Leonce und lena
Wichtige
Personen:
König
Peter vom
Reiche Popo
Prinz
Leonce sein Sohn, verlobt
mit Prinzessin
Lena vom Reiche Pipi
Valerio Landstreicher
und Freund von Leonce
Die Gouvernante
Rosetta Tänzerin und Geliebte
Inhalt
1.Akt:
Prinz
Leonce ist von der Welt, ihrem Treiben und ihren Genüssen
gelangweilt, und flieht mit seinem Freund, dem Landstreicher
Valerio, für den das Leben allein aus Nichtstun und Essen
besteht, vom Hof seines Vaters, wo er auch die Liebe zur Tänzerin
Rosetta zurücklässt. Vor allem aber veranlasst ihn die
bevorstehende Hochzeit mit der Prinzessin Lena zur Flucht.
2.Akt:
Doch
auch Lena will sich nicht verheiraten lassen und ist mit ihrer
Gouvernante geflüchtet. Unerkannt treffen sich Prinz und
Prinzessin in einem Wirtshausgarten.
Die beiden verlieben sich und
nachdem Leonce seine Lena geküsst hat, will er Selbstmord
begehen, wird jedoch von Valerio vor solcher
Leutnantsromantik bewahrt.
3.Akt:
Der
Prinz beschließt nun - ohne zu wissen, wer seine Geliebte
wirklich ist - Lena zu heiraten. Sie machen sich auf den Weg zum
Hof König Peters, wo die Hochzeit schon vorbereitet ist, sogar
die Bauern stehen zur Huldigung bereit. Valerio kündet das
maskierte Brautpaar als die zwei weltberühmten Marionetten
an. Nach dem väterlichen Segen werden die Masken abgenommen und
man erkennt sich gegenseitig.
König Peter dankt zugunsten seines
Sohnes ab, der nun ohne Uhren und Kalender ein zeitloses Glück im
Lande herbeiführen möchte. Valerio wird zum Staatsminister
gemacht und verbietet sofort jegliche Arbeit.
Zentrale Themen
Gesellschaftskritik
soziale Ungerechtigkeit (Armut der Bauern)
Unfähigkeit des deutschen Kleinstaates
Monarch als bedeutungsloses Staatsoberhaupt
Distanz zur Romantik
Langeweile, Müßiggang
Sehnsucht nach einer märchenhaften utopischen Welt
Eine
Geschichte ohne Moral, allerdings keine amoralische Geschichte, so
könnte das Lustspiel Leonce und Lena charakterisiert werden, wenn
es denn überhaupt eine Geschichte enthielte. Doch es fällt
schwer, das Wenige an Handlung den Versuch des Titalhelden vor
der festgelegten Hochzeit zu fliehen als bedeutungstragenden
Inhalt anzusehen.
Büchner
hat Leonce und Lena 1836 geschrieben, um an dem Preisausschreiben
teilzunehmen, das der Cotta Verlag für das beste deutsche
Lustspiel ausgeschrieben hatte. Das Handlungsgerüst hat er aus
Clemens Brentanos Ponce de Leon übernommen und mit
literarischen Zitaten seiner Zeit gespickt.
Er hat sein Manuskript
anonym verschickt, um sich der politischen Zensur in Deutschland
entziehen, sein Beitrag kam jedoch zwei Tage zu spät und wurde
ungeöffnet zurückgeschickt.
Im
Wesentlichen geht es in Leonce und Lena um den Versuch des Prinzen
Leonce vor der festgelegten Hochzeit zu fliehen, was aber dann
daran scheitert, dass er sich in genau die Prinzessin, die er
heiraten sollte, verliebt und sie dann freiwillig heiratet, so
dass alles beim Alten bleibt.
Ich
werde euch jetzt die Handlung erzählen und hab mir gedacht, dass
es am besten geht, wenn ich auch einige Passagen vorlese, damit
ihr einen Eindruck von dem Stück bekommt.
Im
1.Akt liegt Leonce in seinem Garten und stellt Betrachtungen über
die Monotonie und das Nonsens des Erdendaseins an. Zitat:
S.
29f Z. 31 bis 10
In
Valerio hat er einen Freund und Gleichgesinnten gefunden, der noch
Zitat: Jungfrau in der Arbeit ist und nichts, als eine
ungeheure Ausdauer in der Faulheit besitzt. Während sich die
beiden über tiefgreifende Themen wie Natur oder Arbeit
unterhalten, philosophiert Leonces Vater, König Peter, seinen
Kammerdienern beim Ankleiden etwas vor. Zitat:
S.32 Z.16-26
Später
am Abend nimmt Leonce bei Kerzenschein und gedämpfter Musik von seiner Geliebten Rosetta Abschied.
Diese Scheinromantik
stört er aber selbst immer wieder durch sein Eingeständnis, dass
er sich langweile Zitat: S.34 Z.21-22 Während er Rosetta mitteilt, dass er ihre Liebe
begraben habe und diese sich traurig entfernt, sitzt Valerio
schmatzend unter einem Tisch und verzehrt einen Braten, den er aus
der Küche gestohlen hat. Als ein Staatsrat verkündet, dass
Prinzessin Lena für den nächsten Tag erwartet wird, suchen die
beiden sofort das Weite, um nicht durch die Heirat und die damit
zusammenhängende Regierungsübernahme ein nützliches Mitglied
der menschlichen Gesellschaft zu werden. Zur gleichen Zeit
bricht auch Lena mit ihrer Gouvernante auf - ebenfalls um der bevorstehenden Vermählung zu entgehen.
Im
2.
Akt treffen die vier dann aufeinander à
Vorlesen (typischer Dialog zwischen Valerio & Leonce und wie sich Leonce und Lena zum ersten mal begegnen)
Noch
in der gleichen Nacht treffen sich Leonce und Lena dann im Garten
und verlieben sich ineinander. Leonce küsst sie und will sich in
den Fluss stürzen, um das Glück des Augenblicks festzuhalten.
Valerio jedoch hindert ihn daran und schimpft über Leonces
Leutnantsromantik.
Im
3. und letzten Akt beschließt Leonce dann Lena - ohne zu wissen, wer sie ist zu heiraten. Am Hofe von
König Peter sind in der Zwischenzeit die Hochzeitsvorbereitungen
in vollem Gang.
Ein Landrat studiert mit ausgehungerten Bauern das Vivat-Gejubel ein, während Leonce, Lena, Valerio und die
Gouvernante die in Sichtweite gelegene Landesgrenze des Liliput
Königreiches überschreiten. Valerio kündet das Brautpaar als
die zwei weltberühmten Marionetten an nichts als Kunst
und Mechanismus, nichts als Pappendeckel und Uhrfedern. König
Peter beschließt nun anstatt der eigentlich geplanten Hochzeit
die zwei Marionetten zu vermählen Zitat: S.55 Z. 16-20 Nach der
Vermählung durch den Hofprediger nehmen beide die Masken ab und
nach anfänglicher Enttäuschung Zitat beide: Ich bin
betrogen freuen sich alle, dass die geplatzte Hochzeit nun doch
noch stattgefunden hat. König Peter zieht sich in den Ruhestand
zurück, denn er will zusammen mit seinem Staatsrat viel denken
und Leonce übernimmt die Regierung.
Seine erste Amtshandlung ist,
das ganze Publikum nach Hause zu schicken Zitat S.56 Z.30-37 . Zu
guter Letzt macht er noch Valerio zum Staatsminister, der darüber
wachen soll, dass keiner zu viel arbeitet. Zitat
S.57
Was
wohl am deutlichsten aus dem Stück herauszulesen ist, ist die
Kritik an der damaligen Gesellschaft.
Wir wissen ja schon durch
den hessischen Landboten, dass sich Büchner stark für die
benachteiligte Bevölkerung eingesetzt hat und auch hier bringt er
das Elend der Bauern mit ein.
Als
Leonce und Lenas Hochzeit bevorsteht, müssen sie total
ausgehungert Spalier stehen und werden von dem Landrat auch noch
auf den Arm genommen Zitat S.51 Diese ganze Passage in denen das
Vivat-Gejubel geübt wird, trieft nur so vor Ironie und die
Tatsache, dass die Bauern so aufgestellt sind, dass der Wind
von der Küche über euch geht und ihr auch einmal in eurem Leben
einen Braten riecht, verstärkt dies noch zusätzlich.
Auch
das Reich Popo scheint wie eine Karikatur des damaligen deutschen
Kleinstaates mit einem lächerlichen kleinen Territorium,
einer chaotischen Hofhaltung, unfähigen Staatsbeamten, devoten
Untertanen, einem völlig realitätsfernen Monarchen und einer von
Dummheit gekennzeichneten Polizei. à
Vorlesen: S.43 mit Polizisten
Büchner
benützt aber König Peter nicht nur als Inbegriff des
bedeutungslosen und unfähigen Staatsoberhaupt, sondern er
kritisiert dessen Maxime Der Mensch muss denken.
Peter
meint, er müsse dies für seine Untertanen übernehmen, obwohl
sein Denken eigentlich fortwährend nur Unsinn produziert.
Zitat:S.33
Auch
das königliche Wort die Sprache - also eines der
wichtigsten Fähigkeiten des Menschen erweist sich als nichts,
nicht nur in der Aussage des Präsidenten: Tröste sich Eure
Majestät mit anderen Majestäten. Ein königliches Wort ist ein
ding, - ein Ding, - ein Ding, das nichts ist, sondern auch in
den permanenten sinnlosen Dialogen des gesamten Stückes, die wie
eine Aneinanderreihung von Nonsens wirkt.
Büchner
kritisiert aber nicht nur die gesellschaftlichen Zustände sondern
er möchte sich auch von der Tendenz seiner Zeit, der Romantik
distanzieren.
Durch
verschiedene Passagen in seinem Werk, meistens in Valerios
Zitaten, macht er sich nicht nur die Romantik im engeren Sinn lächerlich,
sondern bezieht auch noch die Lyrik des Biedermeier und dessen
Hang zur Idylle mit ein.
Beispiel: Zitat S.30
Ein
zentrales Element des Stückes ist auch die ständige Langweile
und der Lebensüberdruss, eigentlich Themen in der zeitgenössischen
Weltschmerzdichtung, die Büchner ironisch aufgreift und
abwandelt. Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass sowohl
Leonce als auch Valerio notorische Nichtstuer sind, was einerseits
als Parodie auf den Adel, aber auch durchaus als krankhafter
Zustand gesehen werden kann. Zitat Leonce: Denn wer arbeitet, ist
ein subtiler Selbstmörder, und ein Selbstmörder ist ein
Verbrecher, und ein Verbrecher ist ein Schuft, also, wer arbeitet,
ist ein Schuft.
Dennoch
stellt Büchner den gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen
kein realistisches Modell als Alternative entgegen. Er beendet
sein Lustspiel durch eine Flucht in ein märchenhaftes Utopia, in
dem es keinen Hunger und keine Langeweile gibt.
Leonces ersehntes
Reich aus dem alle Kalender, Uhren und Arbeit verbannt werden, ist
der Ausdruck einer Sehnsucht, die in jedem Menschen verankert ist.
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