Romantik
Romantik
Zeit : 1790 – 1835
Begriff romantisch: vom altfranz. „romanz“ = romanhaft , später poetisch, phantastisch,
stimmungsvoll
Historischer Hintergrund: Frz. Revolution 1789
Befreiungskriege gegen Napoleon
à Entwicklung eines bürgerl. Selbstbewusstseins
Anfang des Industriezeitalters
Rückblick auf intakte Staatsform des Mittelalters
Die Romantiker hatten 3 Krisen zu bewältigen:
Soziale Krise: schlechte Lebensverhältnisse und zunehmende soziale Differenzierung
Politische Krise: absolutistisch-diktatorische Herrschaftsform
Philosophische Krise: weg vom rational-realistischen Denken
Kennzeichen der Romantik: Gegenbewegung zum Rationalismus der Aufklärung und
Klassik
Betonung des Gefühls und der Phantasie
Sehnsucht nach Unendlichem und Unbewusstem
Rückbesinnung auf das Mittelalter und gegen bürgerl. Ordnung
Betonung der Individualität
seel. Tiefenschichten als Themen (Traum, Sehnsucht ,Magie.
..)
Rückbesinnung auf Natur (Landschaft bringt Stimmungen und Sehnsüchte der Menschen zum Ausdruck)
Vermischung von Bewusstsein und Unbewusstsein (schauerliche Ereignisse)
Sehnsucht nach der Ferne (rastloser Wanderer als Symbol des romant. Selbstverständnisses
Streben nach „Universalpoesie“ (Dichter beschäftigen sich mit Kunst uns Musik)
lehnt Fortschrittsoptimismus und Nützlichkeitsdenken ab, Ziel ist die Selbstverwirklichung
Kunst ist höchster Ausdruck menschlichen Geistes
Künstler wenden sich gemeinem Volk zu (Gegensatz zur Klassik)
Sprache/Form: sehr bildhafte, einfache Sprache
Befreiung der Literatur von Regeln
Unbegrenzte Willkür des Dichters
sehr viele Volks- und Kunstlieder (Einfachheit, Ursprünglichkeit, kann am reinsten Volksgeist darstellen)
mittelalterl und altdt. Themen
Märchen können am besten reale und magische Welt vereinen
verwischte Grenzen zwischen den Dichtungsgattungen (in Romanen dramat. Teile, in Erzählungen Gedichte)
Untergliederung:
Jenaer Frühromantik: 1795 - 1804
noch relativ theoretisch und wissenschaftlich (beeinflusst von
Sturm und Drang, bzw.
Klassik
für Emanzipation der Frau und freie Liebe
Form des Romans besonders oft verwendet
F und A.W. Schlegel, Novalis, Ludwig Tieck
Heidelberger Hochromantik: 1805 – 1814
schöpferische Kräfte des dt. Volksgeistes wecken
Einsatz für alte dt. Sprache (gegen alle frz. Einflüsse)
Erneuerung des nationalen Selbstbewusstseins
viele Volkslieder, -märchen, -sagen, -bücher
Brentano, Eichendorff, Görres, Gebrüder Grimm
Spätromantik: 1815 - 1835
Zentren waren Dresden, Schwaben, München , Wien, Berlin
Einbruch des Wunderbaren in den Alltag
Besonders von E.
T.A.Hoffmann geprägt
Kleist, Brentano, Eichendorff, Hoffmann
Grundbestreben: „Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder ...
Indem ich dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, romantisiere ich es ...“
„Romantisieren heißt, dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten und dem Endlichen einen unendlichen Schein zu geben.“ Novalis
Nachwirkungen: Aussagen der Aufklärung wurden relativiert
ausdrucksstärkere Dichtung, Kunst, Musik
Bewusstsein für Volkscharakter (Sammlungen, bes. Gebrüder Grimm)
à moderne Geschichtswissenschaft
wirkt bis heute (Dichter konnten sich schwer davon trennen)
Probleme: Gegensatz zwischen Willen aus dem Alltag auszubrechen und dem Bedürfnis nach Stabilität
sich der Gesellschaft anpassen im Widerspruch zur Entwicklung eines individuellen Lebensgefühls
Goethe über Romantik: „Klassik ist das Gesunde, die Romantik dagegen das Kranke“
„Romantik setzt Formlosigkeit und Auflösung an die Stelle von Gesetz und Ordnung“
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann
Leben: am 24.
1.1776 in Königsberg geboren
keine leichten Familienumstände (schnelle Scheidung der Eltern, Vater zwar kunstbegabt, aber Alkoholiker)
Besuch der Burgschule von 1782-1792 (musische und malerische Begabung wird bereits deutlich und von seinem Lehrer gefördert)
soll trotzdem nach Tradition Jurist werden und beginnt 1792 das Studium der Rechte an der Königsberger Universität (eigentl. Interesse der Kunst vorbehalten)
studiert mit Lebensfreund Theodor Gottlieb von Hippel zusammen und nimmt 1790 Musik- und Zeichenunterricht
1796/1797 Tod von Mutter, bzw. Vater
verehrt Wolfgang Amadeus Mozart sehr und ändert deshalb seinen dritten Vornamen von Wilhelm zu Amadeus
1798 Anstellung am Kammergericht Berlin, dann am Obergericht in Posen
zeichnete und verteilte im Jahre 1802 Karikaturen von Posener Militärs und Beamten
daraufhin Strafversetzung nach Plock, wo er sich wie im Exil fühlte
dort widmet er sich wieder mehr der Musik (Kirchenmusik, Klavierwerke) und sieht die Schriftstellerei als Nebentätigkeit
kommt 1804 als Regierungsrat nach Warschau
arbeitet an der Ausgestaltung des Musikalischen Palais, dirigiert bei der Einweihung und leitet das Orchester, bis sein beruflicher und künstlerischer Aufstieg durch den Einmarsch Napoleons unterbrochen wird
in seiner Not bewirbt er sich als Musikdirektor in Bamberg, was er aber auch schnell wieder beendet
wird schließlich Musikkritiker und rezensiert für die „Allgemeine Musikalische Zeitung“, welche auch seine erste Erzählung „Ritter Gluck“
veröffentlicht
in den Folgejahren ist sein Leben von der Liebe zur Musikschülerin Julia Mark geprägt (unzählige Tagebucheinträge), es trifft Hoffmann aber tief, als sie sich mit einem Kaufmann verlobt
den Hass verarbeitet er in „Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza“
ab 1817 Dirigent in Leipzig und Dresden (weitere Musikkritiken und Erzählungen)
aus Geldnot nimmt auch dies wieder ein schnelles Ende und er kehrt als Beamter nach Berlin zurück
Vorgesetzter sagte über ihn: „Das Vorurteil, dass ein genialer Schriftsteller für ernste Geschäfte nichts tauge, hat wohl nie jemand vollständiger widerlegt.“
1816 feierte er seine größten Erfolge als Komponist mit der Uraufführung seiner Oper „Undine“ (wird dadurch berühmt und es folgen weitere Werke)
erkrankt 1819 schwer und erholt sich nicht wieder richtig, bis er am 25.6.
1822 unter völliger Lähmung in Berlin stirbt
Erzählweise: verwirft das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Träumen
das Grässliche und Schauerliche spielt in seinen Werken eine große Rolle
Kräfte sind für grauenhafte Geschehen verantwortlich und bleiben ungeklärt
Mensch fühlt sich diesen Kräften hilflos ausgesetzt und weiß schließlich nicht einmal mehr, ob sie überhaupt Wirklichkeit sind
verwischt die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn
verzichtet in seinen Werken häufig auf Chronologie
beherrschte verschiedene Ausdrucksweisen und -formen
seine Werke sind geprägt von Skurilitäten und gehören zur Spannungsliteratur
schrieb erste Detektivgeschichten und gilt so als Begründer der Kriminalromane
Werke wirkten fast als einzige der Romantik großen Einfluss auf Amerika, Frankreich und Russland aus
Werke: „Don Juan“, „Der Goldene Topf“, „Elixiere des Teufels“, „Der Sandmann“,
„Das Fräulein von Scuderie“, „Lebensansichten des Kater Murr“, „Meister Floh“
Insgesamt war er ein vielseitiger Romantiker und scharfsichtiger Musikkritiker
(erkannte als einer der Ersten Beethovens Genie)
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