Facharbeit
BBS Buxtehude
Fachgymnasium Wirtschaft
Facharbeit
im Leistungskurs ‘Geld- und Konjunkturpolitik’
Thema: Geld und Gold - Notendeckungstheorien
Verfasser: Sven Deden
Fachlehrer: Herr Wiegers
Abgabetermin: 19.04.1999Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Gründe der Entstehung der Banking- und Currencytheorie
3 Die Bankingtheorie
Die Hauptmerkmale der Bankingtheorie
Positive Aspekte der Bankingtheorie
Negative Aspekte der Bankingtheorie
4 Die Currencytheorie
Die Hauptmerkmale der Currencytheorie
Kritik an der Currencytheorie
5 Die Durchsetzung der Currencytheorie und ihre Auswirkungen
6 Notendeckungsvorschriften in Deutschland von 1876 bis in die Gegenwart
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Geld und Gold - Notendeckungstheorien, so lautet das Thema dieser Facharbeit. Die Frage, ob und wenn ja, zu wieviel Prozent das umlaufende Geld durch Gold gedeckt sein sollte, sorgte vor einigen hundert Jahren zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen unter den Geldtheoretikern, da jeder seine eigene Meinung zur Notendeckung hatte. Die Diskussionen über die Notendeckung reichen bis in die jüngste Vergangenheit und im Laufe der Jahrhunderte setzten sich immer wieder verschiedene Theorien durch. „Die erste Theorie dürfte in England im 17.
Jahrhundert, mit der Entstehung unserer modernen Banknoten, entstanden sein. Damals konnte man Edelmetalle und Münzen aus Gold und Silber bei Goldschmieden in Verwahrung geben und erhielt dafür Quittungen, die zu 100 Prozent durch die hinterlegten Edelmetalle gedeckt waren. Diese Quittungen liefen wie Geld um, und man konnte sie jederzeit bei den Goldschmieden einlösen und erhielt dafür die Menge Gold, die man zur Verwahrung abgegeben hatte.“1
„Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in England heftige Diskussionen zwischen den Anhängern zweier Notendeckungstheorien, zum einen der Bankingtheorie und zum anderen der Currencytheorie.“2
Diese beiden Theorien und der Ausgang der Diskussion werden später noch ausführlich erläutert.
In Deutschland gab es verschiedene Deckungsvorschriften. „So war es bis zum Beginn der Ersten Weltkrieges möglich, Banknoten bei der Notenbank in Gold umzutauschen."3
„Heute ist die Bundesbank bei der Geldausgabe nicht mehr an Deckungsvorschriften gebunden.“4
„Man nennt eine Währung, die nicht an irgendein Währungsmetall gebunden ist, eine freie Währung. Eine Währung, bei der ein festes Verhältnis zwischen dem Geld und dem verwendeten Edelmetall vorgeschrieben ist, bezeichnet man als gebundene Währung.“5
2 Gründe der Entstehung der Banking- und Currencytheorie
Zur Entstehung der Bankingtheorie und der Currencytheorie trugen zwei wichtige Ereignisse bei, die hier näher erläutert werden sollen.
Das erste Ereignis, das zur Entstehung beitrug, war die Diskussion, wie die Englische Notenbank, am Anfang des 19. Jahrhunderts nach den Napoleonischen Kriegen, die Geldmenge am zweckmäßigsten regeln sollte.
„Über diese Frage wurde lange und ausführlich diskutiert. Einzelne Wissenschaftler und Politiker erstellten Gutachten, woraufhin andere Wissenschaftler wieder Gegengutachten erstellten. Es bildeten sich zwei gegeneinanderstehende Richtungen heraus. Die eine Richtung vertrat die Bankingtheorie und die andere Richtung die Currencytheorie.
Ein großer Streitpunkt zwischen beiden Richtungen war die Frage, ob und wie die Banknoten bei ihrer Ausgabe gedeckt sein sollten. Die Anhänger der Currencytheorie vertraten die Meinung, daß die ausgegebenen Banknoten in voller Höhe mit Gold und Silber gedeckt sein müßten, die Anhänger der Bankingtheorie meinten dagegen, daß eine derartige Begrenzung unnötig sei.“ Auf die Banking- und Currencytheorie wird in den nächsten Gliederungspunkten noch aus-führlicher eingegangen. Das zweite Ereignis, das zur Entstehung der beiden Theorien beitrug, war das Scheitern des bullionistischen Prinzips. „Die Theoretiker beider Theorien waren auf der Suche nach den Gründen, die das bullionistische Prinzip scheitern ließen. Das bullionistische Prinzip wurde von dem Bullion-Komitee ausgearbeitet und die englische Notenbank setzte das Prinzip auf Empfehlung des Bullion-Komitees im Jahre 1821 in die Praxis um.
Das Prinzip besagte, daß die Einlösbarkeit der ausgegebenen Banknoten in Gold ausreiche, um den Geldwert auf lange Sicht stabil zu halten, woraufhin die englische Notenbank die Einlösungspflicht für Banknoten wieder aufnahm. Die anhaltenden Goldzuflüsse in England zwischen 1830 und 1840 sorgten jedoch für einen instabilen Geldwert, da immer mehr Geld ausgegeben werden konnte, weil durch die anhaltenden
Goldzuflüsse ausreichend Gold zur Einhaltung der Einlösepflicht
vorhanden war.“
Dies führte zum Scheitern des bullionistischen Prinzips und zur Entstehung der Banking- und Currencytheorie.
3 Die Bankingtheorie
Die Hauptmerkmale der Bankingtheorie
Durch die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England entstandene Streitfrage, wie die englische Notenbank die Geldmenge am zweck-mäßigsten reguliere, bildete sich die Bankingtheorie, deren Hauptvertreter Thomas Tooke und John Fullarton waren. „Die Anhänger der Bankingtheorie waren der Meinung, daß eine enge Bindung der Emission von Papiergeld, also der Ausgabe von Papiergeld, an die Goldvorräte der Notenbank unnötig sei, da es auch ohne diese Regel zu einer stabilen Ausweitung der Papiergeldmenge kommen würde.
“ Die Bankingtheorie forderte, „daß nur ein bestimmter prozentualer Anteil der umlaufenden Banknoten durch Gold gedeckt werde, während der restliche Teil des umlaufenden Geldes durch Handelswechsel zu decken sei. Diese Auffassung beruht auf dem
Fullarton’schen Rückströmungsprinzip. Dieses Prinzip besagt, daß Bank-noten, die durch Ankauf von Handelswechseln seitens der Notenbank in den Umlauf gelangt sind, bei Fälligkeit der Wechsel nach spätestens drei
Monaten wieder an die Notenbank zurückfließen und die Geldmenge entsprechend verringern.“
Die Bankingtheorie sorgt also dafür, daß die Notenbank keinen Einfluß auf
die Papiergeldmenge hat, da diese abhängig von dem Kreditbedarf der Wirtschaft ist. Dadurch ist auch eine stabile Ausweitung der Papiergeldmenge gewährleistet, da nur so viel Geld in Umlauf kommt, wie die Wirtschaft benötigt. In Zeiten, in denen eine gute wirtschaftliche Lage herrscht, erhöht sich die Papiergeldmenge, da die Wirtschaft einen hohen Kreditbedarf hat, z.
B. zum Kauf von neuen Maschinen um mehr Güter zu produzieren. Es werden mehr Handelswechsel in Umlauf gebracht und an die Notenbank verkauft, die dafür Papiergeld ausgibt, was zu einer Erhöhung der Papiergeldmenge führt. Bei Fälligkeit, der von der Notenbank angekauften Wechsel, fließt das für die Wechsel ausgegebene Papiergeld wieder zurück an die Notenbank und die Papiergeldmenge verringert sich. In Zeiten, in denen eine schlechte wirtschaftliche Lage herrscht, hat die Wirtschaft einen sehr geringen Kreditbedarf und es kommt zu keiner bzw. nur zu einer sehr geringen Geldmengenerhöhung, da nur sehr wenige Handelswechsel an die Notenbank verkauft werden.
Die Wirtschaft regelt also die Geldmenge auto-matisch, „da sie nur eine solche Geldmenge nachfragt, die sie zur
Finanzierung des Warenwertes tatsächlich benötigt.“ „Die Bankingtheorie nannte man auch eine moderne Theorie, da sie eine elastische Handhabung der Notenausgabe ermöglichte, da sich die Notenausgabe den jeweiligen Bedürfnissen der Wirtschaft anpaßte.“
Positive Aspekte der Bankingtheorie
Positiv zu sehen an der Bankingtheorie ist die Forderung, die die Banking-
theoretiker vertraten, „daß sich die Geldmenge nach den Bedürfnissen der Wirtschaft richtet und damit eine elastische Handhabung der Notenausgabe ermöglicht wird.“ Hat die Wirtschaft einen sehr hohen Kreditbedarf, so steigt automatisch die Geldmenge, hat sie jedoch einen eher niedrigen Kreditbedarf, so sinkt die Geldmenge. Das sorgt dafür, daß nie zuviel Geld im Umlauf ist und die Gefahr einer Inflation sehr gering gehalten wird. Zu einer Inflation kommt es immer dann, „wenn die Geldmenge in einer Volkswirtschaft schneller zunimmt als die Gütermenge, die verkauft werden kann.
“ Dies kann bei der Bankingtheorie nicht passieren, da die Geldmenge nur steigt,
wenn Handelswechsel von der Wirtschaft an die Notenbank verkauft wer-
den, da ein Kapitalbedarf, z.B. zum Kauf von neuen Produktionsanlagen zur
Steigerung der Produktionsmenge, besteht. Weiterhin ist bei der
Bankingtheorie positiv zu sehen, „daß der Umfang der Wechseldiskon-tierung, das heißt die Anzahl der Wechsel, die die Notenbank ankauft und dafür Papiergeld in Umlauf bringt, ein Merkmal für die wirtschaftliche Lage ist. Eine Notenausgabe aufgrund angekaufter Handelswechsel ist weniger bedenklich für die Aufrechterhaltung des Preisniveaus, als andere Arten der Banknotenausgabe.“ Als Aufrechterhaltung des Preisniveaus bezeichnet man „die Konstanthaltung des gemessenen Durchschnittstandes aller wichtigen Preise in der Volkswirtschaft.
Steigen einzelne Preise an, so müssen diese Preissteigerungen durch Preissenkungen an anderer Stelle ausgeglichen werden, um das Preisniveau konstant zu halten.“
Negative Aspekte der Bankingtheorie
Negativ zu sehen an der Bankingtheorie ist der Aspekt, daß nicht beachtet wird, „daß ein erhöhter oder verminderter Kreditbedarf der Wirtschaft bereits die Folge einer Inflation oder einer Deflation sein kann. Selbst bei gleichbleibendem Handelsvolumen wird sich bei steigenden oder sinkenden Preisen der Kreditbedarf ändern.“ Das bedeutet, daß es bereits bei einer leichten Inflation zu einem erhöhten Kreditbedarf der Wirtschaft kommen kann, da bei einer Inflation die Preise, aus Gründen von z.B. einer Güterknappheit, steigen und die Wirtschaft immer mehr Geld benötigt.
Umgekehrt kann ein verminderter Kreditbedarf bereits ein Anzeichen für eine leichte Deflation sein, da bei einer Deflation die Preise, aus Gründen von z.B. einem Güterüberangebot, sinken und die Wirtschaft deshalb relativ wenig Geld benötigt. Ein weiterer negativer Aspekt der Bankingtheorie ist die Nichtbeachtung der Kreditbedingungen, „die einen entscheidenden Einfluß auf die Nachfrage nach Kredit und damit auf die Geldmenge haben.“ Eine große Rolle bei den Kreditbedingungen spielt der Zinssatz (Diskont), den die Notenbank festsetzt. „Der Diskontsatz ist der Zinsabzug beim Ankauf von Wechseln für die Zeit vom Verkaufstag des Wechsels bis zum Fälligkeitstag.
Der Verkäufer des Wechsels erhält die um die Zinsen verkürzte Wechselsumme ausgezahlt.“ Das bedeutet, daß bei einem sehr niedrigen Diskontsatz die Kreditnachfrage sehr hoch ist, da sich durch den niedrigen Zinsabzug die ausgezahlte Wechselsumme nur wenig verringert. Die hohe Kreditnachfrage sorgt dann für eine starke Erhöhung der sich im Umlauf befindenden Geldmenge. Als dritter negativer Aspekt der Bankingtheorie ist zu erwähnen, daß nicht beachtet wird, „daß nicht jeder von der Wirtschaft an die Notenbank verkaufte Handelswechsel zur Steigerung der Produktivität verkauft wurde.“ Wichtig zu beachten wäre hierbei gewesen, daß die Banknoten, die von der Notenbank für den Ankauf von Wechseln, ausgegeben werden, bis zur Tilgung des Wechsels im Umlauf sind. „Bei einer hohen Anzahl von Wechseln, die die Notenbank ankauft, kann eine inflatorische Erscheinung auftreten, da sich die Umlauf befindende Geldmenge stark erhöht.
“ 4 Die Currencytheorie
Die Hauptmerkmale der Currencytheorie
Genauso wie die Bankingtheorie bildete sich in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts in England die Currencytheorie aufgrund der Streitfrage, wie die englische Notenbank die Geldmenge am zweckmäßigsten reguliere. Die Hauptvertreter der Currencytheorie waren Lord Overstone und David Ricardo. Sie und ihre Anhänger forderten, „daß eine genau abgegrenzte Geldmenge voll durch Gold gedeckt sein müsse.“ Sie waren der Meinung, „daß die Geldmenge und auch deren Umlaufgeschwindigkeit einen Einfluß auf das Preisniveau haben und das die vorhandene Geldmenge (Geldangebot) eines Landes auch seinem Bedarf (Geldnachfrage) entspreche.“ Diese Aussage begründeten sie damit, daß wenn sich die im Umlauf befindende Geldmenge gegenüber dem Geldbedarf erhöht, so kann es zu einer Erhöhung der Güterpreise kommen.
Wenn sich die Geldmenge gegenüber dem Geldbedarf unangepasst erhöht, spricht man auch von einer Inflation, da das Geld immer mehr an Wert verliert. „Jedes Land besitze daher auf Dauer die Geldmenge, die es gerade braucht.“ Die Currency-theoretiker forderten, „daß die ausgegebenen Banknoten zu 100 % durch Gold gedeckt sein müßten.“ Ist das umlaufende Geld zu 100 % durch Gold gedeckt, so wäre „eine Zunahme der Geldmenge nur möglich, wenn in entsprechendem Umfang auch die Goldproduktion gesteigert wird.“ Das bedeutet, wenn die englische Notenbank die sich im Umlauf befindende Geldmenge erhöhen möchte, so muß sie gleichzeitig die Goldproduktion steigern, da sich nach der Geldmengenerhöhung mehr Geld als vorher im Umlauf befindet, das zu 100 % durch Gold gedeckt sein muß. Der Grund-gedanke der Currencytheoretiker war, „daß die Nachfrage nach Geld in der Wirtschaft unbegrenzt sei und daher zur Verhinderung einer Inflation die Geldmenge [durch die Notenbank] künstlich knapp gehalten werden müsse und alle umlaufenden Banknoten durch Gold zu decken seien.
“ Die
Currencyanhänger waren aber damit einverstanden, „daß eine bestimmte von der Notenbank an den Staat ausgeliehene und von diesem in Umlauf gebrachte Grundgeldmenge von der Golddeckungspflicht befreit sein könne, wenn diese Grundgeldmenge stattdessen durch die Ausgabe eines ent-sprechenden Volumens von Staatspapieren gedeckt werde.“ Als Staatspapiere bezeichnet man die „vom Staat zum Zwecke der Kreditaufnahme ausgegebenen Schuldtitel.“
Kritik an der Currencytheorie
Kritisch zu sehen an der Currencytheorie ist der Standpunkt, „daß sie geldtheoretisch primitiver als die Bankingtheorie ist. Im Gegensatz zur Banking-
theorie wird von der Currencytheorie nicht beachtet, daß es in der Volkswirtschaft neben dem Bargeld auch Buchgeld gibt.“ „Als Buchgeld bezeichnet man Geld, daß auf den Konten (in den Büchern) der Geldinstitute existiert. Häufig wird anstatt von Buchgeld auch von Giralgeld gesprochen.
“ Des Weiteren ist an der Currencytheorie kritisch zu erwähnen, „daß die von ihr geforderte starre Begrenzung der Bargeldmenge zu schweren Störungen des wirtschaftlichen Ablaufs führen kann, da sich die Wirtschaft in dauernder Entwicklung befindet, das heißt das Umsatzvolumen ändert sich ständig.“ Das bedeutet, wenn die Wirtschaft ein hohes Umsatz- bzw. Produktions-volumen hat, die sich im Umlauf befindende Bargeldmenge aber gering ist, so kann die Folge davon sein, daß die Unternehmen die Preise für ihre Waren senken müssen, damit sie diese überhaupt verkaufen können und wettbewerbsfähig bleiben. Sinken die Preise anhaltend über einen längeren Zeitraum, so spricht man auch von einer Deflation. „Aus diesem Grund darf die Bargeldmenge, die der Wirtschaft zur Verfügung steht, nicht starr begrenzt sein, sondern sie muß dem sich ändernden Umsatzvolumen elastisch angepaßt werden.“
5 Die Durchsetzung der Currencytheorie und ihre Auswirkungen
Aus dem Streit zwischen der Bankingtheorie und der Currencytheorie ging schließlich die Currencytheorie als Gewinner hervor.
Mit der Peelschen Bankakte, einem von dem britischen Premierminister Robert Peel für die Bank von England erlassenen Gesetz, trat die Currencytheorie im Jahre 1844 in Kraft. Sie schrieb der englischen Notenbank von nun an vor, „daß sie Banknoten bis zu einem Betrag von 14 Millionen Pfund ohne Edelmetalldeckung ausgeben dürfe. Diese 14 Millionen Pfunde müßten jedoch durch Staatsschuldverschreibungen, also durch Ausgabe eines entsprechenden Volumens von Staatspapieren, gedeckt werden. Eine über diesen Betrag hinausgehende Ausgabe von Banknoten ist nur gestattet, wenn diese Bank-
noten durch ein Edelmetall gedeckt werden.“ „Mit dieser Deckungsvorschrift
beschränkte man jedoch die Banknotenausgabe mehr, als dem Geldverkehr auf lange Sicht zuträglich war.“ Aus diesem Grund suchte die Wirtschaft immer mehr nach Ausweichmöglichkeiten.
„Solche waren die zeit-
weilige Aufhebung der vorgeschriebenen Deckungsvorschriften und die schnelle Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, wodurch neben das Münz- und Notengeld das Giralgeld trat.“ „Die Geschäftswelt in England nutzte mehr und mehr die Möglichkeit, bargeldlos zu zahlen. Das führte dazu, daß es in England neben der Notenbank Depositenbanken gab, die kurzfristige Kredite gaben und dem bargeldlosen Zahlungsverkehr dienten. Der bargeldlose Zahlungsverkehr erlangte in England eine viel größere Bedeutung als im restlichen Europa, wo die Banknotenausgabe nicht so eng begrenzt wurde.“ „Am 28.02.
1939 wurde die Currencytheorie in England endgültig außer Kraft gesetzt.“ Die Hauptauswirkung der Currencytheorie war die Entstehung des Giralgeldes oder des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, der seinen Ursprung in England hat und heute weltweit durchgeführt wird.
6 Notendeckungsvorschriften in Deutschland
von 1876 bis in die Gegenwart
Als im Jahre 1876 die Reichsbank gegründet wurde, schuf sich das Deutsche Reich seine zentrale Notenbank, allerdings hatte diese noch nicht das alleinige Recht zur Notenausgabe. Es gab noch sogenannte Privat-notenbanken, die ebenfalls Geldscheine herstellen und in Umlauf bringen durften. „Die Notenausgabe war durch die Deckungsvorschrift begrenzt, daß mindestens ein Drittel des Banknotenumlaufs durch Reichskassenscheine oder Gold gedeckt sein mußten (sogenannte Bardeckung). Der Rest des
Notenumlaufs wurde überwiegend durch Handelswechsel gedeckt
(sogenannte bankmäßige Deckung).
“
„Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Deckungsvorschriften zwar nicht völlig abgeschafft, aber zugunsten staatlicher Schuldtitel aufgeweicht. Damit war die Finanzierung des Ersten Weltkrieges gesichert und der Weg in die große Inflation von 1923 geebnet.“ „Nach dem Ersten Weltkrieg legte man gesetzlich die Unabhängigkeit der Reichsbank von der Reichsregierung fest und man begrenzte die Kreditgewährung sehr eng an den Staat. Für den Notenumlauf wurde eine Deckung von mindestens 40 % durch Gold und Devisen (über fremde Währungen lautende, im Ausland zahlbare Wechsel und Schecks) vorgeschrieben. Ab 1930 war die Reichsbank verpflichtet, ihre Banknoten in Gold und Devisen einzulösen. Im Jahre 1938 verlor die Reichsbank ihre Unabhängigkeit von der Reichsregierung, die Noteneinlösungspflicht entfiel und anstelle der 40prozentigen Gold- und Devisendeckung konnte die Notendeckung in Wechseln, Schecks und ähn-lichen Forderungsrechten bestehen.
Der Reichskanzler und Führer konnte den Reichsbankkredit an das Reich in beliebiger Höhe festsetzen. Damit war die Finanzierung des Zweiten Weltkrieges gesichert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Deutsche Mark geschaffen, die bis heute ihre Gültigkeit behalten hat. Bei deren Ausgabe in Form von Münzen und Noten gab es eine nicht starr handzuhabende Grenze, die anfangs bei 10 Milliarden DM lag. Eine Notendeckung und eine Einlösungspflicht waren nicht mehr vorhanden, da die allgemein akzeptierte Erkenntnis exisitiert, „daß es für die Werterhaltung des Geldes weder erforderlich ist noch genügt, die ausge-gebenen Noten durch Gold oder Devisen zu decken. Die Notenbank hat heute die Aufgabe, eigenverantwortlich Maßstäbe und Steuerungsverfahren zu entwickeln, um eine knappe, am Wirtschaftswachstum orientierte Geldversorgung zu gewährleisten.
“
7 Literaturverzeichnis
Prof. Dr. Wilhelm Seuß. „Alles über Geld“. Bank-Verlag Köln, Köln 1993
Dr. Erich Carell.
„Allgemeine Volkswirtschaftslehre“. 14. Auflage. Quelle & Meyer Verlag, Heidelberg 1972
Heinz Peutzlin. „Das Geld“. Verlag Ullstein GmbH, 1982
Hans Harlandt.
„Das Geld von gestern, heute und morgen“. 1. Auflage. Reinhardt Becker Verlag, 1996
Deutsche Bundesbank. „Die Geldpolitik der Bundesbank“.
Frankfurt am Main, 1995.
„Gabler Wirtschafts-Lexikon“. 13. Auflage.
Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1993.
Dr. Adalbert Kitsche, Prof. Dr. Heinz Markmann. „Geld & Geldpolitik“. Verlag Dr.
Neufang KG, Gelsenkirchen-Buer 1999
Prof. Dr. Manfred Borchert. „Geld und Kredit“. R. Oldenbourg Verlag, München 1997
Prof.
Dr. Peter Schaal. „Geldtheorie und Geldpolitik“. R. Oldenbourg Verlag, München 1998
„Geldpolitik - Ziele, Institutionen, Strategien und Instrumente“.
Verlag Franz Vahlen, München 1996
Dr.
Alfred Krause. „Geschichte der volkswirtschaftlichen Theorien“. Duncker & Humblot Verlag, Berlin 1959
Dr. Adalbert Kitsche, Prof. Dr. Heinz Markmann.
„Unser GELD“.
Verlag Dr. Neufang KG, Gelsenkirchen-Buer 1999
Gernot B. Hartmann. „Volks- und Weltwirtschaft“. 17.
Auflage.
Merkur Verlag, Rinteln 1995
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