Braunkohle
Braunkohle
1. Einleitung
Braunkohle ist eine sehr wichtige Energiequelle für unsere heutige Gesellschaft. Im Energiepolitischen Kontext bedeutet dies, dass die Braunkohle zu 41,5% an der Primärenergiegewinnung in Deutschland beteiligt ist. Der Anteil der übrigen Energieträger beträgt: Steinkohle 27,5%, Erdgas 17,2%, Mineralöl 4,3%, Wasser/Windkraft 2,7% und Sonstige 7,4%. In Deutschland wurden im Jahr 2000 168Mio t Braunkohle gefördert, die zu rund 90% zur Stromerzeugung eingesetzt wurden. Damit liegt der Anteil des Stroms aus Braunkohle bei 14,2% an der allgemeinen deutschen Stromerzeugung.
Im Rheinland gibt es sehr große Braunkohlevorkommen (55% der gesamtdeutschen Förderung). Daneben konzentriert sich der Braunkohleabbau auf die Lausitz (33%), Mitteldeutschland (10%) und Helmstedt (2%). (vgl. RWE Rheinbraun; Zahlen-Daten-Fakten; 2001)
Der Abbau erfolgt im Tagebau, der einen massiven Eingriff des Menschen in die Landschaft, den Naturhaushalt und Siedlungsraum darstellt. Die Umsiedlung ganzer Dörfer stellt ein großes Problem für die beteiligten Parteien - Einwohner, Energie-Unternehmen, Regierung - dar. Es geht dabei nicht nur um die Entschädigung materieller Güter, sondern auch um emotionale und gesellschaftliche Faktoren, da die Menschen oft eine sehr große Bindung an ihre Nachbarschaft, ihr Dorf und ihre Umgebung besitzen.
Vor der Erschließung eines Tagebaus wird nach einem gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren die Verantwortbarkeit eines Tagebaus geprüft: dem Braunkohlenplanverfahren. Prüfungskriterien sind u. a. die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Rentabilität des Tagebaus, die Energieleistung der Kohle, der Naturschutz und die Belastungen, die für die betroffenen Menschen entstehen. Diese Prüfung führt der Braunkohlenausschuss durch. In diesem Ausschuss sitzen 16 Mitglieder der Kommunen des Braunkohlenplangebietes, 16 Mitglieder anderer Bezirke der Regionen Köln und Düsseldorf, 8 Mitglieder aus Kammern, Verbänden und Gewerkschaften und die Bezirksplanungsbehörde mit dem Regierungspräsident.
Die Parteien werden noch durch Beratende Mitglieder, wie Oberkreis- und Oberstadtdirektoren des Braunkohlenplangebietes und Vertreter des geologischen Landesamtes NRW, des Landesamtes für Agrarordnung, des Erftverbandes, des Naturschutzverbandes und des Bergbaubetreibers unterstützt. (vgl. Braunkohle im Spannungsfeld; Geographie und Schule; Aulis Verlag Deubner & CO KG; Köln; Oktober 1997; S. 94) Wenn ein Tagebau genehmigt ist, dauert es noch knapp 15 Jahre bis mit der Räumung des Gebietes und damit dem Abbau begonnen werden kann.
Man kann Umsiedlungen in sechs Phasen einteilen. Die erste Phase ist das Braunkholenplanverfahren, hier wird auch eine Standortfindung des Umsiedlungsortes durchgeführt.
Die zweite und dritte Phase besteht aus der städtischen Vorplanung oder Rahmenplanung und der Fachplanung. In der vierten Phase wird ein Gebiet erschlossen und die fünfte Phase ist die Umsiedlung. Die sechste Phase ist die Räumung. Insgesamt dauert ein Umsiedlungsverfahren 10 bis 13 Jahre.
"Im Braunkohlenplanverfahren Inden II erstreckte sich die Prüfung der sozialen Belange besonders auf die Umsiedlungsstandorte und ihre Größe, auf den Umsiedlungszeitpunkt und auf die Belange von Eigentümern, Mietern, Gewerbebetreibenden und Landwirten" (Rheinbraun informiert; Die Umsiedlung von Inden und Altdorf; 1. Auflage; 1999; S.
11). Die Erarbeitung des Braunkohlenplans für Inden II begann im Oktober 1985. Der Plan wurde den Indenern, Altdorfern und Pierern im Januar und Februar 1986 vorgestellt und anschließend veröffentlicht. Daraufhin führten die Bürger zahlreiche Unterschriftenaktionen durch und brachten damit ihre Bedenken und Anregungen bei dem Braunkohlenplan ein. Der "Braunkohlenplan Inden, räumlicher Abschnitt II" wurde im Januar 1989 fertig gestellt und im März 1990 vom Umweltministerium genehmigt, wobei die Umsiedlung von Pier ausgeklammert wurde. Als Umsiedlungstandorte wurden Inden-Lamersdorf, was 1992 den amtlichen Namen Inden/Altdorf erhielt, und Langerwehe-Jüngersdorf festgelegt.
Im Mai 1991 gab es die symbolischen ersten Spatenstiche für die Erschließung der zwei Umsiedlungsstandorte Inden-Lamersdorf und Langerwehe-Jüngersdorf. Am 4. September 1999 wurde ein Fest zum Abschluss der Umsiedlung gefeiert.
2. Probleme bei der Umsiedlung
2.1.
Archäologische Funde
Da man bereits 1937 zufällig Funde von Keramikscherben und Steinklingen machte, wurde das Gebiet 1990 vor der Erschließung des Umsiedlungsstandortes Inden/Altdorf nach archäologischen Funden abgesucht. In diesem Gebiet machte man über elftausend Funde. In den fünfziger und siebziger Jahren hatte man schon Reste von römischen Siedlungen entdeckt, die sich bei den neuen Untersuchungen bestätigten. Man fand auch eine weitere "villa rustica", einen römischer Gutshof. Hinzu kamen Hinweise auf die Besiedlung des Gebietes in der Jungsteinzeit und im Hochmittelalter. Es wurde eine Rössener Siedlung, mit den Grundrissen von 30 Gebäuden, aufgedeckt.
Durch keramische Funde konnte man die Siedlung auf 3730 bis 3630 v. Chr. datieren.
Da es nicht möglich war die Fundplätze zu erhalten, stellte die Gemeinde Inden, die Rheinbraun AG und das Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr Mittel und Fördergelder bereit, um das Gebiet im Ganzen zu untersuchen und Ausgrabungen zu tätigen. In der ersten Phase erkundete man die die ca. 41 Hektar, kartierte dieses Gebiet, führte Bohrungen und geophysikalische Messungen durch.
Man wollte herausfinden wie sich die Landschaft im Laufe der Jahrtausende verändert hat und wo die Siedlungsschwerpunkte lagen.
In der zweiten Phase begann man mit Ausgrabungen. Die Funde reichen von Bandkeramischen Kulturen in der Jungsteinzeit, spätes sechstes Jahrtausend v. Chr., über die Hochkultur der Römer um Christi Geburt bis ins späte Mittelalter hinein. Durch die Untersuchungen und Ausgrabungen war es möglich, die Geschichte des Umsiedlungsstandortes zu rekonstruieren.
Die ersten Ansiedlungen datierte man in die ältere Eisenzeit von 750 bis 500 v. Chr. Ab diesem Zeitpunkt war Inden immer ein relativ bedeutender Siedlungsstandort. (vgl. Rheinbraun informiert; Die Umsiedlung von Inden und Altdorf; 1. Auflage; 1999)
2.
2. Umsiedlung von Senioren
Die Umsiedlung von Senioren ist besonders problematisch, da sie in der Regel sehr lange in den umzusiedelnden Orten leben und eine wesentlich stärkere Bindung die Heimat als andere Generationen haben. Alte Menschen befolgen viel mehr als Jüngere die in den Dörfern gewachsenen Traditionen. Sie sind in ihrem Dorf aufgewachsen, gingen dort zur Schule und verbrachten ihre Freizeit in Vereinen, wie Schützen- oder kirchlichen Vereinen. Ich ganzes Leben ist durch die homogene Dorfgemeinschaft geprägt. Umsiedlung bedeutet daher einen radikalen Bruch in ihrer bisherigen Lebenssituation.
Oft erlebt man daher Zukunftsängste und Vertrauensverlust in die Zukunft. Aus diesen Gründen werden die Belange der Senioren bei der Umsiedlung besonders beachtet. Man informierte die Alten separat und bot Informationsveranstaltungen zu Themen wie Altenwohnungen und schlüsselfertiges Bauen in Zentrumsnähe an. Die Kirche wurde zentral im Dorf gebaut, während das Dorfzentrum (Rathaus, Einkaufszentrum) peripher angesiedelt wurde, aber schnell erreichbar angesiedelt wurde. Zusätzlich wurden Gartenwege oder autofreie Querverbindungen zwischen den Häusern und Grünanlagen angelegt, die sich gut zum Spazierengehen eignen. Als Treffpunkt für ältere Menschen fungiert das neue Bürgerhaus.
Dort finden Seniorennachmittage, private und Vereinsfeste statt. (vgl. Rheinbraun informiert; Die Umsiedlung von Inden und Altdorf; 1. Auflage; 1999)
2.3. Umsiedlung von Gewerbebetreibenden
Um die Versorgungsstrukturen und das Heimatgefühl in den Umsiedlungsorten zu erhalten, ist es nötig, Handwerks- und Einzelhandelsbetriebe mit umzusiedeln.
Dies ist aber insofern sehr problematisch, da der Strukturwandel von einem ländlichen Bauerndorf zu einem "städtisch geprägten Siedlungsgebilde" (Braunkohlentagebau und Umsiedlung im Rheinischen Revier; Geostudien - Sonderfolge 3; 1996; S. 113) bei einem Umsiedlungsprozess erheblich beschleunigt wird und damit die alten Versorgungsstrukturen eine erhebliche Veränderung erfahren.
Das Ortsbild wird nicht mehr durch bäuerliche Zweckbauten geprägt, sondern durch Gebäude mit reiner Wohnnutzung. In den umgesiedelten Orten werden Wohngebiete, Gewerbegebiete und Einkaufszentren räumlich voneinander getrennt. Traditionelle ländliche Gewerbe, wie Kaufläden oder Schmied werden durch moderne, städtische Gewerbe und Dienstleistungsbetriebe wie Physiotherapiepraxen oder Optiker abgelöst. Dieser erheblich beschleunigte Strukturwandel und finanzielle Entschädigungen durch den Bergbaubetreiber, die den Entschluss zur Geschäftsaufgabe erleichtern, sind wesentliche Gründe dafür, dass es an den Umsiedlungsstandorten relativ wenige Neugründungen von Handwerks- und Einzelhandelsbetrieben gibt.
Weitere Gründe für Geschäftsaufgaben sind eine zu große Konkurrenz am neuen Ort, Nachfolgeprobleme (z.B. der Kundenstamm geht verloren oder mangelnde Rentabilität), Neugründungen an Standorten mit größerem Marktpotential oder altersbedingte Aufgaben. Mittelständige Unternehmen müssen sehr gut abwägen, ob sich ein Neubau für sie rentiert. Die Gemeinde versucht diesen Trend aufzufangen, indem sie die Unternehmen subventioniert, sie berät und bei der Planung der Umsiedlungsorte gewerbespezifischen Anforderungen Rechnung trägt. Geschäfts- und Einkaufszentren werden so geplant, dass die Betriebe von einer Laufkundschaft profitieren können.
In Inden/Altdorf gibt es sowohl Unternehmen, die von der Umsiedlung profitiert, als auch Unternehmen, die Nachteile erlitten haben. Positives Beispiel ist der Elektro-Fachhandel Offergeld, der am neune Standort mit vergrößerter Verkaufsfläche und besseren Standortbedingungen seien Kundenfrequenz erhöhen konnte. Die Tischlerei Wilhelm Schwieren und Sohn konnte ihren neuen Betrieb genau nach den geltenden Umweltbestimmungen bauen und muss nicht jedes Jahr mit neuen Umweltauflagen rechnen. Entscheidend dazu beigetragen hat die gute Zusammenarbeit mit den Behörden. Ein Negativ Beispiel ist ein in Alt-Inden florierender "Tante Emma-Laden", der durch die Umsiedlung enorme Einbussen hinnehmen musste, da sein gewachsener Kundenstamm trotz gemeinsamer Umsiedlung in Inden/Altdorf nicht mehr vorhanden ist.
3.
Vergleich des kulturellen Lebens von Alt-Inden und Alt-Altdorf mit Inden/Altdorf
Das kulturelle Leben und die Identifikation mit dem Ort Inden/Altdorf wurde schon im Namen des Ortes gewährleistet. Der Schrägstrich im Namen ersetzt die Konjunktion "und", nicht "neben" oder "bei". So war niemand der Bewohner der beiden alten Orte benachteiligt. (vgl. Rheinbraun informiert; Die Umsiedlung von Inden und Altdorf; 1. Auflage; 1999)
In Alt-Inden und Alt-Altdorf gab es ein sehr ausgeprägtes dörfliches Vereinsleben.
Man hatte in jedem Dorf eine Schützenbruderschaft, Sportvereine, eine Karnevals-Gesellschaft und andere Vereine. Die Bürger gehörten alle mindestens einem Verein an, meistens sogar mehreren, Grundlage für eine sehr intakte Dorfgemeinschaft. Es herrschte also das typische ländliche Gemeinschaftsleben mit sonntäglichem Kirchgang und anschließendem Frühschoppen. Um diese Gemeinschaft zu erhalten, führte man eine gemeinsame Umsiedlung durch, d.h. die Orte sollten möglichst geschlossen mit allen Bewohnern umgesiedelt werden.
Bei der Umsiedlung legte man auch sehr großen Wert darauf, dass die Vereine im neuen Ort erhalten blieben, wie sie in den alten Orten bestanden. "Vereine sind ein ganz entscheidender Faktor für das Zusammengehörigkeitsgefühl und sie sind Stützen der örtlichen Gemeinschaft." (Rheinbraun informiert; Die Umsiedlung von Inden und Altdorf; 1. Auflage; 1999; S. 45)
Zusammengelegt wurden die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft aus Inden und die St.
Pankratius Schützenbruderschaft aus Altdorf um Finanzengpässe zu überwinden und keine Konkurrenz aufkommen zu lassen. Auch diese für die Orte einschneidende Änderung der Vereinstraditon diente damit der Förderung im Gemeinschaftsleben.
Die Neugründung des Fußballvereins FC Inden/Altdorf 09/21 war auch ein großer Erfolg. Da der Verein relativ erfolgreich spielt, ist auch der Ort Inden/Altdorf überregional bekannt. Die Bürger identifizieren sich mit dem Fußballklub.
Als die meisten Bürger im Spätsommer 1997 umgesiedelt waren gab es ein großes Zentrumsfest.
Dort weihte man das Bürgerhaus und den Springbrunnen vor dem Rathaus ein. Dieses Zentrumsfest war nach Angaben des Bürgermeisters der Gemeinde Inden ein voller Erfolg. Es bewies, dass man auf einem guten Weg ist, wieder eine intakte Dorfgemeinschaft zu bilden.
4. Rekultivierung
Die niederrheinische Bucht ist aufgrund ihrer guten Böden (Parabraunerden) ein landwirtschaftlich sehr intensiv genutztes Gebiet. Da aber durch die Erschließung von neuen Tagebauten große Flächen landwirtschaftlich genutzter Gebiete verloren gehen, muss man schon bei der Planung eines Tagebaus die spätere Renaturierung und Rekultivierung mitbeachten.
Vor der Erschließung eines Tagebaus werden die obersten Bodenschichten, humushaltiges Oberbodenmaterial, karbonatfreier Löß und karbonathaltiger Löß abgetragen. Dieses Bodengemisch wird bei der Rekultivierung wieder verwendet und in einem bestimmten Absetzungsverfahren auf einer wasserdurchlässigen Rohkippe aufgetragen. Bei diesem Verfahren wird der Boden mit Absetzern gleichmäßig verteilt.
Die abgesetzten Böden brauchen einige Jahre, damit sie wieder voll bewirtschaftet werden können. In dieser Zeit werden die Böden durch Schirrhöfe von Rheinbraun bewirtschaftet. Ziel der Bewirtschaftung durch Schirrhöfe ist die bestmögliche Erholung des Bodens.
Der Boden wird nicht nach wirtschaftlichen Faktoren genutzt, sondern nach Gesichtspunkten der Bodenentwicklung. Nach der Zeit der Bewirtschaftung durch die Schirrhöfe (mindestens sieben Jahre) werden die Ackerflächen an private landwirtschaftliche Betriebe abgegeben. (vgl. Rheinbraun informiert; Landwirtschaft nach dem Tagebau, Neues Ackerland - Nutzung und Naturschutz; 1. Auflage; Köln; Juni 1998)
Für die Aufforstung von ehemaligen Tagebauten benutzt man hauptsächlich heimische Laubhölzer wie Buche und Eiche. Daneben setzt man auch nicht standorteheimische Wirschaftsbaumarten wie Kiefer und Lärche ein.
Zwischen den landwirtschaftlichen Fluren werden Hecken, Feldgehölze, breite Talungen und Böschungen gesetzt um die Fluren zu gliedern. Weiter noch kleinere Waldgebiete angelegt.
5. Befragung der Bewohner von Inden/Altdorf zur Akzeptanz ihres neuen Wohnortes
Ziel der Befragung war es herauszufinden, ob Bewohner von Inden/Altdorf mit ihrem neuen Wohnort zufrieden sind und wie sie ihn im Verhältnis zu ihrem alten Wohnort sehen.
Die Befragung wurde am Samstag, 29. März 2003, zwischen 11.
00 und 12.00 Uhr im Geschäftszentrum von Inden/Altdorf durchgeführt. Ort und Zeitpunkt gewährleisteten, einen möglichst breiten Querschnitt (Alter/Geschlecht/Berufstätigkeit) der befragten Personen. Mit 20 befragten Umsiedlern kann die Befragung statistisch nicht repräsentativ sein. Mit der Interpretation der Ergebnisse lassen sich aber gute Tendenzen erkenne. Die Befragung zur besseren Auswertbarkeit als standardisiertes Interview durchgeführt.
Außerdem wurde eine klare einfache Fragestellung gewählt. Damit wird eine schnell Beantwortbarkeit und gute Akzeptanz bei den Befragten gewährleistet. (Fragebogen und Ergebnis s. Anhang S. 4)
Der Fragebogen baut auf den sieben Daseinsgrundfunktionen auf. Die erste Frage behandelt die Daseinsgrundfuktion "wohnen".
In der zweiten Frage sind die Funktionen "arbeiten" und "am Verkehr teilnehmen" zusammengefasst. Frage drei beschäftigt sich mit der Funktion "in Gemeinschaft leben". Die Beantwortung der vierten und der fünften Frage lassen Schlüsse auf "sich versorgen" ziehen. Die letzte Frage zielt auf die Funktion "sich erholen". Eine Frage zur Funktion "sich bilden wurde" nicht gestellt. Bis auf Frage drei, die mit dem bekannten Schul-Benotungssystem beantwortet werden sollte, waren alle Frage mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten.
Häufig gaben die Probanten auch och Begründungen zu ihren Antworten.
Das Ergebnis der Befragung ist sehr positiv für den Ort Inden/Altdorf ausgefallen. Vor allem im Bereich der Funktion "sich versorgen" gibt es eine große Zustimmung für den neuen Ort.
Für 65% der Bevölkerung verbesserte sich die persönliche Wohnsituation (Frage 1). Der Grund für diese Antwort ist wahrscheinlich der, dass die Bürger ihre Häuser alle selber geplant haben. Die Häuser sind moderner und es stehen im Gegensatz zum alten Dorf genügend Parkplätze zur Verfügung.
(vgl. Material 2 und 3). Viele der Bürger, die mit "Nein" gestimmt haben, gaben zusätzlich noch an, dass ihnen der alte Dorfcharakter fehlt.
Die Frage zur Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes (Frage 2) wurde relativ ausgeglichen beantwortet. 60% stimmten für "Ja" und 40% für "Nein". Die Verkehrsführung ist moderner und besser geworden.
Man hat in Inden/Altdorf eine sehr gute Anbindung an das überregionale Straßennetz, z. B. die A4. Eine Erklärung dafür, dass doch recht viele Probanten mit "Nein" geantwortet haben ist wahrscheinlich, dass viele ihren Arbeitsplatz in Jülich haben. Jülich ist vom Umsiedlungsort Inden/Altdorf weiter entfernt als von den alten Dörfern.
Die Frage zum sozialen Umfeld (Frage 3) ist mit einer Durchschnittsnote von 3,15 relativ negativ ausgefallen.
Die Umsiedler vermissen ihr altes soziales Umfeld und das alte Beziehungsgeflecht. Trotz der Bemühungen um eine gemeinsame Umsiedlung wird immer wieder beklagt, "dass man sich aus den Augen verloren hat". Aber einige Bürger gaben auch an, dass die Entwicklung zu einem neuen "Wir-Gefühl" auf einem guten Wege ist.
Die Fragen vier und fünf (Einkaufssituation und medizinische Versorgung) fallen sehr positiv für den Umsiedlungsstandort aus. 95% bzw. 85% der Befragten gaben an, die Versorgungssituation im neuen Ort sei besser.
Die bedeutendste Rolle spielt der Strukturwandel (s. 2.3). Während Altdorf war ein bäuerlich geprägtes Straßendorf war ist Inden/Altdorf ist zu einem Unterzentrum geworden, in dem sich mehrere Ärzte, eine Apotheke und im Geschäftszentrum mehr Einzelhändler angesiedelt. Auch die Umsiedler aus Alt-Inden, einem "ländlichen ,Wirtschaftszentrum von regionaler Bedeutung' " (Rheinbraun informiert; Die Umsiedlung von Inden und Altdorf; 1.Auflage; Köln; 1999; S.
9), haben durch die Zusammenlegung der Dörfer Versorgungsvorteile erfahren. Für größere Einkäufe werden die nahe gelegenen Mittelzentren Weisweiler und Eschweiler genutzt, zu denen eine sehr gute Verkehrsanbindung existiert.
Die Frage ob sich die Freizeitgestaltung verbessert hat, (Frage 6) ist von 13 der 20 Befragten Personen mit "Ja" beantwortet worden. Hier spielt das "grüne Konzept" der Planung des Ortes sicherlich eine große Rolle. Es wurden viele Grünanlagen zwischen den einzelnen Ortsteilen angelegt. Außerdem ist das Vereinsleben intakt (s.
3.) und die Traditionen werden weiterhin gepflegt. Auch der erfolgreiche Fußballverein ist hier ein bedeutender Faktor.
6. Zusammenfassung:
Im Ganzen kann man sagen, dass die Umsiedlung des Orte Inden und Altdorf ein Erfolg war. Zwar gibt es auch hier die "normalen" Probleme und Nachteile einer Umsiedlung, aber sie sind auf eine zufrieden stellende Art und Weise gelöst worden.
Mit "normalen" Problemen sind sowohl finanzielle Belastungen und das häufig verloren gegangene Beziehungsgeflecht der Umsiedler als auch die Gesichtslosigkeit am Reisbrett entstandener Orte gemeint. Dabei darf man die Vorteile einer "Retortenstadt", die moderne Infrastruktur und genügend Grünfläche nicht außer Acht lassen.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Bürger mit Inden/Altdorf zufrieden sind und man dabei ist sich ein neues soziales Umfeld aufzubauen.
Die mir von Rheinbraun zugesandten Materialien sind sehr einseitig. Es werden hauptsächlich Vorteile der Umsiedlung und des Braunkohleabbaus beschrieben. Aber Rheinbraun ist ein Wirtschaftsunternehmen und nutzt die Möglichkeiten sich zu präsentieren, wie andere Unternehmen auch.
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