Kastenwesen in indien
Hinduistische Glaubenspraxis
Der Hinduismus entstand im 1. Jahrtausend vor Christus und ist eine historisch gewachsene Religion , die in in Indien praktiziert wird. Es gibt keine einheitliche Lehre, sondern nur eine Sammlung von religiösen und ethnischen Anschauungen. Entsprechend vielfältig ist die religiöse Praxis: Kern der Lehre ist das Weiterwirken der Taten (Karma) in verschiedenen Reinkarnationen. Eng damit verbunden ist die jeweilige Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kaste.
Wie in keiner anderen der fünf Weltreligionen findet sich im Hinduismus eine unglaublich vielfältige religiöse Praxis.
Gleichzeitig wird das tägliche Leben der Hindus in allen Bereichen von religiösen Vorstellungen bestimmt. Ziel dieser Regeln ist die Wahrung einer
sowohl moralischen als auch rituellen Reinheit. Dabei gestalten sich diese Vorschriften jedoch nicht für alle Hindus gleich, sondern finden je nach Kaste eine andere Ausprägung (Varnâshrama-Karma).
Gemeinsam ist allen Kasten jedoch das Verbot, Rindfleisch zu genießen. Die Kuh ist das heilige Tier der Hindus, \"ein Gedicht der Barmherzigkeit, die Mutter von Millionen indischer Menschen\" (Mahatma Gandhi), und der Genuss ihres Fleisches daher ein schweres Vergehen und eine Gotteslästerung.
Kastenwesen
Grundlage des hinduistischen Kastenwesens ist die Überzeugung, dass der gesamte Kosmos von einem ewigen Weltgesetz, dem Karma, beherrscht wird.
Nach diesem Gesetz hat auch jedes Lebewesen, ob Tier, Pflanze oder Mensch, seinen eigenen Platz in der Weltordnung. Eine Kaste ist nach Helmuth von Glasenapp danach so definiert: \"Eine Kaste ist eine Gruppe von Personen, welche die gleiche traditionelle Beschäftigung ausüben und durch festvererbte Rechte, Pflichten und Bräuche miteinander verbunden sind; eine Genossenschaft, in die man hineingeboren wird und die streng darüber wacht, dass ihre Mitglieder nur Frauen aus derselben Kaste heiraten und nur mit Leuten aus der gleichen Kaste speisen.\"
Es ist die Gemeinschaft von nur untereinander heiratenden Familien angeblich gleicher Abstammung, mit gleichem Brauchtum, gemeinsamem Namen und meist gleichem Beruf. Sie findet sich bei Überschichtung stark voneinander abweichender Bevölkerungsteile, besonders im hinduistischen Indien (dort Jat genannt). Die Kasten bilden ein ganzes System: Brahmanen (Priester), Kschatriyas (Krieger, Adel), Vaischyas (Kaufleute), Shudras (unterworfene Bauern), zu denen noch die außerhalb stehenden Parias kommen. Auch die Moslems und Christen erlagen der Kastenbildung, die für die Entwicklung Indiens sehr hinderlich war und von M.
Gandhi heftig bekämpft wurde
Die oberste Kaste bildet in dieser Ordnung die der Brahmanen (Priester), die aufgrund ihrer physischen und ethischen Reinheit unmittelbar eine Stufe unter den Göttern stehen. Ihre Hauptaufgaben bestehen in Opfer und Lehre: \"Geschenke anzunehmen, für andere zu opfern und den Veda zu lehren\". Die zweite Klasse wird von den Kshatriyas, den Kriegern, gestellt. Außerdem gehören König und Adel sowie staatliche Beamte in diese Kaste, die dafür zu sorgen hat, dass die gesellschaftliche Ordnung aufrechterhalten wird und die körperlichen Kräfte ge- und verstärkt werden. Die dritte Kaste wird von den Vaishyas gebildet und besteht aus Bauern und Gewerbetreibenden, die durch Viehzucht, Ackerbau, Handel oder Gewerbe ihre Aufgabe innerhalb der Gesellschaft erfüllen.
Diese drei Kasten sind gegenüber der vierten Klasse der Shudras oder Arbeiter dadurch abgegrenzt, dass sie im Rahmen einer besonderen Weihe ihre zweite Geburt erlebt haben und daher als \"Zweimalgeborene\" bezeichnet werden.
Die Shudras sind Diener der ersten drei Klassen, wobei sich durch die Art der Tätigkeit in dieser Kaste noch einmal eine eigene Hierarchie hinsichtlich religiöser Reinheit ergibt. So stehen Weber oder Töpfer über Wäschern oder Fischern, die \"mit unsauberen Gegenständen zu tun haben ... oder ..
lebende Wesen töten\". Die unterste Schicht der hinduistischen Gesellschaft stellen die Parias bzw. Asprischys (Unberührbare). Damit werden Menschen bezeichnet, die einer im mittelalterlichen Verständnis unehrlichen Tätigkeit nachgehen wie Straßenreiniger oder
Diebe. . Die Unberührbarkeit zwischen Angehörigen verschiedener Kasten wurde in der indischen Verfassung von 1948 nominell aufgehoben.
Jede dieser fünf Kasten ist jeweils in eine Vielzahl von Unterkasten gegliedert, wodurch sich ein vielfältiges soziales Gefüge ergibt, das aus einer strengen Hierarchie von zwei- bis dreitausend verschiedenen Klassen besteht. Jede dieser Kasten bezieht sich auf einen menschlichen oder göttlichen Stammvater und hat einen eigenen Regelkanon für alle Aspekte des täglichen Lebens aufgebaut, der für die Kastenmitglieder verbindlich ist.
Karma
In welche Kaste ein Hindu hineingeboren wird, hängt mit Karma und dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) zusammen. Als Karma wird die Wirkungskraft aller im Laufe eines Lebens vollbrachten menschlichen Handlungen bezeichnet, die die Wiedergeburt in einer neuen Existenz bestimmen: \"Wie einer handelt, wie einer wandelt, ein solcher wird er. Wer gut handelt, der wird Gutes, wer böse handelt, etwas Böses\" heißt es in einer Upanishad. Die Vielfalt menschlicher Taten findet ihre Entsprechung in der Vielfalt der Lebewesen,
angefangen bei den höchsten Göttern bis hinunter zu den niedrigsten Tieren und Pflanzen.
So entsteht ein ewiger Kreislauf der Wiedergeburten, in dem jeder Einzelne im kommenden Leben die Auswirkungen seiner Taten aus dem vorherigen erfährt. Entscheidend ist dabei jedoch, dass der Mensch über einen freien Willen verfügt, mit dessen Hilfe er sein Leben ganz bewusst durch gute oder böse Taten gestalten und damit ein entsprechendes Karma erlangen kann. Wenn der Mensch stirbt, verliert er lediglich seine materielle Hülle, seine Seele bleibt jedoch unsterblich und wandert jedes Mal wieder in eine neue irdische Existenz. Ebenso wie jedes irdische Dasein ein vorübergehender Zustand ist, betrachtet der Hindu auch geschichtliche Ereignisse nur als temporäre Erscheinungen, die von untergeordneter Bedeutung sind und in die daher nicht aktiv einzugreifen ist.
Erlösung
Durch die Hilfe Gottes ist es dem Hindu allerdings möglich, sich aus diesem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu befreien. Der Hindu wird dieser Hilfe teilhaftig, wenn er Gott in gläubiger Liebe zugewandt und ergeben ist (bhakti) und sich ganz auf ihn verlässt (prapatti).
Allerdings gibt es unter den Theologen und hinduistischen Schulen große Meinungsverschiedenheiten darüber, ob und inwieweit der Mensch überhaupt an seiner Erlösung mitwirken kann.
Feste und Feiern
Nicht nur die verschiedenen Hindukalender, sondern vor allem auch die praktische Vielfalt dieser Religion haben einen Festkalender geschaffen, der sich je nach Region und Kaste sehr unterschiedlich gestaltet. Es gibt daher in Indien keine einheitliche Gestalt der einzelnen Feste.
Hinduistische Götter
Als Hauptgötter gelten:
Brahma(n) Ur- und Schöpfergott
Shiva Weltzerstörer
Vishnu Welterhalter
Yama Urmensch und Gott des Todes.
Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Götter wie:
Agni Feuergott
Ashwins: Schutzgötter der Ackerbauern und Viehzüchter, göttliche Ärzte
Durga Gattin Shivas, \"Große Mutter\"
Indra Kriegsgott
Kama Liebesgott
Lakshmi Göttin des Glücks, Hauptgattin Vishnus
Manu Stammvater der Menschheit
Mitra Gott des Lichtes
Naga halbgöttliche Schlangenwesen, Fruchtbarkeitsbringer
Rati Liebesgöttin
Rudra Sturmgott
Sarasvati Göttin der Gelehrsamkeit
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