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  Die straßen wiesthals

  Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg                   Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Hauptschulen 1997        Schriftliche Hausarbeit      Thema: “Dorferneuerung in Wiesthal”        Eingereicht von: Larsen Roth Eingereicht am: Fach: Geographie Didaktik Dozent: Prof. Dr. Dieter Böhn       Inhaltsverzeichnis   Danksagung Vorwort   1. Stadt- und Dorferneuerung 1.1. Ortssanierung 1.

2. Dorfökologie   2. Geschichte Wiesthals 2.1. Überblick 2.2.

Namensdeutung Wiesthals 2.3. Zeit der Glasmacher 2.4. Gründung der Pfarrei 2.5.

Mainzer Mandat 2.6. Bauernkrieg 2.7. Kirche in Wiesthal   3. Lage und Naturraum des Ortes 3.

1. Natürliche Voraussetzungen 3.1.1. Geologie 3.1.

2. Klima 3.1.3. Vegetation 3.1.

4. Gewässer 3.2. Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz 3.2.1.

Hecken und Feldgehölze 3.2.2. Das Aubachtal 4. Startphase/Präsentation 4.1.

Aufstellung des Leitbildes 4.2. Arbeitskreise 4.2.1. Arbeitskreis Dorf und Kultur 4.

2.2. Arbeitskreis Dorf und Umwelt 4.2.3. Arbeitskreis Dorf und Wirtschaft 4.

2.4. Arbeitskreis Dorf und Wohnen   5. Bürgerbefragung   6. Siedlungsform und bauliche Entwicklung 6.1.

Gebäudetypologie 6.1.1. Öffentliche Gebäude 6.1.2.

Private Gebäude 6.1.2.1. Wohnhäuser 6.1.

2.2. Scheunen 6.2. Heutige Bauweise und Bauform   7. Infrastruktur 7.

1. Die Straßen und Plätze Wiesthals (exemplarisch) 7.1.1. Die Grundstraße 7.1.

2. Die Haardtstraße 7.1.3. Die Bergstraße 7.1.

4. Die Durchgangsstraße 7.1.5. Brückenstraße und Mühlgasse 7.1.

6. Kirchstraße, Dorfstraße und Rathausplatz 7.1.7 Umfeld der Kulturhalle 7.1.8.

Alter Platz 7.1.9. Kindergartenvorplatz   7.2. Verkehr 7.

2.1. Gefahrenpunkte 7.2.2. Ruhender Verkehr 7.

2.3. Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPNV) 7.2.4. Pfade und Wege   7.

3. Wasserversorgung 7.3.1. Bestehende Wasserversorgung 7.3.

1.1. Wassergewinnung 7.3.1.2.

Wasseraufbereitung 7.3.1.3. Wasserförderung 7.3.

1.4. Hochbehälter 7.3.1.5.

Ortsnetz 7.3.1.6. Wasserbeschaffenheit 7.3.

1.7. Hochbehälter und Versorgungsdruck   7.3.2. Abwasserverhältnisse 7.

3.3. Wasserbedarf in Wiesthal 7.3.4. Perspektiven 7.

3.5. Mögliche Versorgungsvarianten 7.3.5.1.

Variante I 7.3.5.2. Variante II 7.3.

5.3. Wertung 7.3.5.4.

Mögliche Durchführung   8. Witschaft 8.1. Erwerbsstruktur und Pendler 8.2. Arbeitsplatzangebote 8.

3. Dienstleistungen und Einkaufen 8.4. Handwerks- und Gewerbegebiet 8.4.1.

Gewerbegebiete 8.4.1.1. Au-Süd 8.4.

1.2. Gewerbegebiet am Bahnhof 8.5. Neuausweisungen 8.5.

1. Wohnbauflächen 8.5.1.1. Grund-Äckerchen 8.

5.1.2. Engersgrund 8.5.1.

3. Gräfenberg 8.5.2. Mischgebiete 8.5.

3. Grünflächen, Sport- und Freizeitflächen 8.5.4. Sondergebiet für landwirtschaftliche Hallen 8.6.

Gemeindewald 8.7. Fremdenverkehr und Naherholung   9. Öffentlicher Bereich 9.1. Gemeindeverwaltung 9.

2. Schule 9.3. Kindergarten   10. Soziale Situation 10.1.

Bevölkerungsentwicklung 10.2. Gesundheitsversorgung 10.3. Pflege 10.4.

Kinderbetreuung 10.5. Frauen 10.6. Bildung     11. Dorfleben 11.

1. Kultur 11.2. Gemeinschaftseinrichtungen 11.3. Freizeit 11.

4. Naherholung   12. Dörfliche Identität   13. Zusammenfassung   14. Literaturverzeichnis   Erklärung               Danksagung   Hiermit möchte ich denen danken, die mir bei der Materialbeschaffung zur Seite standen, für aufkommende Fragen immer ein offenes Ohr hatten und durch ihre Initiative in der “Zukunftswerkstatt” inspirierten. Mein persönlicher Dank gilt Frau Wiltrud Kratz, Herrn Günther Bachmann, Herrn Gerd Bachmann, Herrn Dipl.

Ing. FH Rainer Löffler und zu guter letzt Herrn Bromma von der Flurbereinigungsdirektion in Würzburg. Ohne das Wohlwollen dieser Personen wäre die Arbeit kaum möglich gewesen.     Vorwort   Das Dorf, seit Jahrhunderten ein wesentlicher Bestandteil der ländlichen Siedlungsstruktur, steht heute in der Gefahr zu verstädtern. Industrielle Entwicklung und der damit einhergegangene Rückgang der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe machen unsere Dörfer immer mehr zu bloßen Wohnstätten ohne gemeinsame Aktivitäten. Die Arbeiter gehen ihren Beschäftigungen individuell in mehr oder weniger weit entfernten Städten nach, in der Freizeit bevorzugt man Individualsportarten und Erholung verspricht man sich vom Fernsehen.


Die Dorferneuerung dagegen hat sich zum Hauptziel gesetzt, die Wohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse auf dem Dorf zu verbessern, um somit den Menschen u.a. ein neues Heimat- und Verbundenheitsgefühl zu verschaffen. Das Dorf soll wieder Kern- und Ausgangspunkt gesellschaftlicher Aktivitäten werden und durch seinen typisch ländlichen Charakter bestechen. Die Ziele sind klar, doch der Weg zu ihrer Verwirklichung ist schwierig und langwierig. Um eine echte dörfliche Identität zu schaffen, genügt es kaum lediglich das Ambiente, also die Siedlung an sich dorfgerecht zu gestalten.

Vielmehr muß in den Köpfen seiner Bewohner ein Umdenken erreicht werden. Seitens des Staates bzw. der Kommune kann lediglich auf den Ausbau einer leistungsfähigen und geeigneten Infrastruktur hingearbeitet werden, ob die entsprechenden Förderungen auf fruchtbaren Boden fallen, hängt von den Dorfbewohnern selber ab. Daher kann das bayerische Dorferneuerungsprogramm auch nur als “Hilfe zur Selbsthilfe” gesehen werden. Siedlungen kann man verändern, aber Menschen verändern sich selbst. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Dorferneuerung in Wiesthal, einem mittelgroßen Spessartdorf.

Dargestellt wird die Situation nach Beendigung der Startphase der Dorferneuerung und der Präsentation der Leitlinien in einer Ausstellung. Einige dorfgemäße Baumaßnahmen wurden bereits vor der Aufnahme des Dorferneuerungsverfahrens durchgeführt. Da das Wissen über eine ländlich und auch ökologisch orientierte Lebensraum, bzw. Dorfgestaltung vor allem für die künftigen “Häuslebauer”, nämlich die Kinder und Jugendliche, von Bedeutung ist, soll diese Arbeit u.a. den Lehrern Ideen und Anregungen vermitteln, wie sie ihren Schülern das Dorf in seinen “Einzelbausteinen” als Erfahrungs- und Erlebnisraum nahebringen können.

                                1. Stadt- und Dorferneuerung Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe “ Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes ” werden seit 1984 von Bund und Ländern gemeinsam Dorferneuerungsmaßnahmen gefördert, mit dem Ziel , eine Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Lebensverhältnisse der in diesen Bereichen tätigen Personen und ihrer Familien herbeizuführen. Maßnahmen der Dorferneueurng werden nur in solchen ländlichen Gemeinden und Ortsteilen gefördert , deren Siedlungsstruktur durch die Land- und Forstwirtschaft geprägt ist. Dem Dorf ist jedoch als Wohnort , als Standort landwirtschaftlicher Betriebe und nichtlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze sowie als Kultur - und Sozialraum gleichermaßen Rechnung zu tragen.   Im Rahmen der Städtebauförderung werden durch die Verwendung von Bundes- und Landesgeldern Gemeinden (Städte, Märkte, Dörfer) in ihrer Struktur, Funktion und Gestalt erhalten, erneuert und weiterentwickelt. Sanierungsmaßnahmen haben die Aufgabe städtebauliche Mängel zu beheben.

Dagegen lassen städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen Orts- und Gemeindeteile erstmalig entstehen, bzw. führen ihnen eine neue Funktion zu. Die Städtebauförderung hat wesentlich zum aktuellen Erscheinungsbild der Städte und Gemeinden beigetragen. Dies geschah unter anderem durch die Verbesserung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse und des Wohnumfeldes, durch die Steigerung der Funktionsfähigkeit der Stadt- und Ortsmitten sowie durch die Ausweitung der infrastrukturellen Erschließung durch Grün- und Gemeinschaftseinrichtungen.   Im Rahmen der Städtebauförderung nimmt die Dorferneuerung folgende Aufgabe ein: “ Die Dorferneuerung ist vorallem ein Angebot der Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum die Dörfer als lebendige Heimat in ihrem eigenständigen Charakter zu erhalten und sie durch die Förderung auch in ihrer Wirtschaftskraft zu sichern.

Dabei löst die Dorferneuerung im kommunalen Bereich zusätzlich Investitionen aus, die oft den öffentlichen Förderbetrag um ein Mehrfaches übersteigen. ... Durch gemeinsames Planen und Gestalten im eigenen Lebensbereich wird die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatdorf gestärkt. Über den strukturellen und baulichen Bereich wird die Dorferneuerung immer mehr zu einer soziokulturellen Bewegung der Bürger für ihr Dorf und ihre Region.

Die notwendigen Erhaltungs-, Erneuerungs- und Gestaltungsmaßnahmen werden gefördert.”   Eines der Hauptziele der ländlichen Neuordnung ist die Entwicklung ländlicher Gebiete. Zu diesem Ziel trägt die Dorferneuerung einen großen Teil bei, denn sie verbessert die Lebensverhältnisse auf dem Land, die agrarstrukturellen Verhältnisse sowie städtebaulich unbefriedigende Zustände. Ferner leistet sie einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung der Dörfer und wirkt dadurch Abwanderungstendenzen entgegen. Der ganzheitliche, von Gemeinde und Bürgern getragene, Entwicklungsplan hat im Einzelnen vorallem die folgenden Zielsetzungen:   * die Identifikation der Bürger mit ihren Dörfern stärken, * das Ortsbild in seinem historisch gewachsenen Bestand erhalten und ge- stalten, sowie die Wohnverhältnisse verbessern, * innerörtliche Verkehrsverhältnisse dorfgemäß ausbauen, * die Entwicklung von Betrieben erleichtern und ihre Existenz sichern, * Infrastruktur- sowie Freizeit- und Erholungseinrichtungen für den örtlichen Bedarf schaffen, * Lebensräume für Pflanzen und Tiere sichern und verbessern sowie son- stige Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltsituation fördern, * durch zusätzliche Bündelungseffekte mit anderen Maßnahmen der Struk- turverbesserung weitere Anstöße für private und öffentliche Investitionen geben, * den Arbeitsaufwand landwirtschaftlicher Betriebe vermindern.   Die Grundlage für die Aktionen der Dorferneuerung ist der Dorferneuerungsplan, der unter möglichst aktiver Mitwirkung der Gemeindebürger und der Träger der öffentlichen Belange von der Gemeinde und der Teilnehmergemeinschaft gemeinsam aufgestellt wird.

  1.1. Ortssanierung  Ein wesentlicher Bestandteil der Dorferneuerung ist die Ortssanierung. Im Rahmen einer Ortssanierung werden landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude neu-, aus- oder umgebaut und wertvolle Bauten, die das Ortsbild prägen, restauriert und konserviert. Außerdem werden Gemeinschaftsanlagen ( Bildungs- und Freizeiteinrichtungen) erstellt und ausgebaut. Im Zuge der Dorferneuerung sollen auch die innerörtlichen Verkehrsverhältnisse und die Wasserregulierung verbessert werden.

Durch die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen, namentlich in der Bauwirtschaft, dienen diese Maßnahmen auch der Beschäftigungspolitik. Die Dorfentwicklung kommt nicht nur einzelnen Betrieben zugute, sondern verbessert die Lebensbedingungen der gesamten ländlichen Bevölkerung und wirkt damit der Abwanderung entgegen. Ein Hauptanliegen der Dorferneuerung ist es möglichst alle Daseinsfunktionen (wohnen, arbeiten, sich versorgen, am Verkehr teilnehmen, in Gemeinschaften leben, sich fortpflanzen, sich bilden und sich erholen) im Dorf zu erhalten, dabei sind mit Vorrang Orte in strukturschwachen Gebieten und finanzarmen Gemeinden zu fördern.   1.2. Dorfökologie   Das Charakteristische eines Dorfes ist seine gewachsene Siedlungsstruktur, seine Gewässer, Grünflächen und Freiräume, die es individuell prägen und ihm seine Eigenart und Besonderheit geben.

Diese Eigenschaften tragen überdies in entscheidendem Maße zur Aufwertung und Stärkung des dörflichen Lebens-, Kultur- und Heimatraumes bei. Gestaltungsmaßnahmen im Zuge der Dorferneuerung sind dazu geeignet, dem Dorf wieder eine gewisse Attraktivität als Wohnstandort zu geben, um es so als Wohnstandort, auch für junge Menschen wieder interressant zu machen. Damit ist zu erreichen, daß einer übermäßigen Abwanderung und einer damit verbundenen Überalterung der Bevölkerung, entgegengewirkt wird. Die Dorferneuerung hat zudem die Aufgabe, die biologische Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu erhalten und evtl. zu vermehren, darf dabei jedoch nicht ökologische und ästhetische Gesichtspunkte außer Acht lassen.   Sinnvolle Beiträge zur Dorfökologie sind:   * Eine Grüngestaltung im Dorf zur harmonischen Einbindung des Ortes in die umgebende Landschaft unter Verbindung naturnaher und natürlicher Le- bensräume von der Ortsmitte bis zur Flur;   * Das Anlegen und Verbinden von Grüngürteln zur Verbesserung des Orts- klimas (Frischluftschneise, Windschutz) und zur Abschirmung gegen Lärm und Staub und als Sichtschutz;   * Die Gestaltung von Straßen und Wegen aller Art, von Fußgängerbereichen und Ortseingängen in dorfgerechter Weise; Eingrünung mit heimischen, bo- denständigen Bäumen und Sträuchern (Alleen) unter Einbeziehung des vorhandenen Baumbestandes;   * Die Erhaltung und Entwicklung vielfältiger naturnaher Bereiche, die zu- gleich das Erscheinugsbild des Dorfes prägen, vorallem markante Einzel- bäume, Baumgruppen, Hecken, Grün- und Brachflächen als Bienenweide, Bauerngärten, Straßen und Wegsäume, Bruchsteinmauern und natur- und kulturhistorisch bedeutsame Landschaftsteile (z.

B. alte Grenzsteine, Mühl- und Wasserräder, Sühnekreuze und Flurdenkmäler); auch neue Denkmale ergänzen das Angebot für Wanderer und Besucher.   * Ausweisung und naturnahes Gestalten ortsbildprägender Plätze und Grün flächen zur Verbesserung des Freizeit- und Erholungswertes; Erhalt und Anlegen ökologisch wirksamer innerörtlicher Freiflächen und Rückbau ver- siegelter Flächen in vegetationsfreundliche Freiflächen;   * Erhalten und Verbessern von Dorfteichen, Klein- und Fließgewässern mit ihren vegetationsreichen Säumen, Freilegen und Renaturierung verrohrter Bachläufe, Anlegen von naturnahen Weihern, kleinen Seen und Regenwas- serrückhaltebecken als Hochwasserschutz;   * Schützen, fördern und sichern ökologisch wertvoller Lebensräume für wild- lebende Tiere und Pflanzen im Dorf;   * Erhalten von Obstwiesen und -gärten, Neupflanzung alter, ortstypischer Obstsorten in Streuobstlagen und an Straßen und Wegen;   * Unterstützen von Maßnahmen des technischen und biologischen Umwelt - schutzes, beispielsweise umweltgerechte Verbesserung der Ver- und Ent- sorgung, Nutzung der regenerativen Energieträger Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Biogas, Förderung biologischer Bauweisen. 2. Geschichte Wiesthals   Ein geschichtlicher Abriß von den Ursprüngen her ist für Wiesthal kaum vollständig möglich, da Materialien aus alten Archiven, oder Akten, über den Ort speziell, verhältnismäßig rar sind. Eine etwas ausführlichere Darstellung der Geschichte des Ortes ist zur Hinführung zur Problematik nötig.

Armut prägte zu allen Zeiten, in glasmacherischer und ackerbaulicher Zeit, das Erscheinungsbild des Dorfes. Die Menschen nutzten die ihnen zur Verfügung stehenden Baumaterialien und paßten den Erwerb ihres Lebensunterhaltes an die Natur an .           2.1. Geschichtliche Entwicklung Wiesthals im Überblick     Im Folgenden werden, in chronologischer Reihenfolge, für Wiesthal bedeutsame und vor allem anhand von Quellen gesicherte, historische Ereignisse aufgelistet:     1057 Errichtung der Pfarrei Lohrhaupten; Bei der Grenzüberschreibung des Kirchenspiels bildet der Aubach einen Grenzabschnitt = Hockeruh Teil des Pfarreigebietes   1325 Erste Erwähnung “Hof Wysintau” 1339 v. Mainz gefordert; 1346 Zoll in Wisental   1333 Teilung Wiesthals ?   1349 Erste Erwähnung der “vier Glashütten auf dem Spessart” (Abgaben an Burg Beilstein- Öl, Hanf --> Siedlung)   1406 Bundesordnung der Glasmacher (Bächlesgrund/Lohrer Freihof)   1427 Pfandschaft der Glashütten an Beilstein wird abgelöst v.

Mainz   1477 Pfarreierrichtung --> zentraler Pfarrort für den Hochspessart   1479 Mainz löst Rienecker Leibeigene in Wiesthal ab; Freie Leute von Wiesthal unterstehen weiterhin Rieneck (vom Reich zum Lehen)   1485 Forstmeisterbestallung Rothenbuch “ unterthanen zum wustentail und anderen Orten des Spessarts gesessen”; Verwaltung lag in Rothenbuch (Amtssitz)   1520 Paul Kunckel ist Pächter einer Glashütte im Reichengrund   1525 Teilnahme der Glasmacher am Bauernaufstand --> Bittbrief der “Glasmacher uff den vier glashütten de Spessarts”, “sampt der armen von Wißtal” -->176 Kinder   1526 W. wird in neuer Glasmacherordnung nicht mehr als Glashütte bezeichnet   1551 Türkensteuerregister: 79 Haushalte (Hg: 24/ Nh: 19/ Hb: 13/ Kr: 13) 17,7% Glasmachernamen 18 Kunkel Zuzug neuer Namen: Born, Bach, Löffler, Freund, Schwarzkopf; Fischer, Wüst 2 Glashüttenbesitzer (Anteile): Paul Kunkel 1410 fl. und Heintz Kunkel 561 fl. = Spitzenvermögende; breiter Mittelbau und etliche Arme in der Einkommenspyramide   1560 In W. 82 Musterungspflichtige   1564 Reitende Förster werden durch Fußgehende verstärkt (W. Forstsitz?)   1565/66 Glashütte im “Staibersgrund” (heute Rubengrund) nördlich von Wiesthal   1599/1600 Kirchenbau im Ort   1603 W.

besteuert Un- und Ohmgeld (Verbrauchssteuer pauschal wie frühere Glashütte)   1605 65 Häuser 70 Kühe   1617 69 Leibeigenschaftspflichtige   1634 Schwedeneinfall am 2. Fastensonntag; von 42 Häusern sind nur 15 mit Wittweibern bewohnt; Kühe weggenommen   1640 Pfarrei wird von Frammersbach mitbetreut   1651 18 Häuser, 16 Kühe   1656 Besitz 196 Morgen   ab 1660 W. wird Sitz für einen der 13 Waldförster   1668 102 Einwohner   1700 210 Einwohner   1716 Floßmeister zu W.   1720-30 Auswanderer nach Ungarn   1733 Floßmeister Kunckel   1746 Kurmainzer Jäger Adam Sternheimer   1755 Mainz führt Realteilung im Erbgang ein   1756 in Mutterpfarrei W. ist das ganze Jahr Schule   1769 Kellersche Forstleute; Wiesthaler Forst 8978 Morgen = 3. größter der 13 Spessartforsten   1779 Sebastian Kunkel als reitender Förster zu W.

erwähnt   1781 Gewerbestatistik     2.2. Namensdeutung Wiesthals   Der Ortsname Wiesthal hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus einigen ähnlich lautenden Namen entwickelt. Nachweisbar sind dabei die Namen “Wustentall” und “Wüstendail”. Der Name beinhaltet die Bezeichnung des Ortes an einer wüsten/ unbebauten “Wiesentalle”, wobei Talle gleichbedeutend ist mit “Dalle” oder Delle, was soviel wie “Tälchen” heißt. Der heutige Ortsteil Hockeruhe gehörte früher zur Grafschaft Rieneck und zur Pfarrei Frammersbach.

Er wird erstmals im Jahre 1459 von Philipp dem Jüngeren von Rieneck als “Wüstendail uff der Ruhe” genannt. In diesem Jahr soll der Graf die Bewohner der heutigen Hockeruhe von der Bede befreit haben. Die Bede war eine direkte Steuer, die von Fall zu Fall auf den Grundbesitz erhoben wurde. In diesem Zusammenhang wird von “eigenen Leuten” gespochen, was darauf zurückschließen läßt, daß die “Hockeruher” Leibeigene waren, die unter Umständen zwangsangesiedelt wurden. Wiesthal auf der Ruhe hatte im Jahre 1640 nur drei Herdstellen. Hier wohnten ein Mann, drei Frauen, ein Sohn und zwei Töchter.

Das später (1477) zur Pfarrei erhobene Wiesthal und das östlich des Aubachs gelegene Wiesthal auf der Ruhe hatten folglich früher nichts miteinander zu tun.   2.3. Die Zeit der Glasmacher   Wiesthal ist eine Glashüttensiedlung. Die Glasmacher wurden von den Mainzer Kurfürsten in den Spessart gerufen. Der Grund dafür ist weitgehend unbekannt.

Man vermutet, daß Mainz einen direkten Gewinn aus der Holzverarbeitung vor Ort ziehen wollten um so, neben dem Jagderlös, ein zusätzliches Einkommen aus dem Spessart zu erhalten. Die Glasmacher mußten eine jährliche Abgabe von 40 Pfund Heller für das verbrauchte Holz zahlen. Da im Hochspessart der Transport von Holz, aufgrund fehlender Wege, sehr schwierig war, packten die Glasmacher ihre Ware in Rucksäcke und brachten sie auf Waldpfaden zu dem, den Spessart von Norden nach Süden durchquerenden, Eselsweg. Ursprünglich lagen alle Glashütten entlang des Aubaches, hart an der Grenze zur Grafschaft Rieneck und zunächst hatte nur das mainzische Gebiet Glashütten. Diese wurden erstmals am 22. August 1349 genannt (kurz vor 1300 verlor Rieneck die Gebietsstreitigkeiten mit Mainz, was die damalige Grenzziehung zur Folge hatte) .

Es ist anzunehmen daß Glashüttendörfer von Kurmainz erst in der Zeit des großen Bevölkerungsrückganges nach der Pest von 1348/49 und dem gleichzeitigen Abzug der Landbevökerung in die Städte zugelassen wurden. Trotz der kargen Landwirtschaft konnten die Dörfer einen durchschnittlichen Verdienst von 185,23 fl aufweisen. Innerhalb der Bevölkerung gab es jedoch eine starke soziale Differenzierung, mit wenigen Spitzenverdienern und einer deutlich ausgeprägten Unterschicht (Scheithauer, Fahrknechte, Sandgräber, Glasträger, u.a.). Die Einwohnerdichte der Glashüttendörfer lag bei etwa 336 Einwohner pro Quadratkilometer bei durchschnittlich 460 Einwohnern (94 Haushalte) und einer Fläche von 819,5 Morgen (= 140 ha).

Dies entspricht heute der Einwohnerdichte in städtischen Ballungsgebieten. Wo Glasmacher ihre Arbeit verrichteten, wurden dem Wald binnen kurzer Zeit, enorme Schäden zugefügt. So wurde der durchgehende Eichen- und Buchenmischwald durch die ausgedehnten Rodungsflächen größtenteils zerstört. Später forstete man diese Bereiche überwiegend mit Fichtenkulturen auf. Nach 1814, dem Jahr der Machtübernahme der Bayern, waren ca. 30% des Waldes (besonders das Glashüttengebiet im Nordspessart) ertraglos.

Entscheidend für die weitreichende Zerstörung ist die Tatsache, daß die Glasmacher immer nur so lange an einem Ort blieben, wie ausreichend Holz zur Verfügung stand und dieses leicht zu erreichen war. War der Holzvorrat erschöpft, brachen sie ihre Hütten ab und zogen in ein noch unberührtes Waldstück um. Man zog sozusagen dem Holz nach. Dieser Aspekt des Arbeitens der Glashütten verschaffte ihnen den Namen “fliegende Hütten”. Neben dem dringend nötigen Holz sind zur Glasherstellung zudem Sand und Wasser sehr wichtig, weswegen fast alle Glashütten in der Nähe des Aubaches lagen. Ein weiterer Grund für das ständige Wandern der Glasmacher mitsamt ihren Familien ist, daß die Mainzer Kurfürsten den Spessart weitgehend bevölkerungsfrei halten wollten, um ihn für die Jagd nicht unattraktiv werden zu lassen.

Daher durften die Glasmacher sich auch nur von Ostern bis Martini (11. November) im Spessart aufhalten, im Winter mußten sie also den Wald verlassen. Dies dürfte mit eine Ursache dafür sein, daß im Jahre 1432 nur noch vier Glashütten im nördlichen Spessart erwähnt wurden. Die endgültige Abschaffung der privaten Waldglashütten vollzog sich in den Jahren 1719 bis 1726, da der industrielle Fortschritt zunehmend größer und die Rentabilität der Glashütten, gegenüber der durch sie angerichteten Waldzerstörung, immer geringer wurde. In dieser Zeit wanderten aus dem Glashüttenspessart insbesondere aus Wiesthal Familien in den Bakonywald nördlich des Plattensees. Wiesthal pflegt heute eine Partnerschaft mit der Gemeinde Varoslöd die eindeutig Familien mit Wiesthaler Abstammung unter ihren Einwohnern hat, was u.

a. anhand des Dialektes nachzuweisen ist.   2.4. Gründung der Pfarrei Wiesthal   Der Ort Wiesthal wird zum erstenmal am 11. Januar 1477 urkundlich erwähnt.

An diesem Tage wurde in Wiesthal die Pfarrei errichtet. In der Urkunde heißt es folgendermaßen: Die Bewohner von Wiesthal (Wüstentall) und den dazugehörenden Filialdörfern, “ qui in silvis et nemoribus sparsim habitatis” (Jubiläums-Festschrift, 1977, S. 75). Hierzu ist jedoch anzumerken, daß eine Gemeinde, die in der Lage war einen Pfarrer zu bezahlen und sich eine Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Andreas zu bauen, schon etwas länger existiert haben dürfte. Die Errichtung einer eigenen Pfarrei steht am Ende einer langen Entwicklungsepoche, in der Ackerbau betrieben und Häuser gebaut wurden. Irgendwann scheinen die Glasmacher auf die Idee gekommen zu sein, sich feste Wohnhäuser zu bauen und lediglich mit ihren Glasöfen zu wandern.

Mit dieser ersten Seßhaftwerdung ist es verständlich, daß man verstärkt damit begann Ackerbau zu betreiben, um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können. Manche Glasmacherkinder wurden somit bald zu Bauern.   2.5. Mainzer Mandat 1518   Am 2. Februar 1518 erläßt der Mainzer Kurfürst Albrecht von Brandenburg ein Mandat “an alle Untertanen, die im Spessart häuslich sitzen und wohnen”.

In Folge dessen durfte kein Holz ohne Erlaubnis gerodet werden, keine Schafe gehalten werden und Hunde müssen verwahrt werden, damit der Wald und die Jagd nicht unnötigen Schaden erleide. Im Jahre 1521 wurde beschlossen, daß Glasmacher, die zwischen Martini und Ostern nicht den Wald verließen, den Zehnten bezahlen mußten. Ein ungeschriebenes Gesetz war es zudem, dem Forstmeister zusätzlich Hanf, Gläser und Bucheckernöl zu geben.   2.6. Bauernkrieg 1525   Anno 1525 schlossen sich die Glasmacher den aufständischen Bauern an, um ihr Recht im Bauernkrieg durchzusetzen und den Wald wieder ohne Abgaben nutzen zu können.

Nach der Niederwerfung des Aufstandes wurden sämtliche Glashütten im nördlichen Spessart geschlossen. Lediglich, die Nachbargemeinde Wiesthals, nämlich Krommenthal, erhielt bereits nach einem Jahr die Erlaubnis, die Glashütte wieder zu betreiben. Im 17. Jahrhundert erlitt die Bevölkerung enormes Elend durch die Pest und den 30-jährigen Krieg. Zu dieser Zeit starben viele Spessartdörfer beinahe gänzlich aus. Darüberhinaus führten Mißernten zu vielen Hungerjahren.

Im Jahre 1803 wurde das Kurfürstentum Mainz aufgelöst und der Spessart kam zum Fürstentum Aschaffenburg und 1814 zum Königreich Bayern. Auch das 19. Jahrhundert brachte für die Bevölkerung Hungerepedemien und Elendsjahre, in deren Folge viele Menschen auswanderten. Bis ins 20. Jahrhundert lebte die Bevölkerung fast ausschließlich von der kargen Landwirtschaft. Mit der allmählich sich entwickelnden Industrialisierung wurden in der Umgebung neue Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten geschaffen.

In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg entwickelten sich in Wiesthal Betriebe im Bereich der Holz-, Metall- und Kunststoffverarbeitung, die z.T. heute noch existieren.   2.7. Kirche in Wiesthal   Das Gebiet des Spessarts wurde bereits im Zuge der fränkischen Landnahme im 7.

Jahrhundert christianisiert, doch erst im Laufe des 10. Jahrhunderts festigten sich allmählich die kirchlichen Verhältnisse in und um Aschaffenburg. Zu dieser Zeit wurde vom Alemannen- und Bayernherzog Otto das Kollegialstift zu St. Peter und Alexander gegründet und die Aschaffenburger Stiftskirche erbaut. Zur bereits oben genannten Pfarrei Wiesthal, die am 11. Januar 1477 von Erzbischof und Kurfürst v.

Mainz - Diether von Isenburg gegründet wurde, gehörten die Gemeinden Wiesthal, Rothenbuch, Neuhütten, Habichsthal, Krommenthal, Heinrichsthal und Jakobsthal. Heute werden nur noch Krommenthal -gehört zur Gemeinde Wiesthal- und Habichsthal -gehört zur Gemeinde Frammersbach- vom Wiesthaler Seelsorger betreut. Wiesthal ist somit die, allen Wissens nach, älteste Pfarrgemeinde im Hochspessart. Die Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Andreas, die bereits vor der Gründung der Pfarrei existierte, wurde in den Jahren 1599/1600 unter Erzbischof Wolfgang von Dalberg von Mainz neu erbaut. Ein Verlängerung, bzw. Vergrößerung erfolgte in den Jahren 1913/1914.

Der damals angefügte Glockenturm paßt allerdings nicht zum Bild einer typischen Spessartkirche. Im Taufstein ist das Wappen des Kurfürsten von Dalberg eingelassen. Hierbei ist das Privileg zu erwähnen, welches nur der Pfarrkirche erlaubte einen Taufbrunnen, einen Glockenturm und einen Gottesacker zu besitzen. In den Jahren 1975/76 wurde die jetzige Pfarrkirche St. Andreas errichtet, wobei dem Architekten Heinrich P. Kaupp insbesondere folgendes von Bedeutung war: * die Erhaltung des um 1600 gebauten Kirchenbereiches, insbesondere des Chores und Reduzierung des Langhauses etwa auf die halbe Größe, * die Erhaltung und Freistellung des Glockenturmes als sichtbares äußeres Zeichen, * der Neubau einer größeren, jedoch in der äußeren Gestaltung weithin “bescheidenen” Kirche für die Gemeinde mit ca.

400 Sitzplätzen gegen das Hanggelände zu, * die Anbahnung einer Platzgestaltung zwischen Kirche und Rathaus, mit dem Ziel, die Gemeinde bei weiterer Festsetzung im öffentlichen Bereich zu einer einfühlsamen Gestaltung anzuregen, um so das geistige Zent- rum Wiesthals abzurunden.   Vom Würzburger Weihbischof Alfons Kempf wurde die Kirche, die unter tatkräftiger Unterstützung der Wiesthaler Bevölkerung und dem damaligen Pfarrer Scheckenbach erbaut wurde, am 2. Oktober 1976 konsekriert. Vorteile bietet diese zweite Kirche besonders in der Gestaltung von Kindergottesdiensten o.ä. Nachteile finden sich vorallem in der Konstruktion des Flachdaches, welches sich als undicht erwiesen hat.

  3. Lage und Naturraum des Ortes   Wiesthal ist, mit seinen 924 ha Gemeindefläche, die viertkleinste Gemeinde der 40 Kommunen im Landkreis Main - Spessart. Die heute 1180 Einwohner zählende Gemeinde Wiesthal gehört geographisch zum Naturpark Spessart, politisch zum Regierungsbezirk Unterfranken und zum Freistaat Bayern. Die Gemeinde, mit ihren Ortsteilen Wiesthal und Krommenthal liegt westlich der Stadt Lohr am Nordwestrand des Landkreises Main-Spessart und gehört zur Planungsregion 2 “Würzburg”. An den überörtlichen Verkehr ist der Ort durch die Kreisstraße MSP 21 angebunden. Diese verläuft durch Wiesthal und mündet im Süden in die Staatsstraße 2317, die nach Osten durch den Ortsteil Krommenthal führt.

Der Ort liegt etwa 250 m über dem Meeresspiegel am Aubach. Dieser entspringt in Wiesen und mündet vor Krommenthal in die Lohr, die im 15 km entfernten Lohr a. Main in den Main mündet. Wiesthal besitzt einen Bahnhof, der ca. 1.5 km vom Ortsmittelpunkt entfernt, an der Bahnstrecke Aschaffenburg-Würzburg liegt.

Würzburg ist nach Straßenkilometern ca. 60 km, Aschaffenburg dagegen nur 30 km entfernt. Die Verbesserung des Ausbaus der Straßen zum und im Ort wurde durch den steigenden Tourismus veranlaßt. In den früheren Jahren stieg die Zahl der Erholungssuchenden aus Frankfurt, Hanau und z.T. dem Ruhrgebiet ständig an.

    3.1. Natürliche Voraussetzungen   3.1.1. Geologie   Ganz im Unterschied zum Vorspessart, mit seinem kristallinen Untergrund, liegt im Gebiet des Hochspessarts der Buntsandstein als Ausgangsmaterial vor.

Aus diesem Ausgangsgestein entwickelte sich ein Boden, der zum größten Teil aus lehmigem Sand und starksandigem Lehm besteht. Die Bodenschätzung von 1930 benutzt hierfür die Begriffe “dünnkrumige sandige bzw. sandig-lehmige Verwitterungsböden” in der “Zustandsstufe 4-6”. Die Talfüllungen am Aubach bestehen aus Kies, Sand und Lehm. Aus den Berghängen ist die Mächtigkeit des Oberbodens, aufgrund der ständigen Hangerosion, sehr gering, in den Talniederungen dagegen haben sich mächtigere Schichten von Bodenmaterial angehäuft. Diese Talgründe sind jedoch für den Ackerbau kaum zu gebrauchen, da sie teilweise sehr stark versumpft sind (feuchte Schwemmböden).

      3.1.2. Klima   Das Klima Wiesthals ist für Spessartverhältnisse relativ trocken (900-1000 mm/Jahr). Dies ist zurückzuführen auf die Umrahmung von Bergrücken, die nur wenig Niederschlag in die dazwischen liegenden Täler lassen. Die, durch die überwiegend aus West- Südwest wehenden Winde, ankommenden Wolken regnen sich bereits im Aschaffenburger Raum ab.

Dort sind an den Hängen des Spessarts bis zu 1200 mm (max.) Niederschlag im Jahr möglich. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt etwa 7-7,5 °C. Desweiteren beträgt die mittlere Zahl der Eistage 20-30, die mittlere Zahl der heiteren Tage 30-40 und der Anteil der Schneemenge am Gesamtniederschlag etwa 10-15 %.   3.1.

3. Vegetation Der Hochspessart kann nach den natürlichen Waldgesellschaften dem Vegetationsgebiet “Hainsimsen - Buchenwald” zugeordnet werden. Ohne die Einwirkung des Menschen würde sich eine Waldgesellschaft an Bäumen und Sträuchern einstellen, in der die Rotbuche, die Eberesche, die Pappel, die Hainbuche, die Salweide, der Faulbaum und der Holunder vorherrschen. Die heute bestehende Vegetation der Wälder wird durch die Hauptbaumart Fichte, weniger durch Kiefer, Douglasie, Lärche, Buche und Birke gekennzeichnet. Ein ausgedehnterer Artenreichtum ist in der Bestockung von Böschungen und Hohlwegen vorhanden, die zwischen den Feld- und Wiesenfluren als belebende und ökologisch stabilisierende Elemente fungieren. Die zusammenhängenden Bereiche von Aubach- und Lohrbachtal sind noch in einem ursprünglichen und naturnahen Zustand.

Die mäandrierenden Bäche werden von Erlen und Weiden gesäumt. Eine Vielzahl von Querrinnsalen, die netzartig den Wiesengrund durchziehen, speist den Bach und bewässert die Wiesen. Die Staunässe in Bodenvertiefungen und Gräben verursacht einen einzigartigen Artenreichtum an Pflanzen und zum Teil auch an Tieren. Hier sind unter anderem Simsen -, Seggen - und Binsenbestände vorhanden. Daher schlägt der Regionalplan auch diese Bereiche - Aubachtal nördlich von Wiesthal und Lohrbachtal zwischen Partenstein und Krommenthal (Feuchtwiesen) - als Naturschutzgebiete vor. Darüberhinaus weist der Regionalplan größere Bereiche von Feldgehölzen als “schützenswerte Landschaftsbestandteile” aus.

  3.1.4. Gewässer   Der Aubach entspringt in der Gemeinde Wiesen und durchfließt Wiesthal von Norden nach Süden. Der Lohrbach mündet in der Nähe der südlichen Grenze der Gemarkung in den Aubach. Der Aubach fließt in Richtung Osten bis zur Einmündung in die Lohr in der Gemeinde Partenstein.

Über die Größe der Überschwemmungsgebiete sind noch keine amtlichen Aussagen getroffen worden.     3.2. Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz     Da die Gemarkung Wiesthal im Naturpark Spessart liegt, ist die bebaute Ortslage mit Umgriff der Erschließungszone zugeordnet, während die übrigen Flächen die Bestimmungen der Schutzzone gemäß der “Verordnung über den Naturpark Spessart” vom 28.7.1982 gelten.

Die Ausweisungen des Flächennutzungsplanes greifen bis auf die Erweiterung des Gewerbegebietes nicht in die Schutzzone ein.           3.2.1. Hecken und Feldgehölze   Die im Plan dargestellten Feldgehölze und Hecken sollen in ihrem Bestand gesichert und gepflegt werden. Sie werden in hohem Maße von Vögeln und Kleinsäugetieren als Refugium genutzt, da sie ideale Nistgelegenheiten bieten.

Somit wird ein reichhaltiger Vogelbestand gewährleistet, der in der Lage ist nahegelegene landwirtschaftliche Flächen vor eventuell auftretendem starken Schädlingsbefall zu schützen. Derartige Feldgehölze und Hecken bewirken zudem eine Verbesserung der kleinklimatischen Situation, da sie temperaturausgleichend, verdunstungsmindernd und windabhaltend wirken, sowie geeigneten Schutz vor Bodenerosion bieten. Hecken und Feldgehölze haben ihren Ursprung fast immer in einer landwirtschaftlichen Nutzung. Entweder sind es Reste eines ehemaligen Waldbestandes, die durch Rodung übrig geblieben sind, oder sie wurden zur Erfüllung bestimmter Funktionen (Windschutz, Vogelschutz, etc.) angepflanzt. Nicht selten wurde der Aufwuchs auch geduldet, sofern er aus schlecht nutzbaren Geländeabschnitten geschah.

Die verstärkt vorkommenden Pflanzenarten sind lichtbedürftige Arten, wie Hainbuche, Vogelkirsche, Traubeneiche, Eberesche, Hasel, Salweide, Schlehdorn und Schwarzer Holunder. Die Anzahl der Hecken und Feldgehölze sollte noch vergrößert werden. Darüberhinaus ist es ratsam, um ein stabiles ökologisches Gleichgewicht zu erreichen, die einzelnen Abschnitte miteinander zu verknüpfen. Dadurch wird es den Tieren möglich von einem Gehölz zum nächsten zu wechseln. Jedoch dürfen dann die Abstände nur bis zu 300 m betragen. Die Anpflanzung von zusätzlichen Feldgehölzen könnte vor allem auf brachliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen geschehen.

        3.2.2. Das Aubachtal Es hat eine Breite von 50-200 m und ist am stärksten eingeengt im Bereich der bebauten Ortslage von Wiesthal. Im Norden und Süden des Wiesthaler Ortskernes ist der natürliche Bachlauf mit Gehölzsaum noch weitestgehend erhalten. Die dortigen ungestörten Talbereiche (Feuchtwiesen) liegen in der Schutzzone Naturpark Spessart und werden im Regionalplan als Naturschutzgebiet vorgeschlagen.

    4. Startphase/ Präsentation   In der Dorferneuerung in Wiesthal kann, wie in keinem Dorferneuerungsprogramm, nicht mit ausgearbeiteten bzw. vorbereiteten Konzepten gearbeitet werden, da Dorfentwicklung etwas sich ständig Wandelndes ist. Daher steht das Begriffspaar “ganzheitlich und bürgernah” allen zukünftigen Maßnahmen voran. Leitlinien und Schwerpunkte müssen von den Beteiligten schrittweise erkannt, verstanden und verinnerlicht werden, um einem fruchtbaren Ausgang aller angestrebten Ziele einen günstigen Boden zu bereiten. Nur so ist es möglich das, durch interessierte Bürger, entwickelte Leitbild in Einklang mit privaten und öffentlichen Belangen zu bringen.

Die erstrebenswerten Ziele einer Dorferneuerung in Wiesthal sollen im Folgenden verdeutlicht und erläutert werden. Den Bürgern von Wiesthal wurde am 27. Oktober 1996 die Möglichkeit gegeben sich im Wiesthaler Rathaus von den geplanten Neuerungen in Kenntnis zu setzen.   4.1. Aufstellung eines Leitbildes   Bei der Bürgerversammlung am 20.

März 1996 zeigten sich einige Bürger aufgeschlossen bei der Gestaltung der Zukunft Wiesthals aktiv mitzuwirken. Hierbei wurde anhand einer Kärtchenabfrage bereits ein erster spontaner Eindruck der Schwächen, Stärken und Eigenarten des Dorfes zu Papier gebracht. Nach einer Strukturierung der Stichpunkte wurden vier zentrale Schwerpunkte herausgenommen. Diese Kernpunkte veranlaßten die Bürgerversammlung einen Arbeitskreis “Zukunftwerkstatt” mit den Arbeitsgruppen Wohnen, Umwelt, Kultur und Arbeit zu initiieren. In einem Wochenendseminar vom 17. bis zum 19.

6.1994 mit dem Thema “Wiesthal wohin - unsere Gemeinde im Jahr 2000 ?” wurden von den beteiligten Bürgern eine Reihe von Vorschlägen und Ideen ausgearbeitet, welche allerdings der Unterstützung durch Fachleute, dem Zuspruch des Gemeinderates, sowie einer finanziellen Absicherung/Realisierung bedürfen.   Mit Hilfe dieses ersten Seminars kam man zu folgenden Ergebnissen:   * Findung interessierter Bürger die den Anfang der Startphase der Dorfer- neuerung in einem permanenten Arbeitskreis Zukunftswerkstatt bis zur Prä- sentation und darüber hinaus ausarbeiten. * Erste Kritik, Gewichtung und Bestandsaufnahme der anzustrebenden Ziele * Freisetzung von Kreativität und Phantasie in einer Phase des “brain- storming” * Prüfung der Realisierbarkeit durch anschließende kritische Auseinanderse- tzung mit den vorgebrachten Ideen und Vorschlägen.   Der sich an der Startphase beteiligende Architekt, Dipl. Ing.

FH Rainer Löffler, hatte die Aufgabe als Moderator, in Zusammenarbeit mit der Direktion für ländliche Entwicklung in Würzburg und unter Beteiligung einiger Bürger, die Leitlinien, den Planungsbedarf, sowie den Durchführungswillen festzustellen und anhand von “Arbeitspaketen” mit vorstrukturierten Arbeitsaufträgen die Arbeitskreise in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die ersten Resultate (Bestandsaufnahmen, Bewertungen, Bürgerbefragung und Auswertung und eine vorläufige Leitlinienformulierung) wurden vom Architekten bearbeitet und als möglicher Planungsbedarf zur Diskussion freigegeben. Nach Abstimmung mit der Zukunftwerkstatt wurden die Leitbilder in der Bürgerpräsentation der Öffentlichkeit unterbreitet. Erst dann kann in Form eines Aktionsplanes, unter Abstimmung mit dem Gemeinderat, der Teilnehmergemeinschaft und der Direktion für ländliche Entwicklung, die Entscheidung zur Durchführung verschiedener Projekte fallen.   Nach einer Darstellung des allgemeinen Verlaufes der Startphase werden desweiteren die einzelnen Arbeitskreise und ihre Themenschwerpunkte und Aktivitäten erläutert.     4.

2. Arbeitskreise   4.2.1. Arbeitskreis Dorf und Kultur   In diesem Arbeitskreis wurde die Wiesthaler Geschichte sehr ausführlich erforscht. Mit einer Fotoausstellung “Leben in Wiesthal, wie es einmal war” sollte das Interesse der Bürger an der Geschichte des Dorfes geweckt werden.

Die Bilderschau, die Fotos von den Menschen, dem Leben in der Gemeinde und Ansichten des Dorfes seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zeigte, fand in der Kulturhalle am 16., 19. und 20. November 1994 statt und erntete großen Zuspruch seitens der Bevölkerung. Ferner wurde im Juli 1995 in der Verbandsschule Wiesthal ein Malwettbewerb mit dem Motto “Mein Heimatdorf, wie es mir gefällt!” durchgeführt, der mit Sach- und Geldpreisen belohnt wurde.

Schließlich fand vom 18.-19- November 1995 eine weitere Fotoausstellung statt, die “Wiesthaler in zwei Weltkriegen” zeigte. Der Höhepunkt war die Planung einer Rundfunksendung, die vom Bayerischen Rundfunk “Welle Mainfranken” für Unterfranken am 23. Juli 1995 ausgestrahlt wurde.   Darin kamen folgende Themen zur Sprache:   a) Warum gingen Wiesthaler Männer in den Untergrund ? - Gespräch mit ehemaligen Pendlern. b) Was ist an der Wiesthaler Dorferneuerung anders ? Großes Interesse der Bevölkerung bei der Fragebogenaktion (knapp 60% Rücklauf).

Ein überdurchschnittliches Ergebnis im Vergleich zu anderen Gemeinden. c) Was tun, damit die Jugend einer abseitsgelegenen Ortschaft nicht abwan dert ? Schulkinder möchten, daß ihr Dorf schöner wird und mehr Freizeit- und Spielmöglichkeiten entstehen. d) Gespräch mit Herrn Pfarrer Dr. Grebner über die Situation des Pfarrver- bandes Hochspessart.   Der Arbeitskreis erarbeitete ferner eine Bestandsaufnahme zu den Themen Bevölkerungsentwicklung, Gemeinschaftseinrichtungen, soziale Situation, Dorfleben und Dorfkultur, geschichtliche Entwicklung, Ruf der Gemeinde und Beziehungen zum Umland.   4.

2.2. Arbeitskreis Dorf und Umwelt   Der Arbeitskreis Dorf und Umwelt wurde von den Landschaftsarchitekten Dietz & Partner betreut.   4.2.3.

Arbeitskreis Dorf und Wirtschaft   Der Arbeitskreis Dorf und Wirtschaft befaßte sich mit einer Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Strukturen (vgl. Volkszählung 1987) und den Fragen zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Die Schwerpunktthemen waren folgende: - Welche Richtung soll die wirtschaftliche Entwicklung in Wiesthal nehmen ? - Wo sind Lücken bzw. wo besteht Bedarf ? - Können neue Arbeitsplätze am Ort geschaffen werden ? - Gibt es Zielgruppen oder neue Erwerbsquellen ? - Was kann für die Pendler getan werden ? - Können noch zusätzliche, orteingebundene Betriebe entstehen (z.B. Heim arbeit) ? - Inwieweit ist der Fremdenverkehr ein möglicher Wirtschaftsfaktor ?   Unternommen wurde von diesem Arbeitskreis eine Pendlerbefragung in Form eines Fragebogens, sowie die Befragung von Gewerbetreibenden und darüberhinaus eine Umfrage zu den oben genannten Punkten an den Stammtischen der einzelnen Gasthäuser.

  4.2.4. Arbeitskreis Dorf und Wohnen   Der Arbeitskreis Dorf und Wohnen beschäftigte sich mit der Siedlungsstruktur (topographische und geographische Ausdehnung des Ortes), der Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung, der Gebäudetypologie und dem Ortsbild (Dachlandschaft, Silhouette, Ortskern und Umfeld und dominante Bauten). Dazu waren mehrere Ortsbegehungen notwendig.   Mit dem Gemeinderat stand die “Zukunftswerkstatt” durch die Sprecher der jeweiligen Gruppen in Kontakt, die die einzelnen Projekte vorstellten.

    5. Bürgerbefragung   Im Rahmen der Bürgerbefragung im Jahre 1995 wurde seitens des Arbeitskreises “Zukunftswerkstatt” versucht, in Form eines Fragebogens und anhand geeigneter Fragestellungen, die Grundhaltung der Wiesthaler Bürger (über 18 Jahre) zur Dorferneuerung herauszufinden. Von den 860 ausgegebenen Fragebögen kamen leider nur 488 zurück. Davon waren wiederum nur 435 ausgefüllt. Dennoch scheinen sich über die Hälfte der Einwohner Wiesthals (50,6%) für die möglichen Maßnahmen der Dorferneuerung zu interessieren, was auf künftige aktive Beteiligung hoffen läßt. Die ersten Fragen bezogen sich auf die Vorzüge Wiesthals.

Dabei setzten die Wiesthaler recht unterschiedliche Schwerpunkte. Den überwiegenden Anteil stellten aber diejenigen, die das Leben in der Naturlandschaft bevorzugten. Der besondere Reiz Wiesthals liegt dabei in der schönen Lage, der Natur und der von ihr ausgehenden Ruhe. Doch nicht alleine die Lage im Naturpark Spessart ist das Eigentümliche an Wiesthal, sondern vorallem auch der Dorfcharakter, das dörfliche Leben in der Gemeinschaft, die zwischenmenschlichen Kontakte und die Heimatverbundenheit der Einwohner. Das sich anschließende Diagramm soll die unterschiedliche Schwerpunktsetzung verdeutlichen:   Abb. 1: Gewichtung der Vorteile Wiesthals [aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S.

9]   Neben diesen mehr ideellen Werten sind die Menschen auch stolz auf verschiedene von Menschenhand errichtete Attraktionen. Bevorzugt genannt wurden die öffentlichen Bereiche, wie die neugestaltete Brücken- und Bahnhofstraße oder der im Bau befindliche Alte Platz, die Bauwerke, wie die Kapelle, die Kirche und die alte Mühle und die bestehenden Infrastruktureinrichtungen, wie die beiden Banken, die verschiedenen Geschäfte, Kindergarten und Schule. Von älteren Bürgern wurde nicht selten auch der Friedhof als “schön gestaltet” bezeichnet.   Trotz der Fülle an Vorzügen Wiesthals gab es auch einige Kritik. Beanstandet wurden in hohem Maße die schlechten und engen Ortsstraßen. Viele Straßen seien zu unübersichtlich, die Hofeinfahrten zu eng und Bürgersteige zu wenig vorhanden.

Ferner bemängelte man den Belag des Alten Platzes, das Umfeld und den Zustand der Kulturhalle, sowie die “Bude” als Jugendtreff. Aber auch die teilweise verwilderten Äcker und Wiesen fielen der Kritik zum Opfer. Von einigen Wiesthalern wird darüberhinaus ein Café vermißt. Die zusätzlichen Fragen, nach der Dringlichkeit von öffentlichen und gemeinschaftlichen Baumaßnahmen, lassen sich leicht aus dem zuvor Genannten ableiten. Verstärkt werden hier die Neu- und Umgestaltung des Alten Platzes, sowie der Umbau der Kulturhalle und deren Vorplatz erwähnt. Als weniger wichtig erachteten die Bürger die Renovierung des Rathauses und dessen Vorplatz, da dort der Zustand noch wesentlich besser ist.

Als weitere Punkte, jedoch mit nicht geringerer Gewichtung wurden der Ausbau der Nebenstraßen, die Einrichtung eines Jugendtreffs (nicht “Bude”), ein zweiter Spielplatz, die Verschönerung der Schule und des Schulsportplatzes, eine Kirchenrenovierung und der Bau eines Buswartehäuschens genannt. Maßnahmen im Bereich der sozialen Infrastruktur sollten nach Meinung der Befragten verstärkt auf den Erhalt/ Ausbau der kleinen Dienstleistungsbetriebe, wie Lebensmittelläden, Bäcker, Post, Arzt, Gasthäuser u.ä. abzielen. Neben der Verbesserung und Sanierung der öffentlichen Straßen und Wege, ist der Ausbau der Wasserversorgung und die damit verbundene Erhöhung der Wasserdruckgrenze ein wichtiges Anliegen. Dieser Punkt wird später, vor allen Dingen in Hinsicht auf die Ausweisung eines Neubaugebietes, noch gesonderte Beachtung finden.

Allzuoft wurde auch ein besserer Anschluß an den ÖPNV gewünscht. Im Vordergrund steht hierbei ein Zubringerbus zum 1,5 km entfernten Bahnhof, sowie die Ausweisung einer RSB ( Regionalschnellbahn) Haltestelle. Schließlich legten viele Bürger sehr großen Wert auf eine Ausweitung des Freizeitangebotes. Neben den bestehenden Angeboten des TSV Wiesthal (Fußball, Tischtennis und Jazzgymnastik), werden ein Tennisplatz, eine Minigolfanlage und ein Schwimmbad gewünscht. Ein Ausbau der Rad- und Wanderwege und ein Bade-, Angel- und Landschaftssee sind weitere Forderungen. Mit den zur Verfügung stehenden Angeboten der übrigen Ortsvereine sind die meisten Wiesthaler zufrieden.

Dennoch wird die Einrichtung einiger Gemeinschaftsanlagen für nötig gehalten. Neben dem bereits erwähnten Jugendtreff, wird ein separater Raum für Kulturveranstaltungen gewünscht. Dieser könne nach Meinung der Bürger neben der Kulturhalle, oder am Pfarrheim errichtet und für Veranstaltungen, wie Filmvorführungen, oder Theateraufführungen, genutzt werden. Darüberhinaus hält man ein öffentliches WC und einen frei zugänglichen Grillplatz für wünschenswert.   Die größte Kritik fiel auf nachfolgend aufgezeigte Punkte:       Abb. 2: Kritikpunkte [aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S.

9]   Desweiteren sprachen sich viele der Befragten für eine Förderung und Erhaltung der Ortstraditionen aus. Unter diesem Aspekt erwähnte man nachdrücklich das “Faseltsrad”, die “Kirb” (Kirchweih) und den Faschingszug. Aber auch das Sternsingen, das Klappern über die Kartage, der Lumpenball, der Rosenmontagszug der Blasmusik und die gelegentliche Nutzung des Backhauses fanden Zuspruch. Uneinigkeit herrscht anscheinend bei der Frage nach Möglichkeiten zur Verbesserung des Ortsbildes/ Ortes. Viele wünschen sich mehr Grün im Dorf, aber auch ländliche und ortstypische Bauweisen. Nicht wenige der Befragten sprachen sich für die Erhaltung von alten, ortsbildprägenden Scheunen aus.

Manch eine(r) wünscht sich die Wiederbelebung von “Tratschecken”, die z.Zt. beinahe gänzlich fehlen, die für das Dorfleben förderlich sind. Angesichts der fehlenden Gemeinschaftseinrichtungen (Grünecken, o.ä.) halten sich die meisten Wiesthaler, laut Umfrage, im Freien in ihrem Garten auf.

Viele nutzen jedoch auch Wald- und Spazierwege zur Erholung. Die wenigsten haben bestimmte Gebäude, Baumgruppen, oder sonstige Plätze an denen sie regelmäßig verweilen. Nicht wenige Bürger sind der Meinung , daß ein Ausbau der Wanderwege und eine Verbesserung der Markierungen und Beschilderungen angebracht wäre. Dies würde dann zur Belebung des “Tourismus” beitragen, da sich dann auch ortsunkundige Wanderer und Radfahrer nach Wiesthal wagen könnten. In Hinblick auf eine Aktion “sauberes Dorf” wurden verstärkt Maßnahmen des Gewässerschutzes und der Reinhaltung des Aubaches gefordert. Auch interessieren sich gut 75% der Befragten für eine Nutzung von Brauchwasser und zwei Drittel für die Verwendung umweltfreundlicher Energien.

Gegenüber einer Ausdehnung des Tourismus sind viele Wiesthaler sehr kritisch eingestellt. Verlangt wird ein überwiegend sanfter Tourismus, der sich auf Wanderer und Radfahrer beschränkt und vorallem Naturfreunde anlockt. In diesem Zusammenhang kommt auch die Wiedererrichtung des Campingplatzes, sowie eine Gründung einer Jugendherberge zur Erwähnung. Mach einer sieht auch Möglichkeiten in dem vermehrten Angebot an Fremdenzimmern und einem Ausbau der Gastronomie. Chancen für die Einrichtung von zusätzlichen Arbeitsplätzen erhofft man sich in hohem Maße von einer weiteren Gewerbe - und Industrieansiedlung auf dem ehemaligen Furnierwerksgelände (Abb. S.

34). Das Gebäude fiel 1996 den Flammen zum Opfer und wurde bis zu diesem Zeitpunkt als “Schreinerei” durch einen Unternehmer aus Krommenthal genutzt. Aber auch in der Erweiterung von Klein- und Handwerksbetrieben, sowie in einem Ausbau des Dienstleistungsangebotes verspricht man sich ein erhöhtes Arbeitsplatzangebot.                                                       Abb. 3 und 4: Gelände des ehemaligen Furnierwerkes Wiesthal (Gewerbegebiet “Au-Süd”; siehe Anlage Nr. 1)   6.

Siedlungsform und Bauliche Entwicklung  Wiesthal entwickelte sich als “Glashüttendorf” etwas anders als die meisten Spessartdörfer. Üblich ist es, in der hügeligen Landschaft, die Dörfer in Streifenform anzulegen. Das bedeutet, daß die Häuserreihen in der Talsohle liegen und die dazugehörigen Streifengüter auf dem Bergrücken. Wiesthal dagegen hat es seinem, nicht ackerbaulichen, Ursprung zu verdanken, daß es eher als Haufendorf deklariert werden kann, wobei die Anordnung der Häuser eine gewisse Sternform erkennen läßt. Diese ist sicherlich auf die Ausrichtung entlang der Seitentäler zurückzuführen. Der älteste Dorfbereich dürfte zwischen Kirche und Altem Platz anzusiedeln sein.

Größere öffentliche Einrichtungen mit hohem Flächenbedarf, wie Schule, Kindergarten und Kulturhalle mußten aus Gründen des Platzmangels an den Bebauungsrändern untergebracht werden.   Ziel der Dorferneuerung ist es die bestehenden Bebauungsäste abzurunden und eine weitere Zersiedelung zu vermeiden.   6.1. Gebäudetypologie   6.1.

1.Öffentliche Gebäude   Die öffentlichen Gebäude in Wiesthal haben zentrale Funktionen und sind stark ortsbildprägend. Als dominanter Mittelpunkt der Gemeinde ist die Kirche mit Kirchturm anzusehen. Der herausragende Charakter wird durch die erhöhte Lage auf einem Felssporn verstärkt. Benachbart steht das ehemalige Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert.

Der Bau aus Sandstein wurde im klassizistischen Stil errichtet und wird heute als Rathaus genutzt. Beide Gebäude liegen zentral und hinsichtlich ihrer Nutzung ausgesprochen günstig. Westlich dieser Gebäude wurde in den 70 er Jahren das neue Schulhaus errichtet. Es überragt durch seine Lage auf dem Berg alle übrigen Bauten. Aus diesem Grund fällt die kubische Form aus weißgrauem Beton und mit Flachdach, die eindeutig nicht ins Dorfbild paßt, sofort auf. Beinahe ebenso herausstechend wirkt die Kulturhalle in ihrer nüchternen Bauart am Nordrand des Ortes.

Der erneuerte Kindergarten mit angebautem Pfarrheim dagegen fügt sich durch dorfgerechte Gestaltung gut in das Ortsbild ein. Lediglich sein Vorplatz bedarf einer Verschönerung (Lage der Gebäude, siehe Anlage 2).                                             Fotos 5 und 6: Kindergarten und Kindergartenvorplatz 6.1.2. Private Gebäude   6.

1.2.1. Wohnhäuser   Im Gegensatz zur halboffenen fränkischen Hofform mit Dreiseithof (Wohnhaus, querstehender Stall und anschließende Scheune), die durch ihr Hoftor zum Straßenraum hin eine gerade und bündige Raumkante besitzt, bevorzugt man im Spessart eine offene Bauweise, die zum Straßenraum hin eine weniger starke Abgrenzung hat und deren Raumkante eher willkürlich versetzt ist. Für den gesamten Spessart, wie auch für Wiesthal sind die folgenden Bauformen typisch: - Das Wohn-Stallhaus ein- oder zweigeschossig: Das Wohnhaus steht meist traufseitig zur Straße und ein Stall ist angeschlossen. - Das Wohn-Stallhaus in gestelzter Bauweise: Diese Hausform findet man überwiegend in Hangbereichen.

Der Stall befindet sich im Erdgeschoß und die Wohnräume liegen darüber. - Das Wohnhaus als Doppelhaus: Stall und Scheune werden von zwei Familien genutzt und der Wohntrakt hängt zusammen (gemeinsamer Kamin). - Das Wohnhaus als Mehrfachhaus: Stall und Scheune werden von mehreren Familien genutzt.   Bei allen Bauformen wird das Erdgeschoß überwiegend aus dem roten Sandstein gebaut, der für den Spessart typisch ist. Darüber schließt sich Holzfachwerk in geschoßhoher Ständerbauweise an mit Streben und Andreaskreuz im Brüstungsbereich. Die Gefache werden zum einen mit Lehmgeflecht ausgefüllt, zum anderen später mit Bimsstein.

Die Dächer sind vorwiegend steil, mit Tonziegeln gedeckt und haben geringen Überstand. Verziert werden Häuser mit spiralförmigen Eckständern und mit Schwellen mit Zahnschnittmuster. Die Fenster sind klein, stehend und zweiflügelig, sie sind paarweise oder einzeln in den Geschossen angeordnet. Ihre Einfassungen bestehen aus Naturstein im Erdgeschoß und aus Hartholz im Fachwerkgeschoß. Der Eingang, der traufseitig angeordnet ist, besteht aus Sandsteinmauerwerk und -stufen.   6.

1.2.2. Scheunen   Die zu jedem Wohnhaus gehörigen Speicherräume oder Scheunen hatten die Aufgabe Getreide, Futter und Streu, sowie eventuell vorhandene landwirtschaftliche Fahrzeuge zu beherbergen. Der Baustil gleicht im großen und ganzen dem der Wohnbauten, lediglich die wetterbeanspruchten Giebelflächen wurden nicht selten zusätzlich mit Brettern verkleidet. Scheunen bieten einen optimalen Spielplatz für Kinder und einen geeigneten Platz für jede Art von handwerklichen Aktivitäten.

Da nur noch wenige dieser ehemaligen Wirtschaftsgebäude erhalten sind sollte diesen eine erhöhte Pflege zukommen.   6.2. Heutige Bauweise und Bauform   Ab den 60 er Jahren sind auch in Wiesthal im Zuge des Rückgangs der Landwirtschaft immer mehr reine Wohnhäuser mit angebauter Garage errichtet worden. Neue Baumaterialien und der Drang nach immer mehr Wohnraum führten zu großräumigen Baukörpern, mit flachgeneigten Dächern

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