Die klassik (literatur/architektur/kunst)
Literatur
Der Begriff "die klassische Zeit der deutschen Dichtung" kann in zweierlei Hinsicht definiert werden. Zum einen meint man damit die Jahrzehnte, in denen Goethe und Schiller sich nach ihrer Abkehr von Sturm und Drang der Antike zuwandten und versuchten die klare Struktur des Antiken Dramas mit den fünf Akten, die man in der Antike als "Epeisodien" bezeichnete in ihre Werke aufzunehmen.
Die Urbilder des Lebens sollen in den Ideen der Klassik in zeitlos gültiger Form dargestellt werden; der Einklang von Stoff und Idee, von Gehalt und Gestalt sollte sich in der symbolreichen Dichtung vollziehen. Das von etwa 1786-1805 dauernde Schaffen der beiden nennt man die "Hochklassik", wobei der Begriff "Weimarer Klassik" auch häufig verwendet wird. Die Eckdaten beziehen sich auf die Zeit, in der Goethe und Schiller viel miteinander korrespondierten und gelegentlich in Weimar zusammen arbeiteten. Die "Hochklassik" beginnt mit der Italienreise Goethes und endet mit dem Tod Schillers 1805 in Weimar.
Eine andere Art den Begriff der "klassischen Epoche" zu definieren ist, sie als das Neben- und Miteinander großer Künstler zu betrachten. Unter diesem Gesichtspunkt kann man die Jahrzehnte zwischen 1775 und 1830 als eine Blütezeit der deutschen Klassik bezeichnen.
Zu diesen begabten Persönlichkeiten zählt man Hölderlin, Kleist, Jean Paul und Hebel.
Seit der Renaissance und dem Humanismus war man in Deutschland um die antiken Bildungswerte bemüht und ging dabei hauptsächlich von der römischen Antike aus.
Die neue Epoche in der Begegnung mit dem antiken Geist wurde von Johan Joachim Winckelmann (1717-1768) eingeleitet.
Dichter konnten sich auf die Werke des Königsberger Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) stützen.
Er wies mit seiner "Kritik an der reinen Vernunft" (1781) das menschliche Denken in seine Grenzen. Sieben Jahre später jedoch schränkte Kant mit seiner "Kritik an der praktischen Vernunft" auch die Gefühlswelt ein.
Die Fähigkeit eines klassischen Menschen sollte also sein, seinen Vernunft und seine Gefühlswelt so in Einklang zu bringen, dass er sowohl frei ist, aber auch menschlich handelt.
Die Literatur der Klassik war also eine Mischung aus der Aufklärung und dem Sturm und Drang. Die reine Vernunft der Aufklärung und das reine Handeln nach dem Gefühl haben beide ihre Grenzen, nur mit einer gesunden Mischung aus beiden kann man, so der klassisch Denkende, frei sein und trotzdem nicht unmenschlich.
Begründer der Weimarer Klassik
Friedrich von Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Wundarztes geboren.
Er besuchte die Militärakademie und veröffentlichte 1781 "die Räuber" ein typisches Stück für den Sturm und Drang. Er übersiedelte nach Weimar und bekam 1789 mit Goethes Hilfe eine Professur für Philosophie und Geschichte in Jena. 1799 jedoch kam er nach Weimar zurück. Die ganzen zehn Jahre über war er stets mit Goethe in Kontakt geblieben. Sein letztes Werk war der Freiheitsliebende "Wilhelm Tell" in dem noch einmal die Gedanken des Sturm und Drang angeschnitten werden. Seine Werke, v.
a. die Ideendramen, sind beherrscht von einer ethisch begründeten Freiheitsidee, die den Humanitätsgedanken des deutschen Idealismus weiterentwickelt. Die philosophisch-ästhetischen Schriften, in denen er sich mit I.Kant auseinander setzt, sind ein Höhepunkt deutscher Prosa.
Seine berühmtesten Werke:
. Die Räuber (1781)
. Kabale und Liebe (1784) Sturm und Drang
. Don Carlos (1787)
. Wallenstein (1800)
. Maria Stuart (1800)
. Die Jungfrau von Orleans (1801) "Weimarer Klassik"
. Wilhelm Tell (1804)
Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater Johann Caspar Goethe war kaiserlicher Rat.
Er studierte in Leipzig und in Straßburg Jura.
Charlotte Buff, in die er sich unsterblich verliebt, wird zum Urbild in seinem Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" (1774), der ihn weltberühmt macht. Er folgt 1775 einer Einladung des jungen Herzogs Karl August nach Weimar.
Seine Italienreise 1786-1788 wendet er sich endgültig vom Sturm und Drang ab und wendet sich der klaren Form der klassischen Antike und einem humanistischen Kunstideal zu.
Er vollendet die Werke "Egmont"(1786), "Iphigenie auf Tauris"(1787) und "Torquato Tasso"(1790). Mit dem Beginn dieser Italienreise beginnt auch die "Weimarer Klassik".
Die Werke der Jahre 1794-1805 wurden durch die enge Zusammenarbeit mit Schiller geprägt.
Aus dieser Zeit stammt der klassische deutsche Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1795/96). Außerdem wandte er sich wieder "Faust" zu, dessen Materie ihn schon früher beschäftigt hatte. 1808 wurde dieser erstmals gedruckt.
Den zweiten Teil des Fausts schrieb Goethe kurz vor seinem Tod in Weimar (1832).
Von 1811-1814 dokumentierte er den Briefwechsel zwischen ihm und Schiller.
Seine berühmtesten Werke:
. Götz von Berlichingen (1772)
. Die Leiden des jungen Werther (1774)
. "Iphigenie auf Tauris"(1787)
. "Torquato Tasso"(1790)
. "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1795/96) "Klassik"
. "Faust" (1808)
. "Faust2" (1808)
Am Beispiel der Maria Stuart lässt sich die Zuwendung zur Antike ganz deutlich zeigen.
Das Stück in fünf Akten von Schiller ist nach einem Stoff in der Art des "König Ödipus", oder der "Antigone" geschrieben. Für die Komposition dieses Werkes war Schillers Streben nach der antiken Tragik entscheidend.
Um die Form der Antike zu wahren, d.h. die Regeln von Zeit, Handlungsort und Haupthandlung einzuhalten, genauso wie das Schema von Exposition, erregendes Moment, Höhepunkt, retardierendes Moment und Katastrophe nahm Schiller an der Historie "kleinere" Änderungen vor.
Er verkürzte die Dauer der Gefangenschaft der Maria Stuart, die Begegnung der beiden Frauen, und so mit der Höhepunkt in Schillers Drama, ist ebenso unhistorisch wie die Liebe von Leicester zu Maria. Er hat den umfangreichen historischen Stoff zu einem Drama von antiker Einfachheit zusammengezogen.
Die Lyrik darf in der dieser Zeit der Fülle von Dramen nicht vergessen werden.
Bekannt dürften "die Bürgschaft" (Schiller), der Erlkönig (Goethe), "Messias" (Klopstock), "Mein Vaterland" (Hölderlin) sein.
Hölderlin scheiterte wie auch schon vor ihm Kleist ("Das Käthchen von Heilbronn") an seiner Fülle von Ideen, die er in sich trug und der Wirklichkeit, die ihn umgab.
Hölderlin hatte schon früh mit Schiller Kontakt.
Er jedoch empfand den Bruch des Menschen mit dem All, seinem Weggang von der Harmonie der Natur noch schmerzlicher als Schiller.
Er fühlte sich "von Apollo geschlagen" und versank langsam in den Wahnsinn. 1843 befreite ihn dann der Tod von den 36 Jahren, in denen er völlig weg von Realität im Haus eines Schreiners lebte.
Ein Gedicht von ihm heißt:
"Der Frühling"
Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimt
Und sich die Ansicht wieder verschönt und sich
An Bergen, wo die Bäume grünen,
Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,
O! welche Freude haben die Menschen! froh
Gehn an Gestaden Einsame, Ruh' und Lust
Und Wonne der Gesundheit blühet,
Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.
Friedrich Hölderlin
Der Klassizismus
Der Name stammt vom lat. Classici, der Bezeichnung für berühmte altrömische Schriftsteller und Künstler.
Der Klassizismus war eine Gegenbewegung zu den üppigen Formen des Barocks. Die Menschen dieser Zeit hatten genug von kleinen, dicken Engeln und prächtigen Goldornamenten.
Johann Joachim Winkelmann (1717-1768) gilt als geistiger Vater des Klassizismus. Er riet den Künstlern "die edle Einfalt und stille Größe der griechischen Statuen zu studieren und nachzuahmen". Der Zeitgeschmack verlangte eine klare und einfache Formensprache. Als klassisches Vorbild galt die Antike.
Man versuchte die reine Schönheit zu bewahren.
Diese Strömung begann schon im 16. Jhdt, wurde aber als "gefrorne Antike" verspottet und erhielt neuen Auftrieb, als Pompeji 1748 ausgegraben wurde. Die Stadt wurde im Jahr 79 n. Chr. bei einem Vesuvausbruch verschüttet und in der bis zu 6 m hohen Aschen- und Bimssteinschicht hervorragend erhalten geblieben.
Die klassizistische Baukunde wirkte im Vergleich zu ihrem Vorbild, der Antike, kühl, nüchtern und tektonisch sachlich.
Die geschweiften und schwungvollen Linien des Rokoko-Ornamentes werden durch die Gerade und die Betonung der Symmetrie abgelöst. Die Grundrisse der Architektur bevorzugen wieder die strenge Symmetrieachse, den rechten Winkel und den Kreis, ebenso die Fenster und Türen ihre Bekrönungen. Beliebt ist die Front des griechischen Tempels mit kräftig gerahmtem Giebelfeld und unterstellten Säulen. Bevorzugt werden die dorische, aber auch die toskanische und die ionische Ordnung dank ihrer einfachen und klaren Gliederung: die korinthische kommt selten vor.
Die Wände der Innenräume sind oft in klare Rechteckfüllungen aufgeteilt, Türen, Fenster und Spiegel sind gerade gerahmt.
Auch die Möbel bevorzugen die gerade Form. Flächenhaftigkeit, Einfachheit und Klarheit der Umrisse werden angestrebt. Bronzebeschläge und sparsam angebrachte Vergoldungen auf neutral weißem oder schwarzem Grund sind beliebt- bunte Farben sind als geschmacklos, grob verpönt.
Im Spätklassizismus werden die Bauformen flächenhafter, leichter, zierlicher, dekorativer, aber auch trockener. Beliebt sind Bogenformen bei Türen und Fenstern. Die Vermischung der mittelalterlichen Stile setzt bereits gegen die Jahrhundertmitte ein (Ansätze zum Historismus).
In Deutschland baute C.G. Langhans zu Ehren von Herzog Karl Wilhelm Ferdinand (1788-1791) das Brandenburger Tor.
Bildhauerkunst
Die Bildhauerkunst des Klassizismus brachte eine Reihe von bekannten Denkmälern und Statuen in ganz Europa hervor. So zum Beispiel Die Nelson-Säule in London auf dem Trafalgar Square, das Kyffhäuser-Denkmal, das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar u.v.
m.
Auch wenn diese Denkmäler erst Mitte des 19.Jahrhunderts entstanden, so waren sie doch geprägt von klassizistischen Einflüssen.
Die Gebilde waren meist aus Bronze oder Kupfer.
Es galt auch hier Winkelmanns Motto: "Stille Einfalt, edle Größe", man richtete sich jedoch weniger nach der griechischen Antike, man entdeckte eher den römischen Klassizismus der Kaiserzeit neu.
Die Statuen wirkten weniger lebendig wie im Barock.
Sie erschienen oft gekünstelt und in einer bestimmten Pose erstarrt, zum Beispiel bei der Hebe von Bertel Thorvaldson.
Schon eher überzeugend, aber trotzdem noch durch den Klassizismus geprägt, stellte Christian Rauch, das aus Bronze gearbeitete Reiterdenkmal Friedrichs des Großen dar.
Der Reiter und sein Pferd erscheinen lebendig, die Haltung des Pferdes verrät einen gewissen Kampfgeist.
Ein anderes genauso gutes Beispiel ist die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. Sie entstand 1793 und stellt die Siegesgöttin dar, wie sie einen Wagen mit vier Pferden(Quadriga) lenkt.
Auch hier ist die Pose weniger statisch, als vielmehr bewegt durch den Gang der Pferde.
Wilhelmine von Cotta,
Gottlieb Schick
1802
Öl auf Leinwand, Stuttgart, Staatsgalerie
Als Beispiel aus der Kunst haben wir die "Wilhelmine von Cotta" ausgewählt, die 1802 von Gottlieb Schick gemalt wurde. Unsere Wahl fiel auf dieses Bild, weil Gottlieb Schick aus Stuttgart stammt, also Klassizismus in unserer Region.
Allgemeine Forderungen im Klassizismus an die Kunst waren:
1.) bedingungslose Nachahmung der Antike
2.) über die Kunst soll die Vernunft und nicht die Sinnlichkeit angesprochen werden
3.) Kunst ist nicht Dekoration, sonder hat erzieherische Aufgabe
4.
) der Mensch soll nicht erdhaft, sonder in "edler Gesinnung" ("edle Einfalt, stille Größe" Winkelmann) dargestellt werden.
Zur Beschreibung unseres Bildes:
Eine junge Frau sitzt auf einer quaderförmigen Steinbank im Vordergrund des Bildes. Außerdem hat sie eine Stola, die ihr wohl als Unterlage auf dem kalten Stein dient, eine kleine verzierte Beuteltasche und einen Sonnenschirm dabei. In der rechten Hälfte wird der Hintergrund durch eine dichte Wand von Laub und Ästen gebildet. Links sieht man einen Bachlauf, der von Pappeln gesäumt wird. Die Frau trägt ein taillenloses, helles, lang fließendes Kleid im Empire-Stil, der typisch für diese Zeit war.
Bezeichnend für die Klassik war auch die in dieser Zeit oft vorkommende Pose "halb sitzend, halb liegend".
Schick war sehr vom Klassizismus geprägt. Deswegen hielt er sich auch ziemlich streng an die Forderungen. Dieses Bild ist jedoch eine "schwäbische" Variante des Klassizismus. Die Frau ähnelt zwar einer antiken Göttin, wirkt aber fast sympathisch unideal (zum Beispiel durch ihre Nase).
Sie sitzt außerdem nicht in ihrem "Götterhain", sondern in einer Gartenanlage, wohl in Tübingen.
Im Hintergrund sieht man auch nicht das antike Griechenland, sondern das Neckartal, dahinter den Albtrauf.
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