Der begriff "obdachloser":
Der Begriff "Obdachloser"
Nicht alle Leute, die auf der Straße leben sind rechtlich gesehen, als Obdachlose zu bezeichnen. Der Begriff ist wie folgt definiert:
Als Obdachloser gilt: wem der Verlust seiner Unterkunft unmittelbar bevorsteht oder sie gegen seinen Willen verloren hat, wer in unzumutbaren Wohnverhältnissen oder in Notunterkünften lebt.
Aufgaben von Ordnungsamt und Polizei:
Es ist die Aufgabe des Ordnungsamtes, die sogenannten Nicht-Störer (Allgemeinheit) von den "Störern" (Obdachlosen) zu "befreien". Dies geschieht, indem die Obdachlosen in sogenannte Notunterkünfte gebracht werden. Hier leben sie dann für eine geringe Miete, die allerdings nicht wie ein richtiger Mietvertrag gehandhabt, sondern auf staatlicher Ebene geführt wird. Es besteht die Möglichkeit, aus einer sehr einfachen Wohnung durch gute Führung und regelmäßiges Bezahlen der Miete in eine bessere umgesiedelt zu werden.
Die Polizei ist lediglich dazu da, mögliche Anpöbelungen der "Störer" zu vermeiden. Diese werden jedoch in der Regel unter "harmlose Fälle" abgehakt. Das Betteln gilt schon lange nicht mehr als Vergehen, für das die Polizei die Wohnsitzlosen verhaften dürfe. Kommt es aber zu Belästigungen von Passanten, könnten Platzverweise erteilt werden. Nicht so gut verläuft es, wenn Körperverletzungen oder Diebstähle vorliegen. In diesen Fällen werden die betreffenden Wohnsitzlosen angezeigt und kommen bei wiederholter Straftat vor Gericht.
Die Strafe hängt natürlich auch von der Schwere der Tat und der Bereitwilligkeit zur Aggressivität ab.
Es kommt häufig vor, dass die Wohnsitzlosen hilfesuchend zur Polizei gehen, denn viele sind auf der Durchreise und wünschen Auskunft über Adressen von Unterkünften.
Gründe für die Obdach- und Wohnungslosigkeit:
Für den Abstieg in die Obdachlosigkeit gibt es viele Gründe: Probleme mit der Arbeitslosigkeit, Streit in der Partnerschaft, Verlust der Arbeit, Verschuldung, Kündigung der Wohnung, Unterbringung in Notunterkünften, Griff zu Drogen.
Männer kommen schneller in die Situation der Wohnungslosigkeit, denn Frauen sind psychisch stärker und verfallen somit nicht so leicht in Depressionen. Wenn sie jedoch erst einmal auf der Straße sind, finden sich die Männer besser in dieser Lebenslage zurecht. Frauen sind schutzbedürftiger und können sich nicht gegen körperlich Überlegene wehren.
Bei Jugendlichen sind allerdings in den meisten Fällen familiäre Probleme der Grund für ein Leben auf der Straße. Diesen wird dann dadurch geholfen, dass man sie in Jugendhilfseinrichtungen unterbringt. Diese Obdachlosigkeit entsteht meistens nur kurzfristig.
Straßenkinder
Zur aktuellen Botschaft der Medien gehört, dass die "Straßenkinder" nicht nur immer zahlreicher, sondern auch immer jünger werden. Die Großstadtjugendämter besagen allerdings das Gegenteil. Die Zahl der obdachlosen Kinder wird eher klein eingeschätzt.
Die Bahnhofsszene wird als Treffpunkt älterer Jugendliche und junger Erwachsene gezählt.
Das Bild von den Straßenkindern ist auch deshalb trügerisch, weil es hier in Wirklichkeit nicht um die „klassische“ Obdachlosigkeit geht. Kinder und Jugendlichen leben nicht über einen langen Zeitraum ohne Obdach. Es gibt sehr wenige Jugendliche, die mehr als zwei Monate wirklich draußen sind und zum Jugendamt vermittelt werden müssen.
Bahnhofsszenen haben große Anziehungskraft für Kinder und Jugendliche. Dies jedoch nicht im frei gewählten oder erzwungenen Sinne, sondern im Sinne eines Szenetreffs („ein Ort, wo etwas los ist“).
Dies ergibt sich insbesondere aus den Möglichkeiten, dort etwas zu erleben, Gleichgesinnte zu treffen und auch Akzeptanz und Nähe zu erfahren. Mit ihren sprunghaften Aktionen, den Unberechenbarkeiten, den kleinen und großen Abenteuern, bietet diese Szene offensichtlich attraktive Alternativen zu den oft eintönigen Alltagen. Damit geraten jugendliche Szenen ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Es scheint so, dass eine Reihe der in der Szene lebenden Kinder und Jugendlichen sich auf die "klassischen" Angebote nicht oder nicht mehr einlassen können oder wollen. Für die 12 bis 15jährigen Kinder und Jugendlichen werden daher neue Betreuungsangebote entwickelt. Selbständigkeit kann für diese Altersgruppe kein Ziel sein.
Vielmehr müssen soziale Beziehungen und soziale Bindungsfähigkeiten ermöglicht und gepflegt werden. Es muss Versorgung bereit gestellt werden und es muss Schutz der Kinder vor Gefährdungen organisiert werden.
Um die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die aus ihrem bisherigem Leben (Familie oder Heim) ausgebrochen sind und nun in auch illegalen und gefährlichen Szenen leben, arbeiten die Jugendhelfer mit dem Ziel Vertrauens- und Betreuungsverhältnisse aufzubauen. Hierzu gehören „Streetworkangebote“, offene Beratungsstellen und Anlaufpunkte in „Szenenähe“. Aufgabe dieser Dienste ist es vor allem herauszufinden, aus welchen Zusammenhängen heraus die Kinder und Jugendlichen in die Milieus gekommen sind.
24 Stunden obdachlos in Berlin - für 180 Mark
Ein "Crashkursus Obdachlos in Berlin", initiiert von der Obdachlosenzeitung "Strassenfeger", bietet jetzt Gelegenheit, das harte Leben auf der Straße am eigenen Leib zu erfahren.
In Begleitung eines "echten" Obdachlosen kann der Teilnehmer Suppenküchen und "Läusepensionen" der Hauptstadt kennenlernen.
Der Kurs beginnt um acht Uhr morgens mit einem Frühstück in einer Notübernachtung. Danach gibt es ein neues Outfit aus den Kleiderspendenvorräten. Schlafsack oder Decken sind nicht vorgesehen, Kontakte zu Familie und Bekannten dürfen nicht aufgenommen werden.
Teilnehmen kann jeder, die Teilnahmegebühr beträgt 180 Mark.
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