Expressionismus autor: georg heym gedicht: der gott der stadt + analyse teil 2
1. Der Expressionismus (ca.1910-1925)
ex + primere = Ausdruckskunst
• Der Begriff stammt eigentlich aus der Kunst (Übertreibungen der Gestiken, Formen, Farben), hat einen Schwerpunkt in der Musik, aber auch in der Dichtung:
Ein Lyriker beschrieb den Expressionismus einst als: „Wirklichkeitszertrümmerung, als rücksichtsloses An- die- Wurzel- der- Dinge- Gehen“.
• Der Expressionismus stellt innerlich gesehene Wahrheiten und Ereignisse dar
• Unter den Expressionisten herrschte eine großes Zusammengehörigkeitgefühl, so dass sie Vereinigungen bildeten und Zeitschriften wie zum Beispiel „Der Sturm“, „Der Brenner“…herausgaben
• Die expressionistischen Ideale richten sich gegen Autorität, Industrialisierung, Enthumanisierung und Selbstzufriedenheit
• Keine Rücksicht auf Ethik und Moral
• Kennzeichnen in den Texten sind das Temperament der Ausdrucksweise, die Steigerung des Pathos (Leiden) bis zum ekstatischen (schwärmerisch/Verrückt) Schrei
• Es gibt keine einheitliche Sprache: Auffälliges in den Texten + Stilmittel:
- Sprachverknappung, Ausfall der Füllwörter, Artikel und Präpositionen, Worthäufungen, nominale Wortballungen, Betonungen des Verses, Wortneubildungen und neue Syntaxformungen sind typische expressionistische Stilmerkmale.
• Die Schriften sollen dem Leser bestimmte Eindrücke vermitteln. Z.
B.:
- Schaurig- rätselhaft, ungewöhnlich, merkwürdig, zerhackt, pessimistisch, schrecklich, absurd, erschreckend, eklig, traurig, sinnlos, viel aussagend, grausig- schön, unrealistisch …
• Die Dichter und Schreiber haben folgende Themen:
- die quälende Sorge vor dem Untergang der Menschen und dem Tod
- apokalyptische Vorstellungen, Visionen vom Krieg, von der Gnadenlosigkeit
der Großstadt (Identitätsverlust des Einzelnen in der Menge)/die Einsamkeit
des Einzelnen, Wahnsinn, Wut, Melancholie, dunkle Welten
- Unsicherheit, Unheimlichkeit und Angst werden thematisiert, bringen
düstere/grelle Farben mit ein, die ein optisches Schauen hervorrufen ebenso
Kraft und Schwung in die Texte bringen
- Viele Schriften und Gedichte spiegeln das Lebensgefühl und die Erfahrung
der Expressionisten wider:
- Sturz und Schrei, Gefühle und Realität
- Erweckung des Herzens
- Aufruf und Empörung
Von den Nationalsozialisten wurde der Expressionismus später als „entartet“ abgelehnt. Viele Werke wurden beschlagnahmt oder vernichtet.
2. Georg Heym
Sein Leben:
- geb.30.
10.1887 in Hirschberg/Schlesien gest. †16.01.1912 (ertrunken in der Havel)
- sein Vater Hermann Heym war ein autoritärer jähzorniger Mensch, der die Karriere seines Sohnes (Jurist/Offizier) bestimmt hat
- Georg Heym besuchte das Berliner Gymnasium musste dieses aber wegen schlechten Noten und eines Schülerstreichs verlassen, er wechselte auf das Friedrich-Wilhelm Gymnasium in Neuruppin wo er dann auch sein Abitur machte
- Er nahm das Jurastudium auf, absolvierte die erste Staatsprüfung und trat einen Vorbereitungsdienst an bei dem er jedoch nach drei Monaten entlassen weil er eine Grundbuchakte vernichtet hat.
- Beginnt ein Referendariat, lässt sich aber nach wenigen Monaten beurlauben möchte nie mehr in den juristischen Dienst zurückkehren.
- Heym schwankt zwischen einer Ausbildung als Offizier oder einer diplomatische Karriere
- Schreibt sich ein um die Chinesische Sprach zu erlernen
Heym dachte nie daran eine Stelle als freier Schriftsteller anzunehmen
- Im Alter von 24 Jahren lernt er seine Liebe Hildegard Krohn kennen der er einige seiner letzten Gedichte widmet
Sein Schreiben:
- Er begann bereits im Alter von 12 Jahren (1899) seine ersten Gedichte zu verfassen
- Gibt die Zeitschrift „Kreißende Sonne“ mit seinem Freund Ernst Balacke heraus
- Nach dem Abitur (1907) erscheint sein Drama „Die Athener Ausfahrt“
- Er tritt mit 23 Jahren dem expressionistischen „Neuen Club“ bei
- die Mitglieder des Clubs halfen ihm einen eigenen Stil im schreiben
zu entwickeln und eröffneten ihm neue Sichtweisen
- Er findet zu dem Thema „Großstadt“
- Sein Gedichtband „Der ewige Tag“ erscheint, der als bedeutendes Zeugnis des lyrischen Expressionismus gilt
- Er schuf Gedichte nach trad. Mustern (Liebes- /Naturlyrik)Perle der dt. Lyrik
- Heym gilt als Vollender des Expressionismus gehört jedoch zum Frühexpressionismus
- Seine Antipathie richtete sich gegen Goethe, seinen Vater und gegen die Sozialdemokratie diese stehen für Tradition, zu der er keinen verständigen Zugang fand, weil er sich dadurch eingeengt fühlte.
- Es werden noch einige Werke von ihm herausgegeben
- Seine lyrische Arbeit beeinflusste viele Dichter der Neuen Sachlichkeit und des Naturgedichtes, darunter auch Berthold Brecht und Johannes R. Becher
Einige seine Werke:
Die Tote im Wasser (1910)
Der Gott der Stadt (1910)
Dämonen der Städte (1910)
Die Selbstmörder (1911)
Der ewige Tag (1911)
3. Das Gedicht:
Der Gott der Stadt
Auf einem Häuserblock sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
die letzten Häuser in das Land verirr´n.
Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knien um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
Wie Korybanten- Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, sie Wolken der Fabrik
ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
durch eine Straße.
Und der Glutqualm braust
und frisst sie auf, bis spät der Morgen tagt.
Reimschema: _____________
Betonungsart: _____________
Auffälliges: _____________
Fragen zum Gedicht:
1. Wie ist die Stimmung des Gottes? Gibt es Gründe, dass er nur vernichtet?
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2. Löst die Nennung von Tageszeiten eine besondere Stimmung aus?
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3. Welche Funktion haben die Farben/ welches empfinden lösen sie aus?
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