Andorra von max frisch
Max Frisch
Andorra
interpretation von Anna Mayer
Allgemeine Einführung:
Titel:
Andorra ist der Name einer Stadt. Max Frisch meint aber mit "Andorra" jene Länder, die den fliehenden Juden im Krieg das Asyl verweigerten.
Art:
Stück in zwölf Bildern Tragödie.
Ort:
Andorra: vor dem Haus des Lehrers;
Platz in Andorra vor der Pinte;
Zeugenschranke;
auf der Schwelle vor Barblins Kammer;
Stube beim Lehrer;
Sakristei.
Zeit:
20. Jh.
; Handlungsdauer: mehrere Monate.
Entstehung:.
Nach einer ersten Notiz im Jahre 1946, einer längeren Prosafassung im "Tagebuch 1946-1949" und fünfmaliger Umarbeitung, ist "Andorra" 1961 erschienen.
Ferner hat es den Anschein, als ob der Autor, der - wie sein Tagebuch berichtet auf die Ideee zu "Andorra" durch das Bibelwort: "Du sollst dir kein Bildnis machen", gekommen. Nichtjuden haben ein gewisses Bild von einem Juden geldgierig, machtgierig,..
.
Uraufführung: In Zürich im Schauspielhaus am 2.11.1961.
Das Stück löste durch die in ihm behandelten Probleme vor allem in Deutschland, wo es sogleich auf fast allen Bühnen gespielt wurde, aber auch in anderen europäischen Ländern heftige Diskussionen aus, während die New Yorker Aufführung auf Verständnislosigkeit stieß und nach kurzer Zeit abgesetzt werden mußte.
Inhaltliches:
Inhalt:
Im fiktiven Ländchen Andorra der Name bezieht sich nicht auf den Kleinstaat in den Pyrenäen täuscht der Lehrer seinen Mitbürgern vor, sein Sohn Andri sei ein jüdisches Pflegekind.
In Wahrheit ist Andri Cans sein unehelicher Sohn.
Im "weißen" Andorra ist Andri, weil er Jude ist, ein Außenseiter und muß die Prügeleien und Bösartigkeiten der "braven" Bürger ertragen.
Der Tischler läßt sich für einen Lehrplatz für Andri sehr viel bezahlen. Er will ihn nicht zum Tischler machen, weil er glaubt, dass ihm diese Arbeit nicht liegt. Dies sagt er aber nur als Vorwand, in Wahrheit will er keinen Juden in seiner Werkstatt.
Der Soldat verprügelt Andri und nimmt ihm seine Freundin Barblin weg.
Der Arzt demütigt ihn und der Pfarrer rät ihm, sich endlich nicht mehr zu verteidigen, sondern sich selbst so anzunehmen, wie ihn die anderen sehen.
Als die fremde Senora, Andris Mutter, bei einem Besuch getötet wird, gibt man zur allgemeinen Erleichterung Andri die Schuld.
Andorra wird von den "Schwarzen", dem faschistischen Nachbarstaat besetzt. Alle Bürger müssen sich einer "Judenschau" unterziehen. Andri wird für sie alle zum Opfer gemacht und hingerichtet.
In Zwischenszenen müssen sich die Andorraner nachträglich verantworten.
Sie bestreiten jede Schuld, flüchten in all die Beschönigungen, die nach dem Ende des "Dritten Reichs" gebräuchlich waren: "Ich bestreite keineswegs, daß wir sozusagen einer gewissen Aktualität erlegen sind...Was hat unsereiner den eigentlich getan? Überhaupt nichts !"
Ideen:
seine eigene Persönlichkeit entwickeln;
sich ein wahres Urteil über einen Menschen bilden;
nicht auf Voruteile hören;
selbstbewußt sein;
jeder Mensch ist gleich;
immer die Wahrheit und seine wahre Meinung sagen;
zu seinen Handlungen stehen;
nur das machen, was man mit seinem Gewissen vereinbaren kann;
für das Handeln keine Ausreden suchen;
zu seinen Fehlers stehen, sie erkennen und aus ihnen lernen;
sich nicht von anderen erniedrigen lassen.
Problem:
Antisemitismus.
Konflikte:
Innere Konflikte:
Andri:
Wer bin ich ? Bin ich wirklich so schlecht wie alle sagen ?
Lehrer:
Was mache ich, wenn herauskommt, dass Andri mein Sohn ist ?
Tischler:
Ich will Andri nicht aufnehmen .
Wie werde ich ihn los?
Motive:
Andorraner:
Sie haben in Andri einen Sündenbock. Wenn sie ihm etwas Böses tun, belastet es ihr Gewissen nicht, weil er ein Jude ist.
Thema:
Suche nach der Identität und nach ihrer Veränderbarkeit durch das Urteil und Voruteil der Umwelt.
Werte:
Ehrlichkeit;
Wahrheit;
Hilfsbereitschaft;
Selbstbewußtsein.
Personen:
Charakteristik der Hauptgestalten:
Andri:
Andri ist 20 Jahre, Küchenjunge und der Sohn von Can, glaubt aber ein Jude zu sein, weil der Vater sagt, dass er sein Pflegekind ist. Obwohl Andri sein uneheliches Kind ist und daher kein Jude ist, fühlt er sich als solcher, weil es ihm jeder einredet.
Er ist nicht selbstbewußt und läßt sich daher von dem Gerede der Leute beeinflussen. Er glaubt daher, er ist feig. Sein Traumberuf ist Tischler. Obwohl er sehr gut in seiner Arbeit ist, nimmt ihn der Tischler nicht auf. Sein Geselle vertauscht absichtlich die Stühle von ihm und Andri und schiebt ihm somit einen schlechten Stuhl zu. Und schon hat der Tischler einen Gurnd ihn anderwertig zu beschäftigen.
Andri ist in Barblin verliebt, die ihm aber der Soldat wegschnappt. Er liebt sie wirklich und ist sehr unglücklich, dass sie ihn hintergeht.
Alles Schlechte, was in Andorra passiert, wird ihm zugeschrieben er ist der Sündenbock.
Er geht, als die "Schwarzen" kommen, als Opfer für alle Andorraner in den Tod.
Andorraner:
Die Andorraner wohnen in einem "weißen" Andorra und sind sehr "brav, ehrlich und hilfsbereit". Doch der Schein trügt.
Genauso wie die Häuser nur oberflächlich eine weiße Farbe tragen, sind auch die Andorraner anders als sie scheinen. Wenn man die weiße Farbe abwäscht, sind sie geldgierig, nüchtern und schlecht. Jeder von ihnen hat schon einmal geschmuggelt. Alle hassen Juden.
Charakteristik der Nebengestalten:
Lehrer:
Can ist der Vater von Andri; Lehrer; trinkt; sagt,dass sie nicht besser sind als die "Schwarzen" ( bei "Nun singen sie wieder" hat der Oberlehrer die gleiche Erkenntnis wie Can nicht nur die Gegner sind schlecht ); glaubt jedes Gerücht; hat Angst um Andri; sieht in allem das Böse; will für Andri die Tischlerlehre bezahlen; nicht selbstbewußt; sagt, dass Andri Jude ist; ängstlich.
Barblin:
19 Jahre; rotes Haar; verlobt mit Andri; frech; nicht auf den Mund gefallen; läßt sich mit dem Soldaten ein; untreu; unehrlich.
Soldat:
Peider trinkt gerne; ist stolz Soldat zu sein ( genauso wie Herbert in "Nun singen sie wieder" ) ; will Barblin; haßt Juden.
Senora:
Mutter von Andri; ihr Vater war Offizier gefallen ihm Krieg; liebenswürdig; ehrlich; will Klarheit über Andris Herkunft machen; wird ermordet.Gruppierung der Gestalten:
Idiot:
Ich glaube, dass er für die Masse steht, weil er sich allem fügt Hitler Massen.
Form:
Aufbau der Handlung:
Wir lernen Andris Situation kennen;
die Situation verschlimmert sich immer mehr;
Andri wird als Opfer für alle hingerichtet.
Allgemeines zur Handlung:
synthetische Hanldung;
streng gebaut;
Einteilung in zwölf Bilder.
Stil:
Werkstil:
Naturalistische Züge Andri muß so sein, wie sich ihn die Bürger vorstellen.
Sprachstil:
einfache, leicht verständliche Sprache;
viele sprachliche Bilder "Lach nicht immer wie ein Michelin-Männchen." Vergleich;
einige Schimpfwörter Hosenscheißer;
lat. Ausdrücke "...,mens sana in corpore sano,.
.";
leicht verständliche, kurze Sätze.
Besonderheiten:
Andorra steht als Symbol für jene Städte, die den Juden kein Asyl gewehrt haben;
Frisch zeigt uns eine Gesellschaftsschicht.
Würdigung des Werkes:
Frisch durchbricht das Illusionstheater, in dem er die Schuldigen zwischen den einzelnen Bildern in den Zeugenstand treten, die Ereignisse in der Rückschau erörtern und alle, außer dem Pater, sich für nicht schuldig erklären oder die Achseln zucken läßt.
Er will mit "Andorra" nicht das Judenproblem lösen, sondern auf das soziale Vorurteil und das Identitätsproblem hinweisen.
Stellungnahme:
Mir hat das Werk sehr gut gefallen, weil es sehr schön zeigt, wozu Vorurteile führen können.
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