Woyzeck
Inhalt: Ein junger Mann lebt zusammen mit einem Mädchen mit der er ein Kind hat. Er muß als "Versuchskaninchen" für den Arzt nur Erbsen essen und gilt allgemein als verwirrt. Marie hat ein Affäre mit dem Tabourmajor, einem kräftigen Soldaten. Woyzek wird eifersüchtig, da Marie sein einziger Fixpunkt in seinem Leben ist und bringt Marie schließlich um.
Autor: Medizinstudent; Jurist
Quelle: Mordfälle seiner Zeit
Sprache: Dialekteinschübe; kurz, Ausrufe = Woyzek; sprachliche Unterschiede zw. einzelnen Figuren
Woyzek: Vertraut; ist verwirrt; Außenseiter; Frau bedeutet ihm alles; Soldat; "Versuchskaninchen" für Arzt; verantwortlich für Frau + Kind; Mörder; Selbstmord; Verfolgungswahn; ängstlich; einseitige Ernährung belastet ihn; hat keine Freunde; hört Stimmen; sieht sich selbst als kleinen Mann ohne Selbstbewußtsein; Vorwürfe gegen ihn: keine Tugend, gehetzt, mangelnde Selbstbeherrschung; Hauptmann macht ihn runter; Durchschaut "Klassen" nicht, ist Opfer, nicht Revolutionär
Marie: Himmelt Tabourmajor an; Schön, sinnlich, schwach; schlechtes Gewissen (angelehnt an Maria Magdalena)
Tabourmajor: Wird mit Tieren verglichen; kräftig; "männlich"; Klischeefigur
Hauptmann: Woyzek ist sein Bursche; Sittenapostel; unsicher; konservativ; selbstmitleid
Doktor: Forscher; bedenkenlos; der Mensch an sich ist ihm egal, für ihn zählt nur d.
Wissenschaft
Szenen: Werfen nur Schlaglichter / Momentaufnahmen; Beängstigende Natur; sozialkritische Elemente; Szenen als Stimmungen; "Antimärchen";
Stück erst im Naturalismus entdeckt; auch im Expressionismus
Neu: Woyzek Antiheld; negativ; Zersetzung d. Sprache
Die Person des Doktors nimmt in Georg Büchners Fragment Woyzeck eine der zentraleren Rollen ein. Er gehört zur über Woyzeck stehenden Gesellschaftsschicht und ist mitverantwortlich für dessen geistige Verwirrung und Wahnvorstellungen. Der Doktor führt mit Woyzeck Experimente durch, so setzt er ihn zum Beispiel auf streng monotone (Erbsen-) Diät und freut sich über alle Resultate, egal ob sie den Gesundheitszustand seines "Versuchskaninchens" positiv oder negativ beeinflussen. Der Charakter ist nicht authentisch sondern wurde vom Autor eingefügt. In der Vorlage zum Drama, dem original Mordfall Woyzeck in Leipzig aus dem Jahr1821, wird mit keinem Wort irgendein Doktor erwähnt, ansonsten sind nahezu alle anderen Hauptpersonen ihren echten Vorbildern nachempfunden .
Büchner gestaltete die Figur des Mediziners nach einem halb verrückten Professor an der Gießener Universität, der dort während Büchners Medizinstudiums lehrte.
Der Doktor ist ein verantwortungsloser Wissenschaftler. Er hat keinerlei Interesse daran Menschen zu helfen und sieht die Leiden anderer Personen nur als "interessanten Kasus" (=Fall) an (S.19, Z.30). Er hat keine Skrupel Woyzeck, der für ihn ohnehin nur ein "Subjekt" (S.
19, Z.30) darstellt, für "zwei Groschen täglich" (S. 18, Z.19) für seine Experimente auszunutzen, selbst auf Kosten von dessen Gesundheit. Der Doktor bezeichnet Woyzecks psychisch Erkrankung als "schönste Aberratio,..
.;sehr schön ausgeprägt" (S.19, Z.20), anstatt ihm zu helfen gibt er ihm bloß mehr Geld. Diesen unmenschlichen Charakterzug zeigt er nicht nur gegenüber Woyzeck, sondern auch bei anderen Patienten. So redet er mit dem Hauptmann über eine Patientin, die "in vier Wochen tot" (S.
35, Z.14) sein wird und bezeichnet sie hierbei lediglich als "interessant[e]s Präparat" (S.35, Z.18). Auch als er beim Hauptmann ein "apoplectische Constitution" (S.21, Z.
10) diagnostiziert, will er nach dessen Schlaganfall lediglich " die unsterblichsten Experimente" ( S.21, Z.17) mit ihm durchführen, anstatt ihm jetzt zu helfen, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Der Mediziner verhält sich anderen gegenüber hochmütig,. er benutzt sehr viele Fachbegriffe um seine höhere Bildung zu betonen. Auch gebraucht er das nicht existierende Wort "Hyperoxidul" (S.
18, Z.28), was darauf hindeutet das er nicht wirklich qualifiziert für seinen Beruf ist. Teilweise fällt er aber, während er zu den Studenten redet ("...als wär's sei Großmutter", S.
37, Z13), in den hessischen Dialekt zurück und benutzt einmal sogar Fäkalwörter ("pissen", S.18,Z.29), wodurch demonstriert wird , daß er im Grunde nicht so sehr zur Bildungselite gehört.
Der Doktor ist skrupellos, menschenverachtend, arrogant und pflichtvergessen. Er trägt, neben den anderen Personen die ihn ausnutzen, einen großen Teil der Schuld an Woyzecks geistiger Umnachtung. Dadurch, daß Woyzeck nur Erbsen essen darf, wird seine Gesundheit nicht nur in geringem Maße gefährdet.
Nichtsdestotrotz ist die Person Doktor ebenso wie der Hauptmann wichtig für das Drama, da an solchen Figuren die Gesellschaftskritik festgemacht wird, die Büchner hier versucht zu vermitteln. Obwohl Büchner selbst Wissenschaftler war, konnte er, wie viele andere auch, Menschenversuche und Experimente, die anderen schaden, nicht gutheißen. Gleichwohl existierten solche Menschen in hohen Positionen ( Büchners Universitätsprofessor), an denen keiner direkte Kritik zu üben wagte. Dies konnte nur auf indirektem Weg wie eben durch Dramen erfolgen
"WOYZECK":
Das Drama "Woyzeck" von Georg Büchner schildert die Erlebnisse des armen Franz Woyzeck, der seine Geliebte wegen Betrugs ermordet.
Der Füsilier Woyzeck rasiert seinen Hauptmann, der ihm dabei Vorhaltungen macht, daß er ein uneheliches Kind habe. Woyzeck, der Stimmen hört und einen Sinn für das Übernatürliche hat, verdient sich ein Nebengeld als medizinisches Versuchsobjekt des Doktors.
Marie, seine Geliebte und Mutter seines Kindes, betrügt ihn mit dem Tambourmajor. In brutaler Weise erregt der Hauptmann in Woyzeck den Verdacht von Maries Untreue. Im Wirtshaus beobachtet Woyzeck, wie Marie mit dem Tambourmajor tanzt. Furchtbar tobt es in der Brust des Hilflosen. Im Ringkampf unterliegt er dem Tambourmajor. Nun gibt es bei ihm kein Halten mehr.
Er bereitet alles auf den Tod vor, übergibt dem Kamerad Andres seine Sachen und ersticht die noch immer heiß geliebte Marie auf dem Waldweg am Teich. Dann stürzt er sich noch einmal im Wirtshaus in den Strudel des Lebens, um unmittelbar danach in den Tod zu gehen.
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