Spezialgebiet
SPEZIALARBEIT
in
DEUTSCH
VERGLEICH
von
ARTHUR SCHNITZLERS
„LIEBELEI“
und
ÖDÖN VON HORVÁTHS
„GESCHICHTEN AUS DEM
WIENER WALD“
von
JUSTL ANDREAS
8A – Maturaklasse 2001
der
BRG Fadingerstrasse 4
Inhaltsverzeichnis
1. Arthur Schnitzlers „Liebelei“
1.1. Biografie von Arthur Schnitzler
1.2 Themen seiner Werke
1.3.
Inhalt des Werkes
1.4. Interpretation des Werkes
2. Öden von Horvaths
„Geschichten aus dem Wienerwald“
2.1. Biografie von Öden von Horvath
2.
2. Inhalt des Werkes
2.3. Interpretation des Werkes
3. Der Vergleich der beiden Werke
4. Quellenverzeichnis
1.
1 Arthur Schnitzler (1862 - 1931)
Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 als Arztsohn von Dr. Johann Schnitzler und Luise Markbreiter in Wien geboren. Beide Elternteile waren Juden.
1871-1879: Besuch des Akademischen Gymnasiums in Wien;
1879: Beginn des Medizinstudiums an der Universität Wien;
1880: Erste Veröffentlichungen in der Zeitschrift "Der freie Landesbote" ("Liebeslied der Ballerine")
1882-1883: Arbeitet als Freiwilliger am Garnisonsspital in Wien.
1885: Promotion zum Dr.
med.;
1887-1894: Redakteur der, von seinem Vater gegründeten, medizinischen Wochenschrift "Internationale Klinische Rundschau";
ab 1886: publizierte er regelmäßig Gedichte, Prosaskizzen und Aphorismen in literarischen Zeitschriften ("Deutsche Wochenschrift", "An der schönen blauen Donau", "Moderne Dichtung")
1888-1893: Assistent seines Vaters an der Allgemeinen Wiener Poliklinik; er unternahm einige Studienreisen (nach London, Paris, Kopenhagen) um sich in der Medizin weiterbilden zu können; Arbeit am "Anatol-Zyklus" (1896 uraufgeführt);
ab 1890: gehörte er der Gruppe "Jung Wien" an ( weitere Mitglieder: Paul Goldmann, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten und Hugo von Hofmannsthal);
1893: Tod seines Vaters;
Er kündigt die Stelle an der Klinik und eröffnet eine Privatpraxis; allerdings beschäftigte er sich mehr mit der Schriftstellerei als mit seinem Beruf;
1895: Uraufführung des Schauspiels "Liebelei" am Hofburgtheater in Wien (Durchbruch Schnitzlers);
1896: Uraufführung des Schauspiels "Liebelei" in Berlin am Deutschen Theater, dessen Direktor Otto Brahm das dramatische Werk Schnitzlers intensiv förderte, womit Berlin als Uraufführungsstadt und als Verlagsort (S. Fischer Verlag) für ihn vorrangig blieb.
1896-1897: Arbeit am Dialogzyklus "Der Reigen"
1901: wird ihm, wegen der Veröffentlichung des "Leutnant Gustl" der Offiziersrang aberkannt (beleidigte mit dem Stück die österreichisch-ungarische Armee); Mit "Leutnant Gustl" führte Schnitzler die Form des inneren Monologs in die deutschsprachige Literatur ein;
1902: Geburt seines Sohnes Heinrich;
1903: Heirat mit Olga Gussmann;
1604: Höhepunkt seines öffentlichen Ansehens ( unter anderem durch die Veröffentlichung von "Der einsame Weg" und "Das weite Land")
1908: wird ihm der Grillparzer-Preis für die Komödie "Zwischenspiel" verliehen;
1912: Uraufführung der Komödie "Professor Bernhardi" ( von der Zensur verboten worden);
1914: Verleihung des Raimund-Preises für die Erzählung "Der Junge Medardus";
ab 1914: wurden mehrere seiner Dramen und Erzählungen, zum Teil nach seinem eigenen Drehbuch, verfilmt.
1920: Verleihung des Volkstheather-Preises für "Professor Bernhardi";
Uraufführung des "Reigen" in Berlin · Skandal wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses; Schnitzler erläßt ein Aufführungsverbot, das er jedoch wieder aufhebt, da ihn dieser Skandal wieder in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gestellt hat.
1921: Scheidung von seiner Frau;
1926: Verleihung des Burgtheaterringes;
1928: Selbstmord seiner Tochter Lili;
Seine letzten Lebensjahre waren geprägt von psychischen (Scheidung, Selbstmord der Tochter) und physischen (Gehörleiden) Leiden; Seine Beziehungen, Leiden, Höhen, Tiefen und Einsamkeiten schildert er auch in seinen "Tagebüchern", eine zehnbändige Chronik, die er von 1879-1931 niederschrieb.
Schnitzler stirbt am 21. Oktober 1931 in Wien..
Nach seinem Tod geriet er immer mehr in Vergessenheit ( was mit dem Verbot seiner Werke durch die Nationalsozialisten, die seine Werke sogar verbrannten, noch beschleunigt wurde). Nach dem 2. Weltkrieg wurde er neu entdeckt.
Weiters stellte er den Zerfall der traditionellen Werte und der bürgerlich-liberalen Ordnung vor dem 1. Weltkrieg dar.
In seinen Werken behandelte Schnitzler oft Themenbereiche der Psychologie. Ihn faszinierten psychische Erkrankungen, das Un- und Unterbewußte sowie psychotherapeutische Methoden, wie Hypnose und Suggestion. · In "Die Frage an das Schicksal" aus dem "Anatol- Zyklus" beschäftigte er sich mit der Hypnose.
Hauptsächlich wurde er von Freud beeinflußt, dessen Traumdeutung Schnitzler in sein Werk "Traumnovelle" und auch in "Leutnant Gustl" einbezog.
In seinen Texten schildert er Bewußtseinszustände, Stimmungen und die seelische Entwicklung der einzelnen Personen. Im Zentrum steht meist die existentielle Krise eines Menschen. Auffallend ist, daß es jedoch selten zur Lösung der Konflikte kommt und der Mensch in einem labilen Zustand verbleibt.
Weiters bindet er seinen Beruf in seine Werke ein. Oft wird die Figur des Arztes zum Hauptdarsteller (besonders in "Professor Bernhardi").
Auch das gesellschaftliche und kulturelle Ambiente Wiens war entscheidend für sein Schaffen.
Der zur damaligen Zeit verbreitete Antisemitismus ist ebenso eines seiner Themen, wie Beziehungen, Sexualität, Einzelschicksale, geschichtliche Ereignisse und kulturelle Entwicklungen.
Schnitzler schuf in einigen seiner Werke, wie "Der Reigen", "Liebelei" oder "Fräulein Else" die Frauenfigur des "Wiener süßen Mädels". Diese Figur verkörpert ein naives, anständiges, den Erwartungen des Umfelds entsprechendes, eitles, labiles, vorurteilsloses und leicht verletzliches Mädchen.
1.3 Liebelei
Schauspiel in drei Akten
Uraufführung am 9. Oktober 1895 im Burgtheater in Wien
Entstanden 1894
Personen :
Christine Weiringer
Hans Weiringer (ihr Vater)
Mizi Schlager (Modistin)
Katharina Binder (Frau eines Strumpwirkers)
Lina (ihre 9 jährige Tochter)
Fritz Lobheimer (junger Mann)
Theodor Kaiser (junger Mann)
ein Herr
Inhalt :
1.
Akt :
Theodor, der seinen Freund Fritz von einer alten Liebe ablenken will, organisiert ein Abendessen mit zwei Damen, Mizi und Christine. Christine, die vorher ihren Vater noch zum Theater gebracht hat, bringt einen Blumenstrauß für Fritz mit, um ihm zu zeigen, wie gern sie ihn hat.
Bei und nach dem Abendessen unterhalten sich die vier ausgezeichnet, als plötzlich der Ehemann von der ehemaligen Geliebten von Fritz bei der Tür hereinkommt und ihm seine Liebesbriefe an dessen Frau auf den Tisch wirft. Die anderen drei befinden sich einstweilen im Nebenzimmer und wissen von all dem nichts was sich zwischen den beiden abspielt. Der Herr fordert von Fritz die Liebesbriefe von seiner Gattin, welche er ihm aber nicht gibt, worauf Fritz dem Herren wissen läßt, daß er jederzeit eine Herausforderung zu einem Duell annehmen würde.
Theodor beschwichtigt nach dem Abgang des Herren noch Fritz, daß solche Sachen zu 90% immer gut ausgehen.
Theodor begleitet die beiden Damen danach nach Hause, nachdem Fritz und Christine sich für den nächsten Tag verabredet haben.
2.Akt:
In der Dachwohnung von Christines Vater. Katharina Binder will Christine in den Lehnergarten einladen, da sie Christine mit dem Cousin ihres Mannes verkuppeln möchte. Christine lehnt aber ab, da sie an diesem Herren keinerlei Interesse hat. Katharina spricht über Christines Freundin Mizi sehr verächtlich und meint, daß Mizi kein Umgang für Christine sei und sie nur in Verruf bringen würde.
Als Mizi gegangen ist, unterhalten sich Herr Weiringer und Katharina über ihre Jugend. Herr Weiringer erzählt ihr, daß er nicht den gleichen Fehler wie bei seiner verstorbenen Schwester machen will, und sie so ihr Leben genießen lassen will. Mizi, die zu dem Gespräch hinzu kommt, erkundigt sich nach Christine. Diese jedoch kommt gleich darauf auch dazu und gibt an, daß sie Kopfschmerzen habe. Katharina bemerkt spöttisch, daß ihr Freund ihr eher Kopfschmerzen verursacht. Nachdem Mizi und Christine sich alleine in der Wohnung befinden, erklärt Christine ihr, daß Fritz sie hätte sitzen lassen.
Mizi versucht sie zu trösten, in dem sie ihr erklärt, daß es kein Mann Wert sei sich wegen ihm die Augen auszuweinen.
Als Fritz, nachdem Mizi gegangen ist, doch kommt, und Christine versucht zu erklären, daß er sie liebt, kommt Theodor dazu und gibt vor, daß er und Fritz auf das Gut dessen Eltern für einige Tage fahren. Mit einem "Lebe wohl" verabschiedet sich Fritz von Christine.
3. Akt :
In der Wohnung des Herrn Weiringers. Christine berichtet Mizi, daß sie ihre Liebe zu Fritz ihren Vater gebeichtet hat, und bittet sie bei Theodor zu schauen, ob die beiden schon von ihrem Gutbesuch zurück seien.
Herr Weiringer, der erfahren hat, daß Fritz bei einem Duell ums Leben gekommen ist, versucht Christine auf die schönen Dinge des Lebens aufmerksam zu machen, um ihre Fixiertheit an Fritz etwas zu schwächen. Christine ahnt aber etwas von dem Unglück und trifft auf Theodor beim Öffnen der Tür. Voller Entsetzen erfährt sie, daß Fritz bei einem Duell um eine andere Frau ums Leben gekommen ist. Christine stürzt sich danach aus dem Fenster.
1.4.
Interpretation des Werkes
Schnitzler hat mit Liebelei seinen ersten und größten Bühnenerfolg.
Der "Seelenzergliederer und Sittenschilderer, Gesellschaftskritiker und Wahrheitsfanatiker Schnitzler" (R. Alewyn) verwandelt hier den Typus des gemütvollen Wiener Volksstücks in ein sozialpsychologisches Drama, wobei der ironische Unterton im Titel bereits auf die ambivalente Tragik der Handlung verweist.
Theodor und Fritz, zwei fesche wohlhabende Wiener Studenten, verbringen mit ihren Freundinnen Mizi und Christine in Fritzens Wohnung einen stimmungsvollen Abend bei Kerzenlicht, leiser Klaviermusik und belangloser Konversation. Theodor, der mit der lebenslustigen Mizi liiert ist, hat seinem Freund - als Erholung von der strapaziösen "Liebestragödie" mit einer verheirateten Frau aus der "guten" Gesellschaft - eine kleine, unverbindliche "Liebelei" mit Christine Weiring, der naiven Tochter eines städtischen Theatermusikers, verordnet. Für Fritz, labiler aber auch sensibler als Theodor, bedeutet Christine die Möglichkeit, seinem Enuii in augenblickshaften Glückserlebnissen zu entfliehen.
Strikt verbittet er sich beim Christine alles, was diesem Vorhaben im Wege steht - etwa ihre besorgte Frage nach jener mysteriösen "Dame in Schwarz" mit der Fritz im Theater gesehen wurde: "Gefragt wird nichts. Das ist ja gerade das Schöne. Wenn ich mit dir zusammen bin, versinkt die Welt – punktum. Die inszenierte Gemütlichkeit wird gestört, als ein "unbekannter Herr" erscheint, der Gatte jener "Dame in Schwarz". Er hat als beweis die Liebesbriefe an seine Tochter mitgebracht. Barsch, in kaltem Zorn, spricht er in einer kurzen Unterhaltung unter 4 Augen die unvermeidliche Duellforderung aus.
Fritz zweifelt nicht daran, daß dies sein Todesurteil bedeutet.
Der 2. Akt spielt in der kleinbürgerlichen Dachwohnung, die Christine mit ihrem Vater bewohnt. Frau Binder, eine Nachbarin, die ihre Umwelt mit "guten" Ratschlägen tyrannisiert, versucht Christines Vater von den Vorteilen einer Ehe seiner Tochter mit einem Cousin zu überzeugen, der "so ein honetter junger Mensch" sei; "jetzt ist er sogar fix angestellt ...
mit einem ganz schönen Gehalt". Der einsichtige Vater Christines aber weist diese trostlose Aussicht auf ein Leben "ohne Glück und ohne Liebe" zurück. Schnitzler erkennt, mit einem unbestechlichen Blick für Korrespondenzen im Gefüge der zeitgenössischen Gesellschaft, die Verwandtschaft von Frau Binders Prüderie und Mizis erotischer Leichtlebigkeit: Beide betrachten die Beziehung zum Mann vornehmlich unter dem Aspekt von Sicherheit und Profit ; Frau Binder findet den "schönen Gehalt" ihres biederen Cousins ebenso imponierend wie Mizi die "schöne" und "prachtvoll" eingerichtete Wohnung von Fritz. Mit bissigen Anspielungen zieht Frau Binder sich zurück als Christine nach Hause kommt und über Kopfschmerzen klagt. Fritz ist zum verabredeten Rendezvous nicht erschienen . Plötzlich jedoch, gepackt von "einer solchen Sehnsucht nach diesem lieben süßen Gesichterl" steht er vor der Tür und läßt sich, unter dem Vorwand, kurzfristig vereisen zu müssen, in Wirklichkeit aber um Abschied für immer zu nehmen, Christines Zimmer zeigen.
Das Interieur dieses Raumes - kleinbürgerliches Mobiliar mit künstlichen Blumen, Schubertbüste und kleiner Bibliothek - verklären sich in den Augen des Todgeweihten zur Stätte paradiesischen Geborgenseins. Gleichzeitig behauptet sich in ihm hartnäckig das Wissen um die abgründige Scheinhaftigkeit dieser Idylle: "O Gott, wie lügen diese Stunden !" Zwei Tage später erfährt Christine, daß sie für Fritz nichts als ein Zeitvertreib gewesen ist. Er hat sich im Duell "für eine andere niederschießen lassen" und ist bereits begraben. "Indem er an einer Lüge stirbt wird sichtbar, daß sie von einer Lüge gelebt hat" (H. Bahr). Verzweifelt stürzt sich Christine aus dem Zimmer, um sich den Tod zu geben.
Fritz Lobheimer, der glaubt seine Leidenschaft zu einer früheren Liebe, eine verheiratete Frau, schon überwunden zu haben, wird von dieser wieder eingeholt. Ihr Mann kommt hinter diese vergangene Beziehung, und Fritz stirbt im Duell mit ihm. Gerade in dem Augenblick in dem er glaubt, durch die Liebe zu Christine alles überwunden zu haben. Fritz fühlt sich in der Nähe von Christine geborgen, und gerade in diesem Augenblick holt ihm seine Vergangenheit ein.
Christine Weiringer verspürt einen furchtbaren Schmerz als sie erfährt, daß ihr Geliebter gestorben ist. Sie hat zwar gewußt, daß er sie einmal verlassen würde, aber daß ihr Geliebter wegen einer anderen gestorben ist, hat sie nicht verkraftet.
Als sie begreift, daß sie für ihn nur eine Liebelei war (um die alte Liebe zu vergessen), stürzt sie sich aus Angst vor der Wiederkehr dieses Schmerzes in den Tod. Sie hat Fritz wirklich geliebt; sie wäre sogar für ihn gestorben.
Mizi ist eine enttäuschte Frau, die der Liebe negativ eingestellt ist.
Z.B. : "Den Männern soll man überhaupt kein Wort glauben.
" Sie ist die beste Freundin von Christine.
Theodor ist ein Mann für den Frauen nur eine Art Spielzeug darstellen. Er läßt sich auf eine Beziehung nur aus reinem Vergnügen ein, ohne dabei treu zu sein und auf die Frau Rücksicht zu nehmen. Auch eine Art Schutzmechanismus um nicht verletzt werden zu könne ("Verletzt lieber selbst, als du verletzt wirst").
Hans Weiringer :
Er versuchte seine Schwester vor allem Glück und Unglück zu beschützen. Er bereut es aber als sie gestorben ist, da er ihr nicht das Recht richtig leben zu können gab.
Tochter Christine läßt er ihre Jugend genießen, quält sich aber nach Christines Schmerz mit Vorwürfen.
Katharina :
Glaubt an das Glück der Liebe nicht und wirft Christine ihre Beziehung zu Fritz vor. Sie ist der Meinung, daß eine Frau damit glücklich sein soll, daß sie einen Mann bekommt (Herr Binder), der einen guten Beruf hat, denn mehr ist ihr nicht bestimmt.
2.1 Ödön von Horváth
1901 - 1908: Am 9.12.
1901 wird Ödön von Horváth in Fiume an der Adria (heutiger Name: Rijeka) geboren. Fiume gehört zum Königreich Kroatien und Slavonien, dieses zu Ungarn, letzteres zu Österreich-Ungarn. Horváths Vater, Dr. Ödön Josef von Horváth, ein Slavone, ist ein ungarischer Kleinadeliger und arbeitet im diplomatischen Dienst, wo er dem Gouverneur von Fiume unterstellt ist. Die Mutter, Maria Hermine, geborene Prehnal, stammt aus einer ungarisch-deutschen Militärarztfamilie. Ödön von Horváth äußert sich später über seine Herkunft folgendermaßen: "Ich bin eine typisch altösterreichische Mischung, ungarisch, kroatisch, tschechisch, deutsch, nur mit semitisch kann ich leider nicht dienen.
"
1902 zieht die Familie nach Belgrad. Dort wird ein Jahr später Ödöns Bruder Lajos geboren. 1908 folgt ein Umzug nach Budapest.
1909 - 1915: Ödöns Vater wird nach München versetzt. Ödön selbst bleibt in Budapest, wo er das Erzbischöfliche Internat besucht. 1913 zieht er zu den Eltern nach München, wo er das Kaiser-Wilhelms-Gymnasium besucht, dies trotz anfänglicher Sprachprobleme (seine Muttersprache war allerdings Deutsche).
1916 - 1919: Der Vater steckt Ödön von Horváth aus disziplinarischen Gründen in eine ungarische Schule in Pressburg. 1919 wohnt Ödön in Wien, wo er das Abitur macht. Im Herbst 1919 folgt er den Eltern nach München, schreibt sich an der Universität ein und studiert Geisteswissenschaften.
1920 - 1924: Horváth beginnt zu schreiben. 1922 wird in München sein erstes Werk, Das Buch der Tänze, aufgeführt. 1924 zieht er nach Berlin, dem kulturellen Zentrum des deutschsprachigen Gebiets.
1925 - 1932: Horváth lebt und wirkt in Berlin. 1926 entsteht Die Bergbahn.
Die Uraufführung findet 1927 in Hamburg statt. Ebenfalls 1926 entsteht Horváths erste - allerdings bitterböse und sehr politische - Komödie mit dem Titel Zur schönen Aussicht (Uraufführung erst 1969 in Graz). Horváth hat in Berlin nie einen festen Wohnsitz, er lebt in verschiedenen Pensionen. Immer wieder zieht er für einige Zeit nach Murnau in den bayrischen Alpen, wo seine Eltern ein Landhaus haben.
1930 entsteht die Italienische Nacht. Die Uraufführung des Werks, das für Horváth so etwas wie den Durchbruch bringt, findet am 20.3.1931 in Berlin statt.
Im Herbst 1931 erhält Horváth den angesehenen Kleistpreis. Am 2.
11.1931 findet, auch in Berlin, die Uraufführung von Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald, ein Beziehungsdrama, statt - mit einer grandiosen Besetzung.
1933 - 1936: Am 30.1.1933 kommen die Nationalsozialisten an die Macht; Hitler wird Reichskanzler. Die Uraufführung von Horváths Glaube Liebe Hoffnung, eine Demaskierung der bürgerlichen Gesellschaft, wird verboten.
Horváth zieht nach Murnau, wo die Nazis das Haus seiner Eltern durchsuchen. Darauf wohnt er abwechselnd in Salzburg und Wien. Am 27.12. heiratet er die Sängerin Maria Elsner - die Ehe hält kein Jahr. Anfangs 1934 reist Horváth - dessen Bücher in Deutschland mittlerweile öffentlich verbrannt worden sind - nach Berlin und lebt dort fast ein Jahr lang unbehelligt.
Ende 1934 verlässt er Berlin mit der jungen Schauspielerin Wera Liessem. 1936 lässt er sich in Henndorf bei Salzburg nieder.
1937 - 1938: Horváth wendet sich der Prosa zu. 1937 schreibt er Jugend ohne Gott, 1937 Ein Kind unserer Zeit. Dann reist er über Budapest, Fiume, Triest, Venedig und Mailand nach Zürich, darauf nach Paris.
Bemerkungen zu 'Glaube, Liebe, Hoffnung' 1932:
"Wie in allen meinen Stücken versuchte ich auch diesmal, möglichst rücksichtslos gegen Dummheit und Lüge zu sein, denn diese Rücksichtslosigkeit dürfte wohl die vornehmste Aufgabe eines schöngeistigen Schriftstellers darstellen, der es sich manchmal einbildet, nur deshalb zu schreiben, damit die Leut sich selbst erkennen.
Erkenne dich bitte selbst! Auf daß du dir jene Heiterkeit erwirbst, die dir deinen Lebens- und Todeskampf erleichtert, indem dich nämlich die liebe Ehrlichkeit gewiß nicht über dich (denn das wäre Einbildung), doch neben und unter dich stellt, so daß du dich immerhin nicht von droben, aber von vorne, hinten, seitwärts und von drunten betrachten kannst!"
Seine Stücke spielen noch vor der nationalsozialistischen Diktatur, in den Kreisen des Kleinbürgertums. Er hat weder ein politisches Programm, noch bietet er Lösungen an. Horváth begründete eher eine Art negatives Volksstück, in dem Bestreben, die Gefühlsklischees vor allem der kleinbürgerlichen Schichten zu entlarven. (Nachfolger: W. Bauer, F. X.
Kroetz, W. Deichsel)
Die Sprache wird als Phänomen eingesetzt, es ist nicht so wichtig, was die Personen sagen, sondern wie sie es sagen. Der Zuschauer soll die Kluft zwischen dem Menschen als verantwortungsbewusstem Individuum und seinem asozialen und aggressiven Verhalten sehen. z.B. "Geschichten aus dem Wienerwald" - ein Anti-Volksstück, "Die Bergbahn","Italienische Nacht" oder "Glaube, Liebe, Hoffnung"
Ödön v.
HORVATH: Gebrauchsanweisung (1932) :
"Nun besteht aber Deutschland wie alle übrigen europäischen Staaten zu neunzig Prozent aus vollendeten oder verhinderten Kleinbürger (...) Will ich also das Volk schildern, darf ich natürlich nicht nur die zehn Prozent schildern, sondern als treuer Chronist meiner Zeit, die große Masse. Das ganze Deutschland muß es sein!
Es hat sich nun durch das Kleinbürgertum eine Zersetzung der eigentlichen Dialekte gebildet, nämlich durch den Bildungsjargon. Um einen heutigen Menschen realistisch schildern zu können, muß ich also den Bildungsjargon sprechen lassen.
Der Bildungsjargon (und seine Ursachen) fordert aber natürlich zur Kritik heraus -- und so entsteht der Dialog des neuen Volksstücks, und damit der Mensch und damit erst die dramatische Handlung -- eine Synthese aus Ernst und Ironie.
Mit vollem Bewußtsein zerstöre ich nun das alte Volksstück, formal und ethisch -- und versuche die neue Form des Volksstücks zu finden. Dabei lehne ich mich mehr an die Tradition der Volkssänger und Volkskomiker an, denn an die Autoren der klassischen Volksstücke. Und nun kommen wir bereits zu dem Kapitel Regie. (..
.)
Dialekt. Es darf kein Wort Dialekt gesprochen werden! Jedes Wort muß hochdeutsch gesprochen werden, allerdings so, wie jemand, der sonst nur Dialekt spricht und sich nun zwingt, hochdeutsch zu reden (...)
Bitte achten Sie genau auf die Pausen im Dialog, die ich mit 'Stille' bezeichne -- hier kämpft das Bewußtsein oder Unterbewußtsein miteinander, und das muß sichtbar werden.
(...)
Alle meine Stücke sind Tragödien -- sie werden nur komisch, weil sie unheimlich sind. Das Unheimliche muß da sein."
2.
2 Geschichten aus dem Wiener Wald
Volksstück in drei Teilen
Uraufführung am 2. November 1931 im Deutschen Theater in Berlin
Personen :
Alfred Ida Emma
Die Mutter Havlitschek Helene
Die Großmutter Rittmeister Zwei Tanten, Baronin
Hierlinger Ferdinand Marianne Beichtvater, Der Mister
Valerie Zauberkönig Dienstbote, Conferencier
Oskar Erich Eine gnädige Frau
Inhalt :
1. Teil:
Nach dem Willen ihres Vaters, eines Spielwarenhändlers, der sich der Zauberkönig nennt, soll Marianne die Ehe mit Oskar, einem benachbarten Fleischhauer, eingehen. Aber Marianne fühlt sich zu Oskar nicht hingezogen, es drängt sie aus der Enge ihres Milieus, und sie möchte gern einen Beruf erlernen. Als der Vater bei einem Ausflug in die Wachau die Verlobung seiner Tochter mit Oskar bekannt gibt, bricht Marianne aus: Sie glaubt in Alfred, der bisher von Valerie, der Besitzerin eines Tabakladens, ausgehalten worden war, den Mann ihrer Liebe gefunden zu haben. Alfred, ein sogenannter Strizzi, ist seiner Freundin Valerie, die sich bereits aus Enttäuschung dem blutjungen deutschen Studenten Erich um den Hals geworfen hat, überdrüssig und hat nur Abenteuer im Sinn.
Die Verlobung platzt – Marianne trennt sich von ihrem Vater und von Oskar, der sie trotz ihrer Abneigung gegen ihn an sich binden möchte und ihr prophezeit: „Du entgehst mir nicht.“
2.Teil:
Als Geliebte Alfreds geriet Marianne ins Elend. Ohne Beruf versucht sich Alfred als Vertreter, doch die Geschäfte gehen nicht so gut wie er sich das vorgestellt hatte.
Marianne bekommt von Alfred ein Kind, namens Leopold. Doch ihnen fehlt es an finanziellen Mitteln das Kind zu ernähren.
Alfred drängt Marianne den kleinen Leopold zu seiner Mutter und Großmutter in die Wachau in Pflege zu geben, nicht zuletzt, um sich der Verantwortung zu entziehen. Auch Marianne, deren Anhänglichkeit ihm lästig wird, möchte er loswerden. Er bringt sie, auf Empfehlung von Hierlinger, bei einer Tingeltangel-Tanzgruppe unter, wo sie in „Lebenden Bildern“ nackt posiert. Marianne will bei der Baronin, mit ihren internationalen Verbindungen und dunklen Geschäften, arbeiten und somit vorsingen, um ihre Verwendungsfähigkeit zu beweisen. Valerie leidet unter Erich, der sich herablassend von ihr erhaltne lässt. Doch zeigt sie Alfred, der vorsichtig wieder Kontakt sucht, vorerst die kalte Schulter.
Marianne wird vom Beichtiger verwiesen, weil sie es nicht über sie bringt, das Dasein ihres Kindes zu bereuen.
3.Teil:
Mariannes Vater sieht seine nackt posierende Tochter im „Maxim“ und stößt sie in unversöhnlicher härte von sich. Eine Gelegenheit macht Marianne in ihrer Not zur Diebin - sie stiehlt einem Gast sein Geld. Daraufhin wird sie ins Gefängnis gesperrt und kehrt nach ihrer Entlassung, erniedrigt und in auswegloser Situation, zu ihrem Vater zurück. Valerie, die sich nun wieder mit Alfred verbunden hat, hat inzwischen die Versöhnung von Vater, Tochter und Oskar vorbereitet.
Sie tut diesen Schritt nur ihres Kindes wegen, doch dann erfährt sie, daß ihr Kind nicht mehr lebt und ahnt sofort das die Großmutter, den ihr verhaßten Jungen auf tückische Weise hat sterben lassen. Oskar sieht nun keinen Hinderungsgrund mehr, Marianne doch noch zu heiraten und es kommt am Schluß so, wie er es ihr vorausgesagt hat: „Mariann, du wirst meiner Liebe nicht entgehen.“
2.3 Interpretation des Werkes
„Nichts gibt so sehr da Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit“
Der von Horváth den Geschichten aus dem Wiener Wald vorangestellte Satz erfüllt sich in grausamer Konsequenz. Dabei sieht es am Schluß so aus, als wäre kaum etwas geschehen: Die Menschen des Stücks arrangieren sich miteinander und mit den Verhältnissen. Daß sich in der Zwischenzeit „eine Tragödie nach der anderen abgerollt“ hat, erkennen sie nicht.
Durch das was passiert ist sind sie nicht klüger geworden. Das Volksstück endet als Tragödie. Das gilt vor allem im Hinblick auf Marianne, die eindeutig das Opfer ist. Das Mädchen, daß die Grenzen ihrer Umgebung, die sie in ihrem Willen zur Emanzipation behindern, überschreiten will, um ihr eigenes Bild von der Welt zu entwerfen, muß erfahren, daß sich die Welt leider nicht danach richtet. In der Begegnung mit Alfred, der fast gegen seinen Willen zum Verführer wird, glaubt sie, den Mann gefunden zu haben, der ihr zu einem besseren Leben verhilft. Als zu der enttäuschenden Beziehung die wirtschaftliche Misere hinzukommt, beginnt für Marianne ein Leidensweg, an dessen Ende – auf dem tiefsten Punkt ihrer Erniedrigung – Oskar steht und ihr die Hand zum Leben reicht.
Dennoch spielen die Geschichten aus dem Wiener Wald in einer scheinbar heilen und heiteren Welt. Immer wieder gibt es etwas zu feiern und fast unentwegt spielt Musik: In der Luft ist ein Klingen und Singen – als verklänge irgendwo immer wieder der Walzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ von Johann Strauß.
Doch wird durch die ständige Wiederholung, ähnlich wie in der stereotyp wiederkehrenden Redewendung von der „schönen blauen Donau“ – der Eindruck unbeschwerter Heiterkeit bewußt entwertet. Die Musik erfüllt eine Kitsch-Funktion, die Horváth dazu dient, auf das verkitschte, verlogene Gefühl der Menschen in seinem Stück hinzuweiden. Diese Verlogenheit ist ihnen nicht bewußt; zu sehr sind sie in einer Sphäre der Illusion gefangen, die dadurch gekennzeichnet ist, daß sie sich in der Verwendung von Klischees etwas vormachen, nur, um der Wirklichkeit nicht ins Auge sehen zu müssen. Im Grunde brutal egoistisch und lieblos im Umgang mit einander, verdecken sie ihre wahren Gefühle in Sentimentalität und abgegriffene Floskeln.
Horváths dichterisches Ziel gilt der Desillusionierung, der Demaskierung des Bewußtseins, insbesondere des Kleinbürgertums. Dies zu erreichen, vertraut der Dichter vor allem auf die Sprache, der er Vorrang vor der dramatischen Handlung zuerkannte.
Die Diskrepanz zwischen dem, was die Personen zur Befriedigung ihrer Triebe im Grund wollen und dem, wie sie sich äußern, zeigt Horváth in der Unangemessenheit ihrer sprachlichen Mittel. Alle Personen stehen in Kommunikationssituationen, in der sie keine Übereinstimmung zwischen ihrem Gefühl und ihrer Handlungsweise herstellen können. Diese Unfähigkeit für oft zur Sprachlosigkeit, auf die Horváth durch die Szenenanmerkung „Stille“ hinweist.
Die Sprache seiner Figuren klingt mundartlich gefärbt, ohne Dialekt zu sein.
was sie sprechen, ist ein aus Zitaten, abgegriffenen Redewendungen, Floskeln und Phrasen zusammengesetzter Jargon, von Horváth als Bildungsjargon bezeichnet.
„Geschichten aus dem Wiener Wald“ wird als Volksstück bezeichnet, ist aber jenseits dem klassischem Volksstücks. Es ist eine klassische Problematik:
Ein Mensch zerbricht an der „Kälte“ seiner Mitbürger. Das Stück kann auch als bürgerliches Trauerspiel angesehen werden (Lessing – „Emilia Galotti“).
Die Personen werden Opfer ihres eigenen begrenztes Milieus. (Hebbel – „Maria Magdalene“, Schiller – „Kabale und Liebe” – Luise war von Anfang an zum Scheitern verurteilt).
Das Bühnenstück entwickelte sich nach und nach aus Milieu und Figurenkreis anderer Arbeiten, vor allem aus den Szenen mit dem Titel „Ein Fräulein wird verkauft“, die dann auch teilweise in der Posse „Rund um den Kongreß“ wieder auftauchen. 1976 wird eine zweite Fassung von „Geschichten aus dem Wiener Wald“ veröffentlicht, deren auffälligste Abweichung von der bislang einzig aufgeführten und abgedruckten Version die Szeneneinteilung. Inhaltlich sind die Werke ident, jedoch weisen sie ein paar Unterschiede in der textlichen Verarbeitung auf.
In den Werkausgaben wird diese Fassung („Volksstück in sieben Bildern“) der endgültigen Bühnenfassung („Volksstück in drei Teilen“) vorrangestellt und ermöglicht so einer breiten Leserschicht Einblick in zwei geschlossene Varianten der Geschichten aus dem Wiener Wald.
Marianne:
Sie ist ungefähr 20 Jahre alt und wird als liebes und naives Mädel beschrieben. Sie ist auf der Suche nach der wahren Liebe.
Voller Hoffnungen und Erwartungen geht sie an das Leben heran und versucht ihr Schicksal selber zu bestimmen. Doch sie scheitert - sie wird Opfer ihrer Selbsttäuschung. Sie wird von allen, vor allem von ihrem Vater, der sie hindert einen Beruf zu erlernen, unterdrückt. Ihre Tragödie ist, daß sie sich in den falschen Mann verliebt hat.
Parallel zu dem sozialen Abstieg Mariannes kommt es jedoch zu einer geistigen Bewußtseinserweiterung. Sie gibt die Vorstellung, daß sie in dieser Welt noch ehrliche Liebe finden könnte, auf.
Ausgehend von einem verschwommenen Gottesbegriff findet sie zur Eigenverantwortlichkeit. Erst der Tod ihres Sohnes führt zum geistigen Zusammenbruch. Sie hat keine Kraft mehr sich Oskar zu widersetzen. Die spießbürgerliche Weltanschauung erweist sich als siegreich.
Oskar:
Er ist roh, primitiv und brutal. Er verzeiht Marianne nicht wirklich.
Er sieht ihr Scheitern als selbstgefälligen Genuß, scheinbar recht erhalten zu haben. Für ihn ist der Mensch nur ein verwertbarer, manipulierbarer Gegenstand. Auch Marianne möchte er kontrollieren: „Jetzt möchte ich gern in deinen Kopf hineinsehen können, ich möchte dir mal die Hirnschale herunter und nachkontrollieren, was du da drinnen denkst.“ Seine Bildung besteht aus geflügelten Worten, i ihm herrscht eine innere Leere. Weder absorbiert noch sublimiert er seine Triebe, sie wuchern im Verborgenen. Oskar wünscht ganz offen den Tod des kleinen Leopold herbei.
Er wird so zum potentiellen Mörder, nicht nur für Leopold, sondern auch für Marianne in geistiger Hinsicht.
Alfred:
Ein junger Mann, der es nicht schafft, sich selbst eine Existenz aufzubauen. Er lebt vom Geld seiner um viele Jahre älteren Freundin Valerie. Als Marianne in sein Leben tritt, will er ein flüchtiges Abenteuer, aber keine feste Verbindung. Er versucht Konflikten aus dem Weg zu gehen und erweist sich als feig und verantwortungslos. Wenn er sich einer Verantwortung entzieht, stellt er das als Bestimmung des Schicksals hin.
Im Gegensatz zu Marianne macht Alfred in geistiger Hinsicht keine Entwicklung mehr durch. Er ist ein Gauner, der sein Geld mit Pferdewetten verdient.
Valerie:
Sie ist eine eigenständige Frau, läßt sich dennoch von ihren Liebhabern ausnutzen.
Sie unterstützt Marianne in ihrer schwersten Zeit und hilft ihr, sich mit ihrem Vater zu versöhnen.
Zauberkönig:
Der autoritäre Vater von Marianne. Er verbietet ihr jegliche Berufsausbildung und erzieht sie nur für die Ehe.
Er ist der Prototyp eines Kleinbürgers, eines Spießers. Erwartet, daß Marianne immer für ihn da ist.
Erich:
Er ist ein junger deutscher Student aus Kassel. Er hat kurz ein Verhältnis mit Valerie, die aber mit ihm nicht zufrieden ist, da er sie nur ausnutzt und sie dieses Verhältnis nur aus Enttäuschung eingegangen ist und um vor Alfred keine Schwäche zu zeigen.
Mit Erichs Auftreten wird kurz die NS-Zeit angesprochen.
Die Großmutter Alfreds:
Ist eine Gegenfigur zu ihrer sich kultiviert gebenden Umwelt.
Sie ist frei vom Zwang zur konventionellen Verstellung. Sie zeigt ihre Bösartigkeit direkt, was zur Folge hat, daß es in ihrer Umgebung meist zu Auseinandersetzungen kommt. Ohne Skrupel befördert sie den kleinen Leopold ins Jenseits, weil er eben nicht ins System paßt.
Sie erinnert an die Hexe von Hänsel und Gretel.
3. Der Vergleich der beiden Werke:
Zwischen den Entstehungsjahren der beiden Stücke liegen ca.
46 Jahre, wobei die „Liebelei“ das frühere der beiden Stücke ist. Die beiden Stücke haben vieles gemeinsam, das Thema, der Ort, die Personen, ... Bei einem direkten Vergleich kann man einiges Gemeinsames erkennen und viele Charaktereigenschaften der Personen kommen in beiden Stücken vor.
Beide Werke spielen in einem begrenzten Milieu des Kleinbürgertums, genauer gesagt, beide spielen in Wien.
Die größte Gemeinsamkeit der beiden Werke ist das gesamte Thema. Ein junges Mädchen, geht durch die enge des eigenen Milieus zu Grunde. In der „Liebelei“ stürtzt sich Christine zu Tode, und in „Geschichten aus dem Wiener Wald“ kann man das Schicksal von Marianne als gleichbedeutend betrachten. Die unfreiwillige Heirat, das Verlieren ihres Kindes, und die enttäuschte Liebe sind nahezu einem gesellschaftlichen und psychischen Tod gleichzusetzen.
Diese Thematik findet man auch in Werken wie „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller und in „Maria Magdalene“ von Friedrich Hebbel wieder.
Ähnliche Charaktereigenschaten zeigen auch Theodor und Alfred.
Sie halten nichts von der Liebe und sehen Frauen nur als Spielzeuge und Zeitvertreib an. Sie nehmen keine Rücksicht auf Frauen und halten nichts von Treue. Sie sind stets auf sich selbst bedacht und sind vielleicht selbst nicht treu, damit sie nicht enttäuscht werden können. Alfred hat auch noch einen anderen Grund, wieso er sich mit Frauen einlässt. Er lässt sich von ihnen finanziell unterstützen, was Theodor nicht nötig hat. Er ist sehr höflich zu den Frauen und lässt ihnen nichts anmerken, daß er sie nicht richtig liebt.
Aber auch Mizi ist nicht völlig denen Männern unterworfen, sie rennt sagt daß es kein Mann wert sei, ihm nachzulaufen.
Einen schönen Vergleich kann man auch bei den beiden Väter ziehen. Sowohl der Zauberkönig als auch Hans Weiringer sind sehr autoritäre Persönlichkeiten. Der zauberkönig, verbietet seiner Tochter jegliche berufliche Ausbildung und erwartet, daß marianne stets für ihn da ist. Das selbe gilt auch für Hans Weiringer und seiner Schwester. Er hat ihr jeden Spaß am Leben verboten.
der Unterschied der beiden Charaktere ist, daß Hans Weiringer aus seinen Fehlern gelent hat, als seine Schwester stirbt. So läßt er seine Tocher Christine ein über ihr Leben mehr oder weniger selbst entscheiden.
Zwei Charaktere die sich in vielen Charakterzügen ähnlich sind sind die Frau Katharina Binder, die Nachbarin von den Weiringers, und die Großmutter von Alfred. Beide sind streng und leben nach den alten Regeln, nach denen sie aufgezögen wurden. Frau Binder meint, daß es wichtig ist einen wohlhabenden Mann zu heiraten. Von Liebe versteht sie nichts.
So auch die Großmutter von Alfred. Sie geht sogar soweit, daß sie das gemeinsame Kind von Alfred und Marianne, namens Leopold, sterben lässt, da es ein uneheliches Kind ist. Obwohl man von Frau Binder nicht sagen kann daß sie herzlos und kaltblütig ist, was auf die Großmutter schon auf eine gewisse Weise zutrifft.
4. Quellenverzeichnis:
"Liebelei" (Fischer Taschenbuch Verlag)
"Geschichten aus dem Wiener Wald" (Suhrkamp Verlag, Taschenbuch)
Mitschrift in der 8.Klasse
Diverse Schauspielführer
Erläuterungen und Dokumente (Reclam)
Hauptwerke der deutschen Literatur (Kindler Verlag)
Deutsche Literaturgeschichte (J.
B. Metzler)
Internet
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