The american dream übersetzung von w. r. brown
The American Dream
W.R. Brown
[1] Als Columbus auf den Bahamas (=West Indies) landete und annahm, er habe Asien [suchte Seeweg nach Indien, daher West Indies] erreicht, schien den in der Renaissance lebenden Menschen der Traum von Grenzenlosigkeit erfüllt. Im Laufe von vier Jahrhunderten, geprägt von der Durchquerung und Besiedlung des Kontinents, entwickelte sich der American Dream. Der Reichtum des Osten war im Westen vorhanden (bzw. zur Hand), und die Hoffnung auf Erfüllung war in der gartenähnlichen Neuheit des Landes eingeschlossen.
Aus den imperialistischen Träumen, der puritanischen Hoffnung für das Jahrtausend sowie den amerikanischen Adaptionen der persönlichen Visionen (bzw. Theorien) von Locke und Rousseau formte sich der amerikanische Idealismus, der große American Dream.
[2] Eine Quelle (bzw. Säule) dieser Vision war der Traum von einem Imperium, welches - wie es James Truslow Adams in Epic of America formulierte - "dem spanischen König den Bart ansägen (bzw. absägen) und einen klugen Vorstoß gegen den Papst machen" würde. Wenngleich dieser große Entwurf bestimmt war, als Traum von einem unabhängigen amerikanischen Imperium zu bestehen, wandelte er sich Mitte des 17.
Jahrhunderts zum Traum des gewöhnlichen Bürgers vom Imperium: Persönlicher Fortschritt und die Flucht aus Europa. In den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts schrieb Adams: "Der American Dream beging in den Herzen der Menschen Form anzunehmen. Das ökonomische Motiv war unfragwürdig mächtig, oft dominierend...
aber gepaart mit diesem, war auch häufig die Hoffnung auf ein besseres und freieres Leben präsent, ein Leben, in dem man denken durfte, was man wollte und sich entwickelte, wie es einem beliebte". Um ungefähr 1750, wie Russel Nye in The Almost Chosen People vermerkte, befriedigte das merkantilistische System des Imperiums mit seinen strengen Regeln nicht mehr länger die Kolonien mit seinen vorgegebenen Mengen an Land und geringer Arbeitskraft. Die Kolonisten, welche sich von den Küstensiedlungen benachteiligt fühlten, brachen - nach Wohlstand, sozialer Anerkennung und Selbstverwirklichung suchend - westwärts in Richtung der Appalachen auf.
[3] An dieser ersten echten Grenze Amerikas, erschien den Siedler, welche durch ihre Armut gleich waren, das Ideal von Gleichheit natürlich genug, und ihr minderwertiger Status als "Buckskins" trieb sie nicht nur zum Wohlstand, sondern auch zur Minimalisierung von Klassenunterschieden. "Hier", schrieb Crevecoeur, ein Darsteller des amerikanischen Lebens, "sind keine aristokratischen Familien, keine Gerichte, keine Könige, keine Bischöfe, keine kirchliche Herrschaft..
.keine großen luxuriösen Unterschiede (refinements: eigentlich =Verfeinerungen). Die Reichen und Armen sind nicht so weit von einander entfernt wie sie es in Europa sind." So war im Traum des gewöhnlichen Bürgers auch die Hoffnung nach Gleichheit enthalten. Mit dieser stand auch eine Vision der Freiheit, im Sinne der Befreiung von der Ausnutzung durch die Obrigkeit (superior = Obere, übergeordnete). Die Amerikaner, motiviert vom Selbstinteresse, bauten übermäßig Früchte an, beobachtete Crevecoeur, "ohne, dass ein einziger Anteil von diesen von einem despotischen Prinz, einem reichen Abt oder mächtigem Landsherr eingefordert wurde.
" In einer solchen Umgebung von Reichheit (bzw. Überfluss) und Neuheit, schien es natürlich, Amerikaner als geistige Brüder des ersten Adams (Bibel) zu sehen: "Der Amerikaner ist ein neuer Mensch, welcher nach neuen Prinzipien handelt; er muss daher neue Ideen und neue Ansichten unterhalten", behauptete der Mann, welcher als "Amerikanischer Farmer" berühmt wurde. Crevecoeurs Schriften, als auch seine anderen Publikationen, führten zum "Mythos des Gartens", welchen Henry Nash Smith in seinem Virgin Land als "kollektive Repräsentation, eine poetische Idee [...], welche die Versprechungen des amerikanischen Lebens definierte" Die Grenze bot einen pardis-ähnlichen, freigiebigen Himmel für jene, die freiwillig aus den europäischen oder amerikanischen Städten kamen.
[...]
[4] Zeitgleich mit dem Traum vom Imperium existierend, bediente sich der American Dream von einer zweiten Quelle, jener puritanischen Vision von einem nahenden Millennium [Bezug zur Bibel: Apokalypse]: Die Verweltlichung [Abkehr vom kirchlichen Denken] trieb den ökonomischen Traum von Erfolg, den sozialen Traum von Gleichheit und den politischen Traum von Demokratie zugleich an. Der Traum des Millenniums war jener eines neuen Himmels und Erde. Daher besagte er eindeutig den Traum einer neuen und besseren Lebensart, den Glauben an Fortschritt durch Vorsehung eingeschlossen.
Die zentrale Hoffnung beruhte in der Errichtung eines "Neuen Jerusalems" [Bibel], einer Stadt Gottes, frei von Bosheit und voll von fröhlicher Tugend (virtue = Wert oder Tugend), ein Leuchtfeuer von Inspiration aller Menschen. Obwohl diese Vision von einem Neuen Jerusalem zu blass (bzw. fade - im Sinne von: nicht ausformuliert, nicht ausgeweitet) war und nach rund einem Jahrhundert verschwand, blieben Teile des puritanischen Traumes in einer verweltlichten (bzw. säkularisierten) Form bestehen, vor allem im Traum von einer freien, idealen Gesellschaft.
[5] Zum ersten Mal erhielt der amerikanische Traum von Wohlstand und materiellem Erfolg Anstoß (bzw. Impulse) vom göttlichen Abkommen und von puritanischer Hingabe (bzw.
Widmung, Einsatz) zur Arbeit. Cotton Mather, ein Zeuge von orthodoxem Puritanismus, offenbarte den Glauben, dass Erfolg ein Zeichen göttlicher Tugend sei und sich zu beschäftigen (bzw. arbeiten) bedeutete, gottergeben zu sein. [...
] Der Traum von ökonomischer Macht wurde Teil der Hoffnungen für das Millennium. Mit einer solchen Legitimierung der ökonomischen Motive war der Traum von Erfolg dazu bestimmt, einer der glanzvollsten Wegweiser für die erhoffte amerikanische Rückkehr zur Perfektion zu werden.
[6] Ein weiteres Leuchtfeuer des idealen Staates war die erwartete Gleichheit der Menschen. Fast unbewusst fügte sich diesem die Stärke der puritanischen Vision. Ein Teil dieser Stärke erwuchs wahrscheinlich aus dem christlichen Glauben der Puritaner, dass die Seele eines Individuums unendlichen Wert besaß, trotz des Umstandes der Erbsünde [Adam und Eva - Jeder Mensch hat bereits bei seiner Geburt eine Sünde zu Lasten]. Genau genommen jedoch, trugen die Puritaner mindestens auf drei Wegen zur amerikanischen Idee von Gleichheit bei, ungeachtet ihrer Betonung von Ungleichheit der Wahlberechtigten und Nicht-Wahlberechtigen und ihrem Misstrauen gegenüber Gleichmachern wie den Quäkern: Die Calvinisten entfernten die Priester als Bindeglied zwischen Gott und den Gläubigen, lehnten vieles in der kirchlichen Hierarchie ab und sahen Wahlen für bestimmte Teile ihres Gemeinwesens (bzw.
politischen Systems) vor.
[7] Letztlich, obgleich sie in manchen Fällen nur wenig oder gar keinen Wunsch nach Demokratie in der Regierung (oder der Religionsfreiheit) hatten, förderten die Lehren des Kalvinismus, wie sie ihn die englischen Kolonisten auslegten, die Unterstützung für den Traum von politischer Demokratie. Die im puritanischen Glauben häufig vorkommenden Motive eines nahenden Millenniums, der Gottesfurcht durch Arbeit, der weltlichen Belohnung für weltliche Tugend und dem Wert des Individuums fanden alle ihren Weg in den ausdrücklichen Inhalt des aufkommenden American Dream - in Form einer stets utopischen weltlichen Tradition, im Traum des self-made-man und einer Regierung, welche den Bürgern diente.
[8] Eine dritte Quelle des American Dream war die Ansammlung von politischen Ideen, welche der amerikanischen Revolution nahe standen. Die Ideen bezüglich der höchsten Staatsgewalt und der Natur von Macht gegen die Freiheit, kamen von den Römern, welche ihre Republik teils vom englischen Gewohnheitsrecht, teils von antiautoritären britischen Radikalen und teils führenden englischen Denkern, unter denen auch Locke war, der
den Trend des revolutionären Denkens geschaffen hatte. Locke fand den Ursprung von Herrschaft nicht in einem gottgegebenen Auftrag an einen vertretenden Herrscher, sondern vielmehr im menschlichen Bedürfnis, einen Sozialvertrag zu schließen, um die Rechte des Lebens, der Freiheit und des Eigentum, - welches ihnen in dem Zustand gehören sollte, den sie ursprünglich hatten, - zu beschützen.
Demnach fand die Regierung die Begründung für ihr Bestehen im Schutze dieser Rechte, ihre Macht in der Zustimmung der zu Beschützenden und ihren Tod, wenn sie ihren Sinn im Leben nicht mehr erfüllte.
[9] [...] Wahrscheinlich in Thomas Jefferson, dem Sprecher für die amerikanische Ansicht, fand der Prozess, Locke einzuverleiben [=making Locke at home], sein Ende. Gleich mit Locke im Glauben an einen natürlichen Staat, in die Gleichheit der Menschen und in eine Regierung, welche die Zustimmung der zu Beherrschenden (bzw.
Wähler) benötigte, veränderte Jefferson gezielt die Aufzählung des Engländers von den natürlich gegebenen Rechten und verlieh somit der Unabhängigkeitserklärung ihren Beigeschmack vom amerikanischem Idealismus. Der Mensch war in der Tat von Natur aus mit den bleibenden Rechten des Leben und der Freiheit ausgestattet; Lockes "Eigentum" aber wurde zu Jeffersons "Streben nach Glück". Diese Änderung erkannte das Streben nach einer Rückkehr zum idealen Staat, welcher sowohl den kolonialen Aristokrat als auch den rausten Buckskin draußen an der Grenze charakterisierte. Durch die Entfernung von "Eigentum" auf der Liste der Menschenrechte, stellte Jefferson sicher, dass der Staat weder die Reichen noch Bessergestellten [= wellborn - nicht im Wörterbuch] den Vorzug geben würde; zeitgleich lies sein "Streben nach Glück" den Weg für eine Unzahl von Definitionen offen: Amerikanische Aristokraten konnten von der Freiheit von Ungerechtigkeiten unter der Souveränität des Parlaments träumen; Angehörige der unteren Klassen konnten von der Freiheit von Ungerechtigkeiten der regierenden Klasse träumen. Es ist ein kleines Wunder, dass viele Kolonisten die Erklärung betrachteten, als sei sie im Himmel verkündet worden. [.
..]
[10] Durch den gesamten Unabhängigkeitkampf hindurch verstärkte der Traum der Revolutionäre von Freiheit die Tendenzen, welche bereits früher in den wirtschaftlichen und puritanischen Hintergründen des [American] Dreams aufgespürt wurden. Sein "Streben nach Glück" wurde oft mit dem Streben nach Wohlstand gleichgesetzt; das Ideal von Gleichheit blühte deutlich entlang der Grenze und stillschweigend in den puritanischen Hochburgen; die Liebe zur Freiheit - ausgedrückt im wegbereitenden [= pioneer] Verlangen, allein gelassen zu werden, um nach Erfolg zu streben und die Freiheit zu bewahren, - erreichte ein Höhepunkt [crescendo = Zeichen aus der Musik, welches ein Lauterwerden signalisiert] in den Erregungen, welche der Erklärung vorangingen. Im Gegenzug verlieh der Fortschritt der Kolonien - von Gruppierungen benachteiligter englischer Menschen zu souveränen Staaten in einer neuen, perfekteren Union - dem Traum des Durchschnitts-Menschen vom eigenen wirtschaftlichen Aufstieg, sowie der säkularisierten Version des puritanischen Millenniums, eines neuen Himmels auf Erden, sicherlich Gültigkeit.
[11] Die Amerikaner priesen die neue Epoche.
In seiner Rede in Philadelphia am 4. Juli 1778, trieb James Wilson den fortlaufenden Fortschritt zur vom American Dream versprochenen perfekten Existenz hin, als er sagte: "Ein fortschrittlicher Staat ist notwendig für das Glück und die Perfektion des Menschen. Welche Leistungen auch immer bereits errungen sind, so sollten noch höhere Leistungen (bzw. Errungenschaften) verfolgt werden. " Den Traum von Fortschritt dadurch in Verknüpfung mit dem amerikanischen Idealismus setzend, ermahnte Wilson: "Lasst uns, mit glühendem Eifer, nach vorne treiben und unaufhörlich Fortschritte in Allem machen, das die Gesellschaft unterstützt, verbessert, verfeinert oder verschönert. "
[12] Aus dem Traum des Durchschnittsmenschen von einem belohnenden wirtschaftlichen Aufschwung, aus der geschworenen Vision der Puritaner eines Neuen Jerusalems, aus dem Glauben der Allgemeinheit an naturgegebene Rechte traten die größten Kategorien des American Dream hervor: Der Glaube an die Würde und den Wert des Individuums; die Erwartung, Freiheit und Gleichheit in einer Demokratie genießen zu dürfen; die erhoffte Möglichkeit auf Erfolg und die Vision des Fortschritts.
Zusammengefasst, war es der Traum von der Wiedergewinnung des Paradieses.
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