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  Die deutsche klassik

Die deutsche Klassik      Sehr geehrter Herr Professor, liebe Mitschüler, ich werde in den folgenden Minuten über die deutsche Klassik und deren Auslöser referieren.   Um Missverständnissen vorzubeugen werde ich zunächst den Begriff „Klassik“ Erklären:   Der Begriff stammt ursprünglich aus dem lateinischen und bezeichnet zuerst „Angehörige der höchsten Vermögensklasse“ und wird dann allmählich bedeutungsgleich mit „mustergültig“.   Der Begriff „Klassik“ wird zweifach verwendet, nämlich einerseits als ästhetischer Normbegriff und andererseits als literarischer Epochenbegriff.   Der ästhetische Normbegriff umschreibt herausragende Künstler und deren Werke, deren Ursprünge in der Vergangenheit liegen und die auch für die Zukunft als Maßstab von Bedeutung sein werden. Goethe und Schiller sind zum Beispiel Klassiker, obwohl ihre Werke kaum mehr gelesen werden.   Der literarische Epochenbegriff beschreibt im allgemeinen die Zeit künstlerischer Blüte nach wichtigen historischen Ereignissen.

Die klassische Periode eines Landes ist fast immer die Antwort auf chaotische, ungeordnete politische Zustände.   Im Fall der deutschen Klassik – der Weimarer Klassik – ist somit die Zeit des künstlerischen Schaffens von Goethes Italienreise 1786 bis Schillers Tod 1805 als Reaktion auf die Französische Revolution gemeint.   Weiters werde ich auf den Auslöser der Weimarer Klassik – die Französische Revolution – eingehen:   Als die Unzufriedenheit in Frankreich immer größer wurde berief Ludwig XVI. die Vertreter der drei Stände ( das sind Adel, Geistliche und Bürgerliche) zu einer Tagung nach Versailles ein und erwartete von Ihnen Lösungsvorschläge zur Behebung der Staatskrise. Der dritte Stand kam diesem Befehl jedoch nicht nach und erklärte sich selbständig zur Nationalversammlung – die Vertretung des Volkes. Der König beantwortete den Ungehorsam der Abgeordneten mit der Sperre des Tagungsraumes und drohte die Nationalversammlung mit Gewalt aufzulösen.

Daraufhin bewaffneten sich die aufgebrachten Bürger von Paris und erstürmten am 14. Juli 1789 die Bastille – eine mittelalterliche Burg, die als Gefängnis diente. Bald stand der ganze Staat in Aufruhr. Die Bauern plünderten die Schlösser ihrer Gutsherren und töteten viele Adelige. Die Französische Revolution ist also eine Ideale Voraussetzung für die Entstehung einer Literarischen Epoche, in der die Künstler eine Behebung der Missstände in der Gesellschaft fordern und den Gedanken des „Sturm und Drang“ mit der gesellschaftlichen Ordnung vereinen.   Zuerst werde ich die wichtigsten Personen der deutschen Klassik kurz vorstellen:   Grundsätzlich ist zu sagen, dass Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe die beiden Hauptcharaktere sind.

  Friedrich Schiller kam das erste mal 1787 nach Weimar als er auf der Flucht vor Arrest und Schreibverbot wegen der Aufführung „Die Räuber“ war. 1799 kam er wiederum nach Weimar wo er dann 1805 an einer Lungenkrankheit starb.   Johann Wolfgang von Goethe zog auf Wunsch von Herzog Carl August nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete. Außer zweier Italienreisen verbrachte er denn Rest seines Lebens in Weimar, wo er 1832 starb.   Johann Friedrich Herder kam 1776 auf Goethes Veranlassung nach Weimar und starb 1803 auch dort.   Karl Philipp Moritz´s Italienaufhalt fiel zeitlich mit dem Goethes zusammen.

Zwischen Moritz und Goethe wurden Freunde und ein reger Gedankenaustausch entstand. Im Dezember 1788 wanderte Moritz nach Weimar, wo er sich zwei Monate in Goethes Haus aufhielt und Herzog Karl August Englischunterricht erteile.   Christoph Martin Wieland war ab 1772 Prinzenerzieher in Weimar, wo er 1813 auch starb.   Wilhelm von Humboldt war zwar nie in Weimar tätig, seine kreative Kritik begleitete und förderte jedoch die Entstehung Schillers ästhetischen Schriften sowie Goethes „Hermann und Dorothea“; für Schillers „Horen“ – eine Zeitschrift, die Schiller herausgab – verfasste er zwei Beiträge.         Warum wurde ausgerechnet die Kleinstadt Weimar das Zentrum der Kunst in der Klassik?   In Weimar herrschte damals ein unbürokratisches, persönliches, relativ freiheitliches aber doch traditionelles Klima. Die perfekte Atmosphäre für eine kultivierte, aristokratisch – bürgerliche Gemeinschaft.


        Ein weiter wichtiger Aspekt der deutschen Klassik ist, dass die Künstler nicht für die breite Masse schrieben sondern nur für einen kleinen Leserkreis. Man kann die Weimarer Klassik auch als Versuch von Goethe und Schiller darstellen, bewusst gegen die aufkommenden Trivialromane anzuschreiben.   Auch auf dem Sektor des Dramas sah es nicht anders aus. An klassischen Werken bestand nur geringes Interesse, sie verkauften sich schlecht und kamen beim Publikum nicht an.   Kotzebue und Iffland eroberten die Bühnen. Aus dem Bürgerlichen Trauerspiel hat sich das bürgerliche Rührstück entwickelt, eine Komödie mit obligatorischem Happyend.

Diese Schriftsteller sind aber nicht als Klassiker zu werten.   Goethe eröffnete sogar am Weimarer Hoftheater mit einem Stück Ifflands.       Die Französische Revolution hatte die alte Gesellschaft zerstört und erlaubte damit, das „ganz andere“ zu denken: Die Idee von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das Interesse der deutschen Bevölkerung an den Vorgängen in Frankreich war groß. Früher oder später musste sich auch die Dichtung damit auseinandersetzen, inwiefern eine Revolution dafür geeignet wäre, eine Verbesserung der herrschenden Zustände herbeizuführen. Zunächst erteilten Goethe und Schiller der Revolution eine klare Absage, in Wirklichkeit glaubten sie aber an die Möglichkeit die Gesellschaft in kleinen Schritten zu reformieren, so dass eine Revolution gänzlich unnötig wäre.

  Die Klassik übernimmt die Forderung des „Sturm und Drang“, dass jeder sich zu einer harmonischen Individualität entfalten müsse, erkennt dabei aber auch eine gesellschaftliche Ordnung an. Die klassischen Künstler versuchen harmonische Individualität und harmonisches Zusammenleben miteinander zu verbinden. Um dieses Ziel zu erreichen darf der Mensch aber nicht unterdrückt werden, sondern er muss das Maß und die Grenzen freiwillig anerkennen. Diese „doppelte Harmonie“, ein Zustand, in dem die Idee des Menschen Gestalt annimmt, ist ein Ideal, dem die Klassik entgegenstrebt.   Die griechische Antike hatte das Leitbild der „doppelten Harmonie“ schon in Kunst und Leben veranschaulicht. Deshalb ist das Studium der Griechen ein unverzichtbarer Teil der Bildung.

Jedoch war die doppelte Harmonie bei den Griechen noch Naturgabe. Der Mensch ist in der Lage diese Harmonie, nachdem sie verloren ging, durch Selbstbildung und Selbstzucht wiederzuerlangen. Die Geschichte verläuft also im Dreischnitt: von naturgegebener Harmonie über ihren Verlust zu ihrer Neuerwerbung.   Dies alles bezeichnet der Vertreter der Klassik als Humanität. Der Humanitätsgedanke verbindet das Schöne (die doppelte Harmonie) mit dem Guten (der moralische Leistung) und dem Wahren (die Idee des Menschen). Nun werde ich einige Textproben, die die Gedanken der Zeit wiederspiegeln, bringen:      Johann Friedrich Herder: Über Humanität     Humanität ist der Zweck der Menschennatur, und Gott hat unserem Geschlecht mit diesem Zweck sein eigenes Schicksal in die Hände gegeben.

Die Geschichte, verschiedene Räume und verschiedene Zeiten, sind der Ort, in dem Humanität als der „Charakter unseres Geschlecht“ dem Menschen „angebildet werden muss“, denn wir bringen ihn nicht fertig auf die Welt mit; auf der Welt aber soll er das Ziel unseres Bestrebens, die Summe unserer Übungen, unser Wert sein. Das Göttliche in unserem Geschlecht ist als Bildung zur Humanität. Die Bildung zu ihr ist ein Werk, das unablässig fortgesetzt werden muss, oder wir sinken, höhere und niedere Stände, zur rohen Tierheit, zur Brutalität zurück.         Johann Wolfgang von Goethe: Nähe des Geliebten     Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer Vom Meere Strahlt Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer In Quellen malt.   Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege Der Staub sich hebt; In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege Der Wandrer bebt.   Ich höre dich, wenn dort mit dumpfen Rauschen Die Welle steigt.

Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen, Wenn alles schweigt.   Ich bin bei dir, du seist auch noch ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O wärst du da!     Wilhelm von Humboldt: an Karoline Eilet raschen Flugs dahin, Eilt, ihr trägen Augenblicke, Daß mein lieberfüllter Sinn Meine Lina bald erblicke, Sie, die meinem Herzen, ach! so nah, Nie mein schwermutsvolles Auge sah! Daß ich an ihr klopfend Herz Traulich-brüderlich mich schmiege, Süß vergessend jeden Schmerz, Jede Sorg im Schlummer wiege, Und versenkt in Himmelsschwärmerei Nur in Lina lebe, webe, sei! Ha! wenn dann mich hochentzückt Sie mit sehnendem Verlangen An den Schwesterbusen drückt! Wie wird dann auf meinen Wangen Süß beglückter Liebe Feuer glühn! Geist und Sinnen werden vor mir fliehn!   Friedrich Schiller: Der Antritt des neuen Jahrhunderts Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden,     Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden,     Und das neue öffnet sich mit Mord.   Und das Band der Länder ist gehoben,     Und die alten Formen stürzen ein; Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben,     Nicht der Nilgott und der alte Rhein.   Zwo gewaltige Nationen ringen     Um der Welt alleinigen Besitz; Aller Länder Freiheit zu verschlingen,     Schwingen sie den Dreizack und den Blitz.   Gold muß ihnen jede Landschaft wägen,     Und, wie Brennus in der rohen Zeit, Legt der Franke seinen ehrnen Degen     In die Waage der Gerechtigkeit.

 Seine Handelsflotten streckt der Britte     Gierig wie Polypenarme aus, Und das Reich der freien Amphitrite     Will er schließen, wie sein eignes Haus. In des Südpols nie erblickten Sternen     Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf; Alle Inseln spürt er, alle fernen     Küsten - nur das Paradies nicht auf. Ach, umsonst auf allen Länderkarten     Spähst du nach dem seligen Gebiet, Wo der Freiheit ewig grüner Garten,     Wo der Menschheit schöne Jugend blüht. Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken,     Und die Schifffahrt selbst ermißt sie kaum; Doch auf ihrem unermeßnen Rücken     Ist für zehen Glückliche nicht Raum. In des Herzens heilig stille Räume     Mußt du fliehen aus des Lebens Drang! Freiheit ist nur in dem Reich der Träume,     Und das Schöne blüht nur im Gesang.       Nach den Textproben werde ich noch auf die Sprache der deutschen Klassik eingehen:     Da die Klassik zu Ordnung und Maß tendierte, löste sich die Lyrik der Epoche von ihren ursprünglichen Wurzeln und kehrte sich von der Formfreiheit des "Sturm und Drang" ab.

Jetzt treten hauptsächlich antikisierte Formen der Lyrik auf, keine gefühlsstarken und freien Rhythmen, wie in der „Geniezeit“. Themen sind nun die menschliche Gesellschaft, die Gesetzlichkeit des Lebens, die sittliche und moralische Verpflichtung des Menschen, sich selbst gegenüber und geschichts- und kulturphilosophische Betrachtungen. Das Drama wurde vom Mythos der Zeitlosigkeit der Antiken Kunst und ihrer absoluten Vorbildhaftigkeit bestimmt. In der Dramatik wurde nach wenigen, klaren Regeln geschrieben. So treten in den Dramen nur wenige Personen auf, der Schauplatz wird so gut es geht beibehalten und der Zeitablauf bildet eine Einheit. Die klassischen Dramen bestehen aus stilisierenden, gleichzeitig jedoch lockeren jambischen Versen.

                    Ein Gesamtüberblick über die deutsche Klassik könnte folgendermaßen lauten:     Die Klassik versuchte eine Harmonie zwischen Verstand und Sinnlichkeit, von Genialität und Kritik, sowie Poesie und Prosa herzustellen. Jedoch im Gegensatz zur Romantik suchte man diesen Ausgleich nicht im Unbewussten Mythischen, sondern im Leben.              Liebe Mitschüler, ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und hoffe, dass ich euch die deutsche Klassik nähergebracht habe.   Danke                                                 Quellen: Rainer Gerald, Stichwort Literatur, Linz 1999, S. 123 –139 Internet www.gutenberg.

aol.de ; www.fundus.org Weissensteiner – Rettinger, Zeitbilder 3, Wien 1995, S. 54

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