Artikel pedia
| Home | Kontakt | Artikel einreichen | Oberseite 50 artikel | Oberseite 50 autors
 
 


  Ö3 spezial

 Ö3 Spezial    Einführung Diese groß angelegte, immerhin doppelseitige, Artikelparade, ist angesichts des lächerlichen Gegenstandes eigentlich unangebracht. Ö3 bietet keine Diskussionsgrundlage mehr. Bemitleidendes Lächeln wechselt mit nur allzu vielsagendem Schweigen in den Reihen der jungen Generation, werden sie mit der Großvater-Modernität dieses sturmalten Senders (der sich noch immer als Jugendradio einschätzt) konfrontiert. Da hilft auch kein wöchentliches Face-lifting in Form von “brandneuen” Programmgestaltungen mehr. Good bye, Ö3!     Zur Ästhetik eines “Hitradios” oder: Die Suche nach einer Zielgruppe     Anhänger der volkstümlichen Musik werden wohl den Radioregler schon vor Jahrzehnten auf der Frequenz von Ö2 festgeschraubt haben, English citizen oder Anhänger der englischen Sprache werden an Blue Danube Radio Gefallen finden, die Jugend hat vor zwei Jahren endlich ein annehmbares Programm bekommen, FM4, und Ö1 dient der (politischen und kulturellen) Information und deckt den Bedarf an klassischer Musik im Lande. Welcher Zielgruppe stellt sich nun Ö3? Wenn wir versuchen, von der Programmgestaltung auf die Zielgruppe rückzuschließen, ergeben sich bereits erste Probleme: Welcher Stellenwert ist der Werbung einzuräumen, die immerhin etwa ein Viertel der Gesamtsendezeit betragen dürfte? Würde der typische Ö3-Hörer darauf verzichten können? Und wie wichtig ist die “Werbung in eigener Sache”, also die breite Palette von Ö3-Melodien? (Man denke nur an das unglaublich harmonische “Hitradio - Öööö-drei”) Und warum werden diese so selten gespielt? Kann man dem durchschnittlichen Hörer zumuten, sich in der Zwischenzeit (die nach Hörensagen bis zu zwei(!) Minuten betragen kann) den Namen der Sendestation zu merken? Immerhin enthält dieser sowohl ein komplexes (aber wohlklingendes) “Ö” als auch noch eine Ziffer! Und wie verhält es sich mit den sogenannten “Hits”? “Macht” Ö3 die Hits, oder die Hörer? (Wohl eine Frage, wie die nach der Henne und dem Ei.

..) Und überfordert man das Publikum nicht mit der hohen Anzahl von verschiedenen Musiktiteln jeden Tag? Würden nicht zwei, drei Songs pro Tag genügen, die einander stets abwechseln? Es gibt zumindest schon dahingehende Tendenzen. Und erst die enormen Informationsfluten, die da stündlich, ja genaugenommen minütlich, über uns hereinbrechen! Politik, Wirtschaft, Kultur - puh! Gottseidank hat Ö3 vor einiger Zeit wenigstens das Mittagsjournal ein wenig entschärft und mit Musik aufgepeppt! Ach ja, mittlerweile gibt es ja “Mahlzeit” - ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es finden sich noch Schwächen: Kann man etwa diese unlösbar schweren Gewinnspiele, wie z.B.

den “Ö3er” (“Ö3-mal-drei”), den Menschen zumuten? Nach nur dreißig- oder vierzigmaliger Nennung der drei Musikstücke, soll man sich schon sämtliche Titel (und die Interpreten!) gemerkt oder aufgeschrieben haben! Und dabei handelt es sich jeden Tag um neue Musikstücke! Wenigstens wird das Spiel dann aber auch jeden Tag noch einmal erklärt. Wir sehen also, daß es ungemein schwierig ist, allein von der Programmgestaltung auf die Hörerschaft zu schließen. Auffallend ist aber doch die souveräne Geradlinigkeit des Programmschemas - Ö3 kann also sicherlich nicht zu den Radiostationen gezählt werden, die versuchen, durch schnelle Anpassung an die Mainstream-Tendenzen eine möglichst hohe Hörerschaft zu erobern. Im Gegenteil, wie heißt es so schön: “Wir spielen die Hits der 80er und 90er!” - d.h. hier wird ebenso noch echt zeitlose Musik geboten, wie man auch Rücksicht auf künstlerische Experimentalmusik nimmt, die beim breiten Publikum leider keinen so großen Anklang gefunden hat.

God save Ö3Liebes Ö3, uns kannst Du nicht täuschen. Wir wissen, und haben schon vor Jahren bemerkt, daß es mit Dir eine ganz besondere Bewandtnis hat. Hinter dieser scheinbaren Oberflächlichkeit, dieser matten und flachen Strukturzusammensetzung von Werbung und den immer selben, schleimigen Liedern, verbirgt sich ein doppelter Boden. Ha! Und was für einer! Zunächst schwingt da nur ganz leise ein fremder Ton mit, aber wenn man erst mal einige Stunden ganz genau hinhört, dann explodiert dieser Ton zu einem augenblicklichen, großartigen Erkenntnis-Feuerwerk. Ich nenne diesen Zeitpunkt die “Ö3-Erleuchtung”. Auf einmal faßt man das gesamte, unglaublich komplexe Gefüge der hintergründigen Programmgestaltung.


Die Rechnung geht voll auf, und während noch die letzten Funken des Feuerwerks die Hülle des Kunstwerks Ö3 gänzlich verbrennen, erkennt man schon das Wesen des sich offenbarenden Kerns: Satire. Subtile Gesellschaftskritik wurde durch so ausgeklügelte Verfremdung, durch Ironie so verzerrt, daß dieses Meisterwerk an Primitivität in all seiner Pracht entstehen konnte, das nun schon seit Jahren wie ein großer, klarer Spiegel über Österreich schwebt. Die volle Virtuosität des Senders offenbarte sich aber erst vor kurzem in der Gestalt des Vignettenmans. Dieser neueste Geniestreich prägt bereits die gesamte österreichische Kulturszene (auf Ö3 wird über kaum etwas Anderes mehr berichtet) – sein Einfluß in den kommenden Jahren ist nicht abzuschätzen. Schade ist nur, daß er eine so politische Figur ist.      Vignettenman oder: Das letzte retardierende Moment im 5.

Akt einer Rundfunk-Tragödie     Stünde uns die heurige Faschingszeit noch bevor, wäre sie wohl nicht von Facetten-, sondern eher Vignettenman-Reichtum geprägt – wir haben in den letzten Wochen die Geburt eines Volkshelden miterlebt. Ö3, durch die drohende Einführung diverser Privatradiostationen endlich aufgewacht (oder zumindest aus dem Tiefschlaf in einen mittleren Schlummer gerückt), bemüht sich mit allen Kräften, eine feste Hörerschaft an sich zu binden. Ob die nun erkauft (Gewinnspiele, CD-Abgabe bei Veranstaltungen, etc.) oder durch Inhalte erkämpft wird, spielt anscheinend keine Rolle. Während bisher die Hörerverluste eindeutig inhaltlich bedingt waren, hat man es nun endlich geschafft, Neuerungen einzuführen, die das Volk begeistern: Kunstfiguren. Man scheut dabei auch nicht davor zurück, eine leicht modifizierte Sklavenhaltung populär zu machen (man denke nur an “Pepi”, den personifizierten Boxsack, der jedem Österreicher einen problemlosen Abbau seiner Aggressionen ermöglichen soll), ja man fordert gewissermaßen die Wiedereinführung des Sklavenhandels mit den Worten “Jedem Österreicher seinen Pepi!” Und Vignettenman? Vormals Briefmarkenschlecker der Nation (die Zunge.

..)? Oder wurde er nur hier zu einem schlechten Zeitpunkt photographiert? Und wo bleibt der Luise-Kleber? Wer wird zuerst eine Gesamtkollektion der Vignettenman-Verwandtschaft und –Bekanntschaft fordern? Die Auswüchse des Vignettenman-Kults sind noch nicht abzuschätzen – zu wenig ist bisher über ihn bekannt. Hat er einen Bruder? Vielleicht Finanzman, oder Pensionsman?   Vignettenman wird zu einer Kunstfigur hochstilisiert, die jeden politik- und macht-kritischen Aspekt verloren hat. Ursprünglich politisch motiviert, ist dieser Superman-Verschnitt mittlerweile zu einem Volkshelden mutiert, der nichts anderes dokumentiert, als die Fragwürdigkeit österreichischen Humors. Die Plattheit der täglichen Folgen wird nicht einmal durch klassische Soap-Operas überboten – und das will etwas heißen.

Vignettenman ist nicht mehr Ausdruck einer satirischen Politikbetrachtung, sondern freches Instrument der Volksverspottung.   Aber alles kein Problem. In zwei bis drei Monaten ist Vignettenman tot.  Kurze Analyse der SpracheNicht mehr das Krähen der Hähne schallt frühmorgens durch Österreich, sondern jener Morgengruß, den Vignettenman uns bescherte: “Hahaa Schurke!” so lautet die originelle Wendung, deren akustische Umsetzung mittlerweile einen beträchtlichen Teil der Ö3-Sendezeit abdeckt - aber auch im wirklichen Leben gewinnt diese Grußformel allmählich Überhand. Einige langweilige Großvater-Karikaturen sprechen von einer rundfunk-gestörten Gesellschaft - als ob “Grüß Gott!” oder “Hallo!” besser wären!    

Suchen artikel im kategorien
Schlüsselwort
  
Kategorien
  
  
   Zusammenfassung Der Vorleser

   sachtextanalyse

   interpretation zwist

   Fabel interpretation

   literarische charakteristik

   interpretation bender heimkehr

   felix lateinbuch

   interpretation der taucher von schiller

   textbeschreibung

   charakterisierung eduard selicke
Anmerkungen:

* Name:

* Email:

URL:


* Diskussion: (NO HTML)




| impressum | datenschutz

© Copyright Artikelpedia.com