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  Literatur des barock

Das Zeitalter des Barock   1. Wortbedeutung Das Wort "Barock" ("der" oder "das" Barock) kommt aus dem portugiesischen "barocco" und bedeutet "seltsam geformte, schiefrunde Perle"; es wurde im 18. Jh. in Frankreich als Bezeichnung für Kunstformen gebraucht, die dem klassischen Geschmack der Franzosen nicht entsprachen; der Begriff war also ursprünglich abwertend gemeint. 2. Grundlagen Das Zeitalter des Barock wurde von drei wesentlichen Grundlagen bestimmt: dem Absolutismus, der Kirche und der Tradition der Antike.

Sichtbarer Ausdruck des Absolutismus ist das Schloss:Ein Schloss, das in Barockkunst gebaut wurde, ist groß, ausladend, geschmückt mit Marmorsäulen, breiten Treppen, raffinierten Wand- und Deckenmalereien. Alles soll überwältigend wirken, um dem Besucher zu zeigen, wie mächtig und bedeutend der Besitzer des Schlosses ist. Denn ein barockes Schloss war mehr als ein Wohnsitz, sondern es war das Zentrum der fürstlichen Macht. Der Besitzer entfaltete in dem Schloss und in der großen Parkanlage, die zum Schloss gehörte, seine prachtvolle Hofhaltung. Sie war bestimmt von glanzvollen Auftritten des Besitzers, von Hoffesten mit Balletteinlagen, Opernaufführungen, Theaterstücken, von ausgedehnten Jagden, Bällen und Empfängen. Zu diesem Zweck war viel Personal nötig, das im Dienst des Besitzers stand.

Der Schriftsteller war dabei nicht einmal der wichtigste Person. Viel wichtiger waren z.B. der Kapellmeister, der Architekt, der Hofmaler. Doch auch der Poet erhielt vom Fürstenhof seine Aufträge und seinen Lohn. Je nach den Bedürfnissen des Besitzers hatte er zu dessen oder der Hofgesellschaft Unterhaltung Gedichte zu schreiben oder spannende Romane, musste Theaterstücke verfassen, häufiger aber kleine Szenen und Spiele, die anlässlich eines Geburtstages oder einer Thronfeier oder einer siegreichen Rückkehr aus einem Krieg zur Ehre des Besitzers aufgeführt wurden.

      Ein weiterer Auftraggeber der Dichter war die Kirche, vor allem die katholische Kirche.    Der Dichtung fiel die Aufgabe zu, geistliche Gedanken in Liedern, Gedichten oder Schauspielen zu verbreiten. Solche Literatur fand ihr Publikum. Die Menschen waren für Religiöses empfänglich, nicht zuletzt infolge der Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648).    Die dritte bestimmende Grundlage des Barock war die Tradition der Antike. In einer Weise, die heute kaum noch nachvollziehbar ist, galten antike Schriftsteller  und ihre Werke als die großen Vorbilder.

Zu den antiken Autoren kamen Autoren der Renaissance, desjenigen Zeitalters, das sich als "Wiedergeburt" der Antike verstand. Anweisungen und Vorschriften über die Literatur, die die antiken Schriften enthielten, versuchte man zu erfüllen. Man versuchte, Werke zu schaffen, die den antiken vergleichbar waren. Für einen Dichter galt es als höchste Ehre, wenn er als der "Deutsche Horaz" bezeichnet wurde. Die Antike war nämlich heidnisch, oft sinnenfroh, lebenslustig und im christlichen Sinne "sündhaft" und "unmoralisch". Die christliche Religion sah das Leben nur als Forum zum Tod, die Antike aber feierte oft die Freude des Lebens.

Die Kirche verbot offiziell vieles, was die antiken Autoren schrieben. Dennoch standen religiöse Einstellung und heidnisch-antiken in Werken von Dichtern unmittelbar gegenüber. 3. Merkmale der Barockliteratur Die Literatur war eingeteilt in ganz bestimmte Arten. Jede Art hatte verbindliche Inhalte und vorgeschriebene Formen. Die Regeln für diese Arten waren in Dichtungslehren (Poetiken) formuliert.

Diese Dichtungslehren stützten sich natürlich auf antike Vorbilder, nämlich Poetiken oder Rhetoriken (Redelehren), die man übernahm, aber oft auch erweiterte. Große Bedeutung hatte z.B. die Lehre von den Stilebenen. Sie ordnete alle Dichtungen drei Stilen zu. Der hohe Stil:               wundervoll, kreative und ausgeschmückte Sprache Der mittlere Stil:           komisch-witzig und trotzdem niveauvolle Sprache Der niedrige Stil:          derb formulierte Wortspiele Diese Einteilung in Stile war auch Ausdruck des ständischen Denkens der damaligen Zeit.

Man teilte nämlich die Gesellschaft in drei Stände ein, die den Stilen entsprechen: Adel/Hof - Bürger/Stadt - Bauern/Land.     Als Beispiel sind die Gedichte genommen, die wir heute als "Liebeslyrik" bezeichnen. Im Barock gab es eine solche Dichtungsart nicht, sondern drei klar getrennte Arten: Der hohe Stil ist die Liebeslyrik, erotische Dichtungen des mittleren Stils und die unanständigen Dichtungen des niederen Stils. In der hohen Liebeslyrik preist das lyrische "Ich" die Schönheit und Tugend einer Geliebten. Diese ist für das lyrische "Ich" unerreichbar, weshalb die Grundstimmung eher traurig ist. Dabei werden die charakterlichen Eigenschaften und die Körperteile der Frau bis einschließlich zum Busen mittels Vergleichen und Bildern geschildert.


Die mittlere Liebeslyrik preist die sinnlich, erotische Liebe. Das lyrische "Ich" versucht die nahe Geliebte zum sexuellen Kontakt zu überreden. Dabei dienen zweideutige Naturbilder dazu, die einschlägigen Körperteile und Aktionen zu umschreiben. Der Grundton dieser Dichtung ist scherzhaft, heiter. In der niederen Liebesdichtung werden vorwiegend pervers-sexuelle Vorgänge sehr direkt, drastisch dargestellt. Die Form der hohen Liebesdichtung ist das Sonett.

Mittlere und niedere Liebesdichtung kann in verschiedenen Formen vorkommen, allerdings nicht im Sonett. Im Gegensatz zu unserem heutigen Verständnis von Dichtung kam es im Barock nicht darauf an, möglichst originell zu sein, sich von seinen Konkurrenten zu unterscheiden, etwas zu schaffen, was als "neu" und "einmalig" galt. Im Gegenteil, die getreue Einhaltung der Vorgaben war das, was man erwartete. Ein Leser des Barock wollte, wenn er ein Liebesgedicht des hohen Stils las, das wieder finden, was er gewohnt war (ähnlich wie ein Fan von Fernsehserien heutzutage). Der Wert eines Barockdichters maß sich daran, ob er fähig war, das vorgegebene Muster zu erfüllen, dabei durfte und sollte er sich durchaus verschiedene Muster erlauben, z.B.

einen neuen Vergleich für die Wangen und die Augen einer schönen Frau in der hohen Liebeslyrik. Auf keinen Fall ging es darum, einmalige Erlebnisse, persönliche Anschauungen in ganz eigener Weise zu umschreiben. Dies bedeutet nicht, dass ein Barockdichter nicht empfand oder glaubte, was er schrieb, sondern dies galt vor allem bei geistlicher oder ernster Dichtung. Bei der Liebesdichtung jedoch sagt das Werk nichts über die Empfindungen und Erlebnisse des Dichters aus.           Quer durch alle Arten barocker Dichtung ziehen sich einige Stilmerkmale: Insistierende Nennung: Erweiterung einer Aussage durch wiederholte Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven, Variieren und Umkreisen einer Hauptidee. Häufung: Wiederholung und Variation von Wörtern, Beispielen, Vergleichen, Bildern, Satzgliedern und Sätzen, ohne dass sich immer der Aussageinhalt verändert.

Besonderheiten des Satzbaus: Wegfall von Konjunktionen und bereits schon einmal genannter Satzglieder, verselanges Nichtnennen des Subjekts und Prädikats, die oft mehreren Sätzen gemeinsam sind. Antithetik: Wörter, Versteile, Halbverse, ganze Verse und Strophen werden einander gegenübergestellt. Emblematik: besondere Bildsprache des Barock. Die Embleme (wörtlich "Sinnbilder") waren allgemein bekannt, ihre Bedeutung festgelegt und durch Tradition verbürgt. Sie wurden in Büchern gesammelt und von dort in die Malerei und in die Literatur übernommen. Ein Emblem besteht aus drei Teilen: einer Überschrift (inscriptio), die eine Sentenz, ein Sprichwort, eine moralische Forderung enthält, einem Bild (pictura), das z.

B. Pflanzen, Tiere, Geräte, Tätigkeiten, Vorgänge des menschlichen Lebens, eine mythologische, biblische, historische Figur oder Szene zeigt, und einer meist in Versen verfassten Erklärungen (subscriptio).     4. Wichtige Autoren und Werke Die meisten Romane und Dramen des Barock sind heute so gut wie unbekannt. Barocklyrik ist schon eher verbreitet. Bedeutende Lyriker sind: Georg Rodolf Weckherlin (1584-1653), Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617-1679), Andreas Gryphius (1616-1664, auch Autor bedeutender Dramen und damals populärer Romane).

Neben der Lyrik hat noch der Schelmenroman "Der abenteuerliche Simplicissimus" von Christoffel von Grimmelshausen (1621-1676) die Jahrhunderte überdauert. Einer der populärsten Barockdichter zur damaligen Zeit war Daniel Caspar von Lohenstein (1635-1683), der heute weit gehend unbekannt ist.   Martin Opitz geb. 23.12.1597 Bunzlau gest.

20.8.1639 Danzig Biographie Martin Opitz, Sohn eines Metzgers und Ratsherrn, vermochte sein Literaturprogramm mit Nachdruck und diplomatischem Geschick durchzusetzen, hat aber nie ein regelrechtes Studium absolviert. Er erhielt zwar eine normale Schulbildung in der Bunzlauer Lateinschule, am Breslauer Magdalehnen-Gymnasium und am Akademischen Gymnasium in Beuten an der Oder, doch als er mit 16 Jahren nach Heidelberg ging, machten die Kriegswirren seine Studienpläne bald zunichte. Er schloss sich dem dortigen Humanistenkreis an, verließ jedoch 1620 die von spanischen Truppen bedrohte Stadt und begleitete einen jungen Dänen als Hofmeister nach Holland und Dänemark. 1621 kehrte er nach Schlesien zurück, doch konnte er keine zufriedenstellende Anstellung bei der zurückweichenden protestantischen Seite erhalten.

1622 war er kurze Zeit Professor am Gymnasium von Weißenburg, 1626 trat er als Sekretär in den Dienst des katholischen Grafen Karl Hannibal von Dohna, dem wegen seiner absolutistischen Maßnahmen sehr unbeliebten Gegenreformator Schlesiens, diese Stellung brachte Opitz 1627 das Adelspatent ein. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges machte der Dichter viele Reisen, u.a. nach Paris (1630). 1633 trat er nach der Vertreibung Dohnas in die Dienste der Herzöge von Liegnitz und Brieg, ab 1635 war er in diplomatischer Sendung in Thorn, 1637 wurde er Hofhistoriograph des Königs von Polen in Danzig, wo er zwei Jahre später an der Pest starb. Opitz schrieb zunächst lateinische Gedichte, ging aber schon während der Gymnasialzeit zur deutschen Dichtung über.

Ab 1619 führte er die Aufeinanderfolge betonter und unbetonter Silben ein und begann, frühere Gedichte umzuarbeiten. Die erste deutsche Gedichtsammlung erschien 1624, Teutsche Poemata. Der eigentliche Ruhm des Dichters gründete sich auf das Buch von der Deutschen Poeterey (1624), in dem er Regeln für die "Reinheit" von Sprache, Stil, Vers und Rhythmus aufstellte.                   Neben der schon erwähnten Bevorzugung des Wechsels von betonten und unbetonten Silben, als Grundlage des deutschen Verses, empfahl er den Alexandriner. - 1625 wurde Opitz von Kaiser Ferdinand II. in Wien zum Dichter gekrönt, 1629 fand er Aufnahme in die »Fruchtbringende Gesellschaft«.

Opitz war Haupt der sogenannten Schlesischen Dichterschule. Mit ihm begann die Erneuerung der deutschsprachigen Literatur, die Verdrängung der neulateinischen und der deutlich verspätete Anschluss an die Entwicklung anderer europäischer Nationalliteraturen. Sein eigenes Werk ist ein Versuch, der deutschen Literatur in der Theorie und durch das Erstellen literarischer Muster, Würde und Ansehen zu verleihen. Bei den Zeitgenossen und den darauffolgenden Generationen genoss er daher höchstes Ansehen. Zu seinen Lebzeiten galt er als der "Vater der deutschen Dichtkunst". Wenn auch später modifiziert, war er bis ins 18.

Jahrhundert hinein die entscheidende Autorität in dichtungstheoretischen Fragen. Wichtige Werke Buch von der Deutschen Poeterey Ach Liebste lass uns eilen Sonett Auf, auf, wer deutsche Freiheit liebet Jezzund kömmt die Nacht herbei Martin Opitz               Ach Liebste laß uns eilen Ach Liebste laß uns eilen   Wir haben Zeit Es schadet uns Verweilen   Uns beiderseit. Der Edlen Schönheit Gaben   Fliehen Fuß für Fuß: Daß alles was wir haben   Verschwinden muß. Der Wangen Zier verbleichet   Das Haar wird greis Der Augen Feuer weichet   Die Brunst wird Eis. Das Mündlein von Korallen   Wird ungestalt Die Händ' als Schnee verfallen   Und du wirst alt. Drumb laß uns jetzt genießen   Der Jugend Frucht Eh' wir folgen müssen   Der Jahre Flucht.

Wo du dich selber liebest   So liebe mich Gib mir das wann du gibest   Verlier auch ich.               Umschrift eines Sarges Irdisches und sterblich Volk, lebend-tote Erdengäste, Ihr Verwürflinge des Himmels, ihr Gespenste dieser Welt, Denen nichts als falsche Ware, nichts als Rauch und Wind gefällt, Närr'sche, klettert und besteigt die bepalmten Ehren-Äste, Setzt euch Säulen von Porphyr, mauert euch aus Gold Paläste, Festigt Tempel euch aus Marmel, der die Zeit die Waage hält, Rafft zu euch mit gicht'gen Klauen den verdammten Klumpen Geld, Macht euch euer stolzes Lob durch gelehrte Schriften feste. Aber wißt, wann das Verhängnüs euer Lebensgarn reißt ab, Schwindet Wissenschaft und Kunst, Schätze, Reichtum, Ehr und Titel, Und ihr nehmet nichts mit euch als den nackten Sterbekittel: Wo ihr anders aus dem allen noch erschwitzet Sarg und Grab. Tausend, tausend sind gewest, die mich nicht erlangt noch haben, Die die Lüfte, die die Glut, die der blaue Schaum begraben.                           Daniel Caspar von Lohenstein geb. 25.

1.1635 Nimptsch (Schlesien) gest. 28.4.1683 Breslau Biographie Daniel Casper von Lohenstein war der älteste Sohn des bürgerlichen Steuereinnehmers und Rates Johann Casper. Erst 1670 wurde dem Vater der Adelstitel verliehen.

Lohenstein besuchte das Magdalehnen-Gymnasium in Breslau (1642-51) und studierte dann Jura an den Universitäten Leipzig und Tübingen (1651-55). Als Hofmeister der beiden Söhne eines Obristen von Kleindienst machte er eine Bildungsreise in die Schweiz, die Niederlande, die Steiermark und nach Ungarn. 1657 heiratete er und ließ sich als Rechtsanwalt in Breslau nieder. Nach einer kurzen Episode (1668-70) als Regierungsrat im Fürstentum Öls trat Lohenstein 1670 bis zu seinem Lebensende wieder in den Dienst der Stadt Breslau, zunächst als verbeamteter am Handelshof (Syndikus), ab 1675 als Obersyndikus, und führte in dieser seiner Funktion als Rechtsberater des Rates der Stadt erfolgreiche diplomatische Verhandlungen in Wien. Er konnte das Wiener Kabinett von der Loyalität der überwiegend protestantischen Stadt überzeugen und verhindern, dass sie von Militär besetzt wurde. Sozusagen als Nebenbeschäftigung widmete sich Lohenstein literarischen Projekten, die ihn mit Friedrich von Logau, Heinrich Mühlpfort, Andreas von Assig und Hofmannswaldau freundschaftlich verbanden.

Schon während der Schulzeit hatte Lohenstein sein erstes Drama geschrieben (Ibrabim, 1649/50). In den Breslauer Rechtsanwaltsjahren entstanden die großen Dramen: Cleopatra (1661), Agrippina (1665), Epicharis (1665) und Sophonisbe (entstanden um 1666). Während der zweiten Breslauer Amtszeit schrieb Lohenstein sein letztes Drama, Ibrabim Sultan (1673), sowie die Neufassung der Cleopatra (1680) und den umfangreichen Arminius-Roman (Erstdruck 1689/90). Anders als in den Märtyrerdramen von Andreas Gryphius geht es in Lohensteins Dramen nicht um die Entscheidung zwischen Zeit und Ewigkeit, Diesseits und Jenseits, sondern die Konflikte sind durchaus innerweltlich. Die Antithese von Vernunft und Leidenschaften bestimmt das menschliche Handeln; Sieger im politischen Machtkampf bleibt der, der seine Gefühlsregungen beherrschen kann. Zugleich unterstellt Lohenstein einen unabänderlichen Geschichtsverlauf, den ein nicht näher bestimmtes »Verhängnis« regiert, eine Konstruktion, die zu einem Preis der Herrschaft des Hauses Habsburg als Ziel der Weltgeschichte benutzt wird.

Lohensteins lyrisches Werk erschien in einer Sammlung weltlicher und geistlicher Gelegenheitsgedichte (Blumen, 1680). Daneben schrieb Lohenstein auch Heldenbriefe und Lobreden, unter anderem die Lobrede zu Hofmannswaldaus Begräbnis. Sein Werk fand Anerkennung und war von weitreichender Wirkung. In der Epoche der Aufklärung begann man seinen hochbarocken Stil als »Schwulst« zu verurteilen. Erst die Forschung des 20. Jahrhunderts hat ihm seinen bedeutenden Platz in der Dichtung des Hochbarock wieder zugewiesen.

Weitere Werke Umschrift eines Sarges Aufschrift eines Labyrinths Der Magnet ist Schönheit Satz der Schäfer         Daniel Casper von Lohenstein         Tränen des Vaterlandes (Anno 1636) Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret! Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun, Hat allen Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret. Die Türme stehn in Glut, die Kirch ist umgekehret. Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun, Die Jungfern sind geschänd't, und wo wir hin nur schaun, Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret. Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut. Dreimal sind schon sechs Jahr, als unsrer Ströme Flut, Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen. Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod, Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot: Dass auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.

                        Andreas Gryphius geb. 2.10.1616 Glogau (Schlesien) gest. 16.7.

1664 ebenda Biographie Am 2. Oktober 1616 wurde Gryphius im schlesischen Glogau geboren. Der Dreißigjährige Krieg und die damit verbundenen konfessionellen Konflikte prägten seine Jugend: Sein Vater, ein streng protestantischer Geistlicher, kam auf ungeklärte Weise ums Leben, als Friedrich V. von der Pfalz 1621 auf der Flucht durch Glogau zog; es spricht aber vieles dafür, dass er an den Aufregungen starb, für die der fliehende, von den Schlesiern unterstützte "Winterkönig" gesorgt hatte. Zum Entsetzen der protestantischen Geistlichkeit von Glogau forderte er nämlich die Herausgabe des Kirchensilbers, was die Rache des Habsburger-Kaisers nach sich ziehen musste. - Das evangelische Gymnasium in Glogau, das Gryphius seit 1621 besuchte, wurde im Zuge der Gegenreformation 1628 geschlossen.

Erst 1632 konnte Gryphius, dessen Mutter inzwischen ebenfalls gestorben war, wieder eine Schule, das Gymnasium in Fraustadt, besuchen. Trotz dürftigen Schulbesuchs eignete sich Gryphius umfangreiche Kenntnisse alter und neuer Sprachen an in seiner Danziger Zeit (1634-36) kam er auf dem Akademischen Gymnasium auch Beschäftigte er sich mit der neueren deutschen Dichtung. Nach Abschluss seiner Schulausbildung wirkte er von 1636 bis 1638 als Hauslehrer auf dem Gutshof des angesehenen Rechtsgelehrten Georg Schönborner in der Nähe von Fraustadt. Dieser war einst Anhänger des Winterkönigs, sah sich aber als kaiserlicher Beamter gezwungen, zum Katholizismus überzutreten. Er machte später diesen Schritt rückgängig und schob es auf die öffentliche Wirkung. Gryphius fand offenbar einen von Gewissensbissen gequälten Mann vor, der trübsinnig den Tod erwartete.

Das gute Verhältnis zur Familie Schönborner führte dazu, dass Gryphius die beiden Söhne zum Studium an die calvinistische Universität Leiden begleiten durfte, beliebter Studienort für protestantische Schlesier. In dieser und der anregenden Atmosphäre der aufblühenden Niederlande widmete sich Gryphius intensiv dem Studium der Staats- und Naturwissenschaften und knüpfte in zahlreichen Gesprächen Verbindungen zu Herrscherhäusern, die im politischen Leben Europas eine wichtige Rolle spielten. - Nach mehr als 5 Jahren in Holland reiste Gryphius weitere zwei Jahre durch Frankreich und Italien (1644-46); auch hier schaffte er wissenschaftliche und literarische Kontakte und erweiterte seine Kenntnisse des europäischen Theaters: Pierre Corneille in Paris, die Oper und die Commedia dell'arte in Venedig. - Anschließend hielt er sich mehr als sechs Monate in Straßburg auf, wo er wiederum mit berühmten Professoren zusammentraf, kehrte kurz nach Holland zurück und entschloss sich dann doch - trotz ehrenvoller Berufsangebote -, sich als Rechtsberater der Landstände in der schlesischen Provinz endgültig niederzulassen (1650). Seine eindeutige Parteinahme für die protestantische Sache und deren Verfechter könnte ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass ihm im Unterschied zu anderen schlesischen, öffentliche Ämter bekleidenden Dichtern keine Ehrung durch den Kaiser zuteil wurde. Mit 48 Jahren, am 16.

Juli 1664, starb er mitten in einer Sitzung der Landstände am "plötzlichen Schlag-Flusse". Die bis in die frühe Kindheit zurückreichenden leidvollen Erlebnisse und die konfessionellen Auseinandersetzungen haben auch Gryphius' Dichtungen nachhaltig beeinflusst, wobei er vorgegebene Muster und Traditionen nutzte. Man hat mit Recht von einer Poetik der Klage gesprochen und damit vor allem seine Weltverachtung, seine Vanitas-Betrachtungen und seine Memento-mori-Mahnungen gemeint. Diese finden sich schon in seiner ersten Gedichtsammlung, den Lissaer Sonetten (1637), mit der berühmten Trauerklage des verwüsteten Deutschlandes, dem Vanitas, Vanitatum-Sonett oder der Klage Menschliches Elende. - Schönborn verlieh dem Einundzwanzigjährigen im gleichen Jahr den Adelstitel sowie die Magisterwürde und krönte ihn zum Poeta laureatus. In den Folgejahren erschienen: Son- und Feyrtags Sonnete (1639) Epigrammata.

Oden. Sonette; Erstes Buch (1643) Oden; Zweites Buch (1650) Oden; Drittes Buch (1657) Nur wenige Jahre nach Opitz' Buch von der Deutschen Poeterey (1624) hatte damit ein Autor unabweisbar dargelegt, dass die deutsche Sprache durchaus für eine sehr anspruchsvolle Poesie geeignet war. Von religiösen und teilweise politischen Überzeugungen geprägt sind Gryphius' in deutscher Sprache abgefassten Dramen: Leo Armenius (1650), Catharina von Georgien (1657), Cardenio und Celinde (1657), Carolus Stuardus (1657) und Papinianus (1659). Trotz erkennbarer Anspielungen auf zeitgenössische Vorgänge kann aber von deutlicher Kritik an politischen Zuständen nicht gesprochen werden, da es ihm vor allem darauf ankommt, in seinem dichterischen Schaffen die Vergänglichkeit menschlichen Tuns und Schaffens aufzuzeigen. Neben Trauerspielen entstehen Komödien, die deutlicher noch erkennen lassen, dass Gryphius keinesfalls an eine Änderung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse denkt. Wer in den Lustspielen Horribilicribifax (1657) und Peter Squentz (1658) den ihm zugewiesenen Platz im sozialen Gefüge nicht annimmt, wirkt schlichtweg komisch.

Andreas Gryphius genoss unter seinen Zeitgenossen hohes Ansehen. Die 1617 gegründete "Fruchtbringende Gesellschaft" verlieh ihm 1662 den Namen "Der Unsterbliche". Weitere Werke Absurda Comica oder Herr Peter Squentz(1658) Horribilicribrifax Teutsch (1663) Leo Armenius Cardenio und Celinde Papinian Catharina von Georgien Carolus Stuardus Verlibtes Gespenste & Die gelibte Dornrose Menschlichen Lebenß Traum (Lissa, 1637) Gedichte; Inhaltsverzeichnis (Projekt Gutenberg) Abend Menschliches Elende Es ist alles eitel Betrachtung der Zeit Tränen des Vaterlandes (Anno 1636)       Andreas Gryphius   Wo sind die Stunden Wo sind die Stunden Der süßen Zeit, Da ich zuerst empfunden, Wie deine Lieblichkeit Mich dir verbunden? Sie sind vertauscht. Es bleibet doch dabei, Daß alle Lust vergänglich sei. Das reine Scherzen, So mich ersetzt Und in dem tiefen Herzen Sein Merkmal eingesetzt, Läßt mich in Schmerzen, Du hast mir mehr als deutlich kund getan, Daß Freundlichkeit nicht ankern kann. Das Angedenken Der Zuckerlust Will mich in Angst versenken.

Es will verdammte Kost Uns zeitlich kränken. Was man geschmeckt und nicht mehr schmecken soll, Ist freudenleer und jammervoll. Empfangne Küsse, Ambrierter Saft, Verbleibt nicht lange süße Und kommt von aller Kraft; Verrauschte Flüsse Erquicken nicht. Was unsern Geist erfreut, Entspringt aus Gegenwärtigkeit. Ich schwamm in Freude, Der Liebe Hand Spann mir ein Kleid von Seide; Das Blatt hat sich gewandt, Ich geh im Leide, Ich wein itzund, daß Lieb und SonnenscheinStets voller Angst und Wolken sein.   Christian Hofmann von Hofmannswaldau geb.

25.12.1617 Breslau (Schlesien) gest. 18.4.1679 ebenda Biographie Christian Hofmann von Hofmannswaldau stammte aus einer angesehenen Breslauer Familie und verlebte eine ruhige Kindheit und Jugend, da seine Geburtsstadt von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verschont blieb.

Er besuchte das Elisabeth-Gymnasium und das Akademische Gymnasium in Danzig (1636-38), wo er den berühmten Schriftsteller und Theoretiker Martin Opitz kennenlernte und von ihm zum Dichten angeregt wurde. Nach dem Studium der Jura und Philologie in Leiden (1638-39), wo er mit Andreas Gryphius zusammentraf, führte ihn eine weitläufige Bildungsreise über Holland, England, Frankreich und Italien 1646 wieder zurück nach Breslau. Dort heiratete er (1643), offenbar unter sanftem väterlichem Druck, und widmete sich zunächst seinen literarischen und wissenschaftlichen Interessen. 1647 wurde er dann in den Rat der Stadt gewählt, dem er bis zu seinem Tod 1679 mit den verschiedensten Aufgaben angehörte, zuletzt als dessen Vorsitzender. Mehrmals trat er Verhandlungsreisen nach Wien an; 1657 wurde er zum Kaiserlichen Rat ernannt. - Christian Hofmann von Hofmannswaldau genoss einen ausgezeichneten Ruf in Breslau und trug durch Veranstaltungen in seinem Haus zum kulturellem Leben seiner Heimatstadt mit bei.

Er galt als Mittelpunkt eines Dichterkreises, den man die Zweite Schlesische Schule nannte. Bedingt durch seine beruflichen Verpflichtungen, verfasste Hofmannswaldau ab 1647 nur noch wenige Werke. Die meisten seiner literarischern Arbeiten entstanden in den vierziger Jahren, darunter die Poetischen Grab-Schrifften (1643), der größte Teil seiner Lyrik sowie Übersetzungen. Seine sowohl religiöse als auch weltliche Lyrik enthält die verschiedenen Arten barocker Lebensäußerung. In späteren Jahren entstanden dann: die Übersetzung von Giovanni Battista Guarinos berühmtem Gedicht Il Pastor fido (Der getreue Schäfer), 1652; Helden-Briefe, 1664; fiktive Briefwechsel, die der Wirkung der Liebe gewidmet sind, in extravagantem, laszivem Stil verfasst.         Weitere Werke Wo sind die Stunden Vergänglichkeit der Schönheit Beschreibung vollkommener Schönheit Die Welt Christian Hofmann von Hofmannswaldau: Gedichte Mein Engel kannst du .

..       Christian Hofmann von Hofmannswaldau                 DU sehr-verachter Bauren-Stand [1668] DU sehr-verachter Bauren-Stand/ Bist doch der beste in dem Land/ Kein Mann dich gnugsam preisen kan/ Wann er dich nur recht sihet an. Wie stünd es jutzund umb die Welt/ Hätt Adam nicht gebaut das Feld/ Mit Hacken nährt sich anfangs der/ Von dem die Fürsten kommen her. Es ist fast alles unter dir/ Ja was die Erd nur bringt herfür/ Worvon ernähret wird das Land/ Geht dir anfänglich durch die Hand. Der Käiser/ den uns GOtt gegeben/ Uns zu beschützen/ muß doch leben Von deiner Hand/ auch der Soldat/ Der dir doch zufügt manchen Schad.

Fleisch zu der Speiß zeugst auff allein/ Von dir wird auch gebaut der Wein/ Dein Pflug der Erden thut so noth/ Daß sie uns gibt genugsam Brot. Die Erde wär gantz wild durchauß/ Wann du auff ihr nicht hieltest Hauß/ Gantz traurig auff der Welt es stünd/ Wenn man kein Bauersmann mehr fünd. Drumb bist du billich hoch zu ehrn/ Weil du uns alle thust ernehrn/ Die Natur liebt dich selber auch/ GOtt segnet deinen Bauren-Brauch. Vom bitter-bösen Podagram Hört man nicht/ daß an Bauren kam/ Das doch den Adel bringt in Noth/ Und manchen Reichen gar in Todt. Der Hoffarth bist du sehr befreyt/ Absonderlich zu dieser Zeit/ Und daß sie auch nicht sey dein Herr/ So gibt dir Gott deß Creutzes mehr. Ja der Soldaten böser Brauch/ Dient gleichwol dir zum besten auch/ Daß Hochmut dich nicht nehme ein/ Sagt er: Dein Hab und Gut ist mein.

  Worterklärungen: durchaus: überall billig: zu Recht Podagra: Gicht Hoffart: Stolz, Übermut absonderlich: insbesondere Kreuz: Mühsal, Leid, Qual                             Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen geb. 1621 (oder 1622) in Gelnhausen gest. 17.8.1676 in Renchen / Baden Biographie Man weiß wenig über die ersten zwanzig Lebensjahre Grimmelshausens, da es an dokumentarischem Material fehlt. Daher wird gern - trotz aller Fragwürdigkeit dieses Verfahrens - auf die Biographie seines Romanhelden Simplicius Simplicissimus zurückgegriffen, die autobiographische Züge aufzuweisen scheint.

Grimmelshausen wurde im hessischen Gelnhausen, einer lutherischen Reichsstadt, offenbar als Sohn eines Gastwirts adeliger Abkunft geboren. Er verwaiste schon in jungem Alter und wuchs bei seinem Großvater auf, dem Bäcker Melchior Christoph, der sich nicht mehr "von Grimmelshausen" nannte. Zunächst besuchte Grimmelshausen wohl sechs oder sieben Jahre lang die Lateinschule in Gelnhausen, doch im September 1634 wurde die Stadt von kaiserlichen Truppen geplündert und zerstört, und die Bevölkerung floh in die von Schweden und Hessen besetzte Festung Hanau. Von da an bestimmte der Krieg sein Leben. Er scheint nach einigem Hin und Her als Musketier im kaiserlichen Heer gedient zu haben, war von 1637 bis 1638 in Westfalen stationiert und gelangte schließlich an den Oberrhein. Er wurde hier Sekretär im Regiment Reinhard von Schauenburgs in Offenburg.

Kurz vor Kriegsende nahm er noch einmal, als Regimentssekretär, an einem Feldzug in Bayern teil. Nach seiner Rückkehr heiratete der inzwischen zum Katholizismus übergetretene Grimmelshausen am 30.8.1649 Catharina Henninger, die Tochter eines angesehenen Bürgers und späteren Ratsherrn. Im selben Jahr trat er in den Dienst seines früheren Offenburger Kommandanten und seiner Familie und bekleidete bis 1660 die Stelle eines "Schaffners" in Gaisbach bei Oberkirch (Ortenau), d.h.

er war Vermögensverwalter, Wirtschafts- und Rechnungsführer der Freiherrn von Schauenburg. Danach, von 1662 bis 1665, versah er eine ähnliche Verwalterstelle auf der nahegelegenen Ullenburg. In den beiden nächsten Jahren betrieb er dann die Wirtschaft "Zum Silbernen Stern" in Gaisbach, bis es ihm 1667 mit der erfolgreichen Bewerbung um die Schultheißenstelle im benachbarten Renchen endgültig gelang, die Existenz seiner vielköpfigen Familie - zehn Kinder wurden zwischen 1650 und 1669 geboren - zu sichern. Mit Ausnahme zweier kleinerer Satiren (1658 und 1660) wurde die gesamte literarische Produktion Grimmelshausens während seiner Renchener Zeit veröffentlicht. Thema der satirisch-realistischen Romane und Erzählungen ist immer wieder der Krieg, allen voran in Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch (1668) und in der sich anschließenden Continuatio..

. Oder Der Schluß desselben (1669). In der Tradition des spanischen Pikaroromans des 16. Jahrhunderts erzählt der Simplicissimus die Geschichte eines unschuldigen Kindes, das durch seine Erfahrungen im Dreißigjährigen Krieg mit dem Leben in Kontakt gerät. Der Roman zeigt die Entwicklung einer menschlichen Seele vor dem erschreckenden Hintergrund eines Deutschland, das durch Krieg, Entvölkerung, Grausamkeit und Angst gekennzeichnet ist. Vor dieser Kulisse entfaltet sich Grimmelshausens Erzählkraft durch realistische Beobachtung, trockenen Humor, Sozialkritik und meisterhafte Figurengestaltung.

Seine Urheberschaft am Simplicissimus wurde allerdings erst 1837 durch seine Initialen HJCVG erkannt. In engem thematischen und teilweise auch personellen Zusammenhang mit dem Simplicissimus stehen vier weitere Romane und Erzählungen, die der Autor selbst als Teile seines großen Romans bezeichnet: Die Landstörtzerin Courasche (1670), die Bertolt Brecht 1941 zu seinem Theaterstück "Mutter Courage und ihre Kinder" inspirierte, Der seltsame Springinsfeld (1670), Das wunderbarliche Vogel-Nest (2 Teile, 1672 und 1675). Den Gegenpol zu diesem satirischen "Romanzyklus" bilden die erbaulichen Romane Dietwalt und Amelinde (1670) und Proximus und Lympida (1672), mit denen Grimmelshausen an seinen frühen Josephsroman anknüpft (Histori vom Keuschen Joseph in Egypten, 1666) und Erzählweisen und Motive des höfischen Romans mit Legendenhaft-Erbaulichem verbindet. Weitere Werke Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch Trutz Simplex Oder ...

Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche Der seltzame Springinsfeld Der keusche Joseph DU sehr-verachter Bauren-Stand   Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen Von ihren überschönen Augen Ihr Augen, die ihr mich mit einem Blick und Blitz Scharpf oder süß nach Lust könnt strafen und belohnen, O liebliches Gestirn, Stern', deren Licht und Hitz Kann, züchtigend den Stolz, der Züchtigen verschonen: Und ihr, der Lieb' Werkzeug, Kundschafter unsrer Witz, Augbrauen, ja vielmehr Triumphbogen, nein, Kronen, Darunder Lieb' und Zucht in überschönem Sitz, Mit brauner Klarheit Schmuck erleuchtet, leuchtend wohnen! Wer recht kann eure Form, Farb, Wesen, Würkung, Kraft, Der kann der Engeln Stand, Schein, Schönheit, Tun und Gehen, Der kann der wahren Lieb' Gewalt und Eigenschaft, Der Schönheit Schönheit selbst, der Seelen Freud und Flehen Und der Glückseligkeit und Tugenden Freundschaft In euch (der Natur Kunst besehend) wohl verstehen!                         Georg Rodolf Weckherlin geb. 14.9.1584 Stuttgart gest. 13.2.

1653 London Biographie Georg Rodolf Weckherlin stammte aus einer schwäbischen Beamtenfamilie. Seine Ausbildung am Stuttgarter Pädagogium und sein Jurastudium an der Universität und dem »Collegium illustre« in Tübingen bereiteten ihn auf den Hofdienst vor. Zunächst, von 1606-15, hielt er sich im Gefolge württembergischer Diplomaten im Ausland auf (Frankreich, Italien und vor allem England). Hier lernte er Elizabeth Raworth kennen, Tochter des Stadtschreibers von Dover, die er 1616 heiratete. 1616 wurde er zum Sekretär und Hofhistoriographen des württembergischen Herzogs in Stuttgart ernannt; in diesem Amt kamen ihm nicht nur seine durch Studium und Reisen erworbenen Sprachkenntnisse zugute, sondern auch die literarischen und kulturellen Anregungen, die er im Ausland empfangen hatte. Eine seiner Aufgaben bestand nämlich darin, repräsentative Hoffeste zu veranstalten und zu beschreiben.

Im Verlaufe dieser Arbeit entstanden formgewandte Gedichte, die in zwei Gedichtsammlungen Oden ud Gesänge (1618 und 1619) in Stuttgart erschienen. Weckherlin reiste 1619, kurz nach dem Erscheinen der Oden vnd Gesänge, nach England. Damit waren seine Wirkungsmöglichkeiten in Deutschland begrenzt, zumal ihn seine berufliche Tätigkeit immer fester an England band. Zwar stand er zunächst noch in württembergischen und dann in pfälzischen Diensten, doch trat er 1626 ganz in englische Dienste. Nach dem Ausbruch des englischen Bürgerkriegs bewarb sich Weckherlin, der schon 1630 englischer Staatsbürger worden war, bei verschiedenen protestantischen Mächten erfolglos um eine Anstellung. Er stellte sich im Verlauf des Bürgerkriegs auf die Seite des Parlaments und wurde 1644-49 und 1652 als Vorgänger John Miltons Sekretär für auswärtige Angelegenheiten.

Weckherlin war insofern einer der wichtigsten Vorläufer von Opitz, als er schon früh den Anschluss an die europäische Renaissance suchte, hauptsächlich an die französische Literatur. Viele seiner Gedichte sind Übersetzungen, wobei er seinen Vorbildern bis in Einzelheiten der Metrik treu blieb. Die literarische Entwicklung in Deutschland ließ diese Art Lyrik aber - Silbenzählung ohne regelmäßige Alternation - bald als überholt erscheinen und war verantwortlich für Weckherlins relative Wirkungslosigkeit. Für die Ausgabe letzter Hand seiner 1618-19 herausgegebenen Oden vnd Gesänge hat er daher versucht, den Opitzregeln getreu Änderungen vorzunehmen. Kaum ohne Vorbild in der deutschen Lyrik des 17. Jahrhunderts sind hingegen seine politischen Gedichte, die ihn als leidenschaftlichen Verfechter der deutschen - das heißt für ihn der protestantischen - Sache offenbaren: Er war im Ausland zum aggressiven politischen Dichter und Kommentator deutscher Verhältnisse geworden.

              Georg Rodolf Weckherling

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