Steinkohlefoerderung in deutschland heute
Der Abbau der deutschen Steinkohle ist im
Vergleich zur Foerderung weltweit aufwendig und teuer. Der besondere Aufwand ist
erforderlich, weil die deutsche Kohle in grosser Tiefe liegt (um die tausend Meter) und
von einem nach Norden hin immer maechtiger werdenden Deckgebirge ueberlagert ist
(Maechtigkeit noerdliches Ruhrgebiet: ca. 1000m; Nordseekueste: ca. 5000m). Der Abbau der
Steinkohle ist teuerer als in den grossen anderen steinkohlefoerdernden Laendern wie z.B.
Australien, Suedafrika, da die Lohnkosten in Deutschland sehr hoch sind und weit hoeher
als in anderen kohlefoerdernden Nationen liegen. Soll unter diesen Umstaenden weiter
Steinkohle in Deutschland gefoerdert werden? Diese Frage kann von mehreren Standpunkten
aus betrachtet werden.
Nationale Dimension
Die Steinkohle ist ein wichtiger
Energietraeger neben der Atomkraft in Deutschland. Sie macht uns wenigstens teilweise
unabhaengig von den oelfoerdernden Nationen wie zum Beispiel den Laendern der OPEC. So ist
Deutschland weniger erpressbar. Laender wie der Irak koennten einen grossen Druck auf uns
ausueben, haetten wir nicht unsere Kohle.
Unsere Steinkohle ist weniger risikoreich als
die Atomenergie; denn durch immer neue Verfahren, wie zum Beispiel die
Wirbelschichtfeuerung, wird die Kohle zunehmend umweltfreundlicher eingesetzt. Die
Kernkraft birgt hingegen grosse Risiken in sich.
Soziale Dimension
Die Steinkohle sichert Arbeitsplaetze. Sollte
die Steinkohlenfoerderung aufgegeben werden, wuerden ganze Regionen, vor allem das
Ruhrgebiet, betroffen sein. Nicht nur die Bergleute und die ueber Tage Beschaeftigten
waeren arbeitslos, sondern auch viele Zubringerindustrien (z.B.
Strebbau und
Lampenfertigung). Aber auch kohleunabhaengige Betriebe muessten Einbussen hinnehmen, da
die Kunden, also die im Bergbau Beschaeftigten und ihre Familien, die Waren nicht mehr
kaufen koennten, wenn sie nicht anderweitig Unterhalt bekaemen.
Die Arbeit dient nicht nur zur Sicherung des
Lebensunterhalts, sie ist auch Teil der sozialen Integration. Ein Arbeitsloser wird in der
Gesellschaft weniger respektiert als ein Mensch mit Arbeit. Ein Arbeitsplatz dient auch
der Lebenserfuellung. Man fuehlt sich gebraucht und hat einen Sinn im Leben.
Die Steinkohlesubventionierung dient
einerseits der Arbeitsplatzsicherung der jetzt Beschaeftigten. Andererseits bietet sie
auch Arbeit fuer die kommenden Generationen. Wenn die Eltern Fruehrentner werden kann man
damit unter Umstaenden leben. Aber wenn die Kinder keine Arbeit im Bergbau mehr finden?
Woher sollen dann die Arbeitsplaetze kommen? Sollen die Kinder wegziehen? Dann koennen
ganze Landstriche veroeden.
Oekonomische Dimension
1994 hatte der Steinkohlebergbau in
Deutschland 100.809 Beschaeftigte (Diese Zahl gilt nur fuer Westdeutschland, ist aber
inklusive der in Kokereien Beschaeftigten, und exklusive der Ostdeutschen, fuer die keine
Zahlen vorliegen, s.
Tabelle). Nach Mitteilung des Ministeriums fuer Wirtschaft waren Ende
Dezember 1994 rd. 99.200 Beschaeftigte im Steinkohlebergbau in Deutschland registriert,
darunter rd. 50.900 Arbeiter unter Tage (s.
Anlage 1). Der Steinkohlebergbau wird
subventioniert (s. Vierzehnter Subventionsbericht der Bundesregierung - Anlage 2,
Grundlagen, Subventionsvolumen, Finanzierungsrisiken - Anlage 3), d.h. wir halten den
Bergbau, der sonst unrentabel waere, kuenstlich am Leben. Die deutsche Steinkohle wird
durch mehrere Massnahmen bezuschusst.
Allen voran der jetzt als verfassungswidrig
erklaerte Kohlepfennig. Der Kohlepfennig ist ein prozentualer Anteil unserer
Stromrechnung, mit dem wir die Verstromung der heimischen Kohle foerdern und damit fuer
die Stromunternehmen rentabel machen. Der Kohlepfennig wurde im Jahrhundertvertrag von
1980 festgelegt und betrug 1993 durchschnittlich 7,5% der Stromrechnung, nach
Bundeslaendern verschieden hoch (s. Verordnung fuer das Jahr 1995 - Anlage 4). Der
Kohlepfennig bringt im Jahr 7,5 Mrd. DM ein.
Im Huettenvertrag zwischen Bergbau und
Stahlindustrie wird den Zechen eine Abnahme von 20 Mio. t Kokskohle bis ins Jahr 2000
garantiert. Dieser Vertrag wird mit Steuergeldern gefoerdert. Die Kokskohlenbeihilfe ist
eine Massnahme der Regierung, um heimische Kokskohle fuer die Stahlwerke einsetzbar zu
machen. Eine Tonne RAG-Koks kostet zur Zeit 90 DM. Die Differenz zum Welthandelspreis von
170 DM wird aus oeffentlichen Mitteln beglichen, das heisst, eine Tonne deutscher
Kokskohle kostet in Wirklichkeit 260 DM! Auch gibt es versteckte Subventionierung.
Zum
Beispiel verheizen Staedte wie Duisburg einheimische statt billiger auslaendischer Kohle
in den Heizkraftwerken und geben den erhoehten Preis fuer die Fernwaerme an die Kunden
weiter.
Nach einem Gutachten des wissenschaftlichen
Beirats beim Bundesministerium der Finanzen ist die Steinkohlesubventionierung
unzweckmaessig (siehe Anlage 5). Dem wiederspricht der Gesamtverband des deutschen
Steinkohlebergbaus (siehe Anlage 6).
Man koennte sich in einem Denkmodell
vorstellen, wie es waere, wenn man alle im Bergbau Beschaeftigten mit vollem Entgelt in
Ruhestand schicken wuerde. Wuerde man dabei guenstiger fahren, als wenn man die
Beschaeftigten weiterfoerdern liesse? Zur Zeit werden Lohnkosten und Sachkosten des
Steinkohlebergbaus aus den Einnahmen aus Kohleverkauf und Subventionierung gedeckt. (s.
Graphik) (Der Einfachheit halber werden Sozialplankosten zur Aufstockung des
Arbeitslosengeldes nicht beruecksichtigt).
Ein Steinkohlebeschaeftigter erhaelt
ungefaehr 5.000 DM monatlich (4.400 plus Arbeitgeberanteile, s. Aufstellung), d.h.
ein
Bergmann verdient ca. 60.000 DM im Jahr (12 Monatsentgelte). Alle Bergleute bekommen also
zusammen 6 Mrd. DM pro Jahr (bei um die 100.000 Beschaeftigten).
Die Subventionen allein
durch den Kohlepfennig betragen aber ca. 7,5 Mrd. DM pro Jahr. Das wuerde bedeuten, wenn
man nun alle im Bergbau Beschaeftigten mit vollem Entgelt in Fruehrente schicken wuerde,
blieben vom Kohlepfennig jaehrlich noch 1,5 Mrd. DM uebrig, die die Buerger nicht mehr
aufbringen muessten.
Weiter gehen Vorschlaege, den Bergarbeitern
eine einmalige Abfindung von z.
B. 100.000 DM zu geben, und sie dann zu entlassen, damit
sie sich einen neuen Beruf mit Zukunft suchen koennen. (Kajo Schommer, saechsischer
Wirtschaftsminister - WAZ 27.2.95)
Summe
Bei dem Problem der deutschen Steinkohle ist
es schwer, eine Loesung zu finden.
Entweder man denkt national und sozial und moechte die
Kohle als wichtigen deutschen Energietraeger und die Arbeitsplaetze sichern. Oder man
denkt rein oekonomisch und moechte die hohen Kosten vermeiden, die durch die
Kohlesubventionierung entstehen. Unter Umstaenden wendet man sich auch intensiver neuen,
regenerativen Energien zu, die aber noch nicht so ausgereift sind. Wahrscheinlich wird man
sich aber auf einen Kompromiss einigen muessen (siehe Anlagen 7,8,9). Schon heute wird
ueber einen Energiemix aus Atomkraft und Kohle diskutiert, bei dem die Kohle nach und nach
zum Teil durch andere Energien abgeloest werden soll. Sicher scheint, dass Energiepolitik
langfristig geplant werden muss.
Jahr 1995: Bruttomonatsverdienst eines
Beschaeftigten einer Zeche im Durchschnitt: 3399,33 DM Arbeitgeberanteile zur
Sozialversicherung (ca. 20%): 680,00 DM Gesamtaufwand pro Beschaeftigter: ca. 5080,00 DM
Das Ende des Golfkrieges Der Golfkrieg
hinterliess grosse Zerstoerungen in Kuwait. Es herrschte ein Bild der Verwuestung nicht
nur in Kuwait City, sondern im ganzen Land Kuwait. Um Kuwait einen Wiederaufbau so
schwierig wie moeglich zu machen, liess Saddam Hussein Oelteppiche vor der Kueste Kuwaits
legen und im groessten Oelfeld der Welt einen Grossteil der Oelbohrloecherdichtungen
sprengen. Seit diesen Sprengungen verbrannten taeglich fuenf Millionen Barrel Oel.
Diese brennenden Oelquellen wieder unter Kontrolle zu bekommen und zu loeschen, das
war das Problem.
Das Loeschen vom brennenden Oelquellen - ein
technisches Problem Nach dem Krieg im Nahen Osten brannten in Kuwait um die sechshundert
Oelquellen. Diese waren entzuendet worden, indem man entweder die Ventile geoeffnet und
das ausstroemende Gas angezuendet hatte oder indem man die Erruptionskreuze, auch
Christmas Trees genannt, einfach gesprengt hatte. Brennende Oelquellen unterscheiden
sich mitunter gewaltig durch die verschiedene Zusammensetzung des Gemisches, das
unter hohem Druck aus der Quelle geschossen kommt. Es gibt Unterschiede im Anteil an
Wasser, Oel und Gas, die die Flammenfarbe charakteristisch veraendern koennen. Die
sogenannten Feuerwehrleute, die solche Bohrloecher loeschen wollen, untersuchen erst
einmal anhand der Flammenfarbe, welches der vielen Verfahren angewandt werden muss, um die
Flamme zu loeschen.
Doch nicht nur die Flammenfarbe muss beachtet werden, sondern auch, in
welche Richtung die Flamme austritt. Wenn die Flamme seitlich austritt, ist wahrscheinlich
das Erruptionskreuz nur an einem Ventil offen, das Kreuz an sich ist aber intakt. Loeschen
ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn eine brennende Oelquelle mit Wasser zu loeschen,
ist nicht moeglich. Brennende Oelquellen entwickeln ca. 1200 øC Hitze. Die 20.
000 Liter
Wasser, die pro Minute auf das Feuer geschleudert werden, dienen nur zur Kuehlung des
Gemisches, das pro Kubikmeter aus 800 Litern Oel und 200 Litern Gas besteht, und damit die
Arbeiter naeher an den Flammenherd heran koennen. Die 1200 øC, die um den Brandherd
herrschen, lassen den Wuestensand schmelzen und die Chrismas Trees gluehen. Wenn in Texas
eine Oelquelle brennt, ist es leicht, an Wasser zu kommen, um die Quelle zu kuehlen. Doch
in der Wueste von Kuwait stand man vor dem Problem, woher man das Wasser nehmen sollte.
Dieses Problem liess sich auf zwei Wege loesen: Entweder man bohrte Wasserloecher mit
einer Tiefe von 500 bis 800 Meter Tiefe, um an das Grundwasser heranzukommen oder man
transportierte Meerwasser durch Pipelines in Wasserbecken bei den brennenden Oelquellen.
Doch damit das Wasser nicht im Wuestensand versikkern konnte, mussten die von Baggern
ausgehobenen Wasserbecken mit Planen ausgelegt werden.
Eine teure Angelegenheit. Es gibt
drei verschiedene Methoden, eine brennende Oelquelle zu loeschen, die allesamt sehr
kostenintensiv sind. Entweder man dreht sie ab wie einen Wasserhahn, man pustet das Feuer
aus oder man pikst die Quelle unterirdisch an wie einen Druckschlauch. Nach einem dieser
Schritte muss die Oelquelle wieder gesichert und verschlossen werden, denn wenn das
Feuer nicht mehr brennt, wird noch das Gemisch in einer hohen Fontaene ausgestossen.
Diesen sogenannten Blow-out muss man unterbinden (killen). Nun zur ersten Methode.
Wenn
das Erruptionskreuz erhalten geblieben ist, muss man - 2. Methode - die Flamme kuehlen und
dann die Schieber wieder verschliessen, dann hat man auch keinen Blow-out mehr. Wenn man
aber keinen intakten Chrismas Tree vorfindet, muss man durch eine Sprengung das Feuer
ersticken. Dabei wird fuer einen kurzen Zeitraum saemtlicher Sauerstoff in der Umgebung
der Flamme verbraucht und der Nachschub an Material aus der Quelle abgeschnitten. Die
Flamme erstickt. Die 3.
Methode, eine brennende Oelquelle zu loeschen, wird angewandt,
wenn die Quelle ueberirdisch so zerstoert ist, das man nur unterirdisch an die Quelle
heran kann. Dabei bohrt man die Quelle unterirdisch an und saugt das Oel und das Gas ab,
nachdem man mit einer Spezialfluessigkeit das Hauptbohrloch von der Versorgung
abgeschnitten hat. Durch diese sogenannte Rettungsbohrung wird der Ausstoss von Oel und
Gas unterbunden, die Flamme damit geloescht. Nach diesen Massnahmen muss der Blow-out, der
weitere Ausstoss von nicht brennendem Oel und Gas, gekillt werden. Dazu wird ein
Blow-out-Preventer, eine Art Rohr mit einem Ventil am oberen Ende, mit geoeffnetem Ventil
ueber das Bohrloch gestuelpt und an den Resten des Christmas Trees verankert. Danach wird
das Ventil des Blow-out-Preventers langsam geschlossen und damit auch die Quelle.
Dies
funktioniert aber nur, wenn Teile des Erruptionskreuzes intakt geblieben sind.
Schluss Brennende Oelquellen schaden nicht
nur im oekonomischen Sinn, indem die Firmen hohe Verluste hinnehmen muessen, sondern sie
schaden auch der Umwelt, was viel schlimmer ist. Die brennenden Oelquellen in Kuwait
konnten sogar noch aus dem Weltall von einem Space-Shuttle aus betrachtet werden. Daher
ist es an der Zeit, risikoreiche Energiequellen, wie das Erdoel, durch andere, am Besten
regenerative, Energiequellen zu ersetzen, um sicher und umweltbewusst leben zu koennen.
Quellenangabe: Aus: P.M, Peter Moosleitners
interessantes Magazin, Ausgabe 6/1991, Gruner und Jahr, Muenchen, Seite 8 bis 14
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