Deutsche weine
Daß aber der Wein von
Einigkeit sei,
Daran zweifl ich nicht
Oder daß er von den Engeln
geschaffen sei,
Ist vielleicht auch kein
Gedicht
Der Trinkende, wie es auch
immer sei
Blickt Gott frischer ins
Angesicht
Johann Wolfgang von Goethe
1. Natur und Klima
Klima, Boden und Rebsorte sind die
natürlichen Bestimmungsfaktoren für Qualität und Eigenart deutscher Weine. Sie gelten
als Mutter der Winzer, als Vater des Weines.
Das Klima in traditionellen deutschen
Weinlandschaften -und das ist häufig genug von der Wetterkarte der aktuellen
Wetterinformation her bekannt- wird einmal mehr von der mittelmeerbestimmten
Warmluftzufuhr (Föhn), dem abwechslungsreichen Golfstromklima (westlicher Atlantik) oder
dem Kontinentalklima (Osten) bestimmt. Je nach Übergewicht dieser Klimafaktoren erleben
die Deutschen in den Flußlandschaften deutscher Anbaugebiete positive Einflüsse und
meist deutlich höhere Durchschnittstemperaturen als in den übrigen Teilen Deutschlands.
Die unterschiedlichen Bodenstrukturen und
damit die Wachstums- und Reifebedingungen sind von der langen Erdgeschichte bestimmt.
In
den Steillagen an den Hängen finden sich oft Schieferböden, am auslaufenden Hangsockel
tiefgründige, fruchtbare Schwemmböden, an anderen Orten geschmacksprägende
Kalkablagerungen, Lößansammlungen oder vulkanisches Gestein. Jede dieser
Bodengegebenheiten vermittelt unterschiedliche Standortpräferenzen für diese oder jene
Rebsorte.
Das Kleinklima eines Weinbergs wird über
die Bodenzusammensetzung und die Klimarahmendaten und von wesentlichen Faktoren der Lage
der Weinberge bestimmt: Himmelsrichtung, Hangneigung, Intensität der Sonnen- reflexion
durch den Flußspiegel, Nähe eines schützenden Waldes oder einer Bergkuppe, Höhenlage
oder Bodenfeuchtigkeit. Jeder dieser Faktoren hat seinen Einfluß auf das Gedeihen der
Reben.
Natürlich haben die Erfahrungen der Winzer
und die Wissenschaft im Laufe der Jahrhunderte herausgefunden, auf welchen Böden welche
Rebsorten optimale Reife erreichen. Aus dem Zusammenspiel der von der Natur vorgege- benen
Standortfaktoren und der durch Menschenhand und Wissenschaft fortentwickelten Erkenntnisse
entstanden die Grundlagen der heutigen deutschen Weingeographie.
2. Rebsorten und besondere Weintypen
Weltweit sind einige tausend Rebsorten
registriert, nur etwa 200 eignen sich zum Qualitätsweinbau. In Deutschland bestimmen
unverändert die "klassischen Edelsorten" oder faktisch zwei Dutzend
traditionelle Weib- oder Rotweinsorten die Weinlandschaft: Bei Weibwein Riesling, Silvaner
(Müller- Thurgau), Weiß- und Grauburgunder; bei Rotwein Spätburgunder, Portugieser,
Trollinger, Lemberger und neuerdings der Dornfelder.
Die Rebsorten zeigen unabhängig von
Standort, Gütestufe, Jahrgang und individueller Anbauweise ihre biologischen,
angeborenen, typischen Geschmacksmerkmale, wie uns dies auch von einer Reihe von
Obstsorten und Gartenfrüchten bekannt und vertraut ist. Zunehmend stellen mehr Winzer und
Weinmacher diese Rebsortenmerkmale im Interesse der Verbraucherinforma- tion in den
Vordergrund der Produktbeschreibung und Etikettierung. Individualität und Originalität
aufgrund der Handschrift des einzelnen Erzeugers bleiben hierbei aber mitbestimmend.
Dazu einige hervortretende Geschmacks- und
Bukettmerkmale der verbreitesten Sorten.
Weißwein:
Bacchus: fruchtig, zartes Kümmel- und
Kräuteraroma Elbling: rassig-temperamentvoll, feinfruchtig mit dezentem Apfelduft
Faberrebe: dezentes Muskattraubenaroma, feinfruchtig im Geschmack Gewürztraminer/Roter
Traminer: Rosenbukett, würzig, kräftig -auch in der Farbe Grauburgunder: feinfruchtig
-nussig mit feinem Mandelaroma Gutedel: mild mit leicht nussigem Aroma, bekömmlich
Huxelrebe: säurebetont mit feinwürzigem Muskatton Kerner: frisch, feinfruchtig, leichter
Muskatton Morio-Muskat: würziger Lavendelduft, deutlicher Muskatgeschmack
Müller-Thurgau: feinblumig, mild, mit wenig Säure und zartem Muskatgeschmack Riesling:
rassig, mit feiner Frucht, zarter Duft von Äpfeln und Pfirsichen Scheurebe: sehr fruchtig
bis pikant, würziger Duft und Geschmack von schwarzen Johannisbeeren Silvaner: zarter
Duft von frischem Grün, feinblumig, sehr bekömmlich, klassischer Menuwein Weibburgunder:
feinfruchtig mit zartem Apfelduft und angenehmer Säure Rotwein:
Dornfelder: sehr farbintensiv, an
Waldbeeren und reifen Holunder erinnerndes Aroma Lemberger: farbintensiv, samtiger Wein
mit Duftnoten von Brombeeren und schwarzen Kirschen Portugieser: feinfruchtig mit dezentem
Duft, verhalten in der Säure Schwarzriesling/Müllerrebe: sehr fruchtig mit zartem Duft
von Schattenmo- rellen und leichtem Bittermandelton Spätburgunder: farbintensiv,
eleganter Duft von reifen Waldbeeren, leichtes Mandelaroma Trollinger: hellrot,
feinfruchtig -leicht säurebetont. Neben den genannten Herkunfts- und
Qualitätsbezeichnungen hat das Weingesetz einige weitere Weintypen definiert:
Affentaler Spätburgunder Rotwein:
Qualitätswein oder Prädikatswein aus der genannten Rebsorte aus einigen badischen
Gemarkungen (angeblich Arvental) im Raum Baden-Baden -Bühl. Badisch-Rotgold:
Qualitätswein aus Grauburgunder und Spätburgunder, die in Baden gereift sind. Wird
anderfalls als "Rotling" bezeichnet. Ehrentrudis Spätburgunder Weibherbst:
Weibherbst aus der genannten Rebsorte aus den Bereichen Kaiserstuhl und Tuniberg.
Liebfrau(en)milch: mild-lieblicher Qualitätswein aus den Rebsorten Riesling, Silvaner,
Müller-Thurgau oder Kerner (ohne Rebsortenangabe) aus den Anbaugebieten Rheinhessen,
Pfalz und Nahe. Moseltaler: Qualitätswein der Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau,
Elbling oder Kerner (ohne Rebsortenangabe) von der Mosel mit einem Zuckergehalt zwischen
15 und 30 g/l mit mindestens 7 g/l Säure. Riesling-Hochgewächs: Rieslingweine aus allen
deutschen Anbaugebieten mit einem mindestens 1,5 Vol-% =etwa 7 Grad höherem Oechsle
Ausgangs- mostgewicht über den vorgschriebenen Mindestwerten. Mindestens 3 Punkte bei der
amtlichen Weinprüfung. 3. Die Qualitätsweinprüfung
Jede Flasche Qualitätswein b.
A. trägt
eine Prüfungsnummer als Nachweis, dab sie die amtliche Qualitätsweinprüfung durchlaufen
und bestanden hat. Diese Prüfung besteht aus einer Leseprüfung, einer analytischen
Prüfung und der Sinnenprüfung zur Feststellung der gesetzlich für jeden Qualitätswein
festgelegten Mindestbedingungen. Bei der Sinnenprüfung wird gemäb dem von der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft entwickelten und international anerkannten 5-Punkte-System
gewertet.
Wein will mit allen Sinnen erfabt und
bewertet werden: betrachtet, berochen und geschmeckt, wobei Zunge und Gaumen gleichermaben
gefordert sind. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen.
Im ersten wird festgestellt, ob eine
Reihe von Vorbedindungen erfüllt werden. Erst dann kann die eigentliche Sinnenprüfung
beginnen.
Als Vorbedingungen stellen die Prüfer -es
sind immer mehrere gut ausgebildete Fachleute- fest, ob der Wein:
eine seiner Weinart entsprechende Farbe und
optimale Klarheit hat, für seine Herkunft und, soweit angegeben, für den Jahrgang, für
die Rebsorte, für das Pradikat in Geruch und Geschmack typisch ist. Nur fünfmal
"ja" läbt den Wein zum zweiten Teil der Prüfung zu, in dem Geruch, Geschmack
und Harmonie der engeren Bewertung unterzogen werden. Jedes der drei Prüfkriterien wird
für sich allein bewertet und gleich beurteilt, wobei nach einer Punktzahl von null bis
fünf (mit Stufen von halben Punkten) bewertet wird. Die Summe der drei Einzelbewertungen
wird durch drei geteilt und gibt die Qualitätszahl oder Gesamtnote.
Bei der Qualitätsweinprüfung mub ein Wein
mindestens 1,5 Punkte erreichen, um eine Prüfnummer zu erhalten und damit
"marktfähig" zu werden. Bei Gütezeichnen und Prämierungen gelten höhere
Gesamtnoten.
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