Aus dem leben eines taugenichts - rezension
Der Taugenichts - ein Lebenskünstler (?)
Die Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Joseph von Eichendorff ist ein Werk der Romantik. Die Romantik ist eine Epoche des 19. Jahrhunderts. Romantiker lebten meist zurückgezogen oder gingen auf Reisen und konnten oft mehrere Sprachen sprechen, auf gar keinen Fall aber passten sie sich dem Alltag oder den "Nichtromantikern" an. Nicht umsonst lautete ihr Motto "Anders sein um jeden Preis". Diese Lebensauffassung spiegelt sich in dieser Novelle wider.
Außerdem waren Romantiker oft Künstler, was sich auch in der Novelle zeigt.
Auf seinem Weg trifft der Taugenichts Künstler, die wie er durchs Leben wandeln. Er trifft Maler, wie zum Beispiel Eckbrecht, und Musiker, wie die Prager Studenten. Diese Künstler musizieren mit dem Taugenichts gemeinsam, dichten und bringen ihm die malerische Kunst näher.
Die Novelle besteht aus zehn Kapiteln, die kreisförmig aufgebaut sind, das heißt, dass jeweils zwei Kapitel zusammengehören, wobei das erste und das letzte Kapitel aneinander anschließen. Immer nach je zwei Kapiteln beginnt ein neuer Aufbruch des Taugenichts.
Die Geschichte wird zu einem Netztwerk von Verwirrung, Verwechslung und Rätseln, die sich im zehnten Kapitel auflösen.
In "Aus dem Leben eines Taugenichts" zeigt der Autor einen Lebensabschnitt eines sogenannten Taugenichts, eines jungen Mannes. Einen Namen erhält der Held dieser Novelle nicht.
Der Taugenichts läuft ohne Hindernisse durch das Leben. Ihm gelingt fast alles und er hat dementsprechend immer gute Laune. Auch tagelanges Hungern scheint ihm nichts auszumachen.
Seine Naivität und seine Planlosigkeit bringen ihn immer wieder in unangenehme Situationen, doch jedes Mal hat er Glück und kommt auf irgendeine Weise aus dieser Situation heraus.
Der Taugenichts dreht immer alles ins Positive, er ist ein "notorischer Optimist". Schon am Anfang der Novelle merkt man dies: Der Taugenichts wird von seinem Vater, der Müller ist, hinausgeworfen, weil er nicht arbeitet. Nun soll er in der Welt sein Glück finden. Man erwartet, dass der Taugenichts darüber traurig ist und keinen Ausweg aus dieser verzweifelten Lage findet. Doch dem Taugenichts scheint dies nur recht zu sein.
Man könnte meinen, dass er vorher nicht in der Lage gewesen war, sich zu überwinden von zu Hause fortzugehen. Als er sein Dorf verlässt, scheint ihm alles wie ein "ewiger Sonntag im Gemüte".
In der gesamten Novelle wird deutlich, dass er nicht gerade entscheidungsfreudig und auch antriebslos ist. Er lässt sich vom Schicksal treiben.
Durch dieses Schicksal und seine Geige, mit der er sich erhofft leben zu können, trifft er auf eine vermeintliche Gräfin eines Schlosses in Wien und verliebt sich in sie. Jedoch könnte man auch sagen, dass er sich nur in ihr Äußeres verliebt, da er sie nie wirklich kennenlernt.
Die Liebe zu Aurelie ist zwar erst nicht erfüllbar, stellt sich im Laufe der Geschichte jedoch als nicht dramatisch und sogar erreichbar heraus. Diese Liebe stellt eine Verbindung zur Heimat dar, dennoch ist es ihm nur erlaubt, sich aus der Ferne nach ihr zu sehnen und sie auch nur aus dieser zu betrachten.
Man kann jedoch davon sprechen, dass der Taugenichts kein richtiges Zuhause hat, da es ihn nirgendwo lange hält und er immer weiter reist. Trotzdem fühlt er sich am Ende der Novelle in Wien angekommen, was wohl an der Liebe zu Aurelie liegt.
Das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was einen Nachteil hat, da man sich somit nur auf die Erfahrungen und Erlebnissicht des Ich-Erzählers, also des Taugenichts stützen kann. Allerdings lernt man dabei besser die Gefühle des Taugenichts kennen.
Manchmal scheint der Taugenichts sehr gleichgültig, besonders in Situationen, in denen man selber wahrscheinlich nicht ruhig bleiben würde. Wie zum Beispiel, als er in ein seltsames Schloss gebracht wird, das er nicht kennt, wo aber alle ihn zu kennen scheinen; ihn gleichwohl für jemand anderen halten. Dadurch wirkt er naiv und ahnungslos.
Der Taugenichts weist auch starke Gefühle auf, besonders in Bezug zu Aurelie.
Ebenso kann er sensibel sein und mehrfach tauchen bei ihm Schamgefühle auf.
Diese Emotionen kann er meist nicht gut ausdrücken und zieht sich deshalb, wenn er in solch einer Lage ist, in sich zurück.
Aus diesem Grunde kann der Leser nur schwer vorausahnen, wie der Taugenichts bei der nächsten Situation handeln wird.
Selbst fühlt sich der Taugenichts nicht den Gebildeten zugehörig, was deutlich wird, als er auf die Prager Studenten trifft. Trotzdem wird deutlich, dass er gern klug wäre.
Gleichermaßen kann er nichts mit einem Maler anfangen, der sich und andere Romantiker als Genies ansieht. Dieser Maler geht davon aus, dass eigentlich jeder Künstler, beziehungsweise auch Romantiker, ein Genie ist und hält auch den Taugenichts für eines. Dieser Aussage stimmt der Taugenichts nicht zu und streitet sie ab, denn er fühlt sich nicht als Genie.
Das zeigt, dass er kein typischer Romantiker ist und sich nie zuvor mit dieser Gedankenwelt auseinandergestzt hat.
Dem Taugenichts liegt keine härtere Arbeit. Er arbeitet in Wien zwar als Gärtner und Zolleinnehmer, diese Arbeiten gibt er jedoch schnell auf.
Während er durch Österreich und Italien reist, träumt er in den Tag hinein und erfreut sich an der Natur und den Menschen, die ihm begegnen. Es begleiten ihn Lieder und Verse aus der damaligen Zeit der Romantik. Sie, und die Umgebung, in der er sich aufhält, spiegeln seine Stimmung wider.
Sie werden in der Novelle dargestellt. Der Taugenichts setzt sie mit seinem Geigenspiel um. Dadurch sind ihm viele Menschen wohlgesonnen. Sie bieten ihm außerdem Unterkunft und Essen an. Dies kann man auch als positiven Aspekt sehen, da er viele Menschen kennen- und sogar lieben lernt und auch ohne feste Arbeit leben kann.
In der Novelle werden keine Probleme dargestellt, alle scheinen glücklich und harmonisch zu leben.
Deshalb gibt es keine Höhepunkte, wodurch die Spannung gering ist und immer gleich bleibt.
Außerdem werden Unterschiede zwischen dem Adel und der unteren gesellschaftlichen Schicht, wie zum Beispiel den Bauern, nicht thematisiert. Andererseits wird dadurch ein Lebensgefühl dargestellt, dass in der damaligen Zeit der Romantik angestrebt wurde. Vielleicht kann man dies etwas mit dem dem heutigen Vorsatz "Denke positiv" vergleichen. Dieses Motto wird von oft von "Lebensberatern" empfohlen, wenn Menschen mit ihrem Leben nicht mehr zurecht zu kommen scheinen. Ob es hilft, wirkliche Probleme zu lösen, ist damals wie heute fraglich.
"Aus dem Leben eines Taugenichts" weist nicht viele der typischen Merkmale einer Novelle auf, zum Beispiel fehlen Höhepunkte und die Erzählung scheint nicht immer an die Wahrheit gehalten zu sein.
Da einem diese Novelle oft nicht real erscheint, und auch das Ende nicht als Höhepunkt auftritt (was man vielleicht erwartet hätte), erinnert sie eher an ein Märchen und teilweise auch an einen Roman.
Erzählungen der modernen Literatur sind kritischer und setzen sich oft mit den Problemen der Zeit und auch zwischen gesellschaftlichen Klassen auseinander.
Zu heutiger Zeit wird die Natur im Gegensatz zu romantischen Schilderungen oft nur noch mit ihrer Zerstörung und Naturschutz in Verbindung gebracht.
Außerdem scheinen in der Gegenwart einzelne Individuen viel mehr in die Gesellschaft eingebunden zu sein. Die Menschen müssen ihren Pflichten und ihrer Arbeit nachgehen.
Davon ist meist auch das gesellschaftliche Ansehen abhängig.
Menschen, die ihr Hobby zum Beruf machen, sind dem Taugenichts vielleicht noch am ähnlichsten. - Andernfalls stellt sich ein Leben, wie es der Taugenichts erfährt, wie ein unerfüllbarer Traum dar.
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