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  Spezialgebiet, die volkskomödie, nestroy und raimund im vergleich

Spezialgebiet, Das Volksstück, Nestroy und Raimund im Vergleich   Der Vormärz  Beide Autoren, Ferdinand Raimund und Johann Nestroy, sind in die geschichtliche Epoche des Vormärzes einzustufen. Vormärz wird die Zeit zwischen dem Wiener Kongress, 1815, und der Revolution im März 1848 genannt. Diese Zeit weist die unterschiedlichsten Strömungen auf: In dieser Epoche sind die unpolitische Kultur des Biedermeiers und die revolutionären Kräfte, die eine Zerschlagung des Systems anstrebten, vereinigt. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich hatte im Wiener Kongress eine Neuordnung Europas durchgesetzt (Restauration). Da er seine Machtposition bis zur Revolution behauptete, hatte das Bürgertum keine Möglichkeit sich politisch zu beteiligen. Der Staat baute einen umfangreichen Polizeiapparat mit angeschlossenem Spitzelwesen auf.

Literarische Werke, Zeitschriften und Zeitungen wurden von der Zensur kontrolliert. In der Zeit des Biedermeier gewannen die Staaten wieder an Stabilität, der Handel und das Gewerbe erreichten eine hohe Blüte und die Unternehmer innerhalb des Bürgertums wurden wohlhabend. Das Wort Biedermeier wurde anfänglich für die Kleidermode und die Möbel der Restaurationszeit verwendet, doch schließlich trug eine bestimmte Literatur diesen Namen. Zu den Dichtern des Biedermeier zählt man Franz Grillparzer, Adalbert Stifter, Nikolaus Lenau, die Deutschen Annette von Droste-Hülshoff und Eduard Mörike, sowie den Schweizer Jeremias Gotthelf. Alle waren politisch zurückhaltend und wollten die Gegensätze harmonisieren. Die Lebensgrundstimmung vieler Dichter des Biedermeier ist melancholischer Art.

Die Handlung greift nicht in die weite Welt hinaus, sie beschränkt sich auf engen Raum: Haus, Familie und nächste Umgebung. Die Sprache ist sehr konservativ, man will sprachlich keine Neuerungen, keine Experimente. Bei manchen Dichtern kommen dialektische Wörter oder Redewendungen vor. Dadurch dass in dieser Zeit die Verkleinerungsformen sehr beliebt waren, erhält die Sprache etwas Niedliches, Sanftes.  Das VolksstückIm Laufe des 18. Jahrhunderts etablierten sich neben den Hoftheatern in der Innenstadt zahlreiche kleinere Theater in den Vorstädten, dazu zählten die drei größeren Theater: das Theater in der Leopoldstadt, an der Wien und in der Josefstadt.

Die volkstümliche Zauberkomödie entwickelte sich aus der allegorienreichen Prunkoper des kaiserlichen Hofs und dem geistlichen Spiel der Jesuiten, darum wurden auf den Vorstadtbühnen vorwiegend religiös belehrende oder rhetorisch schulende Stücke aufgeführt. Als sich die Volkskomödie selbstständig machte, übernahm sie die Neigung zur Allegorie und auch noch etwas vom Geist des alten Barocktheaters. Die anfänglichste Form des Volksstückes ist die Maschinenburleske, ein derb-komisches Possenspiel um eine Hanswurstfigur. Die Maschinenburleske benutzt den Zauberapparat nur, um den einfältig-verschmitzten Helden in möglichst vielen unerwarteten Situationen hervortreten zu lassen. Die Werke von Joseph von Kurz lassen diese Bühnenzauberei das erste Mal erkennen. Seine Stücke werden von einer unterkühlten Märchenstimmung beherrscht, die dann eintritt, wenn jede Bindung an die Wahrscheinlichkeit aufgehoben ist.

Zu den Vertretern des frühen Volksstücks zählt auch Josef Anton Stranitzky, der einer wandernden Schauspielgruppen angehörte, ehe er am Theater beim Kärntnertor ein festes Domizil fand. Stranitzkys Nachfolger am Kärntnertortheater war Gottfried Prehauser, der dem Stehgreifspiel besondere Achtung schenkt. Philipp Hafner gab den alten Stehgreifpossen eine neue Form, indem er die Bedeutung der Zauberei änderte. Er macht sich über den Zauberapparat lustig, indem er grotesk übertreibt. Trotz der spaßigen Beleuchtung behält der Zauberapparat seine absolute Macht über die Menschen. 1751 wurde unter Maria Theresia die Zensur eingeführt und 1752 auf Wunsch Joseph von Sonnenfels das Stehgreifspiel verboten.

Emanuel Schikaneder, der Komödien – und Tragödienschauspieler, Sänger, Stückeschreiber, Komponist, Regisseur und Theaterdirektor in einer Person erfolgreich vereinte, schaffte Großartiges im Bereich des Theaters. Die literarische Form des Volksstücks in dieser zeit fällt unter den Begriff der Zauberoper. Schikaneder fasste die Zauberwelt ganz ernst auf. Er gab dem Zauberwesen wieder die geheimnisvolle Sphäre zurück. Doch schaffte er es nicht, das Zauberspiel wieder so attraktiv zu machen, wie es einst war. Sein wohl bekanntestes Werk ist das Libretto zu Mozarts „Zauberflöte“, doch auch hier rettete s das Stück die Musik, nicht die grandiose Handlung, oder die besondere Aufmachung.


Erst später gelang es Ferdinand Raimund anhand des Zauberapparates ein Weltbild zu schaffen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb das Wiener Vorstadttheater ein Konglomerat aus verschiedenen Gattungen. Das Zauberspiel und die Lokalposse waren vordergründig. Ferdinand Kringsteiner führte das Volksstück wieder in eine pessimistischere und sarkastischere Richtung. In den Jahren zwischen 1804 und 1835 beherrschten die Zauberpossen von Adolf Bäuerle, Karl Meisl und Josef Alois Gleich die Spielpläne der Vorstadttheater.

Karl Meisl sorgte mit seinen Stücken für eine neue Bühnenatmosphäre. Er versetzte antike Götterfiguren in die Wiener Gegenwart, doch im Unterschied zum barocken Zauberspiel griffen die Überirdischen kaum in die menschlichen Bereiche ein. Gleich, Meisl und Bäuerle wollten die Menschen mit ihren Stücken erziehen. Doch die Helden wurden in ihren Besserungsstücken nicht durch eine innere Wandlung zur Besserung gezwungen, sondern mussten sie durch theatralische Misserfolge die Erkenntnis ihres schändlichen Strebens erkennen. Die drei Autoren benutzen effektvoll den Einsatz von allegorischen Figuren. Das Zauberwesen greift mit Macht in die Handlung ein und will auch ernstgenommen werden.

Doch auch die Zauberposse verlor allmählich an Anerkennung. Gleich, Meisl und Bäuerle unternahmen nichts zur Störung der Illusion, wie es später Nestroy machte, sie unterstützen vielmehr diese Ordnung, sie wollen nichts durch direkte Angriffe ändern, sie belassen es lieber so wie es ist. Einzig Ferdinand Raimund verstand sich, anders als seine Kollegen des bisherigen Volkstheaters, als Dichter. Er schrieb nicht allzu viele Stücke, doch er brachte mit jedem Stück auf den Punkt, was er ausdrücken wollte. Mit Johann Nestroy war die Zeit des alten Volksstückes, des Zauberspiels, endgültig vorbei, da sich dieser völlig auf Possen verlegte.   Die Allegorie Die Darstellung eines abstrakten Begriffs als Person oder als sichtbarer Gegenstand nennt man Allegorie.

Für Raimund ist die Allegorie das poetische Mittel, ideale Werte und das Eingreifen höherer Mächte in die Welt des Menschen dem Publikum anschaulich darzustellen. So treten in seinen Dramen unter anderem auf: die Zufriedenheit, der Neid, der Hass, die Faulheit, die Jugend, das Alter, das letzte Lebensjahr, die Hoffnung, Winter, Sommer, Herbst und Frühling.  Ferdinand Raimund Leben und Werk  LebenslaufFerdinand Raimund (eigentlich Reimann) wurde am 1.6. 1790 in Wien Mariahilf geboren. Als Sohn eines Drechslermeisters musste er nach dem Tod seines Vaters 1804 seine schulische Ausbildung abbrechen und begann eine Lehre als Zuckerbäcker, in der er auch die Aufgabe hatte, allabendlich im Burgtheater Süßigkeiten zu verkaufen.

In dieser Zeit wurde seine Leidenschaft fürs Theater geweckt, für die er seinen Lehrherren verließ. 1808 schloss er sich einer reisenden Schauspieltruppe an. 1814 erhielt er in Wien ein Engagement am Theater in der Josephstadt und drei Jahre später am Theater in der Leopoldstadt, das er von 1828 bis 1830 leitete. Raimund hatte als Schauspieler die Fähigkeit völlig verschiedene Charaktere darzubieten. Man drängte ihn gegen seinen Willen ins komische Fach. Raimund begann in dieser Zeit seine Werke selber zu schreiben.

1920 verpflichtete sich Raimund die Schauspielerin Louise Gleich zu heiraten. Doch die Ehe mit der leichtlebigen Frau führte bald zur Scheidung. Danach hatte er noch eine Beziehung mit Antonia Wagner, der Tochter eines bürgerlichen Kaffeehausbesitzers. 1823 war Raimund als Regisseur mit der vom Hausdramatiker des Theaters hergestellten Dramenfassung von Wielands Sammlung "Dschinnistan“ nicht zufrieden und übernahm die Bearbeitung selbst. Er schrieb so sein erstes Stück „Der Barometermacher auf der Zauberinsel“. 1824 wurde sein zweites Stück „Der Diamant des Geisterkönigs“ aufgeführt.

Das zweite Stück war ebenfalls im Stil der alten Zauberposse gehalten und wurde ein noch größerer Erfolg als das erste Stück. Raimund war eine stark mit Legenden umwobene Person und ein Zerrissener: Einerseits lebte er ein öffentliches Leben, war der gefeierte Theatermacher und Schauspieler, andererseits litt er an Schwermut und Hypochondrien. 1826 wurde Raimunds erstes selbstständiges Meisterwerk aufgeführt: 2Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär“. Das Stück verherrlichte die Zufriedenheit und überbot den Erfolg der vorhergegangenen Stücke nochmals, doch rief es durch den ernsten Anstrich erstmals auch Befremdung hervor. Raimunds Rollen waren immer schon auf mehr als auf bloße Belustigung aufgebaut. Seine Stücke sind mit einem von Wehmut gepaarten Humor getragen und predigen, ganz im Sinne der resignierenden Biedermeierstimung, Entsagung, fleißige Arbeit und Zufriedenheit.

Mit „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“, das als sein zweites großes Meisterwerk gilt, kehrte Raimund 1828 zum Stil des Volkstheaters zurück. „Die unheilbringende Krone“ verfasste Raimund wieder ganz im Sinne der klassischen Tragödie, darum wurde das Stück trotz großem Inszenierungsaufwand vom Publikum nicht gut aufgenommen. Der Erfolg Nestroys, der Raimunds letzte Lebensjahre überschattete, war schon spürbar. 1830 legte er das Amt des Theaterdirektors nieder und gab ab da an nur noch Gastspiele in München, Berlin, Hamburg und Prag. 1934 erreichte Raimund den Höhepunkt und gleichzeitig Schlusspunkt seines Schaffens mit dem Stück „Der Verschwender“. Raimund fürchtete sein Leben lang, von einem tollwütigen Hund gebissen zu werden.

Als er tatsächlich von einem Hund gebissen wird, versuchte er durch einen Kopfschuss Selbstmord zu begehen. Er überlebte noch fünf Tage, ehe er am 5.September 1836 an seiner tödlichen Wunde starb.   Johann Nestroy, Leben und Werk   Lebenslauf Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy wurde am 7. Dezember 1801 in der heutigen Bräunerstraße 3 in Wien als zweites Kind des Hof- und Gerichtsvokaten Dr. Johann Nestroy und seiner Gattin Magdalena, geboren.

Nestroy besuchte das Akademische Gymnasium, ab 1813 das Schottengymnasium und begann 1817 an der Wiener Universität Rechtswissenschaft zu studieren. 1822 debütierte Johann Nestroy, der schon als 13Jähriger als Pianist und mit 17 als Sänger, als auftrat, als Sarasto in der „Zauberflöte“ an der Wiener Oper. Ein Jahr später heiratete er Wilhelmine von Nespiesni, verließ Wien und ging an das Deutsche Theater in Amsterdam, wo er zwei Jahre lang blieb. 1825 wurde Nestroy vom Theater in Brünn engagiert und spielte dort vor allem Rollen des heiteren Fachs. 1826 spielte er an dem gemeinsam geführten Theater in Graz und Pressburg. Nestroy ging allmählich ins komische Fach über, wo natürlich viele Rollen aus dem Wiener Repertoire Ferdinand Raimunds darunter waren.

Den Durchbruch als Komiker schaffte Johann Nestroy 1827 in der Rolle des „Sansquartier, Soldat, einäugig“ in „Zwölf Mädchen in Uniform“ von Louis Angely. Nestroy spielte diese Rolle bis zu seinem Tod. Im gleichen Jahr trennte er sich von seiner Gattin, wobei sein Sohn Gustav bei ihm blieb, und er schrieb, neben seinem ersten dramatischen Versuch „Prinz Friedrich von Corsica“, die erste dramatische Arbeit: „Der Zettelträger Papp“. Die Schauspielerin und Sängerin Marie Weiler wurde 1828 Johann Nestroys Lebensgefährtin. 1829 gelang Nestroy sein erstes abendfüllendes heiteres Stück „Die Verbannung aus dem Zauberreiche“, das er anlässlich seines Gastspiels am Josefstädter Theater nach Wien brachte. 1831 wurde Johann Nestroy von Direktor Karl Carl (Karl Andreas Bernbrunn) an das Theater an der Wien engagiert, wo er 1832 auch als dramatischer Autor erstmals zu Wort kam („Der gefühlvolle Kerkermeister“).

Mit 32 schaffte Nestroy seinen Durchbruch als Dramatiker mit der Zauberposse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“, die am 11. April 1833 am Theater an der Wien erstmals aufgeführt wurde. Nestroy wandte sich vom Zauberstück ab und schrieb nur noch Lokalpossen, Parodien und satirische Volksstücke. 1835 wurde das Stück „Zu ebener Erde und erster Stock“ als Erneuerung, als „Umwälzung“ gefeiert. Im selben Jahr bekam Nestroy eine Arreststrafe wegen Beleidigung eines Kritikers. 1839 trat Nestroy erstmals am Leopoldstädter Theater auf.

Mit dem Stück „Der Talisman“, das am 16. Dezember 1840 erfolgreich uraufgeführt wurde, wurde die „reine Singspieltradition“ beendet. Einen ebenfalls großen Erfolg feierte Nestroy mit „Einen Jux will er sich machen“ zwei Jahre später.1845 ließ er sich von seiner Gattin Wilhelmine scheiden. Noch im selben Jahr hatte er sein einziges Gastspiel in München. Direktor Carl ließ 1847 das Leopoldstädter Theater umbauen und gab ihm den Namen Carl-Theater.

Das Theater wurde mit „Die schlimmen Buben in der Schule“ neu eröffnet, welches Nestroy nach Direktor Carls Tod am 14. Februar 1854 als sein Nachfolger übernahm. Am 13. März 1848 war auch die Revolution in Wien, Fürst Metternich dankte ab. Außerdem wurde die Zensur aufgehoben und so erschien Nestroys „Freiheit in Krähwinkel“ am 1. Juli in der Zeit ohne Zensur.

Nach dem revolutionären Sommer kapitulierte Wien vor den Regierungstruppen am 1. November und elf Tage später wurde auch wieder die Zensur eingeführt. Am 30. Oktober 1860 verabschiedete sich Johann Nestroy von Wien, beendete seine Direktion und zog sich nach Graz zurück. Nach einigen Gastspielen an Karl Treumanns Kaitheater in Wien und einem letzten Auftreten bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Graz am 29. April 1862 erkrankte Nestroy und starb schließlich am 25.

Mai 1862 nach einem Schlaganfall in Graz. Seine Leiche wurde nach Wien gebracht und unter ungeheurer Anteilnahme der Bevölkerung am Währinger Friedhof beigesetzt. 1881 jedoch bekamen Johann Nestroy und Marie Weiler ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.   Weitere Werke Nestroys: Das Mädl aus der Vorstadt (1841) Der Zerrissene (1844) Judith und Holofernes (1849) Höllenangst (1849) Der alte Mann mit der jungen Frau (1849, wurde aber zu Nestroys Lebzeiten nicht aufgeführt) Häuptling Abendwind oder das grausliche Festmahl (1862 - sein letztes Stück) Zeit, Werk und Stil Raimunds- Raimunds Original-Zauberspiel   Raimund belebt das alte Zauberwesen, das über Jahre hindurch falsch verwendet worden war, wieder. Die Geister erhielten ihre mächtige Würde wieder, doch ließ Raimund sie aktiv im Geschehen mitwirken. Bei Raimunds Theaterstücken wurden Götter, Genien und Dämonen noch einmal zum Leben erweckt.

Genien stehen auf gleichem Fuß mit Spießbürgern, Schlossbesitzer in einer Perspektive mit den Göttern. Bei Raimund gab es nach alter Tradition des Besserungsstückes gute und böse Mächte, wobei am Ende der Sieg des Guten stand. In den Besserungsstücken Raimunds beruhte die Wandlung des Charakters der Hauptfigur auf einer echten Erkenntnis seiner Fehler. Raimund setzte den Zauberapparat bewusst ein. Er diente nicht mehr der bloßen Überraschung und Unterhaltung des Publikums. Doch obwohl bei Ferdinand Raimund die Geisterwelt im Geschehen mitmischen durfte, so blieb für Raimund doch der Mensch allein Herr seines Glücks.

Bei Ferdinand Raimunds Märchenspielen konnte man behagliche Zufriedenheit empfinden, wenn die Gerechtigkeit am Ende jedes Stücks siegte.   Zeit, Werk und Stil Nestroys   Als Johann Nestroy zum Theater ging, war die Blütezeit der Wiener Volkskomödie in ihr letztes Stadium eingetreten. Er kam noch rechtzeitig, um das Zauberspiel im Stil des achtzehnten Jahrhunderts mit ausklingen zu lassen. Ein Jahr vor dessen letztem Höhepunkt, Raimunds „Verschwender“, hatte Nestroy mit „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ seinen ersten durchschlagenden Erfolg. Er hat die Wiener Volkskomödie aus dem alten in das neue Jahrhundert, „vom Himmel auf die Erde, von der Vorstadt in die Weltliteratur“ geführt. Bevor Nestroy seinen großen Erfolg feiern konnte, wurden Zauberspiele, komische Possen und Stücke dieser Art nur im Volkstheater, das für die Unterhaltung der niederen Stände zuständig war, aufgeführt, doch durch Nestroy bekam die Volkskomödie wieder einen besseren Ruf.

  Nestroy und Raimund im Vergleich Die beiden Autoren werden meist in einem Atemzug genannt, doch repräsentierten beide verschiedene Welten und waren grundverschieden. Ferdinand Raimund nannte seine 8 Theaterstücke „Original-Zaubermärchen“ und wollte eine Dichtung schaffen, die eine bessere Welt und bessere Menschen vorstellt. Raimund glaubte an den Menschen und an die Liebe in einer intakten Welt. Raimund glaubte an das Gute und wollte die Menschen mit seinen Stücken erziehen. Am Schluss seiner Stücke ist die Ordnung immer wieder hergestellt. Nestroy hingegen prangerte die Charakterfehler seiner Mitmenschen und die Mängel seiner Zeit an, ohne, dass er eine idealere, schönere Welt aufzeigte.

Er schrieb keine „Zaubermärchen“, sondern Possen, die den Menschen einen kritischen Spiegel vor Augen halten sollen. Damit die Menschen in diesen Spiegel hineinschauen, gab er seinen Figuren Humor und Witz, der auch öfters, „satirisch-bissig“ ist. Der Spiegel wird zum Zerrspiegel, der die Mängel noch vergrößert. Für Nestroy war der Mensch von Anfang an ein selbstständiges Subjekt, anders als bei Raimund, der den Mensch als Objekt höherer Mächte darstellte. Nestroys Leitsatz war: „I denk’ von an jeden Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab mich noch selten dabei getäuscht!“ Raimund wurzelt im Biedermeier mit seinem Traum vom kleinen Glück, während Nestroy schon ein Repräsentant des Vormärzes ist. Deren verschiedene Auffassung vom Menschen kann man auch anhand der sprechenden Namen, die beide Autoren verwenden, erkennen.

  Namen von Raimunds Figuren: Herr von Rappelkopf, ein reicher Gutsbesitzer Christian Glühwurm, ein Kohlenbrenner Fortunatus Wurzel, ehemals Waldbauer, jetzt Millionär   Namen von Nestroys Figuren: Schnoferl, ein Winkeladvokat Pemperl, ein Klempnermeister Flora Baumscheer, eine Gärtnerin   Nestroy schrieb die Hauptrollen seiner Stücke immer sich selbst auf den Leib und brachte sein Publikum durch seine lange, hagere Figur, seine Mimik und Gestik zum Lachen, noch ehe er ein Wort sagte. Doch auch mit Rollen aus Raimunds Stücken feierte Nestroy als Schauspieler Erfolge.   Doch die beiden Autoren, die schon von Grund auf verschieden waren, da sie aus verschiedenen Milieus stammten, hatten auch Gemeinsamkeiten: Beide verließen ihre bürgerliche Laufbahn, um ihrem inneren Drang zum Theater nachzugehen. Beide waren in erster Linie Schauspieler und fühlten sich erst später zum Schriftsteller berufen, da zu wenige geeignete Stücke vorhanden waren. Betrachtet man jedoch die Weltanschauung der beiden, so waren sie schon wieder völlig verschieden. Raimund, der Handwerkssohn aus der Vorstadt Mariahilf, war gläubig und vertraute einem gütigen Schicksal.

Nestroy, der Advokatensohn und Intellektuelle, war davon überzeugt „Die Welt steht auf kan Fall mehr lang!“ Er war ein Zweifler und auch in gewisser Weise ein Pessimist, doch ließ er sich nicht unterkriegen und fasste die Situation doch immer wieder heiter auf. Raimund hingegen, der sich immer eine heile Welt gewünscht hatte, zerbrach an den Umständen, dass sich seine Wunschträume nie erfüllen konnten. Einige Kritiker behaupten auch, dass Ferdinand Raimund nicht an einem Hundebiss, sondern an Johann Nestroy gestorben sei. Im Gegensatz dazu kann man Zitate lesen, in denen Nestroy sehr bescheiden ist, sich gar nicht getraut über Raimund zu stellen: „I bin der reine Schulbua gegn’ Raimund.“ Nestroy hatte es leicht mit seinen revolutionären Stücken beim Publikum akzeptiert zu werden. Vor allem bei der Wiener Jugend fanden seine Stücke großen Anklang, da diese schon in revolutionärer Aufbruchsstimmung waren.

Über die Frage wer denn von den beiden höher zu stellen sei, stritten sich viele Literaturkritiker und fanden keine Antwort. Raimund wurde seine träumerische Poetik vorgeworfen, während Nestroy mit Shakespeare verglichen wurde. Doch kann man nicht schon Frühwerke Nestroys über Raimunds Erfolgsstücke stellen. So wäre es unkorrekt den „Lumpazivagabundus“ über den „Verschwender“ zu stellen. Es steht auch fest, dass Nestroy für seine Stücke oftmals nach Raimund’schen Themen griff. Ganz egal wer nun der Bessere gewesen sein mag, Ferdinand Raimund und Johann Nestroy sind ein Stück der Wiener Volkstheatertradition.

  Raimunds und Nestroys Arbeitsweise   Nestroy hat bei mehr als zwei Drittel seiner insgesamt 83 Stücke nach Vorlagen gearbeitet. Ebenso benutzte Ferdinand Raimund Vorlagen zu seinen Stücken aus fremdsprachiger Literatur. Nestroy fand seine Stoffe vor allem in deutschen, englischen und französischen Stücken, aber auch in Prosawerken. Manchmal übernahm er nur einige Motive, manchmal das äußere Handlungsgerüst, meistens aber begnügte er sich mit einer recht freien Übertragung der Vorlage ins Wienerische. Beide Autoren schrieben an ihren Werken, lernten ihre Rollen, probten und inszenierten die Stücke und abends spielten sie.   Die Zensur   Ferdinand Raimund und Johann Nestroy schrieben (bis auf „Freiheit in Krähwinkel, das ein Revolutionsstück ist) alle ihre Stücke während Metternichs Zensur.

Das heißt, dass sie ihre Texte, bevor sie aufgeführt wurden, von einem Zensor überprüfen lassen mussten, ob sie vielleicht etwas Erotisches, etwas gegen die Religion oder Regierungsform und gegen das höchste Staatsoberhaupt oder dergleichen enthalten. Wenn so etwas in einem Stück vorkam strich es der Zensor aus dem Text, oder er erklärte das Stück als zu anrüchig und es durfte nicht aufgeführt werden. Doch den Bindungen der Zensur wusste sich Nestroy auf eine originelle Weise zu entziehen. War ein Stück fertig, so ringelte er mit roter Tinte alle Stellen ein, von denen er annahm, sie könnten den Zensor reizen. Er ging dabei sehr weit, und die Zensoren dürften sich oft über seine harmlosen Texte, in denen sie nicht viel zu streichen fanden, gewundert haben. Der Kopist Nestroys wusste, dass er bei der Herstellung des Manuskriptes, das für die Zensur bestimmt war, die rot markierten Stellen wegzulassen hatte.

Doch damit ist noch nicht gesagt, dass sie dann nicht doch auf der Bühne gesprochen wurden. Da sich der Regierungsbeamte, der auftragsgemäß nur festzustellen hatte, ob die von der Zensur gestrichenen Stellen auch tatsächlich wegblieben, und sich kaum noch Mühe nahm, den Dialog Wort für Wort mit dem Manuskript zu vergleichen, so war Nestroys Methode ziemlich gefahrlos.   Sprache und Witz   Die Sprache ist der Schlüssel zu Nestroys Größe und Besonderheit. Nestroy war kein Dialektdichter. Er war ein gebildeter, belesener Sohn des Bürgertums. Er ging zum Theater aus Passion für das Spielen, und er begann zu schreiben, weil Mangel an Stücken herrschte.

Dem Autor war es nicht sehr wesentlich, worum es in seinen Komödien ging. Was eigentlich gesagt wurde, ergab sich nicht so sehr aus der Handlung, sondern vor allem aus den Monologen und Dialogen der Hauptgestalten. Ein Hauptmerkmal des Nestroyschen Dialogs ist das Wortspiel in den verschiedensten Formen. Nestroy liebt die Sprache. Sein bildhaftes Denken und seine Hellhörigkeit machten es ihm unmöglich dem Spiel mit Worten zu entgehen. Die vielleicht wichtigsten Elemente das Nestroyschen Dialogs sind der gesprochene Witz und das an die Zuschauer gerichtete Selbstgespräch.

In Nestroys besten Stücken ist aber sein Witz nicht etwas, was seinen Figuren als Aufputz mitgegeben wird, sondern er soll ihre Anliegen, ihre Konflikte mit der Welt, ihr Wesen ausdrücken. Wo der Witz auf die gegenwärtige Situation in der Komödie und auf die Enthüllungen des Gegenspielers zielt, treibt er die Handlung in Rede und Gegenrede weiter, so wird er dramatischer Witz. Es wird von Nestroy auch behauptet, dass er nichts ernst nahm, nur den Witz, und dass ihm nichts heilig war, nur die Sprache   Das Sprechen seiner Figuren vollzieht sich auf drei verschiedenen Ebenen, denen drei Sprachtypen entsprechen: Der österreichische Dialekt, hochdeutsche Umgangssprache oder „Schriftdeutsch“ und hochdeutsche Theatersprache. Im meisterhaft beherrschten Dialekt sprechen meist die Hauptträger der lustigen Handlung, hochdeutsch im allgemeinen die farblosen Figuren, die uninteressant sind, auch wenn ihre Rollen noch so umfangreich sind. Gewiss ist Kenntnis des österreichischen Dialekts für das Verständnis von Nestroy Stücken wichtig.   Wo Hochdeutsch in den Reden seiner österreichisch sprechenden Figuren auftaucht, ist das ein Signal, dass sie als einfache Bühnenfiguren oder als unwahrhaftige Charaktere aufzufassen sind.

Oft auch verbirgt der Träger der Nestroy-Rolle seine wirklichen Gefühle hinter einem ins leicht Parodistische gesteigerten Hochdeutsch und isoliert sich dadurch von seiner Umgebung. Doch so reizvoll die Lektüre Nestroys auch sein mag, ihre unmittelbare Wirkung entfalten sie erst auf der Bühne.   Nestroys Enthüllungsdrama   Nestroys Theater ist Desillusionstheater, nicht, indem es die Realität des Bühnengeschehens aufhebt, sondern indem es sie in Anführungszeichen setzt. Der Rahmen wird deutlich gekennzeichnet, die Figuren bleiben nicht „in der Figur“, sie treten durch Anspielungen aus der Handlung heraus. Bei Nestroy kann man auch Parallelen zu Brechts Stücken finden, doch Brecht durchleuchtet die Bürgerliche Gesellschaft durch die sozialistische Sehweise, Nestroy hingegen wollte, dass die Menschen die Welt durch die linguistische Hörweise durchschauen. „An ihren Worten sollt ihr sie erkennen.

“ Ödön von Horvath versuchte sich auch in Volksstücken, aber seinem bitteren Werk fehlt das befreiende Lachen.   Nach Aufführung eines Nestroy-Stücks kann das Publikum beruhigt nach Hause gehen, denn am Schluss ist, wie es sich gehört, äußerlich die Ordnung wiederhergestellt. Aber auf dem Weg zu diesem Schluss hat es Erkenntnisse und Betrachtungen von großer Bedeutung vorgesetzt bekommen, Blicke auf den Menschen und die Welt, wie sie im unterhaltenden Theater sonst kaum denkbar sind. Nestroy stört den Glanz oberflächlicher Biedermeier-Ruhe empfindlich, da er, wie später Hofmannsthal, Schnitzler oder Altenberg, der Lust am Unechten den Kampf ansagt. Nestroy schreibt im Dienste der Wahrheit und der Echtheit in Kunst und Leben seine Werke. Er will, dass man die Welt so nimmt wie sie ist, und nicht so, wie sie sein könnte.

Zur Entlarvung seiner Zeitgenossen verfolgt Nestroy immer denselben Weg. Er stellt sich zunächst scheinbar auf den Standpunkt der Allgemeinheit, zeigt dann aber anhand seines Helden, dass die Verhältnisse nicht so sind, wie sie sich der Normalbürger einredet.  Genauere Beschreibung der Stücke  Der Talisman   Einleitung „Der Talisman“ ist eines der bekanntesten und vielleicht auch eines der besten Stücke Nestroys. Die Posse mit Gesang wurde am 16. Dezember 1840 im Theater an der Wien uraufgeführt und war eigentlich als Stück für das Wiener Vorstadttheater gedacht. Sie sollte das Publikum unterhalten und belustigen.

Hier sind erstmals mehrere Personen gleichrangig in die Vorgänge miteinbezogen, außerdem drückt Nestroy mit dem Stück direkt aus, was er sagen möchte.   Inhalt Der rothaarige Titus Feuerfuchs, über den wir nicht mehr wissen als dass er 26 Jahre alt ist, sein verstorbener Vater Lehrer war, er ausgerissen ist und er nur einen einzigen Verwandten, seinen Vetter, den Bierversilberer Spund hat, kommt auf seiner Reise in ein Dorf, wo er die ebenfalls rothaarige Gänsehüterin Salome Pockerl kennenlernt. Salome ist von Beginn an sehr an Titus interessiert und will ihm eine Stelle als Bäcker bei ihrem Bruder verschaffen, leider klappt es nicht. Doch das Glück meint es gut mit dem jungen Mann. Er kann verhindern, dass ein Mann mitsamt seinem Gespann verunglückt und erhält als Dank von ihm eine schwarze Perücke. Somit steht Titus die Welt offen, denn mit schwarzen Locken lässt es sich um einiges leichter leben.

So wandert er zum Schloss, wo er sich sogleich der Gärtnerin Flora als Gärtnergehilfe anpreist. Die langjährige Witwe findet sofort Gefallen an dem Jüngling und erhofft sich einiges wäre ihr da die Kammerfrau der Gutsherrin, Constantia, nicht dazwischen gekommen. Constantia verschafft dem schwarzgelockten Jüngling einen noch höheren Posten, sie macht ihn zum Jäger. Während sich Titus in den Gemächern der Kammerjungfrau aufhält, erscheint derjenige, dem Titus das Leben rettete. Es stellt sich heraus, dass dieser Frisör und Geliebter Constantias ist. Die beiden erkennen einander und Monsieur Marquis stellt klar, dass Titus kein Recht auf die ebenfalls verwitwete Constantia habe.

Doch während Titus schläft und dabei phantasiert, packt den Marquis die Eifersucht und er nimmt dem Schlafenden die Perücke vom Kopf. Titus erwacht kurz bevor er der Gutsherrin und Witwe, Frau von Cypressenburg, vorgestellt werden soll. In seiner Hektik verwechselt Titus im Zimmer des Frisörs die schwarze mit einer blonden Perücke. Der Schlossbesitzerin gefällt der blonde Lockenkopf auf Anhieb und sie macht ihn sogleich zu ihrem Sekretär. Unter den drei Frauen Flora, Constantia und der Frau von Cypressenburg entfacht ein Streit um die Haarfarbe Titus’. Doch der Marquis verrät Titus und so wird dieser als „Florianiköpfel“ fortgejagt, wird jedoch sofort wieder herbeigerufen, als die drei Frauen erfahren, dass sein Vetter Spund ihm ein Geschäft in der Stadt kaufen und ihn als Universalerben einsetzen wolle.

Mit viel Geld würde Titus von jeder der drei Frauen, auch mit roten Haaren, akzeptiert werden. Der Vertrag ist schon fast abgeschlossen, da nimmt sich Titus die graue Perücke, die er aus dem Anzug des verstorbenen Mannes Floras, die ihm, wie die anderen beiden auch, das Gewand ihres Verstorbenen vermacht hatte, genommen hatte, vom Kopf und sagt, dass er gar nicht Universalerbe sein möchte. Er sagt, er begnüge sich mit dem Geschäft in der Stadt und wolle lieber mit Salome für „Vervielfältigung“ der Rothaarigen sorgen.      Entstehungsgeschichte und Interpretation des Stückes Die Vorlage für den „Talisman“ fand Nestroy in einem Pariser Singspiel, dem „Bonaventure“, von Dupeuty und De Courcy, das am 23. Juni 1840 in Paris uraufgeführt wurde und sogleich viel Erfolg hatte. Nestroy hatte nicht allzu viel Zeit, da er mit Theaterdirektor Carl unter Vertrag stand, in einem Jahr mindestens zwei Theaterstücke zu schreiben, und so musste er rasch arbeiten.

Er übernahm weniger die Sprache, die er dann auf seine Art gestaltete, umso mehr aber die Logik und die wichtigsten Motivationen der fremden Handlung an. Ungefähr fünf Monate später wurde das Stück Nestroys „Der Talisman“ aufgeführt.   Nestroy zeigt mit dem Stück, wie dumm und sinnlos Vorurteile sind. Er führt den Menschen vor Augen, dass sie viel zu viel nach dem Äußeren einer Person gehen. Die äußere Aufmachung, wie Kleidung, Frisur und Haarfarbe bestimmt, obwohl sie jederzeit auswechselbar ist, von allem Anfang an einen Menschen. Titus Feuerfuchs wird anfangs, ohne Perücke und mit verlottertem Gewand, von keiner Frau beachtet, im Gegenteil, er wird als „Florianiköpfel“ und „Feuergefahr“ beschimpft.

Doch kaum setzt er die Perücke auf, sieht die Welt ganz anders für ihn aus. Plötzlich wird er von allen Leuten akzeptiert und kann sich seiner Verehrerinnen gar nicht mehr erwehren. Hingegen entledigt er sich seiner Verkleidung wieder, wird er vom Schloss gewiesen und die Damen haben auch kein Interesse mehr an ihm.   Wenn man darüber nachdenkt, so kommt man darauf, dass Leute ja nicht nur wegen ihrer Haarfarbe, sondern wegen ihrer Rasse, ihrer Partei, ihres Berufes oder ihrer Körperbehinderung, verfolgt werden. Und natürlich waren Vorurteile die Wurzeln von Hexenverfolgungen, Nationalsozialismus und Rassismus. Nestroy wollte damit die Menschen wachrütteln und mehr zum Denken anregen, bevor sie Vorurteile in der Gesellschaft aufkommen lassen und es in der Wirklichkeit nicht immer so ein schönes Ende nimmt wie in seinem Stück.

       Der böse Geist Lumpazivagabundus oder das liederliche Kleeblatt  Inhalt:  Im Feenreich sorgt ein böser Geist namens Lumpazivagabundus für Unruhe. Er verführt die Jugend zum Nichtstun, zum Spielen, Trinken und zu Liebesabenteuern. Der Feenkönig Stellaris ist machtlos gegenüber dem Geist, und selbst Fortuna, die Beherrscherin des Glücks vermag nichts gegen Lumpazivagabundus zu machen. Nur Amorosa, die Beschützerin der wahren Liebe, ist imstande seine Anhänger abspenstig zu machen. Hilaris, der Sohn des alten Zauberers Mystifax, liebt Fortunas Tochter Brillantine. Die Mutter macht ihre Zustimmung zu deren Hochzeit von einer Wette, einer Bedingung abhängig: Drei sterbliche „lockere“ Gesellen sollen mit Reichtum überschüttet werden und sollten sie die Glücksgüter verlieren, sollen sie sie noch ein zweites Mal bekommen.

Werden zwei von den drei Gesellen solide und Fortuna kann sie mit ihren Glücksgaben dem Lumpazivagabundus entreißen, so ist sie Siegerin und verweigert die Zustimmung zur Hochzeit von Brillantine und Hilaris. Treten die lockeren Gesellen das Glück aber zweimal mit Füßen und bleiben sie Lumpen, so bekennt sich Fortuna geschlagen und anerkennt die Liebe von Hilaris zu ihrer Tochter. Die Wahl trifft auf drei Handwerksgesellen und so werden der Tischler Leim, der Schneider Zwirn und der Schuster Knieriem durch den Kauf eines Glücksloses reich. Die drei Handwerker trafen einander zufällig auf der Wanderschaft, Leim ist unglücklich verliebt, Zwirn ist ewig verliebt und liebt die Unterhaltung, und Knieriem kann sich für die Astronomie begeistern, doch hat er stets die Neigung zu viel zu trinken. Nachdem die drei den großen Gewinn machen, beschließen sie in einem Jahr einander wiederzusehen. In diesem Jahr kann Leim die Tochter seines ehemaligen Meisters für sich gewinnen während Zwirn in Saus und Braus lebt.

Nach einem Jahr treffen die drei Gesellen einander wieder. Leim ist bürgerlich und anständig geworden, ganz im Gegensatz zu seinen Freunden, die beide völlig heruntergekommen sind. Leim hilft beiden aus ihrer finanziellen Notlage, doch auch dieses Mal nehmen sie ihre Chance nicht wahr. Zwirn nimmt mit einer Magd Reiß aus und Kniereim entwischt ins Branntweinhaus. Beide werden von Furien gepackt und in die Hölle geführt. Fortuna gibt sich geschlagen, erkennt Amorosa als die Siegerin an und gibt Brillantine Hilaris zur Frau.

Unter Amorosas Einfluss werden die beiden Gesellen doch noch gebessert und so sind sie am Ende des Stücks bürgerlich, gesittet und glücklich verheiratet   Über das Stück Nestroys Erfolgsstück „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ geht auf Schikaneders Erstlingswerk „Die Lyranten oder das lustige Elend“, später auch als „Bettelstudent“ bekannt, zurück. Der Zauberapparat ist in diesem Stück deutlich eingeschränkt. Zauberer und Feen kommen nur in der Rahmenhandlung vor. Nestroy verwendet zwar den traditionellen Märchenrahmen doch ist dieser ganz anders geraten als bei Raimund, viel blasser und nüchterner. Dies liegt an der mangelnden Beziehung des Rationalisten und Realisten Nestroys zur Märchenwelt. Nestroys Zauberer, Feen, Götter und Magier sind oft schon durch ihre Namen und ihre Charakteristik im Personenverzeichnis als lächerlich abgestempelt.

Nestroy beleuchtet die „Übermächte“ ironisch und parodistisch. Die Zauberfiguren sind bei Nestroy nicht nur in herkömmlicher Weise vermenschlicht, sondern stehen direkt unter den Irdischen. Mit Nestroys „Lumpazivagabundus“ setzt sich der Realismus im Wiener Volkstheater wieder durch. Man begrüßte in diesem Stück die neue, satirisch-realistische Gestaltung der Wirklichkeit, die gleichwohl unterhaltend blieb. Einige Kritiker befürchteten jedoch, dass das Proletarische Nestroys die Volksmassen anstecken und zu unüberlegten Handlungen anregen würde. Doch viele Literaturkritiker bezeichnen dieses Stück als keinen „echten“ Nestroy, da zwar schon bissige Kommentare im Text vorkommen, die auf die persönliche Meinung Nestroys schließen lassen, doch fehlt diesem Stück noch dieser ausgeprägte Sarkasmus und Zynismus, der sich im Wortspiel bemerkbar macht.

Ordnung - Unordnung sind die beiden Pole, zwischen denen die Handlung schwingt. Oberster Vertreter der Ordnung ist der Feenkönig Stellaris und das Geisterreich ist eigentlich ein Bürgerreich. Nestroy behandelt in dem Stück die Frage, wie die Menschen leben und wie sie wirklich sind. Die drei Handwerksburschen sind Figuren, die aus dem wirklichen Leben stammen könnten, darum fühlte sich das Publikum auch sofort angesprochen. Nestroy selbst verkörperte immer den Knieriem, der seiner Einstellung am Nähesten kam. Die Fortsetzung des Stückes „Die Familien Zwirn, Knieriem und Leim“ oder „Der Weltuntergang“ wurde kein Erfolg mehr.

In diesem Stück sind die drei Gesellen rückfällige, unverbesserliche Vagabunden.   Historischer Hintergrund Allen sozialen Schichten mit Ausnahme des Adels und der kleinen Gruppe bürgerlicher Spekulanten und Fabrikanten ging es schlecht – kein Wunder, dass alle unzufrieden waren. Jedoch im Theater durfte auch der Arme am öffentlichen Leben teilhaben, was ihm sonst Metternichs Polizeistaat untersagte. Die drei größeren Wiener Vorstadtbühnen waren Oft Treffpunkt des ärmeren Volkes. So kann man Nestroys Stücke als eine Art satirisch-politischen Kabaretts ansehen.  Der Alpenkönig und der Menschenfeind  Inhalt  Malchen und ihr Kammermädchen Lischen gehen in die Berge, um den jungen Maler August, die große Liebe Malchens, dort zu treffen.

Malchens Vater, der argwöhnische und misstrauische Schlossherr Rappelkopf ist gegen diese Liebe und darum müssen sich die beiden heimlich in den Bergen treffen. Lischen verlässt Malchen nach kurzer Zeit, da sie Angst hat den Alpenkönig Astragalus zu sehen, bei dessen Anblick eine Frau um vierzig Jahre älter wird. Malchen trifft August, der von einer dreijährigen Kunstreise aus Italien zurückkehrt, wie vereinbart und als Astragalus erscheint berichten die beiden Liebenden dem Alpenkönig von ihrem Unglück. Er verspricht ihnen etwas zur Besserung ihrer Situation zu unternehmen. Währenddessen muss Sophie Rappelkopfs Frau die Bediensteten beruhigen, da sie alle, aufgrund der schlechten Behandlung vom Hausherren, kündigen wollen. Rappelkopf fühlt sich ständig verfolgt, darum verdächtigt er jede Person, die ihm zu nahe kommt, dass sie ihm etwas antun möchte.

So kommt es auch bei seinem Bediensteten Habakuk vor. Als dieser dem Auftrag von Sophie nachgeht im Garten Zichorien auszustechen, verdächtigt Rappelkopf ihn Mordgelüste zu haben. Er glaubt, dass Habakuk ihn umbringen wollte, und da er seinen Bediensteten nie ausreden lässt, meint er noch, dass dies der Wunsch seiner Frau gewesen wäre. Als er dann auch noch erfährt, dass seine Tochter den jungen Maler in den Bergen getroffen hat, verlässt er wutentbrannt das Haus. Rappelkopf kauft einer armen Familie ihre Hütte ab, um im Wald alleine zu sein und seine Ruhe zu finden. Doch da erscheint ihm Astragalus, der ihn zur Besserung mahnen will.

Der Menschenfeind jedoch will sich nicht früher ändern, ehe ihm das Wasser bis an den Kragen steht. So geschieht es, dass Rappelkopf seine drei früheren Frauen erscheinen, von denen die eine herrschsüchtig, die andere eifersüchtig und die dritte mondsüchtig waren. Danach sorgen Naturgewalten zur Bedrängnis Rappelkopfs. Er wird von Astragalus in dessen Palast geführt, der schon eine Plan ausgetüftelt hat, um Rappelkopf seine Menschenfeindlichkeit auszutreiben. Er lässt Rappelkopf die Gestalt seines Schwagers, der sich für eine Besuch bei Sophie angekündigt hat, annehmen, während Astragalus selbst in die Rolle des Menschenfeinden schlüpft. Als Rappelkopf sein eigenes Spiegelbild vor Augen hat kann er gar nicht glauben, was für ein boshafter Mensch er ist.

Je länger er sehen muss wie schlecht er seine Mitmenschen behandelt, umso wütender wird er auf sich selbst. Es endet sogar darin, dass er sich mit Astragalus in der Gestalt des Menschenfeinden duellieren will, doch in diesem Moment trifft ein Brief aus Venedig von Sophies Bruder ein, der schreibt, dass das Handlungshaus, in das Rappelkopf sein Vermögen investiert hat, gefallen ist. Bevor Rappelkopf alias Astragalus seinen Selbstmordplänen nachkommen kann, geschieht die Rückverwandlung. Rappelkopf erkennt das Unrecht, das er seinen Mitmenschen getan hatte und versöhnt sich mit seiner Familie und seinen Bediensteten. Zuletzt erscheint auch noch sein Schwager, der Kaufmann Silberkern aus Venedig, um ihm mitzuteilen, dass er sein Vermögen noch vor dem Falle des Handlungshauses retten konnte. Am Ende sind alle versöhnt und glücklich.

  Über das Stück:   Mit diesem Stück, das vielmehr eine Tragikomödie darstellt als ein simples Stück des Volkstheaters, beweist Raimund, dass er nicht bloß ein Vorstadtkomödien-Schreiber, sondern ein wahrhaftiger Dichter ist. Er bemüht sich zwar hier noch um seine – beim Publikum geliebte – Zauber- und Märchenwelt, doch hat die Figur des Astragalus nicht nur die Aufgabe die Handlung weiterzutreiben. Der Alpenkönig stellt den Gegenspieler zu Rappelkopf dar, er sorgt für das Gute im Menschen. Der Alpenkönig Astragalus stellt den Retter aus allem Unglück dar. Raimund verwendet in diesem Stück zwar das Element des Märchen- und Geisterhaften, doch wäre es für das Stück nicht notwendig. Die Menschenfeindlichkeit und die spätere Wandlung Rappelkopfs sind die Kernprobleme, die an Vorbilder aus der Weltliteratur wie zum Beispiel Molieres „Misanthrop“ erinnern.

Doch die unmittelbare Vorlage die Raimund zum verfassen dieser Stücks verwendete, war „Der Berggeist“ von Josef Alois Gleich. Der Aufbau des Stücks ist klar und unkompliziert. Der erste und der dritte Akt sind sich sehr ähnlich, da man in beiden Teilen Rappelkopf in mieser Laune erlebt, wobei Rappelkopf im dritten Akt von Astragalus verkörpert wird. Einzig im zweiten Akt erscheint uns Rappelkopf als nachdenklicher einsamer Mensch. Zu Beginn des ersten Aktes baut Raimund bewusst ein Spannungsmoment ein: Er lässt Rappelkopf erst gegen Ende des ersten Aktes auftreten. Zuvor erfährt man nur etwas über ihn von seiner Familie und seinen Bediensteten.

Die Gesangseinlagen, wie zum Beispiel das Ende des ersten Aktes „So leb denn wohl, du stilles Haus“, verwendet Raimund nicht nur, nach Art des Altwiener Volksstücks, als unterhaltende Beigabe, er vermittelt vielmehr seine Philosophie: „Der Mensch soll vor allem sich selber erkennen, Ein Satz, den die ältesten Weisen schon nennen. Drum forsche ein jeder im eigenen Sinn – Ich hab´ mich erkannt heut´, ich weiß, wer ich bin.“A.Sch.  Der Verschwender  Inhalt  Der reiche Edelmann Julius von Flottwell gibt auf seinem prächtigen Schloss eine Jagdgesellschaft. Nach dem Ausritt trifft er sich mit seiner Geliebten, dem Bauernmädchen Minna, das in Wahrheit die in Menschengestalt auftretende Fee Cheristane ist.

Vor einundzwanzig Jahren war sie von der Feenkönig Illmaha auf die Erde gesandt worden, um würdigen Menschen Wohltaten zu erweisen, hatte sich in den damals siebzehnjährigen Julius verliebt und in den Jahren seither ihm zu seinem großen Reichtum verholfen. Nun erst enthüllt sie ihm ihre wahre Natur; sie muss ins Feenreich zurückkehren und der verzweifelte Flottwell schenkt ihr zum Abschied auf ihre Bitten hin ein Jahr seines Lebens. Drei Jahre später hat Flottwell ein neues Schloss gebaut und verschwendet seinen Reichtum in immer glanzvolleren Festlichkeiten. Er verliebt sich in Amalie, die Tochter des Präsidenten von Klugheim, und will sie heiraten – gegen den Willen ihres Vaters, der Flottwells Verschwendungssucht als Vorzeichen einer Katastrophe durchschaut und Amalie dem soliden Baron Flitterstein zugedacht hat. Aber nach einem turbulent endenden Fest bei Flottwell, in dessen Verlauf dieser sich mit dem Widersacher duelliert, gelingt den beiden Liebenden die Flucht. Flottwell und Amalie suchen ihr Glück in England.

Zurück bleiben der intrigante Kammerdiener Wolf, der es versteht das Schloss an sich zu bringen; ein geheimnisvoller Bettler, der seit Cheristanes Verschwinden auftrat, nur für Flottwell sichtbar war und von ihm Geld und Schmuck gefordert hat; schließlich der treuherzige Bedienstete Valentin, der eigentlich Tischlergeselle ist, und der mit dem Kammermädchen Rosa unter dem Verdacht, einen kostbaren Schmuck gestohlen zu haben, von Wolf fortgejagt worden ist. Flottwell kehrt nach zwanzig Jahren mittellos und als Bettler auftretend aus England zurück. Seine Frau und sein Kind sind tot, das Vermögen hat er verschwendet und sein altes Schloss ist zu einer Ruine verfallen. Seinen früheren Kammerdiener, inzwischen „von Wolf“ findet er als Herrn des neuen Schlosses vor. Flottwelll wird von Valentin, der mit seiner Frau Rosa und seinen Kindern in zufriedener Bescheidenheit das Tischlerhandwerk betreibt und sich immer noch in der Dankesschuld seines früheren Herrn empfindet, aufgenommen. Rosa ist anfänglich dagegen Flottwell bei sich aufzunehmen, doch auf Valentins Drohung sie samt den Kindern zu verlassen, lässt sie schnell ihre Meinung ändern.

Flottwell kehrt zur Ruine seines Schlosses zurück, wo ihm der Bettler wieder begegnet. Dieser ist Azur, den Cheristane als Schutzgeist ihres Geliebten Flottwell entsandt hat. Er gibt ihm die Kostbarkeiten zurück, die er einst von ihm erbettelt hatte. Valentin tritt wieder in Flottwells Dienste und Cheristane verspricht Flottwell, dass sie sich im Reiche der grenzenlosen Liebe wiedersehen werden.   Zum Stück:   Wenngleich Flottwells Schicksal am Anfang und am Ende des Stücks in entscheidender Weise von außerirdischen Kräften bestimmt wird, so ist der dazwischenliegende Lebensweg des Helden doch ganz nach seiner eigenen Willensentscheidung gestaltet. Raimund hat mit der „Abdankung“ der überirdischen Kräfte, als Cheristane verschwindet, dem Zauberspiel einen realistischen Akzent hinzugefügt.

Die menschlichen Akteure sind nun selbst Schmiede ihres Glücks oder Unglücks, auf ihrem Weg werden sie von gutgesinnten, aber auch böswilligen Ratgebern begleitet, was sie mit deren Rat anfangen bleibt ihnen selbst überlassen. So verkörpert Cheristane die Liebe, da sie eigene Bestrafung auf sich nimmt, um den Geliebten zu retten; Wolf hingegen ist die skrupellose Raffgier, die zuletzt an sich selber erstickt; in Amalie verfällt Flottwell der sinnlichen Liebe und der Bettler verkörpert in biblischer Eindringlichkeit die Mahnung zu „guten Werken“. In der Figur des Valentin hat Raimund seine eigene Anschauung zur Geltung gebracht. Valentin ist die Zentralfigur des dritten Aktes, die auch Raimund selbst immer spielte. In der Gestalt des Valentins sind Naivität, Güte und Resignation vereint. Valentin verkündet im berühmten Hobellied die Veränderlichkeit des Glücks, aber auch die Zufriedenheit und den bescheidenen Wohlstand, den ein redlicher Bürger erlangen kann.

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