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  Ödön von horvarth

Ödön von Horvárth Elternhaus und Kindheit Am 26. Februar des Jahres 1901 heiraten der Diplomat Dr. Edmund Josef Horváth und Maria Hermine Prehnal. Am 9. Dezember des selben Jahres wird ihr erstes Kind Edmund Josef, genannt Ödön , in Fiume - dem heutigen Rijeka - in Kroatien geboren. Ein Jahr später siedelt die Familie nach Belgrad um, wo dann am 6.

Juli 1903 Ödöns Bruder Lajos zur Welt kommt. Im Jahr 1908 zieht die Familie nach Budapest weiter. Dr. Edmund Horváth wird hier als Richter am königlich ungarischen Verwaltungsgerichtshof und als Fachberichterstatter des königlich ungarischen Handelsministeriums im Ausland für Serbien angestellt. Ödön erhält seinen ersten Unterricht in ungarischer Sprache durch einen Hauslehrer. 1909 wird Dr.

Edmund Horváth in den Adelsstand erhoben, was in ungarischer Sprache am "H" hinter dem "T" des Namens Horváth zu sehen ist. Gleichzeitig wird er nach München versetzt, wohin ihm seine Familie mit Ausnahme von Ödön folgt. Sein ältester Sohn bleibt in Budapest und besucht dort das "Rákóczianum", ein erzbischöfliches Internat, in dem er eine intensive religiöse Erziehung erhält. Vier Jahre später, 1913, wird Ödön von seinen Eltern nach München geholt, wo er zuerst die dritte Klasse des Gymnasiums besucht und dann ins Realgymnasium wechselt. Über seine Schulzeit sagt er selbst: Während meiner Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache und besuchte fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war, dass ich keine Sprache ganz beherrschte.

Als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, konnte ich keine Zeitung lesen, da ich keine gotischen Buchstaben kannte, obwohl meine Muttersprache die deutsche ist. Erst mit vierzehn Jahren schrieb ich den ersten deutschen Satz. Der Weg zum Studium 1916 ziehen die Horváths erneut um. Dieses Mal nach Preßburg, wo Ödön die Oberrealschule besucht. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Zeugnisse schriftstellerischer Versuche in Form von Gedichten, von denen Luci in Macbeth. Eine Zwerggeschichte von Ed.

v. Horváth erhalten ist. Im Januar 1918 wird Dr. Edmund Horváth nach Budapest berufen. Dort stößt Ödön zu einem Kreis junger Leute - dem sogenannten Galilei-Kreis -, die mit Begeisterung national-revolutionäre Werke lesen. Das Generationsgefühl dieser jungen Leute drückt er so aus: Wir, die wir zur großen Zeit in den Flegeljahren standen, waren wenig beliebt.

Aus der Tatsache, dass unsere Väter im Felde fielen oder sich drückten, dass sie zu Krüppeln zerfetzt wurden oder wucherten, folgerte die öffentliche Meinung, wir Kriegslümmel würden Verbrecher werden. Wir hätten uns alle aufhängen dürfen, hätten wir nicht darauf gepfiffen, dass unsere Pubertät in den Weltkrieg fiel.[...] und als die Erwachsenen zusammenbrachen, blieben wir unversehrt.

In uns ist nichts zusammengebrochen, denn wir haben bisher nur zur Kenntnis genommen.. In diesem Zitat wird deutlich, dass Horváth mit dem Geist dieser Zeit nicht zurecht kommt. Seine Generation steht im Schatten der "Kriegshelden", die ihre Väter sind. 1919 verlässt die Familie Horváth Ungarn und Ödön kommt in die Obhut eines Onkels in Wien. Dort macht er an einem Privatgymnasium das Abitur.

Am 15. Oktober 1919 schreibt er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ein, wo seine Eltern leben. Schriftstellerische Anfänge Horváths erstes Buch, "das Buch der Tänze" entsteht 1920 auf Anregung von dem Komponisten Siegfried Kallenberg, dem er in München begegnet. Von diesem Buch erscheinen 1922 500 Exemplare. In München beginnt also für Horváth die erste intensive Schreibperiode. Man nennt sie auch die Zeit der "Werke auf Widerruf": Das meiste aus dieser Epoche hat er sofort wieder vernichtet oder sich später von ihm distanziert.

Horváths Anfänge wurzeln im Expressionismus: Er fühlt sich seiner Zeit ausgesetzt und versuchte sich von ihr zu distanzieren. 1924 macht Ödön mit seinem Bruder Lajos eine mehrwöchige Paris - Reise, danach beschließt er sich in Berlin niederzulassen. Neben dem Materiellen bot Berlin diesem jungen Schriftsteller auch den Stoff für seine Stücke. So stößt Horváth zum Beispiel 1927 im Büro der "Deutschen Liga für Menschenrechte", der er selbst angehörte, in Unterlagen auf Material über die Fememorde der Schwarzen Reichswehr. Der folgende Prozess gegen einen Oberleutnant wegen Anstiftung zum Fememord schlägt sich in seiner Historie "Sladek oder die schwarze Armee" nieder. In diesem Drama geht es um einen Reichswehrmann, der in seiner nationalsozialistischen Verblendung einen Mord begeht.

Horváth macht aber auch die sozialen und politischen Bedingungen, die in dieser Zeit herrschten, deutlich und macht diese sogar für den Mord verantwortlich. Dadurch provoziert er empörte Angriffe von den Nationalsozialisten. 1928 arbeitet er das Drama - wie die meisten seiner Stücke - um und gibt ihm den Titel "Sladek der schwarze Reichswehrmann". Am 4. Januar 1929 findet die Uraufführung der "Bergbahn" statt, eine umgearbeitete Fassung der "Revolte auf der Côte 3018". Die "Bergbahn" behandelt ein authentisches Unglück an der Seilschwebebahn auf die Zugspitze.


Das Thema des Stücks ist der Kampf zwischen Kapital und Arbeit. Es kommt überhaupt sehr häufig vor, dass Horváth reale Ereignisse oder auch Personen, die er tatsächlich kennengelernt hat, in seinen Werken verarbeitet. Eine Woche nach der Uraufführung bietet der Ullstein-Verlag Ödön von Horváth einen Vertrag an und er hat damit die Möglichkeit, als freier Schriftsteller zu leben. Horváth wird populär Das Jahr 1931 wird für Horváth das erfolgreichste und zumindest an äußerem Ruhm reichste Jahr. So fand in diesem Jahr auch die Premiere seines bis heute theaterwirksamsten und erfolgreichsten Stückes "Geschichten aus dem Wienerwald" statt. Am 24.

Oktober erhält Horváth den Kleistpreis auf Vorschlag von Carl Zuckmayer. Der Halbjude Zuckmayer und Horváth, der bereits in den Stücken "Sladek, der schwarze Reichswehrmann" und "Italienische Nacht" Kritik am Nationalsozialismus geübt hatte, zogen sich so noch mehr den Zorn der Nationalsozialisten zu. Horváth selbst war schon im Juni, als er als Zeuge in einem Saalschlacht-Prozeß vernommen wurde, von ihnen tätlich angegriffen worden. 1932 stellt Horváth die Stücke "Kasimir und Karoline" und "Glaube Liebe Hoffnung" fertig. In "Kasimir und Karoline" stehen ein arbeitsloser Lastwagenfahrer und eine kleine Angestellte im Mittelpunkt. In 118 Miniaturszenen werden durch genaue Sprachporträts die gehässige Gefühlswelt und der kalte Egoismus der Bessergestellten entlarvt.

"Glaube Liebe Hoffnung" behandelt wieder einmal einen authentischen Fall: Ein armes Mädchen - Elisabeth- versucht schon zu Lebzeiten ihren Körper an ein Anatomisches Institut zu verkaufen, um ihr Überleben zu sichern. Elisabeth ist eigentlich ein anständiges Mädchen, das durch die Gesellschaft auf die schiefe Bahn geraten ist. Horváth selbst sagt, dass er mit diesem Stück "den gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft zeigen..." wollte.

Der Autor wird durch die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen zum Chronisten der Weimarer Republik. Er rückt die politischen Schwierigkeiten und wirtschaftlichen Belastungen durch seine Stücke ins allgemeine Bewusstsein. Seine immer noch wachsende Popularität wird in einem Interview mit dem Bayrischen Rundfunk und in verschiedenen Autorenlesungen deutlich. Horváth zur Zeit des 3. Reichs Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 werden Horváths Stücke an den deutschen Bühnen abgesetzt.

SA-Trupps durchsuchen das elterliche Haus in Murnau. Daraufhin verlässt Ödön von Horváth Deutschland und fährt zuerst nach Salzburg, dann nach Wien. Von Wien aus muss er eine Reise nach Budapest unternehmen, um die ungarische Staatsbürgerschaft zu behalten. Als er von dieser zurückkehrt, heiratet er die Sängerin Maria Elsner. Doch schon ein Jahr später, 1934, lässt er sich wieder von ihr scheiden. In diesem Jahr werden auch in Österreich seine Stücke nicht mehr an den Theatern gespielt, nachdem er gegen die faschistische Wiener Zeitung "12-Uhr-Blatt" wegen Ehrenbeleidigung prozessiert hat.

Noch im gleichen Jahr verlässt Horváth Wien und zieht wieder nach Berlin, wo er mit Hilfe eines Bürgen dem "Reichsverband Deutscher Schriftsteller" beitritt. Außerdem versucht er sich durch Brief mit den Nationalsozialisten zu arrangieren und vermeidet jegliche öffentliche Kritik an ihnen. Ziel dieser opportunistischen Haltung ist die Rücknahme des Aufführungsverbotes von Horváths Stücken. Die Nazis zeigen sich jedoch unbeeindruckt, seine Stücke bleiben weiter verboten. Die Eindrücke, die der Autor aus dieser Zeit mitgenommen hat, finden sich später im Roman "Jugend ohne Gott" wieder. Am 13.

Dezember findet in Zürich die Uraufführung der Posse "Hin und Her", die er 1933 geschrieben hat, statt. Horváth nützt diese Gelegenheit, um mit der Schauspielerin Vera Liessem Deutschland zu verlassen. Von diesem Zeitpunkt an hat Ödön kaum noch einen festen Wohnsitz, sondern lebt in Pensionen und billigen Hotels, schreibt in Kneipen. Wien, Salzburg und vor allem Henndorf im Salzkammergut dienten ihm bis zum Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland als Bleibe. Weltanschauung Bei einem Besuch bei seinen Eltern in Possenhofen wird ihm mitgeteilt, dass ihm die Aufenthaltserlaubnis entzogen sei und er binnen 24 Stunden Deutschland zu verlassen habe. 1937 distanziert sich Horváth öffentlich von fast allen Bühnenstücken, die er geschrieben hat ("Es waren nur Versuche!") Was auf den ersten Blick eher unverständlich wirkt, lässt sich durch Horváths Erfahrungen mit dem Faschismus erklären: Er kommt zu der Erkenntnis, dass der Mensch die Wurzel allen Übels sei.

Früher war Horváth der Ansicht (ähnlich wie B. Brecht), dass die Menschen nur durch die Verhältnisse, in denen sie leben, schlecht geworden sind. Doch es lag ihm im Gegensatz zu Brecht stets fern, Lehrstücke zu schreiben, die auf eine Veränderung der Verhältnisse drängen. Der Grund dafür war einfach, dass Horváth eine fatalistische Weltanschauung hatte: Er glaubte nicht daran, dass sich die Gesellschaft verändern könnte. Horváths Ziel war und ist auch noch in der Zeit seines Spätwerkes die Desillusionierung und Demaskierung des Bewusstseins, nicht aber dessen Veränderung. In diesem Jahr schreibt er also noch einige Komödien und beendet seinen Roman "Jugend ohne Gott", der ein großer Erfolg wird und auch in viele Sprachen übersetzt wird.

Überhaupt beginnt sich Horváth zu dieser Zeit mehr und mehr der Prosa zuzuwenden ("Jugend ohne Gott", "Ein Kind unserer Zeit"), da er für seine Stücke zumindest in Deutschland keine Bühnen mehr findet. In seinem letzten Lebensjahr, dem Jahr 1938, hindern ihn Depressionen und Unzufriedenheiten im künstlerischen Bereich, die zu einer tiefgreifenden Identitätskrise führen, an der Verwirklichung weiterer Pläne. Verstärkt wird diese Krise noch durch finanzielle Sorgen. Horváths Tod Im März marschieren die deutschen Truppen in Wien ein, Österreich wird an Deutschland angeschlossen. Horváth muss Österreich verlassen und emigriert über folgende Stationen: drei Wochen Budapest, fünf Wochen Teplitz-Schönau (Tschechoslowakei), dazwischen einige Tage Prag; ein kurzer Aufenthalt in Mailand, dann zwei Wochen Zürich; zwei Stunden Aufenthalt in Brüssel, acht Tage Amsterdam und letztendlich - am 28. Mai - kommt er in Paris an.

Dort stirbt Ödön von Horváth eines unnatürlichen Todes: Am ersten Juni 1938 wird er auf den Champs-Élysées bei einem Gewitter von einem herunterfallenden Ast erschlagen, der vom Blitz getroffen wurde. Am siebten Juni 1938 wird Ödön von Horváth auf dem Friedhof Saint-Ouien im Norden von Paris beerdigt. Zahlreiche Schriftsteller, Flüchtlinge und Unbekannte geben ihm das letzte Geleit.

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