Claudia reiß
Name: Claudia Reiß
Klasse: Klasse 10
Fach: Gemeinschaftskunde
Bewertung: 1; 1
Gliederung
I. Allgemeine Fakten zu Entwicklungsländern
1. Geschichtliche Entwicklung der Dritten Welt
2. Was ist ein Entwicklungsland?
3. Einteilung der Entwicklungsländer
II. (Aktuelle) Probleme in Entwicklungsländern
1.
Armut
Was sind arme Staaten?
Ein Leben in absoluter Armut ist gekennzeichnet durch
Hauptursachen der Massenarmut
2. Bevölkerungswachstum
Gründe
Folgen
3. Nahrungsmangel / Hungersnöte
Gründe
4. Krankheiten und Seuchen
Gründe
5. Mangelnde Bildung und Ausbildung
6. Obdachlosigkeit
7.
Kinderleiden / Kinderarbeit
8. Kriege
9.Menschenrechte
9.1. Frauenrechte
10. Umweltschäden
Ursachen
Folgen
III.
Entwicklungsländer
1. Afrika
Tschad
Sudan
Äthiopien
Kenia
Ghana
2. Asien
2.1. Indien
IV. Entwicklungshilfen
1.
Entwicklung durch Selbsthilfe
2. „Brot für die Welt“
2.1. Ziele von „Brot für die Welt“
2.2. Kinder in der „Dritten Welt“
Eine Chance für Kindersoldaten
Keine Kinderarbeit
2.
3. Schwerpunkte der Förderung
Afrika
Asien
Lateinamerika
Eine - Welt – Projekte
2.4. Katastrophenhilfe
2.5. Öffentlichkeitsarbeit
Pressearbeit
Bildung
Projektinformation
Werbung
3.
Andere Entwicklungshilfen
3.1. Deutscher Caritasverband
3.2. Deutsche Welthungerhilfe
3.3.
Deutsches Rotes Kreuz
V. Zusammenfassung
VI. Quellen
I. Allgemeine Fakten zu Entwicklungsländern
1. Geschichtliche Entwicklung der 3. Welt
Anfang des 16.
Jahrhunderts kam es zu mehreren Entdeckungsfahrten aus dem europäischen Raum. Vasco da Gama und Columbus waren damals zwei bekannte Namen. In dieser Zeit wurden neue Kontinente, wie zum Beispiel Amerika entdeckt. Es kam zur ersten Kolonialisierung von Südamerika, Südostasien und Afrika. Gerade Deutschland fühlte sich aber in dieser Zeit sehr benachteiligt und so kam es Ende des 19., Anfang des 20.
Jahrhunderts zur „Neuaufteilung der Welt“. Der Wille aller beteiligten Länder war so viele Kolonien wie möglich zu besitzen. So kam es zum Ersten Weltkrieg.
Mit dem Aufbau der Mauer kam es zu der Aufteilung in 3 Welten. Auf der einen Seite standen die Westmächte, wie zum Beispiel Nordamerika, Frankreich, BRD, Spanien usw. und auf der anderen Seite gab es die SU.
Diese beiden Gruppen verstand man unter der 1. und 2. Welt. Die 3. Welt wurde von den Entwicklungsländern bzw. Kolonien gebildet.
Diese versuchten nach und nach ihre Freiheit zu erkämpfen. Anfang der 60er Jahre waren sie dann endlich alle frei.
2. Was ist ein Entwicklungsland?
„Entwicklungsland“ ist eine Sammelbezeichnung für jene Länder in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika, die wirtschaftlich unterentwickelt sind. Die Wortprägung der „Welt“ entstand aus der Gegenüberstellung dieser Länder zu den marktwirtschaftlichen orientierten Industriestaaten („Erste Welt“) und den Staatshandelsländern („Zweite Welt“). Typisch für die Länder der „Dritten Welt“ sind: (Entwicklungsländer kann man an 9 Punkten erkennen)
Sie besitzen einen Niedrigen Verdienst, welcher mit dem durchschnittlichen Prokopfeinkommen bemessen wird.
Das Einkommen ist ungleich verteilt à Wiederspruch Arm ↔ Reich ist groß.
Entwicklungsländer besitzen viel Landwirtschaft zur Selbstversorgungs- und Substilstenzwirtschaft.
Es herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit und es gibt wenig Ausbildungsplätze.
Der Import ist größer als der Export und somit fehlen die Gelder um die Einfuhr zu bezahlen.
Entwicklungsländer haben generell eine hohe Bevölkerungszahl
Unterernährung und Hunger werden hier groß geschrieben.
Naturkatastrophen zerstören noch den letzten Rest, was sie sich mühevoll aufgebaut haben.
Ebenfalls gibt es in Entwicklungsländern einen großen Wiederspruch zwischen den Hochentwickelten Industrie- und Tourismusgebieten und den armen verschlossen Gebieten.
3. Einteilung der Entwicklungsländer
Es gibt etwa rund 135 unabhängige Staaten mit über vier Milliarden Einwohnern, welche zu den Entwicklungsländern gehören. Die meisten liegen auf der Südhalbkugel. Dazu zählen nach Einteilung der OPEC (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung):
in Afrika alle Länder außer der Republik Südafrika
in Amerika alle Länder außer Kanada und USA
in Asien alle Länder außer Japan und der GUS Staaten
in Ozeanien alle Länder außer Australien und Neuseeland
in Europa: Griechenland, Jugoslawien, Malta, Portugal, Türkei und Zypern
Diese Länder gliedert man in 3 verschiedene Gruppen:
- LDC: Diese ist die Abkürzung für „Least Developed Countries“ (zu deutsch: am wenigst entwickelten Länder). Ein Entwicklungsland kann auf eigenen Antrag und nach Prüfung durch die Vereinten Nationen offiziell in die Gruppe LDC eingestuft werden, wenn es folgende drei Merkmale erfüllt: BIP pro Kopf unter 473 US-Dollar, Industrieanteil am BIP unter 10%, Anteil der Analphabeten an der Bevölkerung über 15 Jahren mindestens 80%.
Ein Land, das als LDC eingestuft ist, erhält besondere Vergünstigungen, z. B. bei der Vergabe öffentlicher Kredite. Die jüngste LDC- Liste umfasst 42 Länder und etwa 440 Millionen Einwohnern. 29 der LCD liegen in Afrika, 12 in Asien und Ozeanien und eines in Lateinamerika (Haiti).
- MSAC: Akürzung für „Most Seriously Affected Countries” (zu deutsch: besonders ernst betroffene Länder).
Hierzu zählen insgesamt 44 Länder (darunter 27 LDC), die besondere wirtschaftliche Schwierigkeiten hatten, z. B. scharfer Preisanstieg bei wichtigen Importen im Vergleich zu ihren Exporten, niedriges Pro-Kopf-Einkommen, hoher Schuldendienst, gestiegene Transportkosten. Von den 44 MSAC mit rund 1,6 Milliarden Einwohner liegen 28 in Afrika, 11 in Asien einschließlich Ozeanien, 5 in Lateinamerika.
Schwellenländer oder NIE/NIC: NIE ist die Abkürzung für „Newly Industrialized Economies“ (zu deutsch: seit kurzem industrialisierte Volkswirtschaften), NIC für „Newly Industrialized Countries“. So oder als Schwellenländer werden Staaten bezeichnet, die in wirtschaftlicher Hinsicht weiter entwickelt sind (an der „Schwelle“ zum Industrieland stehen), wobei die politische und soziale Entwicklung oft hinter der wirtschaftlichen zurückgeblieben ist.
Zu den Schwellenländer können etwa 20 bis 30 Entwicklungsländer gezählt werden, z. B. Brasilien, Ecuador, Jamaika, Korea, Mexiko, Portugal und Singapur. 15 dieser Länder haben eine Interessengruppe gebildet („Gruppe der 15“).
II. (Aktuelle) Probleme in Entwicklungsländern
1.
Armut:
Für uns Europäer ist es kaum vorstellbar, wie Menschen leben und überleben können ohne bezahlte Arbeit, ohne Arbeitslosen- oder Sozialhilfe, also praktisch ohne Geld. Aber für Hunderte von Millionen in Entwicklungsländern ist dies der Alltag.
Armut heißt, wenn Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht in der Lage sind, ihren lebensnotwendigen Bedarf an Nahrung, Kleidung und Unterkunft aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln zu besorgen.
Zum anderen ist es die Armut von Staaten, die nicht in der Lage sind, die nötigsten Staatsaufgaben aus eigenen Haushaltsmitteln zu finanzieren.
a) Was sind arme Staaten? Die vereinten Nationen führen eine Liste der „am wenigsten entwickelten Länder“. Aufgenommen werden Entwicklungsländer, die für bestimmte statistisch messbare Werte, die Rückschluss auf den Entwicklungsstand ermöglichen, Mindestgrößen nicht erreichen.
Dazu zählen: Das Pro-Kopf-Einkommen, der Anteil der Industrieproduktion am Bruttoinlandsprodukt und andere Wirtschaftsdaten, der Anteil der Analphabeten an der erwachsenen Bevölkerung, die durchschnittliche Lebenserwartung, die Kalorienversorgung pro Kopf, die Einschulungsrate. Diese Liste erfasst nach neuestem Stand (Ende 1994) 48 Staaten, davon 34 in Afrika südlich der Sahara.
b) Ein Leben in absoluter Armut ist gekennzeichnet durch:
niedriges oder gar kein Einkommen wegen Mangels an Möglichkeiten, gegen Bezahlung zu arbeiten
mangelhafte Ernährung, Hunger aus Mangel an Kaufkraft oder Mangel an Grund und Boden zur Selbsternährung
menschenunwürdige Behausung oder Obdachlosigkeit
Krankheiten, geringe Lebenserwartung
Mangel an Möglichkeiten zur Grundbildung und Ausbildung
„Armut ist eine Gefahr für die Demokratie, weil sie aus hungrigen Menschen zornige Menschen machen kann.“ (Bakili Muluzi, Präsident von Malawi)
c) Hauptursachen der Massenarmut:
das BV-Wachstum mit seinen Auswirkungen auf die soziale Lage der Armen, auf Bildungs- und Berufschancen, auf die Umwelt,
falsche Politik im Innern, die z. B. ungleiche Besitzverhältnisse stabilisiert, ungünstige Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Entwicklung nicht beseitigt, demokratische Wahlen verhindert, Bürgerkriege auslöst, bestimmte Bevölkerungsgruppen, z.
B. Frauen ethnische oder religiöse Minderheiten, benachteiligt, und, die den Armen keine Möglichkeit der Mitwirkung bietet,
falsche Politik, die von außen wirkt, z. B. Benachteiligung im Welthandel,
ungünstige natürliche Bedingungen, z. B. im Klima oder in der Ausstattung mit Bodenschätzen.
2. Bevölkerungswachstum:
In Entwicklungsländern leben heute ungefähr 4,6 Mrd. Menschen. Jährlich werden ca. über 120 Mio. Kinder geboren, etwa 40 Mio.
Menschen sterben im gleichen Zeitraum. Das heißt: Die Bevölkerung wächst in jedem Jahr um rund 80 Mio. Menschen oder um 1,8%. Das ist der statistische Durchschnittswert für die ganze Welt, der allerdings die großen Unterschiede von Land zu Land verdeckt. Tatsächlich nehmen die Bevölkerungszahlen in einigen Entwicklungsländern sehr viel schneller zu, in anderen erheblich langsamer. Und es sind vor allem die armen Staaten, deren Einwohnerzahlen rasch wachsen.
In vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara wächst die Bevölkerungszahl jährlich um mehr als 3%, in den wesentlich weiter entwickelten Ländern Ostasiens und in China dagegen nur um 0,9%. Auch in Lateinamerika liegen die Wachstumsraten allgemein unter 2%. Deutschland dagegen hat eine Wachstumsrate von 0%.
a) Gründe für dieses Wachstum:
Frauen denken, dass Kinder eine Grundlage für eine dauerhafte Beziehung sind (es gibt keine Unterhaltspflicht für Männer)
Frauen denken, dass Kinde zur Stabilität der Ehe beitragen können
Kinder sind wichtige Hilfen bei der Feld- oder Hausarbeit
Teenager-Schwangerschaften (oft in den Städten, wo die traditionellen Regeln nicht mehr funktionieren)
Geburtenkontrolle und Verhütung stößt auf kulturelle und religiöse Schranken
b) Folgen des BV-Wachstums:
zu wenig Arbeitsmöglichkeiten
zu wenig Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, Mangel an Lehrkräften
unzureichend Nahrungsmittel
Die Frage ist gestellt, was der Erde weniger zuträglich sei: Das Wachstum der Bevölkerung im Süden oder das Wachstum des Konsums im Norden?
3. Nahrungsmangel / Hungersnöte:
Um 1960 mussten in den Entwicklungsländern etwa 2 Mrd. Menschen ernährt werden, heute über viereinhalb Mrd.
Die Welternten an Getreide würden aber theoretisch ausreichen, alle Menschen zu ernähren. Dennoch leiden etwa 750 Mio. Menschen an Hunger, das heißt: Sie haben dauerhaft weniger Kalorien zur Verfügung, als sie brauchen, oder sie müssen sich ständig mangelhaft ernähren, z. B. mit einseitiger Kost, die ihnen nicht genügend Eiweiß oder Vitamine bieten. In einer Reihe von Ländern Afrikas leiden mehr als ein Drittel an ernährungsbedingten Störungen (Untergewicht, Auszehrung, Entwicklungsstillstand).
„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug für jedermanns Gier.“ (Mahatma Ghandi)
a) Gründe für Nahrungsknappheit:
- durch Zunahme des Wasserbedarfs für die Bewässerung der Felder, kam es zu einem raschen Absinken des Grundwasserspiegels und damit zur Verkümmerung der Vegetation
zu hohe Bevölkerungsdichte, Überbevölkerung
Versandung; Ausbreitung der Wüste jährlich um rund 2 km (in der Sahelzone)
Aufhebung des Erosionsschutzes durch Abholzung
Umweltzerstörung
politische Fehlentscheidungen (ausbleibende Bodenreform, verfehlte Preispolitik, Agrarproduktion für den Export, zu geringe Sozialausgaben z. B. für Ernährungs- und Gesundheitsberatung, fehlende Mitspracherechte der Bevölkerung)
schlechte natürliche Bedingungen für den Anbau von Nahrungsmitteln (Boden, Klima)
vorübergehende Schwierigkeiten (Bürgerkriege + Kriegeà zu hohe Rüstungsausgaben)
Klimaveränderungen, Naturkatastrophen
Die Sahelzone – Das Dürre- und Hungergebiet Afrikas
Als Sahelzone wird das Übergangsgebiet zwischen der Sahara und den Savannen der Sudanzone bezeichnet. Dieses 7 Mio. km² große gebiet wird von rund 30 Mio.
Menschen bewohnt. Von immer wiederkehrenden, lang anhaltenden Dürreperioden wird dieser Teil Afrikas heimgesucht. Trockenheit, Durst und Hungertod bestimmen dann den Alltag von Millionen Menschen und Tieren. Während der bisher größten Dürrekatastrophe in dieser Region von 1968 bis 1974 starben Millionen Menschen. Bericht: In einem Dorf 500 km südlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, erzählt Malafe Meja, 32 Jahre alt, dass ihr Mann und vier ihrer Kinder vor zehn Jahren in der großen Hungersnot von 1985 an Unterernährung gestorben sind. Durch Regierungsverordnung musste sie das fruchtbare, aber zu dicht besiedelte Hügelland verlassen; sie schlägt sich nun auf einem kleinen Stück Land durch, im Sumpfgebiet, was von Krankheiten heimgesucht ist.
Als im letzten Jahr der Regen zu spät kam, konnten sie und ihre beiden verbliebenen Söhne nur überleben, weil sie zwei Sack Getreide von der Hungerhilfe bekamen. Tausend Nachbarn waren nicht so glücklich dran. Selbst in den besten Jahren, wenn der Regen rechtzeitig und ausreichend fällt, können 4 Mio. Äthiopier nur überleben, wenn mehr als eine halbe Million Tonnen Getreide ins Land gebracht werden. Experten sind sich einig, dass es nur eine Lösung für dieses Problem gibt: Entwicklung durch ausländische Hilfe beim Aufbau von Kleinindustrie, beim Bau fester Straßen und bei der Verbesserung der landwirtschaftlichen Anbauweise.
Weltweit haben eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung verfügt über keine sanitären Einrichtungen. Diese Menschen sind es, die am häufigsten Opfer einer Katastrophe werden.
Am schwersten trifft die Dürre die Kinder
Viele der ausgehungerten Kinder können nicht einmal mehr aus eigener Kraft gehen. Die Beine knicken weg wie Streichhölzer, die Augen blicken müde und ernst. Der Blick wirkt wie der von Greisen. Viele von ihnen haben keine Woche mehr zu leben.
Es ist ein erschreckendes Bild. Kinderbäuche blähen sich auf, darüber zeichnen sich die Rippen in der ledrigen Haut ab.
4. Krankheiten und Seuchen:
Wer arm ist, muss früher sterben. In Ländern mit einem hohen Anteil an Arme ist auch die medizinische Betreuung in der Regel unzureichend, die hygienischen Bedingungen sind krankheitsfördernd, die Infektionsgefahr durch unsauberes Wasser ist groß. Entsprechend niedrig ist die Lebenserwartung der Armen: Sie liegt in einigen Länder Schwarzafrikas noch unter 50 Jahren (in Deutschland: 76).
Wo Menschen in Armut leben, sterben 150 und mehr von 1000 Säuglingen (Deutschland: 6). An Krankheiten wie Malaria, Flussblindheit, Bilharziose oder Schlafkrankheit leiden -zig Millionen. Auch darunter sind die Armen in der Mehrzahl.
a) Gründe für Krankheiten:
zu geringe Ernährung (z. B. zu wenig Eiweiß)
falsche einseitige Ernährung (auch schon in der Schwangerschaft)
Konsum großer Mengen Kohlenhydrate aus Knollengewächsen und Mais
kaum medizinische Betreuung
unsauberes Wasser
AIDS Aids ist zu einer der größten gesundheitspolitischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen geworden.
Seit Ausbruch der Epidemie sind insgesamt über 50 Mio. infiziert worden, 16 Mio. sind bereits gestorben. Über 95% der Infizierten leben in den Ländern des Südens. Etwa zwei Drittel aller HIV-Positiven und Aidskranken leben in Afrika südlich der Sahara..
Wegen Aids wird im südlichen Afrika die Lebenserwartung in den nächsten Jahren rapide sinken. Aids ist weltweit zur viert häufigsten Todesursache in Entwicklungsländer geworden, in Afrika südlich der Sahara zur häufigsten.
Gesundheitswesen in ausgewählten Länder 1993
Land
EW je Arzt
Lebenserwartg.
Säuglingssterbeziffer je 1000 Geburten
Malawi
50 360
45
142
Niger
35 140
47
122
Tschad
29 410
48
120
Burundi
17 240
50
101
Sambia
11 430
48
103
Bangladesh
5 220
56
106
Thailand
4 420
69
36
Aserbeidschan
260
71
28
Rumänien
540
70
23
Deutschland
310
76
6
Wenn Ärzte in Gebiete, wo viele Krankheitsfälle auftreten, wird ihre Arbeit nachts dadurch erschwert, dass sie keine Elektrizität und auch kein Dach über einem Zentrum, wo alle erkrankten hingebracht werden, haben. Außerdem steigt die Zahl der Patienten täglich.
5.
Mangelnde Bildung und Ausbildung:
In einer Welt, in der man Geld verdienen muss, um leben zu können, braucht der Mensch eine Berufsausbildung.. Sie ist aber ohne Grundbildung aus einem Schulbesuch undenkbar. Der Anteil der Analphabeten an der Weltbevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, aber immer noch können einige Hundert Millionen Menschen nicht lesen und schreiben; auch sie sind überwiegend die Armen dieser Erde.
6. Obdachlosigkeit
Die Zahl der Armen in Indien und Bangladesh ist größer als die Gesamtbevölkerung Afrikas.
Nirgendwo in der Welt leben so viele Menschen ohne Obdach auf der Straße wie in den Länder Südasiens. Keine Bleibe, kein festes Dach über dem Kopf zu haben ist eine der menschenunwürdigsten Lebensbedingungen für den sesshaft gewordenen Menschen.
Beispiel Kalkutta: Kalkutta ist eine der elendsten Riesenstädte unserer Erde. Ausgerüstet ist sie für eine Bevölkerung von 2 bis 3 Millionen Menschen. Inzwischen leben in Kalkutta aber mehr als 11 Mio. Menschen.
Die Stadt ist unübersehbar, unregierbar – und eigentlich unbewohnbar geworden. In den Slums wohnen bis zu einer halben Million Menschen auf einem Quadratkilometer, in Buden, die aus Brettern und Blech zusammengebastelt sind, ohne Strom, ohne Toiletten, ohne Trinkwasser.
7. Kinderleiden / Kinderarbeit (= Lohnarbeit von Kindern; gesetzlich verboten)
Ein Drittel der Weltbevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Die meisten dieser Kinder und Jugendlichen leben in Afrika, Asien und Lateinamerika. Kinder haben Rechte.
Doch Kinder sind auch die hilflosesten Opfer der Armut, Gewalt, Vernachlässigung, Ausbeutung und Misshandlung:
- Jedes fünfte Kind dieser Welt lebt in Armut, nicht nur, doch vor allem in Länder der dritten Welt. Es sind Kinder von Flüchtlingsfamilien, Kleinbauern und Landlosen, Slumbewohnern, die sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, und Kinder alleinstehender Frauen. Es sind Waisen und Sozialwaisen, Kriegskinder, Straßenkinder, geistig und körperlich behinderte Kinder.
- 250 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren müssen arbeiten. Sie arbeiten in Haushalt und Landwirtschaft, aber auch in Fabriken und Minen, auf Plantagen, auf Straßen – als Verkäufer, Bettler, Dealer oder Prostituierte. Kinder sind am leichtesten auszubeuten.
Folgen von Kinderarbeit: (am Bsp. Indien, Nepal, Pakistan → Teppichindustrie)
- Kinder schuften 10, 12 oder mehr Stunden täglich
- beengte, staubige Arbeitsplätze
- Wollstaub verursacht meist schmerzhafte Augenleiden, Lungenkrankheiten und
Allergien
8. Kriege
Krieg macht vor Kindern keinen Halt und so lernen sie zu schießen statt zu schreiben. In Mosambik sind nach 17 Jahren Bürgerkrieg rund 93% der Bevölkerung Analphabeten. Mehr als 300.000 Kinder und Jugendliche werden zur Zeit weltweit in militärischen Konflikten eingesetzt.
Was die Jungen und Mädchen dabei erleben, verfolgt sie im Wachen und Träumen: Sie werden als ortskundige Führer und Kundschafter eingesetzt, als reguläre Soldaten und lebende Minenräumer. Die Kinder werden sexuell missbraucht und manche gezwungen, ihre eigenen Dörfer zu überfallen. Sie müssen Familienmitglieder töten, um ihren unbedingten Gehorsam zu beweisen. Bisher kehrten etwa 2.500 Kinder in ihre Dörfer zurück, die meisten schwer traumatisiert. Ihre Familien und Dorfgemeinschaften verstoßen sie, weil sie getötet oder sich prostituiert haben.
Nach Schätzung des Kinderhilfswerkes der Vereinten Nationen wurde allein während der 80er Jahre 1,5 Millionen Kinder in Kriegen getötet.
„Kinder haben das Recht auf Schutz vor Grausamkeit und Ausnutzung.“
(laut der Vereinten Nationen)
Die Ausgaben für Rüstung sind heute noch in manchen Entwicklungsländern höher als die Ausgaben für das Bildungswesen, aber seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes sind die Militärkosten in vielen Ländern des Südens zurückgegangen. In einigen Regionen aber, und vor allem in den ärmsten, herrschen weiterhin Krieg und Bürgerkrieg.
9. Menschenrechte
Eine Entwicklung, die sich auf wirtschaftliches Wachstum beschränkt und das politische, soziale Zusammenleben der Menschen der Willkür autoritärer Regierungen überlässt, kann nicht von Dauer sein.
Sie führt zu Revolten, Aufständen und zum Bürgerkrieg. Staaten, die Entwicklungshilfe geben, sehen es nicht nur als ihr Recht, sonder als eine Pflicht an von Regierungen die Einhaltung der Menschenrechte zu fordern, wenn Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen werden konnten.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten, ist Verpflichtung aller!“
9.1. Frauenrechte
Frauen sind die Hälfte der Menschheit, leisten zwei Drittel aller Arbeitsstunden, erhalten ein Zehntel des Welteinkommens und besitzen weniger als ein Hundertstel des Eigentums.
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen sind schändlich. Fast alle Verbesserungen sind auf Männer zugeschnitten. Dass Frauen für den täglichen Erhalt der Familie, also für die Hausarbeit und die Aufsicht über die Kinder, verantwortlich sind, ist eine Tatsache in allen Ländern der Welt. Aber was bedeutet das in den Entwicklungsländern? Lebt eine Frau auf dem Land, so heißt das unter Umständen, dass sie mehrere Stunden am Tag damit zubringt, auf kilometerlangen Märschen Wasser zu holen und Brennmaterial zu sammeln. Die Zubereitung der Mahlzeiten kann, besonders wenn Körner gestampft und gemahlen werden und arbeitserleichternde Geräte nicht vorhanden sind, ebenfalls Stunden in Anspruch nehmen. Zur Hausarbeit gehören ferner das Sammeln von Früchten, das Schlachten von Tieren, Reparaturen und die Herstellung von Kleidern, Schuhen, Körben, Schlafmatten und Tonwaren für den eigenen Bedarf.
Aber der Abstand zwischen Männern und Frauen im Bildungs- und Gesundheitsbereich hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich verringert, wenn auch der Fortschritt je nach Region und Land unterschiedlich schnell war.
10. Umweltschäden
Die verschwenderische Lebensweise des „Nordens“, also der Industriestaaten in Europa und Nordamerika, der technische Rückstand der Industrien in den Staaten des ehemaligen Ostblocks und die armutsbedingte Ausbeutung der Natur im „Süden“ sind die größten Ursachen für die wachsende Zerstörung der Umwelt weltweit. Würden alle 6 Milliarden Menschen der Erde so leben wie die eine Milliarde Wohlstandsbürger in Europa und Nordamerika, wäre die Umwelt längst völlig zerstört und das globale Ökosystem nicht mehr zu retten.
a) Umweltschäden verursacht durch:
schrittweise Abholzung der Wälder oder Einzelbäumen ohne Wiederaufforstung
Brandrodung für den Ackerbau
Zu hoher Viehbesatz auf spärlichen Weiden
ungeklärte Abwässer gelangen ins Grundwasser
Flüsse als Transportweg für Abfall und Fäkalien aus den Haushalten
unsachgemäße Düngung oder Brunnenbohrungen
Bewirtschaftung von Böden in ungünstigen Lagen (Steilhänge, Trockengebiete)
Bewässerung
b) Folgen der Rücksichtslosigkeit:
Zunahme der Giftstoffe in den Flüssen
Gefährdung des Grundwassers
Stetige Zunahme von Schadstoffen in der Luft
Allmähliche Erwärmung der Atmosphäre
Fortschreitende Erosion
Ausbreitung der Wüsten (Desertifikation)
Versalzung
III. Entwicklungsländer
1.
Afrika
Tschad
Der Tschad ist mit einer Gesamtfläche von 1.284.000 km² das fünftgrößte Land Afrikas. Es ist ein Binnenstaat mit schätzungsweise 5,9 Mio. Einwohner. Die Auswirkung der Dürrekatastrophen in den 70er und 80er Jahren und des Bürgerkrieges auf das Bevölkerungswachstum ist nicht bekannt.
Ungefähr 200.000 Tschader sind vor der Hungersnot und vor dem Krieg in die Nachbarländer geflohen.
Gesundheitswesen: Das Gesundheitswesen ist im Tschad kaum entwickelt. Unterernährung, Mangel an sauberem Trinkwasser und Seuchen stellen eine fortwährende Bedrohung der Volksgesundheit dar. Wegen den hohen Kosten des Bürgerkrieges kann die Regierung wenig zur Verbesserung unternehmen.
Unterrichtswesen: Im Tschad besteht Schulpflicht für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, aber nach Schätzungen der UNESCO nehmen nur 55% der Kinder am Grundschulunterricht und 14% am Unterricht auf weiterführenden Schulen teil.
Zu Beginn der 80er Jahre waren – ebenfalls nach Schätzungen der UNESCO – 67% der Bevölkerung Analphabeten.
Rechte und Freiheiten: Um die Menschenrechte und die polit. Freiheiten ist es im Tschad schlecht bestellt. Es gibt viele polit. Gefangenen, und es kommt immer wieder vor, dass die kämpfenden Parteien Kriegsgefangene und wirkliche oder vermeintliche Gegner ohne jeden Prozess exekutieren.
Wirtschaft: Tschad ist eines der aller ärmsten Länder Afrikas, und es besteht wenig Aussicht auf Verbesserung für das Schicksal der häufig von Hungersnöten und Bürgerkriegen schwer heimgesuchten Bevölkerung.
Durch die langen Dürreperioden wurde die Bevölkerung, die von Ackerbau und Viehzucht abhängig ist, in ihrer Existenz bedroht. Bergbau und Industrie sind kaum entwickelt.
Allgemein: - die Tschader haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 45 Jahren
nur 86% der Bevölkerung haben eine Überlebenschance
nur 35 % der 15jährigen können lesen und schreiben
für 29.410 Tschader gibt es einen Arzt
von 1000 Lebendgeburten sterben rund 120
Sudan
Mit einer Oberfläche von 2 505.813 km² ist der Sudan das größte Land Afrikas. Es liegt vollständig in den Tropen.
Sudan besteht zum größten Teil aus unwirtschaftlichen Gebieten: Savannen, Steppen, Gebirgen und Sümpfen.
Sozialwesen: Der Sudan ist so arm, dass es ihm noch nicht gelungen ist, ein System sozialer Einrichtungen aufzubauen. Die vom Staat gewährten Beihilfen für die primären Lebensbedürfnisse wurde 181 wieder abgeschafft, was zu großem Widerstand führte.
Gesundheitswesen: Die medizinischen Einrichtungen sind vor allem in den Städten zu finden. Der Sudan hat mit Krankheiten wie Malaria, Bilharziose (ruhrähnlicher Durchfall mit Blutharnen, verursacht durch Saugwürmer), Tuberkulose und Lepra zu kämpfen. 1981 wurde z.
B. 3 Mio. Fälle von Malaria registriert.
Unterrichtswesen: Das Schulwesen im Sudan ist sehr schlecht entwickelt, eine Schulpflicht gibt es nicht. Offiziell ist der Unterricht in drei Stufen kostenlos: Grundschulunterricht (7.12 Jahre), fortführender Unterricht (13-15 Jahre) und Realschulunterricht ( 16-18 Jahre).
In der Praxis gehen – nach Schätzungen der UNESCO aus dem Jahre 1985 – nur 57% der Kinder einer bestimmten Altersgruppe auf eine Schule.
Wirtschaft: Ende 1988 stand der Sudan am Rand des wirtschaftlichen Bankrotts. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Zunächst einmal wurde der Sudan in den zurückliegenden Jahren von einer anhaltenden Dürre heimgesucht, die für Ackerbau und Viehzucht katastrophale Folgen hatte. Ohne umfangreiche Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland wird es dem Sudan daher nicht gelingen, eine mit der Hungersnot in den Sahelländern und Äthiopien zu vergleichende Katastrophe abzuwenden. Der weitaus größte Teil aller Arbeiten wird im Sudan noch mit Menschenkraft erledigt.
Das Land ist zu arm, um sich kostspielige Maschinen und Technologien erlauben zu dürfen.
Allgemeines: - die Sudaner haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von rund 47 Jahren
nur 88% der BV haben eine Chance zum Überleben
nur 20% aller 15jährigen können lesen und schreiben
Äthiopien
Sozialwesen: 80% der Bevölkerung leben auf dem Land. Im Hinblick auf Hilfe bei Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit sind diese Menschen auf die traditionellen Hilfeleistungen innerhalb des Familien- oder Stammesverbandes angewiesen. Auch die Kirchen leisten soziale Hilfen.
Gesundheitswesen: Das Gesundheitswesen, das seit dem Militärputsch für die Armen kostenlos ist, steht großen Problemen gegenüber. Äthiopien kämpft mit zahlreichen ansteckenden und epidemischen Krankheiten, dazu zählen Malaria, Tuberkulose, Typhus, Cholera, Lepra, Pocken und Geschlechtskrankheiten.
Nur in den Städten gibt es Krankenhäuser oder einfache Hospitäler. Auf dem Land liegt die medizinische Hilfe in den Händen umherziehender ärztlicher Helfer, die nach einem Schnellkurs in schwer zugängliche Regionen geschickt werden, um dort das Gesundheitswesen aufzubauen.
Unterrichtswesen: Das Unterrichtswesen wurde von den Militärs seit 1975 in vielversprechender Weise in Angriff genommen. Das Schulsystem aus der Zeit Haile Selassies war sehr unzulänglich, und 1974 konnten nur 10% der Bevölkerung lesen und schreiben. Dank einer großangelegten Kampagne wurde das Analphabetentum stark verringert. 1975 wurde die Universität von Addis Abeba für ein Jahr geschlossen, und die Studenten setzt man im Grundschuldienst ein.
Danach wurde eine große Alphabetisierungskampagne ins Leben gerufen, wobei das Radio eine wichtige Rolle. Diese Kampagne war sehr erfolgreich und erreichte mehr als 10 Mio. Menschen. Dafür erhielt Äthiopien eine Auszeichnung von der UNESCO.
Rechte und Freiheiten: Äthiopien hat seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre einen sehr schlechten Ruf im Hinblick auf die Menschenrechte. Die verschiedenen Führer des Derg haben durch Massenverhaftungen und Hinrichtungen versucht, ihre politischen Gegner in den Griff zu bekommen.
Auch unter der gegenwärtigen Regierung werden Gegner ohne Prozess gefangengehalten, gefoltert oder zur Zwangsarbeit verurteilt.
Wirtschaft: Äthiopien hat immer zu den aller ärmsten Länder Afrikas gehört. Der politische Umsturz und die Einführung des sozialistischen Systems im Jahre 1974 haben das auch nicht ändern können. Die Ernten in der Landwirtschaft, dem bei weitem wichtigstem wirtschaftlichen Bereich, waren gut, und die Exporterträge bei Ausfuhrprodukten wie Kaffee waren zufriedenstellend. Ab 1981 stagnierte die Wirtschaft allerdings. Durch Trockenheit gab es in vielen teilen des Landes Missernten.
In denjenigen Landesteilen, in denen die Ernten gut waren, konnten die Erträge nicht mit der Zunahme der Bevölkerung Schritt halten.. Äthiopien ist in den 80er Jahren mehrfach von Hungersnöten heimgesucht worden. Die große Katastrophe von 1984 und 1985, bei der über 9 Mio. Menschen in den nördlichen und östlichen Provinzen von Hunger betroffen waren, machte das Ausland auf die Lage aufmerksam. Die allmählich in gang kommende Nahrungsmittelhilfe kam jedoch für eine Mio.
Menschen zu spät.
Allgemeines: - die Äthiopier haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 49 Jahren
- 55% aller 15-jährigen können lesen und schreiben
- der Nil, der Äthiopien in zwei Hälften teilt, wird verehrt wie ein Heiliger und verabscheut wie ein Sünder (Bewässerung der Felder, aber Überflutung der Häuser)
(Zitat: „Der Nil nimmt unsere Erde und gibt nichts zurück. Warum kann der Nil nicht langsamer fließen und unsere Erde bewässern, statt sie nur fortzuschwemmen?“
Bericht: Im Sand knirschen die Spaten. Drei Totengräber verschwinden in einer braun-roten Staubwolke. Seit den letzten Wochen haben sie viel zu tun. Auch wenn die Gräber oft klein sind, die sie schaufeln: keine 1,20 m in der Länge.
Kinder werden darin begraben mit Armen und Beinen dünn wie Stecken. Und Köpfen, die viel zu wuchtig wirken im Vergleich zu den schmächtigen Körpern. In Leinentüchern und Stoffbahnen eingewickelt sinken sie in das Erdreich hinab.Keine zehn Meter weiter sitzt Mohammed Barkadle.Heute hat er seinen sechsjährigen Sohn begraben.Morgen könnte sein vierjähriger Sohn folgen, fürchtet er.
Der Junge besteht nur noch aus Haut und Knochen,kann kaum mehr seinen Kopf aufrecht auf den Schultern tragen. Barkadle sitzt am Rand der Gräber im Gebet versunken. Leise murmelt er Koransuren, während die Sonne langsam zu sinken beginnt. Der 60 jährige hat alles verloren. Seine Herde hat die Dürre dahingerafft. Ein paar Ziegen haben überlebt.
Das ist alles.
1.4 Kenia
Bericht: Plump hängt der kleine kenianische Junge an der Federwaage. Arme und Beine strampeln hilflos in der schwülen Mittagsluft, und immer wenn sich das in eine Tragetasche gezwängte Kind einmal um die eigene Achse gedreht hat, sieht es das ängstliche Gesicht seiner Mutter vorübergleiten. Dann wird es sich wohl fragen, was dieses merkwürdige Karussell zu bedeuten hat. Die Mutter, Ruth Mogisani aus Kagamega beim Victoriasee, weiß es.
Sie muss ihren Sohn wiegen lassen, um zu sehen, wie viel Gewicht er in den letzten Tagen verloren hat. Der Junge hat Durchfall. Und Diarrhöe, sagt der hinter Frau Mogisani stehende Krankenpfleger Richard Juma, sei der „number one killer“ unter den Kindern der dritten Welt. Wenn der kleine noch mehr Flüssigkeit verliere, stünden seine Chancen zu überleben schlecht. „In Kenia liegt die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren bei ungefähr 10%“, sagt Richard Juma. „Sie sterben an Cholera, Malaria, verseuchtem Wasser und anderen Bazillen und Viren.
Aber genaugenommen sterbe sie in den meisten fällen an Diarrhöe und dem damit verbundenen Flüssigkeitsverlust. Wenn wir den Durchfall stoppen, haben unsere Kinder eine Chance.“ Das Rezept des schwarzen Krankenpflegers scheint die Bauersfrau zu enttäuschen. Sie soll auf der Feuerstelle Wasser abkochen, Maismehl hineinrühren und einen Coca-Cola-Deckel voll Salz hinzugeben. Keine Zauberformel, kein magisches Pulver, wie es die Medizinmänner der Weißen reichen. Sonder was selbst in entlegensten Dörfern jeder im Haushalt hat.
Nach einer halben stunde ist der Brei fertig, und der Kleine lässt sich voll stopfen. „Die Methode ist genial.“, schwärmt Richard Juma. Ruth Mogisani drückt am nächsten Morgen, als es dem Kleinen besser geht, dem Krankenpfleger die Hand.
1.5.
Ghana
30% der Ghanaer leben unterhalb des Existenzminimums und nur ca. 10% der arbeitsfähigen BV haben einen Arbeitsplatz außerhalb der Landwirtschaft oder des Kleinhandels
- 30% der ghanaischen Frauen können lesen und schreiben (64% der Männer)
- in den Jahren zwischen 1974 und 1994 hat sich die Bevölkerung verdoppelt, die Zuwachsrate beträgt im Augenblick 3% jährlich, in den Städten sogar 4,1%
- Fehl- und Mangelernährung ist besonders für Kleinkinder, Schwangere und Stillende ein Problem. Die Gruppen haben im Durchschnitt weniger als 75% ihres Tagesbedarfes zur Verfügung.
- Nur ca. die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Wasser, die anderen sind auf ungeschütztes Oberflächenwasser angewiesen.
Aber: Der Gesundheitszustand der Ghanaer hat sich seit 1957 erheblich verbessert.
So sank zum Beispiel die Säuglingssterblichkeit von 133 pro 1000 Lebendgeburten auf 66 im Jahr 1993. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Lebenserwartung von 45 Jahren auf 55Jahren. Damit liegt Ghana über dem afrikanischen Durchschnitt.
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Im Süden Afrikas kämpft die Urbevölkerung ums Überleben. Kaum mehr als die Kleidung, aber die 85.000 Buschleute wehren sich – und ringen um einen Platz in der Gesellschaft.
Ein Buschmann bestreicht sich die Beine rituell. Weil ihre Jagdreviere schrumpfen, stellen viele Buschleute sich und ihre Traditionen den Touristen zur Schau – um davon zu leben. Bald siechten die Buschleute an den Rändern der Gesellschaft dahin, auf der untersten Stufe des brutalen afrikanischen Kastensystems. Viele wurden zu Sklaven der Bantu-Viehzüchter, andere arbeiteten für gelegentliche Almosen auf den Farmen der Weißen. Heute leben noch etwa 85.000 Buschleute im südlichen Afrika, in der Kalahari, in Botswana, in Namibia, Angola, Südafrika, Simbabwe und Sambia.
„Wir waren die ersten Menschen hier. Warum sind wir denn immer die Letzten, die etwas bekommen?“
Asien
2.1. Indien: Indien hat die zweitgrößte Bevölkerungszahl der Erde. Die Teilung der Kolonie Britisch - Indien in Indien, Ostpakistan und Westpakistan führte zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Der Kolonialismus hatte wie in allen Ländern Südasiens in Indien eine rückständige und einseitig agrarisch ausgerichtete Wirtschaftsstruktur sowie großes soziales Elend hinterlassen.
In allen indischen Großstädten, besonders aber Kalkutta, treten viele Entwicklungsprobleme auf, die vor allem mit dem enormen Bevölkerungswachstum im Zusammenhang stehen: wachsende Arbeitslosigkeit Ausdehnung der Elendsviertel (Slums), Wohnraummangel, Verkehrsprobleme, Trinkwasserknappheit u.a.
Die arbeitslosen Armen der Slums, die jede Hoffnung, eine ständige Arbeit zu finden, aufgegeben haben, bauen sich ihre Hütten selbst. Die aus Palmenblättern und Lehm, ohne Fenster und ohne Lüftung gebauten Hütten sind Stätten des großen Elends. Die kinderreichen Familien kochen im Freien auf Feuerstellen mit getrocknetem Kuhmist.
IV.
Entwicklungshilfen
Das Ziel von Entwicklung muss sein: Kein Mensch auf Erden soll mehr Hunger leiden, jeder Mensch muss ein Dach über dem Kopf haben, eine Schule besuchen können, ärztliche Betreuung finden, wenn er krank ist, muss die Möglichkeit haben, einen Beruf zu erlernen und auszuüben, seine Regierung frei zu wählen und ohne Unterdrückung zu leben.
1. Entwicklung durch Selbsthilfe
„Menschlicher Erfindergeist hat schon so manches Problem gelöst. Die wirkliche Frage ist nicht, ob wir fähig sind, sondern ob wir bereit dazu sind, die Probleme anzupacken.“
Selbsthilfe = Der einzelne Mensch kann das Lebensnotwendige für sich und seine Familie aus eigener Kraft erwirtschaften. Gesellschaft und Staat müssen dafür geeignete Bedingungen schaffen und das zur Verfügung stellen, was der Einzelne nicht selbst schaffen kann: Straßen, Schulen, Krankenhäuser, Märkte, Spar- und Kreditmöglichkeiten, eine unabhängige Rechtssprechung, freie Beteiligung an demokratischen Wahlen, aktive Teilnahme an gesellschaftlichen Entscheidungen.
Grundprinzipien für Hilfe zur Selbsthilfe:
die Eigenanstrengungen der Begünstigten werden nicht ersetzt und die geförderten Personen und Gruppen nicht von der Verantwortung entbunden,
bestehende Initiativen werden verstärkt; falls es derartige Initiativen nicht gibt, darf externe Förderung nicht über einen ersten Anstoß hinausgehen,
die Beteiligung der Betroffenen bei allen Entscheidungen im Rahmen der Zusammenarbeit ist unabdingbare Vorraussetzung der Förderung,
die Förderung richtet sich in erster Linie an Gruppen,
die Entscheidung zwischen dem Möglichen an Selbsthilfe liegt nicht allein bei denen, die fördern, sondern ist Gegenstand des Dialogs mit den begünstigten Personen und Gruppen.
2. Brot für die Welt
Die Aktion:
„Brot für die Welt“ wird seit Beginn im Jahre 1959 von allen evangelischen Landes- und Freikirchen getragen. Durch vielfältiges Engagement von Gemeinden, Gruppen und Einzelpersonen wird bei den Menschen im Süden Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Für jede Spende übernimmt „Brot für die Welt“ die Verpflichtung, sie effektiv und verantwortungsbewusst für die Projektarbeit einzusetzen. Das deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bestätigt die seriöse Arbeit durch die jährliche Vergabe des Spendensiegels.
Die Partner: In Übersee arbeitet „Brot für die Welt“ mit erfahrenen einheimischen Partnerorganisationen und Kirchen zusammen. Sie kennen die soziale Wirklichkeit ihrer Länder und sie sind motiviert, sich energisch, gewaltlos und fantasievoll für ein menschenwürdiges Leben der Armen und Benachteiligten einzusetzen. Aus der Förderung einzelner Projekte entwickeln sich mit bestimmten Partnern in Dialog und gemeinsamer Verantwortung Konzepte einer längerfristigen Projektzusammenarbeit.
Die Grundlage:Die biblische Bitte um das tägliche Brot schließt nach Jesu Worten das teilen mit ein. Und dies meint nicht nur die Nahrung, sondern alles Lebensnotwendige. Dieses Grundanliegen der biblischen Botschaft, gerade auch den Menschen am Rande der Gesellschaft ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, wird von Brot für die Welt“ in dem Motto „Den Armen Gerechtigkeit“ aufgenommen.
Es betont die Verantwortung der „Einen Welt“: Gerechtigkeit für die Armen, Bewahrung des Friedens und der Schöpfung sind Bausteine für eine gemeinsame Welt.
Direktorin von „Brot für die Welt“ Cornelia Füllkrug-Weitzel:
„Ich bin neugierig darauf, wohin Gott uns in dieser Arbeit gemeinsam führt. Denn „Brot für die Welt“ bedeutet auch für mich: Dankbarkeit für die Ressourcen, die Gott allen Menschen gemeinsam geschenkt hat,
betend und handelnd dafür eintreten, dass sie auch mit den „fernen Nächsten“ gerecht geteilt werden.“
2.1. Ziele von „Brot für die Welt":
mit Hilfe des weltweiten Partnernetzwerkes wachsam die je aktuellen Nöte der Armen wahrnehmen
gemeinsam mit den Partnern neue Entwicklungen und Herausforderungen analysieren
Wahrnehmung von globaler Verantwortung (Advocacy).
Eintreten für die Rechte und Lebensmöglichkeiten von Benachteiligten und Stärken der Verhandlungsmacht der armen im Süden
zusammen mit den Gemeinden und Gruppen in unserem Land als Jesu Hände und Füße in Aktion und Bewegung bleiben
Motivieren der Gesellschaft durch Öffentlichkeitsarbeit zum Einsatz für die Zukunftsfähigkeit unserer „Einen Welt“ (ökumenische Begegnung, entwicklungspolitische Bildung, Spendenaktionen, Kampagnen)
2.2. Kinder in der Dritten Welt
Kinder haben ein Recht auf Zukunft. Sie müssen die Möglichkeit haben, ihre geistigen, körperlichen und seelischen Fähigkeiten zu entwickeln. Auch sie sind gemeint, wenn Jesus Christus sagt: „Was ihr getan habt meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir angetan.“ Die Aktion „Brot für dir Welt“ und ihre Partner greifen überall dort ein, wo Kinder durch Krieg, Gewalt und Naturkatastrophen an Leib und Seele bedroht sind.
Diese Aktion in Deutschland bemüht sich darum, dass Kinder und Jugendliche um die Lebensbedingungen ihrer Gleichaltrigen in den Ländern des Südens wissen. Sie bemühen sich, Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben dahingehend zu motivieren, sich für das Zusammenwachsen der „Einen Welt“ und ein gerechtes Leben in Würde für die Menschen in allen Teilen unserer Welt zu engagieren.
Gebt den Kindern eine Chance!
a) Eine Chance für Kindersoldaten: „Brot für die Welt“ unterstützt unter anderem Projekte zur Reintegration (Wiedereingliederung) von früheren Kindersoldaten in ihre Familien- und Dorfgemeinschaften in Mosambik, Uganda und Kenia. Ausbildung, Kleinkredite zur Existenzgründung, vor allem aber psychologische Behandlung sollen den Kindern und
Jugendlichen eine Perspektive geben. Um diesen fundamentalen Missbrauch zu beenden, wurde Anfang 1999 in Genf über ein Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention (Konvention = Vereinbarung, Abkommen; völkerrechtswirksamer Vertrag) der UN verhandelt. Das Alter für Rekrutierung (Einstellung der Wehrpflichtigen) und Kampfeinsatz soll auf 18 Jahre heraufgesetzt werden.
Im gültigen Abkommen von 1989 gilt noch 15 Jahre als Mindestalter für Soldaten. Die Verhandlungen darüber werden jedoch seit Jahren besonders von den USA blockiert.
b) Keine Kinderarbeit: Schon seit 1990 machen sich „Brot für die Welt“ und andere Organisationen für angemessene Lebens- und Arbeitsbedingungen der Teppichkinder stark. Die Einführung des Rugmark-Siegels war ein großer Erfolg. Zu den Maßnahmen gehören Aufklärungskampagnen, Rehabilitationszentren für ehemalige Kindersklaven und Maßnahmen, die das Einkommen für die Familien sichern.
2.
3. Schwerpunkte der Förderung:
a) Afrika
Die Entwicklungen im Berichtsjahr1999 haben deutlich gezeigt, dass die Förderschwerpunkte der vergangenen Jahre für Afrika nach wie vor relevant sind. Friedensarbeit: Das Bild von Afrika ist geprägt von gewaltsamen Auseinandersetzungen. Um nur einige zu nennen: Bürgerkrieg im Sudan, politisch gesteuerte „ethnische“ Konflikte zwischen Kenia und Uganda, vordergründig religiöse Konflikte in Nigeria und Tschad, politisch geförderte Eskalation (stufenweise Verstärkung eines polit. Oder milit. Konfliktes) der Landkonflikte zwischen weißen Farmern und der schwarzen Mehrheit in Simbabwe.
So wird der Öffentlichkeit ein unzureichendes Bild der Realität, der Ursachen und Wirkung vermittelt.
Es gilt weiterhin, vorhandene Bemühungen zum Abbau von Gewalt und die Versöhnungsarbeit voranzubringen, demokratische Strukturen zu verteidigen oder wiederherzustellen und sich kompromisslos für die Einhaltung der Menschenrecht einzusetzen. Nach vielen hoffnungsvollen Aufbrüchen der 90er Jahre hat es viele Rückschläge gegeben. Deswegen in Resignation (Aufgeben) zu verfallen, wäre falsch. Ernährungssicherung: Bewährt haben sich Verfahren nachhaltigen, standortgerechten Landbaus, der sich insbesondere durch eine intelligente, sparsame Nutzung der Ressource Wasser auszeichnet. Zu diesem Verfahren gehört unter anderem:
mit den Betroffenen werden neue Nutzungsformen entwickelt und den lokalen Rahmenbedingungen angepasst
weitmöglichst werden lokal verfügbare Betriebsmittel genutzt
Diversifizierung (Veränderung, Vielfalt, Erweiterung ) des Anbaus und Tierhaltung sollen die Ernährungssituation verbessern und die Produktivität des Bodens stärken
Eigenversorgung geht vor Export-Produktion
Basisgesundheitsarbeit: heißt in erster Linie Vorbeugung gegen Krankheiten (Hygiene, Ernährung etc.
). Danach kommt erst die Versorgung mit Medikamenten, die sich aufgrund der hohen kosten nur wenige leisten können. Nach wie vor ist HIV/AIDS das bedrohlichste, medizinisch-soziale Problem vieler afrikanischer Länder. „Brot für die Welt“ unterstützt die Kräfte, die das Thema ohne falsche Scham ansprechen und sich vorurteilsfrei der Opfer annehmen. Der Dialog innerhalb der afrikan. Kirchen wird begrüßt und unterstützt.
Besondere Unterstützung wird weiterhin der Arbeit von und mit Behinderten zuteil. Andere Programme verbessern die wirtschaftliche Lage, Integration (Eingliederung, Zusammenschluss) und Selbstbewusstsein. Bildung und Beruf: Der Schwerpunkt liegt bei Ausbildungs- und Kreditprogrammen im informellen Sektor. Zielgruppen sind junge Menschen in Flüchtlingslagern, insbesondere Frauen, die keine Möglichkeiten zur Existenzsicherung haben.
b) Asien
Trotz der unterschiedlichen Situationen in den einzelnen asiatischen und pazifischen Ländern, gibt es auch übergreifende Tendenzen, die sich in der Arbeit von „Brot für die Welt“ niederschlagen: Die Konkurrenz in Wirtschaft und Handel wird schärfer. Erfolge bezahlt die Mehrheit der Menschen mit Verschlechterung der Sozialleistungen, mit Umweltschäden und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.
In den meisten Länder vertieft der Modernisierungsprozess die Spaltung der Gesellschaften in eine kleine Oberschicht und eine Mehrheit, die ums Überleben kämpft. Daraus ergeben sich folgende landübergreifende Schwerpunkte: Demokratisierung und Menschenrechte: Erfahrungsgemäß ist wirtschaftlicher Erfolg nur mit demokratischen Strukturen und Partizipation (Beteiligung, Teilnahme) nachhaltig. Zum Beispiel brach das indonesische Wachstum mit dem Sturz des Präsidenten zusammen. Autoritäre Strukturen, Korruption und Vetternwirtschaft hatten jahrzehntelang Ungerechtigkeit und Diskriminierung ganzer Landesteile überdeckt. Die jetzigen Forderungen nach Gleichberechtigung und Freiheit erfordern einen langen Demokratisierungsprozess. Die Rechte der Kinder, oft unzulässig in Arbeitsprozesse eingespannt, sind dabei ebenso zu wahren, wie die ethnischer Minderheiten, die meist keinen Zugang zu Wirtschaft und Handel erhalten.
Neben der direkten Unterstützung dieser benachteiligten Gruppe versucht „Brot für die Welt“ auch, die Fähigkeit im Umgang mit Konflikten zu fördern. Indische Apartheid (Trennung): Die Dalits: Obwohl die Verfassung das Kastenwesen überwinden will, ist die indische Gesellschaft nach wie vor von ihm geprägt. Am untersten Ende der Skala stehen die ca. 200 Millionen Kastenlosen oder „Unberührbaren“. Sie selbst nennen sich Dalits (Die Zerbrochenen). Durch immer bessere Organisation ihres Protestes gegen die systembedingte Diskriminierung verdeutlichen die Dalits ihren Aufbruch.
Sie brandmarken die Situation als indische „Apartheid“. „Brot für die Welt“ unterstützt sie bei der Einforderung ihrer verfassungsmäßigen Rechte, bei der Dokumentation und Aufklärung von gewalttätigen Übergriffen, beim Aufbau von Interessenvertretungen sowie bei der Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation.
Ernährung, Gesundheit und Umwelt:Viele Maßnahmen fördern den Anbau von Nahrungsmitteln für den eigenen Verzehr und die lokale Vermarktung. Gemüsegärten, Obstanbau, Fischzucht, Kleintierhaltung, verbesserte und angepasste Anbaumethoden sind die Komponenten solcher integrierten Programme. Ebenso wichtig ist die Gesundheitsfürsorge speziell für die Landbevölkerung. Hierzu gehören Gesundheitserziehung, Impfprogramme, Ausbildung von Dorfgesundheitshelfern, Trinkwasserversorgung, Bau von Latrinen (behelfsmäßige Toilette) etc.
Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld ist der Schutz der natürlichen Ressourcen: Erosionskontrolle, Bodendeckerpflanzungen, Terrassenbau, reduzierter Einsatz von Kunstdüngern und Herbiziden (chem. Pflanzenvernichtungsmittel).
Gleichstellung der Geschlechter:
Überall werden Frauen ihre verfassungsmäßig garantierten Rechte vorenthalten. Auch unter den Folgen der Armut (Mangelernährung, schlechte Ausbildung) leiden sie besonders. Ihnen fehlt auch meistens der Zugang zu Recht, Einkommen und Eigentum. Die geförderten Projekte richten sich deshalb einerseits auf die Verbesserung der aktuellen Lebenssituation z.
B. durch Alphabetisierung und die Schaffung von Einkommen durch Kleingewerbeförderung. In vielen Ländern gibt es Kredit- und Sparprogramme von Frauenverbänden, um das einkommen der Familien zu verbessern und gleichzeitig ihre Unabhängigkeit zu stärken.
Darüber hinaus werden ihre Interessen auch langfristig verfolgt wie durch ein Projekt in Bangladesh, das arme, landlose Frauen oder Kleinbäuerinnen ermutigt, sich an kommunalen Entwicklungsinitiativen zu beteiligen:
Der Projektpartner von „Brot für die Welt“ Polli-Sree bietet notleidenden Frauen im Nordwesten des Landes eine handwerkliche Ausbildung, bringt ihnen Lesen und Schreiben bei – und auch, wie sie ihre Finanzen selbst verwalten. Mit einem projekteigenen Kredit machen viele anschließend ein eigenes kleines Geschäft auf, bestreiten ihr Leben selbstständig und können sich sogar ein Stück Land kaufen. Das Projekt arbeitet heute in 126 Dörfern.
Geschult von Polli-Sree, sind inzwischen über 300 Frauengruppen im ganzen Land entstanden.
c) Lateinamerika:
Stärkung der Verhandlungsmacht:
Die erhoffte Annäherung zwischen Armen und reichen konnte die Modernisierung nicht leisten. Deshalb unterstützt „Brot für die Welt“ Bauern, Fischer, indigene Völker, Landlose und verarmte Bewohner der Städte, die sich organisieren, um ihre Interessen effektiver zu vertreten.
Gleichberechtigung:
Wichtige Entscheidungen werden auch in Lateinamerika immer noch vorwiegend von Männern getroffen. „Brot für die Welt“ unterstützt Maßnahmen, welche die Gerechtigkeit in den Beziehungen zwischen den Frauen und Männern fördern.
Friedenserziehung:
Politische, soziale und wirtschaftliche Konflikte erhöhen oft die Gewaltbereitschaft.
Die Projektpartner von „Brot für die Welt“ entwickeln u. a. Trainingsprogramme zur Friedenserziehung, damit Menschen lernen, Konflikte gewaltfrei zu bewältigen.
Menschenrechte:
„Brot für die Welt“ finanziert Projekte, die auf lokaler und regionaler Ebene Rechtsstaatlichkeit und die Partizipation der Bevölkerung fördern. In enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen konnten wichtige Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte in diesen Ländern eingeleitet werden.
Umweltschutz:
Die Zerstörung der Natur macht eine dauerhafte Sicherung der Ernährung und Gesundheit der Menschen unmöglich.
Eine umweltverträgliche Wirtschaftsweise ist daher Schwerpunkt vieler langfristiger Projekte. Auf nationaler Ebene koordinieren die Partnerorganisationen für nachhaltige Entwicklung, stärken Zusammenschlüsse von Nichtregierungsorganisationen, sozialen Bewegungen und landwirtschaftlichen Universitäten und Fachschulen. In 15 Ländern des Subkontinentes wird ein „Dialog- und Beratungsprogramm Ernährungssicherung und Landwirtschaft“ mit Begleitung durch deutsche Berater und unter Teilnahme zahlreicher Partnerorganisationen umgesetzt. Eine zukunftsfähige Entwicklung steht auch im Vordergrund von Projekten der „Agenda 21“ in Chile und Peru.
Förderung von Minderheiten:
Die Grundlagen menschlichen Zusammenlebens werden durch die Ungleichheit im Zugang zu geistigen und materiellen Gütern und zu politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen gefährdet. Auf diese Weise werden besonders indigene Völker und Afroamerikaner diskriminiert.
Die Projektpartner nennen das Unrecht beim Namen und setzen sich für die Erhaltung und Entwicklung der Persönlichkeit und der kulturellen Identität von indigenen Völkern und Afroamerikanern ein. Dazu gehören auch Ausbildung und die Verbesserung des Einkommens.
Erlassjahrhauptprogramm:
Zu den wichtigsten Ereignissen von 1999 gehört auch die Teilnahme von „Brot für die Welt“ an der Erlassjahrkampagne, die vor allem Nicaragua, Honduras und Bolivien betrifft.
Sie zählen zu den „high idebted Poor Countries (HIPC)“, denen ein Großteil ihrer Schulden erlassen wird, wenn die Regierungen eine Strategie zur Armutsbekämpfung entwickeln.
d) Eine - Welt - Projekte:
Bei Eine - Welt – Projekten werden zwei Komponenten finanziert: Projektarbeit im Süden und die dazugehörige Advocacy- und Kampagnenarbeit im norden. Diese Projekte entsprechen den Forderungen der Grundsatzerklärung „Den Armen Gerechtigkeit 2000“: Sie sind eine Reaktion auf die Bitten der Partner, die Menschen in Deutschland verstärkt darauf hinzuweisen, dass viele Konsumgewohnheiten auf Kosten der „Dritten Welt“ gehen.
Die Probleme bei der Produktion sind inzwischen immer mehr Menschen bekannt und sie fragen im Handel gezielt nach den fair produzierten Waren.
In keinem Land der Welt wird soviel Orangensaft getrunken wie in Deutschland. 90 Prozent des Konzentrats, das hier versaftet wird, kommt aus Brasilien. 150.000 Männer, Frauen und sogar Kinder arbeiten im brasilianischen Orangensektor. Niedrige Löhne auf den Plantagen sorgen dafür, dass bei uns der Saft so billig zu haben ist.
Die Arbeit ist hart und die Ausbringung von Pestiziden gefährdet die Gesundheit. Seit einigen Jahren arbeiten in Brasilien und in Europa verschiedene Organisationen daran, die Situation für Landarbeiterinnen und -arbeiter auf den Orangenplantagen zu verbessern. Das Ziel ist, die kleinbäuerliche Produktion zu fördern und Alternativen zu den ungerechten Produktion -und Handelsbedingungen zu entwickeln. Mittlerweile gibt es in vielen Geschäften brasilianischen Orangensaft, der mit dem TransFair-Siegel ausgezeichnet ist.
Bananen:
In Costa Rica spielt die goldene Frucht eine außerordentlich wichtige Rolle. Die
multinationalen Konzerne Chiquita, Dole und Del Monte nutzten die günstigen klimatischen
und politischen Bedingungen, um den Anbau von Bananen allein in den 90er Jahren zu verdoppeln.
Unzählige Hektar tropischer Regenwald fiel den Plantagen zum Opfer. Die Ausbringung der Pestizide mit Flugzeugenhaben ganze Landstriche verseucht.
Menschenrechte und Arbeitsrechte wurden verletzt. 25 Basisorganisationen aus Costa Rica, die katholische und die evangelisch-lutherische Kirche, Gewerkschaften und Bauerngruppen haben sich zum „Forum Emaús“ zusammengeschlossen. Gemeinsam setzen sie sich für eine sozial -und umweltverträgliche Produktion ein. Diese Aktion wird auch von „Brot für die Welt“ unterstützt.
Zusätzlich wird die deutsche „Bananen-Kampagne“ für gerechte
Produktions- und Handelsbedingungen. Die Bananen mit dem TransFair - Siegel gibt es bereits seit April 1998 in den Supermärkten. BanaFair ist in den Weltläden zu finden.
2.4. Katastrophenhilfe:
Das Konzept:
Rund 10 Millionen Mark im Jahr stellt „Brot für die Welt“ der Diakonie Katastrophenhilfe (DKH) zur Verfügung.
Bei ihrem Einsatz geht es nicht nur um direkte Überlebenshilfe durch Nahrung, Decken und Medikamente. Es geht auch um die Verhinderung von Katastrophen im Vorfeld und um Hilfe beim Wiederaufbau, der sogenannten Rehabilitation. DKH versucht, auf oft ankündigende Krisen rechtzeitig entgegenzuwirken, um die Schäden zu begrenzen. Dabei ist sie auf Spenden angewiesen schon bevor Krisen Medienwirklichkeit werden. DKH arbeitet in der Regel mit langjährigen
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