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  Die physiker

Bezug zur Realität   Dürrenmatts Theaterdichtung wird stark von seinen weltanschaulichen Vorstellungen bestimmt. Für ihn ist die moderne Welt wegen des explosiven Bevölkerungswachstums, der Technisierung, der Medien, der anonymen Verwaltungsapparate und der Bedrohung durch Massenwirkungsmittel zum Chaos geworden, undurchschaubar für den einzelnen. Auch die Geschichte ist für Dürrenmatt ein unerklärbares Rätsel. Er kann in ihrem Verlauf keine göttliche oder andere Ordnung erkennen, die die Katastrophen und Zerstörungen relativieren könnte. Jedes Erklärungsmodell für die historische Entwicklung, also auch das marxistische, stellt für ihn eine unzulässige Verkürzung und Vereinfachung dar. Deshalb distanziert er sich von solchen Erklärungsmodellen und sieht in ihnen "nicht mehr als eine Sammlung notdürftiger fragmentarischer Hypothesen zur wirklich konkreten Weltgeschichte, eine unvollkommende Konzeption, bloß summarisch, mit Vermutungen über verlorene Hintergründe und nie mehr aufzutreibende Materialien und Dokumente.

Wir kennen die ersten drei Minuten der Geschichte des Weltalls besser als die ersten drei Millionen Jahre der Geschichte des Menschen." Mit dieser Geschichtsauffassung ist eine Wirklichkeitserfassung verbunden, die Dürrenmatt oft mit dem Bild des "Labyrinths" bezeichnet, in dem der "Minotaurus", der moderne Mensch, hilflos und orientierungslos umherirrt. Deshalb sieht er sich als Schriftsteller gezwungen, "eine Welt der Sinnlosigkeit darzustellen, in der ein Sinn gesucht wird, den es nicht gibt, ohne den sie jedoch nicht ausgehalten werden kann. Möbius: Verrückt, aber weise Einstein: Gefangen, aber frei Newton: Physiker, aber unschuldig Aufgabe 1: Erläutere ausführlich die Bedeutung dieser Aussagen der drei Physiker anhand deiner Textkenntnis. Was meinen sie damit und wie kommen sie dazu, solche Aussagen zu machen? Aufgabe 2: Führe aus, wie die drei Physiker in Dürrenmatts "Die Physiker" zum Problem der Verantwortung des Wissenschaftlers stehen. Belege deine Aussagen mit treffenden Textstellen.

1. Möbius meint mit der Aussage, auch wenn alle Welt ihn für verrückt halte, wisse er doch, er sei weise. Er musste ins Irrenhaus eingeliefert werden, weil seine Erfindungen nicht ungefährlich wären. Denn ohne seine vorgetäuschte Verrücktheit würde sein Wissen ausgenützt werden. Einstein meint mit der Aussage: "Gefangen, aber frei", dass, obwohl er selbst in der Irrenanstalt eingesperrt ist, ist sein Denken jedoch frei. Denn alles, was er hier tut und denkt, kann nicht an die Öffentlichkeit gelangen und kann somit für diese Öffentlichkeit gefährlich werden.

Die Aussage von Newton bedeutet, auch wenn er Physiker sei, könne er schließlich nichts für seine Entdeckungen. Denn die Aufgabe eines Physikers ist die, zu Forschen, seine Aufgabe ist es, die Welt zu Verbessern. 2. Newton bzw. Kilton findet, als Genie sei man Allgemeingut und man habe die Pflicht, die Türe auch den "Nicht-Genialen" aufzuschließen. Möbius hält dagegen, es sei seine Pflicht, die Auswirkungen seiner Erfindungen zu studieren.

Denn alles, was er und andere Physiker denken, hat seine Folgen und durch Unbedachtes, könnte die Menschheit in Gefahr geraten . Möbius sagt: " (Seite 69, unten) Was wir denken, hat seine Folgen. Es war meine Pflicht, die Auswirkungen zu studieren, die meine Feldtheorie und meine Gravitationslehre haben würden. Das Resultat ist verheerend. Neue, unvorstellbare Energien würden freigesetzt und eine Technik ermöglicht, die jeder Phantasie spottet, wenn meine Untersuchung in die Hände der Menschen fiele." Beide Generalstäbe, die von Eisler und die von Kilton, wollen den Physiker Möbius für sich gewinnen.

Beide preisen ihm eine gute Unterkunft, berühmte Physiker und desgleichen an, aber Möbius sieht ein, dass keiner von beiden ihm die Freiheit bieten kann. Möbius steht auch zu seiner Verantwortung. Die Entscheidung, ihre Theorien und Entdeckungen an den Mann zu bringen, sei eine Entscheidung unter Physikern. Sie müssen wissenschaftlich vorgehen und sollen sich nicht von Meinungen bestimmen lassen, sondern von logischen Schlüssen "Wir dürfen uns keinen Denkfehler leisten, weil ein Fehlschluss zur Katastrophe führen müsste (Seite 72, mitte)". Einstein sagt, gewisse Risiken müsse man schließlich eingehen, doch Möbius' Antwort ist, es gebe Risiken, die man nie eingehen dürfe, der Untergang der Menschheit sei ein solches. Möbius meint: "Was die Welt mit den Waffen anrichtet, die sie bereits besitzt, das wissen wir, was sie mit jenen anrichten würde, die ich ermögliche, können wir uns denken.

Dieser Einsicht habe ich mein Handeln untergeordnet. [...] Die Verantwortung zwang mir einen anderen Weg auf. Ich ließ meine akademische Karriere fahren, die Industrie fallen und überließ meine Familie ihrem Schicksal (73-74, unten).

" Kiltons Meinung zu dieser, für Möbius sehr wichtigen Entscheidung ist, dass so etwas keine Lösung sei. Doch Möbius antwortet, dass die Vernunft diesen Schritt fordere. "Wir sind in unserer Wissenschaft an die Grenzen des Erkennbaren gestoßen. Wir wissen einige genau erfassbare Gesetze, einige Grundbeziehungen zwischen unbegreiflichen Erscheinungen, das ist alles, der gewaltige Rest bleibt ein Geheimnis, dem Verstande unzugänglich. Wir haben dieses Ende unseres Weges erreicht. Aber die Menschheit ist noch nicht soweit.


[...] Unsere Wissenschaft ist schrecklich geworden, unsere Forschung gefährlich, unsere Erkenntnis tödlich. Es gibt für uns Physiker nur noch Kapitulation vor der Wirklichkeit. [.

..] Wir müssen unser Wissen zurücknehmen, und ich habe es zurückgenommen. Es gibt keine andere Lösung, auch für euch nicht. (Seite 74)" Durch diese Aussagen überzeugt Möbius die anderen von seinem Recht. Die Physiker---Interpretation Das Werk "Die Physiker" ist eine Komödie in zwei Akten, deren Handlung im Privatsanatorium der Irrenärztin Fräulein Doktor von Zahnt, der bucklige letzte Sproß einer Adelsfamilie, spielt.

Im Irrenhaus leben "3 Physiker": der eine hält sich für Albert Einstein, der andere für Isaac Newton und der dritte für den deutschen Physiker Möbius, der seine Weisheit angeblich von König Salomon bezieht. Geschehen ist bisher nichts, außer, daß Newton vor drei Monaten eine Krankenschwester erdrosselt hat und Einstein am heutigen Tage eine gleiche Tat vollbracht hat. Jede der beiden Krankenschwestern liebte ihren Mörder. Nun ergeht es Möbius mit der Schwester Monika ebenso. Ihm bleibt nichts anderes übrig als sie ebenfalls zu erdrosseln. Denn alle drei sind nicht verrückt, sie benutzen ihren Irrsinn als Tarnkappe.

Newton und Einstein sind Beauftragte entgegengesetzter Geheimdienste, die hinter dem Geheimnis des Möbius her sind. Jeder muß die Schwester töten, die sie liebte, weil sie das Geheimnis ihrer Verstellung erraten hatte. Allein Möbius hat sich freiwillig hierher zurückgezogen. Würden die Menschen sich seiner Entdeckung der Gravitation und der Feldtheorie (Atomphysik) bemächtigen, würde dies verheerende Folgen nach sich ziehen. Darum hat er das Irrenhaus einer akademischen Karriere und den Angeboten der Industrie vorgezogen. Hier allein herrscht noch Freiheit.

Er wird bleiben, ebenso wie Einstein und Newton. Würden sie zugeben, nicht verrückt zu sein, wären sie Mörder. Allein Fräulein von Zahnt hat alle drei durchschaut, auch ihr erscheint König Salomon, und in ihrer Schatzkammer beherbergt sie, nun die einzige Verrückte, die drei Physiker. Die Welt ist in die Hände einer verrückten Irrenärztin gefallen, denn sie hat Möbius Aufzeichnungen photokopiert. Das Sprichwort "Wissen ist Macht" trifft oft auch nicht zu. Die Intelligenz des Möbius hat eigentlich sein Leben zerstört.

Er hat eigentlich nur für die Wissenschaft gelebt. Das Chaos Es gibt kein Gesetz, mit Ausnahme des einen, daß es kein Gesetz gibt.(John A. Wheeler)InhaltAller Anfang ist ChaosDie nichtlineare GleichungDeterministisches ChaosBeispiele zur ChaosforschungAttraktorenFraktale GeometrieAller Anfang ist ChaosAlte Völker glaubten, die Kräfte des Chaos und der Ordnung seien ein Teil einer unbehaglichen Spannung. Sie stellten sich etwas Unermeßliches und Kreatives vor. "Tohu wabohu" - die Erde war wüst und leer, das Chaos vor der göttlichen Schöpfung (Altes Testament, 1.

Buch Mose). Kosmologien aller Kulturen stellten sich einen Anfangszustand vor, in dem Chaos oder Nichts vorherrschten, aus dem die Wesen und die Dinge hervorbrachen. In der babylonischen Schöpfungsgeschichte hieß das Chaos Tiamat, die Urmutter des Alls. Diese Götter verkörperten die verschiedenen Gesichter des Chaos. Zu Beispiel gab es einen Gott, der die grenzenlosen Weiten ursprünglicher Gestaltlosigkeit symbolisierte, und einen Gott, der Verborgenere genannt, der die Unberührbarkeit und Nichtwahrnehmbarkeit darstellte, die im Chaos lauert. Die Lehre, daß das Chaos doch einer gewissen Ordnung unterliegt, wie es in der modernen Wissenschaft dargestellt wird, mußte noch Tausende von Jahren warten.

Die mythische Vorstellung, daß die kosmische Schöpferkraft auf einer wechselseitigen Beziehung zwischen Ordnung und Unordnung beruht überlebte sogar noch die monotheistischen Kosmologien wie die des Christentums. Es ist die Rede vom Kampf der Gottheit gegen die Mächte des Chaos. Die Sintflut, Satan und die Peiniger Jesu Christi wurde als böse Gesandten des Chaos gesehen.Schon das Wort Unordnung legt nahe, daß Ordnung der Unordnung vorangeht und sie überragt. Die griechischen Philosophen impften dem Chaos eine wissenschaftliche Haltung ein. Thales, Anaximander und Anaxagora schlugen vor, daß eine besondere Substanz oder Energie - wie Wasser oder Luft - in chaotischer Bewegung gewesen sei und daß aus dieser Substanz heraus die verschiedenen Gestalten im Universum herauskristallisiert wären.

Aristoteles distanzierte sich noch weiter vom Chaos. Er spekulierte daß die Ordnung alles durchdringt und immer raffinierter und komplexer wird.Das Mittelalter vermischte die Theorien und stellte sie gegenüber. Zur Zeit Galileis, Keplers, Descartes' und Newton hatte der wissenschaftliche Geist mit seiner Unterdrückung des Chaos die Oberhand gewonnen. Newtons Gesetze der Himmelsmechanik und Descartes' Koordinaten erweckten den Anschein, daß alles mathematischen oder mechanischen Grundsätzen unterliegt.Man konnte sich vorstellen, daß eines Tages eine einzige mathematische Gleichung reicht, um alles zu erklären.

Das 19. Jahrhundert aber stellte diesen Zauber auf eine harte Probe. Zum Beispiel hatten schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts Forscher begonnen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, warum es ihnen nicht gelang, eine sich für immer bewegende Maschine, ein Perpetuum mobile, zu erfinden. Dummerweise stellte sich beim Betreiben jeder Maschine heraus, daß ein Teil der eingespeisten Energie in eine Form überging, die man nicht zurückgewinnen und wiederbenutzen konnte. Die Energie war desorganisiert, chaotisch geworden.

Dies führte zum Entropiegesetz und zur Begründung der Wärmelehre oder Thermodynamik. Bedeutet die Tatsache, daß jede Maschine ständig neue Energie braucht und daß alle Gestalten unausweichlich unter der Lawine der Entropievermehreung zermalmt werden und zerfallen, bedeutet dies, daß das Chaos im Prinzip ebenso mächtig ist wie die Ordnung?.In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts versuchte der Wiener Physiker Ludwig Boltzmann der Herausforderung zu begegnen, indem er bewies, daß Newtons Mechanik trotz allem auf dem reduktionistischen Niveau (Reduktion: das Zurückführen; Reduktion eines komplizierten Sachverhalts oder Begriffes auf einen einfachen) der Atome und Moleküle gültig ist. Nur wird es in komplizierten Systemen, wo Trillionen von Atomen und Molekülen herumtorkeln und einander stoßen, immer weniger wahrscheinlich, daß diese geordnete Beziehungen zueinander aufrechterhalten. Boltzmann führte die Wahrscheinlichkeit in die Physik ein.

Charles Darwin und Alfred Russel Wallace stellten eine Theorie auf, die erklärte wie neue Lebensformen erscheinen. Der Zufall führte dabei nicht zum Durcheinander und Zerstörung komplexer Ordnung, sondern erzeugt hier Zufallsvariationen und Individuen wie es eben nur das Leben schafft. Die Menschheit sah sich nun als Ergebnis unwahrscheinlicher Zusammenstöße.Als die Ingenieure des 19. Jahrhunderts ihre neuen Brücken, Dampfschiffe und anderen technischen Wunderwerke errichteten, so begegnete ihnen immer wieder Unordnung in Form plötzlicher Veränderungen, die so ganz anders waren als das langsame Wachstum der Entropie. Platten wölbten sich unerwartet auf, und Baustoffe brachen.

Solche Erscheinungen forderten die Mathematik heraus. Der Wissenschaft erschien ein Phänomen gesetzmäßig, wenn die Bewegungen sich im Sinne eines Schemas von Ursache und Wirkung durch eine Differentialgleichung darstellen ließen. Newton führte die Idee des Differentials erstmals in seinen berühmten Bewegungsgleichungen ein, die zeitliche Veränderungen mit Kräften in Beziehung setzten. Von nun an verließen sich die Wissenschaftler auf lineare Differentialgleichungen. Kleine Wirkungen rufen kleine - große Veränderungen große Wirkungen hervor. Große Wirkungen kommen zustande, indem sich kleine Veränderungen aufsummierten.

Das sollte allerdings nicht der Weisheit letzter Schluß sein.Es gibt nämlich auch noch nichtlineare Gleichungen. Sie kommen in der Beschreibung unstetiger Vorgänge vor - wie etwa Explosionen, plötzlichen Materialbrüchen oder hohen Windgeschwindigkeiten. Mathematiker konnten nur die allereinfachsten nichtlinearen Gleichungen in Spezialfällen lösen, und allgemeines nichtlineares Verhalten blieb ein Geheimnis. Um die mechanischen Meisterleistungen jedoch zu vollbringen, war es notwendig auf "lineare Näherungen" zurückzugreifen. Diese sind eine besondere Art der Differentialgleichung.

Sie stützen sich auf vertraute Intuitionen und den zuverlässigen reduktionistischen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Noch einmal hatten die Wissenschaftler den alten reduktionistischen Zauber wirksam erhalten. Dieser Zauber hielt bis in die siebziger Jahre an, als mathematische Fortschritte und das Aufkommen immer schnellerer Computer die Wissenschaftler in die Lage versetzten, komplexe und nichtlineare Gleichungen zu untersuchen. Diese seltsame Art der Mathematik trieb die turbulente Wissenschaft an.Die nichtlineare GleichungAls eine Faustregel für die Unterscheidung zwischen linearen und nichtlinearen Systemen kann gelten: Während ein lineares System exakt die Summe seiner Teile darstellt, umfaßt ein nichtlineares stets mehr als die Summe seiner Einzelteile. Wer nichtlineare Gleichungen löst, bewegt sich scheinbar in einer normalen mathematischen Landschaft, kann sich aber ganz plötzlich in einer anderen Wirklichkeit wiederfinden.

In einer nichtlinearen Gleichung kann die winzige Änderung einer Variablen eine völlig unverhältnismäßige, ja katastrophale Wirkung auf andere Variable haben. Während die Beziehungen zwischen den Elementen konstant sein mögen, ändert ich dies plötzlich an einem kritischen Punkt und die das System beschreibende Gleichung schießt in einen Bereich völlig anderen Verhaltens. Die Werte schnellen auseinander. Bei linearen Gleichungen erlaubt die Untersuchung einer Lösung, das Ergebnis auf andere Lösungen zu verallgemeinern; bei nichtlinearen Gleichung ist das anders. Nichtlineare Gleichungen sind eigenbrötlerisch und absonderlich.Anders als die schönen glatten Kurven zeigen nichtlineare Gleichungen Lücken, Schleifen, Rekursionen und Turbulenzen aller Art.

Mit ihnen kann man beschreiben wie ein Erdbeben losbricht. Die Gleichung zeigt, wie beim Zusammenquetschen der unter der Oberfläche verborgenen Landschaft diese Spannung jahrzehntelang allmählich steigt, bis plötzlich ein Millimeter ausreicht um einen kritischen Wert zu erreichen. Bei diesem Wert macht die Spannung einen Sprung, wobei die einen Platte über die andere gleitet und den Boden in dieser Gegend heftig erdbeben läßt. Diesem ersten Stoß folgen weitere Instabilitäten.Nichtlineare Gleichungen können solches Chaos darstellen, wie sich derart komplexe Ereignisse entfalten, sie erlauben aber keinesfalls, genau vorherzusagen, wo und wann das nächste Beben zu erwarten ist. Vorhersagen sind sowohl praktisch als auch theoretisch unmöglich.

Das Nichtlineare ist der Alptraum der Reduktionisten. Die Gleichungen der Einsteinschen allgemeinen Relativitätstheorie sind im wesentlichen nichtlinear, und besonders das Schwarze Loch, ein Riß im Gewebe der Raumzeit, wo die ordentlichen Gesetze der Physik versagen. Systemtheoretiker rechnen mit nichtlinearen Gleichungen und schaffen es dadurch, die Wirkungen verschiedener Planungsstrategien auf die Entwicklung von Städten und das Wirtschaftswachstum darzustellen. Es lassen sich kritische Punkte aufspüren, die eine unverhältnismäßig große Wirkungen hervorbringen würden.Ein wichtiger Unterschied zwischen linearen und nichtlinearen Gleichungen ist die Rückkoppelung - d. h.

in nichtlinearen Gleichungen gibt es Terme, die wiederholt mit sich selbst multipliziert werden. Ein jedermann vertrautes Rückkoppelungssystem ist auch die Regelung der Hausheizung. Sinkt die Zimmertemperatur unter den Wert, der auf dem Thermostat eingestellt wurde, so antwortet der Thermostat, indem er den Brenner einschaltet, und es wird wärmer. Steigt die Zimmertemperatur aber über eine zweite, auf dem Thermostat eingestellte Temperatur, so meldet dieser dem Brenner, daß er abschalten muß. Was der Thermostat tut, beeinflußt den Brenner, aber ebenso beeinflußt das, was der Brenner tut, den Thermostaten. Dies nennt man negative Rückkoppelung.

Weitere mathematische Modelle für die negative Rückkoppelung finden sich in der Beziehung zwischen Raubtier und Beute und der amerikanische Verfassung. Erst in den vierziger Jahren erkannte man das eigentliche Wesen negativer Rückkoppelungsschleifen. Und somit auch die positive Rückkoppelung. Das ohrenbetäubende Pfeifen einer öffentlichen Lautsprecheranlage ist ein Beispiel dafür. Es setzt schlagartig ein, wenn das Mikrophon zu nahe an den Lautsprecher kommt. Das Mikrophon fängt etwas aus dem Lautsprecher auf und schickt es zurück in den Verstärker, der es wiederum an die Lautsprecher weitergibt.

Das chaotische Geräusch resultiert aus einem Verstärkungsprozeß, in dem das Ausgangssignal einer Stufe zum Eingangssignal einer anderen wird.Die Namen positiv und negativ bedeuten, das der eine Typ hemmt und der andere verstärkt. Heute weiß man, daß diese beiden Arten überall vorkommen: auf allen Ebenen des Lebendigen, Evolution, Ökologie und Psychologie. Die Rückkoppelung verkörpert wie die Nichtlinearität eine grundsätzliche Spannung zwischen Ordnung und Chaos. Deterministisches ChaosUnter Determinismus versteht man eine Form der Weltsicht, nach der alle Ereignisse und Vorgänge auf der Welt durch klare mathematische, physikalische oder chemische Gesetzmäßigkeiten ablaufen. Im religiösen Determinismus steht der Wille Gottes hinter allem Geschehen.

Damit setzt sich die Chaosforschung in bewußten Gegensatz zu dem reduktionistischen Weltbild der klassischen Newtonischen Mechanik, der einfachen Kausalität (Zusammenhang von Ursache und Wirkung) und strengen Determination. Mit dieser Weltsicht gaben sich die Chaosforscher jedoch nicht mehr zufrieden. Wo Chaos beginnt, hört die klassische Wissenschaft auf. Die Definition von Chaos als geordnete Unordnung hat meist den Beigeschmack, da Chaos im Alltag für Durcheinander und Regellosigkeit steht. Systemforscher gehen davon aus, daß keine exakt gleichen Ursachen existieren. Der amerikanische Wissenschaftler Marvin Minsky ist der Ansicht, daß es in einer Welt, in der sämtliche Ereignisse und Vorgänge in mehr oder weniger gleichem Umfang von allen anderen Geschehen abhängig sind, keine einfachen Ursachen mehr geben kann.

In der modernen Naturwissenschaft bezeichnet der Begriff des Deterministischen Chaos das Verhalten nichtlinearer Systeme, daß prinzipiell nicht vorhersagbar ist. Obwohl diese Systeme selbst streng naturgesetzlichen Kräften unterliegen und von diesen determiniert werden, sind sie aufgrund ihrer vielfachen Rückkoppelungen und ihrer Komplexität extrem abhängig von den jeweiligen Anfangsbedingungen. Wie beim Schmetterlingseffekt können sich mikroskopisch (nur mit Mikroskop erkennbar) kleinste Schwankungen innerhalb kurzer Zeit zu makroskopisch (mit freiem Auge erkennbar) größten Veränderungen entwickeln. Chaotisches Verhalten zeigt dabei im Gegensatz zu rein zufälligen oder nur wahrscheinlichen Vorgängen - wie etwa beim Würfeln - tiefreichende Strukturen und Ordnungsmuster, auch Attraktoren genannt. Bei der Untersuchung des deterministischen Chaos, geht es vor allem um die Instabilität von Prozessen oder Systemen gegenüber kleinen und kleinsten Abweichungen in ihren Anfangsbedingungen. Ist das System chaotisch - wie das Wetter oder Turbulenzen - kommt es bei minimalen Abweichungen von den jeweiligen Anfangsbedingungen bereits nach kurzer Zeit zu höchst unterschiedlichen Formen und Gestalten.

Diese sensitive Abhängigkeit ist dafür verantwortlich, daß sich chaotische Systeme nicht vorhersagen lassen, da solche Anfangs, oder Randbedingungen nicht exakt bestimmbar sind.Die grundlegende Aussage der Chaosforschung lautet also: Vorhersagen über nichtlineare und dynamische Systeme sind nicht möglich. Exakt gleiche Ursachen haben zwar weiterhin exakt gleiche Wirkungen - aus diesem Grund spricht man auch vom determinstischen Chaos - aber realistisch gesehen gibt es weder exakt gleiche Ursachen, noch können die jeweiligen Anfangsbedingungen genau ermittelt werden. An die Stelle von deterministischen Kausalbeziehungen treten Nichtlinearität und rückgekoppelte Wechselwirkungen.Das bedeutet, daß überall Chaos herrscht, auch in scheinbar einfachen Systemen.Beispiele zur ChaosforschungSchmetterlingseffekt:Der Meteorologe Edward N.

Lorenz entdeckte im Jahr 1963 den Schmetterlingseffekt bei dem Versuch, per Computer die Wettervorhersage zu präzisieren. Als er mit dem Computer eine Berechnung wiederholte, stellte er fest, daß sich die neue Zahlenreihe - der Wetterverlauf - stark von der vorherigen unterschied. Zunächst dachte er an einen Computerfehler, doch bei genauerer Betrachtung entdeckte er die tatsächliche Ursache: Lorenz hatte den Computer ursprünglich mit sechs Dezimalstellen gefüttert - 0,506127 -, die zweite Berechnung aber nur mit 0,506 als Ausgangszahl durchgeführt, da er die verbleibende Abweichung in dem verschwindend geringen Verhältnis von eins zu 1000 für unbedeutend hielt. Doch genau diese scheinbar zu vernachlässigende Differenz - im übertragenen Sinn vergleichbar mit dem durch den Flügelschlag eines Schmetterlings ausgelösten Windhauch - führt zu einer extremen Wirkung. Das Phänomen ist weltweit als Schmetterlingseffekt bekannt. Diese starke Abhängigkeit dynamischer Systeme von den Anfangsbedingungen erklärt, warum der wissenschaftliche Glaube an die Wettervorhersage ein Wunschdenken sein muß: Entgegen den logischen Voraussetzungen der klassischen Mechanik, wonach kleine Ursachen nur kleine Wirkungen haben, können in komplexen, nichtlinearen Systemen nämlich gerade kleinste Ursachen allergrößte Wirkung nach sich ziehen.

Die große Woge:In seinem Farbholzschnitt "Die große Woge" hat der japanische Maler des 18. Jahrhunderts, Katsushika Hokusai, all die Aspkekte der fraktalen Welt, in die wir eintreten werden, aufs herrlichste eingefangen. Diese unnatürliche Welle wird als "Soliton" oder solitäre Welle bezeichnet. Ein Ingenieur und Schiffsbauer namens Russel machte eines Tages im Jahre 1834 eine Entdeckung die ihn sein lebenlang nicht mehr losließ. Durch Zufall ergab es sich, daß ein normales Schifferboot eine Riesenwelle auslöste. Russel verfolgte die Welle bis er sie aus den Augen verlor.

Sie sollte zum Ausgangspunkt seiner revolutionären Entwürfe von Schiffsrümpfen werden.Die Physiker haben eine Technik entwickelt, die es ihnen erlaubt, sich eine beliebig komplizierte Wellenform als Kombination von lauter Sinuswellen vorzustellen. Die Sinuswelle ist die einfachste Form, die eine Welle annehmen kann. Jede Sinuswelle ist durch ihre Frequenz charakterisiert. Fügt man mehrere einfache Sinuswellen zusammen, so erzeugen sie eine komplexere Gestalt. Der Wasserhügel, der eine Welle auf der Oberfläche eines Kanals ausmacht, läßt sich als Zusammensetzung einer Menge von Sinuswellen beschreiben, die alle verschiedene Frequenzen haben.

In Wasser pflanzen sich aber Wellen verschiedener Frequenz mit verschiedenen Geschwindigkeiten fort. Weil es nichts gibt, was diese verschiedenen Frequenzen zusammenhalten könnte, verändert der Hügel dieser komplexen Welle seine Form; der Gipfel beginnt sich aufzusteilen und die Hauptmasse zu überholen. Die Auflösung von Wellen in viele kleinere Störungen und schließlich das Brechen im Chaos nennt man Dispersion.Offensichtlich aber trat in der von Russel beobachteten Welle keine Dispersion auf. Heute weiß man, daß die Welle, die Russel sah, ihre Stabilität nichtlinearen Wechselwirkungen verdankte, die die individuellen Sinuswellen aneinanderkoppelten. Diese Nichtlinearitäten wurden in der Nähe des Kanalbodens wirksam und brachten die einzelnen Sinuswellen dazu, sich aneinander zurückzukoppeln, so daß sie gewissermaßen das Gegenteil von Turbulenz erzeugten.

So schaukelte sie sich nicht bis zum Brechen auf, sondern koppelten sich bei einem kritischen Wert die Sinuswellen aneinander. Wenn eine Sinuswelle versuchte, schneller zu werden und aus dem Soliton zu entwischen, so wurde sie durch ihre Wechselwirkung mit den anderen zurückgehalten.Vergleichbar ist dieses Phänomen mit einem Marathonlauf. Wenn das Rennen beginnt, fangen die Läufer an, sich voneinander zu trennen, und nach kurzer Zeit ist der Haufen weit verteilt. Dies ist genau das, was einer gewöhnlichen Welle zustößt. Eine solitäre Welle jedoch ähnelt der Gruppe der besten Läufer in diesem Rennen.

Meile um Meile bleiben sie durch Rückkoppelung miteinander verbunden. Sobald einer versucht, sich nach vorne zu schieben, holen die anderen auf, und die Gruppe hält zusammen.Russel entdeckte rasch, daß eine hohe, dünne Welle eine kurze, dicke verfolgen und sie einholen konnte. Er fand auch heraus, daß die Existenz dieser Wellen mit der Tiefe des Kanals zu tun hatte. Wäre der Union Canal viel tiefer gewesen, so hätte er sein Soliton wohl nie gesehen. Russel war vorausblickend genug, um klar zu sehen, daß die Bedeutung seiner Translationswelle weit über den Union Canal hinausreichen würde.

Es gelang ihm, durch Anwendung der Prinzipien dieser Welle zu beweisen, daß man den Knall einer fernen Kanone stets vor dem Abschußbefehl hört, weil der Kanonenschall sich als solitäre Welle ausbreitet, die eine höhere Fortpflanzungsgeschwindigkeit besitzt.Turbulenz:Überall in der Natur herrscht Turbulenz: in Luftströmungen, in rasch fließenden Flüssen beim Umspülen von Felsen oder Brückenpfeilern, in der glutflüssigen Lava, die sich von einem Vulkan herabwälzt, oder in Wetterkatastrophen wie Taifungen und Flutwellen. Öl will nicht rasch genug durch die Pipeline flißen; Pumpen und Turbinen oder auch Lastwagen auf der Autobahn beginnen zu rütteln, Kaffeetassen im Flugzeug schwapen über. Turbulenz im Blut kann Adern beschädigen, indem sie zur Ablagerung von Fettsäuren auf den Gefäßwänden führt. Die Turbulenz hat schon früher die großen Denker fasziniert. Einer der ersten war Leonardo da Vinci, der viele Studien anstellte und geradezu von der Idee besessen war, daß eines Tages eine große Sintflut die Erde verschlingen müßte.

Im 19. Jahrhundert erregte die Turbulenz die Aufmerksamkeit von Physikern wie von Helmholtz, Lord Kelvin, Lord Raleigh und eine ganze Schar weniger bekannter Wissenschafter, die wesentliche experimentelle Beiträge lieferten. Trotzdem blieb sie ein vernachlässigtes Forschungsgebiet, das Gebiet blieb für die Forschung ziemlich undurchsichtig.Der Grund für das jüngste Interesse an Systemen mit so vielen Freiheitsgraden und so unermeßlich komplexer Dynamik liegt teilweise in der Fülle neuer raffinierter Untersuchungsmethoden, die es ermöglichen, mitten in turbulente Ereignisse hineinzugehen und dort Daten über die Vorgänge zu gewinnen. Die Entwicklung der superschnellen Computer erlaubt es den Forschern, die überquellende Vielfalt der Ergebnisse jener nichtlinearen Gleichungen graphisch darzustellen, die man benützt, um Turbulenz mathematisch zu verfolgen. Trotzdem lassen sich die Gesetze der Turbulenz nur allmählich erschlißen.

Die meisten Fotschritte betreffen noch immer nur die ersten Schritte auf dem Weg zu Turbulenz.Ein großer Stein legt sich dem Bach in den Weg, aber dieser teilt sich einfach und umfließt das Hindernis glatt und geschmeidig. Fügt man dem Wasser Farbteilchen hinzu, so lassen sie Strömungslinien sichtbar werden, die sich um den Stein herumlegen und sich nicht weit voneinander entfernen oder in irgendeiner Weise durcheinander geraten.Mit Regen strömt der Fluß ein wenig schneller dahin. Nun bilden sich hinter dem Stein Wirbel (Grenzzyklen). Diese sind recht stabil und neigen dazu, sich lange Zeit hindurch an der gleichen Stelle zu halten.

Mit wachsender Srömungsgeschwindigkeit lösen sich Wirbel ab und treiben den Bach hinunter, wobei sie den störenden Einfluß des Steins weit die Strömung hinab tragen. Im Sommer hätte eine bachabwärts vorgenommene Messung der Fließgeschwindigkeit ein recht gleichmäßiges, fast konstantes Ergebnis erbracht. Nun aber schwankt die Fließgeschwindigkeit periodisch aufgrund der mittransportierten Wirbel.Nimmt die Strömungsgeschwindigkeit noch weiter zu, so kann man beobachten, wie die Wirbel ausfransen und scheinbar zusammenhanglose Bereiche wallenden, strudelnden Wassers erzeugen. Zusätzlich zu den periodischen Schwankungen des Flusses kommen nun viel schnellere, unregelmäßige Änderungen: die ersten Vorstufen der Turbulenz.Wenn schließlich das Wasser mit höchster Geschwindigkeit fließt, so scheint das Gebiet aller Ordnung enthoben zu sein und Messungen der Strömungsgeschwindigkeit liefern dort chaotische Ergebnisse.

Echte Turbulenz hat eingesetzt, und die Bewegung jedes winzigen Wasserteilchens scheint völlig zufällig geworden zu sein. Das Gebiet hat nun so viele Freiheitsgrade, daß alles Vermögen der heutigen Wissenschaft nicht ausreicht, um es zu beschreiben.Im Verlauf der Entstehung von Turbulenzen kommt es anscheinend zu unendlich vielen Teilungen und immer weiteren Unterteilungen oder Verzweigungen auf immer kleinerer Skala. Gibt es für ihre Anzahl eine Grenze? Eine Flüssigkeit besteht ja schließlich aus Molekülen. Ist es denkbar, daß wahre Turbulenz bis ganz hinunter auf das molekulare Niveau anhält - oder gar darüber hinaus?Es liegt nahe, sich vorzustellen, daß Systeme am Rande der Turbulenz sich auf immer kleineren Skalen selbst ähnlich bleiben.AttraktorenKleine und kleinste Ursachen beziehungsweise Unterschiede bei den Anfangsbedingungen in rückgekoppelten Systemen erzeugen größte Wirkungen und unvorhersehbare Abweichungen.

Auf die Frage: "Wie stabil ist unser Sonnensystem?" gab es grundsätzlich keine Antwort. Erst mit Hilfe des Computers und dessen riesigen Kapazitäten zur Datenverarbeitung gelang es, die für de Verlauf der drei unterschiedlichenHimmelskörperbahnen notwendigen Differentialgleichungen zu berechnen. Die Ergebnisse zeigten, daß chaotisches Verhalten dennoch differenziert geordneten Mustern folgt, die man auch Attraktoren nennt.Diese Attraktoren beschreiben die Systemzusände, auf die sich das Gesamtsystem einschwingt. In der dynamischen Systemforschung gibt es im wesentlichen vier Attraktoren: den Fixpunkt, den Grenzzyklus, den Torus und den seltsamen (chaotischen) Attraktor. Der Lorenz-Attraktor veranschaulicht, warum schon mittelfristige Wettervorhersagen unmöglich sind: Innerhalb der "Wolke der Ungewissheit" verliert sich der vorhersagbare Verlauf des Wetters nach kurzer Zeit - es liegt dann buchstäblich irgendwo auf dem Attraktor.

Insgesamt allerdings entwickelt sich das Wetter somit niemals rein zufällig, sondern folgt wie andere chaotische Systeme dem Prinzip "lokal unvorhersagbar, global stabil".Könnte man alle Anfangsbedingungen exakt bestimen, wäre auch - zumindes rein theoretisch - deterministisches Chaos bei Kenntnis seiner verhaltensbestimmenden Attraktoren vorhersagbar. Praktisch scheint das allerdings unmöglich, da aufgrund der physikalisch unaufhebbaren Unschärfen und Meßprobleme die anfänglichen Systemzustände niemals alle genau gemessen, berechnet oder wiederhergestellt werden können.Die Chaostheorie hat vor allem im Rahmen der Attraktorenforschung demonstriert, daß sich im vermeintlichen Chaos und unvorhersagbarem Systemverhalten dennoch eine ganze Menge geordneter Strukturen erkennen lassen.Dies gilt vor allem für die Entdeckung sogenannter Bifurkationen (Lat. Bi: zwei, furca: Gabel).

Dabei handelt es sich um eine Art Gabelung oder Verzweigung in einem System, das sich an entsprechenden Bifurkationsstellen zwischen zwei oder auch mehreren Wegen entscheiden muß. Der Chaosforscher Otto E. Rössler gelang es nachzuweisen, daß die Tropfen eines Wasserhahns nicht beliebig, sondern - vereinfacht ausgedrückt - geordnet fallen: zunächst zwei Tropfen, dann vier, acht 16 usw. Diese Regelmäßigkeit nennen Chaosmathematiker Periodenverdoppelung. Dem amerikanischen Mathematiker Mitchell Feigenbaum und dem deutschen Physiker Siegfried Grossmann gelang mit dem sogenannten Feigenbaum-Szenario schließlich der Nahcweis, daß solche Bifurkationen und Periodenverdoppelungen von universeller Gültigkeit sind - unabhängig davon, ob es sich beispielsweise um turbulente Flüssigkeiten, strömende Gase, akustisches Rauschen oder biologische Prozesse wie das Bevölkerungswachstum im jeweiligen ökologischen Rahmen handelt. Al geradezu sensationell empfinden viele Chaosforscher die Tatsache, wonach Bifurkationen so regelmäßig verlaufen, daß sie, ebenso wie die Ludolphsche Zahl Pi durch eine Universalkonstante bestimmt werden können: der sogenannten Feigenbaumschen Zahl δ = 4,669201.

Dies ist eine universell gültige Konstante, der alle sprunghaften Übergänge in der Natur folgen. Der Mathematiker Heinz-Otto Peitgen hat die grundlegenden Prämissen, Einsichten und Zusammenhänge dieser zukunftsweisenden Erforschung des Chaos und der nichtlinearen Dynamik folgendermaßen zusammengefaßt:1. Viele Phänomene und Systeme sind in ihrem Verhalten trotz streng naturgesetzlichen Determinismus prinzipiell nicht vorhersagbar.2. Das Chaos selbst ist nicht regellos, es gibt vielmehr eine Ordnung und Struktur im Chaos, die sich bildlich in komplexen Mustern - Attraktoren oder Fraktalen - darstellen läßt.3.

In komplexen, nichtlinearen Systemen existieren Chaos und Ordnung gleichzeitig und nebeneinander, wobei der Übergang von der Ordnung ins Chaos in aller Regel ebenfalls streng geordnet (in Bifurkationen) verläuft.Fraktale GeometrieFraktale (lat. Fractum: gebrochen) verdanken ihren Namen der Tatsache, daß ihre Dimensionen nicht ganzzahlig, sondern gebrochen sind. Zum Vergleich: Unser Gehirn hat beispielsweise die fraktale Dimension 2,79 und Wolken 2,35 - wobei die Dimension zwei einer idealen, glatten Ebene entspricht oder die Dimension drei dem geometrisch idealen Raum eines Würfels oder einer Kugel. Fraktale besitzen die Eigenschaft der Selbstähnlichkeit, d. h.

, daß sich ihre Strukur auf zeitlich oder räumlich höchst unterschiedlichen Maßstäben und Dimensionen gleicht und immer wieder einander ähnliche Muster erscheinen, die sich unendlich wiederholen können, ohne jemals identisch zu sein.Die Länge der Küste GroßbritanniensBenoit Mandelbrot ist für die Fraktale Geometrie, was Einstein für die Relativitätstheorie war und Freud für die Psychoanalyse. Ihm war aufgefallen, daß die Preisschwankungen von Baumwolle auch über längere Zeiträume ein ähnliches Muster aufwiesen. Für einen Computerhersteller untersuchte er danach unerklärliche Störungen bei der Datenübertragung in Telefonleitungen, und entdeckte ähnliche Gesetzmäßigkeiten wie bei den Baumwollpreisen.Er erkannte die Muster die bei sukzessiven Vergrößerungen immer wiederkehrten (Selbstähnlichkeit). Ein kleiner Birkenast sieht mit seinen Verzweigungen im Prinzip aus wie ein ganzer Baum.

Später veröffentlichte er in der Zeitschrift "Science" einen Artikel über die Länge der Küste Englands. Für ihn war sie unendlich lang, weil je kleiner der Maßstab, desto deutlicher die gebrochenen Strukturen. Folglich ist die Küste Großbritanniens im kleinsten Maßstab betrachtet tatsächlich unendlich lang.Das gilt für alle fraktalen Gebilde und chaotischen Systeme. Aufgrund der extremen Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen und deren komplexer, rückgekoppelter Entwicklungsdynamik gleicht tatsächlich kein Fraktal dem anderen: Keine Wolke besitzt die exakt gleiche Form einer anderen, kein Baum, kein Herz, kein Gehirn existiert in identischer Form ein zweites Mal.Die Fraktale Geometrie beschreibt die Natur, wie sie ist: mit gebrochenen, rauhen Kanten, zerklüfteten Oberflächen und vielfach gefalteten Räumen.

Denn tatsächlich hat die Wirklichkeit mit der künstlichen, idealisierten Euklidschen Geometrie und ihren glatten Geraden und Kreisen nicht viel zu tun. Ob es sich um Wolkenformationen oder Bergketten handelt, um Blitz und Donner, Blätter oder Bäume, um Lungen- oder Hirnstrukturen - überall zeigt die Fraktale Geometrie, daß die Natur im mikroskopisch Kleinen wie im makroskopisch Großen fraktale Formen hervorbringt.Monster der MathematikPraktisch alle Fraktale lassen sich in der "fraktalen Computer-Ästhetik" auf spektakuläre Weise durch teilweise relativ einfache Computerspiele oder nichtlineare Gleichungen erzeugen und abbilden. die Physiker Guten Morgen meine Damen und Herren ich begrüße Sie ganz herzlich zu meinem Referat über das Buch "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt. Anfangen werde ich mit der Biographie des Autors. Friedrich Dürrenmatt wurde am 5.

Jänner 1921 in Konolfingen nahe Bern geboren . 1935 zog er mit seiner Familie nach Bern .Dort besuchte er zuerst das Berner Frei Gymnasium und nachher das Humboldianium wo er auch 1941 seine Matura ablegte . Nach dieser beginnt er ein Studium in Naturwissenschaften , Philosophie und Germanistik zuerst ein halbes Jahr in Zürich und dann in Bern. Er schwankte mehrmals zwischen dem Beruf des Malers und des Schriftstellers 1943 entschließt er sich dann entgültig für den Beruf des Schriftstellers. Für seine Zahlreichen Werke bekam er auch sehr viele Preise und Ehrungen wie unter anderem: den Literaturpreis der Stadt Bern den Schillerpreis der Stadt Mannheim und Büchner-Preis der Stadt Darmstadt Den Weinpreis der Literatur und den Den Österreichischen Grillparzerpreis 1947 heiratete er die Schauspielerin Lotti Geisler mit der er auch 3 Kinder hatte.

1961 schrieb er dann das Buch die Physiker das im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde und zu einem Welterfolg wurde Leider starb er schon 1991 mit 70 Jahren an einem Herzinfarkt. Dürrenmatt gehörte zu den bedeutensten Dramatikern des vorigen Jahrhunderts . Sein Werk umfasst neben zahlreichen Theaterstücken auch Hörspiele und Kriminalromane . Einige seiner berühmtesten Werke waren der Richter und sein Henker das und Jonathan schon vorgestellt hat und der Besuch der alten Dame von dem wir heuer auch noch etwas Hören werden . Das Werk die Physiker ist einen Komödie die in 2 Akten gespielt wird und deren Handlung in einem Irrenhaus spielt Bevor ich mit dem Inhalt anfangen werde ich euch noch die wichtigsten Personen noch kurz an Hand einer Personenkonstellation noch kurz etwas vorstellen . Die Hauptpersonen sind 3 Kernphysiker.

Der erste heißt Sir Alec Jasper Kilton . Er ist im Irrenhaus weil er sich für den genialen Physiker Isak Newton hält. Dann noch Joseph Eisler. Er ist eingesperrt weil er sich für Albert Einstein hält. Dann noch die eigentliche Hauptperson namens Möbius . Man sagt ist einer der genialsten Physiker Aller Zeiten und schon 15 Jahre inhaftiert ist weil er glaubt sein Wissen über die Kernphysik über König Salomo zu beziehen .

Dann gibt es noch einige Nebenpersonen wie Frl. von Zahnd sie ist eine 55 jährige bucklige Ärztin und zugleich die Gründerin und Besitzterin des Irrenhauses. Weiters gibt es noch 3 Pflegerinnen die die Aufgabe haben auf die Patienten aufzupassen und sie zu betreuen , Und schlussendlich noch 2 Kriminalbeamte, und einige Pfleger. Nun können wir mit dem Inhalt anfangen. Gleich zu Beginn des Buches bringen Einstein und Newton jeweils eine Pflegerin um und das nur weil sich die Pflegerinnen angeblich in sie verliebt haben . Die Polizei kann die beiden leider nicht ins Gefängniss bringen weil sie angeblich krank sind .

Trotzdem wird beschossen dass in Zukunft nur mehr männliche Pfleger eingestellt werden . Als die dritte Pflegerin die Liebe zu Möbius auch noch gesteht und ihn sogar heiraten will wird das Möbius zu viel und er erdrosselt sie mit einem Vorhang . Nach diesem Mord erscheinen sehr große und kräftige Pfleger, die Türen werden abgeschlossen und die Fenster vergittert. Bei einem gemeinsamen Mittagessen der 3 Wissenschaftler kommt der eigentliche Wendepunkt als Newton den beiden anderen ein Geständnis ablegt. Er gesteht dass er Alec Kasper Kilton der Begründer der Entsprechungslehre ist und er ins Irrenhaus eingeschlichen ist, um hinter das Rätsel um Möbius´ Verrücktheit zu kommen. Er sei Beauftragter eines Geheimdienstes und habe die Krankenschwester umgebracht, weil sie seine wahre Identität von ihm erahnt hat.

Sein Geheimdienst hält Möbius für den genialsten Physiker aller Zeiten. Nach diesem Geständnis gibt auch Einstein ebenfalls zu, dass er seine Verücktheit auch nur vorgespielt hat. In Wahrheit ist er Joseph Eisler der Entecker des Eislereffektes . Auch er arbeite für einen Geheimdienst und seine Aufgabe ist er Möbius zu bewachen. Zum überaschen der anderen gibt auch Möbius zu das er die Geschichte mit König Salomo auch nur erfunden hat. Er ist hinter das Geheimnis der Schwerkraft gekommen und befürchtet dass seine Entdeckung verheerende Folgen für die Menschheit hat, und ist darum ins Irrenhaus geflüchtet.

Beide Agenten sind darüber sehr überrascht bemühen sich aber trotzdem dass Möbius ihrem Geheimdienst sein Wissen zur Verfügung stellt. Dann aber gesteht Möbius , dass er die Manuskripte von der Schwerkraft schon verbrannt hat weil er nicht in die Abhängigkeit von Politiker kommen will. Dazu möchte ich einen kurzen Absatz vorlesen. Ich habe diesen Absatz gewählt weil in diesem der Kernsatz dieses Buches indirekt steht der lautet: dass es keine Risiken gibt die man eingehen darf,: der Untergang der Menschheit ist ein solches. Er meinte damit dass die Menschheit noch nicht reif genug für sein Wissen ist um so umzugehen dass sie sinnvoll und zum Nutzten der Menschheit genutzt werden kann. Möbius beschließt darum weiterhin im Irrenhaus zu bleiben und die Entdeckung nicht der Öffentlichkeit Preis zu geben.

Möbius gelingt er auch die Beiden anderen Physiker zu überzeugen wieterhin im Irrenhaus weiterzuleben um gemeinsam zu Gunsten des wirtschaftlichen Fortschrittes zu forschen denn er glaubt nur im Irrenhaus frei zu sein. Plötzlich erscheint aber die Leiterin des Irrenhauses zusammen mit einigen bewaffneten Polizisten und mit ihren Pflegern. Sie redet die drei überraschend mit ihrem richtigen Namen an. Sie erzählt die Manuskripte von der Schwerkraft von Möbius heimlich kopiert zu haben. In einem von ihr geschaffener Firmenimperium nützt sie auch das System aller möglichen Erfindungen für den Weg zur Weltherrschaft aus. Sie sagt dass alles im Auftrag von König Salomo geschied, der auch ihr erschienen ist .

Schlussendlich zeigt sich dass Frau Zahnd die Leiterin selber als einzige geisteskrank ist. Die Lage der Physiker ist aussichtslos geworden, sie müssen als gefährliche Geisteskranke zum Schweigen verurteilt weiterhin im Irrenhaus fristen Das Buch ist wie schon gesagt eine Komödie die in der Dialogform geschrieben ist. Die Handlung spielt schon wie gesagt in einem Irrenhaus in der Schweiz. Außerdem ist dieses Buch ist in der Hochsprache geschrieben. Es ist keine Spezielle Zeit angegeben ..

.. Weitermachen möchte ich Mit der Interpretation und der Deutung. Auf jeden Fall ist "Die Physiker" ein extrem kurzweiliges Buch. Doch im krassen Trotzdem ist die Sinnhaftigkeit sehr lebendig und tiefsinnig. Schon unbewusst kann man ungeheuer viele Aspekte und inhaltliche Wendungen interpretieren.

Und dieses ständige Wechselspiel, das den Leser versucht in die Irre zu führen, das ist es, was dieses Buch so unglaublich spannend macht. Man meint die Charaktere zu durchschauen, aber schon im nächsten Moment erschlägt Dürrenmatt den Leser mit einer neuen Offenbarung. So finde ich "Die Physiker" ein echtes Verwirrspiel um die Frage: wer ist hier wer, und vor allem: wer ist hier überhaupt der Irre?" Ich glaube, der Autor wollte zeigen, dass es manchmal besser ist, wenn die Menschheit nicht alles weiß, besonders physikalische Entdeckungen wie z. B. die Atombombe können großen Schaden anrichten wenn man nicht weis wie man damit umgeht. Andererseits wird auch das Verhalten jener dargestellt, die etwas Neues finden - sollen sie die Wahrheit preisgeben oder das Geheimnis lieber für sich behalten bzw.

als Unsinn darstellen. Ich hoffe ich konnte ihnen das Buch ihnen etwas näher bringen und ich danke für ihre Aufmerksamkeit. 2.2. Interpretation Dürrenmatt bezeichnet das Stück als Komödie mit der Begründung, daß in der heutigen Zeit nur noch das Komische dem Realen beikommt. Die klassische Tragödie kann die heutige Zeit nicht mehr darstellen.

Die klassische Tragödie verlangt einen Helden, der frei entscheiden kann und daher auch für sein Schicksal selbst verantwortlich ist. In der heutigen Zeit ist dies jedoch nicht möglich. Jeder ist eingeschlossen in einem Gesellschaftssystem, aus dem es für ihn kein Entrinnen gibt. Er handelt nicht mehr nach freiem Willen, sondern muß sich dem Willen vieler unterwerfen. Diese Komödie ist ein beklemmendes Beispiel dafür. 2 Dürrenmatt, Friedrich: Die Physiker.

Zürich Diogenes Verlag 1980, ISBN 3-257-20835-9 Seite 73 3 Dürrenmatt, Friedrich: Die Physiker. Zürich Diogenes Verlag 1980, ISBN 3-257-20835-9 Seite 74 4 Dürrenmatt, Friedrich: Die Physiker. Zürich Diogenes Verlag 1980, ISBN 3-257-20835-9 Seite 77   Der Physiker Möbius entdeckt eine Formel, die alle Probleme der Physik löst. Er erkennt, welche Macht in dieser Formel steckt und opfert sein Leben als freier Bürger, nur um die Menschheit vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Erst am Ende erkennt er, daß es umsonst war: "Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden" 5. Die Geschichte des genialen Physikers Möbius ist keineswegs eine Erfundene.

Möbius steht in dem Stück stellvertretend für Albert Einstein. Einstein legte mit seinen Erkenntnissen den Grundstein für den Bau einer Atombombe und konnte, nachdem er die Gefährlichkeit seiner Erfindung erkannt hatte, die Herstellung einer solchen nicht verhindern. Wissen ist hier zu Macht geworden. Sie hat dem Menschen Macht gegeben, sich selbst zu vernichten. Das Stück ist ein Appell an die Wissenschaft, manches Denkbare nicht zu denken. 5 Dürrenmatt, Friedrich: Die Physiker.

Zürich Diogenes Verlag 1980, ISBN 3-257-20835-9 Seite 85

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