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  Gedicht definition

Das Gedicht (Poem) Definition Jede Epoche, ja sogar jeder einzelne Dichter hat sein eigenes Bild von dem, was ein Gedicht und was Poesie eigentlich sein sollte. Aber es gibt Gemeinsames! Berühmt geworden ist Wordsworth mit seiner Definition im Vorwort zu den Lyrical Ballads von 1798: "Poetry is the spontaneous overflow of powerful emotion, recollected in tranquillity." ("Spontane Gefühle, in Ruhe nachträglich erinnert und gestaltet.") Diese Begriffsbestimmung gilt zwar zunächst nur für eine bestimmte Richtung der Literatur, sie ist das Programm der englischen Romantik in der Sicht des Dichters William Wordsworth (1770-1850). Viele Dichter haben ihr zugestimmt, dennoch sagt diese Definition noch nichts Konkreteres darüber aus, was wir - jenseits aller Epochen und Dichter - unter einen poem zu verstehen haben. Weiter hilft uns die Ableitung aus dem Griechischen: poeima bedeutet "etwas Hergestelltes, etwas Erschaffenes" - im Gegensatz zur Prosa, der spontanen, freien und ungekünstelten Rede.

Ein poem grenzt sich also von der einfachen, ungestalteten Rede durch "etwas Hergestelltes" ab. Im poem erhält die Sprache eine dem Leser oder Hörer deutlich erkennbare Struktur. Das kann der allbekannte Reim sein, es gibt aber auch ganz andere Merkmale, etwa eine Rhythmisierung der Sprache durch Versmaß, sich wiederholende Anfangsbuchstaben (Alliteration), eine Zählung der Silben -alles Merkmale, welche die Sprache eines Gedichts an das Wesen einer anderen Kunstform heranrücken: an die Musik! Eine entscheidende Rolle spielt hierbei das sprachliche Bild (imagery). Wir finden in fast allen Gedichten aussagekräftige Vergleiche und plastische Bilder. Der dichterischen Phantasie sind hier (vor allem in der modernen Lyrik) kaum Grenzen gesetzt! Wozu dient dieses Bemühen um sprachliche Formen? Absicht des gestalteten poem ist es, durch die außergewöhnliche, eben nicht "prosaische" Form die Bedeutung des Gesagten zu unterstreichen, entweder durch die erhabene, musikalische Form an sich - oder durch eine sprachliche Verdoppelung des Gesagten, indem nämlich die Art der Sprache die Vorgänge (z.B.

einen Sturm, eine Flucht, ruhige Abendstimmung) ihrem Wesen nach wiedergibt. Beispiel The curfew tolls the knell of parting dayThe lowing herd winds slowly o'er the lea,The ploughman homeward plods his weary wayAnd leaves the world to darkness and to me. Dies ist die erste Strophe eines langen Gedichtes von Thomas Gray (Elegy written in a Country Churchyard, 1750). Niemand hätte den Dichter daran hindern können, folgenden Text zu veröffentlichen: When the churchbell strikes in the evening - it's time for cows and farmers to return from the fields and leave me alone in the dark. Der Informationsgehalt wäre fast der gleiche wie im poem. Nur stünde dieser Text dann nicht nach 250 Jahren in jeder englischen Gedichtsammlung.

Dabei handelt sich auch nicht um eine reine Verabredung von "Gebildeten" oder um Konvention, wie Jugendliche oftmals vermuten. Es sind - neben vielem anderen - genau die oben angesprochenen Merkmale eines Gedichts, die der Sprache ihren unverwechselbaren Charakter geben: 1. Reim Das einheitliche, harmonische Bild dieser Strophe entsteht durch den Wechsel der Reims a-b-a-b (day, lea, way, me). Der Reim bündelt die Aussage zu einem Ganzen. 2. Rhythmus Der ruhig dahinfließende jambische Pentameter (ein sehr gebräuchliches Versmaß mit je einer unbetonten und einer betonten Silbe, das Ganze pro Zeile fünfmal) verdoppelt die Aussage in sprachlicher Form.

Ruhig, müde, schleppend zieht die Sprache am Leser vorbei. 3. Alliteration Lowing, slowly, lea - ploughman, plods - weary, way: Sparsam angewandte Lautwiederholungen geben der Strophe einen Teil ihrer musikalischen Wirkung. Jeder wirkliche Dichter wendet diese Gestaltungsmittel sparsam an. Jede - auch nur leichte - Übertreibung führt zu Parodien und Spott. Schon Shakespeare thematisiert die Schwierigkeiten des Reimens.

Im 2. Akt von Hamlet versucht sich der Dänenprinz als Verfasser von Liebesgedichten (Szene 2): Doubt thou, the Stars are fire,Doubt that the Sun doth move,Doubt truth to be a liar,But never doubt I love. Dann legt er den Finger auf die Wunde aller Poesie und fügt (in Prosa) selbstkritisch hinzu: "O dear Ophelia, I am ill at these numbers: I have not Art to reckon my groans", was Schlegel und Tieck so übersetzen: "Es gelingt mir schlecht mit dem Silbenmaße; ich besitze die Kunst nicht, meine Seufzer zu messen." Ganz offen und treffend skizziert Shakespeare hier die Gefahren des Dichtens in poems: Der Zwang zur sprachlichen Form enthält böse Fallen: Jeder ungeschickte Reim, jedes zu simple Bild, jedes klappernde Versmaß macht ein Gedicht wirkungslos und drückt es auf das Niveau von Bierzeitungsversen.

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