Disparitäten in europa (nord-süd-gefälle in schweden)
Disparitäten in Europa
Süd-Nord-Gefälle: Schweden
- bis Beginn der 90er schien perfekte Verbindung zw. marktorientierter Wirtschaft + sozialer Verantwortung
- schwedischer Wohlfahrtsstaat als Modell/Vorbild für soziale Marktwirtschaft gehandelt
- kaum Unterschiede zw. dünn besiedelten Gebieten + städtischen Zentren
- Erfolge in Sozial- + Wirtschaftspolitik teuer erkauft
- nach Stahl- + Schiffbauindustrie in den 70er unterstützte Staat Modernisierung + Diversifizierung der Industrie
- direkte Arbeitsplatzförderung + Verbesserung infrastruktureller Rahmenbedingungen
- Staat übernahm krisenbetroffene Betriebe
- 1990 erneute Krise
- Auslöser = internationale Rezession; Hauptgründe lagen in eigenem Land (wirtschaftstragende Rolle des Staates)
è hoher Staatsanteil an der Produktion mit häufig langsamer Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen
è hoher Aufwand für Betrieb + Erhaltung der sozialen + technischen Infrastruktur
è hohe Sozialausgaben + regionale Ausgleichszahlungen
1. Naturräumliche Bedingungen
- Fläche: 450000 km2 (1/4 größer als Dtl.)
- 8,8 Millionen Einwohner (1/9 der dt. Bevölkerung)
- Naturfaktoren = deutlich effizienteren Einfluss auf Wirtschafts- + Bevölkerungsverteilung
è N-S-Ausdehnung 1600 km; 2/3 der Landesfläche liegen in borealer/kühlgemäßigter Klimazone
è ungünstige Bodenverhältnisse = erschwerte agrarische Nutzung (Ackerbau in Südschweden + Mittelschwedischer Senke
è zahlreiche Gewässer + Felsuntergrund = erschwerte Raumanbindung + Verbindung durch Verkehrsinfrastruktur
è über 7000 km lange Küste = bevorzugter Siedlungs- + Wirtschaftsraum; friert bis auf wenige Abschnitte min.
1 + max. 6 Monate zu
2. Bevölkerungsgeographische Disparitäten
- komplizierte Naturraumbedingungen = Bevölkerungsverteilung folgt seit Jahrhunderten gleichem Prinzip
- Wachstum + Migration = Erhöhung Bevölkerungsdichte + Verstädterung, Siedlungsschwerpunkte unverändert
- 3 Grundmuster großräumiger Siedlungsstruktur
è 80% der BV leben in Südhälfte des Landes
è etwa 50% der BV leben nicht weiter als 30 km von Küste entfernt
è über 70% der BV leben in Siedlungen mit 2000 und mehr Einwohnern
- Musterüberlagerung = inselartige Bevölkerungsverteilung (3 Agglomerationen = Stockholm, Göteborg, Malmö)
- Schweden = eines der am stärksten verstädterten Länder Europas (83-84%)
- auf schwedische Statistik bzw. Geschichte zurückzuführen
- im 19. Jh. 2 Agrarreformen = historische Dörfer zugunsten von Einzelhöfen aufgelöst
- daher jede Siedlung mit min.
200 Einwohnern + Abstand der Häuser Dichteort (städtisch)
- bes. Rolle für BV-Entwicklung = Aus- + Einwanderungen
- zw. 1860 + 1910 verließen 1 Millionen Menschen Schweden in Richtung N-Amerika
- nach 1945 klassisches Einwandererland
- wirtschaftlicher Aufschwung = Arbeitskräftezustrom aus übrigen nordischen Ländern
- Asyl für politisch Verfolgte nach politischen Veränderungen der 60er + 70er in Lateinamerika, Asien + Afrika
- räumliche Verteilung der Ausländer folgt Muster der Gesamt-BV, doch Abweichungen vorhanden
è überdurchschnittlich hohe Konzentration von Ausländern im Grenzgebiet zu Finnland (hauptsächlich finnische Herkunft = aller schwedischen Ausländer)
è überdurchschnittliche Orientierung im Großraum Stockholm (Kommunen mit bis zu 20% Ausländeranteilen; in Stockholmer Stadtteil Rinkeby 50%)
3. Wirtschaftliche Disparitäten
- Orientierung der BV auf Küste + südliche Hälfte des Landes - unausgeglichene wirtschaftsräumliche Struktur
- Ursachen - günstigere Klima- + Verkehrsbedingungen, Erze in der Mittelschwedischen Senke + in der Region Bergslagen
- Mittelschweden - Zentrum des Bergbaus, der Metallerzeugung + des Maschinenbaus
- rohstoffärmeres Südschweden - Handwerk, kleinere Industriebetriebe
- um Boras Zentrum der Textilindustrie (bis heute überdurchschnittlich viele berufstätige Frauen)
- Nordschweden - Holzverarbeitung
- Papier- + Zellulosefabriken an Küste, Sägewerke auch im Binnenland (Raummuster gilt nicht für die Holz verarbeitende Industrie Südschwedens)
- wirtschaftlicher Strukturwandel der letzten Jahrzehnte - Veränderung der relativ klaren wirtschaftsräumlichen Struktur Schwedens
- in Verdichtungsräumen - Fortschreiten der industriellen Diversifizierung + Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft
- Regionen wie Stockholm, Göteborg, Malmö - eigendynamische Wachstumspole
- in strukturell benachteiligten nordschwedischen Bezirken - hohe infrastrukturelle Kosten durch dünne Besiedlung, große Entfernungen + höherer Energieaufwand - entwicklungshemmende Faktoren
- höheres Einkommen + relativ hohes regionales BSP - Ergebnis wirtschafts- + sozialpolitischer Strukturmaßnahmen (z.B. Fördermittel, Lohnzuschläge, Ausgleichszahlungen, Hochschulgründungen)
- langjährige Unterstützung des Nordens - Herausbildung neuer sozioökonomischer Peripheren (Insel Gotland, Bezirk Kalmar mit Insel Öland)
- gegenwärtigen schwedischen Wirtschaftsprobleme lassen ähnliche Strukturpolitik nicht zu - neue Strategien notwendig
- nach 70er-Krise Förderung der Verknüpfung von Bildung, Forschung, Entwicklung + Produktion - wichtige Möglichkeit, um auf wirtschaftliche Anforderungen schnell + flexibel zu reagieren bzw.
Entwicklung selbst mitzubestimmen
- Strategie in Ansätzen erfolgreich, blieb jedoch regional begrenzt
- ähnlicher Ansatz bei neuen Strategien, aber bessere regionale Vernetzung - mehr Menschen profitieren davon
- sozial verwöhnte schwedische BV muss akzeptieren, dass man nicht allen Menschen an allen Orten gleiche Lebensbedingungen garantieren kann
4. Raumstruktur
- Raumstruktur vergleichbar mit der einer Inselgruppe
- 40% der BV leben in 6 Universitätsinseln, 30% in 18 Inseln "höherer Inseln"
- Verbinden der städtischen Regionen mit Schienensystem - ehemals klar abgegrenzte Arbeitsmarktinseln = Arbeitsmarktzonen - 80% der schwedischen BV einbezogen
- nicht nur kleinere Städte gewinnen Kontakt zu differenzierten Arbeitsmärkten + höheren Bildungseinrichtungen, auch ländliche Gebiete im Umkreis von ca. 40 km um diese Städte kommen in Genuss des verbesserten Zugangs zum Arbeitsmarkt
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