Literarische charakteristik von hauke haien (der schimmelreiter von theodor storm)
Literarische Charakteristik von Hauke Haien
Hauke Haien ist der Schimmelreiter in der Novelle des Theodor Storm. Sie spielt an der Nordseeküste und schildert den Aufstieg eines armen Jungen zum
Deichgrafen, der sich dem Kampf gegen das Meer, gegen die Dorfbewohner und den Aberglauben verschrieben hat.
Als Hauke noch ein kleiner Junge war, hatte er fast keinen Kontakt zu Gleichaltrigen. Ihm war es lieber den ganzen Tag am Deich zu sitzen und nachzudenken, und
seinen Vater mit schwierigen Fragen zu löchern. Da sein Vater sich Sorgen machte, sein Sohn könne später den Hof nicht weiter leiten, weil er für Schafe und ähnliches keinen Sinn hatte, versuchte er ihn mit Arbeit von seinen Gedanken abzubringen. Aber Hauke fand eines Tages ein Buch von dem Griechen Euklid, und mit Hilfe einer holländischen Grammatik, denn das Buch war in dieser Sprache, saß er in jeder Pause, die er von der Arbeit hatte da, und las darin.
" aber den Euklid hatte er allzeit in der Tasche, und wenn die Arbeiter ihr Frühstück oder Vesper aßen, saß er auf seinem umgestülpten Schubkarren mit dem Buche in der Hand."
An dieser Stelle wird dem Leser klar, das Hauke Haien ein intelligenter und ehrgeiziger Mensch ist, was er auch später noch unter Beweis stellt. Eine weitere Charaktereigenschaft ist sein Selbstbewusstsein . Dies bekommt vor allem der Großknecht des Deichgrafen, Ole Peters, zu spüren. Ole weiß, dass er Hauke geistig unterlegen ist und deshalb lässt er keine Gelegenheit aus, um Hauke zu schaden. Hauke Haien zeigt jedoch kaum Reaktion und handelt so, dass er seinem großen Ziel, Deichgraf zu werden, immer näher kommt.
"... der Zwiespalt zwischen Groß- und Kleinknecht wurde auch im Winter nicht besser,...
" Und bei diesem Streit geht es vor allem um Elke, die Tochter des Deichgrafen. Hauke liebt sie wirklich, aber Ole will durch sie nur das Deichgrafenamt bekommen. Elke liebt aber Hauke, und nach dem Tod ihres Vaters verschafft sie ihm dieses Amt, indem sie ihre Verlobung bekannt gibt und ihm das Land überschreibt. Denn damals musste man viel Besitz haben, um Deichgraf werden zu können. Als nämlich der Pastor, zusammen mit Jewe Manners, dem zweiten Mitstreiter Haukes neben Elke, ihn dafür vorschlugen, mussten sie Haukes Armut erwähnen. Aber das er sein Amt durch seine Frau erhalten hat, hängt ihm noch lange nach.
,,,,... ; der alte wurde Deichgraf von seines Vaters, der neue von seines Weibes wegen." Das Gelächter, das jetzt um den Tisch lief, zeigte, welchen Beifall das geprägte Wort gefunden hatte."
Seine Zielstrebigkeit stellt er im Kampf um den neuen Deich unter Beweis, wo Hauke eigentlich das ganze Dorf gegen sich hat.
Er weiß aber was er will und
auch, dass er im Recht ist.
Während der Bauzeit des Deiches kämpft er auch gegen den Aberglauben in seinem Dorf, was sich eigentlich nur negativ auf sein Ansehen auswirkt. Denn dort ist der Aberglaube allgegenwärtig und auch sehr wichtig. Denn die Menschen brauchten ihn, um die Naturerscheinungen zu erklären. Sie glauben z. B.
, das Hauke Unglück bringt, weil er Gott im Gebet angezweifelt hat. ,,Wer aber Gottes Allmacht widerstreitet, wer da sagt: ich weiß, du kannst nicht, was du willst, ... . Ihr aber, hütet euch vor dem, der also betet, sein Gebet ist Fluch!" Oder glaubt auch einer der Knechte Haukes, dass der Schimmel, den dieser reitet, ein von Jeverssand auferstandenes Gerippe ist, in dem der Teufel steckt.
,,..., weißt du, das Pferdsgeripp auf Jeverssand! ...
Es steht in unserem Stall; da steht's, seit es nicht mehr auf der Hallig ist. ... Aber der Junge war nicht zu bekehren: wenn der Teufel in dem Schimmel steckte,..
." Der Aberglaube der Anwohner kommt auch in der Szene mit dem Hund, den die Arbeiter in den Deich geworfen hatten, deutlich zum Ausdruck. Im Dialog mit den Deicharbeitern behält Hauke Haien die Oberhand, verliert aber an Achtung und Vertrauen der Leute, denn diese verstehen ihn nicht und wollen ihn auch nicht verstehen. "...
, war Hauke schon in die Kluft gesprungen und hielt das kleine winselnde Tier in seinem Arm; ..."
Doch Hauke Haien kann auch sehr nett, liebenswert und fürsorglich sein. Das merkt man aber nur, wenn er mit seiner Frau oder mit seiner kleinen Tochter zusammen ist. Er versteht es zum Beispiel immer wieder, Elke aufzumuntern oder ihr gut zuzusprechen, obwohl er selbst vielleicht anderer Meinung ist.
,,Lass dich nicht irren, dein Kind, wie du es tust, zu lieben; sei sicher, das versteht es!" Und Wienke liebt er trotz ihrer Geisteskrankheit. ,,und das Kind vernahm wohl nicht den Ton von heftiger Innigkeit in seinen Worten-, so, wärm dich bei mir! Du bist doch unser Kind, unser einziges. Du hast uns lieb...!"
Als der Deichgraf wegen einer Beschädigung am Deich eines Abends dorthin ritt, um es zu begutachten, sah er, dass der ganze alte Deich von Mäusen im inneren zerfressen war.
Er wusste, dass man, um bei einer großen Flut einen Deichbruch zu verhindern, viele neue Lahnungen zur Ableitung des Priels legen müsste. Auch das Profil des alten Deiches müsste dem des neuen angenähert werden. Als er jedoch diese Nachricht unter den Dorfbewohnern verkündet, weist man ihn zurück. Und da er merkt, dass er die Dorfbewohner nicht umstimmen kann, gibt er klein bei.
Diese Entscheidung wird ihm und dem ganzen Dorf zum Verhängnis. Als der nächste Sturm eintritt, bricht der Deich, und das Dorf wird zum größten Teil überflutet.
Auch des Deichgrafen Frau und dessen Kind kommen auf dem Weg zu ihm in den Fluten um. Darauf schreit Hauke laut: "Herr Gott ja ich bekenne es, ich habe
meines Amtes schlecht gewartet!"
Mit diesen Worten bekennt Hauke seinen Fehler. Er wusste, dass man in seiner Stellung die Verantwortung über viele Leben hat, konnte aber in dieser Sache den Dörflern einfach nicht mehr die Stirn bieten.
In dieser letzten Szene, in welcher der Deichgraf sich selbst opfert, um die Dorfbewohner zu retten, offenbart sich, dass er auch irgendwie abergläubisch ist. Er denkt, dass Gott mit den anderen Mitleid hat, wenn sich der Schuldige, also er, denn er denkt er ist allein Schuld, umbringt. Und er fleht Gott an: "Herr Gott, nimm mich; verschon die andern!"
Aber eigentlich ist er ja nicht allein Schuld, wenn die Dorfbewohner nicht nur um ihr Geld besorgt gewesen wären und die Wahrheit seiner Worte erkannt hätten, wäre der Deich nicht bei diesem Sturm gebrochen, und ihnen wäre viel erspart geblieben.
So hat Hauke Haien trotz seines starken Willens den Kampf gegen die Dummheit, die Sturheit und den Neid der Anwohner verloren.
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