Athen -
Athen
Athen ist die größte Stadt des Landes und seit 1834 Hauptstadt Griechenlands und des Verwaltungsbezirks (Nomos) Attika. Athen ist der Sitz der Regierung. Die Stadt besteht aus 56 ehemals selbständigen Gemeinden -36 davon mit mehr als 10 000 Einwohnern - und der Hafenstadt Piräus. Die Einwohnerzahl beträgt 930 000, im Großraum mit Piräus 3.5 Millionen, welches einem Viertel der gesamten griechischen Bevölkerung entspricht.
Athen ist der wirtschaftliche Mittelpunkt in Griechenland und überragende Geschäfts-, Industrie- und Handelstadt, der wichtigste Zweig der Wirtschaft ist der Tourismus.
Athen ist außerdem kultureller Mittelpunkt durch Universität, Hochschulen, Akademien, Theater, Museen, Festspiele, Stadion etc., das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Staatskirche hat seinen Sitz hier.
In Athen befinden sich der Ausgangs- und Endpunkt der Eisenbahnlinie von und nach Soloniki, nach Belgrad und Sofia, sowie die Autobahnlinie nach Nord. Der Hafen in Piräus ist Ausgangspukt aller wichtigen Schiffahrtslinien zu den griechischen Inseln, ins westliche und östliche Mittelmeer
Das Zentrum der Stadt besteht aus der Plakà, dem mittelalterlichen Teil Athens, der Altstadt. Sie liegt am Nordabfall der Akropolis. Kleine Häuser im klassizistischen Stil mit hübschen Ziegeldächern, Gassen und Plätze mit kleineren Kirchen zeichnen sie aus.
Die Innenstadt, entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts, besteht aus vielstöckigen Geschäfts- und Verwaltungsbauten und anderen neuen Gebäude, sie besitzt ein regelmäßiges Straßennetz (im Norden: Omoniaplatz, im Osten: Syndagmaplatz).
Das Zentrum ist umgeben von Parkanlagen, wie dem Nationalpark mit Ausstellungsgebäuden (Zappeion), welche sich südöstlich des Syndagmaplatzes befinden. Mehrere Kalkstöcke umgeben das Zentrum: Akropolis (156 m), Lykabettos (277 m) und Pnyx (110 m).
Geschichte:
Der Mythos Athens beginnt in der mykenischen Frühzeit und reicht bis zur Wende vom 2. zum 1.
Jh. v. Chr.
Der Urkönig Kekrops war schlangenleibig. Unter ihm entstanden die erste Volkszählung und die ersten Gesetze, die Einführung der Einehe und des Alphabets. Der Streit von Poseidon und Athena um das attische Land fiel in seine „Amtszeit“.
Athena pflanzte den ersten Ölbaum neben das Erechtheidon.
Kekrops Nachfolger war Kranaos. Die griechische Sintflut fiel in seine Zeit. Kranaos wurde von Amphiktyon vertrieben, welcher seinerseits von Erichthonius (schlangengestalt), dem Sohn der Athena, vertrieben wurde. Nach ihm regierte sein Sohn Pandion. Pandions Nachfolger war sein Sohn Erechtheus.
Nach Erechtheus regierten seine Söhne Kekrops II und Pandion II, bis diese vertrieben wurden, Pandion II flieht nach Megara.
Aigeus, der Sohn Pandions II, regiert Athen bis er sich ins Meer stürzt, weil er Schiffe mit schwarzen Segeln ankommen sieht und denkt, die Exkursion seines Sohns Theseus sei fehlgeschlagen und dieser verunglückt. Name des Aigäischen Meers beruht auf diesem Mythos.
Der nächste König ist Theseus. Er fasst alle Bewohner Attikas im Staatsverband von Athen durch Zusammensiedlung (Synoikismos) zusammen. Theseus ist der Heros der Athener, er tötet Minotauros, welches dieTributpflicht Athens gegenüber Kreta beendet, er kämpft außerdem gegen die Kentauren, mit Herakles gegen die Amazonen, und entführt die junge Helena aus Sparta nach Attika.
Er wird von seinem Gastgeber König Lykomedes auf derInsel Skyros getötet.
Es folgen mehrere unbedeutende Könige, Thymoites, Kodros und sein Sohn Medon.Die Besiedlung der kleinasiatischen Westküste geschar durch Medons Söhne Neleus und Androklos.
Geschichte Athens:
um 3000 v. Chr. erste Siedlungsspuren (Agoràgelände, Südhang der Akropolis)
um 1400 v.
Chr. Akropolishügel wird zur befestigten Königsburg
594/593 v. Chr. Solon: neue Verfassung (keine Schuldknechtschaft, Rat der 400)
(Peisistratos, Hippias, Hipparch)
508/507 v. Chr. Kleisthenes (Beginn der Demokratie): Rat der 500, Scherbengericht
490 - 479 v.
Chr. Themistokles, Kriege mit Persern, Athen wird verwüstet, nach endgültigem Sieg Bau der Themistokleischen Stadtmauer
461 v. Chr. Perikles wird erster Mann in Athen, Ausbau der Akropolis
(30jähriger Waffenstillstand mit Sparta, (399) Gifttod-Verurteilung des Sokrates, (338) Makedonenkönig Philipp II., (336) Alexander der Große)
117-138 römischer Kaiser Hadrian gründet die Hadriansstadt rings um das von ihm vollendete Olympieion
Christentum läßt Athen zu „Landstädtchen“ werden:
426 Theodosius II (christlich) wandelt Tempel in Kirchen um, läßt antike Kultstätten schließen
529 Kaiser Justinian schließt Athener Universität und Plantonische Akademie
Besetzung durch:
1203-1204 Kreuzzüge (Palast des europ. Herzogs in den Propyläen der Akroplis)
1311 katalanische Söldner
1446 Venezianer
1456 die Türken:
Sultan Mehmet II wandelt Parthenon in Moschee um
1687 venezianische Granate zerstört den Parthenon
1821 Freiheitskampf, Athen zurückerobert durch Griechen
1826 Zurückeroberung durch Türken
Türken räumen endgültig Athen
1834 Athen wird Hauptstadt Griechenlands (König Otto I.
)
1923 Aufnahme von rund 300 000 Flüchtlingen nach kleinasiatischer Katastrophe, neue Stadtviertlel entstehen
1944 Befreiung Athens von deutscher Besetzung (1941)
Die Akropolis ist das Monument der griechischen Humanität. Sie mißt von West nach Ost 320 Meter und von Nord nach Süd 156 Meter. Ihr höchster Punkt ist 156,20 Meter hoch. Der Abfall nach Norden, Süden und Osten ist steil, sie ist nur von der Westseite aus begehbar und eignete sich so hervoragend als befestigte „Hochstadt“. Die Akropolis war lange die Burg der Könige von Athen und Sitz der ältesten Heiligtümer, später ausschließlich Burg der Götter.
520 v.
Chr. Peisistratos: „Alter Tempel“, Tempel mit Ringhalle (6:12 Säulen), Marmor-
Giebelfiguren
480 v. Chr. zertört von Persern
Themistokles: Wiederaufbau mit Säulentrommeln und Gebälkstücken
467 v. Chr. Kimon: Veränderung der südlichen Begrenzung
447 v.
Chr. Perikles: Auf- und Ausbauprogramm (Parthenon, Parthenos, Proghyläen, Tempel der
bis Athena Nike, Erechtheion (jüngster Bau: 421-406 v. Chr.): mehrere alte Heiligtümer,
406 v. Chr. z.
B. hölzernes Kultbild der Athena Polias (Stadtherrin), Echeususgrab, Grab des
Urkönigs Kekrops etc.
1687 venezianische Granate explodiert im Pathenon angelegten türkischen Pulvermagazin
und zerstört den über 2000 Jahre alten Akropolis-Tempel
® Restaurierungsarbeiten und Abräumen nachantiker Einbauten
Das auf der Akropolis befindliche Parthenon ist bzw. war der Tempel der jungfräulichen Athena. Er wurde 447-338 v. Chr.
erbaut und besteht aus 8:17 dorischen Säulen, die jeweils 10,43 Meter hoch sind, unten 1,90 Meter und oben 1,48 Meter Durchmesser haben. Das Dach ist mit Marmorziegeln gedeckt. Es sind Löwenköpfe and der Traufleiste zu sehen, bzw. auch andere Skulpturen vorhanden, die sich heute jedoch zum Teil in Museen befinden. Die vielen Bilder an Giebeln und Metoben zeigen den Athena-Poseidon-Kampf, das Dionysos, Kekrops, die Kentauren- und Gigantenkämpfe, verschiedene Kriege, die attische Gegenwart (klassische Zeit) durch den Parthenäenfestzug, u. a.
Das Dionysos-Theater wurde gebaut zwischen dem 6. und 2. Jhd. v. Chr. Es befindet sich auf der Ostseite des Südabfalls der Akropolis.
Durch seine römische Bauart unterscheidet es sich von dem Odeion des Herodes Atticus.
Dionysos ist der Gott des Rausches, der Verwandlung, der Ekstasis und der Maske
Das Odeion des Herodes Atticus ist griechischer Bauart. Es wurde 161 erbaut und befindet sich auf der Westseite des Südabfalls der Akropolis.
Der Areshügel, auch Areopag (areios pagos) genannt, ist 115 Meter hoch. Er war der Sitz des höchsten Gerichts Athens im Altertum.
Der Steinteil im Ostteil der Areopaghöhe war entweder eine Athena-Altar (Athena ist die Göttin, die den Freispruch des Orest bewirkte - einer Sage nach Aischylos) oder einer der Steine des „Zornes und der Schmach“, auf denen sich bei Gerichtsverhandlungen der Kläger und der Angeklagte niederließen.
Die Gründung dieses Gerichts aus ehemaligen Archonten fand im 8. Jahrhundert v. Chr. statt.
Das Olympieion war der Tempel des Olympischen Zeus und befindet sich südöstl. der Akropolis.
Seine Entstehungsgeschichte umfaßt rund 700 Jahre:
Peisistratos plant Bau mit 30 x 60 m (etwas unter Parthenon)
Hippias und Hipparch wollen Riesentempel mit doppelter Säulenhalle (Dipteros), 41 x 107.75 m, 8:21 ionische Säulen - nach Vertreibung Hippias eingestellt (ca. 350 Jahre)
Architekt Cossutius (römisch) unter syrischem König Antiochos IV.: Dipertos (8:20 Säulen nach korinthischer Ordnung, Höhe: 16.89 m, aus pentelischem Marmor)
Fertigstellung 300 Jahre später durch Kaiser Hadrian
Das Olympieion ist und war ein Fremdkörper für das attische Gefühl des Maßes, da es Ausdruck der Haltung der Tyrannenzeit ist, der Zeit eines syrischen Königs und eines römischen Kaisers.
Heute sind von ihm 13 Säulen mit Teilen des Gebälks plus zwei Säulen an der Südseite und einer 1852 umgestürzten erhalten.
Es ist strittig, ob die 13 Südostsäulen dem hellenistischen und die drei Südsäulen dem römischen Bau angehören oder ob sie alle in die römische Zeit gehören.
Das Pnyx ist 110 Meter hoch. Es was die Stätte der Ekklesia, der Volksversammlung, seit Kleisthenes (508/507 v. Chr.) bis zur Verlegung ins Dionysostheater (4. Jh.
v. Chr.).
Die Agorà war Athens römischer Markt. Heute ist die Agorà eine weite Grünanlage mit Fundamenten, Gebäuden, Denkmälern, Tempeln, Statuen etc.
Von der mykenischen Zeit bis ins 7.
Jhd. v. Chr. war die Agorà ein Begräbnisplatz, in der folgenden Zeit wurde sie zum Zentrum des öffentlichen Lebens der Stadt. Seit dem 11. Jahrhundert war sie ein bestehendes Stadtviertel, jedoch folgten Evakuierung und Abriss.
Zahlreiche Ausgrabungen (1941-43, 1946-60) fanden statt. Es wurden unter anderem gefunden:
- Fundamente des Apollon-Patroos-Tempel (4. Jhd. v. Chr.)
- Attosstoa: 116 m lang (Agorà-Museum)
Zwölf-Götter-Altar
Gerichtsgebäude der Heliaia, der Entwässerungskanal, das Buleuterion (Rat der 400), ein kleiner tempel der Göttermutter (Metroon)
der Rundbau des Tholos
Hephaisos-Tempel
Zeushalle
Südstoa
Heiligtum des Zeus Phratrios, der Athena Phratria
Piräus (neugriechisch: Pireéfs) ist der größte Hafen Griechenlands.
Er ist der Ausgangspunkt für Schiffsrouten nach Europa und Nahost und sehr viele innergriechische Linien.
Er erhielt eine verstärkte Bedeutung durch den Ausbau zum Athener Kriegshafen durch Themistokles. Das Hauptbecken des Hafens an der Westseite nennt sich Kantharos nach einem attischen Gefäß aufgrund dessen Form.
Durch die Zerstörung durch die Römer (86 v. Chr.) verliert Piräus als Hafen an Bedeutung, ein Aufschwung findet im 19.
Jahrhundert statt durch die Unabhängigkeit Griechenlands.
Heute wird Piräus durch die Mitbenutzung der antiken Häfen an der Ostseite: Bassalimàni und Turkomano (Mikrolímano) und die Reede von Pháliron (ältester Hafen Athens) etwas entlastet.
Antike Überreste in Piräus sind unter anderem die Schiffshallen im Hafenbecken der Ostseite und das hellenistische Theater hinter dem Archäologischen Museum.
Quellen:
Meyers Enyzklopädisches Lexikon, Band 2, 9. Auflage, Bibliographisches Institut, Mannheim, Lexikonverlag, Mannheim 1971, S. 821 ff
„Athen“, Verlag Karl Baedeker, Stuttgart, 1.
Auflage
„Griechenland“, Verlag Karl Baedeker, Stuttgart, 6. Auflage: 1991
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