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  Kafka, franz - das schloss

KAFKA - SEIN LEBEN UND SEINE WERKE SEIN LEBEN Franz Kafka kam am 3. Juli 1883 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Hermann Kafka und seiner Frau Julie, geborene Löwy, in Prag zur Welt. Er war der Älteste von sechs Kindern (Elli, Valli, Ottla, Heinrich und Georg), wobei seine zwei Brüder schon im Säuglingsalter starben. Die Eltern vernachlässigten durch das väterliche Geschäft (Gelanteriewaren) ihren kleinen Sohn, der ständig wechselndes weibliches Dienstpersonal um sich herum und daher kaum Kontakte zu männlichen Bezugspersonen hatte. Hermann Kafka ist ein hart arbeitender Aufsteigertyp, der eine cholerische Neigung aufweist. Kafkas Mutter ist zwar das genaue Gegenteil ihres Gatten, hält aber immer zu ihrem Ehemann.

Kafka verbringt die größte Zeit seines Lebens im Elternhaus. Nur kurz vor seinem Tod lebt er mit seiner Lebensgefährtin Dora Diamant zusammen. Kafkas Verhältnis zu Frauen war problematisch; er war zweimal verlobt, löste jedoch beide Male die Verbindung und ab 1920 quälte ihn eine unerfüllte Liebe zu Milena Jesenska, die auch seine Werke übersetzte. 1923 eroberte Dora Diamant sein Herz. Kafka, ein Mann von eher zarter Statur, studierte an der Universität Prag Jus und arbeitete danach für die Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt als Versiche-rungsjurist. 1922 wurde Kafka von der Firma pensioniert.

Ab 1902 verband Kafka eine tiefe Freundschaft zu Max Brod; sie besuchten gemein-sam die literarischen Salons von Prag. Zu ihrem Freundeskreis gehörten Oskar Baum, G. Meyrink, Ernst Weiß und Franz Werfel. Da Kafkas autoritärer Vater kein Verständnis für die Schriftstellerei seines Sohnes zeigte und Kafka unter seinem Job litt, da er seine Vielfältigkeit nicht entwickeln konnte, versuchte sein bester Freund und Nachlassverwalter M. Brod ihn so weit wie möglich zu unterstützen. (Brief an seinen Vater, 1919, siehe unten) Die Tuberkulose-Erkrankung 1917 verschaffte Kafka den Freiraum, den er für sein Schreiben benötigte.

Trotz testamentarischer Verfügungen, in denen Kafka seinen Freund bat, seine Werke zu vernichten, veröffentlichte dieser nach Kafkas Tod die Romanfragmente "Der Prozess" (1925, entstanden 1914/15), "Das Schloss" (1926, entstanden 1922) und "Amerika" (= "Der Verschollene" - Kafkas Originaltitel) (1927) sowie veröffentlichte Brod Kafkas "Gesammelte Schriften" (1935-1937). Zu Lebzeiten wurde Kafka kaum beachtet, trotzdem schaffte er es wie kaum ein an-derer Autor dieser Epoche, die Bedrohung des einzelnen Menschen in einer zuse-hends technisierten und anonymen bürokratischen Welt zu gestalten. In schmucklos-präziser Sprache schildert er - in Umkehrung des klassischen Bildungsromans - die Schicksale von ,Helden', die sich einer zynischen Umwelt gegenübersehen, an der sie, befangen in Hilflosigkeit und Ohnmacht, trotz großer menschlicher Anstrengun-gen fatal scheitern. Kafka übernahm aus dem jüdisch-christlichen Denken die Motive von Schuld und Sühne sowie Opfer und Erlösung und gestaltete somit in seinen Parabeln und Erzäh-lungen den Einbruch irrationaler Macht ins Leben (1916, "Die Verwandlung") Das Adjektiv "kafkaesk" ist als Bezeichnung für derart grotesk-absurde Situationen in alle Kultursprachen der Welt eingegangen. Mit nur 41 Jahren stirbt Kafka in einem Sanatorium bei Wien an seiner Tuberkulose-Erkrankung. Kafka ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Prosa-Autoren des 20.

Jahr-hunderts. SEINE WERKE ð Betrachtung ð Ein Landarzt ð Ein Hungerkünstler - Vier Geschichten ð In der Strafkolonie ð Die Verwandlung ð Der Jäger Gracchus ð Das Schweigen der Sirenen ð Brief an den Vater ð Blumfeld, ein älterer Junggeselle ð Der Prozess ð Das Schloss ð Das Urteil Mit dem folgendenden Werk Kafkas möchte ich das radikale Verhältnis zwischen seinem Vater und Kafka selbst verständlich machen. Diese schwierige Beziehung prägt die Gedanken Kafkas und ist für alle seine Werke essentiell. Deshalb bin ich der Ansicht, dass es von großer Bedeutung ist, die Intimsten Gedanken Kafkas zu-sätzlich in meiner Arbeit zu erwähnen. KAFKAS BRIEF AN DEN VATER1 Liebster Vater, Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor dir. Ich wusste dir, wie gewöhnlich, nichts zu antworten, zum Teil eben aus Furcht, die ich vor dir habe, zum Teil deshalb, weil zur Begründung dieser Furcht zu viele Ein-zelheiten gehören, als dass ich sie im Reden halbwegs zusammenhalten könnte.

Und wenn ich hier versuche, dir schriftlich zu antworten, so wird es doch nur sehr unvollständig sein, weil auch im Schreiben die Furcht und ihre Folgen mich dir ge-genüber behindern und weil die Größe des Stoffs über mein Gedächtnis und meinen Verstand weit hinausgeht. Dir hat sich die Sache immer sehr einfach dargestellt, wenigstens so weit du vor mir und, ohne Auswahl, vor vielen andern davon gesprochen hast. Es schien dir etwa so zu sein: du hast dein ganzes Leben lang schwer gearbeitet, alles für deine Kinder, vor allem für mich geopfert, ich habe infolgedessen "in Saus und Braus" gelebt, habe vollständige Freiheit gehabt zu lernen was ich wollte, habe keinen Anlass zu Nah-rungssorgen, also zu Sorgen überhaupt gehabt; du hast dafür keine Dankbarkeit ver-langt, du kennst "die Dankbarkeit der Kinder", aber doch wenigstens irgendein Ent-gegenkommen, Zeichen eines Mitgefühls; stattdessen habe ich mich seit jeher vor dir verkrochen, in mein Zimmer, zu Büchern, zu verrückten Freunden, zu überspannten Ideen...während ich für dich keinen Finger rühre (nicht einmal eine Theaterkarte brin-ge ich dir), tue ich für Freunde alles.


Fasst du dein Urteil über mich zusammen, so ergibt sich, dass du mir zwar etwas geradezu Unanständiges oder Böses nicht vor-wirfst (mit Ausnahme vielleicht meiner letzten Heiratsabsicht), aber Kälte, Fremdheit, Undankbarkeit. Und zwar wirfst du es mir so vor, als wäre es meine Schuld, als hätte ich etwa mit einer Steuerdrehung das Ganze anders einrichten können, während du zu gut zu mir gewesen bist. ... Du könntest, wenn du meine Begründung der Furcht, die ich vor dir habe, über-blickst, antworten: "du behauptest, ich mache es mir leicht, wenn ich mein Verhältnis zu dir einfach durch dein Verschulden erkläre, ich aber glaube, dass du trotz äußerli-cher Anstrengung es dir zumindest nicht schwerer, aber viel erträglicher machst.

Zu-erst lehnst auch du jede Schuld und Verantwortung von dir ab, darin ist also unser Verfahren das Gleiche. Während ich aber dann so offen, wie ich es auch meine, die alleinige Schuld dir zuschreibe, willst du gleichzeitig ,übergescheit' und ,überzärtlich' sein und auch mich von jeder Schuld freisprechen. ... es ergibt sich zwischen den Zeilen trotz aller ,Redensarten' von Wesen und Natur und Gegensatz und Hilflosig-keit, dass eigentlich ich der Angreifer gewesen bin, während alles, was du getrieben hast, nur Selbstwehr war.

.. ... Darauf antworte ich, dass zunächst dieser ganze Einwurf, der sich zum Teil auch gegen dich kehren lässt, nicht von dir stammt, sondern eben von mir.

So groß ist ja nicht einmal dein Misstrauen gegen andere, wie mein Selbstmisstrauen, zu dem du mich erzogen hast. Eine gewisse Berechtigung des Einwurfs, der ja auch noch an sich zur Charakterisierung unseres Verhältnisses Neues beiträgt, leugne ich nicht. So können natürlich die Dinge in Wirklichkeit nicht aneinander passen, wie die Beweise in meinem Brief, das Leben ist nicht mehr als ein Geduldspiel; aber mit der Korrektur, die sich durch diesen Einwurf ergibt, einer Korrektur, die ich im Einzelnen weder aus-führen kann noch will, ist meiner Meinung nach doch etwas der Wahrheit so sehr An-genähertes erreicht, dass es uns beide ein wenig beruhigen und Leben und Sterben leichter machen kann. Franz LITERARISCHES UMFELD UND FREUNDE Max Brod2 Max Brod wurde in seinen dichterischen Anfängen hauptsächlich von Schopenhauer beeinflusst. Dadurch entstanden zwei Novellenbände und der abschließende ex-pressionistische Roman Schloss Nornepygge (Berlin 1908), der zwar in späteren Zei-ten von Brod abgelehnt wurde, aber im literarischen Kreis (z.B.

: von Kurt Hiller) als ein herausragendes und bedeutendes Werk gehuldigt wurde. Das brachte Max Brod einen Namen in der literarischen Welt ein. Für Max Brod kann der Mensch nur mit Hilfe seines Willens den kausalen Zusammenhang zwischen Sünde und Tat beherrschen sowie überwinden. Wie schon bei anderen Schriftstellern müssen die Protagonisten in solchen Werken durch Bewährungsproben diesen Zustand erkämpfen. Im historischen Roman Reubeni, Fürst der Juden (Leipzig 1925) stellt Brod dann die kritische Frage nach Sinn und Zweck der Sünde, da sich der Protagonist Reubeni der Sünde zur Erreichung eines edlen Zweckes bedienen will. Max Brod war Kafkas engster Freund sowie schon erwähnt sein Nachlassverwalter.

Brod hätte aufgrund Kafkas Wunsch die geschriebenen Werke vernichten sollen, dieser aber weigerte sich und veröffentlichte die "geerbten" Werke Kafkas. Somit ret-tete Max Brod einige der wichtigsten literarischen Werke der Modernen. (des Ex-pressionismus) Oskar Baum3 Der Erzähler und Dramatiker, Oskar Baum, wurde am 21. Januar 1883 in Böhmen geboren und verstarb im März 1941 in Prag. Wie Kafka und Brod gehörte auch er zum Prager Kreis an. Trotz Erblindung im Alter von elf Jahren, absolviert er eine Ausbildung als Musikreferent.

Später arbeitet er zusätzlich als Organist und Klavierlehrer. Kurz bevor seine Frau durch die Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt und dort ermordet wird, stirbt Oskar Baum in Folge einer Operation. ZITATE Kafka über Bücher5 "Ich glaube, man sollte überhaupt nur Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." Kafka über das Wesen und die Aufgabe des Dichterischen6 "Der Dichter hat die Aufgabe das isolierte Sterbliche in das unendliche Leben, das Zufällige in das Gesetzmäßige hinüberzuführen.

" Kafka über das Unzerstörbare7 "Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen in etwas Unzerstörba-res in sich, wobei sowohl das Unzerstörbare als auch das Vertrauen ihm dauernd verborgen bleiben können." Kafka über die Kunst8 "Die Kunst ist wie eine Uhr, die vorgeht (manchmal)" KAFKAS BETRACHTUNGEN ÜBER SÜNDE, LEID, HOFFNUNG UND DEN WAHREN KRIEG4 Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist, sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen, als began-gen zu werden. Es gibt zwei menschliche Hauptsünden, aus welchen sich alle andern ableiten: Un-geduld und Lässigkeit. Wegen der Ungeduld sind sie aus dem Paradies vertrieben worden, wegen der Lässigkeit kehren sie nicht mehr zurück. Vielleicht aber gibt es nur eine Hauptsünde: die Ungeduld.

Wegen der Ungeduld sind sie vertrieben wor-den, wegen der Ungeduld kehren sie nicht mehr zurück. Der entscheidende Augenblick der menschlichen Entwicklung ist immer während. Darum sind die revolutionären geistigen Bewegungen, welche alles Frühere für nich-tig erklären, im Recht, denn es ist noch nichts geschehen. Eines der wirksamsten Verführungsmittel des Bösen ist die Aufforderung zum Kampf. Verschiedenheit der Anschauungen, die man etwa von einem Apfel haben kann: die Anschauung des kleinen Jungen, der den Hals strecken muss, um noch knapp den Apfel auf der Tischplatte zu sehn, und die Anschauung des Hausherrn, der den Apfel nimmt und frei dem Tischgenossen reicht. Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben.

Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar. Man schämt sich nicht mehr, sterben zu wollen; man bittet, aus der alten Zelle, die man hasst, in eine neue gebracht zu werden, die man erst hassen lernen wird. Ein Rest von Glauben wirkt dabei mit, wäh-rend des Transportes werde zufällig der Herr durch den Gang kommen, den Gefan-genen ansehen und sagen: "Diesen sollt ihr nicht wieder einsperren. Er kommt zu mir." Lass dich vom Bösen nicht glauben machen, du könntest vor ihm Geheimnisse ha-ben. Das Glück begreifen, dass der Boden, auf dem du stehst, nicht größer sein kann, als die zwei Füße ihn bedecken.

Wie kann man sich über die Welt freuen, außer wenn man zu ihr flüchtet? Verstecke sind unzählige, Rettung nur eine, aber die Möglichkeiten der Rettung wie-der so viele wie Verstecke. Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. Es gibt kein Haben, nur ein Sein, nur ein nach letztem Atem, nach Ersticken verlan-gendes Sein. Früher begriff ich nicht, warum ich auf meine Frage keine Antwort bekam, heute be-greife ich nicht, wie ich glauben konnte, fragen zu können. Aber ich glaubte ja gar nicht, ich fragte nur. Der Weg ist unendlich, da nichts abzuziehen, nichts zuzugeben und doch erhält jeder noch sein eigene kindliche Elle daran.

"Gewiss, auch diese Elle Wegs musst du noch gehen, es wird dir nicht vergessen werden." Noch spielen die Jagdhunde im Hof, aber das Wild entgeht ihnen nicht, so sehr es jetzt schon durch die Wälder jagt. Das Wort "sein" bedeutet im Deutschen beides: Dasein und Ihmgehören. Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu etwas Unzerstörba-rem in sich, wobei sowohl das Unzerstörbare als auch das Vertrauen ihm dauernd verborgen bleiben können. Eine der Ausdrucksmöglichkeiten dieses Verborgenblei-bens ist der Glaube an einen persönlichen Gott. Es bedurfte der Vermittlung der Schlange: das Böse kann den Menschen verführen, aber nicht Mensch werden.

Man darf niemanden betrügen, auch nicht die Welt um ihren Sieg. Theoretisch gibt es eine vollkommene Glücksmöglichkeit: An das Unzerstörbare in sich glauben und nicht zu ihm streben. Der Geist wird erst frei, wenn er aufhört, Halt zu sein. Das Schloss Entstehung9 Das Werk "Das Schloss" wurde im Jahre 1926 von Kafkas Nachlassverwalter und Freund Max Brod herausgegeben, 1935 erschien eine weitere Ausgabe und 1982 eine eher kritischere. Es wird vermutet, dass Kafka mit diesem Werk im Februar 1922 begonnen hat, da er Max Brod am 15. März 1922 das erste Kapitel vorgelesen hat.

Das Abbruchdatum kann durch einen Brief an Brod genauer datiert werden. In dem Brief schreibt Kafka, dass er aufgrund seines "Zusammenbruchs", den er Anfang September 1922 erlitt, nicht Imstande sei, das Werk zu vollenden. THEMA Das Thema des Buches handelt hauptsächlich von der aussichtslosen Auseinander-setzung mit Autoritäten und der Beschreibung von schwierigen Beziehungen zu Frauen, aber auch vom Zugang zu einer höherstehenden Macht eines danach stre-benden Menschen. GATTUNG, AUFBAU Gattung Das Werk "Das Schloss" gehört zur Gattung der Romane. Ein Roman ist eine der formenreichsten und wandlungsfähigsten epischen Dichtarten. Aufbau Das Werk wird in 20 Kapitel sowie einem Anhang, der Fragmente, die vom Autor ge-strichenen Stellen sowie Nachwörter von Max Brod zu jeder einzelnen Ausgabe (1926, 1935, 1982) beinhaltet.

"Das Schloss" weist einen linearen Erzählaufbau auf und der Erzählbericht wird aus der Perspektive der aufmerksam-beobachtenden Hauptperson in personaler Erzähl-weise verwendet. Je weiter die Handlung fortläuft, desto mehr distanziert sich der Erzähler vom Helden. Häufig in Form von inneren Monologen wird die erlebte Rede verwendet. Durch un-natürliche Zeitverhältnisse und die Darstellung einer vollkommen übertriebenen Bü-rokratie in einem kleinen Dorf sowie die durch die Gehilfen, die vom Schloss zuge-wiesen werden und als Hindernis für alle Aufgaben dienen sollen, aber auch durch das ständige Bemühen, das K. durch endlose Gespräche und Reflexionen verdeut-licht, erkennt man den grotesken (eigen-artigen) Erzählstil. Das im Werk häufigste Stimmungs- und Landschaftsbild sind die winterliche Schnee-landschaft und die vorherrschende Dunkelheit in der Natur sowie in den Räumen.

Die Einrichtung der Räume wird von Kafka als ekelerregend dargestellt. Kafkas Werk "Das Schloss" beginnt mit einem offenen Anfang und endet mit einem offenen Ende. Wird aber von Max Brod durch mündliche Überlieferung Kafkas vollendet. KULTUREPOCHE10 Da der Roman nach der Jahrhundertwende (1900) erschienen ist gehört er zur Kul-turepoche der Modernen, jedoch spalten sich hier die Meinungen, da man Kafka auch in den Expressionismus einordnen kann. SPRACHE Franz Kafka verwendet in seinem Roman eine leicht verständliche und einfache Sprache. Sein Stil ist klar und realistisch, dabei aber auch kunstvoll, prägnant und von unaufdringlicher Originalität.

ERZÄHLTECHNIK Kafkas Sprache und Schreibstil in diesem Roman erinnert eher an einen nüchternen, protokollierenden Bericht. Dabei geht jedoch das geheimnisvolle, "erschreckend Schöne" an der Geschichte keineswegs verloren. Bei Kafkas Texten handelt es sich meistens um Parabeln, d.h.: es handelt sich um lehrreiche Erzählungen, deren Bildebene entschlüsselt werden muss und die ihre allgemeine moralische Wahrheit anhand eines Beispiels verdeutlichen. HAUPTFIGUR K.

Die Hauptfigur steht im Vordergrund des Geschehens. Die Benennung des Helden wird auf nur einen Buchstaben reduziert, dadurch wird eine gewisse Art der Anonymi-tät hervorgerufen. Zu K. werden nur wenige Hintergrundinformationen gegeben: Er hat sein "Weib und Kind" zurückgelassen und ist nach einer "endlosen Reise" im Dorf ohne große Reichtümer und nur ärmlicher Kleidung angekommen. K. versucht trotz aussichtslosen Kampf ins Schloss zu gelangen und als Landvermesser von den Dorfbewohnern anerkannt zu werden.

K. ist jedoch gegenüber allen Dorfbewohnern teilweise sehr rücksichtslos, da er die-se nur nach ihrer Nützlichkeit, ihm den Weg zum Schloss oder zu Klamm eröffnen zu können, beurteilt. Der Hauptdarsteller wird aufgrund seines ständigen "im Weg seins" und wegen "des-sen man immerfort Scherereien hat" vom Dorf ausgegrenzt. Anfangs fühlt sich K. den Dorfbewohnern und der Herrschaft des Schlosses überlegen, am Ende jedoch unter-liegt er der Gewalt der Vorstellungen, die man sich im Dorf vom Schloss macht, und seiner eigenen zunehmenden Ehrfurcht vor der Bürokratie des Schlosses. Seine immer mehr fortwährende Müdigkeit ist ein absehbares Zeichen für sein kom-mendes Scheitern.

K. wird am Ende nicht mehr als Landvermesser gebraucht und damit demonstriert K. die Sinnlosigkeit menschlicher Existenz. INHALT Spät abends kommt K. in einem Dorf an, da es schon spät ist, möchte er sich in einer Wirtsstube ausruhen, jedoch stören einige sich dort aufhaltende Bauern seinen Schlaf. K.

hört verwirrt zu wie der Sohn eines Schlosskastellans ihm erklärt, dass das Dorf einem Schloss untersteht und K. daher eine gräfliche Aufenthaltserlaubnis benötigt. Der Fremde behauptet daraufhin, dass der Graf selber ihn als Landver-messer her kommen hat lassen. Am nächsten Tag macht sich K. auf den Weg zum Schloss, er kommt aber aufgrund von Schneefällen und endlosen Wegen nicht an sein Ziel. Erschöpft findet K.

ins Wirtshaus zurück, dort trifft er auf zwei Gehilfen, die ihm vom Schloss für seine Vermessungen zugeteilt worden sind. Sie erinnern ihn an Clowns und haben vom Landvermessen keine Ahnung. Ein Bote namens Barnabas überbringt K. einen Brief von Klamm, einem hohen Schlossbeamten: Er, K., sei, wie er wisse, "in herrschaftliche Dienste aufgenommen". Als sein unmittelbarer Vorgesetzter wird der Gemeindevorsteher bezeichnet.

Längst ist die Nacht hereingebrochen. K., der eigentlich noch ins Schloss hinauf woll-te, landet im Herrenhof. In diesem Wirtshaus residieren gelegentlich die Beamten vom Schloss. K. begegnet dort dem Schankmädchen Frieda, der Geliebten Klamms.

Er begehrt sie, Frieda gibt sich ihm vor der Zimmertür Klamms hin. Den folgenden Tag verbringen sie schlafend in K.s Zimmer. Am nächsten Morgen seines Daseins, begibt sich K. zum Gemeindevorsteher. Der erklärt ihm, man brauche im Dorf keinen Landvermesser; ob je einer berufen worden sei, lasse sich nicht mit Sicherheit sagen.

Gardena, die Wirtin, eine ehemalige Geliebte Klamms, enthüllt K. wenig später ihre Lebensgeschichte. Inzwischen wird K. vom Gemeindevorsteher zum Schuldiener ernannt. Früh bricht die vierte Nacht herein. Im "Herrenhof" entdeckt K.

den Kutscher, der auf Klamm wartet. K. gleitet in dessen Wagen und trinkt berauscht ebenfalls von dessen Cognac. Auf dem Rückweg überreicht ihm Barnabas einen Brief vom Schloss: Man sei mit K.s Arbeiten und seinen Gehilfen zufrieden. Verwirrt ersucht K.

schriftlich um eine Unter-redung mit Klamm, begibt sich zu Frieda ins Schulhaus und führt dort am nächsten Morgen eine Auseinandersetzung mit ihr. K. will unbedingt im Dorf bleiben, um über Klamm ins Schloss zu gelangen, Frieda möchte auswandern, da sie Klamm vergessen möchte. Der fünfte Abend bricht herein. K. hat, entgegen Friedas Wünschen, die Gehilfen ent-lassen.

Er begibt sich zur verachteten Familie der Barnabas: Ungeduldig erwartet er neue Nachrichten von Klamm. Olga, die Schwester des Barnabas, erzählt ihm, wa-rum die Familie vom Dorf verachtet wird. Amalia, ihre Schwester, hat sich eines Tages dem vulgären Ansinnen eines Schloss-beamten widersetzt. Das Dorf hat daraufhin ihre Familie mit schneidender Verach-tung gestraft. Die Eltern, um ihre angebliche Schuld abzutragen, haben ihr Vermögen auf Behördengängen verbraucht, auf Bittgängen sind sie tödlich erkrankt; Olga setzt ihre Bittgänge auf anderer Ebene fort. Sie gibt sich regelmäßig einen Haufen Schlossknechten hin; Barnabas verrichtet Botendienste, nutzlose vermutlich, denn das Schloss hat ihn nie zum Boten berufen.

Je leidenschaftlicher Olga vor K. das Geheimnis des Schlosses zu entziffern ver-sucht, desto mehr zieht sich das Schloss ins Geheime zurück. Nur Amalia möchte vom Schloss noch immer nichts wissen; selbstbewusst, obgleich vergeblich, kämpft sie gegen die Flut der Leiden an, die durch sie über die Familie hereingebrochen ist. Es ist spät geworden. Frieda hat inzwischen K. verlassen, ist zum Herrenhof zurück-gekehrt.

K. wird vom Sekretär Erlanger zu einem Verhör dorthin eingeladen. Dort trifft er auf Frieda und versucht vergeblich sie zurückzugewinnen. Für sie ist es jedoch eine unerträgliche Schande, die K. ihr durch den Besuch bei der Barnabas Familie angetan hat. Todmüde fällt K.

in das Zimmer eines Sekretärs, dessen Namen Bürgel ist. Durch das "Hereinplatzen" K.s, wacht dieser aus seinem Schlaf auf. Daraufhin offenbart ihm Bürgel aus Dankbarkeit, dass jede Bitte, in solch unerwarteter Situation vom Amt er-füllt wird. K. kommt aber leider nicht dazu, da er vor Müdigkeit und Erschöpfung ein-schläft.

Daraus reißt ihn Erlanger, der ihm eröffnet, er habe Frieda mit Rücksicht auf Klamm freizugeben. Benommen vor Müdigkeit schaut K. dann den Akten verteilenden Schlossdienern zu; es stellt sich heraus, dass seine Gegenwart Ursache unendlicher Komplikationen bei der Verteilung ist. Nach tiefem Schlaf, in den er frühmorgens fällt, erwacht K. erst am nächsten Tag. Pepi, das Zimmermädchen, das Frieda vertreten hat, schlägt ihm vor, bei ihr zu woh-nen.

Aber auch Gerstäcker will nun K. bei sich haben, da er beim Sekretär geschla-fen hatte. Laut Max Brod, der den unvollendeten Roman aus dem Nachlass veröffentlicht hat, sollte der entkräftete K. am siebten Tag vom Tod ereilt werden, just in dem Augen-blick, da vom Schloss die Nachricht eintrifft, er dürfe im Dorf leben und arbeiten. INTERPRETATION K. ist ein Reisender.

Er kommt von weit her und hat aus freiem Willen diese endlose Reise zu diesem verlassenen Ort unternommen. Er ist sich auch bewusst, dass er sich in einem Dorf "niedergelassen" hat, welches von einem Schloss unterdrückt wird. Seine spätere Geliebte Frieda ist sich ebenfalls dieser Tatsache bewusst und das ist einer der Gründe warum sie mit K. aus dem Dorf flüchten möchte. Mit dem ursprünglichen Wunsch, nicht für immer bleiben zu wollen, kommt der Land-vermesser in dem Dorf an. Erst im Laufe der Tage kommt er zu der Erkenntnis, dass er, wenn er einen effizienten Kampf gegen das Schloss führen möchte, sich für län-gere Zeit niederlassen muss.

Für K. ist dies ein widerwilliges Zugeständnis, welches durch die wachsende Einsicht hervorgerufen wird, wie klein für ihn doch die Möglichkeit eigentlich ist, das Schloss jemals betreten zu dürfen. Zu Beginn spielt es für ihn keine Rolle, ein Mitglied der Gemeinde zu werden, da er hofft, das Schloss im direkten Vorstoß zu stürmen. Zu-erst durch einen Marsch, gefolgt mit einem Schlitten. Wäre er erfolgreich gewesen, hätte er nie ein so starkes Bedürfnis, in dem Dorf zu bleiben, entwickelt. Daher ließ er kein Mittel aus, auf möglichst einfache und rasche Weise ins Schloss zu gelangen.

Den Brief, den K. von Klamm erhält, fasst der Land-vermesser als sehr vieldeutig auf, da ihm zwar Stellen angeboten werden, wo er aber lediglich nur als kleiner Arbeiter angesprochen wurde. Er erkennt dieses Angebot als seine Möglichkeit über Umwege ins Schloss zu gelan-gen und entschließt sich somit, den Beruf eines Dorfarbeiters auszuüben. Zeitgleich erkennt der Landvermesser, dass die Gefahr besteht, da er mit der Zeit auf das Ni-veau eines Arbeiters absinkt. Durch Frieda, der Geliebten Klamms, erhält K. eine neue Möglichkeit.

Er begreift, dass er die Position als Gemeindemitglied nicht mit der Position des Landvermessers gleichsetzen kann. Er will nicht nur als Landvermesser ernannt werden, sondern auch wirkliche Arbeit als Vermesser ausüben. Für das Schloss kommt das aber nicht in Frage, da ein Landvermesser die Gebiete absteckt, die vorher noch nie abgesteckt wurden; und eine derartige Tätigkeit würde auf einen ernsthaften Angriff auf das Schloss hinauslaufen. Die Richtungen und Entfernungen sind im Dorf immer unbestimmt und veränderlich, Wege scheinen auf den Berg hinaufzuführen, um dann wieder abzubiegen und das alles nur als notwendiger Schutz für das Schloss. Wenn die Straßen an das Ziel füh-ren würden, dann wäre das Schloss nicht mehr unzugänglich. Der Beruf des Landvermesser umfasst daher viel mehr als ein "Sich-Niederlassen" in einem Dorf, welches die Gesellschaft repräsentiert.

Wenn nun ein Heim, ein Beruf, und die Gemeindemitgliedschaft (Aussage Max Brods) der rechte Weg sei, so würde K., der Fremde, ein gewisses leidenschaftliches Sehnen verspüren, die Dorfbewoh-ner beneiden. Er will sie allerdings nicht beneiden, wieso sollte er auch. Das beste Beispiel: Amalia An ihr sieht man wie die Unterdrückten Dorfbewohner sich zum Anwalt der Unterdrü-cker machen. Daran erkennt man, wie unterdrückte Menschen ihre Frustrationen an noch Schwächeren auslassen. Die Groteske erreicht ihren Höhepunkt, wie die Unschuldigen die um Verzeihung bit-ten, die ihnen Böses angetan haben.

Aber man sieht auch wie die Unterdrückten schon lange nicht mehr "normal" denken können. Statt das Dorf zu verlassen, suchen sie krampfhaft nach ihrer Schuld, obwohl sie un-schuldig sind. Dass sie schuldlos sind, wird vom Schloss auch noch zugegeben. Nur können weder die Barnabas, noch die restlichen Dorfbewohner erkennen, dass mit ihnen ein schlechter Scherz getrieben wurde - diese Aktion entwickelt ein Eigenle-ben. (starke Parallelen zu Jugend Kafkas) Am faszinierenden Schleier der, hinter den sich die (scheinbare) Autorität versteckt, weben die Dorfbewohner bis zur Selbstverstrickung weiter. Ihre Beziehungen unter-einander ermangeln schon seit langer Zeit an Freiheit und Spontaneität.

Sie sehen die anderen Personen nur mehr als Spiegelbilder einer sich ihnen andauernd entzie-henden Autorität. Diese Autorität entzieht sich nicht unabsichtlich den Bewohnern (Beispiel Straße zum Schloss): Nur durch die Unantastbarkeit können die unsinnigen Machtansprüche auf-recht erhalten werden. Denn dass die Würde und Autorität im Schloss schon an dem Grenzpunkt angelangt ist, der sich, da die Schlossordnung ein System der Triebun-terdrückung ist, schon selbst gefährdet, erkennt man an den Dienern, an Sordini, Nachtverhöre der Sekretäre und an K., der die Aktenverteilung stört, da die leidende "Naturwahrheit" K.s so destruktiv für die Beamten ist. Es zeigt sich auch in dem, dass das Schloss von der Ferne zwar souverän, aber von der Nähe einer Ruine gleicht.

Es schimmert in den Roman die leise Hoffnung durch, dass doch der Leser das "Sys-tem der Abhängigkeiten" erkennen möge, um an seinem Untergang mitwirken zu können. Deutung Die Hauptperson versucht an ein Ziel zu gelangen - ins Schloss zu gelangen und etwas zu erreichen - scheitert aber, zum Teil an eigenen Unzulänglichkeiten, zum Teil an der Bürokratie, an dem System der Abhängigkeit, die in diesem Dorf herrscht. ,,Im Schloss" geht es auch um die Wegsuche ins rechte Leben, um die Suche nach dem Sinn und Ziel des Lebens - Doch dieses Leben ist nur ein Scheitern der Men-schen. Man kann annehmen, dass der K. ,,im Schloss" für Kafka im Leben steht, da Kafka selbst ein ,,zerrissener" Mann war, auf der Suche nach dem Sinn und dem Ziel des Lebens. TEXTPROBEN Das erste Kapital11 Es war spätabends als K.

ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schlossberg war nichts zu sehn, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloss an. Lange stand K. auf der Holzbrücke die von der Landstraße zum Dorf führt und blickte in die scheinbare Leere empor. Dann ging er ein Nachtlager suchen; im Wirtshaus war man noch wach, der Wirt hat-te zwar kein Zimmer zu vermieten, aber er wollte, von dem späten Gast äußerst ü-berrascht und verwirrt, K.

in der Wirtsstube auf einem Strohsack schlafen lassen, K. war damit einverstanden. Einige Bauern saßen noch beim Bier aber er wollte sich mit niemandem unterhalten, holte selbst den Strohsack vom Dachboden und legte sich in der Nähe des Ofens hin. Warm war es, die Bauern waren still, ein wenig prüfte er sie noch mit den müden Augen, dann schlief er ein. Aber kurze Zeit darauf wurde er schon geweckt. Ein junger Mann, städtisch angezo-gen, mit schauspielerhaftem Gesicht, die Augen schmal, die Augenbrauen stark, stand mit dem Wirt neben ihm.

Die Bauern waren auch noch da, einige hatten ihre Sessel herumgedreht um besser zu sehn und zu hören. Der junge Mann entschuldig-te sich sehr höflich K. geweckt zu haben, stellte sich als Sohn des Schlosskastellans vor und sagte dann: "Dieses Dorf ist Besitz des Schlosses, wer hier wohnt oder ü-bernachtet, wohnt oder übernachtet gewissermaßen im Schloss. Niemand darf das ohne gräfliche Erlaubnis. Sie aber haben eine solche Erlaubnis nicht oder haben sie wenigstens nicht vorgezeigt." K.

hatte sich halbaufgerichtet, hatte die Haare zurechtgestrichen, blickte die Leute von unten her an und sagte: "In welches Dorf habe ich mich verirrt? Ist denn hier ein Schloss?" "Allerdings", sagte der junge Mann langsam, während hier und dort einer den Kopf über K. schüttelte, "das Schloss des Herrn Grafen Westwest." "Und man muss die Erlaubnis zum Übernachten haben?" fragte K., als wollte er sich davon überzeugen, ob er die früheren Mitteilungen nicht vielleicht geträumt hätte. Das neunzehnte Kapitel12 Dann aber gab es Fälle, ein oder zwei, wo er freilich alle Versuche aufgab, aber auch hier glaubte K., dass es nur ein scheinbares Aufgeben oder zumindest ein Aufgeben aus berechtigten Gründen sei, denn ruhig ging er weiter, duldete ohne sich umzuse-hen den Lärm des benachteiligten Herrn, nur ein zeit weises länger dauerndes Schließen der Augen zeigte, dass er unter dem Lärm litt.

Doch beruhigte sich dann auch allmählich der Herr; so wie ununterbrochenes Kinderweinen allmählich in immer vereinzelteres Schluchzen übergeht, war es auch mit seinem Geschrei, aber auch nachdem er schon ganz still geworden war, gab es doch wieder noch manchmal ei-nen vereinzelten Schrei oder ein flüchtiges öffnen und Zuschlagen jener Tür... ...

Nun endlich - sie waren schon wieder in dem stillen weißen Hof, wo einige Schlit-ten warteten - erfuhr K. allmählich, worum es sich handelte. Weder der Wirt noch die Wirtin konnten begreifen, dass K. etwas Derartiges zu tun hatte wagen können. "Aber was hatte er denn getan?" Immer wieder fragte es K., konnte es aber lange nicht er-fragen, weil die Schuld den beiden allzu selbstverständlich war und sie daher an sei-nen guten Glauben nicht im entferntesten dachten.

Nur sehr langsam erkannte K. alles. Er war zu Unrecht in dem Gang gewesen, ihm war im allgemeinen höchstens und auch dies nur Gnadenweise und gegen Widerruf der Ausschank zugänglich. War er von einem Herrn vorgeladen, musste er natürlich am Ort der Vorladung erschei-nen, sich aber immer dessen bewusst bleiben - er hatte doch wohl wenigstens den üblichen Menschenverstand? -, dass er irgendwo war, wo er eigentlich nicht hinge-hörte, wohin ihn nur ein Herr, höchst widerwillig, nur weil es eine amtliche Angele-genheit verlangte und entschuldigte, gerufen hatte. Er hatte daher schnell zu er-scheinen, sich dem Verhör zu unterziehen, dann aber womöglich noch schneller zu verschwinden. Hatte er denn dort auf dem Gang gar nicht das Gefühl der schweren Ungehörigkeit gehabt? Aber wenn er es gehabt hatte, wie hatte er sich dort herumtreiben können, wie ein Tier auf der Weide? Sei er nicht zu einem Nachtverhör vorgeladen gewesen und wisse er nicht warum die Nachtverhöre eingeführt sind? Die Nachtverhöre und hier bekam K.

eine neue Erklärung ihres Sinnes hätten doch nur den Zweck, Parteien, deren Anblick den Herren bei Tag völlig unerträglich wäre, abzuhören, schnell, in der Nacht, bei künstlichem Licht, mit der Möglichkeit, gleich nach dem Verhör alle Hässlichkeit im Schlaf zu vergessen. Das Benehmen K.'s aber habe aller Vorsichtsmaßregeln gespottet. Selbst Gespenster verschwinden gegen Morgen, aber K. sei dort geblieben, die Hände in den Taschen, so als erwarte er, dass, da er sich nicht entferne, der ganze Gang mit allen Zimmern und Herren sich entfernen werde. Und dies wäre auch dessen könne er sicher sein ganz gewiss ge-schehen, wenn es nur irgendwie möglich wäre, denn das Zartgefühl der Herren sei grenzenlos.

Keiner werde K. etwa forttreiben oder auch nur das allerdings Selbstverständliche sagen, dass er endlich fortgehen solle, keiner werde das tun, trotzdem sie während K.'s Anwesenheit vor Aufregung wahrscheinlich zittern und der Morgen, ihre liebste Zeit, ihnen vergällt wird. Statt gegen K. vorzugehen, ziehen sie es vor zu leiden, wo-bei allerdings wohl die Hoffnung mitspielt, dass K. doch endlich das in die Augen Schlagende auch werde allmählich erkennen müssen und entsprechend dem Leid der Herren selbst auch darunter bis zur Unerträglichkeit werde leiden müssen, so entsetzlich unpassend, allen sichtbar, hier auf dem Gang am Morgen zu stehen.

Ver-gebliche Hoffnung. VERFILMUNGEN13 Das Schloss, 1968 Regie: Rudolf Noelte Darsteller: Maximilian Schell Land: BRD Dieser Film fungiert lediglich als Nacherzählung der Geschichte. Noelte hat ein kar-ges, winterliches Dorf als Kulisse gewählt. Alle Elemente der Vorlage, die sich nicht eindeutig in Bilder fassen ließen, hat man einfach weggelassen. Das Schloss, 1994 Regie: Aleksei Balabanov Darsteller: Nikolai Stotski, Svetlana Pismichenko Land: Russland/Deutschland/Frankreich Eine exakte Interpretation der einzelnen Details, die in Kafkas Vorlage zu finden sind. Dem Romanfragment ist ein eigener Schluss hinzugefügt worden.

Das Schloss, 1997 (TV-Film) Regie: Michael Haneke Darsteller: Ulrich Mühe, Susanne Lothar, André Eisermann Land: Österreich/Deutschland QUELLENVERZEICHNIS Franz Kafka, 1922 bzw. 1926: Das Schloss Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 1980 Sekundärliteratur Klaus Wagebach, 1964: Kafka rororo, Reinbeck bei Hamburg, 1964 Stiasny-Bücherei, 1960: Franz Kafka; Die kaiserliche Botschaft Stiasny Verlag, Graz, 1960 Zugänge, Eine Literaturkunde ÖBV, Wien, 1997 Franz Kafka: Gesammelte Werke Eurobuch, EU, 1998 Internet Inhalte https://www.geo.uni-bonn.de/members/pullmann/kafka/index.shtml Bilder www.

google.at Franz Kafka, Max Brod, Oskar Baum

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