Immer wieder flammt die diskussion um die rechtschreibreform auf
Textgebundene Erörterung:
Die Rechtschreibreform
Immer wieder flammt die Diskussion um die Rechtschreibreform auf. Dieter E. Zimmer ist einer der Autoren, die schriftlich zu diesem Thema beigetragen haben.
Als eines seiner ersten Argumente führt er die Unpässlichkeit einer Reform an. Es wäre eine Belastung für die Politiker und die Öffentlichkeit, die von Gewohnheiten getrennt werden würde. Allerdings fügt er auch an, dass es Zeit ist für eine neue Reform, dass die alte Rechtschreibung schon seit 1901 besteht.
Ich stimme ihn in diesem Punkt zu. Vor 100 Jahren wurde die deutsche Rechtschreibung für die damaligen Verhältnisse vereinheitlicht. Innerhalb dieser Jahre ist viel passiert, die Zeit blieb nicht stehen. Auch habe die deutsche Rechtschreibung, so Zimmer, viele Skurrilitäten und Unfug entwickelt. Als Beispiele führt er Auto fahren, aber radfahren und kopfstehen, aber Schlange stehen an. Auch ich denke das eine „Unfugentsorgung“ angebracht ist.
Viele Gegner der neuen Rechtschreibung nennen hier das Argument der Faulheit der Schüler bzw. Deutschlernenden. Nun sollte man nicht vergessen, dass besagte Schüler meist nicht faul sind, sondern Leistungsschwächen zeigen, nicht nur bei der Rechtschreibung. Auch das Argument der daraus resultierenden Vereinfachungen in den Fächern Mathematik, Physik, Chemie usw. ist Blödsinn, da die deutsche Rechtschreibung flexibel ist, mathematische Formeln und physikalische Gleichungen jedoch auf Gesetzen, die nicht vom Menschen erschaffen wurden, beruhen bzw. logisch sind.
Die deutsche Rechtschreibung hingegen wurde zur Vereinfachung der Verwaltung des Staates entwickelt bzw. um eine Norm zu schaffen, die Missverständnisse vermeidet, den Umgang mit geschriebener Sprache vereinfacht. Von daher ist sie vollständig vom Menschen kreiert, also mit mehreren unlogischen Fehlern behaftet. Eine Verbesserung dieser Fehler ist wohl nicht zu vermeiden und auch vernünftig.
Weiterhin fügt Zimmer an, dass eine Reform, wenn nicht jetzt, wohl auch nicht in den nächsten hundert Jahren passieren wird. Leider begründet er das selbst nicht genauer, deswegen kann ich ihm hier nicht zustimmen.
Eine Veränderung, eine Reform kann immer passieren, zu jeder Zeit. Allerdings liegt hier der Ansatz zu einem anderen Argument: Wenn immer nur geredet und diskutiert wird, kommt man letztendlich nie zu einem Ergebnis. Irgendwann muss einmal ein Schritt getan werden, egal in welche Richtung.
Um dazu beizutragen, dass ein Schritt für eine Reform gemacht wird, noch ein paar, von Zimmer nicht genannte Argumente:
Ein viel umstrittenes Thema ist der finanzielle Aspekt. Gegner der Reform meinen, dass es viel zu viel Geld kosten würde diese Reform umzusetzen. Es müßten zum Beispiel neue Lehrmaterialien für Schulen angeschafft werden oder auch im Bereich der Informationstechnologie neue Software entwickelt werden.
Nun muss man das ganze aber auch von einer anderen Seiten sehen: Viele fortschrittliche Sachen bzw. Entwicklungen kosten Geld. Man kann Fortschritt nicht durch kostengünstig definieren. Und davon mal angesehen: Kostet die Reform wirklich so viel mehr Geld? Wird nicht ständig alles weiterentwickelt, aktualisiert und erscheint dann neu auf dem Markt. Schulbücher werden neu geschrieben, Software wird neu entwickelt, fast jährlich kommt eine neue Version bedeutender Anwendungen heraus, andere Lehr- und Lernmaterialien werden neu gekauft. Ist da wirklich eine so große Mehrausgabe an finanziellen Mitteln.
Und wollen wir auch nicht die Übergangszeit vergessen. Eine entsprechend große Zeitspanne würde genügend Raum für die Aktualisierung und Erneuerung lassen.
Und vergessen wir nicht: Hier geht es im Moment nur um unser Schriftbild, nicht die Sprache. Nach einer Schönheitsoperation ist der Mensch vom Charakter her immer noch der selbe Mensch. Deutsch bleibt also Deutsch, nur ein wenig anders geschrieben.
In diesem Sinne stimme ich für die neue Rechtschreibung, genau wie der Autor.
Wieso sollte man kompliziert schreiben, wenn es auch einfacher geht.
Jan Kossick, 102
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