Artikel pedia
| Home | Kontakt | Artikel einreichen | Oberseite 50 artikel | Oberseite 50 autors
 
 


  Schimmelreiter

Der Inhalt:   Ein ICH-Erzähler berichtet, was er vor etwa 50 Jahren im Hause der Urgroßmutter einer Zeitung entnommen hat, bzw. was ihm aus dieser "kundgeworden". Ein "damaliger Erzähler" (ICH-Erzähler) reitet an einem stürmischen Oktobernachmittag in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts auf einem nordfriesischen Deich entlang, wo ihm mehrfach ein Reiter auf einem Schimmel begegnet, lautlos aus dem Halbdunkel auftauchend und darin wieder verschwindend. Beim nächsten Haus steigt der Erzähler ab, um sich darin auszuruhen. Er findet dort eine vom Deichgrafen versammelte Bürgerschaft, die zur Sicherung der Deiche zusammengerufen wurde.

Als der Erzähler von seiner merkwürdigen Begegnung berichtet, fordert der Deichgraf den Schulmeister auf, noch einmal die Geschichte von HAUKE HAIEN zu erzählen, was dieser auch tut (als ER-Erzähler): (8) Um die Mitte des letzten Jahrhunderts (1750) wächst H.H. als ein Junge auf, der sich sehr früh für die Mathematik interessiert (Euklid) und bald der Ansicht ist, dass die Deiche "nichts wert" sind. Mit Vorliebe hält er sich allein am Meer auf und beobachtet Wind, Wellen und Seegespenster. (16) Eines Tages erwürgt er den Angora-Kater der Nachbarin, weil dieser ihm einen selten Vogel wegschnappen will, den er im Watt erbeutet hatte. Der Vorfall führt dazu, dass H.

H. und sein Vater Ted beschließen, dass er das Haus verlassen wird. Er soll beim Deichgrafen Volkerts arbeiten. Dieser ist eher faul und dumm, aber seine Tocher Elke ist es nicht. (22) Er fängt beim Deichgrafen als Kleinknecht an. Der Großknecht Ole Petersen mag ihn aber nicht sehr.

Dafür jedoch des Deichgrafen Tochter, Elke. Und der Deichgraf selbst braucht ihn, weil er gut rechnen kann und er selbst ist zu dumm und zu gemütlich für diese Aufgabe. (29) Der junge H. bringt mit der Zeit den Deichgrafen auf Trab, zum Ärger der einen, denen jetzt mehr auf die Finger geschaut wird, und zur Freude der anderen (z.B. des Deichoberaufsehers).

(31) Im 3. Jahr im Januar wird H.H. gegen den Widerstand Ole Peters in die Eisbosel-Mannschaft aufgenommen. Beim Spiel gewinnt H. dann für sein Dorf - und auch das Herz seiner Elke dazu.

Er kauft einen Goldring für sie, findet aber keine passenden Gelegenheit zum Anstecken. Zwei Jahre später nimmt er - nunmehr als Großknecht - Abschied, um seinem alten Vater Ted den Hof zu führen (43). Dieser stirbt dann auch bald, hinterlässt aber mehr als erwartet, denn er wollte schon immer, dass sein Sohn der nächste Deichgraf wird, und tatsächlich braucht ihn der alte wieder, um die Rechnungen zu machen. (46) Hier muss der Erzähler unterbrechen: Männer wollen den Schimmelreiter an einer bestimmten Stelle gesehen haben und alle, bis auf den Lehrer und seinen Zuhörer, verlassen das Haus. (47) In H. arbeitet von nun an der Wille, der nächste Deichgraf zu werden.

Aber er hat zu wenig Land. Bei einer Hochzeit trifft er Elke wieder und endlich steckt er ihr den Ring an, ihr ist es recht. (50) Der Deichgraf stirbt, auf den Leichenschmaus kommen alle, auch der Oberdeichgraf, und die Frage ist zu klären, wer der neue Deichgraf werden soll. Alles weist auf H. , aber er hat halt zu wenig. Da gibt Elke dem Oberdeichgrafen bekannt, dass sie H.

heiraten wird, wodurch auch dieses Problem gelöst ist. (55) Die Jahre vergehen mit viel Arbeit. Böses Gerede im Wirtshaus, den neuen Deichgrafen habe sein Weib gemacht (Ole Peters), nagt an H., und er entwirft einen großen Plan: Er will mit einem neuen und besseren Deich neues Land hinzugewinnen. Fieberhaft arbeitet er an den Berechnungen, bis endlich der Vorschlag fertig und an den Oberdeichgrafen abgeschickt werden kann. Der Erzähler unterbricht erneut: Was jetzt folgt, sei nicht mehr zweifelsfrei aus Berichten und Urkunden überliefert, sondern stütze sich auch auf das "Geschwätz" und den Aberglauben der Leute! (62) In einer Mondnacht Ende März sehen Männer auf einer Hallig ein Pferd, wo bisher immer ein Pferdegerippe lag.

Ein Spuk? In der nächsten Nacht rudert einer hin und findet nur das Gerippe, während der andere vom Deich aus das Pferd sieht. (68) Zur gleichen Zeit kauft H. einem teuflisch lachenden Gesellen einen abgemagerten Apfelschimmel ab. Der Preis ist verdächtig niedrig. Nach ein paar Wochen Pflege durch H. wird daraus ein wundervolles Reitpferd, welches aber nur H.

duldet. Von jetzt an ist das Gerippe auf der Hallig verschwunden. Ist der Schimmel ein Teufelspferd? Die Geschichte geht im Dorf um. (73) Die Pläne H.s werden angenommen und der Oberdeichgraf ordnet den Bau des neuen Deiches an. Aber die Deichgevollmächtigten stimmen nur widerwillig zu.

(77) Nach mehreren Versammlungen aller Betroffenen wird die Arbeit verteilt und nach Pfingsten begonnen. H. ist mit seinem Schimmel überall und wird gefürchtet. Er weiß nicht, was man von dem Schimmel erzählt. (81) Seine Frau gebiert nach 9 Jahren Ehe eine Tochter, wird im Kindsbett lebensgefährlich krank, erholt sich aber wieder. (85) H.


s Stellung in der Gemeinde wird immer isolierter, er selbst verhärtet sich noch durch seine Einsamkeit. Im zweiten Jahr ist der Deich dann fertig. Als es die letzte Lücke zu schließen gilt, es ist an einem stürmischen, kalten Regentag im November, wollen Arbeiter einen Hund lebendig in dem Deich begraben, aber H. verhindert dies durch sein Einschreiten. Sie fürchten ihn und seinen Schimmel. Der Deich bewährt sich, das neue Land entsteht und wird von den Leuten Hauke-Haien-Koog genannt.

(92) Im Haus des Deichgrafen kehrt Frieden ein, er hat kaum Freunde und auf ihre letzten Tage ist Trin` Jans auf dem Hof einquartiert worden. Eines wird jedoch immer deutlicher: Haukes und Elkes Kind Wienke ist schwachsinnig und die Alte schürt in ihr noch den Gespensterglauben, sehr zum Ärger des aufgeklärten Vaters. (101) Von einer gefährlichen Krankheit genesen, entdeckt der Deichgraf im März 1756, dass der alte Deich unterspült worden ist und die Mäuse darin wühlen. Die Gevollmächtigten wollen nicht viel Arbeit investieren und H. gibt diesmal nach. Im Herbst vermehren sich die Gerüchte von einem bevorstehenden Unheil in Nordfriedland.

Trin` Jans stirbt. (109) Im Oktober zieht ein Sturm auf, wie es ihn schon lange nicht gegeben hat. Der Deichgraf muss hinaus zu den Deichen, Frau und Kind wollen ihn nicht weglassen. Er jagt auf seinem Schimmel dem Deiche zu, aus dem Dorf bringen die Menschen ihr Hab und Gut in Sicherheit, an der schadhaften Deichstelle hält niemand mehr Wache, stattdessen graben Männer an einer anderen Stelle eine Rinne durch den neuen Deich. Ole Peters habe dies angeordnet. Aber der Bruch ereignet sich dort, wo der alte Deich an den neuen stößt, an der nur notdürftig reparierten Stelle.

(116) H. steht am Rande des Bruches und sieht, wie der Wagen mit seiner Frau und seinem Kindes von den herabstürzenden Wassermassen begraben wird. Er stürzt mitsamt seinem Schimmel hinterdrein und ist weg. (119) Der Erzähler hat seine Geschichte geendet. Da kommt der Deichgraf zurück. Auf der anderen Seite, wo der Schimmelreiter gesehen wurde, war der Deich gebrochen.

    Hauke Haien Die Titelfigur, er wird mit 25 Jahren Deichgraf und wird später nur noch der Schimmelreiter genannt.     Tede Haien Hauke Haiens Vater, ein durchschnittlich wohlhabender Bauer in der Marsch     Tede Volkerts Hauke Haiens Vorgänger im Amt des Deichgrafen. Hauke wird mit 14 Jahren bei Volkerts als Kleinknecht eingestellt.     Elke Volkerts Tochter von Tede Volkerts, später Hauke Haiens Ehefrau     Ole Peters Großknecht bei Volkerts, Haukes Widersacher. Er fühlt sich von Hauke bei seinen Bemühungen um Elke ausgestochen und wird dessen schärfster Gegner.       Auffälligkeiten Die Novelle "Der Schimmelreiter" ist, obwohl sie vor über 100 Jahren geschrieben wurde, in einer klaren, leicht verständlichen Sprache verfaßt, die es dem Leser nicht schwer macht, der Handlung zu folgen und sich von ihr fesseln zu lassen.

Storm erzählt in kurzen, klar gegliederten Sätzen. Es stellt sich der Eindruck ein, diese Art des Schreibens entspreche dem Leben an der Nordsee, das damals ein ständiger Kampf gegen die Natur und deren Unberechenbarkeit war. Das Leben an der Nordseeküste ließ wenig Raum für Unnötiges. Diese Lebenseinstellung setzt sich auch im Gebrauch der Sprache fort, die schlicht und treffend, ohne Verzierungen ist. Theodor Storm, der fast sein ganzes Leben in Husum und Umgebung verbracht hat, läßt sich von der an der Küste herrschenden Stimmung beeinflussen. So entsteht der besondere Charakter der Erzählung, der den Leser gefangen nimmt.

Die etwas melancholische, schwermütige Grundeinstellung der Küstenbewohner kommt hier deutlich zum Ausdruck. Der Junge, der von wenig Worten war, sah den Vater ruhig an und sagte nur: "Darf ich's behalten? Ein deutscher ist nicht da." Wörter wie bedächtig, ruhig, langsam, still finden in der Erzählung verstärkte Verwendung Mein persönlicher Eindruck Die Faszination der Geschichte vom Schimmelreiter, die mich beim Anschauen der Verfilmung und anschließend beim Lesen der Novelle ergriffen hatte, hat für mich bis heute nichts von ihrer Intensität verloren. Die sagenhafte Erzählung, die so gut und passend in die holsteinische Landschaft eingefügt ist, läßt immer wieder die Frage aufkommen, ob das denn wirklich alles erfunden sein kann, wenn es doch so genau beschrieben werden konnte. Theodor Storm war in der Lage, mit seiner Erzählung Stimmungen zu beschreiben, die mir gut bekannt sind. Stürmische Küstenstriche, ruhige Nordsee oder auch das Leben auf den Marschhöfen kommen mir so bekannt vor, daß ich mich in der Geschichte sofort "zu Hause" fühlen konnte.

  HAUKE HAIEN:   Die Titelfigur in der Novelle macht im Verlauf der Geschichte eine beachtliche Entwicklung durch. Er wächst ohne Mutter auf, sein Vater erkennt schon früh das Interesse seines Sohnes an der Mathematik und unterstützt dies auch. Andererseits versucht der Vater jedoch auch, seinem Sohn die körperliche Arbeit nahezubringen, die zum Überleben in der nordfriesischen Marsch unbedingt notwendig ist. Hauke Haien wächst als Einzelgänger auf, der von den Gleichaltrigen als Träumer verspottet wird. Schon als Junge ist Hauke sich seiner Intelligenz und Überlegenheit durchaus bewußt. Dies Bewußtsein führt dazu, daß er die Menschen verachtet, die ihm nicht ebenbürtig erscheinen.

"... wenn die Wasser gegen den Deich tobten und beim Zurückrollen ganze Fetzen von der Grasdecke mit ins Meer hinabrissen, dann hätte man Haukes zorniges Lachen hören können. Ihr könnt nichts Rechtes, schrie er in den Lärm hinaus. So wie die Menschen auch nichts können.

" Er beginnt schon früh, sich über die Deiche und deren Profile Gedanken zu machen und erkennt, daß die Form der alten Deiche nicht ideal ist. Hauke entwickelt ein neues Profil. "Nun", meinte der Alte und stieß ein Lachen aus; "Du kannst es ja vielleicht zum Deichgraf bringen; dann mach sie anders" "Ja, Vater!" erwiderte der Junge. Der Alte sah ihn an und schluckte ein paarmal; dann ging er aus der Tür; er wußte nicht, was er dem Jungen antworten sollte. Sein Ziel, einmal Deichgraf zu werden, verfolgt er sehr konsequent. Als er die Stelle des Kleinknechtes beim Deichgrafen Tede Volkerts antritt, beginnt er schon bald, sich verstärkt um dessen Aufgaben zu kümmern.

So kann er, ohne schon in der Verantwortung des Deichgrafen zu stehen, einige seiner Ideen durchsetzen. Ein gewisses Geltungsbedürfnis und großer Stolz scheinen auch im weiteren Verlauf der Geschichte sein Handeln zu steuern. "Sieben Jahr im Amt; sie sollen nicht mehr sagen, daß ich nur Deichgraf bin von meines Weibes wegen." , "Hauke-Haien-Koog! Hauke-Haien-Koog! In seinen Gedanken wuchs fast der neue Deich zu einem achten Weltwunder; in ganz Friesland war nicht seinesgleichen! ...

Ihm war, er stünde inmitten aller Friesen; überragte sie um Kopfeshöhe, und seine Blicke flogen scharf und mitleidig über sie hin." Doch auch, wenn er seinen Gedanken nicht in erster Linie die Sorge um seine Mitmenschen zugrunde legt, so setzt Hauke Haien mit seinen Vorstößen eine Verbesserung der Sicherheit durch, die endlich der Gesamtheit zugute kommt. Seine Arbeit als Deichgraf stellt Hauke Haien sogar noch vor sein Familienleben, das unter den ständigen Anstrengungen leidet. Er sieht jedoch so viele Mißstände, die es zu beheben gilt, daß ihm nicht der Gedanke kommt, er könne etwas vermissen.   Tede Haien Der Vater Hauke Haiens wird in der Erzählung als gebildeter, aber durchaus bodenständiger Mann dargestellt, der die Interessen seines Sohnes versteht und billigt, jedoch verhindern will, daß dieser den Bezug zur Realität verliert. " Als der Alte sah, daß der Junge weder für Kühe noch Schafe Sinn hatte, und kaum gewahrte, wenn die Bohnen blühten, was doch die Freude von jedem Marschmann ist, und weiterhin bedachte, daß die kleine Stelle wohl mit einem Bauer und einem Jungen, aber nicht mit einem Halbgelehrten und einem Knecht bestehen könne, .

....., so schickte er seinen großen Jungen an den Deich, wo er mit andern Arbeitern von Ostern bis Martini Erde karren mußte.

" Tede Haien erkennt bald, daß sein Sohn kein Interesse daran hat, Bauer zu werden, und erkennt diese Tatsache an. Er unterstützt Hauke nach Kräften. Er nimmt einen Zwischenfall, der in keinen Zusammenhang mit seiner Entscheidung zu bringen ist, zum Anlaß, seinen Sohn zum Verlassen des väterlichen Hofes aufzufordern. Obwohl diese Entscheidung hart klingt, läßt sie doch erahnen, daß Tede Haien damit seinem Sohn helfen will, seinen Weg zu gehen. Hauke verläßt den Hof, um beim Deichgrafen Kleinknecht zu werden. Um seinem Sohn später einmal zu ermöglichen, selber Deichgraf zu werden, stellt Tede Haien seine Bedürfnisse in den Hintergrund und setzt alles daran, seinen Grundbesitz zu vermehren.

So hat er ganz entscheidend Anteil am weiteren Verlauf der Handlung. "Als du, noch ein halber Junge, zu dem Deichgrafen in Dienst gingst, da lag's in deinem Kopf, das selbst einmal zu werden. Das hatte mich angesteckt, und ich dachte auch allmählich, du seiest der rechte Mann dazu. Aber dein Erbe war für solch ein Amt zu klein - Ich habe während deiner Dienstzeit knapp gelebt - ich dacht es zu vermehren"     Tede Volkerts Hauke Haiens Vorgänger im Amt des Deichgrafen und dessen Dienstherr wird in der Geschichte als gutmütiger, aber etwas dümmlicher Mensch geschildert, dessen Hauptinteresse darin liegt, ein angenehmes Leben zu führen. Sein Ansehen in der Bevölkerung ist nicht besonders gut. "Der Deichgraf ist ein Dummkopf, dumm wie 'ne Saatgans! Er ist nur Deichgraf, weil sein Vater und Großvater es gewesen sind, und wegen seiner neunundzwanzig Fennen.

Wenn Martini herankommt und hernach die Deich- und Sielrechnungen abgetan werden müssen, dann füttert er den Schulmeister mit Gansbraten und Met und Weizenkringeln und sitzt dabei und nickt, wenn der mit seiner Feder die Zahlenreihen hinunterläuft....Wenn aber einmal der Schulmeister nicht kann oder auch nicht will, dann muß er selber dran und sitzt und schreibt und streicht wieder aus, und der große dumme Kopf wird ihm rot und heiß, und die Augen quellen wie Glaskuglen, als wollte das bißchen Verstand da hinaus".Tede Volkerts freut sich über die Hilfe Hauke Haiens, der ihm, obwohl er nur Kleinknecht auf dem Hof ist, die Rechnerei abnimmt.

Obendrein erkennt er die Fähigkeit Haukes, zu beobachten und nötige Verbesserungen zu erkennen und nutzt sie, um bei seinem Vorgesetzten, dem Oberdeichgrafen, eine gute Figur zu machen. " Als im nächsten Herbst der Herr Amtmann und Oberdeichgraf zur Schauung kam, sah er sich den alten Tede Volkerts von oben bis unten an, während dieser ihn zum Frühstück nötigte. Wahrhaftig, Deichgraf, sagte er, ich dacht's mir schon, Ihr seid in der Tat um ein Halbstieg Jahre jünger geworden; Ihr habt mir diesmal mit all Euern Vorschlägen warm gemacht; wenn wir mit alledem nur heute fertig werden! " In dieser Zeit erkennt Tede Volkerts, daß Hauke Haien ein geeigneter Nachfolger für das Amt des Deichgrafen wäre.     ELKE VOLKERTS: Die Tochter des Deichgrafen Volkerts stellt sich dem Leser als ruhige und heimatverbundene Frau dar. Sie lebt auf dem Hof des Vaters, wo sie den Haushalt führt und ihm bei der Arbei mit dem Deichgrafenamt hilft. Elke kann, was für eine Frau der damaligen Zeit eher ungewöhnlich ist, gut rechnen und ist allein aus diesem Grunde eine besondere Frau.

Als Hauke Haien die Stelle als Kleinknecht auf dem Hof antritt, merkt sie sehr bald, daß die Interessen der beiden in weiten Teilen ähnlich sind. Elke bewundert und schätzt Haukes Fähigkeiten und verliebt sich in kurzer Zeit in ihn. Die beiden sind jedoch so weit in den gesellschaftlichen Zwängen der damaligen Zeit gefangen, daß sie ihre Zuneigung noch lange geheimhalten müssen. Elke versteht Hauke und unterstützt ihn in seinem Streben. Aber auch sie ist nicht ganz selbstlos, wenn sie Hauke noch vor ihrer Hochzeit ihren Besitz überschreibt, damit er Deichgraf werden kann.".

.. sobald es sein muß, wird Hauke noch um so viel mehr sein eigen nennen, als dieser, meines Vaters, jetzt mein Hof, an Demathzahl beträgt, für einen Deichgrafen wird das zusammen denn wohl reichen. ...

.. / ....

Ich werde vor der Hochzeit meinem Bräutigam die Güter übertragen. Ich habe auch meinen kleinen Stolz, setzte sie lächelnd hinzu, Ich will den reichsten Mann im Dorfe heiraten. ". Elke stellt ihre Interessen weitestgehend hinter die ihres Mannes, weil sie einsieht, daß die ihn auf andere Weise nicht halten kann. " Elke zitterte oft genug für ihn; aber war er wieder da, so hätte er das nur aus ihrem festen Händedruck oder dem leuchtenden Blitz aus ihren sonst so stillen Augen merken können. Geduld, Elke, sagte er, da ihm einmal war, als ob sein Weib ihn nicht lassen könne; ich muß erst selbst im reinen sein bevor ich meinen Antrag stelle! Da nickte sie und ließ ihn gehen.

" Elke versteht es immer wieder, ihren Mann bei seiner Arbeit zu unterstützen und ihm Halt zu geben. Sie scheint nicht zu merken, daß sie und Hauke nur nebeneinander leben und zwischen ihnen die Aufgabe des Deichgrafen steht, der sich Hauke so entschlossen stellt."Du sollst mich wenigstens nicht umsonst zum Deichgrafen gemacht haben., Elke! Ich will ihnen zeigen, daß ich einer bin!" / "Ich muß weiter zu meinem Tagewerk, sagte sie, Tu du das deine, Hauke!" "...

. dann ging es ebenso und endete oft weit nach Mitternacht. Dann schlich er in die gemeinsame Schlafkammer ....

. und sein Weib, damit er endlich nur zur Ruhe komme, lag wie schlafend mit geschlossenen Augen; obgleich sie mit klopfendem Herzen nur auf ihn gewartet hatte."     Ole Peters Ole Peters nimmt in der Novelle die Position des Neiders und Widersachers ein. Der Großknecht auf dem Hof des Deichgrafen sieht seine Stellung geschwächt, als Hauke Haien die Stelle des Kleinknechts auf dem Hof antritt. Peters merkt schon bald, daß der in der Hierarchie unter ihm stehende Hauke ihm trotzdem überlegen ist. Als sich dann auch noch Elke, die Tochter des Deichgrafen, mehr und mehr zu Hauke Haien hingezogen fühlt, ist eine lebenslange Feindschaft zwischen diesem und Ole Peters besiegelt.

Peters sieht sich in seinem Stolz verletzt und läßt keine Möglichkeit aus, seinem Gegner zu schaden. " Ihm war der träge, aber dumme und stämmige Kleinknecht von vorhin besser nach seinem Sinn gewesen, dem er ruhig die Tonne Hafer auf den Rücken hatte laden können. Dem noch stilleren, aber ihn geistig überragenden Hauke vermochte er in solcher Weise nicht beizukommen; er hatte eine gar zu eigene Art, ihn anzublicken. Trotzdem verstand er es, Arbeiten für ihm auszusuchen, die seinem noch nicht gefesteten Körper hätten gefährlich werden können...

." Der Großknecht kann sich nicht damit abfinden, daß Hauke Haien immer wieder dazu herangezogen wird, für den Deichgrafen dessen Berechnungen zu erledigen. "Hol der Teufel den verfluchten Schreiberknecht!"Auch später, nachdem er die Stellung als Großknecht aufgegeben und ein reiches Mädchen aus dem Dorf geheiratet hat, versucht er immer wieder, Hauke Haien zu schaden. Er setzt Gerüchte in die Welt "Ja, Marten Fedders, das ist nun so bei uns, und davon ist nichts abzukratzen; der alte wurde Deichgraf von seines Vaters, der neue von seines Weibes wegen." Und versucht, die Dorfgemeinschaft gegen den Deichgrafen aufzuhetzen. Seine Niedertracht gipfelt darin, daß er Hauke Haien während einer Sturmflut vor den versammelten Deichgevollmächtigten vorwirft, sich selbst produzieren zu wollen.

Er verlangt die Reparatur des alten Deiches : " Noch laboriert alles an den schweren Kosten deiner breiten Deiche; nun frißt er auch den alten Deich, und wir sollen ihn verneuen! - Zum Glück ist es nicht so schlimm; er hat diesmal gehalten und wird es auch noch ferner tun! Steig nur morgen wieder auf deinen Schimmel und sieh es dir noch einmal an!"

Suchen artikel im kategorien
Schlüsselwort
  
Kategorien
  
  
   Zusammenfassung Der Vorleser

   sachtextanalyse

   interpretation zwist

   Fabel interpretation

   literarische charakteristik

   interpretation bender heimkehr

   felix lateinbuch

   interpretation der taucher von schiller

   textbeschreibung

   charakterisierung eduard selicke
Anmerkungen:

* Name:

* Email:

URL:


* Diskussion: (NO HTML)




| impressum | datenschutz

© Copyright Artikelpedia.com