Deutsche literatur (1918 - 1945)
Inhaltsverzeichnis
1. Die Zeit von 1918 bis 1945 Seite 2
1.1 Die politische Situation Seite 2
1.2 Kulturelle Voraussetzungen Seite 2
2. Die Literatur zwischen 1918 und 1945 Seite 3
2.1 Literatur der Weimarer Republik Seite 3
2.
2 Literatur der NS-Zeit Seite 4
2.3 Literarisches Leben: Von der Zeitkritik zur Gleichschaltung
Seite 6
3. Autoren und Werke Seite 7
3.1 Thomas Mann Seite 7
3.2 Alfred Döblin Seite 8
3.3 Bert Brecht Seite 9
3.
4 Stefan Zweig Seite 10
4. Deutschsprachige Literatur zwischen 1933 und 1945
Seite 12
1. Die Zeit von 1918 bis 1945
Handelte es sich beim Expressionismus noch um eine
relativ einheitliche Epoche, der man gewisse Kennzeichen
zuschreiben konnte, so löste sich schon zu Beginn
des 20. Jahrhunderts die literarische Entwicklung
in verschiedene, aber zeitlich parallel verlaufende
Strömungen auf. Daher erscheint es am sinnvollsten,
die moderne Literatur analog zur politischen Entwicklung
darzulegen und mit Begriffen zu belegen, die ihrerseits
wieder auf diese zurückverweisen.
1.
1 Die politische Situation
Die Weimarer Republik stand von Anfang an unter enormen
Problemen. Die Annahme des Friedensvertrages wurde
Deutschland aufgezwungen und geschah nicht, wie vorher
im allgemeinen angenommen, auf der Grundlage von Wilsons
14 Punkten"; demokratisch gesinnte Politiker
wurden als Novemberverbrecher verunglimpft; die Abdankung
Kaiser Wilhelms II. war keine nationale Schmach, sondern
ein Gebot der Stunde.
Auch die Reparationsforderungen der Alliierten und
ihre verständliche Forderung nach Abbau der deutschen
Truppen trugen nicht zur Stabilisierung der politischen
Lage der Republik bei.
Verhängnisvoll für das Selbstverständnis auch der
demokratisch gesinnten Deutschen wirkten sich jedoch
die Gebietsabtrennungen aus, denen Deutschland zustimmen
mußte, weil sie den wirtschaftlichen Interessen der
Siegermächte entsprachen; vor allem sind hier zu nennen:
Elsaß-Lothringen, das an Frankreich fiel, Teile West-
und Ostpreußens sowie ganz Oberschlesien (an Polen)
und das Hultschiner Land (an die Tschechoslowakei).
Trotz dieser widrigen Ausgangsbedingungen konnte
sich die junge Republik über das Krisenjahr 1923 (mit
Ruhrkampf, Inflation, separatistischen Bewegungen
und Hitler-Putsch) zu einem kulturell und wirtschaftlich
blühenden Staat entwickeln; die sogenannten Goldenen
Zwanziger" (gemeint sind die Jahre zwischen 1924
und 1929) zeigen dies.
Das Scheitern der Großen Koalition im Jahr 1930 weist
schon auf das Ende der ersten deutschen Republik voraus;
die Weltwirtschaftskrise und der Versuch der Problem-bewältigung
durch das Instrument der Präsidialregierung unter
Brüning, Papen und Schleicher bahnten einem starken
Mann", wie Hitler ihn verkörperte, den Weg.
Andersdenkende und Gegner der NSDAP wurden gnadenlos
verfolgt. Die Nürnberger Gesetze (1935) schufen die
Grundlage für die systematische Judenverfolgung, die
ihren Höhepunkt in der Wannseekonferenz (20.1.1942)
erreichte, wo die sogenannte Endlösung"
beschlossen wurde: Ziel war die Ausrottung der Juden
in ganz Europa. Viele jüdische Bürger und auch Mitglieder
der Kommunistischen Partei hatten sich aber schon
Jahre vorher ins Exil geflüchtet und kehrten dann
auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939 -
1945) nur zögernd oder gar nicht mehr nach Deutschland
zurück.
1.2 Kulturelle Voraussetzungen
Einheitliche geistesgeschichtliche oder kulturelle
Strömungen gab es schon in der Weimarer Republik nicht
mehr. Der Expressionismus wirkte noch weiter, auch
erkennt man eine Tendenz hin zu einer neuen
Sachlichkeit", doch auch der Mythos des Völkischen
wurde allenthalben beschworen.
Philosophische Einflüsse gingen aus von der Existenzphilosophie
Martin Heideggers (1889 - 1976), von Karl Jaspers
(1883 - 1969) und von Sören Kierkegaard (1813 - 1855).
Für die Architektur waren die Anregungen des Bauhauses"
in Dessau wichtig, in der Malerei und der bildenden
Kunst waren die Werke von Pablo Picasso (1881 - 1973),
Hans Arp (1886 - 1966), Georg Grosz (1893 - 1959),
Käthe Kollwitz (1867 - 1945) und Ernst Barlach (1870
- 1938) stilbildend.
2.
Die Literatur zwischen 1918 und 1945
Der Krieg mit seinen nachfolgenden Krisen machte
den Literaten eine unveränderte Wiederaufnahme vergangener
literarischer Traditionen unmöglich. Wieder einmal
bestand die Notwendigkeit, einen eigenen Standpunkt
der veränderten Wirklichkeit gegenüber zu finden,
was auf die unterschiedlichste Weise geschah.
2.1 Literatur der Weimarer Republik
Die Jahre nach 1918 brachten eine Vielzahl von epischen
Meisterleistungen hervor; die Kunst des Romans, die
mit Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre"
1796 begonnen hatte, von den Romantikern (Novalis,
Eichendorff) fortgesetzt wurde und im Realismus (Keller,
Stifter, Raabe, Fontane) eine Blütezeit erlebte, kam
in der Weimarer Republik und im Exil zu einem Höhepunkt,
denn die Darstellung jener epochalen geschichtlichen
Ereignisse, die in den Ersten Weltkrieg mündeten,
konnte angemessen nur in einer epischen Großform erfolgen.
Es gab zum einen historische Romane, die aber in
Bezug zu ihrer Gegenwart verstanden werden wollen.
Auch zeitgeschichtliche Romane, Künstlerbiographien
und sozialkritische Romane sind in großer Zahl überliefert.
Bedeutende Autoren sind:
Lion Feuchtwanger (1884 - 1958)
Der in München geborene Freund Bertolt Brechts konnte
sich mit seinen dramatischen Arbeiten nicht durchsetzen.
Sein Genre war der historische Roman. In Jud
Süß" (1940) schildert er Aufstieg und Fall Joseph
Süß Oppenheimers (1692 - 1738), der als Finanzberater
des württembergischen Herzogs Karl Alexander zu Reichtum
und höchstem Ansehen gekommen war. Als sich nach dem
Tod des Herzogs eine antisemitische Stimmung im Volk
breit machte, wurde Oppenheimer vor Gericht gestellt
und hingerichtet. In seinem Romanzyklus Der
Wartesaal" (1939/1940), der aus den drei Büchern
Erfolg" (1930), Die Geschwister Oppermann"
(1933) und Exil" (1940) besteht, stellt
er die schwierige Situation deutscher Juden in der
Zeit der beginnenden Verfolgung und im Exil dar.
Joseph Roth (1894 - 1939)
Roth stellt in seinen Romanen häufig das alte Österreich
und seine Heimat Galizien in den Mittelpunkt: So in
Radetzkymarsch" (1932), Hotel Savoy"
(1924) und Hiob" (1930).
In der Legende
vom heiligen Trinker" (1930) schildert er die
Ereignisse um den Trinker Andreas, der in Paris in
den Armen eines Mädchens stirbt. Roth selbst war im
Exil zum Trinker geworden und starb 1939 in einem
Pariser Krankenhaus.
Stefan Zweig (1881 - 1942)
Zweig ist vor allem als Autor der Schachnovelle"
(1941) und des Erzählbandes Stern- stunden der
Menschheit" (1927) bekannt. Doch er war auch
ein Meister der historischen Biographie. Die Lebensbeschreibungen
von Marie Antoinette" (1932), Erasmus
von Rotterdam" (1935) und Marie Stuart"
(1935) zeugen davon.
Robert Musil (1880 - 1942)
Wie Thomas Mann in seinem Zauberberg",
so beschäftigt sich auch Musil in seinem unvollendeten
essayistischen Roman Der Mann ohne Eigenschaften",
dessen erster Band 1930 erschien, mit dem Zeitgeist
vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor dem historisch
realen Hintergrund der sich auflösenden Donaumonarchie.
Heinrich Mann (1871 - 1950)
Die beiden großen Romane Heinrich Manns, die bis
heute in keinem Lektürekanon fehlen dürfen, beschreiben
die gesellschaftlichen Zustände im Kaiserreich: Professor
Unrat" (1905) thematisiert die bislang verborgenen
und nun hervorbrechenden erotischen Leidenschaften
des Gymnasialprofessors Raat, der zwar auf die Sittsamkeit
seiner Schüler achtet, sich dabei aber in die Tänzerin
Rosa Fröhlich verliebt. Als er sie heiratet, bedeutet
dies das Ende seiner Karriere im Schuldienst. Mann
decouvriert hier wie auch in seinem noch bekannteren
Roman Der Untertan" die Autoritätsgläubigkeit
und die untergründige Neigung zur Anarchie, wie er
sie in der wilhelminischen Gesellschaft vorfand.
Die Anfänge Heinrich Manns als Schriftsteller liegen
im Expressionismus; Thematik und manche Stilelemente
des Professor Unrat", aber auch des Untertan"
weisen noch darauf hin. Trotzdem ist es gerechtfertigt,
Mann als Autor der Weimarer Republik vorzustellen,
fällt doch die Zeit zwischen 1918 und 1950 mit seiner
größten öffentlichen Wirksamkeit zusammen. So sollte
er, der durch die Nationalsozialisten 1933 aus der
Preußischen Akademie der Künste" ausgeschlossen
wurde, nach seinem Exil im Jahr 1950 die Präsidentschaft
der neugegründeten Akademie der Künste"
in Ostberlin übernehmen.
Elias Canetti (geb. 1905)
Er trat schon in den 30er Jahren mit dem Roman Die
Blendung" (1935) in den Kreis der angesehenen
Literaten ein; eine breite Öffentlichkeit begann sich
aber erst in den 60er und 70er Jahren für sein Werk,
vor allem für die Gesellschaftsanalyse Masse
und Macht" (1960/73), aber auch für die autobiographischen
Romane Die gerettete Zunge" (1977), Die
Fackel im Ohr" (1980) und das Augenspiel"
(1985) zu interessieren. Den Höhepunkt der öffentlichen
Anerkennung Canettis als Autor von Weltrang markiert
die Verleihung des Nobelpreises für Literatur im Jahr
1981.
2.2 Literatur der NS-Zeit
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Schriftsteller
während des Dritten Reiches waren in der Geschichte
der deutschen Literatur einzigartig. Zwar waren Zensur
und politische Verfolgung seit dem Mittelalter feste
Bestandteile der Geschichte von Intellektuellen, noch
nie aber waren sie in diesem Ausmaß einer Verfemung
im rassischen oder politischen Sinn ausgesetzt wie
in dieser Zeit.
Es blieben ihnen, wollten sie sich
der nationalsozialistischen Kulturpolitik nicht anheim
stellen, nur wenige Möglichkeiten: die innere Emigration
oder das Exil.
Innere Emigration
Der Begriff Innere Emigration" wurde von
Frank Thieß (1890 - 1977) geprägt und meint die Autoren,
die während der nationalsozialistischen Diktatur in
Deutschland geblieben waren und unter Lebensgefahr
ihr Werk fortschrieben, oft in der Gewißheit lebend,
es nicht mehr veröffentlichen zu können.
Autoren der inneren Emigration" sind:
- Werner Bergengruen (1892 - 1964). In Der
Großtyrann und das Gericht" (1935) beschreibt
der Autor, wie in Italien zur Renaissance ein Großtyrann
einen seiner Untergebenen töten läßt, dann aber sein
Volk des Mordes beschuldigt, um es zu prüfen.
- Reinhold Schneider (1903 - 1958). Hauptwerk: Las
Casas vor Karl V.
" (1983).
- Stefan Andres (1906 - 1970). Hauptwerk: El
Greco malt den Großinquisitor" (1936)
- Wolfgang Koeppen (geb. 1906): Die Mauer schwankt"
(1935)
Häufig werden auch solche Autoren der inneren
Emigration" zugerechnet, die zwar in Deutschland
geblieben waren, aber ihre schriftstellerische Produktion
eingestellt oder in politisch ungefährliche Bahnen
gelenkt hatten.
Doch hier erweist sich diese Klassifizierung als
problematisch, da diese Dichter teilweise auch in
eine gefährliche Nähe zur herrschenden nationalsozialistischen
Ideologie gerieten. Der Abstand zur offiziellen Blut-und-Boden"-Literatur,
die das deutsche Wesen, den fleißigen Landmann und
das blonde Mädel" heroisierte, war oft
fließend.
Exil
Autoren, deren Leben unter dem Regime Hitlers unmittelbar
bedroht war (vor allem Schriftsteller jüdischer Abstammung
oder aktive Mitglieder der kommunistischen Partei),
flüchteten häufig ins Ausland, sofern sie nicht schon
inhaftiert waren. Rund 1500 Autoren gingen ins Exil;
anfangs glaubten sie sich noch in den Nachbarstaaten
(Österreich, Schweiz, Tschechoslowakei) in Sicherheit,
doch schon nach dem Anschluß" Österreichs
1938 wuchs auch im europäischen Ausland die Bedrohung.
In dem Maße, wie die Nationalsozialisten Europa einnahmen
(Tschechoslowakei 1939, Dänemark und Norwegen 1940,
Frankreich 1940), wuchs die Zahl der Flüchtlinge,
die sich in die USA, Südamerika und in die Sowjetunion
sowie nach Israel in Sicherheit brachten.
Die Exil-Autoren verkörperten für das Ausland in
der Regel d i e deutsche Kultur, doch hatten sie trotz
ihres Ansehens mit oft gravierenden wirtschaftlichen
Schwierigkeiten zu kämpfen, denn kaum einer war im
Exil gesellschaftlich und beruflich integriert. Die
Probleme resultierten nicht zuletzt aus einem alle
Produktivität erdrückendes Gefühl der Heimatlosigkeit,
das oftmals mit dem einer lebensbedrohlichen Sprachlosigkeit
einherging. Was sollte ein Dichter, der auf seine
Muttersprache angewiesen war, für den amerikanischen
Markt schreiben?
Deutschsprachige Literatur wurde kaum rezipiert,
und ein Wechsel der Sprache war den meisten Autoren
nicht möglich.
Nur wenige konnten sich, wie Bert Brecht,
mit Drehbuchschreiben für Hollywood eine Existenzgrundlage
sichern. Welche menschlichen Schicksale sich abgespielt
haben müssen, ist u.a. an der enorm hohen Selbstmordquote
ablesbar. Durch Suizid endeten u.a.
Stefan Zweig (in
Brasilien), Walter Hasenclever (in Frankreich), Walter
Benjamin (in Spanien), Ernst Toller (in den USA) und
Kurt Tucholsky (in Schweden).
Im Exil entstanden so bedeutende Werke wie:
- Furcht und Elend des Dritten Reiches"
(1934 - 38) von Berthold Brecht,
- Mephisto" (1935) von Klaus Mann,
- Das siebte Kreuz" (ab 1937) von Anna
Seghers,
- Lotte in Weimar" (1939) von Thomas Mann,
- Der Tod des Vergil" (1945) von Hermann
Broch und
- Des Teufels General" (1946) von Carl
Zuckmayer.
2.3 Literarisches Leben: Von der Zeitkritik zur
Gleichschaltung
In wohl kaum einer anderen Zeit vollzog sich ein
Wandel im literarischen Leben so rasch und rigoros
wie in der Zeit zwischen Weimarer Republik und Drittes
Reich.
Kabarett und Weltbühne"
Künstlerische Zeitkritik manifestierte sich in den
Nachkriegsjahren auf unterschiedliche Weise: einmal
als bissige politische Satire z.B.
in der Berliner
Weltbühne", eine vor dem Krieg von Siegfried
Jacobsohn gegründete und bis 1918 primär dem Theater
verpflichtete Zeitschrift, und einmal als politisches
Chanson, das sich in dieser Zeit als bedeutende Waffe
der Gesellschaftskritik in Deutschland durchsetzte.
Als Forum diente dieser neuen Kunstform das Kabarett,
wie das Schall und Rauch" in Berlin. Oftmals
waren es ein und dieselben Autoren, die für beides
die je nachdem künstlerisch unterschiedlich gestalteten
Stoffe lieferten: Klabund, Walter Mehring und Kurt
Tucholksy.
Gleichschaltung der Literatur
Spätestens seit 1930 nahmen die staatlichen Eingriffe
in den Bereich der Kunst und Publizistik neben den
Angriffen von seiten der Nationalsozialisten immer
mehr zu. Die Nationalsozialisten versuchten gezielt,
jede literarische Äußerung, die nicht der Partei-ideologie
entsprach, zu unterdrücken.
Schon im Jahr 1933 inszenierten sie Bücherverbrennungen,
wo die Werke von jüdischen und linken Autoren ein
Opfer der Flammen wurden: betroffen waren Heinrich
Mann, Ernst Gläser, Erich Kästner, Erich Maria Remarque,
Alfred Kerr, Kurt Tucholsky, Karl von Ossieztky und
viele andere.
Auch erstellten die Nazis Schwarze Listen, in denen
die unerwünschten Werke zusammengefaßt waren. Nachdem
die unliebsamen Autoren (u.a. Alfred Döblin, Georg
Kaiser, Thomas Mann) aus der Preußischen Akademie
der Künste verdrängt worden waren, wurde schon im
Oktober 1933 die Reichsschrifttumskammer"
gegründet. Wer zukünftig in Deutschland veröffentlichen
oder ein Werk verlegen oder verkaufen wollte, mußte
Mitglied dieser Vereinigung sein. Ab der Reichskristallnacht"
(9.
11.1938) verschärfte sich die Situation noch einmal:
Auch bislang unbehelligt gebliebene Autoren wurden
nun mehr und mehr angegriffen (z.B. Günter Eich, Peter
Huchel, Ernst Kreuder).
3. Autoren und Werke
3.
1 Thomas Mann
Europa am Vorabend des Ersten Weltkrieges: Thomas
Manns Roman Der Zauberberg"
Kurzbiographie:
1875 geboren in Lübeck
ab 1893 wohnhaft in München
1895 - 1896 Studium an der Technischen Hochschule
ab 1896 Italienaufenthalt
1901 Die Buddenbrooks" (Roman)
1905 Heirat mit Katja Pringsheim
1905 Geburt der Tochter Erika
1906 Geburt des Sohns Klaus
1909 Geburt des Sohns Golo
1924 Der Zauberberg" (Roman)
1930 Mario und der Zauberer" (Novelle)
1933 - 1943 Joseph und seine Brüder" (Romantrilogie)
1938 - 1952 wohnhaft in den USA (Princeton, Kalifornien,
Pacific Palisades)
1944 amerikanische Staatsbürgerschaft
1939 Lotte in Weimar" (Roman)
1947 Doktor Faustus" (Roman)
1952 Übersiedlung in die Schweiz
1956 gestorben in Zürich
Ursprünglich wollte Thomas Mann nur eine kurze, humoristische
Skizze über das Leben in mondänen Kurorten anfertigen,
ein Thema, auf das er im Umkreis der Novelle Tod
in Venedig" (1913) aufmerksam geworden war: 1912
hatten Thomas Mann und seine Frau Katja ein Lungensanatorium
in Davos besucht - Mann kannte also den Gegenstand
seines Interesses aus eigener Anschauung. Doch aus
dem geplanten satyrspielartigen Gegenstück zu seiner
Novelle wurde ein umfangreicher Roman, der die unwirkliche,
von Krankheit und Dekadenz beherrschte Stimmung in
einem abgelegenen Bergsanatorium in der Schweiz unmittelbar
vor dem Ersten Weltkrieg wiedergibt.
Hans Castorp, ein junger Hamburger Patriziersohn,
der gerade sein Examen abgelegt hat, reist nach Davos,
um seinen Vetter Ziemßen zu besuchen. Schließlich
verbringt er, der selbst zum Patienten wird, sieben
Jahre auf dem abgelegenen Berghof", den
er erst wieder verläßt, als er durch den Ausbruch
des Ersten Weltkriegs gezwungen ist, ins Feld (und
man darf annehmen in den Tod) zu ziehen. Castorp erlebt
in dieser unwirklichen Welt auf dem Berg, die ihn
für ein Leben im Flachland" immer untauglicher
werden läßt, eine Steigerung, die ihn zu moralischen,
geistigen und sinnlichen Abenteuern fähig macht"
(Th. Mann).
die er sich nie hätte träumen lassen.
Der Zauberberg" ist ein moderner Bildungsroman.
Verschiedene Personen versuchen auf Hans Castorp Einfluß
zu gewinnen: Settembrini, ein italienischer Literat,
der dem Jungen seine aufklärerisch-humanistischen
Vorstellungen nahebringen möchte, sowie der Jesuit
Naphta, der als Settembrinis Gegenspieler fungiert,
auch der reiche holländische Kaufmann Peeperkorn,
der durch Selbstmord endet, sowie seine Begleiterin,
die Russin Chauchat, die Hans Castorp liebt, beeinflussen
diesen. All diese Figuren gelten Thomas Mann als Sprachrohr
der Vielschichtigkeit des Zeitgeistes, die auszubreiten
er der epischen Großform des Romans bedarf.
Das Besondere an diesem Bildungsroman ist seine Plazierung
fernab vom alltäglichen Dasein, das mit dem flachen
Land gleichgesetzt wird. In der abgeschiedenen Bergwelt
der Schweiz können - ohne Bezug zur gesellschaftlichen
oder politischen Situation - ästhetische und weltanschauliche
Probleme unverbindlich diskutiert werden.
Die einzige
Bedrohung dieser makaberen Idylle stellt der Tod dar:
Er trifft die Patienten des Sanatoriums ebenso, wie
- und das kann man nur vermuten - den in den Krieg
ziehenden Hans Castorp.
3.2 Alfred Döblin
Franz Biberkopf - der Antiheld: Alfred Döblins Roman
Berlin Alexanderplatz"
Kurzbiographie:
1878 geboren in Stettin als Sohn eines Kaufmanns
ab 1888 aufgewachsen in Berlin
1900 - 1905 Studium der Medizin in Berlin und Freiburg
i. Breisgau
1910 Die Ermordung einer Butterblume"
(Erzählungen)
1911 - 1931 eigene Praxis für Neurologie und Psychiatrie
in Berlin
1914 - 1918 Militärarzt im Ersten Weltkrieg
1929 Berlin Alexanderplatz" (Roman)
ab 1933 im Exil in Paris
1940 - 1945 im Exil in den USA
1945 Rückkehr nach Deutschland (als Mitarbeiter der
französischen Militärregierung)
1953 - 1956 Aufenthalt in Paris
1956 Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein
Ende" (Roman)
1957 gestorben in Berlin
Der Roman Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte
vom Franz Biberkopf" (1929) hat, wie der Titel
schon besagt, zwei Helden": die Stadt Berlin
und Franz Biberkopf. Beide sind keine Helden im traditionellen
Sinne: Indem Döblin das Leben in Berlin in den Mittelpunkt
rückt, schuf er den ersten deutschen Großstadtroman,
ein Genre, das vor ihm John Dos Passos (1896 - 1970)
mit dem Roman Manhattan Transfer" (1925)
populär gemacht hatte.
Auch Franz Biberkopf unterscheidet
viel vom klassischen Typus des Helden: Statt durch
seine Taten die Handlung voranzutreiben, treibt Biberkopf
selbst durch Berlin, wird von unsichtbarer Hand getrieben
und erleidet mehr, als er bewegt.
Berlin Alexanderplatz" ist in vielfacher
Hinsicht ein moderner Roman": Nicht nur
die Abkehr von traditionellen Helden und der chronologisch
erzählten Fabel machen ihn dazu, sondern auch die
Verwendung neuartiger Mittel des Erzählens (innerer
Monolog, erlebte Rede und Bewußtseinsstrom) und die
häufig eingesetzte Montagetechnik (Einführung von
Songtexten, Überschriften von Tageszeitungen etc.)
Zu Beginn des Romans verläßt Biberkopf, ein ehemaliger
Transportarbeiter, die Strafanstalt Tegel, in der
er einsitzen mußte, da er im Affekt seine Freundin
Ida erschlagen hatte. Döblin schildert nun in neun
Büchern den Weg Biberkopfs durch Berlin, der dabei
ist, sich Arbeit und Wohnung zu suchen und ein
neuer Mensch" zu werden. Das fällt ihm jedoch
gar nicht so leicht: Zum einen steht er sich selbst
mit seiner Gutgläubigkeit im Weg, zum anderen wird
er, der nicht in der Lage ist, seine Mitmenschen zu
übervorteilen, immer wieder Opfer egoistischer und
ihn mißbrauchender Zeitgenossen.
Als sein Freund" Reinhold ihn überredet,
bei einer Diebestour mitzumachen und ihn auf der Flucht
aus dem fahrenden Wagen wirft, überlebt er zwar den
Sturz, doch er verliert den rechten Arm.
Nun erkennt
Biberkopf, daß sein Leben nur mehr an einem dünnen
Faden hängt. Als dann Biberkopf auch noch seine Freundin,
die Prostituierte Mieze tötet, bricht Biberkopf zusammen.
Erst nach seinem Aufenthalt in der Irrenanstalt ist
er in der Lage, sein Leben grundlegend zu ändern:
Er findet eine Anstellung als Hilfsportier.
3.3 Bert Brecht
Das epische Theater Brechts: Der gute Mensch
von Sezuan"
Schon der junge Bert Brecht kritisiert die Gesellschaft
auf dem Theater; seine frühen Stücke Baal",
Trommeln in der Nacht" und Im Dickicht
der Städte", aber auch Die heilige Johanna
der Schlachthöfe" (1930) zeigen dies. Als Brecht
sich ab 1934 dem Studium der Werke von Karl Marx zuwandte,
beeinflußten ihn diese nachhaltig.
Brecht erkannte
das traditionelle Theater als eine in die bürgerliche
Harmlosigkeit pervertierte Institution und trat nun
für ein neues Theater ein: Er entwickelte die Theorie
des epischen Theaters und stellte diese in seinen
poetologischen Äußerungen Das moderne Theater
ist das epische Theater" stichpunktartig der
des aristotelischen Theaters gegenüber:
Dramatische Form des Theaters
Epische Form des Theaters
handelnd
erzählend
verwickelt den Zuschauer in eine
Bühnenaktion
macht den Zuschauer zum Betrachter
aber
verbraucht seine Aktivität
weckt seine Aktivität
ermöglicht ihm Gefühle
erzwingt von ihm Entscheidungen
Erlebnis
Weltbild
Der Zuschauer wird in etwas hineinversetzt
er wird gegenübergesetzt
Suggestion
Argument
Die Empfindungen werden konserviert
werden bis zu Erkenntnissen getrieben
Der Zuschauer steht mitten drin,
miterlebt
Der Zuschauer steht gegenüber, studiert
Der Mensch ist als bekannt vorausgesetzt
Der Mensch ist Gegenstand der Untersuchung
Der unveränderliche Mensch
Der veränderliche und verändernde
Mensch
Spannung auf den Ausgang
Spannung auf den Gang
Eine Szene für die andere
Jede Szene für sich
Wachstum
Montage
Geschehen linear
in Kurven
evolutionäre Zwangsläufigkeit
Sprünge
Der Mensch als Fixum
Der Mensch als Prozeß
Das Denken bestimmt das Sein
Das gesellschaftliche Sein bestimmt
das Denken
Gefühl
Ratio
Zweck des epischen Theaters im Sinne Brechts ist
die Veränderung der bürgerlichen Gesellschaft in eine,
die den Vorstellungen der marxistischen Weltanschauung
entspricht. Diese Möglichkeit und vor allem den Willen
zur Veränderung spricht Brecht dem aristotelischen
Theater und seinen Autoren ab.
Das 1938/39 entstandene Parabelstück"
Der gute Mensch von Sezuan" trägt deutliche
Züge des epischen Theaters: Die Handlung entwickelt
sich nicht chronologisch, sondern sprunghaft in der
Form des Stationentheaters; im Epilog wir der Zuschauer
in die gezeigt Bühnen-handlung einbezogen: Verehrtes
Publikum, los, such dir selbst den Schluß! Es muß
ein guter da sein, muß, muß, muß!" Die Schauspieler
führen sich selbst als Rollenträger in die Handlung
ein und schaffen damit eine Distanz zwischen Dramenhandlung
und Rezeptions-
erwartung des Publikums. Um die desillusionierende
Wirkung zu verstärken, fügt Brecht das Lied
des Wasserverkäufers im Regen", das Lied
von der Wehrlosigkeit der Götter und Guten" das
Lied vom Sankt Nimmerleinstag", das Lied
vom achten Elefanten" und das Terzett der
entschwindenden Götter auf der Wolke" ein.
Inhalt
Drei Götter kommen auf die Erde, um gute Menschen"
zu finden. Doch nur die Prostituierte Shen Te ist
bereit, sie über Nacht aufzunehmen.
Zum Lohn erhält
sie bei der Abreise der Götter so viel Geld, daß sie
damit einen Tabakladen eröffnen kann. Die Menschen
kommen in Scharen zu ihr - doch nicht um zu kaufen,
sondern um sich von der guten" Shen Te
in ihren finanziellen Nöten aushelfen zu lassen. Wenn
das Mädchen nun seine Existenzgrund-lage nicht verlieren
will, muß es aufhören, gut" zu sein. So
verwandelt Shen Te sich in Shu Ta und gibt sich für
ihren Vetter aus. Dieser kann es sich nun erlauben,
die Schmarotzer aus dem Laden zu werfen, ja in ihrer
neuen Existenz geht Shen Te noch weiter: Als Shu Ta
gründet sie eine bald florierende Tabakfabrik, in
der die Arbeiter ausgebeutet werden, um den Gewinn
zu sichern, Die Menschen in Sezuan fragen sich bald,
wo Shen Te wohl geblieben sein mag. Shu Ta gerät schließlich
in den Verdacht, sie getötet zu haben.
Es kommt zu
einem Prozeß, bei dem die drei Götter als Richter
fungieren. In der Gerichtsszene deckt Shen Te ihre
Verwandlung in Shu Ta auf und begründet diese. Die
Götter können Shen Te aber auch nicht helfen und kehren
in den Himmel zurück.
3.4 Stefan Zweig
Eine unerhörte Begebenheit": Stefan Zweigs
Schachnovelle"
Kurzbiographie
1881 geboren in Wien als Sohn eines wohlhabenden
Industriellen
ab 1890 Studium der Philosophie, Germanistik und
Romanistik in Berlin und Wien
1914 - 1918 Aufenthalt in der Schweiz bei Romain
Rolland
1919 - 1935 Aufenthalt in Salzburg
1920 Heirat mit Friderike Maria Burger
1927 Sternstunden der Menschheit" (Erzählungen)
1932 Marie Antoinette" (historischer Roman)
1935 Triumph und Tragik des Erasumus von Rotterdam"
(historischer Roman)
1935 Emigration nach England
1938 Ungeduld des Herzens" (Roman)
1940 Emigration nach Brasilien
1941 Schachnovelle" (Novelle)
1942 Selbstmord in Rio de Janeiro
Stefan Zweigs Romanschaffen war immens; die große
Form des Romans scheint die kleine, die Novelle, fast
zu verdecken. Und doch besitzt gerade die Schachnovelle",
die Zweig nur wenige Wochen v
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