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  Kleider machen leute

Interpretation Joschka Fischer hat es uns vorgemacht, mit Turnschuhen und bescheidenem Äußerem war er Mitglied einer Friedensbewegung. Dann bald Politiker bei den Grünen, immer noch mit Turnschuhen jedoch mit gepflegterer Kleidung, und heute ist er einer der führenden Politiker der Europäischen Union und im Bundestag tätig, mit Krawatte und Anzug und ohne Turnschuhen. - Hier kann man bei einer Presentation in der Schule Bilder von Fischer zeigen, als Student, Politiker und heute als europäischer Spitzenpolitiker- Kleider machen halt Leute. So oder so ähnlich muss es auch Wenzel Strapinski in Gottfried Kellers -Kleider machen Leute ergangen sein. In seiner Novelle weist Keller auf drei interessante Punkte hin. Erstens: Die Eingliederung in die Gesellschaft aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes.

Als Wenzel noch schlichte, bescheidene Kleidung trug, seine Fingerkuppen noch von Nadeln zerstochen waren galt er als vaterloses Kind zur unteren Schicht. Als er jedoch Frack und teures Schuhwerk angelegt bekam wurde er plötzlich als Graf gehandelt, galt als geheimnisvoll und seine Schwächen wurden ihm als Zeichen von Klugheit und Adeligkeit angerechnet. Zweitens verweist Keller daraufhin dass hinter jedem Einzelem unerwartet viel Können und Wissen steckt, Wenzel beherrscht Tischmanieren, kann Pferdewagen Kutschen fahren, weiß sich in Gegenwart einer Dame zu benehmen. Niemand hätte dies von ihm verlangt wäre er mit schmutzigen Hosen und zerissenem Hemd gekommen. Zuletzt macht uns der österreischische Schriftsteller darauf aufmerksam dass all diese Regeln von gutem Anstand übertrieben sind. Wenzel trinkt den Wein aus Unkenntnis und Scheu langsam, schlürft die Suppe nur aus Scham gemächlich aus und redet mit seiner späteren Gattin nur aus Unwissenheit so wenig.

Dies beschreibt Keller mit einer außergewöhnlichen Ruhe, nie erscheint einem die Geschichte hektisch, zu schnellllebig oder überspitzt. Er achtete sehr darauf dass er ein klare Bild der Situation widergibt. Tut dies durch lange, genaue Beschreibungen der einzelnen Szenen und klärt uns von Überheblichkeit, Scham, Reue und mehr, oft erst sehr spät auf, was der Geschichte Spannung und einen gewissen Reiz gibt. Doch besonders auffallend ist sein etwas eigensinniger Sinn für Humor. Es ist ein leichter Humor der sich durch das ganze Buch gliedert und die zweideutigen Stellen unterstreicht. Keller lässt Wenzel Lieder von Schweinen und Säuen singen, Wenzel muss sieben Kinder in sieben Jahren zeugen und wird für kurze Zeit im Schnee frieren doch so schlimm dass er dem Tot nur im letzten Augenblick entwischen kann.

Die ganze Geschichte spielt sich in malerischer Kulisse ab, man bekommt nie das Gefühl dass einzelne Passagen unrealistisch oder übertrieben seihen, sondern man erhält die einzelnen Figuren immer als liebenswürdig in Erinnerung. Das Buch vermeidet schnelle Wendungen oder atemberaubende Details, sondern überzeugt mit seiner Ruhe und lässt uns langsam und achtsam in andere, neue Gefühle gleiten. Keller gibt einem sehr gut das Gefühl dass die Geschichte alltäglich ist. Würden wir Kellner von Wissenschaftler im normalen Gespräch von einander unterscheiden können? Wenzelt selbst redet einem ins Gewissen, macht uns auf einen großen Fehler der heutigen und damaligen Gesellschaft aufmerksam und verweist trotzdem daraufhin dass er nicht tauschen möchte. Allerdings werden auch Vorurteile vom normal Bügerlichem gegenüber der hohen Gesellschaft weggeräumt. Wenzel verliebt sich in eine Adelstochter ,er bricht die Schichten.

Dadurch wird einem einerseits Hoffnung und andererseits Tragik vermittelt. Werden jetzt unsere Träume überflüssig sein? Ist es wirklich so unbeschwerlich nicht nur die große Liebe zu finden sondern auch gesellschaftliche Regeln zu brechen? Doch dann merkt man dass Wenzel viel riskiert, viel aufs Spiel gesetzt hat. So kann man getrost sagen dass -Kleider machen Leute- ein Wechselbad der Gefühle ist, eingebettet in eine wundervolle Geschichte die sich so Tag für Tag wiederholt, aber selten so romantisch und glückselig endet.

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