Der zusammenbruch des sed-regimes in der ddr 1989/ friedliche revolution/ wende
Mein Blatt:
Ursachen
Heißer Sommer und Herbst 1989
Der 9. November 1989 - "Mauerfall"
1.
den unter Michail Gorbatschow einsetzenden Kurs von "Glasnost" und "Perestroika" lehnte die SED-Führung ab -> Hoffnung auf Liberalisierung
Glasnost: bedeutete in der Praxis die öffentliche Diskussion politischer Probleme und ermutigte daher zur Kritik an der sowjetischen Politik und Gesellschaft
kostspielige Sozialpolitik und die Subventionierung der Grundversorgung als auch die verfehlte Planwirtschaft (v.a. im industriellen Bereich)
beschleunigte den wirtschaftlichen Verfall der DDR
der den Staat bis kurz vor den Bankrott trieb
Bürgerrechtsbewegungen deckten massive Wahlfälschungen bei den Kommunalwahlen vom Mai 1989 auf
-> diesmal erstmalig auf öffentliche Proteste stießen
2.
unter dem Eindruck der tief greifenden politischen und gesellschaftlichen Reformen in der Sowjetunion entwickelte sich im Sommer/Herbst 1989 die Bürgerbewegung in der DDR zu einer Massenbewegung
bis Ende 1989 Anzahl der Ausreiseanträge auf über 100 000 gestiegen
im Lauf des Sommers 1989 flüchteten Tausende DDR-Bürger in bundesdeutsche Botschaften, v.
a. in der CSSR und Ungarn
Ende September ließen die Tschechoslowakei und Ungarn die Flüchtlinge in den Westen ausreisen
Im Sommer 1989 flüchtete eine zunehmende Zahl von DDR-Bewohnern in die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Budapest, Prag und Warschau
Hoffnungen richteten sich vor allem auf Ungarn
ungarische Regierung berief sich auf internationale Vereinbarungen über Menschenrechte im Rahmen der UN-Charta und der KSZE-Schlußakte von Helsinki und öffnete im September 1989 ihre Grenzen
der österreichische und der ungarische Außenminister zerschnitten Demonstrativ den Stacheldraht am ,,Eisernen Vorhang"
DDR drängte auf Rückführung ihrer Bürger ; pochte auf Vertragsregelungen aus den 60er Jahren
In Zügen, die über die DDR geleitet wurden, durften die ,,Botschaftsflüchtlinge" aus Prag und Warschau in die BRD ausreisen
Auf dem DDR-Gebiet versuchten Hunderte von Menschen auf die Züge aufzuspringen
Bis Ende Oktober 1989 wurden rund 50 000 dieser Flüchtlinge gezählt, die die Bundesrepublik Deutschland erreicht hatten
sich bildende Oppositionsgruppen galten als ,,staatsfeindlich" -> Evangelische Kirche zum Sprecher der unzufriedenen Bevölkerung
ab dem 25. September 1989 überall in der DDR zu Massendemonstrationen, über die das Regime keine Kontrolle mehr hatte
man forderte Veränderungen im Staat, aber noch keine Einheit
diese Demonstrationen wurden von der Polizei meist gewaltsam aufgelöst
7 Okt.: von Krankheit und Alter gekennzeichnete Honecker feiert noch einmal die DDR in Berlin nochmals als vorbildlichen Staat
ersten Sprechchöre: Im Gegensatz zu früheren Kundgebungen, bei denen zu hören war ,,Wir wollen raus!", heißt es diesmal trotzig "Wir bleiben hier!"
-> die angestauten Probleme nicht einfach abschieben lassen, sondern im Lande selbst geklärt werden müssen.
Gruppe macht sich auf den Weg in Richtung Palast der Republik, wo zu dieser Zeit die Partei- und Staatsführung mit ihren Gästen, darunter auch der sowjetische Reformpolitiker Michail Gorbatschow, offiziell Geburtstag feiert
Menge skandiert immer wieder ,,Gorbi, hilf uns" und ,,Wir sind das Volk"
Es kommt zu Handgreiflichkeiten, zu Verhaftungen und zum Einsatz von Gummiknüppeln
,Keine Gewalt!" ruft die Menge und strebt weiter vorwärts
Gegen Mitternacht kommt der Befehl zum Losschlagen
Außerdem versammeln sich in Leipzig rund 10 000 Demonstranten in der Nähe der Nikolaikirche und auch in vielen anderen deutschen Städten kommt es zu Protesten
9.Okt.
: In Leipzig spitzt sich die Lage der allwöchentlichen Montagsdemonstration oppositioneller Kräfte gefährlich zu
Syndrom des ,,himmlischen Friedens" (gewaltsame Lösungen wie in China, mit vielen Verletzten und womöglich auch Toten, werden nicht mehr ausgeschlossen)
es finden sich prominente Künstler (darunter der Chefdirigent des Gewandhauses Kurt Masur, ein Pfarrer und drei Sekretäre der Bezirksleitung der SED) zusammen, um eine Initiative zur Deeskalation zu starten
gemeinsame Erklärung: "Wir alle brauchen freien Meinungsaustausch über die Weiterführung des Sozialismus in unsrem Land. (...) Wir bitten Sie dringend um Besonnenheit, damit der friedliche Dialog möglich wird."
Nach traditionellem Friedensgebet größte Protestdemonstration der DDR seit dem 17.
Juni 1953:
70 000 Menschen ziehen durch die Innenstadt
Polizei hat sich fast vollständig zurückgezogen
Immer wieder alles bestimmenden Rufe: " Gorbi, hilf uns", ,, Wir sind keine Rowdies" und ,, Wir sind das Volk"
,,Wir sind das Volk":
bündelte unterschiedliche Interessen zu gemeinsamen Aufbegehren
diente als Sprengkraft und als Programm
Regierung -> Behauptung, Sachwalter der Volksinteressen zu sein
ableiten sich ihr Herrschaftsanspruch ab, der durch keine ehrlichen Wahlen untermauert
sprechen der Führung mit diesem einen Satz jede Legitimität ab
Volk nahm seine Entmündigung nicht länger hin
Forderungen: Bespitzelung und Denunziation durch Staatssicherheit ein Ende haben
offenes Land mit freien Menschen
Sinnvoller Zivildienst (Wenn man die Waffe verweigerte, wurde man zum ,,Bausoldat")
geheime und freie Wahlen
18. Okt.: Sensationsmeldung: Erich Honecker ist zurückgetreten
neuer Generalsekretär des SED- Zentralkomitee und Staatsratsvorsitzender wird auf seinen Vorschlag Egon Krenz
erstes Mal Führungswechsel, den die Bevölkerung erzwungen hatte
-> da seine Sekretäre auch abberufen Machtzentrum um Erich Honecker zerschlagen
Krenz wenig Gespür für die Erwartungen der Bevölkerung, aber erstmals Eingestehen von Fehlern in der politischen Führung
Krenz wurde von der Mehrheit der Bevölkerung nicht als glaubwürdiger Vertreter eines Reformkurses akzeptiert und konnte sich nur einige Wochen halten
Massendemonstrationen gingen dennoch weiter
4.Nov.: seit dem frühen Morgen gesamte Ostberliner Innenstadt mit Demonstranten gefüllt
Schauspieler mit grün- gelben Schärpen und der Aufschrift ,, Keine Gewalt" wirken als Ordner
Sicherheitspartnerschaft mit Volkspolizei
fordern Presse- und Versammlungsfreiheit
Nach offiziellen Schätzungen mehr als eine halbe Millionen Menschen beteiligt; die größte Protestdemonstration in der Geschichte der DDR
In den letzten vier Wochen hat sich in der DDR mehr verändert, als in vier Jahrzehnten zuvor
4. November wird zum Markstein -> SED- Führung an den Forderungen der Massen nicht mehr vorbei
am 7.
November trat Ministerpräsident Willi Stoph und am 8. November das gesamte Politbüro zurück
3.
neu formierte Politbüro einigt sich darauf, mit einem Beschluß des Ministerrates kurzfristig eine neue Regelung für Westreisen in Kraft setzen zu lassen um den anhaltenden Ausreisestrom über die CSSR künftig über die eigenen Grenzübergangsstellen abzuwickeln
Modalitäten dazu sollten am nächsten Tag von der Regierung bekanntgegeben werden
17.00 Uhr beginnt die Live- Übertragung der Pressekonferenz mit Politbüromitglied Günter Schabowski.
informiert er über die Ergebnisse des ZK- Plenums
Kurz vor Ende der Pressekonferenz, um circa 19.00 Uhr, wird er von einem italienischen Journalisten zum fehlerhaften Reisegesetzentwurf vom 6.
November befragt
heute eine neue Entscheidung zur Regelung der ständigen Ausreise getroffen worden sei
Er verliest dann die eigentlich für den nächsten Tag bestimmte Pressemitteilung, wonach künftig Privatreisen auch ohne besondere Voraussetzungen bei der Polizei beantragt werden können
Frage ,,Wann tritt das in Kraft?" - ,,Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich."
Nachrichtenagenturen AP und dpa: "DDR öffnet Grenzen"
Aufmacher der Hauptnachrichtensendungen am Abend
Tausende Ostberliner strömten daraufhin zu den Grenzübergängen
Doch dort ist alles verschlossen, denn die Offiziere haben bisher keinerlei Weisungen zur Öffnung erhalten
Gerücht, einen Versprecher oder tatsächlich um eine gültige Entscheidung ?
Grenzsoldaten sind nicht aussagefähig und völlig überfordert
halbe Stunde vor Mitternacht entschließen sich einzelne Grenzkommandanten, die Tore einfach zu öffnen
Meldung an die Zentrale: ,,Wir fluten jetzt."
Motto: ,, Wer jetzt noch schläft, der ist tot!"
über 70 000 Menschen in der Nacht vom 9. zum 10. November auf dem Weg, um die neue Reisefreiheit zu testen
Niemand hatte daran geglaubt, daß die Mauer so schnell verschwinden würde
wildfremde Menschen unter Freudentränen in die Arme und trinken ,, Rotkäppchen"- Sekt miteinander
deutsch- deutsche Wort der Stunde: ,, Wahnsinn"
Tausende aus Ost und West versammeln sich auf geschichtsträchtigem Boden, feiern zwischen Reichstag und Brandenburger Tor (durch dieses deutsche Symbol wollen alle flanieren)
West- Berliner klettern auf die Mauer und Ost- Soldaten schauen zu
Die DDR- Grenzer können die Westler erst am Morgen des 10. Novembers von ihrem Staatsgebiet vertreiben
West- Berliner mit Spitzhacken und schweren Hämmern auf das Bollwerk ein (Brocken nehmen sie als Trophäen mit nach Hause.
)
Die Ausgesuchte große Stücke werden offiziell weltweit verkauft, manche landen in Museen
in den Tagen nach der Grenzeröffnung strömen Hunderttausende Ossis in den Westen, vorbei an Grenzposten, die die Welt nicht mehr verstehen
DDR-Bürger erhielten 100 Mark Begrüßungsgeld
=> lang vermißte Waren wie Kaffee, Bananen und Radios kaufen
weder die Manipulationen bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 1989, noch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten konnten das überlebte System retten => deshalb war die Grenzöffnung letztes Mittel der SED um sich ihre Macht in der DDR weiterhin zu sichern
Blatt für die Klasse:
Der Zusammenbruch des SED-Regimes in der DDR 1989/ Friedliche Revolution/ Wende
Ursachen
Allgemeine Unzufriedenheit der Bevölkerung, weil:
der unter Michail Gorbatschow einsetzende Kurs von "Glasnost" und "Perestroika" (->Hoffnung auf Liberalisierung) von der SED-Regierung abgelehnt
Verschlechterung der Lebensverhältnisse in der DDR, aber keine Lösung der Probleme
kostspielige Sozialpolitik, Subventionierung der Grundversorgung und verfehlte Planwirtschaft -> wirtschaftlicher Verfall der DDR (kurz vor dem Bankrott)
Wahlfälschungen bei den Kommunalwahlen vom Mai 1989
Heißer Sommer und Herbst 1989
Bürgerbewegung entwickelte sich zu einer Massenbewegung
im Lauf des Sommers 1989 flüchteten Tausende DDR-Bürger in Botschaften der BRD in Budapest, Prag und Warschau
zunächst Öffnung der Grenze Ungarns zu Österreich, dann auch Ausreise der Botschaftsflüchtlinge aus Prag und Warschau per Zug
Oppositionsgruppen ,,staatsfeindlich" -> Evangelische Kirche Sprecher der unzufriedenen Bevölkerung
Ab 25. September 1989 überall in der DDR Massendemonstrationen, über die das Regime keine Kontrolle mehr hatte
Demonstrationen wurden von der Polizei meist gewaltsam aufgelöst
Forderungen nach grundlegenden Veränderungen im Staat (nicht nach Einheit)
7. Oktober: 40jähriges Bestehen der DDR von der SED in Berlin gefeiert
Abseits der Festlichkeiten findet Demonstrationen und Protestaktionen statt
Sprechchöre: statt ,,Wir wollen raus!" nun "Wir bleiben hier!"
Außerdem Parolen ,,Wir sind das Volk" und "Gorbi, hilf uns"
9.Oktober: in Leipzig größte Protestdemonstration der DDR seit dem 17.Juni 1953 (70 000 Menschen)
1. Mal kein Eingreifen der Polizei =>friedliche Revolution nimmt ihren Anfang
18.
Oktober 1989: Rücktritt Honeckers auf Druck des Volkes; wird durch Egon Krenz abgelöst
4.Nov.: größte Protestdemonstration in der Geschichte der DDR (halbe Million Menschen) auf dem Berliner Alexanderplatz
7./8. November: Rücktritt des gesamten Politbüros
Der 9. November 1989 - "Mauerfall"
neu formiertes Politbüro möchte mit einem Beschluß des Ministerrates kurzfristig eine neue Regelung für Westreisen in Kraft setzen
Näheres soll am nächsten Tag von der Regierung bekanntgegeben werden
17.
00 Uhr Pressekonferenz mit Politbüromitglied Günter Schabowski über Ergebnisse des ZK- Plenums
vor Ende der Pressekonferenz wird er zum fehlerhaften Reisegesetzentwurf vom 6. November befragt
Bekanntgabe, dass eine neue Entscheidung zur Regelung der ständigen Ausreise getroffen worden sei => verliest die Pressemitteilung des nächsten Tages
"Wann tritt das in Kraft?" - "Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich."
=> Meldung der Nachrichtenagenturen "DDR öffnet Grenzen"
Tausende Ostberliner strömten zu den Grenzübergängen, aber alles verschlossen, denn bisher keinerlei Weisungen zur Öffnung
halbe Stunde vor Mitternacht entschließen sich einzelne Grenzkommandanten, die Tore einfach zu öffnen ("Wir fluten jetzt.")
über 70 000 Menschen in der Nacht vom 9. zum 10. November auf dem Weg
West- Berliner klettern auf die Mauer und Ost- Soldaten schauen zu
Mauerfall = Symbolcharakter; Mauer erst Tage später gefallen
Öffnung der Grenzen war für die SED das letzte Mittel um ihrer Ansicht nach die Macht in der DDR noch zu sichern
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