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  Biographie heinrich böll (1917 - 1985)

Heinrich Böll wird am 21.12.1917 in Köln geboren. Sein Vater ist Schreinermeister und Bildhauer, seine Mutter ist für den Haushalt zuständig. Sie ist eine intelligente, kritisch denkende Person. Böll wächst in einer soziologisch vielfältigen Gegend auf, in der man auf einen ungelernten Arbeiter ebenso wie auf einen Professor stoßen kann.

In seiner Kindheit spielt er meist mit den ,,Roten", seine Eltern verbieten ihm diesen Umgang nicht, wie die meisten Eltern. Als ,,Rote" bezeichnete man die Kinder, deren Eltern sozial-demokratischen oder kommunistischen Parteien nahe standen. Von 1924 bis 1928 besucht er die Katholische Volksschule in Köln-Raderthal. Von 1928 bis 1937 geht er auf das staatlich humanistische ,,Kaiser-Wilhelm-Gymnasium" in Köln. Er erlebt eine politisch und gesellschaftlich kritische Zeit, in der seine Eltern auf Grund einer Bankpleite ihr Haus verkaufen müssen und ins ,,Kleinbürgertum" absacken. Böll beginnt sich mit linken Parolen wie ,,Brot" und ,,Arbeit" anzufreunden, da sie ihm ehrlich erscheinen zur Zeit der Weimarer Republik, wo eine Regierungskrise die nächste jagt und die Leute keine Arbeit haben.

1932 ist er für kurze Zeit Mitglied in einem katholischen Jugendclub, den er aber verlässt, sobald sie dort Gleichschritt üben. Böll bekommt die ersten Eindrücke des Nationalsozialismus zu spüren: 1933, zur Zeit der Machtergreifung von Hitler, ist er als Zuschauer beim ersten Aufmarsch der Nazis in Köln dabei und ihm wird der Ernst der Lage bewusst. Obwohl die Nazis die Überhand gewinnen und der Druck wächst, schließt er sich keiner nationalsozialistischen Vereinigung an. ,,Nicht nur aus moralischen Gründen (weil ich zu wissen glaubte, wohin die Entwicklung führte)", wie Böll später sagt, ,,nicht nur aus politischen Gründen, auch aus ästhetischen: ich mochte diese Uniform nicht, und die Marschierlust hatte mir immer gefehlt...

"( Böll, Deutsche Literatur in West und Ost, S. 323 ff.) 1937 macht Böll sein Abitur mit ausreichenden Noten. Er beginnt eine Buchhändlerlehre, die er aber nach 9 Monaten abbricht, weil er zu wenig verdient. In dem folgenden Jahr hilft er seinem Vater in der Schreinerwerkstatt. 1939 beginnt er ein Studium der Germanistik und Philologie, welches er aber nur sporadisch durchführt, da ,,der Krieg einfach zu nahe bevorstand, das wusste jeder.

"(Böll, Eine deutsche Erinnerung, S. 123) Zur Zeit des 2. Weltkrieges von 1939 bis 1945 ist Böll Soldat und kämpft an der West- sowie an der Ostfront. Böll sagt über den Krieg: ,,Der Krieg selber in all seiner blutigen Langeweile (ist) gar nicht so wichtig als Erfahrung gewesen; nicht so wichtig wie das, was vorher war, (...

) die Drohung des Krieges, des Nazi-Terrors..."(Böll/Linder, S. 39 f.) ,,Ich wollte auch den Krieg an der Front kennenlernen.

Ich war jung und sehr neugierig, nicht begeistert, auch nicht fähig, nicht geeignet, aber das sogenannte Fronterlebnis (...) war eigentlich das, worüber ein deutscher Mann sprach."(Böll, Eine deutsche Erinnerung, S. 133) Am 9.

4. 45 gerät er in amerikanische Gefangenschaft und wird nach Belgien verlegt. Nach 5 Monaten kehrt er nach Köln zurück zu seiner Freundin, der Lehrerin Annemarie Cech, die er heiratet. Nach seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Krieg, beginnt 1945 sein schriftstellerisches Wirken. Er schreibt vom Elend der Menschen nach dem Krieg, den entwurzelten und heimatlosen Menschen, die ohne Geld, Arbeit und Wohnung dastehen und oft Familienangehörige oder Freunde im Krieg verloren haben. 1949 liest Böll erstmals in der Gruppe 47, einer Versammlung von verschiedenen bekannten Schriftstellern mit Autoren wie Günter Grass, Else Eichinger oder Ingeborg Bachmann, die im Jahr 1947 gegründet wurde.

Böll macht das Schreiben zu seinem Hauptberuf und veröffentlicht 1950 seine ersten Werke. Sie werden als ,,Trümmerliteratur" bezeichnet. Es sind erfolgreiche Werke wie ,,Wanderer, kommst du nach Spa..." (Böll, 1950) oder ,,Wo warst du, Adam" (Böll, 1951).

Günter Grass schreibt über Bölls ersten Sammelband ,,Wanderer, kommst du nach Spa...": ,,Er schrieb im Namen einer verführten und geschundenen Generation, im Namen der Humanität. So fand das Schicksal jener Jugend, die von der Schulbank in das Grauen des Krieges gestoßen wurde, in der unbestechlichen, prägnanten Darstellung der Titelgeschichte seinen gültigen Ausdruck." (Grass, S.

428) 1954 fährt Böll nach Irland, um dem Schriftstellerrummel, der mittlerweile um ihn herrscht, zu entgehen. Er verfasst die Sozialreportage ,,Irisches Tagebuch" (Böll, 1961), welches ,,einen realistischen Einblick in die politischen Gegebenheiten des Landes" (Encarta Enzyklopädie) gewährt und zu einem seiner erfolgreichsten Werke überhaupt avanciert. In den darauffolgenden Jahren schreibt Böll u. a. die Bücher ,,Und sagte kein einziges Wort" (Böll, 1953), in dem er eine Kirche fordert, die sich stärker um die hilfsbedürftige Bevölkerung kümmert sowie ,,Billard um halb zehn" (Böll, 1959), in dem er sich mit dem Faschismus in Deutschland vor dem 2. Weltkrieg und mit dem Widerstand gegen die Diktatur auseinandersetzt.


1963 schreibt Böll seinen wohl erfolgreichsten Roman ,,Ansichten eines Clown" (Böll, 1963). Er beschreibt und kritisiert in ihm aus Sicht eines Clown, der aus der Gesellschaft ,,aussteigt", die sogenannte Wohlstandsgesellschaft und die von Böll ,,als heuchlerisch empfundene Moral der katholischen Kirche" (Encarta Enzyklopädie) 1967 erhält er den Georg-Büchner-Preis. Zwischen 1970 und 1972 leitet er als Präsident das deutsche PEN-Zentrum, von 1971 bis 1974 den internationalen PEN-Club. Am 10.12.1972 bekommt er in Stockholm den Nobelpreis für Literatur verliehen.

Im gleichen Jahr veröffentlicht er den Artikel ,,Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?" (Böll, 1972) im Spiegel, in dem er die Bild-Zeitung und ihre Methoden scharf kritisiert. Er beschuldigt die Bild-Zeitung, sie würde Thesen aus reinen Vermutungen aufbauen und zur Lynchjustiz aufrufen: ,,Wo die Polizeibehörden ermitteln, vermuten, kombinieren, ist ,,Bild" schon bedeutend weiter: ,,Bild" weiß. (...) Die Überschrift ,,Die Baader-Meinhof-Bande mordet weiter" ist eine Aufforderung zur Lynchjustiz.

Millionen, für die die ,,Bild" die einzige Informationsquelle darstellt, werden auf diese Weise mit verfälschten Informationen versorgt." (Ebenda) Böll muss sich in den folgenden Jahren mit vielen Anschuldigungen auseinandersetzen. Er bekommt Drohanrufe und -briefe in denen er als ,,Rote Sau" hingestellt wird. 1974 schreibt er dann das Buch ,,Die Verlorene Ehre der Katharina Blum"(Böll, 1974). In diesem Buch zeigt er anhand der rechtschaffenden K. Blum, wie die Bild-Zeitung sie als ,,rotes Räuberliebchen" hinstellt, ihre Ehre zerstört und sie zur Mörderin werden lässt.

1975 erscheint ein umfangreiches Interview von C. Linder mit Böll unter dem Titel ,,Drei Tage im März" (Böll/Linder, 1975). In diesem spricht Böll erstmals ausführlich über seine Kindheit, sein Elternhaus, die Wirtschaftskrise, seine erste Schreibmotivation und das Problem mit der Gewalt, das ihn zu dieser Zeit sehr stark beschäftigt und mit dem er sich künstlerisch (z. B. Katharina Blum) und journalistisch (z. B.

Veröffentlichungen im Spiegel) auseinandersetzt. Böll engagiert sich politisch, u. a. um die Freilassung eines Schriftstellers in Vietnam, sowie die des sowjetischen Nobelpreisträgers Andrej Sacharow in der Sowjetunion. 1979 erkrankt Böll an einer Gefäßverengung im rechten Bein, er muss mehrmals operiert werden. Am 16.

Juli 1985 stirbt Böll. Er wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Nach seinem Tod benennen sich viele Schulen nach seinem Namen und die Heinrich-Böll- Stiftung wird ins Leben gerufen.

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