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Central Park
1 Eine Idee wird geboren
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Ruf der Bürger der amerikanischen Metropole New York nach einem Stück Natur inmitten der Großstadt immer lauter. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Stadt kein Stück Land, auf dem man in Ruhe spazieren gehen, reiten oder Rollschuh laufen konnte; kein Gewässer, auf dem man sicher hätte rudern können; kein Platz für Kinder zum Spielen; kein Platz für Baseball oder Cricket. Zu dieser Zeit waren Theater und Konzerte die einzigen Unterhaltungsmöglichkeiten, die die Bevölkerung erreichten. Reiche Leute fuhren zwar von Zeit zu Zeit mit dem Schiff nach Europa, um sich im Londoner Hyde Park zu treffen, oder nach Berlin, um sich dort abzulenken. Der Rest der Bevölkerung jedoch mußte sich, sofern er es sich leisten konnte, mit Freizeitaktivitäten in der Umgebung New Yorks begnügen.
1.1 Erste öffentliche Meinungsäußerungen
Den Anstoß für Überlegungen in Richtung eines großen öffentlichen Parks machte 1848 Mr. A.J. Downing, Amerikas erster bedeutender Landschaftsdesigner, in einem Artikel, der im "Horticulturist" veröffentlicht wurde. Andere amerikanische Großstädte versuchten den Mangel durch großzügig angelegte Friedhöfe auszugleichen, die zugleich auch als Erholungsgebiete dienten.
Im Jahre 1849 veröffentlichte Mr. Downing - ebenfalls im "Horticulturist" - einen Aufsatz über öffentliche Friedhöfe und öffentliche Parks, in dem er die Bevölkerung davon zu überzeugen versuchte, daß ein großer öffentlicher Park in einer Großstadt kein Zeichen von Luxus, sondern vielmehr eine große Bereicherung für die Bewohner darstellt. 1850 reiste er nach England, um sich von dessen öffentlichen Parkanlagen inspirieren zu lassen. In einem Brief, den er aus England an den "Horiculturist" schickte, stellte er die Frage, ob New York wirklich nicht genug finanzielle Mittel hätte und ob es in Amerika nicht genug Land gäbe, um der Bevölkerung einen Park zu geben, der größer ist als zehn Acres (etwa 40.500 m2). Als dann im Jahre 1851 der Bürgermeister New Yorks, Mr.
A.C. Kingsland, in einem Brief an die Ratsversammlung das Problem klar und prägnant darstellte, erregte er die öffentliche Aufmerksamkeit und lieferte so Gesprächsstoff für alle sozialen Schichten. Sogar die Zeitungen berichteten.
1.2 Der "Gentleman" aus Europa: Robert B.
Minturn
Eine wichtige Rolle für die Geburt der ganzen Idee spielte der wohlhabende Kaufmann Robert B. Minturn, der nach einer Reise quer durch Europa mit der Vorstellung zurückkam, einen großen Park ähnlich derer in London, Paris und Wien auch in New York zu verwirklichen. Zwar war seine Frau Anna M. Wendell die eigentliche Urheberin der Idee, doch ihr Mann war es, der ein Treffen von "Gentlemen" organisierte, um über den Gedanken zu diskutieren und somit den Stein ins Rollen brachte.
1.3 Schaffung der Voraussetzungen
Bei dem Treffen fiel die Entscheidung nicht nur für einen Park, sondern für einen großen, schönen Hain nahe des East Rivers: Jones Wood.
Als Ergebnis einer Konferenz gleichgesinnter Bürger wurde ein Komitee ins Leben gerufen, dessen Mitglieder die Besitzer von Jones Wood aufsuchten, um über den Kaufpreis für die Landstücke zu verhandeln. Ferner galt es, die Behörden der Stadt zum Kauf dieses Stück Landes zu bewegen. Da in einer demokratischen Gesellschaft ein solches Vorhaben nicht von einer einzelnen Bevölkerungsgruppe durchgesetzt werden kann, mußten zuerst einmal die New Yorker selbst vom allgemeinen Nutzen des Parks überzeugt werden. Verschiedene Motivationen waren der Ausschlag für das Befürworten dieses riesigen Projekts: es läßt sich Geld verdienen, die kulturelle Stellung der Stadt kommt zum Ausdruck, die Gesundheit der Bürger wird gefördert, man kann politischen Nutzen daraus ziehen und es entstehen Arbeitsplätze.
Jones Wood war ein hügeliges, dünn besiedeltes Gebiet nahe des East Rivers. Etwa 1600 Menschen, zumeist arme Einwanderer und farbige Amerikaner lebten auf der Fläche, aus der einmal Central Park entstehen sollte.
In der nordöstlichen Ecke des Areals existierte ein Convent der "Sisters of Charity" mit einer kostenlosen Schule für Arme. Ansonsten befanden sich auf dem Gebiet nur noch einige unbewohnte Häuser früherer wohlhabender Geschäftsleute. Am 11. Juli 1851 wurde eine Verfügung erlassen, nach der die Stadt autorisiert wurde, das Areal zu kaufen. Damit war der erste Schritt getan.
2 Eine Idee wird Realität: Design und Entstehung des Central Parks
2.
1 Der Design-Wettbewerb
Im April 1857 wurde eine Kommission gebildet, die einen Wettbewerb ins Leben rief, um Vorschläge für die Gestaltung des Central Parks zu sammeln, wobei die besten Vorschläge mit Preisgeldern zwischen 400 und 2.000 Dollar prämiert werden sollten. Die Verwirklichung der Pläne sollte jedoch ein Limit von 1,5 Millionen Dollar nicht überschreiten. Der erste Entwurf kam von Egbert Viele. In seinem Plan gab es Straßen, die durch den Park führten, einen 50 Acres (etwa 200.000m2) großen Paradeplatz, ein Feld für Sportveranstaltungen und einen botanischen Garten.
Bei diesem Vorschlag hätte der finanzielle Rahmen wahrscheinlich noch eingehalten werden können. Die Parkkommission legte daraufhin einige Richtlinien für die zukünftige Gestaltung fest, die teilweise Vieles Plan als Vorbild hatten. So mußten mindestens vier Straßen durch den Park führen, um die 5th mit der 8th Avenue zu verbinden, der Paradeplatz sollte nur 20 bis 40 Acres ( etwa 81.000 - 162.000 m2) groß sein, drei Spielplätze wurden gefordert, jeweils zwischen drei und zehn Acres (etwa 12.000 - 40.
500 m2) groß. Außerdem sollte Platz für eine Ausstellungs- oder Konzerthalle sowie ein Blumengarten vorgesehen sein, ein See, auf dem man im Winter Schlittschuh laufen konnte, ein großer Springbrunnen und ein Aussichtsturm. 33 Vorschläge gingen daraufhin bei der Kommission ein. Entgegen ihrer Hoffnung waren davon nur zwei Entwürfe von nichtamerikanischen Landschaftsarchitekten, mindestens die Hälfte kam von New Yorker Bürgern selbst.
2.2 Der "Greensward Plan" und seine Erschaffer
Der erste Preis des Wettbewerbs ging an Plan 33, eingereicht von dem Parkoberaufseher Frederick Law Olmsted und Calvert Vaux, einem gebürtigen Engländer.
Olmsted hatte innerhalb der USA einen guten Ruf als Musteramerikaner, ein junger, erfolgreicher Farmer, der sogar ein Buch mit dem Titel "Walks and Talks of an American Farmer in England" veröffentlicht hatte. Später nahm seine Popularität durch ein Buch über die Südstaaten mit dem Titel "The Sea-board Slave States" weiter zu. Vaux, ein Engländer, 1852 nach Amerika ausgewandert, war Partner des Architekten und Landschaftsgärtners Downing und führte seine Arbeiten nach dessen Tod 1853 fort. Zu dieser Zeit war Vaux bereits als talentierter Architekt und Autor eines Buches über Innenarchitektur bekannt.
Nach ihren Vorstellungen sollte der Park eine Art Insel in der von Hektik und Verkehr geprägten Großstadt sein, unabhängig von dem Rest der Stadt. Alleine der Anblick sollte schon zur Erholung beitragen.
Als eine Gefährdung dieses Prinzips sah man die Straßen an, welche die 5th mit der 8th Avenue verbinden sollten. Deshalb senkte man alle vier Hauptdurchgangsstraßen acht Fuß (etwa 2,4 Meter) unter die Oberfläche ab, um die einheitliche Sicht über den Park zu erhalten. Man wollte den Park entgegen anderer Vorschläge auch nicht mit architektonischen Strukturen ausschmücken, sondern die natürliche Landschaft als Hauptattraktion des Parks erhalten. Es wurde eine Promenade in der Nähe eines Sees geplant, eine Grünanlage sollte beides verbinden. Der Cricketplatz wurde nahe der 59th Street eingeplant, um eine Nähe zu den Bahnen der 6th und 8th Avenue zu gewährleisten. Um den Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich abseits der Straßen zu bewegen, trennte man die Fahr- und Fußwege voneinander.
Zwar nahm die Parkkommission einige Änderungen an dem Plan Olmsteds und Vauxs vor, doch die Hauptbestandteile blieben weitgehend unangetastet.
2.3 Der Park entsteht
Viele Anstrengungen waren nötig, um das steinige und hügelige Areal von Jones Wood in einen Park zu verwandeln: es wurden Hügel abgetragen, andere wiederum aufgeschüttet und natürliche Wasserläufe in künstliche unterirdische Kanäle umgeleitet. So entstand mit der Zeit eine malerisch gestaltete, künstlich geschaffene "Natur". Während der ersten fünf Jahre wurden nahezu 2,5 Millionen cubic yards (etwa 1,9 Millionen Kubikmeter) Erde bewegt, 166 Tonnen Sprengstoff verbraucht, 35.000 cubic yards (rund 27.
000 Kubikmeter) granithaltiges Gestein zu Pflastersteinen zerkleinert, große Mengen an Ziegelsteinen, Sand und Kompost verarbeitet und 270.000 Bäume und Sträucher gepflanzt. In den Jahren 1859 und 1860 beschäftigte man dort bis zu 3.600 Arbeiter an einem einzelnen Tag. Bis 1866 waren insgesamt 20.000 Arbeiter an der Verwirklichung dieses Projekts beteiligt.
Unzähligen Arbeitslosen gab dieses Bauvorhaben wieder Arbeit.
Bald verwandelte sich das Gebiet in einen riesigen Bauplatz. Nach dem Baubeginn im Sommer 1856 wurden zuerst Sträucher und Bäume, die nicht in den Park integriert werden sollten, entfernt, Unrat aus dem Weg geschafft und das Gebiet exakt auf Karten übertragen. Im Frühjahr 1858 wurde damit begonnen, große Teile des sumpfigen Jones Wood unter der Leitung des Experten George Waring zu entwässern, um das Anpflanzen neuer Bäume und Sträucher zu ermöglichen. Die Entwässerung gelang mit Hilfe von Gräben, die im Abstand von 40 Fuß (etwa 12 Meter) etwa 3 bis 4 Fuß tief (etwa 1 Meter) über das ganze Gebiet ausgehoben wurden. Das so gesammelte Wasser wurde durch Siebe geleitet, die Steine zurückhielten.
Mit dem Wasser wurde ein See gefüllt, der im Winter als Fläche zum Schlittschuh laufen dienen konnte. Währenddessen planierten andere Bautrupps den zukünftigen Spielplatz, die Promenade, den Paradeplatz und viele Straßen und Wege, sie trugen Hügel ab, zerkleinerten Felsen und benutzten sie als Füllmaterial. Zuletzt deckten sie die Oberfläche mit einer 4 Fuß (etwa 1,20m) dicken Schicht Mutterboden ab. 1859 begann man damit, die geebneten Straßen und Wege zu pflastern: das zu pflasternde Stück wurde zuerst gewalzt, danach kam eine 5 Inch (etwa 13cm) dicke Schicht kleinerer Steine, darüber eine 1 ½ Inch (etwa 4cm) dicke Schicht mit Lehm und Sand vermischter feiner Schotter. Das ganze wurde dann, bevor die Pflastersteine verlegt wurden, von einer 6 ½ Tonnen schweren Walze geplättet. Die Pflastersteine entstanden aus den abgetragenen granithaltigen Felsen.
Die Baukosten sollten so gering wie möglich gehalten werden: um Kosten einzusparen wurden zunehmend die Felsbrocken mit Hilfe von Maschinen zu Pflaster verarbeitet. Dadurch konnten die Kosten für diese Arbeit um 25-30% gesenkt werden. Ein Steinmetz, der im Central Park tätig war, verdiente pro Tag weniger als einer, der außerhalb auf einer Baustelle arbeitete. Nachdem die Central Park-Steinmetze daher im Mai 1859 mehr Lohn forderten, stieg der Verdienst pro Tag um 50 Cent an. Da ein Parkarbeiter im Durchschnitt jährlich nur die Hälfte des benötigten Jahreseinkommens für eine Familie verdiente, waren viele Arbeiter auch bereit, nachts und sonntags zu arbeiten. Im Mai 1859 trat ein Teil der Arbeiterschaft in einen Streik, um eine Erhöhung der Löhne zu erreichen.
Als Antwort darauf wurden die streikenden Arbeiter entlassen und der Lohn der übrigen um 10 Cent pro Tag erhöht.
Olmsted sah die Arbeiter im Central Park als Mitglieder der ärmsten Bevölkerungsschicht New Yorks an und als nicht genügend pflichtbewußt. Deshalb wurden einige Verhaltensrichtlinien für Arbeiter aufgestellt: ein Vorarbeiter, der von seinen Arbeitern Geld verlangte oder sie dazu aufforderte, Lotterielose zu kaufen, wurde sofort entlassen. Die Anwesenheit der Arbeiter wurde zweimal täglich überprüft, um Betrügereien zu unterbinden. Ein Arbeiter, der unerlaubt länger als 5 Minuten seinen Arbeitsplatz verließ, verlor den Lohn des ganzen Tages. Dadurch wurde eine hohe Disziplin der Arbeiterschaft erreicht.
2.4 Brücken im Central Park
Das Baumaterial der zahlreichen Brücken des Central Parks sorgte für kontroverse Ansichten: Calvert Vaux plante, hauptsächlich natürliche Materialien zum Bau der Brücken zu verwenden. Er bevorzugte eine Kombination aus Marmor, Granit, braunem Sandstein und Ziegelsteinen, um, zusammen mit Kupfervitriol, einen lebendigen Gesamteindruck zu erwecken. Das teure Kupfervitriol und bestimmte Sandsteinarten durfte er jedoch nur mit Zustimmung der Parkkommission verwenden. August Belmont, ein Mitglied der Parkkommission, sprach sich dafür aus, vorzugsweise preiswertere Eisenbrücken zu bauen. Deshalb wurde von Vaux zumindest die Bow Bridge über den Skating Lake aus Eisen errichtet.
Trotz dieser Sparmaßnahmen entstanden Brücken unterschiedlichster Art, die letztlich eine Bereicherung des Parks darstellten.
3 Das Publikum des Central Parks
3.1 Richtlinien für die Nutzung des Parks
Strenge Regeln, die das Glücksspiel, das Halten von Reden und Musik am Sonntag verboten, hielten viele New Yorker dem Park fern. Die wohlhabende Bevölkerung New Yorks schaffte bald nach der Öffnung des Central Parks eine Art von Nutzungsrichtlinien, die zwar nicht schriftlich vorlagen, deren Einhaltung aber trotzdem erwünscht war. Sie legten fest, wer den Park wann und wofür nutzen durfte. Andere Regeln verboten es, Sträucher und Bäume zu beschädigen oder Vieh zum Grasen auf die Wiesen des Parks zu treiben.
Diese Verbote sollten das hohe Niveau des Parks erhalten und ein Absinken in eine gewöhnliche oder minderwertige Anlage verhindern. Die Regeln wurden meist eingehalten. Zum Beispiel schrieb die Bankierswitwe A.M. Hall Ward, daß es wegen des "anderen" Publikums für sie nicht angenehm war, eine gute Stunde früher als gewohnt in den Park gefahren zu sein. 1864 verglich eine Zeitung den Central Park mit der New Yorker Oper.
An beiden Plätzen kam die Highsociety zu einer bestimmten Zeit zusammen. Es gäbe nur diese zwei Vergnügungsmöglichkeiten für die begüterten Bürger. So wurden Besuche im Central Park zum Statussymbol der oberen Bevölkerungsschicht.3 Aber auch die Mittelklasse New Yorks nutzte den Park als Erholungsmöglichkeit bei einem Picknick, einer Bootsfahrt oder als Besucher von Konzerten. Nur Mitgliedern der Arbeiterschicht blieb der Park wegen ihrer Sechstagewoche und der für sie hohen Kosten der öffentlichen Verkehrsmittel, die sie zum Central Park gebracht hätten, nahezu verschlossen.
Im Laufe der ersten Jahre nach der Eröffnung jedoch wandelte sich der Park mehr und mehr in einen Veranstaltungsort für Sportwettkämpfe, Massenpicknicks und Militärparaden.
Im Jahresbericht 1861 hieß es, man sollte alles vom Park fernhalten, was dessen Gesamtbild beeinträchtigen würde. Nach längerer Diskussion entschied man, daß nur noch wohlerzogene Schüler und später auch Schülerinnen die Sportplätze an jeweils drei Tagen der Woche nutzen durften. Massenpicknicks, wie sie im ersten Jahr nach der Eröffnung gang und gäbe waren, wurden untersagt, militärische Paraden verboten und "The Parade" einfach in "The Green" umbenannt. Eine ausgedehntere Nutzung des Parks für solche Aktivitäten würde dessen Hauptattraktion, die natürliche Schönheit, zunehmend zerstören.
3.2 Neue Parkpolitik: Gegenmaßnahmen
Im Jahre 1870 ging die Verwaltung des Central Parks durch die so genannte Tweed Charter vollständig in die Hände des New Yorker Bürgermeisters über, der daraufhin eine neue Parkkommission bildete.
Es wuchs die Angst, das "Kunstwerk Central Park" könne durch Statuen und politische Kundgebungen unwiederbringlich zerstört werden. Die Ängste erreichten 1882 ihren Höhepunkt mit der Veröffentlichung eines Flugblatts von Frederick Law Olmsted - "The Spoils of the Park": Der Park sähe vernachlässigt aus, Politiker und die neu ernannten Kommissionsmitglieder seien nicht fähig, den Park zuverlässig zu verwalten. Sie hätten es versäumt, den Park unter die Aufsicht von Fachleuten zu stellen, die dessen Verwendung streng beaufsichtigen.
In den darauf folgenden Jahren jedoch begann die neue Kommission damit, angefangene Projekte im Central Park, wie das Karussell und Belvedere Castle, fertigzustellen. Wege und Straßen, die durch die Benutzung in Mitleidenschaft gezogen worden waren, wurden ebenso wieder instand gesetzt wie die Bepflanzung, die während der Bauzeit aus Kostengründen teilweise nur oberflächlich erledigt worden war. Dabei verfolgte die Kommission geänderte ästhetische Ziele im Vergleich zu den ursprünglich im Greensward Plan vorgesehenen.
Ende 1870 wurden sogar die beiden Gestalter des Parks, Olmsted und Vaux, als Landschaftsarchitekten entlassen. Nachfolgend veränderte man den Park zunehmend: Wege wurden begradigt, die Sicht auf Brücken freigemacht, Felsen von Moos befreit, sogar die untersten Äste der Bäume entfernt, um den Besuchern neue Ansichten auf den Park zu eröffnen. Teile der natürlichen Vegetation wurden zu Gunsten von riesigen Blumenbeeten entfernt, Springbrunnen zwischen Blumenbeeten eingefügt und Musik-Pavillions errichtet.
Olmsted und Vaux verurteilten die Veränderungen, die durch die neue Parkkommission veranlaßt wurden. Sie forderten, daß die Leitung der Kommission in die Hände eines Mannes übergehen solle, der den eigentlichen Sinn des Parks richtig verstehe und danach handle. Nach einiger Zeit erreichte es Vaux, wieder als für den Park zuständiger Landschaftsarchitekt eingestellt zu werden und verschaffte seinem Partner Samuel Parsons jun.
die Oberaufsicht über Anpflanzungen im Park, später sogar über den ganzen Park. Manchmal jedoch schien selbst Vaux vom Talent seines Zöglings Parsons nicht vollständig überzeugt zu sein.
Nach und nach wurden weitere Eingänge zum Park geschaffen, die trotz Bedenken Olmsteds mit Blumenbeeten verziert wurden, und Wege verbreitert. Außerdem forderten immer mehr New Yorker eine Beleuchtung der Wege im Central Park bei Nacht.
3.3 Enstehung eines Zoos
Im Greensward Plan war ein Zoo nicht vorgesehen, andere Planer jedoch hatten ihn mit einbezogen.
Schon nach Erscheinen des Jahresberichts 1859, der einen privat geführten Zoo forderte, riefen einige der wohlhabendsten New Yorker, unter ihnen auch F. L. Olmsted, die "American Zoological and Botanical Society" ins Leben, die mit der Planung eines Zoos begann. Binnen weniger Monate wurde der Parkkommission die Bereitstellung eines Stück Parks für einen zoologischen und botanischen Garten genehmigt. Olmsted und Vaux gliederten den künftigen Zoo in das Randgebiet des Parks ein, nahe dem Manhattan Square. Schon als er dort nach einigen Verzögerungen provisorisch fertiggestellt worden war, begannen die New Yorker bereits, dem Zoo lebende Tiere zu schenken: so bekam er nach und nach Hirsche, Gänse, Alligatoren, Pfaue, Stachelschweine, Pelikane, Präriewölfe und Füchse.
In den Jahren 1864 und 1865 kamen auf diese Weise 250 Tiere in den Zoo, im Sommer graste sogar ein Teil von ihnen auf einer Wiese außerhalb des Zoogeländes. 1870 wurde dem Zoo endlich ein dauerhaftes Zuhause in der Nähe des "Arsenal" gegeben, das aus fünf neu errichteten Ausstellungshallen bestand. Jetzt begann man auch gezielt, Tiere einzukaufen und wartete nicht mehr nur auf Spenden. Der Zoo entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer wirklichen Attraktion im Central Park. Durchschnittlich jeder vierte Besucher des Parks kam 1873 auch in den Zoo.
4 Ein Park des 19.
Jahrhunderts in einer Stadt des 20. Jahrhunderts
Die eigentlichen Gründer und Architekten des Central Parks waren im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verstorben. Um die Jahrhundertwende wurden dann weitere Veränderungen deutlich: der Park an sich blieb zwar durch die Strukturen des Greensward Plans erhalten, seine Umgebung jedoch änderte ihr Aussehen zunehmend. Immer mehr neu errichtete Wolkenkratzer rahmten den Park ein und veränderten sein Umfeld. Durch die neu errichteten Häuser, Hotels und Appartments änderte sich auch der Blick auf den Park.
Früher mußte man noch in den Park gehen, um sich zu erholen, jetzt konnte man bereits aus einem Fenster seiner Wohnung heraus den Park genießen.
4.1 Modernisierungsmaßnahmen im Central Park
Anfang des 20. Jahrhunderts, als Autos langsam ein ernstzunehmendes Verkehrsmittel in New York wurden, kam man nicht umhin zu gestatten, sie auch durch den Central Park fahren zu lassen. Viele Leute waren gegen die stinkenden und lärmenden Gefährte im Park. So wurde als Kompromiß eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 8 Meilen pro Stunde (etwa 12,8 km/h), ein paar Jahre später von 15 Meilen pro Stunde (etwa 24 km/h), festgesetzt.
1912 begann man damit, die Wege im Park zu asphaltieren, um sie dem neuen Verkehrsmittel anzupassen. Ab 1914 waren Autos in der Öffentlichkeit akzeptiert und gehörten einfach zum Stadtbild. Als jedoch in den 20er Jahren auch New Yorks Mittelschicht begann, das Auto für sich zu nutzen, kam es zu seiner flutartigen Ausbreitung, die die Straßen und auch den Park füllten. Sie wurden zu einer Gefahr für Parkbesucher. 1922 stießen 200 Autos im Park mit Laternenmasten zusammen. 1929 wurden innerhalb von 6 Stunden 8.
000 Autos auf einer der größeren Straßen des Parks gezählt. Mitte der 20er Jahre wurde der Ruf nach einem Fahrverbot der Autos im Park immer lauter. Bis 1932 diskutierte man über dieses Problem und entsprechende Lösungsvorschläge, wie kurvenreichere Straßen, drastische Geschwindigkeitslimits usw., bis man schließlich Ampelanlagen im Park installierte.
Ein weiterer Ansatz für eventuelle Modernisierungsmaßnahmen war das Lower Reservoir im Central Park, das bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch als Trinkwasservorrat diente.
Nach einem Vorschlag sollte das ehemalige Reservoir mit einer Dachkonstruktion versehen werden und trockengelegt als Vergnügungsplatz für Kinder dienen. Einem anderen Vorschlag zufolge sollte es einer Promenade zwischen dem American Museum of Natural History und dem Metropolitan Museum of Art weichen. 1917 entschied sich das Water Department anläßlich eines Jubiläums dazu, eine Anlage mit Denkmal in Auftrag zu geben, die anstelle des nun nicht mehr benötigten Reservoirs errichtet werden sollte. Der Plan des Landschaftsarchitekten Hastings sah vor, einen unter die Oberfläche abgesenkten Garten anzulegen, flankiert durch ein Amphitheater mit Sitzplätzen für 20.000 Besucher, und auf der Gegenseite einen Springbrunnen zu bauen. Dieser Plan stieß jedoch auf Kritik, da er das Gesamtbild des Parks negativ beeinträchtigen würde.
Hastings machte 1922 noch einige Verbesserungen an seinem Vorschlag, indem er, der 1. Weltkrieg lag noch nicht lange zurück, den Brunnen durch einen 150 Fuß (etwa 45½ Meter) langen "Arch of Freedom", einer Art Durchgang, ersetzte. Anfang der 30er Jahre wurden weitere Verwendungsvorschläge gemacht: unter anderem ein unterirdischer Parkplatz mit einem Spielplatz an der Oberfläche, ein unterirdischer Spielplatz mit Parklandschaft darüber oder ein Schwimmbad. Zuletzt, im Juni 1930, machte jedoch der Vorschlag das Rennen, das trockengelegte Gebiet in eine große Wiese mit zwei Spielplätzen zu verwandeln. Somit war nach über 30 Jahren Diskussion endlich eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden worden.
4.
2 Robert Moses: "A New Deal"
Für die Verwirklichung des Vorhabens bezüglich des alten Reservoirs aber fehlte das nötige Geld. Daher suchte man nach einem cleveren Mann, der die nötigen Beziehungen hatte, um staatliche Unterstützung zu erhalten. Aus diesem Grund wurde 1934 Robert Moses unter anderem die Leitung über sämtliche städtische Parks und die gesamte Wegeplanung übertragen. Sofort begann er damit, einige Verbesserungen an dem Plan, das Lower Reservoir in eine Wiese mit Spielplätzen umzugestalten, vorzunehmen. Bereits im Sommer 1934 wurde der erste der beiden Spielplätze eröffnet, zwei Jahre später war das gesamte Projekt beendet. In den darauf folgenden Jahren beschäftigte Moses zwischen 30.
000 und 60.000 Parkarbeiter in der ganzen Stadt und innerhalb von sieben Jahren vergrößerte sich New Yorks Parkfläche um circa 50% von 14.500 auf 22.500 Acres (von etwa 58,7 km2 auf 91 km2). Die Anzahl der Spielplätze erhöhte sich um mehr als das Dreifache von 119 auf 424. Unter der Leitung von Moses wurden auch die Einrichtungen des Central Parks für 2 Millionen Dollar renoviert und erneuert.
Innerhalb von nur drei Jahren wuchs die Anzahl der Spielplätze von einem auf 22, das alte Casino wich ebenfalls einem Spielplatz, einige kleinere Gebäude wurden errichtet und einige Sportplätze eröffnet. Der Park wurde mit der Zeit einem Freizeitpark ähnlich. Moses versuchte die laufenden Kosten für die Unterhaltung des Parks zu reduzieren, indem er unter anderem das arbeitsintensive gläserne Conservatorium abreißen ließ. Ordnung und Sauberkeit im Park wurden alltäglich: einheitliche Uniformen der Parkbediensteten, ein einheitlicher Anstrich der Parkgebäude, die Verhaftung illegaler Verkäufer und ein hartes Vorgehen gegen Stadtstreicher, die im Park übernachteten, waren einige der Konsequenzen.
5 Die letzten Jahrzehnte
Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich Amerika zu einer führenden Wirtschaftsnation, wobei New York zum Zentrum des internationalen Kapitalismus avancierte, zahlreiche nationale wie internationale Organisationen gründeten ihren Hauptsitz in New York.
Nachdem die positiven Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur Ende der 60er Jahre ihren Höhepunkt erreicht hatten, folgte eine bis 1977 andauernde Zeit der Rezession. In dieser Zeit verlor 1/6 der New Yorker Bevölkerung ihre Arbeitsplätze in herstellenden Betrieben und im Handel, etwa 1/3 der Firmen, die noch 1974 ihren Haupsitz in New York hatten, wanderten bis 1981 wieder ab. Bis 1979 sank das durchschnittliche Einkommen der New Yorker Bevölkerung um 16% unter den Landesdurchschnitt ab. Während Armut in ganz Amerika abnahm, nahm sie in New York zu. Eine immer größer werdende Zahl der schwarzen Bevölkerung und der Immigranten aus Südamerika lebte in Armut. Diese Veränderungen führten zu einer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich.
Immer wieder neuen Zündstoff lieferten große Zeitungsartikel, unter anderem über Raubüberfälle und Raubmorde im Central Park. Allein die Zahl der Verhaftungen im Park im Jahr 1980 hat wahrscheinlich die Vergleichszahl derer im gesamten 19. Jahrhundert übertroffen. Besonders die Angst, den Park bei Nacht zu betreten, nahm in den letzten Jahrzehnten zu. Dort, wo sich an Wochenenden noch eine halbe Million Menschen aufhielten, war nachts fast niemand zu sehen. In den 90er Jahren sind Obdachlose, die den Park zum Übernachten benutzten, längst zum gewohnten Bild geworden.
Sie betteln und durchstöbern Abfall nach brauchbaren Gegenständen. Prostitution ist besonders nachts im Park etwas Alltägliches geworden.
5.1 Central Park, Zentrum für Kundgebungen und Konzerte
Besonders Mitte der 60er Jahre wurde der Park zu einem beliebten Treffpunkt für Versammlungen und Demonstrationen. Die zweite politische Protestkundgebung in der Geschichte des Parks überhaupt fand am 26. März 1966 statt.
Es versammelten sich 10.000 Menschen am Central Park Mall, um an einer Protestkundgebung gegen den Vietnamkrieg teilzunehmen. Die Versammlung erreichte ihren Höhepunkt in einem Marsch von mehr als 20.000 Personen auf der 5th Avenue. Dieser Versammlung folgte eine Reihe weiterer Anti-Kriegs-Protestkundgebungen. Der Park wurde in diesen Jahren sowohl ein beliebter Ort für politische Demonstrationen als auch für kulturelle Bewegungen wie die der Hippies.
Mit der zunehmenden Anzahl von Veranstaltungen wuchs die Angst der Konservativen, die dem Park sein Flair des 19. Jahrhunderts nicht nehmen lassen wollten, es würde zu viel Geld für Veranstaltungen ausgegeben und zu wenig für die Pflege und Erhaltung des Parks getan werden. Deshalb dachte man über eine Einschränkung der Genehmigungen für Versammlungen im Park nach. Man befürchtete jedoch, die Bürger würden ihre Gewohnheit, sich im Park zu versammeln, inzwischen als ihr Recht ansehen und dies nicht mehr aufgeben wollen. Für die Wiedereinführung eines Verbotes von Massenveranstaltungen schien es daher schon zu spät zu sein, da auch Konzerte wie das Sommerkonzert der Metropolitan Opera und Rockkonzerte eine überwältigende Besucherschaft anzogen. Doch die finanzielle Krise der Stadt in den 70er Jahren zwang zu Einschränkungen, erst recht bei den Ausgaben für die Organisation von Veranstaltungen im Central Park.
Bis in die frühen 80er Jahre hinein wurde der Park aus Mangel an finanziellen Mitteln von der Stadt vernachlässigt und verkam zusehends.
5.2 Die Arbeit der "Central Park Concervancy"
Erst 1980 wurde die Central Park Concervancy als eine Art Wohltätigkeitsorganistation gegründet, um die jahrelang wegen knapper finanzieller Mittel unterlassenen Ausbesserungsarbeiten mit Hilfe von Spendengeldern durchführen zu können. Sowohl viele große Unternehmen und Banken New Yorks als auch eine große Anzahl von Privatpersonen unterstützten die Arbeit der Concervancy durch Spenden. In den ersten Jahren nach der Gründung beliefen sich diese pro Jahr auf jeweils rund 12 Millionen Dollar (etwa 18 Millionen Mark), bis 1995 auf insgesamt mehr als 110 Millionen Dollar (etwa 165 Millionen Mark). Die Spendengelder wurden in Wiederherstellungsmaßnahmen investiert.
Die Hauptaufgaben der Concervancy sind die Wiederherstellung und Erhaltung der Parklandschaft durch qualifizierte Landschaftsarchitekten, die Pflege der Anpflanzungen durch Bewässern, Düngen und Pflanzen sowie die Instandsetzung von Denkmälern, Brücken und Gebäuden.
Unter anderem setzte sie die Rasenfläche des Great Lawn wieder instand, die jahrelang durch Sportveranstaltungen, Demonstrationen und Konzerte gelitten hatte, legte neue Fußwege und Entwässerungssysteme an, um den schmutzigen Wegen nach stärkeren Regenfällen Herr zu werden und um direkte Zugänge zu beliebten Plätzen im Park zu schaffen. Auf der Spitze des Summit-Felsens, dem höchsten Punkt des Central Parks, begann die Concervancy ein Amphitheater zu errichten, das ein altes Gebilde aus der Zeit Robert Moses ersetzen soll. Sie ließ einen Naturalistic Walk entstehen, der Besuchern die Bepflanzung des Parks erklärt, desweiteren ließ sie in der südwestlichen Ecke des Parks eine Straße für den Verkehr sperren und verwandelte sie in einen Weg für Fußgänger, Rollschuhfahrer, Radfahrer und Jogger. Dies sind nur einige wenige Beispiele für Arbeiten der Central Park Concervancy, die jedoch das Engagement dieser privaten Institution deutlich erkennen läßt.
Die Concervancy bemüht sich nicht nur um die Instandhaltung der Landschaft im Park, sondern stellt auch eine Reihe von Weiterbildungs- und Freizeitprogrammen auf die Beine, die Jahr für Jahr von tausenden Interessierten aller Altersgruppen in Anspruch genommen werden.
Im Jahr 1995 nahmen mehr als 10.000 Schüler aller Klassenstufen an Weiterbildungsprogrammen der Concervancy teil, da der Park von ihnen nicht als eine Art Schule, sondern vielmehr als Freizeit- und Erholungsgebiet angesehen wird.
6 Central Park - ein erhaltenswerter Erholungsraum
Besonders die Arbeit der Central Park Concervancy und die große Zahl ihrer Sponsoren läßt erkennen, daß der Central Park in New York seit seiner Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit hinein einen von allen akzeptierten und auch geschätzten Erholungsraum darstellt, an dessen Erhaltung wohl alle Bürger New Yorks interessiert sind. Zugegeben hält die Angst vor Verbrechen im Park vor allem viele Touristen, die Jahr für Jahr in die Weltmetropole New York kommen, von einem Besuch des Central Parks ab, doch der Park ist fest mit der Geschichte New Yorks verbunden und wird wohl immer eine der häufigsten Assoziationen sein, die Menschen auf der ganzen Welt mit New York haben werden. Angesichts der immer mehr verschwindenden "grünen Lungen" in den Städten stellt der Central Park trotz einiger Schwachpunkte ein hervorragendes Beispiel für einen geschätzten Erholungs- und Freizeitraum inmitten einer Millionenmetropole dar, für dessen Erhaltung es sich lohnt, sich einzusetzen.
Verfasser: Michael Glanzl
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