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  Stefan zweig

1. Biographie Stefan Zweig wurde am 28. 11. 1881 als zweiter Sohn des böhmischen Textilfabrikanten Moritz und der italienischen Bankierstochter Ida Zweig in Wien geboren und wuchs in einem wohlhabenden, jüdischen Bürgertum auf, in dem er von materiellen Dingen völlig unabhängig blieb. Sein Interesse an der Literatur und vor allem an zeitgenössischen Autoren entwickelte sich durch die Unterbeschäftigung im Gymnasium. "Schule war für uns Zwang, Öde, Langeweile, eine Stätte, in der man die "Wissenschaft des nicht Wissenswerten" in genau abgeteilten Portionen sich einzuverleiben hatte,.

.."[1], so Zweig in seiner Autobiographie. Wie in einem Fieber jagten die Jugendlichen dieser Zeit allem Neuen hinterher, wobei ihre beste Bildungsstätte das Kaffeehaus war, wo die wichtigsten Zeitungen (auch ausländische) auflagen. Da sein älterer Bruder Alfred als Nachfolger seines Vaters für die Textilfabrik bestimmt war, ließ man Stefan relativ freie Hand bei seiner Berufswahl. Die einzige Bedingung war einen akademischen Titel zu erlangen.

So schrieb er sich 1900 an der Universität Wien für Philosophie und Literaturwissenschaften ein, jedoch mit dem Vorsatz die ersten drei Jahre seine neu gewonnene Freiheit zu genießen und erst im vierten Jahr den gesamten Lehrstoff aufzuholen und sein Studium abzuschließen. Kurze Zeit später erschien seine erste Buchveröffentlichung "Silberne Saiten", das vor allem Gedichte, die in seiner Gymnasiumszeit entstanden, enthielt. Unter anderem schrieb er einige Beträge für angesehene literarische Zeitungen. 1902/03 wechselte er ein Semester an die Universität Berlin, aber nicht um zu studieren, sondern um sich aus dem jüdisch - bürgerlichen Milieu, an das er in Wien sehr stark gebunden war, zu lösen. Unzufrieden mit seinen bisherigen literarischen Leistungen, begann er gelungen Texte aus anderen Sprachen - er beherrschte englisch und französisch - ins Deutsche zu übersetzten, besonders Werke des belgischen Autors Emile Verhaeren, bei dem er einige Sommerurlaube verbrachte und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1904 schloß er sein Studium mit einer Auszeichnung ab, wobei aber hinzugefügt werden muß, daß sein Professor, der seine schriftstellerische Tätigkeit sehr schätzte, ihn nicht mit "Kleinkram" belästigen wollte und ihm deshalb seine Abschlußprüfung etwas erleichterte.

Stefan Zweig war immer weltpolitisch eingestellt, obwohl er sich nur ungern aktiv beteiligte und lieber als stiller Beobachter im Hintergrund blieb. Sein Traum war ein Kultureuropa ohne Grenzen, wobei er aber trotzdem Wien als Mittelpunkt kulturellen Geschehens ansah und sich selber als "Österreicher, als Jude, als Schriftsteller, als Humanist und Pazifist"[2] bezeichnete. Sein Leben war durch ständiges Reisen innerhalb Europas (Belgien, Frankreich, England und Italien) geprägt, so daß er sich erst 1907 seine erste eigene Wohnung in Wien mietete. In den folgenden Jahren versuchte er sich vor allem im Schreiben von Theaterstücken, wobei aber keines ein wirklicher Erfolg wurde. Im Gegenteil, er fühlte sich vom Schicksal verfolgt, da jeweils kurz vor der Premiere zweier Stücke die Hauptdarsteller starben. Im November 1908 begann er eine fünfmonatige Reise nach Indien.

Sein Erschrecken über das dort herrschende Elend und die starre Einteilung in Klassen war groß. Drei Jahre später reiste er nach Amerika, von dem er aber wegen Mangel an Kultur und an Geschichte nicht sehr angetan war. 1912 lernte er die geschiedene Friderike Maria von Winternitz und deren zwei Töchter kennen, ehelichte sie aber erst acht Jahre später, da eine Wiederverheiratung nach österreichischem Recht damals nicht möglich war. Allgemein ist zu sagen, daß Stefan Zweig ein ausgesprochener Freund der Frauen war und zahlreiche Affären hatte. Obwohl Zweig ein Pazifist war, fiel er zu Beginn des 1. Weltkrieges in die allgemeine Kriegseuphorie ein.

Erst später erkannte er die Sinnlosigkeit des ewigen Kampfes und ließ sich - um den Gefahren an der Front aus dem Weg zu gehen - mit Hilfe eines Bekannten eine Aufgabe im Wiener Kriegsarchiv zuteilen. 1915 bekam er einen Sonderauftrag in Galizien. Er sah zum ersten Mal die zerstörerischen Ausmaße des Krieges mit eigenen Augen. Zurück blieben einige traumatische Erfahrungen mit Schwerverwundeten. Hartmut Müller faßt Zweigs Einstellung zum Krieg nach dieser Reise zusammen: "Er haßte den Krieg, glaubte nicht an den Sieg der Mittelmächte, beklagte die Unfreiheit in Österreich, kritisierte die dummen Diplomaten, die Europa zerstörten, die Uneinsichtigkeit der monarchischen Kreise und vor allem die verbohrten deutschen Politiker, die jede Gebietsabtretung strikt ablehnten."[3] Spätestens nach dieser Galizien Reise sah sich Zweig verpflichtet sich mit seinen Waffen, die ihm zur Verfügung standen, für den Frieden und für die Versöhnung einzusetzen.

Konkret entstand 1917 das Drama "Jeremias", von dem er selber sagte, das dies sein erstes Werk, "das ich von meinen Büchern vor mir selbst gelten ließ"[4], war. Da es jedoch unmöglich war dieses Antikriegswerk in Deutschland oder Österreich zu dieser Zeit aufzuführen, wandte er sich an das Züricher Stadttheater und verließ 1917 zusammen mit Friderike Österreich um an der Premiere teilzunehmen. In der Schweiz traf er auch seinen langjährigen Freund Romain Rolland, welcher der einzige Schriftsteller war, zu dem er auch während des Krieges den Kontakt aufrecht erhielt. Zweig kehrte mit Friderike erst 1919 nach Österreich in ihr Haus am Kapuzinerberg (Salzburg), das sie noch während des Krieges gekauft hatten, zurück. Dies war ein prächtiges Schlößchen eines Erzherzoges gewesen, in dem sie die nächsten 15 Jahre wohnten. Zweigs große Leidenschaft war seine Autographensammlung, die Handschriften vieler berühmter Schriftsteller und Musiker (von Goethe bis Mozart) enthielt.


In der folgenden Zeit beschäftigte er sich viel mit den Leben verschiedener Künstler und brachte einige Biographien, die unter dem Titel "Baumeister der Welt" erschienen, heraus. Darunter waren: Dickens, Dostojevskij, Kleist, Tolstoi, Nietzsche, u. a. In der Zwischenkriegszeit entstanden auch bekannte Novellen Zweigs, deren Hauptfiguren einer dominierenden Kraft, die allmählich ihr ganzes Fühlen, Handeln und Denken bestimmt, unterworfen sind. In "Sternstunden der Menschheit - Zwölf historische Miniaturen" - neben der "Schachnovelle" das wohl berühmteste Werk Zweigs - stehen prominente bzw. historisch wichtige Personen im Mittelpunkt, deren Handlungen weitreichende Folgen auf ihr weiteres Leben hatten.

Nach unzähligen Vortragsreisen in ganz Europa brach Zweig 1928 zur Hundertjahrfeier Tolstois nach Rußland auf, von wo er mit widersprüchlichen Eindrücken zurückkehrt. Einerseits begeisterte ihn die Aufbruchsstimmung und Gastfreundschaft der Menschen, andererseits beanstandete er die Überorganisation und den Leerlauf der Bürokratie. Ab 1933 entwickelte sich die Lage in Deutschland, aber auch in Österreich, immer kritischer. Seine Werke wurden von den Nationalsozialisten verbrannt und bisherige Freunde und Schriftstellerkollegen beschimpften ihn als "Kollaborateur der Nazis"[5]. Als ein Jahr später nach Kämpfen in Wien zwischen der Heimwehr und den Sozialisten sein Haus am Kapuzinerberg nach Waffen durchsucht wurde, war er so entsetzt, daß er überstürzt nach London abreiste. Friderike blieb unterdessen mit ihren zwei Töchtern in Salzburg, wo sie gelegentlich von Zweig besucht wurden.

Um seine schriftstellerische Arbeit fortsetzten zu können, benötigte er eine Sekretärin: Lotte Altmann, die ihm, im Gegensatz zu Friderike, völlig ergeben war und mit der er schließlich eine Affäre begann. Die international bedrohliche Lage - er erkannte von Beginn an, daß Hitler auf einen neuen Krieg zusteuerte - und seine Ehekrise ließen ihn in eine schwere Depression fallen. 1936 nahm er die Einladung der brasilianischen Regierung, nach Südamerika zu kommen, freudig an. Er war von diesem Land wie verzaubert und sah nur seine positiven Seiten, was wohl auch zum Teil daran lag, daß die Brasilianer ihn wie einen Staatshelden feierten. Nach seiner Rückkehr trennte er sich von Friderike und beschloß ein neues Leben mit einer jungen Frau zu beginnen. Im September 1939 heiratete er Lotte Altmann und im folgenden Jahr gelang es ihnen die britische Staatsbürgerschaft zu bekommen.

Noch 1940 verließen sie England und brachen nach Amerika auf. In den folgenden zwei Jahren pendelten sie ständig zwischen New York und Brasilien hin und her. Zweig setzte sich bei den amerikanischen Behörden für viele Flüchtlinge - unter anderem auch für Friderike und ihre zwei Töchter - ein und verhalf ihnen zur Flucht aus Europa (auch durch finanzielle Unterstützung). 1941 mieteten sich Lotte und Stefan ein kleines Landhaus in Petropolis/Brasilien. Angesichts des sinnlosen Krieges fiel er erneut in schwere Depressionen und kehrte auf die Nachricht vom Fall Singapurs überstürzt vom Karneval in Rio in sein Haus zurück, wo er unauffällige Vorbereitungen für den Selbstmord traf. Am 23.

Februar 1942 wählten Stefan und Lotte Zweig in ihrem Haus den Freitod. Es folgte ein Staatsbegräbnis in Brasilien, wo sie in der Gruft des Kaiser bestattet wurden. Einige Werke: "Der Zwang" (Novelle; 1920) "Amok - Novellen einer Leidenschaft" (1921) "Joseph Fouché - Bildnis eines politischen Menschen" (1929) "Ungeduld des Herzens" (Roman; 1939) "Die Welt von Gestern - Erinnerungen eines Europäers"

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