Romeo und julia
"Romeo und Julia auf dem Dorfe"
Inhaltsangabe
Die Novelle beginnt mit dem berühmten Eingangsbild, das die scheinbar unumstößliche, archaisch wirkende Ordnung des bäuerlichen Lebens typisiert: Zwei Bauern Manz und Marti, Nachbarn aus einem Dorf bei Seldwyla, pflügen an einem Sommermorgen "ruhevoll" ihre Äcker. Getrennt werden die Äcker durch ein brachliegendes Feld, von dem beide Bauern bei Abschluß ihres Tagwerkes noch jeweils eine tüchtige Furche reißen. Eigentümer der Brache ist vermutlich, die beiden zweifeln nicht daran, der "schwarze Geiger", ein aus der Gemeinde Ausgeschlossener und in den Augen der Bauern ebenso verwildert, wie sein Feld. Er kann jedoch die nötigen Papiere, die seinen Anspruch auf das Feld belegen würden, nicht herbeibringen. Manz kann schließlich das Feld auf einer öffentlichen Versteigerung erwerben, nachdem sich Marti zuvor noch gegen jede augenfällige Ordnung der Felder, ein Dreieck aus dem Brachland ausgeschnitten hat. Manz fordert von Marti die Rückgabe und es kommt zu einer Reihe von Prozessen, durch die beide schließlich wegen der Gerichts- und Anwaltskosten finanziell zu Grunde gerichtet werden.
Beide Familien sind sich totfeind und die Leidtragenden dieser Entwicklung sind vor allem die Kinder der beiden Bauern, Sali und Vrenchen, die nicht mehr befreundet sein dürfen. Manz übernimmt einen verkommenen Gasthof in Seldwyla, Marti bleibt mit wenigen vernachlässigten Feldern auf dem Lande, beide versuchen schließlich durchs Fischen sich und ihre Familien zu ernähren. Sali und Vrenchen kennen sich von klein auf, mit dem Streit der Väter verlieren sie sich aus den Augen und begegnen sich erst wieder, als ihre Väter auf einer Brücke in wütenden Streit geraten. Die Kinder der beiden können sie schließlich trennen. Dabei flammt die alte Freundschaft der beiden wieder auf und wird zur großen Liebe. Am anderen Tag schleicht Sali sich in das alte Dorf zurück und trifft Vrenchen schließlich an jenen Äckern, die ihre Väter einst pflügten, wo sie Hand in Hand entlanggehen.
Marti überrascht die beiden, mißhandelt Vrenchen, und Sali schlägt ihm aus Notwehr einen Stein an den Kopf. Dabei verliert Marti den Verstand und muß ins Irrenhaus gebracht werden. Vrenchen muß nun das Haus verlassen, da es verkauft werden soll. Noch einmal will sie mit Sali einen schönen Tag erleben. Die beiden verkaufen ihre letzten Besitztümer und mit dem Geld aus diesem Verkauf gehen sie in eine Gaststätte, kaufen einander kleine Geschenke und beschließen den Tag beim Kirchweihfest. Als sie von einigen Seldwyler Bürgern erkannt werden, fliehen sie ins Paradiesgärtlein, wo sich das arme Volk amüsiert.
Der "schwarze Geiger" spielt auf und lädt die Jugendlichen ein, mit ihm und anderen Landstreichern ein Leben außerhalb der bürgerlichen Konventionen zu führen. In der Gesellschaft der Vagabunden verbringen sie die Nacht und werden vom "schwarzen Geiger" in einer spaßhaften Zeremonie getraut. Sali und Vrenchen wissen nicht, wohin sie sollen - der bürgerlichen Welt können sie nicht mehr angehören, mit den Heimatlosen wollen sie nichts zu tun haben. Da ihre Liebe zueinander keine Zukunft hat, beschließen sie den gemeinsamen Freitod. Sie steigen auf ein Heuboot - zugleich Brautbett und Todeslager - lassen sich mit diesem den Fluß hinuntertreiben und gleiten dann eng umschlungen in die kalten Fluten. Keller läßt die Novelle mit einer Zeitungsnotiz enden.
Dieser Schluß erregte jedoch Ärger, da man gerade in der Ironie der letzten Zeilen einen Angriff Kellers auf die Moral der Gesellschaft erkannte.
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