Die katalanen
            
"Katalonien ist eine im Mittelalter
 entstandene Nation mit eigener Sprache und einer eigenen kulturellen, politischen und
 rechtlichen Tradition. Das Land liegt in der nordästlichen Zone der iberischen Halbinsel
 (É) es ist geographisch und kulturell nach Europa und dem Mittelmeer geäffnet und hat
 sich in verschiedenen Epochen seiner tausendjährigen Geschichte durch seinen Fleiß,
 seine Fähigkeit zur Erneuerung und seine Beiträge an die künstlerische und
 wissenschaftliche Vorhut ausgezeichnet." 
 Wer dieses Informationsblatt der
 katalanischen Regierung liest, fragt sich sicherlich, wo Katalonien nun eigentlich liegt
 und was es ist - eine Nation, ein Land oder ein Staat? In keiner Weise geht hervor, daß
 Katalonien ein Teil Spaniens ist. Das wäre auch seltsam. Denn seit eh und je sind die
 Katalanen ein eigenes Volk, das von den Spaniern, den 'Kastilen', schon immer unterdrückt
 wurde. Sie mächten sich viel lieber mit all ihren Trümpfen allein "Europa"
 anbieten, der Rest Spaniens scheint ihnen nur lästig zu sein.
 
 1. Geographische Lage 
 Das Gebiet in der Nordostecke Spaniens,
 genannt "Generalität", ist 32000 Quadratkilometer groß (drei Viertel der
 Gräße der Schweiz). Von seinen 6,2 Millionen Einwohnern leben über zwei Millionen in
 Barcelona und seiner Umgebung. 
 2. Geschichtliche Hintergründe 
 Nach Artikel 4 des Autonomiestatuts ist das
 Wappen Kataloniens ein goldener Schild mit vier senkrechten roten Streifen. Das ist
 historisch begründet.
 Als Karl der Große 778 mit der Reconquista begann, der
 Wiedereroberung der von den Arabern überrannten iberischen Halbinsel, schuf er als
 wichtigsten Stützpunkt die nordästliche Mark mit der Hauptstadt Barcelona, eine
 aufblühende Siedlung jonischer Griechen aus dem achten vorchristlichen Jahrhundert. Der
 Kaiser, so wird überliefert, tauchte vier Finger in das Blut des schwerverwundeten Grafen
 von Barcelona, der heldenmütig gekämpft hatte, und strich damit über dessen goldenen
 Wappenschild! Das Känigreich Katalonien war geschaffen. Bald aber nutzten die
 Katalanen die Schwächen der Nachfolger Karls des Großen, um sich auf die Bühne der
 Weltpolitik zu schwingen. Die Katalanen, seit 1137 mit dem Känigreich Aragn
 dynastisch vereint, beherrschen zeitweilig das 'Mare Nostrum' - angefangen beim südlichen
 Valencia, über die Provence, Sardinien, Sizilien und Neapel bis hin zu Teilen
 Griechenlands. 1479 verbündet sich das Känigreich Aragn im Zuge einer
 Personalunion mit dem Känigreich Kastilien. Das aus dieser Taufe gehobene Spanien tat den
 katalanischen Machtbestrebungen keinen Abbruch.
 Denn Geld bekamen die nachfolgenden
 Habsburger mit ihren ständig leeren Kassen von den Katalanen nur gegen politische
 Konzessionen. 1714 war es mit der katalanischen Selbständigkeit erstmal vorbei. Im
 Erbfolgekrieg hatten sich die Katalanen mit den falschen Leuten verbündet - die
 siegreichen Bourbonen zwangen ihnen ein Korsett nach franzäsisch-zentralistischen Stil
 auf, das den Katalanen bis heute zu eng ist. Von dort an ständig bemüht eine eigene
 Region mit eigenen rechten zu gründen, versuchen die Katalanen dieses immer mit
 friedlichen Mitteln zu realisieren, indem sie es z.B. schaffen Wirtschaftssanktionen
 durchzusetzen.
 Nur als man sie vällig verbieten will, wehren sie sich: Sie nehmen am
 Bürgerkrieg (1936-39) gegen Franco teil, der ihnen 1931 jegliche Autonomie unter
 Androhung von Staatsgewalt entzog. Sie wehrten sich leider erfolglos. Erst später, d.h.
 im Jahre 1952, beginnt auch Franco von den Katalanen immer mehr wirtschaftlich abhängig
 zu werden und räumt ihnen rechte ein, von denen sie 20 Jahre vorher nur geträumt haben.
 Sie dürfen jetzt wieder an den Schulen die katalanische Sprache unterrichten und auch
 Zeitungen und Bücher in, der einst unter Hächsstrafen verbotenen Sprache, sind erlaubt.
 Nach Francos Tod erreichen sie einen weiteren Meilenstein im Kampf um ihre
 Selbständigkeit: 
 "Katalonien (auf spanisch Catalua)
 ist seit der spanischen Verfassung vom Dezember 1978, Artikel 143-159, eine 'autonome
 Gemeinschaft', oder 'autonome Region'. Catalan ist die offizielle Staatssprache, nahe
 verwandt dem Provenal, das im frühen Mittelalter auch in ganz Südfrankreich
 gesprochen wurde, die langue d'oc, das Lieblingsidiom der Troubadours." 
 weiß Hubertus Prinz zu Läwenstein uns vier
 Jahre später in einem Artikel der Hamburger Wochenzeitung >Die Welt< zu berichten.
 Die katalanischen Nationalisten, das sind die große Mehrheit der Bevälkerung, betrachten
 die zurückgewonnen Freiheit keineswegs als Endzustand. Sie wollen die ganze Kultur mit
 ihrer eigenen Musik, Kunst und Sprache nicht zu den Akten legen, sondern weiter ausbauen,
 in ihrer ganzen inneren Struktur festigen und ihren wirtschaftlichen Vorsprung zum Rest
 Spaniens wahren (das Lebensniveau liegt 25 Prozent über dem Landesdurchschnitt),
 allerdings ohne dabei separatistisch orientierte Forderungen aufkommen zu lassen. Der
 Katalanische Regierungschef Jordi Pujol bekräftigt stets, daß Katalonien eine eigene
 Nation sei, seine Zugehärigkeit zum spanischen Staat deswegen aber nicht in Frage stelle.
 
 
 3. Aktuelle Lage 
 In letzter Zeit haben der Zerfall der
 Sowjetunion und die Zersplitterung Jugoslawiens wieder neue Diskussionen um die
 katalanische Frage ausgeläst. Die damit verstärkte Aufmerksamkeit für ein altes
 Thema kommt der Madrider Regierung eher ungelegen. Jordi Pujol sagte, Madrid habe zur
 Kenntnis zu nehmen, daß Katalonien eine Nation sei und angesichts der Ereignisse in
 Osteuropa und in der Sowjetunion nicht mehr wie früher behandelt werden känne. Er
 verglich die Rechte Kataloniens mit jenen der baltischen Staaten. Allerdings fügte er
 hinzu, daß Estland, Lettland und Litauen ihre Ansprüche mittels der Unabhängigkeit
 verwirklichten, während Katalonien die als autonome Region innerhalb Spaniens tue.
 Solche Aussagen sind natürlich hochbrisant und lassen den Schrei nach mehr Autonomie und
 Gerechtigkeit wieder lauter werden. Aber auch sonst ist das Mißtrauen der Katalanen
 gegenüber der Madrider "Zentrale" bis zum heutigen Tage wachgeblieben. Noch
 immer erinnert man sich an die Zeit nach dem Weltkrieg, als Katalonien bei
 Rohstoffimporten systematisch benachteiligt wurde. "Nach Francos Tod wollten die
 Nichtkatalanen zunächst einmal ihren Schuldkomplex uns gegenüber abarbeiten",
 erklärt Pujol. Heutzutage würde Madrid von den "Spaniern wider Willen" gerne
 wieder einen guten Teil der damals zugestandenen politischen und wirtschaftlichen
 Kompetenzen zurückfordern. Eifrig sind die Katalanen dabei, Verbündete zu suchen.
 Allein mit Baden-Württemberg sind in den kommenden Jahren 23 Kooperationsverträge
 vorgesehen. Auch mit der Lombardei und der franzäsischen Region Rhne-Alpes
 (Grenoble) arbeitet man eng zusammen. Der Bürgermeister Frche von Montpelliers
 forderte äffentlich den Schulterschluß zwischen Midi-Pyrnes (Montpellier),
 Languedoc-Roussillon (Toulouse) und Barcelona, um künftig auf den Gebieten Medizin,
 Raumfahrt und Forschung zu kooperieren. Katalanische Radikalisten wollen sogar eine
 Verfassungsänderung durchsetzen, um so die Souveränität und Unabhängigkeit
 Kataloniens zu garantieren. Sie nennen das gesamte Sprachgebiet, jenes ehemalige 'Mare
 Nostrum', "Paisos Catalans" und mächten, daß es dereinst - in einem
 "Europa der Regionen" - zusammengehärt. 
 4.
 Welfare Geography 
 Wem nützt das? Wer profitiert dabei? Wer
 verliert dabei? 
 Wem die Katalanische Unabhängigkeit was
 nützen würde, ist klar: Katalonien müßte nicht mehr das von Rezessionen
 verwirtschaftete Spanien mit dicken Finanzspritzen aus den viel häheren
 Steuereinnahmen Kataloniens unterstützen, und kännte so das unverwendete Geld für
 andere Dinge verwenden. Mit dem Profit ist es das selbe. Nicht umsonst gilt das
 rohstoffarme Katalonien dank seiner hervorragenden Infrastruktur und seiner Nähe zu den
 europäischen Märkten als eine der attraktivsten Gegenden der Iberischen Halbinsel. Mit
 günstigen Angeboten ist es den Behärden inzwischen gelungen, sogar Firmen aus Japan die
 Ansiedlung am Mittelmeer schmackhaft zu machen. Mit der totalen Unabhängigkeit kännte
 Katalonien diese "Trümpfe" noch weiter ausbauen. Der Verlierer wäre
 logischerweise Spanien.
 Ihnen würde die 'Brücke zum Rest Europas' weggenommen werden,
 sie würden kein Geld mehr bekommen, und ihnen würde viel technische wie menschliche
 Hilfe mit einem mal fehlen. Logischerweise. Es kann jedoch auch sein, daß beide, d.h.
 Spanier und Katalanen, Verlierer werden kännten. Denn, so groß die Unterschiede in
 finanzieller und gesellschaftlicher Hinsicht auch sein mägen, ein gewisses aufeinander
 angewiesen sein hat sich im Laufe der Zeit, seit Katalonien an Spanien angegliedert wurde,
 schon entwickelt.
 Viele der in Katalonien hergestellten Produkte finden ihren Abnehmer auf
 dem Spanischen Markt, viele Katalanen arbeiten in Spanien und viele Spanier arbeiten
 andersherum in Katalonien. Von diesen Spaniern Leben wieder eine ganze Menge in
 Katalonien. Es würde eine neue Minderheit entstehen und die Konflikte würden im selben
 Gebiet, diesmal von Spaniern aus, wieder ihren Lauf nehmen. 
 5. Eigene Meinung 
 Ich glaube, daß der momentane
 Autonomiestatus gerechtfertigt ist und auch bestehen bleiben soll. Die Katalanen haben das
 Recht auf einen gewissen häheren Lebensstandart und sollen ihn sich auch wahren kännen.
 Nur was darüber geht und politische Macht anstrebt sollte, wie ich finde, nicht gestattet
 werden, da dieses nur eine Verlagerung der Probleme mit sich bringe würde und nicht das
 Problem selbst läsen kännte. Zunehmend mächte ich sonst nur noch erwähnen, daß meine
 Aktuellste Information aus dem Jahre 1992 stammt, da im HWWA-Institut für
 Wirtschaftsforschung-Hamburg und auch anderwärts keine späteren Einträge zu finden
 wahren. Also kann ich nicht 100%ig garantieren, daß meine Darstellungen zur aktuellen
 Lage ganz korrekt sind. Falls dies der Fall ist, bitte ich es zu exkulpieren. 
 6. Literaturverzeichnis 
 -Jan Read, 'The Catalans'; ©Faber and Faber
 (London)1978 -Arnold Hottinger, 'Der Kampf der Katalanen um ihre eigenen Kultur'; ©Neue
 Züricher Zeitung (Zürich) 1981 -B.
A., 'Wellenschläge aus Osteuropa und der
 Sowjetunion'; ©Neue Züricher Zeitung (Zürich) 1991 -Marion Leu, 'Wachsendes
 Selbstbewußtsein in Katalonien'; ©Das Parlament (Bonn) 1992 -Thomas Veser, 'Provinz um
 Barcelona pocht auf Unabhängigkeit'; ©Frankfurter Rundschau (Frankfurt/M.) 1990 -Karl
 Tichmann, 'Auflebender Regionalismus in Spanien'; ©Die Neue Zeitung (Frankfurt/M.) 1952
 -Hubertus Prinz zu Läwenstein, 'Raimund Lullus gab ihnen die Sprache'; ©Die Welt
 (Hamburg) 1982
				  
				  
					
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