
Mutter Ohnmacht als sieht wie Gregor an Wand hängt
Vater Heim, denkt sonst etwas
Treibt Gregor in Zimmer, mit Äpfeln beschießen
Einer bleibt in Rücken stecken, Gregor ohnmächtig
– Gregor leidet über einen Monat an Wunde
schwächer, ißt nur noch wenig
wird zu immer größeren Problem für Familie
überlegen sich wie loswerden
eines Morgens findet Haushälterin tot in Zimmer
sagt: „Seht nur, es ist krepiert; da liegt es, ganz und gar krepiert“
Haushälterin beseitigt Leiche
Familie macht Ausflug in Stadt um Aussichten für Zukunft besprechen
3.Warum ist „Die Verwandlung“ typisch für den Expressionismus?
„im Mittelpunkt der Werke Kafkas steht Selbstentfremdung des Individuums in einer bedrohlichen Welt, in der rätselhafte unbekannte Mächte die Existenz des Einzelnen beherrschen“
Autoren aus bürgerlichen Verhältnissen
Widerspiegelung Lebens der Autoren in Werken (Literatur und Biographie werden eins: Kafka: „Mein Roman bin ich, meine Geschichten sind ich.“)
Vater-Sohn-Konflikt (Kafka Probleme mit Vater, Gregor Samsas Vater trägt zum Tod Gregors bei)
Ich-Zerfall (Käfer stirbt an Vereinsamung und Verlassenheit)
Motiv: Großstadt, Verfremdung
Darstellung von Verfall, Häßlichem, Schrecklichem
Bilder körperlicher Versehrtheit, Verkommenheit
Person noch nicht richtig tot, vegetieren dahin
Vorwiegend existentielle und gesellschaftsrelevante Themen, (Identitätsverlust)
è „Kafkas klarer Stil, der Wirklichkeit und Phantasie vermischt, der einen Anflug von Ironie enthält, trägt zu der beängstigenden, klaustrophobischen (Platzangst) Atmosphäre in seinen Werken bei.“
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