Erdkundeklausur jahrgang 13.1 zum thema "disparitäten und ererbte standortsituation"
Erdkundeklausur Jahrgang 13.1 zum Thema “Disparitäten und ererbte Standortsituation”
Folgen und Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf Deutschland
Während des 2. Weltkrieges gab es in Deutschland nie eine “Stunde Null” der deutschen Industrie (im April 1945 wurden noch 10 % der Industrieproduktion von 1936 erreicht).
Das läßt sich anhand einiger Faktoren erklären:
die Aufrüstungspolitik Hitlers brachte der Produktions- und Investitionsgüterindustrie einen starken Aufschwung. Die Großindustrie war außenwirtschaftlich orientiert, während die neuen Unternehmen außenwirtschaftlich unabhängig waren.
die deutsche Industrie erreichte erst Mitte 1944 ihr Produktionsmaximum, ab dann wurde weniger investiert als durch Bombenangriffe zerstört. Dadurch war natürlich der Qualitätsstand der industriellen Anlagen enorm hoch.
es fielen jeweils siebenmal soviel Bomben aufWohngebiete undVerkehrswege als auf die Rüstungsindustrie. Also war die Lähmung des Transportsystems der Grund für den eintretenden Rückgang der industriellen Erzeugung seit Mitte 1944. Der endgültige Zusammenbruch der deutschen Kriegswirtschaft lag in der Abschnürung des Kohletransports aus dem Ruhrgebiet.
Die Arbeitslage war bei Kriegsende relativ günstig, da der Zustrom der Flüchtlinge die Zahl der Kriegsgefallenen ausglich.
Zahlenmäßig bestand also kein Arbeitsmangel und die Überalterung der Arbeiter wurde durch deren gute Ausbildungsqualität wettgemacht.
2. Phase der Rekonstruktion
Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg brachen für Deutschland zunächst harte Zeiten an.
Auf der Potsdamer Konferenz der “Großen Drei” wurde eine weitgehende Dezentralisierung der Wirtschaft beschlossen.
1946 setzte der Alliierte Kontrollrat eine Produktionshöhe von 50-55 % des Jahres 1938 fest.
Demontageauflagen sollten Deutschland wirtschaftlich schwächen und der Abgeltung der Kriegsschuld durch Sachleistungen dienen, was aber in den unterschiedlichen Besatzungszonen unterschiedlich durchgesetzt wurde und zu einem differenzierten Eingriff in die Standortstruktur führte.
Die Sowjets führten ihr Programm am härtesten durch: Neben dem Abbau der Infrastruktur mußten bis 1953 auch Reparationen aus der laufenden Produktion bezahlt werden !
Insgesamt wurden aber in den Westzonen nur 30 % des vorgesehenen Abbaus realisiert, was an der veränderten weltpolitischen Lage und den Wirtschaftskrisen in den Westzonen im Winter 1946/47 und im Sommer 1947 ( im Winter brach das Transportsystem zusammen und im Sommer gab es eine Mißernte) lag.
Nach der Winterkrise 1946/47 galt die oberste Priorität dem Wiederaufbau der Infrastruktur und der Förderung des Kohlenbergbaus. Darin sah man den Schlüssel zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme. Die Ruhr hatte die Hauptlast des Wiederaufbaus der Wirtschaft zu tragen. Die von den Alliierten verordneten Exportquoten waren hoch und die Transportkapazitäten begrenzt.
Wirtschaftsprinzip der DDR
im Gebiet der DDR trat eine nach sowjetischem Vorbild entwickelte Verfassung in Kraft, was ein System der Planwirtschaft mit sich führte, das sich in den entscheidenden Merkmalen von der sozialen Marktwirtschaft in der BRD unterschied:
die staatliche und politische Macht lag in der Hand der soz. Einheitspartei SED
die Volkswirtschaft beruht auf dem sozialistischen Eigentum an den Produktionsmitteln
in der DDR gilt der Grundsatz der Planung und Leitung der Volkswirtschaft sowie aller anderen gesellschaftlichen Bereiche auf der Basis von 5-Jahres-Plänen.
In der DDR erlaubte die staatliche Lenkung einen Aufbau und Ausbau von Landwirtschaft, Industrie und tertiärem Sektor nur entsprechend staatlicher Vorgaben. Die Verfassung ermöglichte darüberhinaus die Zuordnung besonderer wirtschaftlicher Schwerpunkte für neu geschaffene Bezirke. Das Resultat war eine territoriale Aufgabenteilung der Industrie.
Die Territorialplaner hatten die Aufgabe, für ihr Gebiet die Entwicklung nach den übergeordneten Wirtschaftsplänen so zu steuern, daß Disproportionen nicht auftraten.
In den 50er Jahren wurde das Fehlen der Industrie im Norden sowie die Überagglomeration dieser im Süden als Spätfolge des Kapitalismus angesehen, was man durch Verlagerung von Betrieben in den strukturschwachen Norden abschwächen wollte.
Seit Mitte der 60er Jahre ist eine Kehrtwende zu erkennen, deren Ziel eine bewußte Förderung der Konzentration in den Ballungsgebieten ist.
Industrieraum Halle-Leipzig-Dessau
Dieser Industrieraum war die bedeutendste Industriezone der ehemaligen DDR, in der 12 % der Bevölkerung 20 % der Industriegüter erzeugten.
Grundlage dieses industriellen Aufschwungs im Raum Halle-Leipzig waren die Braunkohlevorkommen, unter ihnen hochwertige Schwelkohle, Kesselkohle, Brikettierkohle sowie die eher problematische Salzkohle.
Auch die Städte Halle und Leipzig waren Gunstfaktoren für die frühe Industrieentwicklung im 19. Jahrhundert, da hier Arbeitskräfte leicht gefunden werden konnten und die gute Verkehrslage einen regen Handel und damit die Kapitalbildung begünstigte, vor allem nach den preußischen Reformen 1807, die die Gewerbefreiheit mit sich führte und viele landwirtschaftliche Arbeitskräfte freisetzte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die dominierenden Tiefbaue durch Tagebaue abgelöst. Im Raum Bitterfeld entstanden die ersten chemischen Grundstoffindustriestandorte, die die billige Kohle zur Stromerzeugung für die Elektrolyse nutzte. Später fand eine Spezialisierung dieser Standorte statt.
Im Raum Halle-Leipzig-Dessau sind Siedlungsbänder entstanden, die die größeren Städte miteinander verbinden (knapp 60 % der Einwohner des Raums wohnen in den drei Großstädten, 20 % in den Siedlungsbändern). Die gesteuerte Siedlungsentwicklung der DDR richtete sich nach den großen Industriestandorten; zahlreiche Dörfer in der Nähe der Betriebe wurden Arbeiterwohnsiedlungen, die fast alle entlang der Hauptverkehrswege liegen.
Die DDR war nicht nur das Land mit der größten Braunkohlenförderung , sondern auch Wegbereiter für neue Techniken der Braunkohlenchemie, die eine vielfältige Nutzung des Rohstoffs erlaubten.
Allerdings konnten die neuen Produkte nicht wirtschaftlich produziert werden, waren im Export auf staatliche Stützen und im Binnenmarkt auf planwirtschaftliche Vorgaben angewiesen.
Außerdem waren die Verfahren enorm umweltbelastend und sind auch heute noch eine schwere ökologische Altlast !
Umweltprobleme im Teilraum Merseburg
Bitterfeld gilt als “die dreckigste Stadt Europas”, der Raum Halle-Leipzig-Dessau als eines der am stärksten belasteten Industriegebiete des Kontinents.
Schwefeldioxidemissionen 1988 der Kreise Bitterfeld, Borna und Merseburg: 1,10 Mio. t
Zum Vergleich: Emissionen in der BRD 1988: 1,04 Mio. t
Der Kreis Merseburg mit den alten Tagebauten und den chemischen Werken zeigt exemplarisch die Umweltprobleme im Braunkohlenchemiegebiet Mitteldeutschlands:
das System der kommunalen Abwasserreinigungsanlage ist nicht flächendeckend ausgebaut (nur 70 % der Haushalte sind im Kreis an Kläranlagen angeschlossen)
das Wasser ist nur bedingt nutzbar oder vom Schadstoffgehalt her völlig unbrauchbar
katastrophale Luftverunreinigung
sehr hohe Belastungen durch Altlasten, aber es ist ein leichter Rückgang durch die Zeit der Umorientierung zu verzeichnen.
Stadtentwicklung
Raummerkmale:
Reliefstruktur, Klima, Bodenbeschaffenheit
Infrastruktur
wirtschaftliche Nutzung
zentrale Orte
Differenzierung zwischen Extensivierung und Intensivierung:
Extensivierung meint, im Großen und Ganzen, die Expansion der gesamten Wirtschaft hin zu völlig neuen Standorten und Industriezentren.
Dies erfordert eine Ausweitung der Nutzung gebietsspezifischer Bodenschätze und der Infrastruktur sowie ein stetiger Eingriff in die Natur, deren Fläche für neue Wirtschaftsstandorte genutzt werden muß.
Für die Zukunft beachtet werden muß vordergründig die Anbindung der Gebiete zueinander durch erhöhte Arbeitsteilung (Beispiel Wartburg) ebenso wie die Grundlage zu schaffen, keine Arbeitsverlagerung in (hier: sozialistische) Staaten zu vollziehen.
Intensivierung heißt Einsparung bei der Produktion in einem bereits bestehenden Standort. Die Städte “geraten” in ein kontrolliertes Wachstum bei gleichzeitiger verbesserter Verwaltung. Dies erfordert eine erhöhte Ressourcen- und Verkehrsanbindungsnutzung.
Ebenso muß ein vernünftiges Verhältnis zwischen Natur und Gesellschaft bei sparsamer Verwendung der Naturbodenschätze entstehen.
Der räumlich-strukturelle Wandel in der Region Brandenburg-Berlin
Nirgendwo in Deutschland sind die Resultate und Folgen der vergangenen “deutsch-deutschen Entwicklung” so gravierend und räumliche Strukturen prägend wie in der Region Brandenburg-Berlin. Entwicklungsprozesse wie Urbanisierung, Suburbanisierung u.a. beginnen, die ehemals starren Strukturen aufzubrechen.
Der Auf- und Ausbau verschiedener Funktionen (Industrie, Kultur, Hauptstadt u.
a.) führten vor 1989 zwar zur Stärkung räumlicher Potentiale, jedoch nicht zu einer entsprechenden Entwicklung im Umland.
Das Umland diente als Flächenreservoir für die Ver- und Entsorgung des östlichen Teiles der Stadt.
Da West- und Ostberlin zu verschiedenen Staatssystemen gehörten, sind auch ihre Stadtbilder unterschiedlich:
Der Osten war sozialistisch, eine klassenlose Gesellschaft wurde angestrebt. So wurden überwiegend riesige Häuserblocks gebaut, in denen nach Möglichkeit alle Bürger wohnen sollten.
Die radial-ringförmige Stadt- und Verkehrsstruktur hat sich weitgehend konservieren können und ist auch heute noch als sternförmiges Siedlungsbild erkennbar.
Die gegenwärtige Situation der räumlich-strukturellen Entwicklung in Berlin-Brandenburg erfolgt hier nicht in einer Stufenfolge:
1.) Urbanisierung (“Die Stadt wächst auf Kosten des Umlandes”)
2.) Suburbanisierung (“Das Umland wächst auf Kosten des Zentrums”)
3.) Desurbanisierung (“Das Hinterland wächst auf Kosten des Ballungsraumes”)
4.) Reurbanisierung (“Der Ballungsraum wächst durch Integration des Hinterlandes”)
Diese Prozesse vollziehen sich in Berlin-Brandenburg gleichzeitig.
In Sachen Beschäftigungssituation führte die Ausrichtung einzelner Standorte auf nur einen Industriezweig in Ostberlin beim Übergang zur Markwirtschaft zu zum Teil gravierenden strukturellen und sozialen Problemen.
Die Zahl der Beschäftigten sank drastisch, in einigen Regionen bis zu 80 % und mehr (Kreis Eisenhüttenstadt-Land).
Die Arbeitslosenquote betrug im November 1992 im Land Brandenburg 14 % (Oktober 1990: 6,2 %).
Der Wandel der Siedlungsstruktur wurde verursacht durch den starken Bodenpreisanstieg innerhalb Berlins, inbesondere in den Innenstadtgebieten. Dieser führt zu einem Verdrängungsprozeß von produzierendem Gewerbe in das Umland.(= dritte Randwanderung der Berliner Industrie)
Es kommt zu einer Konzentration von neuen Standorten im Umland, nicht zuletzt begünstigt durch die Lagegunst leistungsfähiger Verkehrstrassen.
Es bildet sich ein zum großer Teil geschlossener Gewerbe- und Siedlungsring um Berlin.
Diese Entwicklung fördernd kommt in den Gemeinden des Umlandes eine zunehmende Ausweisung von Wohnbauarealen für großflächige Einzelhausansiedlungen und Wohnparks hinzu, die in Erwartung des Regierungsumzuges von Bonn nach Berlin rings um die Stadt geplant werden.
Zusammenfassend kann man sagen, daß die räumlich-strukturelle Entwicklung des eVr (engeren Verflechtungsraumes) Brandenburg-Berlin eine starke Eigendynamik aufweist, der jedoch auch die Gefahr einer disharmonischen Raumentwicklung zwischen dem engeren Verflechtungsraum und den peripheren Gebieten Brandenburgs in sich birgt.
Anhand der Raumordnungsverfahren lassen sich erste Rückschlüsse auf besonders bevorzugte Regionen des Landes und so auch auf die zu erwartende Konzentration in den Arealen ziehen. Großflächige Einkaufszentren bilden knapp 1/3 der ROV.
Potentialfaktoren und ihre Gewichtung
Man faßt die Potentialfaktoren in zwei Gruppen zusammen:
Zum einen gibt es “anthropogene” Faktoren und zum anderen die “natürlichen”.
Erstere stellen durch menschliche Arbeit oder durch Konsumverzicht (Sparen, Investitionen) der Bürger entstandene Bestände dar:
Angebotspotential (Arbeitskräftepotential, Kapitalpotential, Infrastrukturpotential)
Nachfragepotential (Marktpotential)
Die zweite Hauptgruppe der “natürlichen Potentialfaktoren” besteht aus Umweltpotential, Flächenpotential und Landschaftspotential.
Zur Beurteilung dieser Faktoren müssen Kriterien für quantitative und qualitative Ausprägungs- und Anforderungsformen herangezogen werden.
Anzahl der Arbeitskräfte oder Arbeitsstunden, die in einer Region zur Verfügung stehen.
Strukturen beruflicher Ausbildung und Spezialisierung in der Arbeitnehmerschaft der Region.
Voraussetzung für die Verbesserung des regionalen Kapitalpotentials ist, daß die Ausstattungsqualität auch den künftigen Anforderungen entspricht.
Ob die Chancen wirklich genutzt werden können, hängt besonders von der regionalen “Fähigkeit” zu Prozeßinnovationen ab, mit der die Produktivität des Kapitalpotentials erhöht werden kann.
Das regionale Marktpotential, das aus der Nachfrage nach Produkten der regionsinternen wirtschaftlichen Aktivitäten besteht, wird insbesondere mit Blick auf die neuen Länder von Interesse bleiben.
Der charakteristische Importüberschuß in den neuen Ländern bewirkt eine entsprechende Verminderung des endogenen Marktpotentials.
Das regionale Umweltpotential hat in den letzten Jahren einen unvergleichbaren Bedeutungszuwachs erhalten.
Die besondere Knappheit dieses Potentials ist die Ursache ständig zunehmender Zielkonflikte zwischen den wirtschaftlichen Aktivitäten einerseits, den bio- und humanökologischen Aktivitäten andererseits.
Neue Rahmenbedingungen, die hervorgehobene Bedeutung für die Raumplanung der BRD haben, sind vor allem die Vereinigung Deutschlands und die Öffnung der mittelost- und osteuropäischen Länder.
Weiterhin spielen auch die starke Beschleunigung der internationalen Arbeitsteilung und Verflechtung sowie die Zentralisierung von Entscheidungen auf eine immer geringer werdende Zahl metropolitaner Zentren eine Rolle.
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