Aktionismus
Tanzer Sonja
Wiener Aktionismus
Der Wiener Aktionismus war in den Jahren nach 1960 ein wichtiger Beitrag zur internationalen Avantgardbewegung. Er war nicht nur ein wichtiger Beitrag Österreichs zur internationalen künstlerischen Revolution, sondern auch eine besondere Leistung innerhalb der Happeningbewegung, die die Welt zu dieser Zeit durchzog.
Man spricht vom „reinen“, eigentlichen Aktionismus in der Zeit von 1965- 1970, der 1968 ihren Höhepunkt erfuhr.
Die wichtigsten Vertreter des Wiener Aktionismus waren Hermann Nitsch, Günther Brus und Otto Mühl, aber auch Rudolf Schwarzkogler und Adolf Frohner waren von Bedeutung.
Sie suchten mittels radikaler Provokation durch aggressive Tabuverletzung eine Konfrontation mit staatlicher und kirchlicher Autorität, die auch erfolgreich gefunden wurde.
Die Körperlichkeit, die Verwendung von Kot, Blut, stinkenden Kadavern in Konfrontation mit gegebenen Normen und Sitten erzeugten ein großes, zumeist negatives Echo in der damaligen Gesellschaft.
Die meisten Exponenten wurden angeklagt, wegen ihrer Aktionen gerichtlich verurteilt und somit von der österreichischen Bevölkerung stark abgegrenzt und isoliert.
Die Protagonisten kämpften unter Einsatz ihrer Person für den Gesellschaftswandel, und zwar durch Aktionen die zwischen Bildender Kunst, Theater, Kabarett, politischen Demonstrationen und religiösen Ritual stehen.
Hinter all dem steht die Frage der menschlichen Freiheit.
Sie wollten sich vom strengen politischen System, der konservativen Gesellschaft und der autoritären Haltung der Kirche „befreien“, bzw. distanzieren.
So nahmen sie es sich zur Aufgabe die Welt zu verbessern, woran die Politiker ihrer Meinung nach scheiterten, indem sie sich eine Art „Gegenwelt“ schufen, die sie durch sexuelle Revolutionen, Zerschlagung des Konsumterrors und dem Aufstand gegen die „Alten“ geprägt war.
Die Bewegung des Aktionismus entwickelte sich aus dem Stilbegriff des Tachismus, den die Künstler auf ihre eigene Weise auskosteten.
Den Künstlern war es nicht mehr so wichtig wie die Bilder/ Werke im Endzustand aussahen, sondern vielmehr um die Haltung warum und wie man das Bild anfertigte.
Der stak ritualisierte Einschlag der Wiener Aktionen scheint aus der religiösen Grundhaltung der österreichischen Kunst der Nachkriegszeit, in der Monsignore Otto Mauer eine entscheidende Rolle spielte, herauszuwachsen.
Aktionismus
Günter Brus
Geboren am 27. 09. 1938 in Arding.
(Stmk)
Absolviert die Kunstgewerbeschule in Graz
1956 Wien, Aufnahme in die Klasse für Gebrauchsgaphik, nach kurzer Zeit Meisterklasse für Malerei, lernt dort Alfons Schilling kennen.
Interessiert sich zuerst für den dt. Expressionismus und für den zeitgenössischen Künstler Arnulf Rainer.
Er versucht schon bald, jedoch ohne Erfolg sich von den “akademischen Regeln“ zu befreien, nach Aufenthalt in Venedig (Biennale) stark von den Künstlern Kline und Vedova beeindruckt, widmet sich daraufhin erstmals der ausschließlich gestischen Malerei.
Brus weitert seine Experimente aus, bemalt die bespannten Wände seines Zimmeratelliers um so der Konzentration auf das isolierte Bildformat zu umgehen.
Lernt Otto Mühl kennen, der sogleich von Brus´ Werken und Lebensweise begeistert ist.
Nachdem Brus den Militärdienst beendet hat, stürzt er in eine tiefe persönliche und kreative Krise und will die Kunst aufgeben, geht zu seinen Eltern zurück, lernt dort seine spätere Frau Anni kennen.
Erst Monate später beginnt er wieder mit künstlerischen Tätigkeiten.
Weitet jetzt den informellen Ansatz mit noch radikaleren Mitteln aus, die Konzentration verlegt sich nun immer mehr auf den eigenen Körper als direkten Ausgangspunkt des Bildes. (verschnürt sich Hände und Beine)
Lernt über Mühl Nitsch und Frohner kennen.
Durch Nietsch und Mühl konnte er endlich sein großausgelegtes Experiment, „die Malerei in einem labyrintischen Raum“ ausführen; bemalt in einem ekstasischen Prozeß die ganzen Wandflächen einer Galerie und erreicht so das gewünschte dekompositionale Ergebnis.
Wegen Geldmangels nimmt er mehrmonatigen Auftrag in der Schweiz an, glaubt nach Rückkehr Anschluß verloren zu haben, wird jedoch von Mühl überredet auch eine Aktion durchzuführen.
Aktionen:
Von Beginn an ist es für ihn wesentlich, den eigenen Körper ins Zentrum seiner Aktionen zu setzen, denn es geht ihm um die Funktion der Körpermotorik im Malprozeß.
1964: (Aktion „ANA“) Brus überzieht einen Raum samt Möbel mit weißer Farbe (will damit Zweidimensionalität andeuten) und rollt sich, in weiße Tücher gehüllt quer durch den Raum. Außerdem ist eine Körperbemalung seiner Frau Anna vorgesehen. Er will damit direkt den Körper in ein räumliches Bild einbringen.
Brus ist allerdings sehr unzufrieden mit seiner Aktion was in einem wütenden Malanfall endet.
1964: (SELBSTBEMALUNG 1) Aktionspartitur, schrittweises ruhiges Bemalen des Körpers.
In dieser Photoaktion entwickeln sich erstmals 2 formale Elemente, die auch wichtig für die weiteren Aktionen sind: 1) Bei Kopfbemalung und Kopfzumalung entwickelt sich die Symbolik des schwarzen trennenden Strichs, eine Andeutung der Verletzung des Körpers und analytisches
Symbol
2) Durch Objekte wie Rasierklingen, Nägel oder Scheren soll der verletzbare, eigene
Körper sadomasochistisch dargestellt werden.
Es folgen weitere „Selbstbemalungsaktionen“, wenig später folgen eine Reihe von SELBSTVERSTÜMMELUNGSAKTIONEN, in denen Brus seinen eigenen Körper noch radikaler zum Material degradiert als bei den vorherigen Aktionen.
1965: (WIENER SPAZIERGANG) Brus geht völlig weiß bemalt und mit einem schwarzen Strich über Gesicht und Körper als lebendes Bild durch die Wiener Innenstadt
1965: (STARRKRAMPF; TRANSFUSION) Bei diesen Aktionen versucht er sein Interesse an der Wiener Kunst um die Jahrhundertwende einzubringen, indem er versucht eine gewisse Ästhetik in die Körperaktionen einzuführen.(nackte, erotische Frau mit grellen Farben und blauen Stöckelschuhen)
1966 entwefen Brus und Mühl die Idee der Totalaktion.
Entscheidend dabei ist, daß der Charakter als wesentlich hervorgehoben wird.
Es geht ihm nicht mehr um eine Malerei mit aktionistischen Mitteln, sondern um eine dramatische Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit im aktionistischen Prozeß.
Diese Idee wird in einigen Aktionen durchgeführt.
1967 distanziert er sich wieder von der Totalaktion
Er geht von der „Direkten Kunst“ ab und konzentriert sich auf die analytische Körpersprache.
Der Körper wird nun ausschließlich zum Medium; es geht ihm dabei um ein radikales Durchbrechen körperlicher und sexueller Tabus, um die Totale „Befreiung“ zu erlangen. (Körperanalyse)
1968 (DER HELLE WAHNSINN) Aktion in Düsseldorf, bei der erstmals mit der vollen Radikalität der analytischen Körpersprache an die Öffentlichkeit geht.
Dabei kotiert und uriniert er, außerdem schneidet er sich seine Haut mit einer Rasierklinge auf.
1968 Brus nimmt bei einer Veranstaltung mit dem Titel Kunst und Revolution im Hörsaal der Universität teil, und führt dort seine Körperanalyseaktion Nr.
33 durch.
Dabei entkleidet er sich, fügt sich mit einer Rasierklinge einen Schnitt in Brust und Oberschenkel zu und uriniert in ein Glas. Er trinkt seinen Urin und beschmiert seinen Körper mit Kot. Dann legt er sich nieder und beginnt zu onanieren, während er gleichzeitig die österreichische Bundeshymne singt.
Es folgt ein Proteststurm, worauf Günter Brus zu 6-Monaten verschärften Arrest wegen Herabwürdigung der Staatssymbole verurteilt wird.
Brus reicht Berufung ein, jedoch abgelehnt – Flucht nach Berlin.
Führt dort noch einige Aktionen durch, beschließt jedoch sich nicht mehr weiter künstlerisch zu betätigen.
Gründet in Berlin zusammen mit den Literaten Gerhard Rühm und Oswald Wiener in karikaturischer Absicht die „Österreichische Exilregierung“, welche eine Zeitschrift „Die Schastrommel“ herausgibt.
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Otto Mühl
Otto Mühl wurde 1925 in Grondau geboren.
Wird als 18-jähriger zur dt. Wehrmacht eingezogen und im Sommer 1948 an die Front geschickt.
Nach Kriegsende Studium in Deutsch und Geschichte, danach studiert er an der Akademie für Bildende Künste in Wien Kunstpädakogig.
Arbeitet während des Studiums als Zeichentherapeut für entwicklungsgeschädigte Kinder.
Lernt bei einer Galerie Günther Brus und Alfons Schilling kennen, ist sofort von großformatigen, abstrakten Malereien der beiden begeistert, unter diesem Eindruck beginnt sich nun auch sein Stil zu verändern.
Bewegt sich schnell vom dargestellten Gegenstand weg und entwickelt eine Abstraktion die von den Materialien dominiert wird.
Schafft zahlreich Materialbilder, indem er auf breite Papierbahnen die Farbmaterialien schüttet sich darin wälzt und dadurch jeglichen kompositionellen Ansatz zerstört wird.
Beginnt dann die Bildflächen durch Zerschlitzen, Zertrümmern oder Verschnüren zu zerstören, und läßt so aus den Bildern sogenannte „Materialobjekte“ entstehen.
Beschäftigt sich gleichzeitig mit plastischen Experimenten, wobei er den klassischen Aufbau der Skulpturen strikt ablehnt und eine freie rhythmische Struktur anstrebt.
Skulpturen aus Gerümpel, mit Farben überschüttet entstehen.
Lernt Hermann Nitsch kennen, gemeinsame Ausstellung, mit Adolf Frohner und einem Psychoanalytiker, namens „Die Blutorgel“. Progammatische Text, Schüttbilder und Gerümpelstrukturen entstehen.
Das Jahr darauf (1963) findet die erste eigentliche öffentliche Veranstaltung des Wr. Aktionismus statt, das „Fest des psycho – physischen Naturalismus“, wird jedoch bald von der Polizei abgebrochen.(Muß später gemeinsam mit Nitsch für 14 Tage ins Gefängnis)
Die geplanten Aktionen werden später nachgeholt, 1.
Aktion „Versumpfung einer Venus“ ist geprägt von einer, ins Dreidimensionale erweiterten Arbeit mit Material, zu der auch der Mensch zählt.
Führt dann noch eine mit Aktionsmalerei und Materialmontage verbundene Aktion durch.
Mühl ist dann bei einer Aktion Nitschs selbst Modell (wird ans Kreuz gebunden und mit Schlamm beworfen). Diese Aktion ist auch gleichzeitig der Anlaß zur Entfremdung der beiden Künstler, da sich Nitsch mit der ironisch-hedonistischen Destruktion die hinter den Materialaktionen Mühls steht nicht einverstanden erklären kann, während Mühl die religiös-liturgisch strukturierten Aktionen Nitschs ablehnt.
Während weiterer Materialaktionen entwickelt sich ein Differenzierungsprozeß; theatralische Momente fließen ein und die Materialsprache wird differenziert (Nr.7 „Nabelschnur, Nr.
8 „Stilleben mit weiblichen und Rinderkopf“)
Lernt den Experimentalfilmer Kurt Kren kennen der seine Aktionen (z.B. „Mama und Papa“, „Cosinus Alpha“) verfilmt, die auch veröffentlicht werden.
Dabei ist aber die Notwendigkeit einer spontanen Auseinandersetzung mit dem Publikum nicht gegeben, die jedoch in seinen späteren Aktionen eine wichtige Rolle spielt.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Brus entstehen gemeinsame Arbeiten (=Totalaktionen)
Dabei wird der menschliche Körper selbst zum Material.
Mühl und die anderen Aktionisten werden zu einer Veranstaltung, „Destruction in Art Symposim“ in London eingeladen, die ein großer Erfolg wird, jedoch nimmt die heimische Presse keine Notiz davon, Mühl und die anderen Aktionskünstler bleiben weiterhin isoliert.
Mühl gründet ein „aktions-politisches“ Programm namens Zock, mit der Absicht gesellschaftsverändernd zu wirken. Eine Reihe von manifesten Texten entstehen, auch ein „Zock-Fest“ wird durchgeführt, bei dem zahlreiche Arbeiten von anderen Aktionskünstlern augestellt werden, jedoch kommt es zu Meinungsverschiedenheiten der Künstler die offen auf der Bühne ausgetragen werden, und somit wird das Fest von der Polizei beendet.
Mühl führt dann seine Aktionen mit einigen jungen Mitarbeitern (= „Direct Art Group“) durch, die auch bei Aktionen wie „ Direct Art Festival“ oder bei „Kunst und Revolution“ dabei sind.
Diese Gruppenbildung ist sogleich der Beginn eines Prozesses, der zur Gründung der aktionsanalytischen Kommune führt.
Beim Direct Art Festival (=sketchartige Abfolge von kleinen Aktionen) wird ausdrücklich betont, daß sich die direkte Kunst ausschließlich aus der Malerei entwickelt hat, außerdem zeigen die Aktionisten, daß sie sich gezielt von der Wiener Avantgarde absetzen wollen.
Bei der bekannten Veranstaltung „Kunst und Revolution“ liest Mühl einen destruktiven, provokatorischen Brief vor, danach führt Mühl gemeinsam mit der Direct Art Group eine psychomotorische Aktion durch, bei der einen in Zeitungspapier gehüllten Sadomasochisten auspeitscht.
Mühl arbeitet (1967) an einer seiner wichtigsten Werkgruppen, der Serie „Persönlichkeiten 67“; es entsteht eine Reihe von Portraits medienwirksamer Persönlichkeiten im Stil einer brutalen, propagandistischen Umrißmalerei, von denen er einige im Siebdruck als Plakatkunst umsetzt.
Weitere Aktionen zum Teil mit Brus werden durchgeführt.
Da es nach dem Uni-Skandal nun für die Aktionisten nicht mehr möglich ist ihre Aktionen in Österreich durchzuführen, folgen sie den Einladungen aus Deutschland. Mühl konzentriert sich in dieser Zeit vor allem auf den Film, der es ihm ermöglicht, die in Wien durchgeführten privaten Aktionen vor Publikum zu zeigen, das im Gegensatz zu Wien begeistert reagiert.
Bei der Aktion „Oh Tannenbaum“ kommt es zum erneuten Skandal: ein Schwein wird während des Vortragens eines Gedichtes geschlachtet, und Blut, diverse Mterialien, Urin und Kot werden über eine nackte Frau verschüttet, während über Lautsprecher Weihnachtslieder gespielt werden.
17000 Bürger demonstrieren daraufhin in Braunschweig für die Menschenwürde.
Mühl führt dann im darauffolgenden Sommer mehre Aktionen( „Oh Sesibility“, „Der geile Wotan“....)
Die er zu einem längeren Film mit dem Titel „Der geile Wotan“ konzipiert.
Mühl wird dann in die Kunsthalle nach Köln zu einer Ausstellung („Happening“)eingeladen, = seine eigentlich letzte große Aktion; da er bei seiner Rückkehr nach Wien erfährt, daß während seiner Abwesenheit sein Atelier vom Gesundheitsamt leergeräumt wurde, sämtliche Materialarbeiten
auf der Müllhalde landeten und somit den Spaß an seiner Kunst verloren hatte.
Beginnt sich immer mehr mit der Idee einer Kommune als Gegengesellschaft zu beschäftigen.
Kauft für sich und für die inzwischen gewachsene aktionanalytische Kommune ein Gut auf dem Friedrichshof,(Bgld) die sich als therapeutische Gruppe sieht.
Freie Sexualität und kollektives Eigentum, gemeinsames Kinderaufziehen, Förderung gestalterischer Kreativität und Weiterentwicklung der Aktionsanalyse zur analytischen Selbstdarstellung sind die Grundstrukturen der Kommune.
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Hermann Nitsch
Geboren am 29. August in Wien.
Besucht die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, beginnt schon früh neben den für die schulische Ausbildung notwendigen graphischen Arbeiten, mit Arbeiten auf Papier mit vorwiegend religiösen Themen.
Kopiert vor allem Kreuzigungsszenen von El Greco und Rembrandt.
1957 entsteht die Idee des Orgien Mysterien Theaters, ein als ein Gesamtkunstwerk gedachtes großes Fest, in dem alle Künste vereinigt werden sollen.
Dieses Projekt ist nun das übergeordnete Konzept, das von da an seine künstlerische Entwicklung bestimmt.
In den darauffolgenden 2 Jahren entstehen vor allem experimentelle Lyrik und Dramatik, findet jedoch durch Tachismus und abstrakten Expressionismus wieder zur Malerei, die er neben den literarischen Arbeiten in das Gesamtkonzept des Orgien-Mysterien-Theaters (O,M.T) einbaut.
Erste Wachs- und Schüttbilder entstehen, schreibt das erste von 3 „Abreaktionsspielen“, das die inhaltlichen und formalen Grundgedanken der O.
M.T. durchspielt und verdeutlicht.
Führt (1960) eine von 8 Malaktionen im Techn. Museum in Wien durch, wobei ihm der eigentliche Malprozeß, das expressiv-sinnliche Verschütten der roten Farbe, wichtiger ist als das Endresultat.
Bei den weiteren Aktionen trägt er dann erstmals sein kuttenartiges, priesterähnliches Gewand, das bei den späteren O.
M.T. typisch ist, außerdem schlachtet er erstmals ein totes Lamm.
Lernt Schwarzkogler, Mühl, Frohner und Brus kennen, mit denen er eine Protestaktion zu den Wiener Festwochen, protestiert gegen die konservative österreichische Gegenwartskunst.
Arbeitet an verschiedenen literarischen Projekten, u. a.
„König Ödipus“, bei der er zukünftigen Elemente des O.M.T. weiter ausarbeitet und präzesiert.
Bei der Veranstaltung „psycho-physischen Naturalismus“, wird Nitsch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu 14 Tagen Arrest verurteilt.
1963 entstehen erste Blutbilder und Collagen, als bildnerischer Entwurf der Objekt und Symbolsprache des O.
M.T., verwendet dabei als Leitthema den Fetisch der blutigen Menstruationsbinden.
Unter Mithilfe seiner Frau Eva entsteht seine 5. Aktion. Neben einer Lammauweidung und einer Kreuzigungsszene verwendet er eine Objektsprache, die in den späteren Aktionen perfektioniert.
Er agiert mit Blumen, mit Vanillezucker bestäubten Mädchenhaaren, Puder und Menstruationsbinden. Das ganze endet mit einer Kreuzigungsszene, in der mit Blut beschüttet wird.
Dies ist gleichzeitig der Beginn der Distanzierung von Mühl.
Bei seiner 8. Aktion hat Nitsch erstmals die Möglichkeit direkt mit dem menschlichen Körper zu arbeiten. Schwarzkogler ist sein Objekt, sein Körper wird als Material in die objektsprachliche Handlungscollage integriert und so ein weiteres Element des Gesamtkonzepts entwickelt.
Er ist jedoch mit den dabei entstandenen Bilder nicht zufrieden und führt in der 10. Und 15,. Aktionen weitere Arbeiten mit dem selben Inhalt durch.
Nitsch unternimmt eine Deutschlandsreise, bei der von der Großzügigkeit der BRD, Happenings zu veranstalten, so sehr beeindruckt ist, daß Nitsch in seinem nächsten Projekt versucht, sein groß angelegtes O.M.T.
zu verwirklichen, es kommt jedoch erst Jahre später dazu
Bei der 9. Aktion bezieht er erstmals die Landschaft (in der Umgebung Wiens) mit ein.
Diese Aktion dauert 10 Std. und geht dann in ein Fest über, Lamm und Körperaktionen werden durchgeführt, Versucht damit die Struktur des O.M.T.
zu inszenieren.
Kurt Krenn, der bereits schon einige Aktionen von Mühl und Brus verfilmt hat, hat zunehmend Probleme mit der Arbeit Nitschs und lehnt die Verfilmung seiner Aktionen ab.
Auch der Expiemttalfilmer Peter Kubelka findet es unmöglich seine Aktionen mit filmischen Mitteln gültig darzustellen.
Als sich ein amerik. Avantgardefilmer in Wien aufhält wird Nitsch aufgefordert eine Demonstrationsaktion durchzuführen. Er zeigt bei dieser Aktion die grundlegenden dramatischen und objektsprachlichen Elemente des O.
M.T.. Diese Aktion trägt dazu bei, daß Nitsch immer wieder zu
Aktionen in die USA eingeladen wird.
Nitsch versucht bei kleineren Aktionen nochmals einen Weg zu filmischen Festhaltung zu finden, gibt dies jedoch dann endgültig auf.
Nitsch wird nochmals auf Bewährung verurteilt, da er mit seiner religiös- blasphemischen Montge namens „Erste hl.
Kommunion“ der Religionsstörung beschwichtigt wird.
Bei einer Aktion in London (Nr. 21) integriert er erstmals seine Musik. Chor und Orchester stehen ihm zur Verfügung. Er benutzt diese ausschließlich zur Erzeugung einer lautestmögliche Geräuschkulisse, die Musik ist noch nicht strukturiert.
Besucht einen Wr.
Schlachthof, macht dort Fotographien von geschlachteten Tieren, die er oft in seine Aktionen einbaut.
Nitsch verläßt Wien und reist nach München, Dort erreicht ihn eine Einladung nach New York bei der er mehrere Aktionen durchführt. Er verbessert dabei den Einsatz seiner Musik, die Dramaturgie ist eine ruhige Abfolge von objektsprachlichen und exzessiven Aktionen mit einer anschließenden Lammzerreißung.
Nitsch hat großen Erfolg beim amerikanischen Publikum.
Wieder in Europa trägt Nitsch erstmals ein Meßgewand bei seinen Arbeiten.
In seiner 31.
Aktion verstärkt Nitsch seine bis dahin entwickelte Aktionssymbolik um eine verstärkt pornographische, religiös- blasphemische Komponente. In einer Kasel gekleidet verwendet er eine Monstranz und führt eine Aktion an einer ans Kreuz gebundenen Frau durch. Diese blasphemischen Symbolismen werden in sein O.M.T. integriert.
Nitsch führt noch weiter zahlreiche kleinere Aktionen durch, erstellt Dramen u. a. „Eine Reise nach Jerusalem“.
Seiner Frau gelingt es das Schloß Prinzendorf im Weinviertel, der zukünftige Ort der Aufführungen seiner O.M.T.
zu erwerben.
Nitsch kann nun die seit 1957 entwickelte und ausgeführte Idee des O.M.T. aufführen. Nach wiederholten Durchführungen eines sich seit 1968 entwickelnden Prototyps des zentralen Themas der Dramatik des O.
M.T., des Lammzerreißungsprozesses ist es Nitsch 1975 möglich erstmals 24 Std. seines auf sechs Tage konzipierten Gesamtkonzepts zu verwirklichen.
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