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  Büchner - woyzek

Georg Büchner - Woyzek   Inhalt: Ein junger Mann lebt zusammen mit einem Mädchen mit der er ein Kind hat. Er muss als "Versuchskaninchen" für den Arzt nur Erbsen essen und gilt allgemein als verwirrt. Marie hat ein Affäre mit dem Tabourmajor, einem kräftigen Soldaten. Woyzek wird eifersüchtig, da Marie sein einziger Fixpunkt in seinem Leben ist und bringt Marie schließlich um. Sprache: Dialekteinschübe; kurz, Ausrufe = Woyzek; sprachliche Unterschiede zw. einzelnen Figuren Woyzek: Vertraut; ist verwirrt; Außenseiter; Frau bedeutet ihm alles; Soldat; "Versuchskaninchen" für Arzt; verantwortlich für Frau + Kind; Mörder; Selbstmord; Verfolgungswahn; ängstlich; einseitige Ernährung belastet ihn; hat keine Freunde; hört Stimmen; sieht sich selbst als kleinen Mann ohne Selbstbewusstsein; Vorwürfe gegen ihn: keine Tugend, gehetzt, mangelnde Selbstbeherrschung; Hauptmann macht ihn runter; Durchschaut "Klassen" nicht, ist Opfer, nicht Revolutionär Marie: Himmelt Tabourmajor an; Schön, sinnlich, schwach; schlechtes Gewissen (angelehnt an Maria Magdalena) Tabourmajor: Wird mit Tieren verglichen; kräftig; "männlich"; Klischeefigur Hauptmann: Woyzek ist sein Bursche; Sittenapostel; unsicher; konservativ; Selbstmitleid Doktor: Forscher; bedenkenlos; der Mensch an sich ist ihm egal, für ihn zählt nur d.

Wissenschaft Szenen: Werfen nur Schlaglichter / Momentaufnahmen; Beängstigende Natur; sozialkritische Elemente; Szenen als Stimmungen; "Antimärchen"; Stück erst im Naturalismus entdeckt; auch im Expressionismus Neu: Woyzek Antiheld; negativ; Zersetzung d. Sprache   Das Thema "Letztlich - und das ist das Entscheidende - geht es im "Woyzeck" wie zuvor im "Landboten" und im "Danton" um die stets gleiche Frage: um die Abhängigkeit menschlicher Existenz von Umständen, die 'außer uns liegen'. Den "grässlichen Fatalismus der Geschichte" und seine "zernichtende" Gewalt hatte Büchner schon in seiner frühesten Gießener Zeit empfunden. Das Studium der Geschichte, vor allem der großen politischen Umwälzungen, hatte ihm die Frage gestellt, die er als Schicksalsfrage menschlicher Existenz empfand: "Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?"; Das aber war nichts anderes als die Frage nach den bestimmenden und verursachenden Faktoren des menschlichen Schicksals; es war die Frage nach Freiheit oder Vorherbestimmtheit menschlicher Willensentscheidungen, nach der Möglichkeit oder auch nur Sinnhaftigkeit, durch Handeln und Planen in den Geschichtsverlauf und den Verlauf des Einzellebens eingreifen zu können. (..

.) Wieder aber steht die gleiche Frage über dem Drama vom Mörder Franz Woyzeck, der seine Geliebte erstach. Wieder ist gefragt, im nackten Handeln des einzelnen, jenseits aller kollektiven Aktion: "Was ist das, was in uns lügt, hort, stiehlt und mordet?" Neben der gesellschaftlichen Determiniertheit der politischen Agitation, neben der ursächlichen Bestimmtheit und inneren Gebundenheit ganzer Geschichtsepochen steht die Gebundenheit der individuellen Tat, des Verbrechens. (...

) Die Frage der "sozialen Indikation" ist gestellt, das Verbrechen aus der gesellschaftlichen Lage erklärt, ... Woyzecks Tun erscheint hier, ebenso wie das seiner Peiniger und Gegenspieler, als Wirkung und Produkt sozialer Funktionen und Seinslagen. Verschiedenheit der sozialen Lagen bestimmt die Verschiedenheit der Anschauungen über Sitte und Moral, entscheidet über Glücksmöglichkeit und Aufstiegschance. " (aus Hans Mayer, Georg Büchner und seine Zeit, Frankfurt 1972 S.

339-41)   Motive im "Woyzeck" Im ,,Woyzeck" greift Büchner zu dem literarischen Mittel der Leitmotive oder der ,,metaphorischen Verklammerung" . Diese Leitmotive, meistens nur einzelne Worte, geben Hinweise auf den weiteren Verlauf des Textes. Auffällig ist das Motiv ,,rot": Marie hat einen ,,so roten Mund", hier noch wertfrei und recht harmlos, ein Mädchen singt von ,,rote Sock", dann heißt es: ,,Was der Mond rot aufgeht", ,,Rot, Blut" und ,,Was hast du eine rote Schnur um den Hals?". Das immer wieder kehrende ,,rot" fällt zunächst nur auf, suggeriert aber allmählich die Verbindung zu Blut, je näher die Handlung auf den Mord zuläuft. Das Motiv wird jetzt auch nicht mehr nur in den Raum gestellt, wie bei der Erwähnung Maries ,,roten Mund[es]", sondern wird vorbereitet, so dass es dem Publikum nicht entgeht. Denn dass in dem Lied vom ,,St.

Lichtmesstag" die ,,rote[n] Sock" erwähnt werden, ist zweifellos auffällig. Die Herkunft des Liedes ist ungeklärt, wahrscheinlich von Büchner erfunden, das Motiv ist bewusst eingefügt worden. Es wird auch von dem ersten Kind kommentiert, ,,'s ist nit schön". Das Kind unterbricht das Lied genau an der Stelle, wo das Motiv ,,rot" auftaucht, will nichts damit zu tun haben und erklärt es als negativ, es gefällt ihm nicht. Käthe verknüpft schließlich das Leitmotiv, das sich durch das ganze Stück zieht mit dem Mord, in dem sie ,,Rot" und ,,Blut" direkt zusammen erwähnt. Es gibt noch weitere ähnliche Hinweise auf den Mord: ,,M a r i e.


Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz..."  Marie kündigt ihren eigenen Tod an. Der Narr antwortet auffälligerweise mit einer Geschichte von der ,,Blutwurst", die durch die beinahe groteske Collage des Versleins makaber wirkt. Das Lied ,,Ringle, ringel Rosenkranz.

König Herodes", eine Zusammenfassung von Maries Leben: Tanz und Tod, vorbereitet durch das ständig wiederkehrende Motiv ,,Tanz" in unterschiedlicher Gestalt: ,,Tanz, tanz", ,,Es dreht sich mir vor den Augen", ,,dreht euch" . Es ergibt sich daraus der Eindruck, als sei der Mord von Anfang an unbewusst geplant gewesen, als geistere der Gedanke daran unablässig in den Köpfen der Personen. Ein roter Faden zieht sich durch das Stück. Büchner will damit die Determiniertheit der Menschen ausdrücken, dass sie ihrem Schicksal, das ihnen durch ihre Umwelt auferlegt ist, nicht entkommen können. Marie wird auf Grund ihres Charakters, ihres Wunsches, aus ihrer Armut auszubrechen, für billige Ohrringe und kurze Augenblicke des Rausches untreu und wird dafür von Woyzeck ermordet. Der wird zum Mord gewissermaßen gezwungen, weil ihn seine Armut und die Ausbeutung durch den Hauptmann und den Doktor verrückt gemacht haben.

Zusätzlich verursachen Eifersucht und kaum erwiderte Liebe - er hat sich für Marie und das Kind aufgeopfert, von Marie wissen wir nicht, was sie zum Gelingen der Beziehung beiträgt, sie erfreut sich vor allem an Dingen, die nichts mit Woyzeck zu tun haben, an dem Verhältnis zum Tambourmaior, an dem Schmuck, an den lächerlichen Vorstellungen in der Bude des Marktschreiers - den unabwendbaren Mord. Den Volkslied- und Gedichteinlagen fällt eine ähnliche Aufgabe zu, wie den Leitmotiven. Sie sollen dem Publikum etwas über die Handlung mitteilen, was über das, wovon die Personen im eigentlichen Text sprechen, hinausgeht. Die Einlagen, bestehend aus Gedichten, Sprüchlein, Liedern, Märchen und Bibelzitaten sind natürlich für die Darstellung einfacher Menschen hilfreich, sie sind die Kunst des Volkes. Im Text von Hauptmann und Doktor gibt es keine volkstümlichen Unterbrechungen, da sie einer höheren Schicht angehören, und somit Zugang zu höheren Kunstformen haben. Grundsätzlich sind die Einlagen Analogien zum Geschehen, ,,Korrespondenz des Inhalts" mit der Handlung.

Die Personen greifen immer zu Zitaten, wenn sie selbst nicht kompetent genug sind, die Situation zu kommentieren, oder wenn Büchner Teile der Handlung noch einmal zusammenfassen will. ,,A n d r e s. [...] Sie sitzt in ihrem Garten Bis dass das Glöcklein zwölfe schlägt Und passt auf die Soldaten".

Andres spielt hier, ob bewusst oder unbewusst, auf Maries Untreue an. Andere Lieder und Zitate fassen Aspekte des Inhalts prägnant zusammen. Der erste Handwerksbursch beschreibt mit einem Lied die Situation aller Angehörigen seines Standes: ,,1. H a n d w e r k s b u r s c h. Ich hab ein Hemdlein an Das ist nicht mein Meine Seele stinkt nach Brandewein". Die Einlagen verdeutlichen also die Handlung.

Sie haben aber keinesfalls unterhaltende Absicht und dienen nicht der Ästhetik. Sie gehören zu den Kommunikations- und Ausdrucksmitteln des Volkes. Sie halten gewissermaßen "die Fülle der Handlung [, die] in vielen Einzelsplittern jeweils nur skizziert" ist, zusammen.  

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