Der Dienstleistungssektor
Der tertiäre Sektor – ein Forschungsgebiet der Geographie
Der Begriff „tertiärer Sektor erschien erstmals 1933 im Buch des Ökonomen Allan Fischer. Tatsächlich hat dieser aber nicht vom tertiären Sektor an sich gesprochen , sondern über die „tertiary products“. Der Begriff „tertiärer Sektor“ wurde erst von C. Clark (1940) und von Jean Fourastié (1949) im eigentlichen, uns schon gebräuchlicheren Sinn verwendet. Alle drei meinen jedoch mit „tertiärer Sektor“ etwas anderes.
Verschiedene Begriffsinhalte bei A.
Fischer, C. Clark, und j. Fourastié
Für Fischer war die Höhe der Einkommenselastizität, die sich im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung verändert, das Kriterium, mit welchem er versuchte, die drei Wirtschaftssektoren abzugrenzen. Diese Zuordnung war jedoch nur für einen ganz bestimmten Zeitraum gültig, da sie, wie schon gesagt, von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt.
Clarks Zuordnung war rein statisch. Er zählte wirtschaftsbereiche, die dem primären und dem sekundären Sektor angehörten auf, orientiert an amtlichen Statistiken.
Den übriggebliebenen Rest ordnete er dem tertiären Sektor zu... der tertiäre Sektor als Restgröße (alles was nicht primär/sekundär ist, gilt als tertiär). Für diese verbleibende Gruppe findet er den Begriff Dienstleistungen noch am ehesten zutreffend.
Den technischen Fortschritt nimmt hingegen Fourastié als Marke für seine Einteilung.
Wirtschaftsbereiche mit normalem Fortschritt galten dem ersten Sektor zugehörig, Bereiche mit sehr großem technischen Fortschritt wurden dem sekundären Sektor zugeordnet. Alle wirtschaftlichen Tätigkeiten, die von keinem bzw. nur geringem technischen Fortschritt betroffen sind, ordnete er dem tertiärem Sektor zu. Für Fourastié war der tertiäre Sektor die „große Hoffnung des 20. Jahrhunderts“, weil durch den Fortschritt im primären und sekundären Sektorentbehrlich gewordene Arbeitkräfte in den tertiären Sektor überwechseln würden.
Die Zuordnung Clarks – mit Landwirtschaft, Industrie, Dienstleistung – ist die bei uns am gebräuchlichste.
Seine Sektoren stimmen ja auch teilweise mit laut Fourastiés seiner eigenen Theorie und Bezeichungsweise überein. Aber was nicht in Fourastiés Theorie passt: der ienstleistungssektor hat einen sehr hohe Fortschritte, z.B. in der Automatisierung im Bank- und Versicherungswesen, in der Modernisierung der Büros mittels Personalcomputer, ect...
.
Der amtliche Begriff
Das Statistische Bundesam gliedert die Wirtschaft in 10 Wirtschaftsabteilungen:
Abt. 0: Land- und Forstwitschaft, Tierhaltung und Fischerei
Abt. 1: Energiewirtschaft und Wasserversorgung, Bergbau
Abt. 2: Verarbeitendes Gewerbe (ohne Baugewerbe)
Abt. 3: Baugewerbe
Abt.
4: Handel
Abt. 5: Verkehr und Nachrichtenübermittlung
Abt. 6: Kreditinstitute und Versicherungsgewerbe
Abt. 7: Dienstleistungen, soweit von Unternehmen und freien Berufen erbracht
Abt. 8: Organisationen ohne Erwerbscharakter
Abt. 9: Gebietskörperschaften und Sozialversicherung
Alle Betriebe werden nach ihrem Unternehmensschwerpunkt zugeordnet.
Für die Betriebe 4-9 gilt, da sie weder landwirtschaftlich produzieren, noch weiterverarbeiten, dass sie dem tertiären Sektor zugehören.
Ein „quartärer“ Bereich?
Der Soziologe Hans Linde bezeichnet diese verschiedenen Zuordnungsversuche als ein „tertiäres Durcheinander, das bei regionalwissenschaftliche Analysen hinderlich sei“. Er forderte eine Teilung des tertiären Sektors in einen vom Markt abhängigen und einen durch politischen Entscheidungen bestimmten Bereich. In seinem Buch bringt er die Unterschiede zwischen den beiden in einen Topf geworfenen Bereichen noch klarer zur Deutung: „so dass sich die Frage aufdrängt, wie sie (die beiden Bereiche) im Kontext von Planungsproblemen überhaupt in einen Topf geraten und dort so lange belassen werden konnten.“ (Linde 1977, S.5)
Linde schlägt einen tertiären Sektor und eine im engeren Sinn damit verknüpfte quartäre Wirtschaftsabteilung als Lösung vor.
Erstmals benutzte Schelsky den Ausdruck quartärer Sektor als Sammelbegriff für Berufe wie Lehrer, Publizisten, Angestellte in Kinos, Reisebüros und anderen kulturellen Einrichtungen – Berufe, die Freizeitbedürfnisse befriedigen oder für Aus- und Weiterbildung dienen.
Jean Gottmann definierte den quartären Sektor als ein Sammelbegriff für Forschung und Entwicklung, Erziehungs- und Regierungstätigkeit – Tätigkeiten, die hohe intellektuelle Qualifikation und ausgeprägte Verantwortungs-bereitschaft erfordern..
Um Schwierigkeiten bei der Definition der beiden Sektoren (tertiär und quartär) aus dem Weg zu gehen, bevorzugen es viele Geographe und Autoren, schlicht vom Dienstleistungssektor zu sprechen. Aber der Begriff Dienstleistung kann bei der Einteilung der Sektoren nicht als „wirtschaftswissenschaftlicher terminus technicus“ einheitlich verwendet werden.
L.
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com