Klassik
Klassik
(1786 – 1805)
Der Begriff: Der Begriff „Klassik“ leitet sich vom lateinischen Begriff „classicus“ her, was ursprünglich zur obersten Steuerklasse gehörig bedeutete, er bezeichnete also etwas bevorzugtes, etwas mustergültiges.
In der Neuzeit bedeutet der begriff „klassisch“ antik, im Zusammenhang mit harmonisch, vorbildlich. Der Begriff Klassik wird zweifach verwendet:
Als ästhetischer Normenbegriff: Aus der grossen Masse der Dichter werden einige als herausragend angesehen, sie bilden eine Gruppe, die zeitlose Gültigkeit hat, sie werden auch für die Zukunft Bedeutung haben. So sind zB heute Goethe und Schiller immer noch Klassiker, obwohl sie immer seltener gelesen werden
Als Bezeichnung für eine literarische Epoche: In einzelnen Ländern bezeichnet man bestimmte Epochen als „klassisch“, meist steht dies in Verbindung mit historischen Vorgängen oder einer bekannten Persönlichkeit. Die Klassik ist meist eine Reaktion auf ein bedeutendes Ereignis, als Reaktion auf eine chaotische, ungeordnete Zeit. So ist die Weimarer Klassik eine Reaktion auf die Französische Revolution, die Goethe und Schiller als chaotisch empfinden
Spricht man in der deutschen Literatur Klassik, meint man damit die Weimarer Klassik, die Zeit von Goethes Italienreise 1786 bis zu Schillers Tod 1805.
Goethe und Schiller selbst bezeichneten sich jedoch nie selbst als Klassiker.
Die französische Revolution: Zunächst wird Sie von den deutschen Dichtern begeistert aufgenommen, Gottfried Herder zB spricht von der „Taufe der Menschheit“, Friedrich Hölderlin von einer „neuen Schöpfungsstunde“. Nach der Hinrichtung König Ludwigs und der Jakobinerherrschaft wird diese Begeisterung jedoch allmählich durch Ablehnung abgelöst. Es tritt ein Nachdenkprozess über die Möglichkeiten der Gesellschaftsveränderung ein, die Klassiker meinen Deutschland sei noch nicht reif für eine Revolution, die Veränderungen, die es ihrer Meinung nach geben muss, sollen allmählich vor sich gehen. Bei dieser Veränderung spielt auch die Literatur eine bedeutende Rolle, so verbessert will sie die Moral verbessern, eine höhere Sittlichkleit wird angestrebt. Eine Schrift, in der diese Anliegen dargebracht werden, ist Schillers „über die ästhetische Erziehung des Menschen“.
Laut ihm sei das Ziel der Erziehung ein Ausgleich zwischen sinnlicher und rationaler Natur im Menschen.
Der klassische Held bekommt für den Leser eine Vorbildfunktion, dies ist aber keine Wirklichkeitsdarstellung, sondern reine Utopie. Gelesen werden die Werke der Klassiker aber nur in einem kleinen Kreis, deshalb ist dies Verwirklichung der Utopie auch nur im kleinen Kreis, in einer Elite möglich.
Die Klassiker präsentieren Konzepte, die als Mittel gegen die Revolution dienen sollten.
Ästhetische Autonomie: Alles Zweckgebundene, nützliche und praktische wird von der Literatur abgelehnt. Als Orientierungsmaßstab für eine neue Lebensweise dient das Ideal der Schönheit.
Im Gegensatz zum Sturm und Drang strebt man nach Vollendung, im Mittelpunkt steht der schöne, gute, in sich ruhende Mensch der an Selbstverantwortung und Selbstbestimmung glaubt. Unter Schönheitsideal, das aus der griechischen Kunst stammt, versteht man gleichzeitig Kunstideal, Bildungsideal und Vorbild fürs Leben. Ziel ist die Harmonie zwischen Individualität und Typus durch Bändigung der Triebe und durch Normung von Verhaltensweisen und Denkweisen. Sprache ist nur der Vers (meist Jambus), man liebt allgemeine Formulierungen. Es gibt nur wenige Figuren und Szenen. Themen sind der Konflikt zwischen Individuum bzw Genie und Gesellschaft („Tasso“), die Humanität als Siegerin über alle Probleme („Iphigenie“), Schuld und Läuterung (Einordnung in die Gesellschaft) und innere Freiheit („Maria Stuart“)
Humanitätsideal: wird vor allem von Johann Gottfried Herder und Wilhelm von Humboldt vertreten.
Das göttliche im menschlichen Geschlecht ist die Bindung zur Humanität
Ästetische Erziehung und Bildung: Ästhetische Bildung und Erziehung sind ein Hauptmerkmal der Weimarer Klassik, was ihren stark pädagogischen Charakter, ein Erbe der Aufklärung, beweist. umfassende Bildung des einzelnen Menschen führt zur Bildung der gesamten Menschheit, durch diese Bildung ließen sich auch Revolutionen vermeiden, denn ästhetisch gebildeten Menschen gelingt eher die Versöhnung und der Ausgleich.
Betonung der Natur: Natur steht immer in Verbindung mit Kunst, für Goethe ist die Natur die Voraussetzung für jede Kunstproduktion.
Weimar: Zur Zeit Goethes (1749 - 1832)- hat Weimar ca 6000 Einwohner, ist halb Dorf, halb Residenzstadt. Das gesamte Herzogtum Sachsen – Weimar hat 100 000 Bewohner. Weimar, ein Ort ohne jegliche Industrie, genießt einen hervorragenden Ruf bei Intellektuellen und Kunstfreunden.
Vom 18jährigen Herzogs von Sachsen - Weimar, Karl August, eingeladen kam Goethe 1775 nach Weimar, was für ihn den Abschied von der Sturm und Drang Periode bedeutete. Durch diesen Ortswechsel versucht er, seinen Wirkungskreis zu erweitern. 1982 wird Goethe geadelt, er wird ein enger Vertrauter des Herrschers. Auf Goethes Vorschlag hin kommen der Pastor Schiller, der Redner Herder, der Philosoph Fichte und der Forscher Humboldt nach Weimar und bilden den „Weimarer Kreis“ Goethe schreibt nicht nur Werke als Autor, er arbeitet auch als Regisseur und Schauspieler, später als Leiter des Hoftheaters. Sein Drama „Torquato Tasso“ zeigt, wie sich Goethe in seiner Zeit als bürgerliches Genie in Weimar gefühlt hat – nicht nur glücklich, sonder auch isoliert.
Göthe und Schiller: Nach einem längeren Annäherungsprozess der beiden kommt es später zu Freundschaft und auch zu intensiver Zusammenarbeit.
Gemeinsam geben sie die Zeitschrift „Horen“ heraus, ein Sprachrohr des literarischen Lebend in Deutschland. Bedeutend in ihrer Zusammenarbeit ist das Balladenjahr 1797.
Epik:
Die Wurzeln für den klassischen Roman liegen in der Aufklärung und in der Empfindsamkeit. Schiller empfindet den Roman als „unreines Medium“. Der Roman ist Ausdruck bürgerlicher Lebensform, er will belehren, unterhalten, unterrichten und gefallen.
Als einzig bedeutendes episches Werk zählt „Wilhem Meister“ von Goethe, ein Musterbeispiel für einen Bildungsroman.
Ein Bildungsroman ist ein Roman, der die Entwicklung eines Menschen zum Inhalt hat, der nach langen Ringen und Irrwegen zu seinem Zielpunkt gelangt, nämlich zur Integration in die Gesellschaft als produktives Mitglied. Wichtige heutige Werke wurden vom Wilhelm Meister beeinflusst, wie Grass’ „Blechtrommel“ oder Handkes „Der kurze Brief zum langen Abschied“ . IM Wilhem Meister geht es um einen Kaufmannssohn, der nicht Kaufmann werden will, sondern sich dem Theater als Schauspieler widmen will.
Lyrik:
Im Vergleich zur Lyrik der Sturm und Drang Zeit sind die Gedichte stiller ,sanfter, ruhiger, distanzierter. Der Satzbau ist regelmäßig, regelmäßige Versmaße werden bevorzugt. Goethes Gedichte sind Gelegenheits- und Erlebnisgedichte.
Augenblicke und Ereignisse werden zum Inhalt, Liebe, Natur und Erschütterungen des Lebens werden poetisch verarbeitet.
Bei der klassischen Lyrik unterscheidet man zwischen 2 Formen:
Der Gedankenlyrik und
den Balladen
wobei man die Balladendichtung ebenfalls in 2 Formen einteilen kann, und zwar in
Geisterballde oder numinose Ballade (Der Zauberlerling)
Ideenballade (die Bürgschaft)
Die Blühtezeit der Ballade fand um 1800 statt, in dem sogennanten „Balladenjahr“ von Goethe und Schiller.
Drama:
Vorbilder für das klassische Drama (sowohl formal als auch inhaltlich) waren die antiken griechischen Dramen von Aiskiros, Aristophanes (Komödienschreiber), Euripides und Sophokles (Tragödien). Die Themen waren geschichtlich, sie gehen auch auf die griechische Dramatik zurück. Man unterscheidet zwischen 2 Formen des Dramas:
dem Entwicklungsdrama: Es besteht meist aus 5 Akten
dem Enthüllungsdrama: Dieses ist immer einaktig
Beispiele für klassische Dramen sind:
Göthe: Iphigenie auf Tauris (komplett in Jamben verfasst
Faust (auch Sturm und Drang Elementen, vor allem in der ersten Fassung)
Schiller: Don Carlos (spielt im 16 Jh in Spanien)
Wilhelm Tell
Kabale und Liebe
Die Räuber
Erfolg: Die Weimarer Klassik ist ein Versuch, sich gegen Trivialliteratur zu wenden, Goethe und Schiller schreiben nur für einen kleinen Lesekreis. Erfolgreich in der Zeit der Klassik waren vor allem 2 Autoren: August Wilhelm Iffland und August von Kotzebue.
Während es in Dresden in einem Zeitraum von 24 Jahren zu 1472 Aufführungen der Dramen von Iffland und Kotzebue kommt, werden Werke von Goethe, Schiller und Lessing nur 58 aufgeführt.
Aus dem Bürgerlichen Trauerspiel entwickelte sich das bürgerliche Rührspiel, eine Komödie die immer mit einem Happy End endet, und mit dem Iffland und Kotzebue die Bühnen eroberten. In ihren Stücken, in denen es um das Leben der Mittelschicht geht, treten sie für eine sanfte Aufockerung des strengen Moral ein, die Tugendforderung wird nicht mehr sehr streng verfolgt, mit Sitten wird freizügig umgegangen. Das Publikum kann sich mit dem Familienbild identifizieren, Häusliches Glück und bürgerlichen Tugenden werden gepriesen und der Kleinstädtler wird oft karikiert. Ihr Theater ist Unterhaltungstheater.Die Rollen in ihren Stücken sind festgelegt, sie werden immer nur anders variiert: die ehrgeizige Mutter, des adelige Verführer, die gefährdete Tochter, der patriarchalische Vater und der Sohn, der das Werk des Vaters weiterführen soll.
Kurzbiographien:
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Geboren 1749 in Frankfurt am Main in ein wohlhabendes, bürgerliches Elternhaus
studierte Jura wie einst sein Vater, Johann Caspar Goethe, zunächst in Leipzig, dann in Straßburg, wo er Herders Bekanntschaft machte.
In den Frankfurter Jahren zwischen 1771 und 1775 hat er weniger als Rechtsanwalt gewirkt als vielmehr zahlreiche seiner Dichtungen begonnen und entworfen.
Mit seinem Drama "Götz von Berlichingen" (1773) wurde er mit einem Schlag berühmt
Durch den Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) wurde er in ganz Europa bekannt
1775 kam er, 26jährig, auf Einladung des 18jährigen Herzogs von Sachsen - Weimar, Karl August, der gerade die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, nach Weimar.
Die ersten 10 Weimarer Jahre waren weniger von literarischen, sondern von politischen Tätigkeiten im weimarischen Staatsdienst bestimmt, er wird geadelt und wird zum engen Vertrauten des Herzogs
Auf seiner zwei Jahre dauernden Reise nach Italien 1786 - 1788 entwickelte er sich zum klassischen Dichter
1832 verrstarb Goethe im Alter von 73 Jahren in Weimar
Friedrich Schiller (1759 – 1805)
Geboren 1759 in Marbach als Sohn eines Militärarztes
Er studierte Jura und Medizin, las gerne Shakespeare
Schon während der Studienzeit begann er heimlich mit dem Drama „Die Räuber“
1782 untersagte ihm der Herzog das Komödienschreiben, er floh nach Bauerbach in Thüringen, wo er „Kabale und Liebe“ vollendete
Im Sommer 1787 kam er nach Weimar, doch Goethe sah in ihm noch immer den Sturm und Drang Dichter
1789 ging er als Professor für Geschichte nach Jena und heiratete dort
Sein ganzes Leben plagten ihn Krankheiten
1794 begann die Freundschaft Goethes und Schillers
Balladenjahr mit Goethe
Bis zu seinem Tod erschien jedes Jahr ein Drama von ihm
Nach einem rauhen Winter starb Schiller am 9.Mai 1805 in Weimar
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com